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www.elsevier.de/zefq Z. Evid. Fortbild. Qual. Gesundh. wesen (ZEFQ) 102 (2008) 431–439
Im Blickpunkt
Eine Befragung von Schwangeren zu Erwartungen an die Geburtsklinik fu¨r klinikinterne Maßnahmen zur Qualita¨tsfo¨rderung Achim Wo¨ckel1,2,3,, Sylvia Sa¨nger1, Ju¨rgen Strecker2, Michael Abou-Dakn2 1¨
Arztliches Zentrum fu¨r Qualita¨t in der Medizin, Berlin Klinik fu¨r Gyna¨kologie und Geburtshilfe, St. Joseph-Krankenhaus, Berlin 3 Universita¨tsfrauenklinik Ulm 2
Zusammenfassung Einleitung: Ein transparentes und effektives Qualita¨tsmanagement ist ein entscheidendes Marketinginstrument von Geburtskliniken. Maßnahmen zur Qualita¨tssicherung von Entbindungskliniken unterscheiden sich jedoch von Einrichtungen anderer Fachdisziplinen: Die Einrichtungen werden von Schwangeren in der Regel neben einer evidenzbasierten Gesundheitsversorgung zunehmend auch nach anderen Faktoren ausgesucht, wie z. B. der Mo¨glichkeit der Umsetzung individueller Bedu¨rfnisse und dem Personal. Die Einrichtungen mu¨ssen somit die Leistungen und die Versorgungsqualita¨t orientiert am Bedarf der Zielgruppen nach außen hin darstellen. Methodik: Um diesen Bedarf zu ermitteln, wurde im Jahr 2006 im Rahmen einer Berliner Babymesse’’ eine Befragung unter 152 schwan’’ geren Frauen durchgefu¨hrt. Ziel dieser Umfrage war die Fragestellung, welche aktuellen Wu¨nsche und Erwartungen Schwangere an die Geburtsklinik und an das Stillen haben und nach welchen Kriterien die Auswahl der Entbindungsklinik derzeit erfolgt. Der Fragebogen enthielt Fragen zu den Erwartungen an das Personal in Geburtskliniken, zu schulmedizinischen und alternativen Angeboten, zu Ra¨umlichkeiten, Kursangeboten, zum Rooming-in sowie Vorstellungen zum Stillen.
Ergebnisse: Im Ergebnis der Befragung hat sich gezeigt, dass Perso¨nlichkeit, Kompetenz und Freundlichkeit des Personals von Schwangeren bei der Auswahl einer Klinik ca. doppelt so hoch bewertet wurden wie attraktive Ra¨umlichkeiten, Komfort und Service. Die Stellung von schulund alternativmedizinischen Angeboten wurde gleichwertig beurteilt. U¨ber 90% der Befragten sehen einen Bedarf an gezielter O¨ffentlichkeitsarbeit von Geburtskliniken. Dieser betrifft insbesondere Informationen zur jeweiligen Einrichtung und deren Leistungsumfang, zur Bedeutung und Ablauf des Rooming-in. Ausreichend informiert zum Stillen fu¨hlten sich nur 20% der Befragten. Schlussfolgerung: Personalen Faktoren kommt neben den technischmedizinischen Faktoren bei der Beurteilung von Geburtskliniken eine zentrale Bedeutung zu. Deshalb sollten Kommunikationsstrategien neben den medizinischen evidenzbasierten Informationen auch Informationen zum Personal beinhalten. Besonders Informationsdefizite hinsichtlich Roomingin und Stillen verweisen auf die Notwendigkeit einer fru¨hzeitigen Vermittlung wissenschaftlich belegter Erkenntnisse an Schwangere.
Schlu¨sselwo¨rter: Geburtskliniken, Patientenzufriedenheit, Patientenbefragung, Rooming in, Stillen
Korrespondenzadresse: Dr. Achim Wo¨ckel, Universita¨tsfrauenklinik Ulm.
E-Mail:
[email protected] (A. Wo¨ckel). Z. Evid. Fortbild. Qual. Gesundh. wesen (ZEFQ) doi:10.1016/j.zgesun.2008.01.003
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ARTICLE IN PRESS A Survey among Pregnant Women about their Expectations towards the Maternity Clinic to Inform Internal Quality Improvement Procedures Summary Introduction: Transparent and effective quality management is an essential marketing tool for maternity clinics. Procedures for quality assurance in maternity clinics differ from those in other medical professions. Apart from evidence-based health care the pregnant woman’s choice of maternity services providers is increasingly influenced by a number of other factors as well, such as, for example, the response to individual needs or the staff. Hence, the facilities need to present their services and quality of care according to the needs of the target group. Methods: In order to identify these needs, a survey was performed among 152 pregnant women during the ‘‘Baby Fair’’, which took place in Berlin in 2006. The objective of the survey was to find out about the preferences and expectations of pregnant women towards the maternity clinic and breastfeeding and their current criteria for the choice of a maternity clinic. The questionnaire contained questions about expectations towards the maternity clinic staff, traditional medicine and alternative
medicine, premises, courses offered, rooming-in and expectations towards breastfeeding. Results: The findings from the survey show that the pregnant women’s ratings for personal contact, expertise and kindness of the staff were twice as high as for premises, comfort and service. The provision of traditional versus alternative medicine was rated equally. More than 90% of the respondents do see a demand for specific public relations campaigns by maternity clinics concerning information about the particular institution, its range of activities and the impact and process of rooming-in. Only 20% of the respondents felt sufficiently informed about breastfeeding. Conclusion: Besides medical and technical factors, staff factors play a key role in the assessment of maternity clinics. In addition to evidencebased medical information communication strategies should also include information on the staff employed. In particular, information is lacking on rooming-in and breastfeeding, which emphasises the necessity for the timely provision of scientifically based information to pregnant women.
