Auricular acupuncture for pre-exam anxiety in medical students: a prospective observational pilot investigation

Auricular acupuncture for pre-exam anxiety in medical students: a prospective observational pilot investigation

Deutsche Zeitschrift für DZA Akupunktur Journal Club 3 0     D t Z t s c h r f A k u p. 5 9, 3 / 2 0 1 6 German Journal of Acupuncture & Related T...

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Deutsche Zeitschrift für

DZA

Akupunktur

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German Journal of Acupuncture & Related Techniques

in denen die Symptome zwar gebessert wurden, es jedoch zu wiederkehrenden Schmerzen kommt. Im klinischen Kontext dürfte die letztgenannte Situation Anlass zur Änderung des Therapieplans sein, diese aber in die Gruppe der nachgewiesenen „effectiveness“ einzugliedern überzeugt nicht. Unter dieser Zurechnung erweist sich die Akupunktur dann der westlichen Medizin als überlegen. Gleiches gilt im Verlauf dann für die Beeinflussung der Schmerzstärken und der Schmerzschwellen. Eine Bestätigung ist für den Akupunkteur die Auflistung der diversen Behandlungsansätze. Die Punktwahl umfasst hierbei auch lumbale Punkte wie Blase 23 und 25 und in der unteren Extremität Punkte der Blasenleitbahn wie Blase 40, 57 oder 60, je nach Ausstrahlung auch der Gallenblasenleitbahn. Das weitere Vorgehen umfasst dann statistische Prüfungen zur Abschätzung systematischer Fehler in den verbleibenden zwölf Studien, untersucht wird z. B. auf Bias in der Auswahl oder der Durchführung. Solche Hinweise sind demnach vielfach gegeben, wobei im Weiteren dann aber unklar bleibt, welche Konsequenzen aus diesen Einschätzungen zu ziehen wären. Wie die Autoren selbst in der Diskussion anführen, existieren zusammenfassend erhebliche Hindernisse für eine klare Schlussfolgerung. Diese bestehen z. B. schon darin, dass auch in den analysierten Studien lediglich drei der zwölf Studien Auskunft darüber geben, in welcher Form die Randomisierung stattgefunden hat. Neben der methodologischen ist auch eine klinische Diversität gegeben. Die Autoren verweisen vornehmlich auf die Tatsache, dass verschiedene Diagnosen im Sinne der TCM zugrunde zu legen wären. Aber auch die Therapiemethoden der sogenannten konventionellen westlichen Medizin umfassen ein weites und heterogenes Spektrum.

Die Schlussfolgerung, dass Akupunktur möglicherweise geeignet ist, den Schmerz im Zusammenhang mit Ischias zu behandeln bleibt zutreffend schwammig. Man fragt sich allerdings auch, was denn diese Formulierung bedeuten soll: Ischias ist der Schmerz, oder? Die Forderung der Autoren nach weiteren Studien mit besserem Design und Dokumentation nach den Vorgaben der STRICTA ist verständlich: die Meta-Analyse leidet an den unklaren Abgrenzungen in den zugrunde liegenden Studien. Die Frage der Wirksamkeit sollte differenziert nach „efficacy“ (Wirksamkeit unter Studienbedingungen) und „effectiveness“ (Wirksamkeit unter Routinebedingungen) zu einer anderen Studienplanung führen: für die hier angekündigte „efficacy“ eine möglichst homogene Studiengruppe mit gleichartig definierten Ischiasbeschwerden [1]. Die Verwendung der Begriffe ist nicht banal und auch in der vorliegenden Arbeit nicht umfassend gelungen. Wie schon in einer Publikation aus Kreisen des medizinischen Dienstes zu lesen: Efficacy und Effectiveness unterliegen einer ausgeprägten Interpretationsvielfalt [2]. Dem Akupunkteur unter Qualitätssicherungsbedingungen ist dies allzu wohl vertraut: Die Entscheidergremien hatten offensichtlich nichts Besseres zu bieten, als die Kriterien der Modellversuche zur Qualitätsnorm der Akupunktur als Kassenleistung im Routinebetrieb umzufirmieren.

