373
Journal of Organometallic Chemistry. 169 (1979) 373-380 0 ElsevierSequoiaS.A.,Lausanne-PrintedinTheNetherlands
Peter Jutzfund Arnulf Seufert Institut fiirAnorganische Chemie der Universit$t 8700 WGrzburg, Am Hubland CEingzgatigen den 17. Januar
19791
Summary Borylcyclopentadienyl-trimethylsilanes react with titaniumtetrachlorideunder 5 cleavageof the C-Si bond to the n -borylcyclopentadienyl-titanium(IV)trichlorides I-V. The dichloroboryl complex I can be converted to the dimethylborylcomplexVI by reaction with tetramethylstannane.The lH-, 13C- and "B-c.m.r.spectra of the new compounds are described. Zusammenfassung Borylcyclopentadienyl-trimethylsilane reagieren mit Titantetrachlorid unter Spaltung der C-Si-Bindung zu den q5-%orylcyclopentadienyl-titan(IV)trichloriden I-V. Der Dichlorboryl-Komplex I kann durch Reaktion mit Zinntetramethyl in den Dimethylboryl-KomplexVI ijberfiihrt werden. Die 'H-, 13C- und " 8-NMR-Spektren der neuen Verbindungen werden beschrieben. __~..___. __-A.
_..-.._ _~_... ~_ - . .._~_.__._._.
Am Cyclopentadienring verschiedenartig substituierte Cyclopentadienylsilane eignen sich aufgrund ihrer reaktiven KohlenstoffGlicium-Bindung sehr gut zur schonenden iibertragungvon Cyclopentadienylligandenauf andere Hauptgruppenelemente Cll~ Der Vorteil dieses Syntheseverfahrensliegt darin, daB die Anwesenheit eines
starken Nukleophils, welcheti starende Nebenreaktionen eingehen kann,
vermieden wird. Der Transfer eines Cyclopentadienylligandenauf Nebengruppenelemente
ist
ebenfalls
mijglich,
wie
van
Abel C21 und
in unserem Arbeitskreis 131
qefunden worden ist. LJirberichten hier iiberein Verfahren, borsubstituierte Cyclopentadienylliganden auf das Element Titan zu dbertragen. So entstehen bei der Umsetzung verschiedener Borylcyclopentadienyl-trimethylsilane mit Titantetrachlorid schon unter milden Reaktionsbedingungendie entsprechenden ~-Borylcyclopentadienyl-titan(IV)trichloride.
374
TiCll - ICH&SiC\ TiC+
Zur Demonstration dieses Verfahrens haben wir bisher die Komplexe I-V hergestellt. Der Reaktionsablauf lat3tsich anhand des entstehenden Trimethylchlorsilans 1 H-WR-spektroskopisch einfach verfolgen. Durch Umsetzung von I mit Tetramethylstannan gelingt der Austausch beider Chloratome gegen Rethylgruppen, wobei der
vBCt2
pBBr2
~[OCZH&
T,c\3
Tic13
TiCI3
I
I
ni
(CH313SiQBBr2
(CH$3Si~E310cZHS12
TiG3 m
~S(Cf-$,
Ti Cl3 P
mr
Dimethylborylcyclopentadienyl-titan-Komplex VI entsteht. Die Komplexe I-VI sind gelbfarbige Feststoffe bzur.viskose Fliissigkeiten,die qr6Utenteils recht luftund feuchtigkeitsempfindlichsind. Mit steigender Lewis-Aciditat der Borylgruppe aird
eine Abnahme der thermischen Stabilit'dtund eine Zunahme der Reaktivitat
gegeniiberAtmosphsrilien beobachtet. So sind die Verbindungen II, IV und VI extrem luftempfindlich,und Verbindunq VI zersetrt sich bereits bei Raumtemperatur langsam unter Rotfarbung. Eine Synthese von Borylcyclopentadienyl-metall-Komplexen aus Metallhalogenid und Borylcyclopentadienyllithium-oder -natriumverbindungenist nicht mtiglich:Bei Versuchen zur Darstellung der Borylcyclopentadienyl-alkalimetall-Verbindungen koml es zur Spaltung der B-C-Bindung C3,41. Am Cyclopentadienylringborsubstituierte Ferrocen- und Cymantrenderivate sind bereits von Siebert durch direkte Eiorylierun, der Metallocene dargestellt worden 151.