Key words: maternity clinic, patient satisfaction, customer questionnaire, rooming-in, breastfeeding
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lebnissen und somit der Betreuung durch Geburtskliniken [5,6]. Im Rahmen o¨konomischer Erwa¨gungen nutzen deutsche Kliniken heute vermehrt die eigenen geburtshilflichen Abteilungen als Ausha¨ngeschilder . ’’ Kliniken mit dem Die Werbung dieser Ziel der Patientenbindung erfolgt ’’ den klinikinternen Inforheute neben mationsveranstaltungen fu¨r Schwangere v.a. in Ballungszentren zunehmend außerhalb der Kliniken, z. B. bei o¨ffentlichen Gelegenheiten wie so genannten Babymessen . Ein Großteil der Besu’’ cher solcher Messen sind Schwangere und deren Partner, die sich erhoffen, im Rahmen einer solchen Veranstaltung ausreichend u¨ber Produkte fu¨r Mutter und Kind sowie u¨ber Angebote geburtshilflicher Einrichtungen und Abteilungen informiert zu werden. Solche Marketingmaßnahmen werden insbesondere von Kliniken als Erfolg versprechende Optionen zur Existenzsicherung angesehen. Eine effektive Selbstdarstellung dieser Kliniken, die sich neben der evidenzbasierten medizinischen Praxis auch an den individuellen Bedu¨rfnissen der werdenden Mu¨tter und Va¨ter orientiert, kann die Basis fu¨r die Auswahl eines bestimmtes Hauses bei der Geburt sein. Oft erfolgt die Information und Selbstdarstellung allein aus der Sicht der ’’
Zwischen geburtshilflichen Kliniken existiert besonders in Ballungsgebieten eine zunehmende Wettbewerbsorientierung. Dieser Wettbewerb sollte jedoch auf Grundlage wissenschaftlich belegter Argumente gefu¨hrt werden, indem bestehende Evidenzen und deren Implementierung an erster Stelle stehen. So versuchen beispielsweise Organisationen wie z. B. der britische ‘‘Midwives Information and Resource Service’’ objektive Erkenntnisse und die aktuelle Evidenzlage in der Geburtshilfe verbrauchernah darzustellen, um somit eine evidenzbasierte Gesundheitsversorgung im Sinne einer ‘‘best practice’’ auch aus Patientensicht zu fo¨rdern: Mit speziellen Broschu¨ren werden hier werdende Mu¨tter zu Schlu¨sselthemen der Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett aufgekla¨rt, damit diese Entscheidungen auf einer wissenschaftlich fundierten Grundlage treffen ko¨nnen (www.infochoice.org). Im deutschsprachigen Raum gibt es hierzu noch wenige Angebote, die den Schwerpunkt auf eine evidenz-basierte Informationsvermittlung setzen [1]. Doch gerade in der Geburtshilfe wird von der Patientenseite der Qua’’ lita¨tsbegriff einer Entbindungsklinik nicht ausschließlich aufgrund der Evi-
denz der medizinischen Versorgung, technischen und ra¨umlichen Ausru¨stung und den vorhandenen geburtshilflichen Standards definiert [2]. In hohem Maße erfolgt dort die Beurteilung aufgrund der Umsetzungsmo¨glichkeiten von individuellen Bedu¨rfnissen. Wenn gleich dieses Pha¨nomen nicht spezifisch fu¨r die Geburtshilfe ist, sondern auch fu¨r andere Fachdisziplinen zutrifft, kommt ihm in Anbetracht des Nutzer-Kollektives dieses Faches eine besondere Bedeutung zu: Die Nutzer(innen) sind junge Frauen, die heute vermehrt eigene Bedu¨rfnisse artikulieren als vorherige Generationen. Es handelt sich um großteils gesunde Frauen mit fehlenden Komorbidita¨ten, so dass im engeren Sinne nicht von Patientinnen gesprochen werden kann und somit von einer versta¨rkten Kundenori’’ entierung ausgegangen werden muss. Weitere Faktoren wie z. B. ein hohes Maß an Wunsch nach Selbstbestimmtheit [3] oder interpersonelle Aspekte bzgl. des Klinikpersonals spielen eine wichtige Rolle. Eine gelungene Interaktion mit der Hebamme [4] wird zudem von Schwangeren hoch bewertet. Selbstbestimmheit bei gleichzeitiger medizinischer Kontrolle und Sicherheit durch geburtshilfliches Personal sind seit Jahrzehnten wichtige Determinanten bei der Beurteilung von Geburtser-
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Einfu¨hrung
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ARTICLE IN PRESS Einrichtung. Obwohl mittlerweile bekannt ist, was Patienten bzw. Nutzer allgemein in Bezug auf Ihre Behandlung und Betreuung wissen wollen [7], wird bei der Erstellung von Informationsmaterialien der Informationsbedarf der Zielgruppen im Hinblick auf geburtshilfliche Einrichtungen noch nicht ada¨quat beru¨cksichtigt. Zur Ermittlung der Pra¨ferenzen werdender Mu¨tter und ihrer Partner im Hinblick auf die Entbindungseinrichtung ist es sinnvoll Verbraucherbefragungen oder Fokusgruppenuntersuchungen durchzufu¨hren. Da insbesondere bei Schwangeren die Erwartungen an die Geburtsklinik hierzu zeitlichen, regionalen und situativen A¨nderungen unterworfen sind, ist es unerla¨sslich, diese stichprobenartigen Befragungen in regelma¨ßigen Wiederholungen durchzufu¨hren [8–13]. Die Evaluation eventueller A¨nderungen einzelner Erwartungen oder Trends kann somit auch als Ausgangspunkt fu¨r entsprechende Maßnahmen zur klinikinternen Qualita¨tsfo¨rderung genutzt werden. Die Ergebnisse solcher Untersuchungen sollten zudem eine Basis fu¨r die Konzeption von Informationsangeboten von Geburtskliniken bilden. Die Erarbeitung von verbraucherorientierten Informationsangeboten tra¨gt zur Erho¨hung der Patientenzufriedenheit bei [14,15], lenkt den Patientenzustrom in die Einrichtungen, die ein derartiges Angebot vorhalten und ist daru¨ber hinaus eine Komponente im Rahmen von Zertifizierungsmaßnahmen (z. B. WHOInitiative Still- und Babyfreundliches ’’ ) [16]. Krankenhaus Im Rahmen von Studien zu Erwartungen von Geba¨renden an die Geburtshilfe wurde ein Wandel von einer Technikorientierung zur Kompetenzorientierung bezu¨glich des Personals beobachtet [17,18]. Ausgangspunkt fu¨r die vorgestellte Studie war die Frage, inwiefern sich entsprechende Muster in den Erwartungshaltungen von Berliner Schwangeren nachweisen lassen. Im Rahmen einer Befragung wurden die aktuellen Erwartungen, Pra¨ferenzen und Wu¨nsche von Schwangeren in einer Berliner Geburtsklinik erhoben. Im Fokus stand dabei die Frage, in welcher Relation die Gewichtung von evidenzbasierter medizi-
nischer Versorgung, Ra¨umlichkeiten und Service einerseits und interpersonelle Aspekte zwischen Nutzer und Personal bzw. die Umsetzung perso¨nlicher individueller Bedu¨rfnisse andererseits stehen. In dem Kontext der Querschnitterhebung sollten auch pra¨partale Erwartungen und Vorstellungen an das Stillen ermittelt werden – insbesondere mit der Frage inwieweit Geburtskliniken die Schwangeren zum Thema Stillen vorbereiten, informieren und unterstu¨tzen ko¨nnen.
