Tetrahedron Letters No.8, pp. 445-450,1965. Pergamon Press Ltd. Printed in Great Britain.
ZUR STRUKTUR EINIGER TETRASUBSTITUIERTER
APORPHINALKALOIDE
R. Tschesche, P. Welzel und G. Legler Organisch-Chemisches
Institut aer Universitat Bonn
(Received 27 December 196r)
In letzter Zeit warden von drei Arbeitskreisen droxy-dimethoxy-aporphinalkaloide
neue Dihy-
vom Glaucintyp beschrie-
ben (l-3), die wir beim direkten vergleich als identisch etal. (1) haben ihre neue Base (3). Tomita Isoboldin genannt; sie sollte die beiden freien OH-Gruppen an C-2
befanden undC-5
des Aporphingeriistes haben, w@ihrend C 1 e z y
et
al. (2) fur das N-Methyllaurelliptin
die Struktur eines
3,6-Dihydroxyl2,5-dimethoxyaporphins
vorschlugen. RI
Isoboldin
(1)
N-Methyllaurelliptin
‘CH,
Boldin
(2)
(6)
Glaucentrin
(4)
(5)
0-Methylboldin 0-Methylisoboldin Glaucentrin
(neue Formel)
Fiir unser Alkaloid A aus Symplocos celastrinea wir an, da13 eine der beiden freien OH-Gruppen befand, da ein Mono-O-methyl-A, Methylierung
mit Diazomethan,
mit N-Methyllaurotetanin
"4
H CH3 H CH3 H CH3 H CH3 H
N-Methyllaurotetanin
R3
R2
CH3, CH3
H
CH3 CH3 CH3
H
H CH3 CH3 CH3 H CH3 CH3 CH3 H CH3 CH3 CH3 CH3 CH3 H CH3 (3) nahmen sich an C-3
erhalten durch partielle
in seinen Eigenschaften
weder
(4) (freies OH an C-2), noch mit
u46
N0.B
Glaucentrin
(5)
(freies c)H an C-51, noch mit einem durch
partielle Methylierung von Boldin (6) erhaltenen O-Methylboldin (freies OH an C-6, denn die Verbindung war von NMethyllaurotetanin
verschieden)
#)iibereinstimmte. Dieser
Befund schien mit dem Strukturvorschlag
von
T o m i t a
et al. fur das Isoboldin nicht vereinbar. Die 2. OH-Gruppe des Alkaloids A mul3te sich im Ring A befinden, denn nach Oxydation des Diathylathers 5-Methoxy-4-athoxyphthalsaure. wohl die Formulierung von Methyllaurelliptin
entstand
Unsere Ergebnisse lieDen so-
Clezy
et al. fiir das N-
als_auch eine mit vertauschten
Substi-
tuenten im Ring A su. Sie beruhten allerdings auf der Voraussetzung,
dal3 die Strukturformeln
von Boldin, N-Methyl-
laurotetanin und Glaucentrin richtig sind. Urn die Ursachen der Unstimmigkeiten
aufzuklaren,
stellten
wir aus dem Alkaloid A (Isoboldin) das 2. mogliche O-Methylderivat da:?, indem wir die leichter zu verathernde mit dem Tetrshydropyranylrest mit Diaxomethan methyliert.
OH-Gruppe
blockierten. AnschlieBend
wurde
Nach Abspaltung der Schutzgruppe
entstand N-Methyllaurotetanin,
wie der Vergleich des Hydro-
b?omids mi-; einer authentischen Probe zeigte; die eine freie OH-Gruppe .nuBte
sich also an C-2 im Ring D befinden. ##)
Nach aem Ergebnis des oxydativen Abbaus des Alkaloid-A-diathylathers sollte die 2. OH-Gruppe im Ring A liegen. Da der durch direkte Umsetzung mit Diazomethan
erhaltene Monomethyl-
tither nicht mit dem auf analoge Weise dargestellten
O-Methyl:
boldin (freie OH-Gruppe an C-6) iibereinstimmte, konnte die freie OH-Gruppe nur an C-5 ihren Platz haben.