Spektroskopische Untersuchunqen Die Protonenresonanzspektrender Komplexe I, II, III und VI zeigen fiirdie o(2,5)- und B(3,4)- Protonen zureiunsymmetrische Pseudo-Triplet& (A&-System),
375 uie sie fijrmonosubstituierten 5-Cyclopentadienyl-Komplexetypisch sind C3,51. Das
bei tieferem Feld wird den cr-Protonenzugeordnet, da sich ein
Trip&At
elektronenziehender Substituent auf die a-Positionen starker entschirmend ausuirken sollte (vergl. CSI). Die am Cyclopentadienylringzueifach substituierten Kompiexe IV und V zeigen Spektren hijhererOrdnung (ABX-System). Fiirdas H5-Proton erscheint ein Multiplett bei tieferem Feld, Ghrend
-die Protonen h2 und H3
ein gemeinsames Multiplett bei hijheremFeld ergeben. Diese Zuordnung steht im Einklang mit derjenigen bei 1,3-Bis(trimethylsilyl)cyclopentadienyl-titanKomplexen C31. In den lH-NNR-Spektren (siehe Tabelle 1) macht sich der EinfluB
Tabelle 1:
1H-NPIR-Daten(6,ppm) der Komplexe I-VI
H 2,s
H 3,4
7.60 t
7.27 t
II
7.48 t
7.18 t
III
7.14 t
6.87 t
Verb.
!I
8-R
4.13q;1.27 t
AH Z/3
Solvens
0.33
ccl4
0.30
CH2C12
0.27
CC14 ccl4
J=6Hz 7.43 t
7.17 t
1.25
0.26
HZ
H 4,5
B-R
Si(CH3)3
IV
7.75
7.49
u
7.53
7.30
VI
0.45 4.27q31.37 t
0.37
CH2C1, .CH2C12
3=6Hz
CH 2/3 = H 25 - H 34; fur I, II, III und VI: J2 3 = 2.6 Hz ,
der Borylgruppen insofern bemerkbar, als mit zunehmender Lewis-Aciditat der Borylgruppen die Signsle geringfiigignach tieferem Feld verschoben werden. Analoge Effekte wurden such bei Phenyl-, Ferrocenyl- und Cymantrenylboranenbeobachtet I5:. Die 13C-NMR-Daten der Komplexe I und III sind in Tabelle 2 zusammengefaBt. Urn die l3C-Signale zuordnen zu kijnnen,wurden selektiv lH-entkoppelte Spektren aufgenommen. So konnte ermittelt werden, da0 das 13C-Signal bei hoherem Feld mit dem 1 H-Signal bei hijheremFeld korrelliert. Durch die Relaxationsphanomenedes 11B-Kerns ist das direkt am Boratom gebundene Cl-Atom nicht zu beobachten. Die Entschirmung der C2,5-Atome unter dem EinfluB der Borylgruppe kommt in den AC2/3-Merten zum Ausdruck und weist auf eine (p-p)n-Wechselwirkungdes Boratoms mit
376
Tabelle 2: 13C-NHR-Date"
(B,ppm) der Komplexe I und III, in CDC13
I
I c 25 !
Verb.
I III
AC
dem
1 I Z/3
c 34
130.0
126.9
130.0
126.2
C B-R
AC 2/3
3.1 60.4 17.2
3.8
I
= C 25 - C 34
n-System des Cyclopentadienylrings
hin. Jedoch zeigen die AC2/3-Merte
kaum eine Abhangigkeit von der unterschiedlichen in I und
III.
Daraus
kann
man
schlieoen,
daO
Lewis-Aciditat der Borylgruppen n-Elektronen
die
des Cyclopenta-
dienylsystems durch die Bindung zum Titan weit mehr beansprucht uerden als durch die Uechselairkung Die
mit dem p__,-Orbital
des
Eioratoms.