Methoden Es existieren verschiedene deutschsprachige standardisierte Instrumente zur Bewertung der Patienten- bzw. Nutzerzufriedenheit. Die Mehrzahl der methodisch hochwertigen Zufriedenheitserhebungen wird jedoch genutzt, um Patienten- bzw. Nutzererfahrungen retrospektiv bei der Bildung von Qualita¨tsindikatoren zu beru¨cksichtigen. Die Beru¨cksichtigung von Erwartungen zur prospektiven Planung wirft bei der Generierung entsprechender Bewertungsinstrumente jedoch methodische Probleme auf: Dem Konstrukt Erwartung’’ ko¨nnen unterschiedliche ’’Konnotationen zu Grunde liegen. Außerdem spielen unterschiedliche Pra¨ferenzen und individuelle Aspekte der Befragten eine entscheidende Rolle bei der Formulierung von Erwartungen [18]. Verfahren zur Bewertung von Erwartungen liegen nicht vor, da die unterschiedliche Wahrnehmung und A¨ußerung von Erwartungen schwer quantifizierbar sind [15]. Zusa¨tzlich wird besonders bei Erhebungen von Erwartungen im Bezug auf Versorgungsstrukturen im Gesundheitswesen eine Tendenz zu einseitig positivem Antwortverhalten diskutiert [15]. Da im Rahmen dieser Querschnittuntersuchung das Ziel darin bestand, eventuelle Trendwenden zu fru¨heren Untersuchungen aufzuzeigen, wurden die Fragestellungen bewusst an wiederholt zum Einsatz gekommene Fragebo¨gen angelehnt. Der genutzte Fragebogen orientierte sich großteils an den Fragen eines von Bergmann et al., 2000 genutzten Fragebogens. Dieser wiederum basierte auf den Ergebnissen
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einer vorrangegangenen Pilotstudie in Berlin [9,19,20]. Der verwendete Fragebogen umfasste 46 Einzelfragen, 36 der Fragen bezogen sich auf Themenkomplexe zur Vorbereitung und Betreuung durch die Geburtsklinik und 10 Fragen thematisierten das Stillen. Ein Großteil der Fragen war als MultipleChoice-Fragen oder ordinal skalierte Fragen konstruiert, nur 6 Fragen wurden als offener Fragetyp formuliert. Fu¨r die ordinal skalierten Fragen wurde eine Skalierung von sehr wichtig bis egal gewa¨hlt, da das Ziel der Befragung darin bestand eine Graduierung bzw. Relation der Bedu¨rfnisse darzustellen und davon auszugehen war, dass alle abgefragten Items fu¨r das Kollektiv von positiver Bedeutung sind [21]. Im November 2006 wurden 205 Schwangere im Rahmen einer Berliner Babymesse befragt. 114 Teilnehmerinnen fu¨llten den Fragebogen anonym und unkontrolliert aus. Weitere 91 Fragebo¨gen wurden im Rahmen eines Interviews durch einen Frauenarzt in Weiterbildung ausgefu¨llt. Ca. 20 Minuten waren jeweils zum Ausfu¨llen eines Bogens no¨tig. Fragebo¨gen mit fehlenden oder ungu¨ltigen Antworten bei den Multiple Choice – oder skalierten Fragen wurden nicht mit die Analyse einbezogen. Wenn nur Angaben zu den offenen Fragen fehlten, wurden die Daten ausgewertet, so dass letztendlich insgesamt 76 verdeckt und weitere 76 im Interview ausgefu¨llte Fragebo¨gen analysiert werden konnten. Bei dem untersuchten Kollektiv handelte es sich um eine Gelegenheitsstichprobe. Die zugrunde liegende Befragung richtete sich an ein Low-RiskKlientel. Eine Trennung der Befragung (Interview vs. Fragebogen) wurde durchgefu¨hrt um Verzerrungseffekte durch einseitiges Antwortverhalten aufgrund sozialer Erwu¨nschtheit zu identifizieren. Die Auswertung der Fragebo¨gen erfolgte durch eine unabha¨ngige dritte Person, welche nicht bei der Datenerhebung anwesend war. Die Formulierung der Einzelfragen wird im Ergebnisteil erla¨utert. Die Ergebnisse werden ausschließlich deskriptiv und prozentual beschrieben. Getrennte Auswertungen zwischen Erst- und Mehrgeba¨renden bzw. zwischen offene und
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Sozio-Demographische Daten (s. auch Tabelle 1): 60% der Teilnehmerinnen befanden sich im zweiten, 31% im dritten und 9% im ersten Trimenon zum Zeitpunkt der Datenerhebung. 70% der Befragten gaben an, von der 20. bis zur 25. SSW die ersten Informationsabende in Kliniken besucht zu haben. Der Anteil der Erstgeba¨renden (82%) war hierbei wesentlich ho¨her, wa¨hrend Mehrgeba¨rende großteils erst nach der 30. SSW Informationsabende besuchten. 80% aller Erstgeba¨renden haben zwischen der 25. und 30. SSW den ersten Kontakt zu Hebammen aufgenommen wa¨hrend Mehrgeba¨rende u¨berwiegend ab der 30. SSW Hebammen kontaktiert haben.
