Tetrahedron
Letters
No.28,
pp_
2351-2354,
1969. PergamonPress. Printed in Great Britain.
ZUR BIOSYNTHESE DER IRIDOIDGLUCOSIDE Hiroyuki Inouye, Shinichi Ueda, Yasuhiko Aoki und Yoshio Takeda Pharmazeutische Fakultat der Universitlt Kyoto, Sakyo-ku, Kyoto, Japan (Receivedin Germany 5 May 1969; receivedin UK for publication13 May 1969)
Wahrend angenommen wird, dass die Naturstoffe der Iridoidreihe in der Pflanze auf den Weg iiberCitronella1 (I) und Iridodial (II) gebildet werden1) , ist weiter zu vermuten, dass die letzte Verbindung ihrerseits iiberdie Bisdesoxydihydrodeacetylasperulosidsaure (111)2) (oder dessen Aglucon) in die verwird. schiedenen, hijheroxydierten Iridoid- oder Secoiridoidglucosiden iiberfiihrt In den Applikationsversuchen mit der 10-3H-Bisdesoxydihydrodeacetylasperulosidsaure (III) an den folgenden vier Pflanzen haben wir nun bewiesen, dass diese SPure tatsachlich wie erwartet in die Iridoidglucoside eingebaut wird:
Lonicera
japonica Thunb.3) (ca. 40 cm lange Zweige mit mehreren Blattern), Daphniphyllum macropodum Miq. (ca. 25 cm lange Zweige mit 10 Blattern), Aucuba japonica Thunb. (ca. 20 cm lange Zweige mit 12 Blattern) und Verbena officinalis Linn. (ca. 25 cm hohes Kraut in Bliitestadium). Die zu den Versuchen benutzte Substanz (111)4) stellten wir durch katalytische Hydrierung des Asperulosid-tetraacetats in 'HZ-Atmosphlre und nachfolgender Deacetylierung her.
Sie wurde als wassrige Ltjsungan die Pflanzen
durch Baumwolldochte iiberdie Stengel appliziert.
Isolierung der Glucoside wurde
7 Tage nach dem Beginn der Applikation auf iiblicheWeise vorgenommen. Die Glucoside wurden dann mit Ac20-Pyridin acetyliert und durch Umkristallisation bis zur konstanten Radioaktivitlt gereinigt. Die erhaltenen Ergebnisse sind in der Tab. 1. zusammengestellt. Das in diesem Versuche gewonnene radioaktive Loganin-tetraacetat lieferte bei Hydrolyse mit methanol. Baryt-Losung und nachfolgender Methylierung mit Diazomethan Loganin (IV). Kuhn-Roth-Oxydation dieses Glucosids ergab Essigslure, die die gesamte Radioaktivitat des Ausgangsmaterials beibehllt.
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Tab. 1. Applikationsversuche mit der Substanz (III)
Pflanzen
Menge und spez. Akt. von applizierter (III) dpm/m Mol
Lonicexa japonica
71,6 mg 6,12 x 109
Daphniphyllum
2,32 mg
macropodum
1,29 x 109
Aucuba japonica
1,99 mg
Verbena officinalis
isoliertes
spez. Akt. des
Glucosid
Glucosidacetats dpm/m Mol
Einbaurate %
2,14 x 107
0,27
1,90 X 105
0,605)
0,515)
Loganin (IV) Asperulosid (V)
1,29 x 109
Aucubin (VI)
3,62 x lo5
42,8 mg 6,12 x 109
Verbenalin (VII)
2,93 x 108
11
Das radioaktive Asperulosid-tetraacetat wurde mit Pd-Kohle katalytisch hydriert, mit Diazomethan methyliert und der Zempl'enschenReaktion unterworfen. Das Produkt, Bisdesoxydihydrodeacetylasperulosids~ure-methylester,ergab bei Kuhn-Roth-Oxydation wiederum EssigsPure, die 98 % der Radioaktivitat der urspriinglichen Substanz enthielt. Somit wurde zum ersten Ma1 experimentell bewiesen, dass die Biosynthese der obigen Iridoidglucoside (IV) - (VII) iiberdie Slure (III) (oder dessen Aglucon) verlluft. Es wurde schon festgestellt, dass Loganin eine Zwischenstufe auf dem Biosyntheseweg verschiedener Indolalkaloide ist6) .