Literatur 1. Singal AG, Higgins PDR, Waljee AK. A Primer on Effectiveness and Efficacy Trials. http://www.nature.com/ctg/journal/v5/n1/full/ctg201313a.html. Clinical and Translational Gastroenterology (2014) 5, e45; doi:10.1038/ctg.2013.13 2. Windeler J, Antes G. Efficacy und Effectiveness [Efficacy and effectiveness]. http://www.ebm-netzwerk.de/was-ist-ebm/images/efficacy_and_effectiveness.pdf

Auricular acupuncture for pre-exam anxiety in medical students: a prospective observational pilot investigation Klausenitz C, Hesse T, Hacker H, Hahnekamp K, Usichenko T Department of Anaesthesiology, Intensive Care Medicine, Emergency Medicine and Pain Medicine, University Medicine of Greifswald, Greifswald, Germany

Acupuncture in Medicine 2016;34:90-94

Objective: Auricular acupuncture (AA) is effective for the treatment of preoperative anxiety. We aimed to study the feasibility and effects of AA on exam anxiety in a prospective observational pilot study. Methods: Healthy medical students received bilateral AA using indwelling fixed needles at points MA-IC1, MA-TF1, MA-SC, MA-AH7, and MA-T on the day before an anatomy exam. The needles were removed after the exam. Anxiety levels were measured using the State-Trait- Anxiety Inventory (STAI) and a 100 mm visual analogue scale (VAS-100) before and after the AA intervention and once again immediately before the exam. The duration of sleep on the night before the exam was recorded

and compared to that over the preceding 1 week and 6 months (all through students’ recollection). In addition, blood pressure, heart rate and the acceptability of AA to the students were recorded. Results: Ten students (all female) were included in the final analysis. All tolerated the needles well and stated they would wish to receive AA again for exam anxiety in the future. Exam anxiety measured using both STAI and VAS-100 decreased by almost 20 % after AA. Conclusions: AA was well accepted, the outcome measurement was feasible, and the results have facilitated the calculation of the sample size for a subsequent randomized controlled trial.

P. Bäumler Beschreibung Die Arbeitsgruppe um Taras Usichenko beschreibt in der vorliegenden Publikation [1] die Ergebnisse einer Pilotstudie zu einem bislang wenig untersuchten Thema: Die Wirkung der Ohrakupunktur bei Prüfungsangst. Es wurden elf Medizinstudentinnen vor einer Anatomieklausur gegen Prüfungsangst mit Ohr-

Dr. rer. nat. Petra Bäumler Schmerzambulanz der LMU Pettenkoferstr. 8a D-80336 München [email protected]

akupunktur behandelt. Hierzu wurden Dauernadeln an den Ohrpunkten MA-IC1 (Lunge), MA-TF1 (Shenmen), MA-SC (Niere), MA-AT1 (Subkortex) und MA-TG (Nebenniere) am Abend vor der Prüfung appliziert. An dieser Stelle sei anzumerken, dass im Abstract andere Punkte als im Abschnitt Studienmethodik der Publikation genannt werden. Erst nach der Prüfung

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am nächsten Tag wurden die Nadeln entfernt. Die Prüfungsangst der Probandinnen wurde anhand eines standardisierten Fragebogens, dem State-Trait Anxiety Inventory (STAI) und der visuellen Analogskala (VAS, 0 = keine Angst/Anspannung, 100 = maximal vorstellbare Angst/Anspannung) direkt vor und nach der Ohrakupunktur sowie kurz vor der Prüfung erhoben. Es zeigte sich eine immediate Reduktion der psychischen Anspannung um ca. 20 %; im STAI von 58 ± 10 auf 48 ± 11 (p = 0,006) und auf der VAS von 59 ± 22 auf 49 ± 20 (p = 0,04). Direkt vor der Klausur stieg die Prüfungsangst im Vergleich zum Vorabend nicht weiter an. Zusätzlich beobachteten die Wissenschaftler nach der Ohrakupunktur eine Reduktion des systolischen Blutdrucks von 130 ± 12 mm Hg auf 121 ± 11 mm Hg (p = 0,02). Die Schlafdauer in der Nacht vor der Prüfung war leicht aber nicht signifikant höher als in der vorangegangenen Woche (6,9 ± 1,7 h vs 7,3 ± 2,3 h). Die Ohrakupunktur erfolgte ohne Komplikationen, und alle Teilnehmerinnen bestätigten, sich eine Wiederholung der Behandlung vor zukünftigen Klausuren zu wünschen. Eine Probandin musste aufgrund akuter Gastroenteritis von der Studie ausgeschlossen werden.