Personal in Geburtskliniken: Zuna¨chst wurden die Wu¨nsche der Befragten hinsichtlich des Personals einer Geburtsklinik ermittelt. Hierbei wurde zuna¨chst zum anwesenden Personal bei der Geburt im Kreißsaal gefragt: Die Anwesenheit von Hebammen bei der Geburt wurde von 90,9% als sehr wichtig eingestuft (Abb. 1). Wa¨hrend 59% der Befragten die Anwesenheit eines Fach- oder Oberarztes im Moment der Geburt als wichtig werteten bzw. wu¨nschten (4,5% egal; 13,6% kaum wichtig; 22,9% sehr
Evidenzbasiertes schulmedizinisches – und alternativmedizinisches Angebot: Im folgenden Teil des Fragebogens wurde auf schulmedizinische und alternativmedizinische Betreuungskonzepte
Tabelle 1. Auflistung der soziodemographischen Charakteristika der Stichprobe – aufgeteilt nach Art der Datenerhebung: In beiden Gruppen zeigte sich eine a¨hnliche Verteilung. Soziodemographische Daten Alter (Median) Erstgeba¨rende (n) Schulabschluss -Hauptschule (n) -Mittlere Reife (n) -Abitur (n) Anteil von Migrantinnen (n)
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Im Interview befragte Teilnehmerinnen (n ¼ 76)
Anonym befragte Teilnehmerinnen (n ¼ 76)
29712 48
28713 47
25 12 39 12
29 9 38 5
egal
kaum wichtig
wichtig
sehr wichtig
100% 80% 60% 40% 20% 0% FA /O A As si st en t H eb am m Ki e .-K r.Sc hw La . kt at .-B er .
Ergebnisse
wichtig), wurde die Anwesenheit eines Assistenzarztes in Ausbildung von 50% als sehr wichtig eingestuft (9% egal, 9% kaum wichtig, 32% wichtig). Die Tatsache, dass physiologische, unproblematische Geburten u¨blicherweise von Hebammen geleitet werden, empfanden 50% als sehr wichtig, 30,9% als wichtig. Lediglich 19,1% wu¨rden sich eine Geburt wu¨nschen, welche unter prima¨r a¨rztlicher Leitung steht. Rund 75% aller Befragten wu¨rden sich bei der Geburt eine kontinuierliche Betreuung durch eine Person wu¨nschen; diese Frage bezog sich v.a. auf einen mo¨glichen Schichtwechsel wa¨hrend der Geburt. In diesem Zusammenhang wurde auch analysiert, welchen Stellenwert dem Paar bekanntes Personal bei der Geburt hat. So wu¨nschten 73% der Befragten mo¨glichst die Hebamme zu kennen (zum Beispiel als Beleghebamme) wa¨hrend nur 27% einen Belegarzt in Anspruch nehmen wu¨rden. Nach der Geburt wu¨nschten sich die Mehrzahl der Befragten, neben der obligaten Pflege durch examinierte Krankenschwestern, eine zusa¨tzliche Betreuung auf der Wochenbettstation durch Kinderkrankenschwestern (45,4% sehr wichtig, 40,9% wichtig, 9% kaum wichtig, 4,7% egal) und Laktationsberaterinnen (45,5% sehr wichtig, 50% wichtig, 4,5% kaum wichtig, 0% egal) (Abb. 1).
Abb. 1. Angaben der Befragten nach der Wichtigkeit des Personals/verschiedener Berufsgruppen bei der Geburt und im Wochenbett. (Beantwortung auf einer Wichtigkeits -Skala, ’’ n ¼ 152). ’’
verdeckt gemachten Angaben wurden bei allen Fragestellungen durchgefu¨hrt. Nur relevante Unterschiede zwischen den Gruppen sind bei den jeweiligen Fragen angegeben.
eingegangen. 59% der Befragten hielten das Vorhandensein von U¨berwachungseinheiten (CTG, evtl. Monitoring der Mutter) fu¨r beruhigend – nur 4,5% fu¨r sto¨rend (36,5% egal). 68% fu¨hlen sich durch den direkten Anschluß des Sectio-Op0 s an den Kreißsaal sicherer (4,5% sehr sicher, 27,5% kaum relevant, 0% egal). Die Mo¨glichkeit einer sofort einsetzbaren Schmerztherapie (PDA) erachteten 59% als wichtig und 22,7% als sehr wichtig (18,1% kaum wichtig; 0,2% egal). Alternative Maßnahmen zur Schmerzbeka¨mpfung erachteten 40,9% fu¨r sehr und 41% fu¨r wichtig (4,5% kaum wichtig; 13,6% egal). Akupunktur und homo¨opathische Verfahren wurden von den Befragten hierbei als gleichwertig beurteilt. Alternative Entbindungspositionen wie Hockergeburt, Geburt im Stehen etc. bewerteten 50% als sehr wichtig, 31,8% als wichtig (9,2% kaum wichtig, 9% egal). 50% aller Schwangeren wu¨nschten sich zumindest die Mo¨glichkeit einer Wassergeburt im Kreißsaal zu haben.
Ra¨umlichkeiten: Mit diesem Fragenkomplex wurde die Erwartung der Befragten an die Ra¨umlichkeiten des Kreißsaales und der Wochenbettstation untersucht. Als wichtigstes Kriterium fu¨r die Gestaltung des Kreißsaals wurde die maximale Wahrung der Intimspha¨re
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100 80 60 40 20
Raumgröße
Dusche
Fenster
Farbgestaltung
Kursangebote, Stellenwert der Pa¨diatrie und Rooming in : ’’ ’’
Intimsphäre
0
A
100 80 60 40 20
TV/Internet
Stillräume
Büffet
Einzelzimmer
eigenes Bad
0 Familienzimmer
wu¨nschten sich explizit moderne komfortable Kreißsa¨le (Abb. 2A). Auf der Wochenbettstation waren das wichtigste Kriterium fu¨r 37,8% der Befragten ein Familienzimmer, d.h. die Mo¨glichkeit der gemeinsamen U¨bernachtung und Versorgung beider Eltern mit Kind. Nur 13,5% ziehen die Mo¨glichkeit eines Einzelzimmers vor. 21,6% erachten das Vorhandensein eines eigenen Bades/Toilette als das wichtigste Kriterium zur Auswahl einer Wochenbettstation. Fu¨r 10,8% war die Selbstverpflegung mit einem Bu¨ffet entscheidend. Nur fu¨r 5,9% waren TV/Computer und fu¨r 10,4% ExtraStillra¨ume entscheidend. In einer weiteren Frage erachteten 90% der Befragten die Mo¨glichkeit Kindern, die zu Besuch kommen, ein separates Spielzimmer zur Verfu¨gung zu stellen, fu¨r sehr wichtig. In einer offenen Frage, was Schwangere von den Ra¨umlichkeiten einer Wochenbettstation erwarten, machten nur 4% der Befragten weitere Angaben (alle im Interview). Aber auch hier zeigte sich ein Trend zu dem Wunsch nach Ra¨umlichkeiten, die aufgrund ihrer Einrichtung und Farbgebung nicht an eine sterile Klinikatmospha¨re erinnern (Abb. 2B).