der Komplexe I-VI sind in Tabelle 3 zusammengestellt;
1113-NAR-Daten
Verschiebunqen fiir die am Cyclopentadienylsystem bindungen
die
einfach substituierten Ver-
I, II, III und VI aerden mit denjenigen analog substituierter Cyman-
trenyl-, Ferrocenyl- und Phenylsysteme soclie mit den Daten fiir Pentamethylcyclopentadienyl- und Cyclopentadienylborane
Tabelle 3:
11 B-NMR-Daten
verglichen. In Pentamethylcyclopenta-
(b,ppm) der Komplexe I-VI (in CH2C12) souie von
Ferrocenyl(Fe)C51-,
Cymantrenyl(Cy)[51-,
methylcyclopentadienyl(MegCg)C11-
Phenyl(Ph)C61-,
Penta-
und Cyclopentadienyl(C5H~R)[71-
boranen
I
R
Ti-BR2
Cy-BR2
Fe-BR2
Ph-BR2
Fle5C5-BR2
C5H4R-BR2
Cl
52.6 I
50.6
50.5
54.5
59.9
5D.Za)
49.9
46.7
56.1
59.5
-
29.6
28.6
71.6
-
Br
51.7 II
OEt
25.2
Me
74.3 VI
III
72.0
49.2a)
I 25.0b)
J a) R = (CH313Si 1 ::t
,
::::
:”
,
b)
R=H
377 dienylboranen ist das Boratom allylisch, in Cyclopentadienylboranen den Cyclopentadienring
gebunden Cll.
vinylisch an
Bei einer vergleichenden Betrachtung der
in Tabelle 3 aufgefiihrten Systsme sind induktive Effekte und Nachbargruppeneffekte in erster NPherung vernachl&sigbar,
so dat3 als bestimmende GrSBe fiir die
chemische Verschiebung der a-Bindungsbeitrag In Pentamethylcyclopentadienylboranen
der
ist keine
?r-Systeme iibrig bleibt C61. n-Rtickbindung in das pr-Orbital
am Bar moglich, in den anderen Systemen 1CBt sich diese qualitativ sie folgt abstufen:
Unter den Metallkomplexen
sattigen der Ferrocencyl- und der Cymantrenylrest
Boratom besser ab als der Trichlortitancyclopentadienylrest, ElektronenabfluB
besser
ausgleichen
diethoxyborylsubstituierten
kijnnen
[51.
Die
das
da erstere den
"E-Resonanzen
fiir die
Verbindungen, die bei wesentlich hoheren Feld-
stsrken erscheinen, zeigen deutlich, daB in diesen Verbindungen die Riickbindung groBtenteils von den Sauerstoffatomen
ausgeht.
Experimentalteil Alle Versuche clurden unter AusschluB von Luft und Feuchtigkeit Die
'H-NHR-Spektren
nommen. Die
wurden
an den Ger8ten T-60 und XL 100 der
Aufnahme der "ET-Spektren
6-Werte = Tieffeldverschiebung Entkopplungsexperimente
Varian
(BF3-Etherat als ext. Standard, positive
erfolqte am Ger%it XL-100. Die l3 C-NMR-Spektren
relativ zu TMS). Massenspektren
aufge-
relativ rum Standard) und die Durchfiihrung der
Gergt HH-90 der Firma Bruker aufgenommen
angefertigt.
durchgefiihrt. Firma
aurden am
(positive &-Herte = Tieffeldverschiebung
wurden am Ger2t SMI-BH der Firma Varian MAT
IR-Spektren wurden am Gerlt Perkin-Elmer 457 aufgenommen; Oaten
kidnnen beim Autor angefordert werden, C,H-Analysen wurden im Mikrolaboratorium des Instituts durchgefiihrt. ErfahrungsgemaB boranen oft uegen Borcarbid-Bildung
liefern die C-Analysen von Organyl-
keine genauen Herte.
~5-Dichlorborylcyclopentadienyl-titan(IV)trichlorid cyclopentadienyl-titan(IV)trichlorid
(Verb. II) und n5-l-Dibromboryl-3-trimethyl-
silylcyclopsntadienyl-titan(IV)trichlorid
(Verb. IV), siehe Tabelle 4:
Die Reaktanden yerden in Petrolether 60/70 (PE) und bei O°C zusammengegeben.
(Verb. I), n5-Dibromboryl-
bzu. Methylcyclohexan
(CH) gel&t
Nach einsttindiqem Erwarmen der roten L&sung unter
RUckfluB sird auf -6OOC gekiihlt, wobei die Verbindungen I, II und IV ausfallen. Sie werden aus Petrolether und/oder Methylcyclohexan
umkristallisiert.
(Fortsetzung
5.
S.
380)
I
76
Dichlorborylcyclopentadionyl-trimethyloilsn [71
IX
5.01[13,21 Cl1
5
5
VIII 1
. Cli
Zers,
PE 2.50[13.21
00
10
0,37[1,91
10 PE
VII 0.60[1.91
72
PE
10
6,l [321
40
7.0 [321
DC
PE
ml
g[mmoll
lolveno Fp.
ml
lolvcns TiC14
g[mmoll
Wan
IX:
Summenf.