#)
##I
Wir haben inzwischen das kristalline Hydrobromid des OMethyl-boldins dargestellt und konnten die friiher nur durch chromatographischen Vergleich erhaltenen Ergebnisse. bestatigen. Boldin lie13 sich auf diese Weise nicht umsetzen. Unter den Methylierungsbedingungen wurde der Tetrahydropyranylrest wieder abgespalten und es entstand fast nur Glaucin. Dagegen konntendurch partielle Verseifung von Boldindiacetat zwei Monoacetate erhalten werden. die nach UmsetzunP mit Diazomethan una Spaltung der Esterbindung N-Methyllaurotetanin und 0-Methyl-boldin (freies OH an C-6) ergaben. Aus Isoboldindiacetat wurde unter den gleichen Bedingungen nur ein Monoacetat und daraus 0-Methylisoboldin (freies OH an C-5) gebildet. (7)
No.8
447
Setzt man die- Formeln fiir Boldin und N-Methyllaurotetanin als richtig voraus, so ist damit die Isoboldinformel von T omit
a
(freie OH-Gruppe an C-2 und C-5) auf
etal.
Wege bewiesen. Eine weitere Bestatigung
einem unabhangigem
dieser Struktur stellt die Umwandlung isochinolinium-alkaloids dative Cyclisierung
des Benzyltetrahydro-
Tembetarin in Laurifolin durch oxy-
dar (S), denn Isoboldin-methochlorid
ist mit Laurifolin-chlorid
identisch
Formel des Laurelliptins von
(1). Damit scheint die
C 1 e z y
et al. (2) wider-
legt zu sein und wir schlagen vor, fiir das N-Methyllaurelliptin den Namen Isoboldin als den Blteren beizubehalten. Da Glaucentrin mit keinem der 7 Monomethylather und Isoboldins
des Boldins
(freie OH-Gruppen an C-2, C-5 und C-6) iiberein-
s'immt " f ist eine widerspruchsfreie Einordnung nur dann mBglich, wenn man die freie OH-Gruppe des Glaucentrins nicht nach C-5 sondern nach C-5 in den Ring D legt. Es ware dann die zum Cocsarmin
(9) gehorende tertiare Base.'Die gleiche
Struktur wurde kiirzlich dem Rogersin zugeschrieben aber wahrscheinlich
(lo), das
anders zu formulieren sein wird (11).
Ein quartares Alkaloid aus Fagara tinguassoiba - nach R i g g s et al. (12) mit der Struktur eines 6-Hydroxy-2,3,5-trimethoxyaporphiniumsalzes
- besitzt nach
et al. die gleiche
Clezy
Anordnung der Substituenten wie O,N-Dimethyl-laurelliptin (0-Methyl-isoboldin).
Nach unseren Ergebnissen
tragt es da-
mit die freie OH-Gruppe nicht an C-6 sondern an C-5. Aus dem Gesagten ergibt sich die Zuordnung der 4 mijglichen 0-Desmethylglaucine.
In der Literatur ist jedoch noch ein
weiteres, das Thalicmidin beschrieben, verschiedene
Strukturformeln
Alle hier genannten Glaucinderivate gegen
fiir das schon mehrere
vorgeschlagen
wird fiir das Thalicmidin
worden sind (13-17)..
sind rechtsdrehend,
da-
eine spez. Drehung von -84'
angegeben. Es ist deshalb wahrscheinlich, da13 Thalicmidin der Antipode einer dieser Verbindungen ist. Die gute Ubereinstimmung des Absolutwertes der Drehung und der physikalischen Daten mit denen des C-Methylisoboldins legen nahe, da13 es sich beim Thalicmidin urn (-)-5-Hydroxy-2,5,6-trimethoxy-aporphin handeln kiinnte. Thalicmidinmethojodid ware
't48
No.8
dann als I-Form vom Jodid aes Fagara-Alkaloids Diese Forrulierung vorschlag von
anzusehen.