B
Abb. 2. Verteilung der Antwortmo¨glichkeiten auf die Fragen, welches das wichtigste Kriterium sei, was die Attraktivita¨t des Kreißsaales (A) und der Wochenbettstation (B) ausmacht. (Einfachantworten, n ¼ 152).
Bei der offenen Frage ob bestimmte Kursangebote wa¨hrend des Aufenthaltes auf der Wochenbettstation interessant seien, gab es eine starke Diskrepanz zwischen Erst- und Mehr-Geba¨renden: Nulliparae machten hierbei kaum Angaben und a¨ußerten wenig Wu¨nsche. Erwa¨hnt wurden bei dieser Gruppe lediglich der Wunsch nach sportlich, gymnastischen Angeboten, wie z. B. Ru¨ckbildungsgymnastik. Mehrgeba¨hrende wu¨nschten sich auffallend ha¨ufig psychosoziale Unterstu¨tzung, Beratungsangebote fu¨r eventuell auftretende Konflikte in der Partnerschaft und das Erlernen verschiedener Entspannungsverfahren. Durch verschiedene Fragen sollte die Einstellung zum Rooming in’’ u¨ber’’ pru¨ft werden: 60% aller Befragten wu¨nschten sich die Mo¨glichkeit einer
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eigenen Nische im Wochenbettzimmer fu¨r das Kinderbett um das Neugeborene nicht permanent am eigenen Bett stehen zu haben. Nur 37,9% mo¨chten das Kind rund um die Uhr bei sich haben – bei 50% bestand das Bedu¨rfnis das Kind in der Nacht oder bei Wunsch abgeben zu ko¨nnen. Lediglich 12,1% mo¨chten das Kind nur kurz zur eigenen Ko¨rperpflege oder bei Erscho¨pfung zur Aufsicht abgeben. 58,3% der Befragten empfanden das Abgeben des Kindes als Stress fu¨r das Kind , 25% als ’’ eigene Erholung. 8,3% glaubten, dass das kurzfristige Abgeben des Kindes in den ersten Lebenstagen keinen positiven oder negativen Effekt hat. Immerhin 8,4% glaubten, dass das Abgeben dazu fu¨hrt, dass sich Neugeborene fru¨hzeitig an andere Bezugspersonen gewo¨hnen. Im Rahmen der Befragung wurde auch evaluiert, welche Rolle Kindera¨rzte bzw. die Anwesenheit einer Kinderklinik bei der Auswahl der Geburtsklinik spielen. 54,5% der Befragten empfanden die Mo¨glichkeit, dass ein Pa¨diater zur Geburt anwesend ist, als sehr wichtig (18,1% wichtig; 14,1% kaum wichtig; 13,3% egal). 37,5% fanden es sehr wichtig und weitere 37,1% wichtig, dass ein Pa¨diater das Kind wa¨hrend des Aufenthaltes auf der Wo¨chnerinnenstation wenigstens einmal untersucht (16,6% kaum wichtig; 8,8% egal). Fu¨r 47,8% der Befragten spielte das Vorhandensein einer Kinderklinik im gleichen Geba¨ude der Geburtsklinik die entscheidende Rolle bei der Auswahl der Klinik. ’’
genannt (35,2%), gefolgt von einer harmonischen, wohnlichen Farbgestaltung (26,4%). Danach folgten das Vorhandensein von Fenstern (14,7%), die Mo¨glichkeit zu duschen (14,7%) und eine ausreichende Raumgro¨ße (9%). 81% der Teilnehmerinnen nutzen die Mo¨glichkeit die eigenen Bedu¨rfnisse der Kreißsaalgestaltung zu formulieren. In dieser offen gestellten Frage war der Wunsch nach einem harmonischen Raumklima und damit die Vermeidung einer unperso¨nlichen und rein funktionellen Klinikatmospha¨re die ha¨ufigst genannte Antwort. Auch die Mo¨glichkeit eines dimmbaren Lichtes sowie Musik geho¨rten zu den ha¨ufig genannten Erwartungen. Nur wenige Frauen
Auswahl einer Geburtsklinik und O¨ffentlichkeitsarbeit: Schließlich sollte noch beurteilt werden, welches Kriterium letztendlich das wichtigste zur Auswahl der Geburtsklinik sei. Dem Personal wurde hier rund doppelt soviel Bedeutung zugeschrieben wie einzelnen Punkten der Klinikausstattung: Fu¨r 28,3% war entscheidend, wie freundlich und kompetent sich das Personal bei Informationsabenden pra¨sentiert. Auffallend ha¨ufig wurde hierbei gewu¨nscht bzw. erwa¨hnt, dass es einen sehr guten Eindruck mache, wenn sich im Rahmen der
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harm. Räume Freundlichkeit 0
20
40
60
80
100
Abb. 3. Antwortverhalten zu der Frage wel’’ ches Kriterium das wichtigste Kriterium zur Auswahl einer Geburtsklinik sei . (Einfachantworten, n ¼ 152). ’’
Informationsveranstaltung fu¨r Schwangere mo¨glichst viele A¨rzte, Hebammen und Schwestern perso¨nlich vorstellen. 16,9% wa¨hlen die Klinik nach harmonischen und attraktiven Ra¨umlichkeiten aus. 15% wollen in Kliniken entbunden werden, welche vorwiegend alternative Medizin anbieten. Fu¨r 14% ist das Vorhandensein einer Kinderklinik entscheidend. 13,2% wa¨hlen die Klinik nach dem guten Ruf, nur 12,6% nach direkter’’ Na¨he zum Wohnort (Abb. 3). 39,3% erachteten die Pra¨sentation von Geburtskliniken im Rahmen von Messen oder a¨hnlichen Veranstaltungen als sehr sinnvoll, 34,7% fu¨r sinnvoll. 92% befu¨rworteten eine Verbesserung des Images von Kliniken durch gezielte O¨ffentlichkeitsarbeit. Ein Großteil wu¨nschte sich hierbei einen ansprechenderen und informativeren Internetauftritt von Kliniken.
100 80 60 40 20 0 Flaschennahrung
Altern. Medizin
vielleicht St.