Molmasse
C0H12BBr2C13SiTi
4.6[751 461.1
C5114B13r2C13Ti
0,55[721 3139.0
C5H4BC15Ti
6.0 [621 300.1
g[11
Auob.
Dibromboryl(trimethylsilyl)c~clopentadienyl-~rime~hylailon [71
VIII: Dibromborylcyclopentadienyl-trimethylsilan [71
VII:
I IV /
II
1
Verb
Tabelle 4: Anskitzeund analytioche Dotcn zu den Verbindungen I, II und IV
_
_
M+-CH3:
387(5)
298(l)
m/e(%) $'
MS:M"
.
H
21.19 2.77
20.84 2.62
13.94 1.54
15.43 1.04
20.81 1.53
20.00 1.34
C
Analysen
1,.90[10.01
C9H,,$C1302Ti
I
I
r-CH3:
I
I
'318(2) 1
I
:MS:M+
C12H22BC1302SiTi/3?5[!)
127-120/0.01 2.61661 391.4
I
II
g[%l
%/Torr Summenf.
IAusb. 1Molmaase
Sdp.
Diethoxyborylcyclopentadienyl-trimethylsilan [71
XI
I 3.10~10.01
X
1.90[1.0,01
g[mmoll
y[mmoll
2.30[10,01
TiC14
Silnn
XI: Oiethoxyboryl(trimethylsilyl)cyclopentadienyl-trimethylsilan [71
X:
1
Iv I
III
Verb.
Tabellc 5: Ansgtzc und analytische Oaten zu den Verbindungen III und V
35.02
36.02
34.28
5.24
5.66
4.47
33.86 4.42
H
Analysen
380 ~5-Diethoxyborylcyclopentadienyl-titan(IV)trichlorid
(Verb. III) und n5-1-Diethoxy-
boryl-3-trimethylsilylcyclopentadienyl-titan(IV)trichlorid Die Reaktanden werden in je 10 ml Pentan gel&t einstiindigem Rfihren
(Verb. V)L s. Tab. 5:
und bei O°C zusammengegeben. Nach
werden alle fliichtigen Bestandteile abgezogen und die Ver-
bindungen III und V durch Vakuumdestillation
isoliert.
5 n -Dimethyfborylcyclopentadienyl-titan(IV)trichlorid
(Verb. VI)
1.71 g C5.7 mm011 I und 2.32 g C13.0 mmol] Tetramethylstannan Nethylenchlorid
gelSst und bei O°C zusammengegeben.
werden in je 10 ml
Nach einstiindigem Erugrmen
unter RiickfluD und nach Abziehen aller fliichtigen Elestandteile im Vakuum wird der Riickstand in Methylcyclohexan
aufgenommen. Nach Abtrennung unloslicher Zer-
setzungsprodukte wird Verbindung VI beim Abkiihlen als gelbes Culver isoliert. Ausb. 1.3 g [f37 %I, Fp.
30°C;
aufgrund der Empfindlichkeit
C7H10BC13Ti
(259.5); ber. Cl 40.98, gef. Cl 41.3;
von VI keine C,H-Analysen.
Dank Uir danken der Deutschen Forschungsgemeinschaft
und dem Verband der Chemischen
Industrie fur die groDziigige finanzielle UnterstUtzung.
Cl1 p. Jutzi und A. Seufert, Angew.Chem. 88 (1976), 333; Angew.Chem. 89 (1977), 44; Angeu.Chem. 89 (1977), 339; P.
P.
Jutzi und H. Kuhn, Chem.Eer. 107 (1974), 1228;
Jutzi, PI. Kuhn und F. Herzog, Chem.Ber. 108 (1975), 2439
C21 E.LJ. Abel und S. Moorhouse, J.Organometal.Chem.
28 (1971), 211
[31 A. Seufert, Diss. Univ. Wirzburg 1978; 19. Kuhn, Diss. Univ.Miirzburg 1978 Ccl
H.
C51 T.
Grundke und P. Paetzold, Chem.Ber. 104 (1971), 1136 Renk, U. Ruf und U. Siebert, J.Organometal.Chem.
l20 (1976), 1
E61 H.
Noth und H. Vahrenkamp, Chem.Ber. 99 (1966), 1049;
0.
Mrackmeyer und H. NGth, Chem.Ber. 109 (1976), 1075
P.
Jutzi und A. Seufert, J.Organometal.Chem.
c71
169 (1979) 327