Dartiberhinaus ist vor kurzem
durch Experimente an Swertia caroliniensis nachgewiesen worden, dass die Biosynthese des Gentiopicrosids iiberLoganinsPure (VIII) (freie Sgure von (IV)) verlluft7). Unter Beriicksichtigungder Struktur des Loganins (IV) scheint es such sehr wahrscheinlich, dass die hoher oxydierten Iridoidglucoside wie Asperulosid (V) iiberLoganin (IV) (evtl. (VIII)) gebildet werden. So haben wir die Applikationsversuche mit dem radioaktiven Loganin (IV), das im voranstehenden Experiment gewonnen wurde, an Pflanzen von Gentiana triflora Pall var. japonica (Kusnez.) Hara (ca. 30 cm hohes Kraut in Blutestadium) sowie Daphniphyllum macropodum Miq. (ca. 25 cm lange Zweige mit 8 Bllttern) durch-
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Tab. 2. Applikationsversuche mit Loganin (IV)
Menge und spez. Akt. von appliziertem (IV) dpm/m Mol
Pflanzen
Gentiana triflora
Daphniphyllwn macropodum
isoliertes
spez. Akt. des Glucosidacetats dpm/m Mol
Glucosid
30,3 mg 2,27 x IO6
Gentiopicro-
12,6 mg 1,95 x 107
Asperulosid
sid (IX)
(V)
Einbaurate %
2,12 x 104
4,s5)
7,87 x 103
0,455)
geftlhrtund Inkorporation in Gentiopicrosid (IX) und Asperulosid (V) tiberpriift. Dabei wurde die Aufarbeitung genau so wie bei den oben erwlhnten Versuchen vorgenommen. Die Resultate werden in der Tab. 2. angefiihrt. Mit diesen Versuchen wurde wiederum festgestellt, dass Gentiopicrosid biosynthetisch iiberLoganin (IV) (Equivalent der Loganinsgure (VIII)) als Vorllufer gebildet wird, und zwar, in Erwlgung der bislang erhaltenen Befunden7),8),9)9 iiberSecologanin, Swerosid und Swertiamarin. Durch diese Versuche wurde weiter nachgewiesen, dass Asperulosid (V) in der Pflanze via Loganin (IV) gebildet wird.
(I)
PY
0
pw (IX>
H
.
EOR .
(IV) R&H, (VIII) R=H
d
-
L H
s ‘H;’
AC
&glu (V>
H\ \ w
H H2
H ii I \II\
0 o-glu
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Diese Tatsache
legt nun die Vermutung
der hijher oxydierten Gardenosid"),
Monotropein')
usw. such tiber Loganin
seinerseits
eine Vorstufe
such dariiber gebildet wird.
dass das C9-Iridoid
Aucubin
fiir Catalposid 12) usw. darstellen
(III) gebildet
NPheres iiber die Bildungsprozesse berichtet
(IV) (evtl. Loganinsaure
Dagegen scheint Verbenalin
durch direkte Oxydation der Substanz
einer Reihe
Paederosid 10) , Geniposid,
wie Scandosid,
Dariiber hinaus ist zu vermuten,
(VIII)) verlluft. (VI), welches
Iridoidglucoside
nahe, dass die Biosynthese
diirfte,
(VII) in der Pflanze
zu werden.
dieser Iridoidglucoside
wird in Kiirze
werden. LITERATUR
1) D. A. Yeowell u. H. Schmid, Experientia E,ZSO
(1964).
21 H. Inouye, T. Arai u. Y. Miyoshi, Chem. & Pharm. Bull. (Tokyo) 12, 888 (1964). 3) Auf den privaten Weg teilte Herr Prof. H. Kakisawa,
Tokyo Kyoiku Universitat,
uns mit, dass diese Pflanze Loganin enthllt. 4) Nach dem Resultat der Kuhn-Roth-Oxydation
der radioaktiven
findet sich 87 % der in (III) eingefiihrten Aktivitlt den C-Atomen
8 und 10 entstammenden
Essigsaure.
vitat am C-10 findet im folgenden ErklPrung: des Asperulosid-tetraacetats am C-10.
Substanz
in der Methylgruppe
Die Konzentrierung
Bei katalytischer
erfolgt zuerst die Hydrogenolyse
Dabei kommt die zu hydrierende
(III) der
der Akti-
Hydrierung
der OH-Gruppe
Substanz aus technischen
Griinden
zuerst mit wenig 3H2 und darauf mit einem grossen Volumen Hz in Beriihrung. 5) Berechnet unter der Annahme, Substanz
im isolierten
6) A. R. Battersby,
Glucosid beibehalten
der applizierten
wurden.
R. S. Kapil, J. A. Martin u. L. MO, Chem. Comm. 1968, 133;
P. Loew u. D. Arigoni, 7) R. Guarnaccia,
dass zwei Drittel der AktivitPt
ibid. 1968, 137.
L. Botta u. C. J. Coscia, J. Am. Chem. Sot. 91, 204 (1969).
8) A. R. Battersby, A. R. Burnett u. P. G. Parsons, Chem. Comm. 1968, 9) H. Inouye, S. Ueda u. Y. Takeda, Tetrahedron
Letters
IO) H. Inouye, S. Inouye, N. Shimokawa u. M. Okigawa,
1280.
1968, 3453.
ibid. 1968, 683
11) H. Inouye, S. Saito, H. Taguchi u. T. Endo, ibid. 9,
im Druck.
12) J. M. Bobbitt, D. E. Kiely, A. Y.-w. Lam u. E. I. Snyder, J. Org. Chem. 32, 1459
(1967).