Kinderklinik
Stillen
guter Ruf
zum Zeitpunkt der Befragung noch keine Entscheidung gefa¨llt, weitere 12% hatten sich bereits zum Fu¨ttern von Flaschennahrung entschlossen (Abb. 4). Auf die Frage, wie lange die werdenden Mu¨tter planen, das Neugeborene ausschließlich mit Muttermilch zu erna¨hren ergab sich folgende Verteilung: 13,6% wollten unter sechs Monaten stillen, 55,3% zwischen sechs und acht Monate, 18,1% acht bis zehn Monate und 9% zwischen zehn und zwo¨lf Monate. Nur 4% ko¨nnen sich
A
100 80
’’
60
Stillen:
20
Flaschennahrung
Stillen
vielleicht St.
0
B
Abb. 4. Antwortverhalten der Schwangeren auf die Frage ob sie stillen wollen’’ – darge’’ stellt nach den Angaben die einerseits im In’’ terview gegeben wurden (A, n ¼ 76), andererseits nach den Antworten, die bei den unbe’’ aufsichtigt ausgefu¨llten Fragebo¨gen gegeben wurden (B, n ¼ 76). ’’
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436
40
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Im zweiten Hauptteil der Studie sollten Einstellungen, Vorstellungen und Erwartungen an das Stillen analysiert werden. Bei der Gruppe der Teilnehmerinnen, welche im Rahmen des Interviews beaufsichtigt die Fragen be’’ antworteten, konnte herausgefunden werden, dass 95% beabsichtigen zu stillen (2,5% antworteten mit vielleicht, weitere 2,5% entschlossen sich fu¨r Flaschennahrung (keine relevanten Unterschiede zwischen Nulli- oder Pluriparae). Bei der Auswertung der offen verteilten unbeaufsichtigten Fra’’ sich jedoch eine auffalgebo¨gen ergab lend andere Verteilung: Nur 70% beabsichtigten zu stillen, 18% hatten
vorstellen mindestens ein Jahr voll zu stillen. Ausreichend informiert zum Thema Stillen fu¨hlten sich zum Zeitpunkt der Befragung lediglich 20% (55% antworteten mit nein, 25% mit vielleicht). Im Vergleich von Erst- und stillerfahrenen Mehrgeba¨renden, ergaben sich diesbezu¨glich keine wesentlichen Unterschiede. Auf die Frage welche Berufsgruppe hierbei in der Vergangenheit beratend ta¨tig war, ergab sich, dass 43,7% der Befragten die Informationen zum Stillen von Hebammen hatten, 20% der Befragten erhielten die Informationen von Bekannten und Verwandten. Laktationsberaterinnen wurden lediglich von 18%, A¨rzte/innen von 12,5% der Befragten als Informationsquelle angegeben. Die restlichen 5,8% informierten sich selbst u¨ber verschieden Medien (v.a. Printmedien und Internet). Allen Teilnehmerinnen wurde die Frage gestellt wie hoch mittlerweile die Qualita¨t von Flaschennahrung im Vergleich zu Muttermilch sei. 71,4% definierten die Muttermilch als beste Nahrung fu¨r das Kind, 19% hielten beide Nahrungsarten fu¨r gleichwertig, 4,6% erachteten Flaschennahrung als qualitativ hochwertiger, 5% konnten sich fu¨r keine der drei vorgegebenen Antworten entscheiden. Anschließend wurde den Teilnehmerinnen eine offene Frage gestellt, welche prima¨re Assoziation sie mit dem Stillen einerseits in Bezug auf sich selbst und andererseits auf das Kind haben. Hierbei wurde ausdru¨cklich darauf hingewiesen, dass sowohl positive als auch negative Aspekte genannt werden du¨rfen. Interessanterweise assoziierten 33% der Befragten Stillen bei sich selbst mit Schmerzen, weitere 32% nannten den Aspekt der flexiblen und praktischen Nahrungsvorhaltung, 15% erhofften sich u¨ber das Stillen eine bessere Bindung zu dem Kind. 10% gaben an, lediglich dem Kind etwas Gutes tun zu wollen , weiteren’’ 10% fielen weder Vorteile noch Nachteile zum Stillen im Bezug auf die Mutter ein. Bezu¨glich des Kindes wurden bei allen Befragten lediglich zwei Aspekte genannt: Zum einen Allergieprophylaxe bzw. Sta¨rkung des Immunsystems ’’
Wohnortnähe
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Diskussion Die Umfrage zeigt, dass die Erwartungen eines großen Teiles der Befragten an eine Geburtsklinik im Normalfall erfu¨llt werden ko¨nnen. Dies bezieht sich v.a. auf die Zusammensetzung des Personals, die Grundausstattung der Ra¨umlichkeiten und auf das schulmedizinische Angebot. Die erhobenen Daten zeigen aber auch, dass innerhalb der Stichprobe evidenzbasiertes schulmedizinisches und alternativ-medizinisches Angebot bzgl. der Relevanz a¨hnlich hoch bewertet wurden. Daru¨ber hinaus konnte die Querschnitterhebung auch zeigen, dass fu¨r einen Großteil ein freundliches, vertrautes und kompetentes Personal das wichtigste Entscheidungskriterium fu¨r die Wahl einer Geburtsklinik sind. Diesem Faktor wurde sogar eine doppelt so hohe Bedeutung wie der Klinikausstattung zugeschrieben. Der Wunsch nach mehr Selbstbestimmtheit wurde ebenfalls in diversen Fragen offensichtlich. Diese Daten zeigen, dass der Qualita¨tsbegriff’’ einer Entbindungskli’’nik eben nicht nur durch die evidenzbasierte Gesundheitsversorgung, sondern ganz wesentlich von der Umsetzung der individuellen Bedu¨rfnisse und