Kommentar Bislang ist die Effektivität von Ohrakupunktur bei der Behandlung von Prüfungsangst kaum untersucht. Die wenigen bestehenden Hinweise lassen allerdings einen positiven Effekt vermuten. So zeigte beispielsweise eine im Jahr 2004 in der DZA veröffentlichte Observationsstudie eine sofortige anxiolytische Wirkung der Ohrakupunktur bei einem ähnlichen Studienkollektiv, wie es auch in der vorliegenden Arbeit untersucht wird (Medizinstudenten vor einer Anatomieprüfung) [2]. Aus dem klinischen Kontext heraus, z. B. vor operativen Eingriffen, gibt es darüber hinaus vielversprechende Hinweise, dass die Ohrakupunktur psychische Anspannung und Angst reduzieren kann [3, 4]. Zudem stellt sie eine zeit- und kosteneffiziente Methode dar. Steigendes Interesse an der Frage nach der generellen Effektivität von Akupunktur bei Prüfungsangst zeigt sich auch durch die Anmeldung einer klinischen Untersuchung zur Körperakupunktur bei Prüfungsangst im Clinical Trial Register von einer Forschergruppe in Frankfurt [5]. Die hier vorgestellte Studie diente als Pilotprojekt zur Planung einer konfirmatorischen, randomisiert, kontrollierten, klinischen Studie. Denn erst diese Folgestudie kann unter der Voraussetzung einer gewissenhaften Planung eindeutige Schlüsse über die Wirksamkeit der Ohrakupunktur bei Prüfungsangst zulassen. Entsprechend klug wählen sie zu diesem Zweck ein exploratives Studiendesign mit überschaubarer Fallzahl. Im Vergleich zur oben genannten Untersuchung [1] werden die Probanden hier über

einen längeren Zeitraum, bis direkt vor der Prüfung, beobachtet. Als zusätzliches Plus ist zu vermerken, dass die Autoren zur Bestimmung der Zielgröße „Anspannung“ einen standardisierten Fragebogen und eine Blutdruckmessung wählen. Trotz der geringen Fallzahl (n = 10) ist die Reduktion der Prüfungsangst direkt nach Akupunktur sowohl anhand des STAI als auch der VAS und des systolischen Blutdrucks deutlich darstellbar. Dies lässt die oben genannte Folgestudie lohnenswert erscheinen. Der STAI als validiertes Messinstrument für psychische Anspannung ist als entsprechender Hauptzielparameter besonders geeignet. Der Soforteffekt auf den systolischen Blutdruck weist darauf hin, dass die anxiolytische Wirkung der Ohrakupunktur auch anhand physiologischer Parameter darstellbar sein könnte. Die Autoren diskutieren richtigerweise, dass weitere stressspezifische Biomarker wie Cortisol oder Catecholamine in künftigen Untersuchungen miteinbezogen werden sollten. Die Beschränkung der Studienergebnisse auf junge Frauen ist einerseits eine Limitation, welche hinsichtlich einer Fallzahlschätzung künftiger Studien Beachtung finden muss. Andererseits ist die Tatsache, dass sich keine männlichen Medizinstudenten zur Teilnahme bereit erklärt hatten, ein wichtiger Hinweis für die Rekrutierungsplanung der Folgestudie. Die Teilnehmerinnen bewerten die Ohrakupunktur durchwegs positiv, was auf eine gute Machbarkeit einer groß angelegten Untersuchung hindeutet. Eine Einschränkung erfährt die Ergebnisdarstellung dadurch, dass lediglich statistische Testverfahren angewendet wurden, die eine Normalverteilung voraussetzen. In Anbetracht der geringen Fallzahl wäre eine nichtparametrische Analyse der Daten wünschenswert gewesen. Alles in allem ist diese Arbeit ein entscheidender erster Schritt zur Evaluation der Wirkung der Akupunktur bei Prüfungsangst. Auf die Ergebnisse der folgenden randomisiert, kontrollierten, klinischen Studie dürfen wir gespannt sein.

Literatur 1. Klausenitz C, Hesse T, Hacker H, Hahnenkamp K, Usichenko T. Auricular acupuncture for pre-exam anxiety in medical students: a prospective observational pilot investigation. Acupuncture in medicine: Journal of the British Medical Acupuncture Society 2016;34:90–94 2. Ogal H, Ogal M, Hafer J, Hennig J, Brockmeyer H, et al. Beginn der Anxiolyse und Relaxation unter Ohrakupunktur. Dt Ztschr f Akup. 2004;47,2:6–12 3. Bae H, Bae H, Min BI, Cho S. Efficacy of acupuncture in reducing preoperative anxiety: a meta-analysis. Evidence-based complementary and alternative medicine: eCAM 2014;2014:850367 4. Pilkington K, Kirkwood G, Rampes H, Cummings M, Richardson J. Acupuncture for anxiety and anxiety disorders – a systematic literature review. Acupuncture in medicine: Journal of the British Medical Acupuncture Society 2007;25(1-2):1–10 5. Fleckenstein J. https://clinicaltrials.gov/ct2/show/NCT02142231. 2014

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