steht in Einklang mit einem Struktur-
J u n u s s o w
et al. fiir aas Thalicmidin
(15,161 Wir danker Fraulein H. Schafer fiir ihre gesch ickte exper imentelle litarbeit. Beschreibung
der
Versuche
Die Bestimmung der physikalischen Daten una die praperative Dinnschichtchromatographie erfolgten wie bei (3) angegeben. 0-Methylbcldin Boldin wurae mit Diazomethan partiell methyliert und das Monomethylderivat nach (3) aus dem Reaktionsgemisch abgetrennt. Da Kristallisationsversuche ohne Erfolg wnren. wurde die glasige Substanz in wenig Methanol gelgst und'mit der berechneten Menge 48 proz. HEW versetzt. Zugabe von lither bis zur Triibung fihrte zunachst zur einer gallertartipen Abscheidunz, aus der sich im Verlsuf einicer Ts;e drusenformige Nadelbtischel entwickelten. Eine geringe Mense noch vorhandenen amorphen Materials wurde mit wenig Methanol in Losung gebracht und die abgesaugten Kristalle aus Methanol,umkristallis'ert. Fasic farblose Nadelbiischel, Schmp. 198-205 (Zers.) 5 = + 26 (C=l, [aID xthanol). C20H23C4N
' HBr (422,3) Methoxylgehalt
ber. f. 3 (X3-0: 22,05 $ gef.:
Brom
ber: gef.:
N-Methyllaurotetanin
22,51 $ 18,92
%
19,38
%
aus Isoboldin
128 mg Isoboldin wurden mit 5 ml Dihydropyran una 76 mg p-Toluolsulfonsaure versetzt. AnschlieBend wurde tronfecweise sovie Acetonitril zugegeben, bis eine homogene Lgsung e-ntstanden war. Der Ansatz blieb iiber Nacht bei 37 stehen, wurde dann mit 60 ml Benz01 verdiinnt, 2 x mit 5 proz. Sodalosun:; und einmal mit dest. "asser gewaschen, iiber ;agTOfie;;:';;;k;e;u;d&gedampft. Anschlfesend wurde in mit uherschussige~ atherieche. . Diazomethan versetzt und i8 Stunden bei Raumtemperatur gehalten. Bach Eindampferi wurde in 10 ml Methanol aufeenommen und mit 4 Tro-pfen konz. HCl angesbuert. Nsch 30 min wurden 10 ml dest. H,O zugesetzt, der Ansatz 3 x mit CHCl ausgeschiittelt und-nach Sinstellen auf DH 8,5 ernevt ml'2 CHCi extrahiert. Die basische Fraktion zeivte im Diinnschicht-' chrometoCramm die Flecken von Isobolain, N-Methyllaurotetanin und weniz Glaucin. Sie wurde durch pragarative Dinnschicht x mit CHCl + 2% pes. meth. (en 40 g Kieselgel HF2544$wurde ges. 2meth. NH3 eztwickelt) geNH3 una 2 x mit CPC!13
449
No.8
trennt. Fr.1: N-Methyllaurotetanin: boldin: 50,5 mg:.
54,(! mg; Fr.2: Iso-
54.8 ma N-Pethvllaurotetanin von Fr.1 wurden in 2 ml kiethanol-gelost ;nd mit 0,@2 ml 48 proz. HBr versetzt. Durch Zuqabe von ;ither wurde das Hydrobromid ausnefallt. ITach viermaligem Umkris&allisieren aus I~ethanol‘scbmolz die Verbindung bei 229-30 und gab keine Schmelznunktsderression mit einer authentischen Probe von N-Itiethy?_laurotetanin. Die Rf-Werte in den Systemen Cyclohexsn/Chloroform;'Diathylamin = 5:4:1 (18) und Chloroform + 2 7; ges. meth. M3 waren gleich. Die IF.-Spektre? in KRr zeigten gleichen Verla a f.
450
(1)
No.8
H.CYikamatsu,
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E,
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