den interpersonellen Aspekten zwischen Nutzer und Klinikpersonal bei Schwangeren gepra¨gt wird. Damit besta¨tigt diese aktuelle Untersuchung einen Trendwandel an einem Kollektiv in Berlin, der bereits in fru¨heren Untersuchungen in Ansa¨tzen deutlich wurde. Das Bedu¨rfnis nach Umsetzung eigener Bedu¨rfnisse innerhalb einer Geburtsklinik spielt eine stets gro¨ßer werdende Rolle. So nahmen bei einer Umfrage von Kentenich und Stauber [22] im Jahre 1985 bezu¨glich der Wu¨nsche an eine Geburtsklinik technische Standards noch einen ho¨heren Rang ein, als Erwartungen an das Personal. Seit Mitte der neunziger Jahre zeigten andere Umfragen bereits ein Umdenken: Die Klinikausstattung spielte eine weniger vorrangige, aber doch wichtige Rolle, wa¨hrend die Anforderung an das Personal gestiegen waren [8,17]. Aktuellere Erhebungen zu Themen der Patienten- bzw. Kundenzufriedenheit anderer Fachdisziplinen zeigen einen u¨bergreifenden Trend, dass auch andere Versorgungsstrukturen in zunehmendem Maße nach Personen und weniger nach Ausstattung beurteilt werden und bei der Auswahl als Entscheidungsdeterminanten dienen ko¨nnen [23]. Wenn Perso¨nlichkeit, Freundlichkeit und Qualifikation des Personals in der Wichtigkeit bei der Auswahl der Geburtsklinik ho¨her bewertet werden als attraktive Ra¨umlichkeiten und Komfort, dann ko¨nnen diese Maßsta¨be sicher auch in Zeiten einengender O¨konomisierungs- und Sparmaßnahmen umgesetzt werden. Zudem ko¨nnen diese Bedu¨rfnisse im Rahmen einer Qualita¨tssicherung und damit auch zum Marketing von Einrichtungen genutzt werden. Damit sich diese Qualita¨tssicherung aber nicht vorwiegend nach den Pra¨ferenzen der Schwangeren richtet, sollte großer Wert drauf gelegt werden, dass Schwangere versta¨rkt evidenz-basierte Informationen zu einer guten klinischen Praxis erhalten. Gerade in der ta¨glichen Praxis wird ha¨ufig sichtbar, dass die von Schwangeren gewu¨nschte medizinische Versorgung nicht evidenz-basiert ist [24]. Dieser Aspekt verdeutlicht die Relevanz u¨ber den Inhalt methodisch hochwertiger Infor-
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mationen, die dann das Erwartungskonstrukt zugunsten einer guten klinischen Praxis beeinflussen ko¨nnen. Sowohl diese als auch andere Studien [8,25,26] belegen, dass besonders dem Berufsstand der Hebammen eine wichtige Rolle bei der Informationsvermittlung zukommt. Hier sollten prima¨r bei der Ausbildung und sekunda¨r bei der Berufsausu¨bung versta¨rkt auf evidenzbasierte Inhalte geachtet werden, die dann bereits pra¨partal an Schwangere weiter getragen werden. Die von Schwangeren pra¨ferierte Hebammenbetreuung kann unter Beru¨cksichtigung der medizinischen Evidenz durchaus vorteilhaft sein, da z. B. unter einer reinen Hebammenbetreuung die Anzahl der geburtshilflichen Interventionen sinkt [27,28]. Die Implementierung von leitlinienkonformen Vorgehen, welche z. B. in zahlreichen evidenz- und konsensbasierten geburtshilflichen Leitlinien der Arbeitsgemein’’ schaft Wissenschaftlich Medizinscher Fachgesellschaften beschrieben wird (www.awmf.de), sollte somit auch die nicht-a¨rztlichen beteiligten Berufsgruppen in der Geburtshilfe beru¨cksichtigen. Eine Klinik, die transparent belegen kann, dass sie geburtshilfliche Evidenzen umsetzt, erfu¨llt Qualita¨tsanforderungen. Mo¨glichkeiten einer solchen Umsetzung bzw. Implementierung ko¨nnten beispielsweise durch klinikinterne Fortbildungen zu evidenz-basierten Leitlinien erfolgen. Auch die klinikeigenen Kreißsaalstandards ko¨nnten bei U¨berarbeitungen vermehrt an Empfehlungen aus aggregierten Evidenzquellen (Leitlinien, systematische U¨bersichtsarbeiten, HTA-Berichte) angeglichen werden. Im Rahmen der Beratungs- und Informationsfunktion der Klinik sollte daru¨ber hinaus die genannte Weiterverbreitung evidenzbasierter Inhalte an Schwangere erfolgen, z. B. im Rahmen der Informationsveranstaltungen (s. Tabelle 2). Erkennbar waren in der Umfrage auch unterschiedliche Bedu¨rfnisse von Erstund Mehrgeba¨renden: Erstgeba¨rende besuchen z. B. fru¨her Informationsveranstaltungen als Mehrgeba¨rende und suchen auch fru¨her den Kontakt zu Hebammen. Mehrgeba¨rende hingegen ’’
(66%), zum anderen eine versta¨rkte Mutter-Kind-Bindung (34%). 38% der Befragten hielten eine Anleitung beim Stillen durch speziell geschultes Personal (Laktationsberater/innen) fu¨r sehr wichtig, 57,4 fu¨r wichtig. Hierbei gab es kaum Diskrepanzen zwischen Nulli- und Pluriparae. Nur 26% der Befragten kannten das UNICEF/ WHO Projekt Still- und Babyfreundli’’ . Von allen Schwanches Krankenhaus geren hielten 30,4% eine solche Zertifizierung von Geburtskliniken fu¨r wichtig, 21,7% fu¨r sehr wichtig. Mittels einer offen gestellten Frage sollten sich die Teilnehmerinnen a¨ußern, wie Informationen zum Stillen effektiv verbreitet werden ko¨nnen. 66% hielten eine Vorbereitung im Rahmen des Geburtsvorbereitungskurses fu¨r sinnvoll – nur 5% wu¨nschten sich einen eigenen Stillkurs . Hierbei wurde den Hebam’’men die ho¨chste Bedeutung als Informationsu¨bermittlung zugeschrieben.
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ARTICLE IN PRESS Tabelle 2. Auswahl an Informationen, welche durch die Informations- und O¨ffentlichkeitsarbeit von Geburtskliniken vermittelt werden kann. Ablauf der Geburt (ohne und unter Beru¨cksichtigung mo¨glicher Komplikatio-
Evidenzbasierte Sachinformationen zum Thema Schwangerschaft, Geburt, und Wochenbett
nen) Verhalten nach der Geburt Wochenbett und Stillen (Vorteile fu¨r Mutter und Kind, Pflege der Brust)
Klinikeigene Qualita¨tskriterien der Geburtshilfe
Welche Entbindungsmo¨glichkeiten sind vorhanden? Interventionsrate (Vakuumextraktion, Sectio, Dammschnittrate) Betreuungskonzept der Entbindungsklinik (Familienorientierung)
Personeller Leistungsumfang und Betreuung
Beteiligte Berufsgruppen (Hebammen, Laktationsberaterinnen etc.) Unterschiedliche Kursangebote
Ra¨umlicher Service
Zusa¨tzliche Hilfsangebote
Wer sind die Ansprechpartner in der Klinik: Im Falle von psychologischen Problemen Fragen und Komplikationen beim Stillen Soziale und sozialrechtlichen Fragen (z. B. Organisation der Familie wa¨hrend der Abwesenheit der Mutter)
denden Mu¨tter auf der Wochenbettstation bei Problemen vom Personal allein gelassen zu werden. Andererseits zeigen die Daten, dass bei Schwangeren A¨ngste vor U¨berforderung im Wochenbett bestehen. Hier ist offensichtlich auf der einen Seite noch eine gezieltere Informationsverbreitung u¨ber die Vorteile und positiven Effekte des Rooming in no¨tig. Auf der anderen ’’ Seite mu¨ssen Geburtskliniken aber auch sta¨rker verdeutlichen, dass beim Rooming in junge Mu¨tter im Wo’’ chenbett nicht mit den Problemen alleine gelassen werden, sondern qualifiziertes Personal mit Rat und Tat zur Seite steht und Rooming in das Auftreten von befu¨rchteten Problemen (z. B. fru¨hkindliche Regulationssto¨rungen) sogar reduziert [29]. Auch die Daten, die zum Stillen erhoben wurden, zeigen eine a¨hnliche Tendenz. Die Absicht zum Stillen war zwar unter den Befragten sehr hoch. Durch die getrennte Auswertung von eigensta¨ndig, anonym ausgefu¨llten Fragebo¨gen und der Antworten, die im Interview gegeben wurden, war jedoch ein hoher Erwartungsdruck unter den Befragten bezu¨glich der Absicht zum Stillen und dem Stillverhalten sehr deutlich erkennbar. Methodisch la¨sst sich diese Diskrepanz sicher durch das
sozial erwu¨nschte Antwortverhalten erkla¨ren. Auch bei der Frage nach bekannten gesundheitlichen Vorteilen des Stillens fu¨r Mutter und Kind wurden von den Befragten nur sehr wenige genannt. A¨hnlich wie beim Rooming in ’’ einerseits erfordern auch diese Daten eine sta¨rkere Informationsvermittlung zu den Vorteilen des Stillens. Andererseits sollten zuku¨nftig auch Gru¨nde von Frauen, welche im Stillen vermehrt Nachteile sehen oder es ganz ablehnen, besser analysiert werden um im Aufkla¨rungsprozess beru¨cksichtigt werden zu ko¨nnen. Informationen zum Stillen werden pra¨partal vorwiegend von Hebammen vermittelt. Dies zeigen die von uns erhobenen Daten aber auch andere Studien [8,25,26]. Die Mo¨glichkeit sich in Stillgruppen oder durch Laktationsberaterinnen speziell zu dem Thema Stillen zu informieren war den meisten Befragten unbekannt. Hier muss die Bedeutung dieser speziellen Berufsgruppe sta¨rker transparent gemacht werden. Der Informationsabend und die Geburtsvorbereitungskurse sind in dieser und in anderen Studien [26,30] die am ha¨ufigsten genutzten Informationsquellen, die fu¨r die Krankenhauswahl in Anspruch genommen werden. Hier sollten intensiver Informationen zum
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verlangen nach einer Wochenbettbetreuung mit anderen Schwerpunkten: Wa¨hrend in dieser Gruppe Angebote zur psychosozialen Unterstu¨tzung, Beziehungsberatung und dem Erlernen von Entspannungsverfahren favorisiert werden, treten auf die Praxis bezogene bzw. auf den Umgang mit dem Kind ausgerichtete Hilfestellungen, wie Erna¨hrung, Ko¨rperpflege und Hygiene, in den Hintergrund. Letztere Angebote werden jedoch von Erstgeba¨renden erwu¨nscht. Der Wunsch nach ansprechenden Internet-Pra¨sentationen oder bei Informationsabenden mehr Klinikpersonal kennenzulernen, zeigt ein gestiegenes Bewusstsein von Patienten bzw. Kunden im Bezug auf gezielte O¨ffentlichkeitsarbeit und andere Marketingmaßnahmen. Viele Untersuchungen demonstrieren das steigende Bedu¨rfnis im Verlauf der letzten Jahre Rooming in in Anspruch nehmen zu ’’ ko¨nnen [8,10]. Bereits Bergmann et al. (2000) [8] zeigten zusa¨tzlich einen hohen Informationswunsch von Schwangeren zu Themen des Stillens und Rooming in . In der ’’ wurde erstmals aktuellen Umfrage zusa¨tzlich nach Befu¨rchtungen vor Rooming in gefragt: Die Antworten ’’reflektierten Befu¨rchtungen der wer’’
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Zimmer Rooming in (was ist das, Vorteile) Mo¨glichkeiten der Unterbringung des Vaters Besuchszeiten Essen
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Fazit Freundlichkeit, Einfu¨hlungsvermo¨gen und Kompetenz sind neben einer evidenzbasierten schulmedizinischen Versorgung gleichwertige Aspekte, die Schwangere von Geburtskliniken erwarten. Auch eine effektive O¨ffentlichkeitsarbeit wird von Schwangeren erwartet. U¨ber die Vorteile von Rooming in und Stillen herrschen weiterhin pra¨partal hohe Aufkla¨rungsdefizite, die durch fundierte Informationen ausgeglichen werden sollten.
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Betreuungskonzept der Wochenbettstation und zum Stillen erfolgen. Ideal wa¨re hier eine Kooperation und ein gemeinsames Auftreten von Hebamme, Laktationsberaterinnen und A¨rzten. Sicher zeigt diese Querschnitterhebung nur die Bedu¨rfnisse einer kleine Stichprobe im Berliner Raum. Die Befragung richtete sich an das Low-Risk-Klientel. Eine generelle U¨bertragbarkeit auf andere Regionen ist sicher auch aufgrund der dichten Bevo¨lkerungs- und Kliniksituation, die in Berlin vorliegt, nicht gegeben. Außerdem ist davon auszugehen, dass Besucher einer solchen Messe, die versta¨rkt Informationen suchen, nicht dem allegemeinen soziodemographischen Profil von Schwangeren entspricht. Dennoch kann die Erhebung Hinweise fu¨r eine mo¨gliche Informations- und O¨ffentlichkeitsarbeit von Kliniken geben (s. Tabelle 2).
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