Einführender Übersichtsartikel: Internationalisierung der Gesundheitswirtschaft

Einführender Übersichtsartikel: Internationalisierung der Gesundheitswirtschaft

Available online at www.sciencedirect.com Z. Evid. Fortbild. Qual. Gesundh. wesen (ZEFQ) 105 (2011) 607–615 Fortsetzungsreihe Einführender Übersich...

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Z. Evid. Fortbild. Qual. Gesundh. wesen (ZEFQ) 105 (2011) 607–615

Fortsetzungsreihe

Einführender Übersichtsartikel: Internationalisierung der Gesundheitswirtschaft Stephan von Bandemer∗ , Wolfgang Blank, Dörte Büchel Institut Arbeit und Technik, Zentrale wissenschaftliche Einrichtung der Fachhochschule Gelsenkirchen in Kooperation mit der Ruhr-Universität Bochum

Zusammenfassung Die Gesundheitswirtschaft ist in vielen Bereichen bereits international ausgerichtet. Die Gesundheitsversorgung ist allerdings überwiegend regional orientiert und ihre Organisation stark fragmentiert. Dies bildet eine Barriere für eine konsequente internationale Verbreitung von Lösungen, die das Management von Versorgungsketten

und Systemangeboten voraussetzen. In unterschiedlichen Gesundheitsregionen werden daher Konzepte zur Internationalisierung entwickelt und erprobt, die vor allem auf eine Internationalisierung von Versorgungsstandards mit flexibler Anpassung an lokale Gegebenheiten setzen.

(Wie vom Autor eingereicht)

Ausgangssituation Zu einer wichtigen Aufgabe der Gesundheitswirtschaft gehört die internationale Arbeitsteilung. Wie in anderen Branchen auch, bestehen in der Gesundheitswirtschaft erhebliche Chancen und Potenziale, sich durch eine Internationalisierung von der Subsistenzwirtschaft zu einem dynamischen Wachstumssektor mit einer gesamtwirtschaftlichen Leitfunktion zu entwickeln1 . Bereits heute ist die ∗ Korrespondenzadresse:

Stephan von Bandemer, Institut Arbeit und Technik (IAT). E-Mail: [email protected] 1 Gelegentlich besteht noch die irrige Ansicht, Gesundheitswirtschaft bilde eine einfache Dienstleistung vergleichbar dem vielzitierten ,,Haare schneiden‘‘ die keine produktiven gesamtwirtschaftlichen Beiträge leisten und einer internationalen Arbeitsteilung nicht

Gesundheitswirtschaft eine in einigen Bereichen international aufgestellte Branche, in der allerdings noch viel Potenzial zu erschließen ist. Eine starke internationale Ausrichtung ist u.a. in den folgenden Bereichen bereits selbstverständlich:

• Medizinische Forschung sowohl im experimentellen Bereich als auch bei klinischen Studien zur Prüfung neuer Arzneimittel, Medizintechnologien oder Verfahren ist zugänglich seien. Als Branche mit komplexen hybriden Produkten ist es aber durchaus möglich, mit Angeboten der Gesundheitswirtschaft Erträge zu erzielen, die für den Einkauf anderer Dienstleistungen oder industrieller Produkte verwendet werden können. Damit ist die Gesundheitswirtschaft eine Branche mit hohen Potenzialen für eine internationale Arbeitsteilung, der Erzielung von ,,economies of scale‘‘ und beträchtlichem internationalen Wettbewerb.

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überwiegend international ausgerichtet; • Der Handel mit pharmazeutischen und medizintechnischen Produkten verfügt bereits über eine Exportquote von rund 60 Prozent; • Ein Teil der Ausbildung und Personalentwicklung insbesondere bei Ärzten und Beschäftigten der pharmazeutischen und medizintechnischen Industrie erfolgt international entsprechend bestehender Spezialkompetenzen und Angebote. Andere Bereiche der Gesundheitswirtschaft sind noch weitgehend regional organisiert, besitzen aber ebenfalls beträchtliche Potenziale für eine Internationalisierung bzw. bilden eine Voraussetzung für die internationale Ausrichtung der Gesundheitswirtschaft:

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• Die Organisation von Versorgungslösungen ist weitgehend regional oder sogar lokal ausgerichtet. Trotz der Unterschiede zwischen den nationalen Gesundheitssystemen besteht hier ein großer Bedarf zur internationalen Definition von Versorgungsstandards und deren flexibler regionaler Umsetzung; • Die Entwicklung von Systemlösungen zwischen Technikanbietern und Gesundheitsdienstleistern findet – zumindest aus deutscher Sicht - derzeit nur punktuell statt, ihre internationale Verbreitung bildet aber eine wesentliche Voraussetzung für eine zunehmende Internationalisierung; • Die Qualifizierung von Fachpersonal orientiert sich in der Regel an nationalen Bedarfen und Märkten und weniger an der internationalen Nachfrage. Auch hier bildet die internationale Deckung des Fachkräftebedarfs eine Voraussetzung für Internationalisierungsstrategien. Darüber hinaus bestehen internationale Angebote in Nischenmärkten, die weniger auf eine internationale Arbeitsteilung und Wachstumsstrategie ausgerichtet sind, sondern einzelbetriebliche Deckungsbeiträge erwirtschaften. Hierzu zählen etwa:

• Die Gewinnung von ausländischen Gastpatienten, die im Verhältnis zur Gesamtzahl zu behandelnder Patienten lediglich einen marginalen Anteil besitzen, aber als Nischenstrategie für einige Anbieter interessant sein können; • Die Erschließung von regionalen Teilmärkten auf Basis traditioneller Zugänge etwa im Bereich grenzüberschreitender Angebote, die die Möglichkeit einer Ausweitung des eigenen Angebotsspektrums in regional begrenztem Rahmen bieten; • Kleine und mittelständische Spezialanbieter, die in Nischenmärkten über Alleinstellungsmerkmale verfügen und mit einer begrenzten internationalen Ausrichtung ihre Absatzpotenziale erweitern. Die Gesundheitswirtschaft ist damit in verschiedenen Bereichen in unterschiedlichem Maße international

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orientiert. Auch die verschiedenen Gesundheitsregionen in der Bundesrepublik verfolgen je nach Spezialisierung entsprechende Ansätze. Allerdings könnten in vielen Bereichen eine bessere Abstimmung und ein wechselseitiges von einander Lernen zu einer systematischeren Erschließung internationaler Gesundheitsmärkte beitragen. Denn viele Felder der Internationalisierung sind wechselseitig aufeinander angewiesen. Die medizinisch-technischen Kompetenzen können ohne internationale Versorgungsstandards nur begrenzt international verbreitet werden, internationale Versorgungsstandards sind ohne entsprechende Verfügbarkeit von Fachpersonal nicht ausreichend umsetzbar und viele technische Innovationen sind auf entsprechende Dienstleistungen angewiesen. Zu den wichtigen Voraussetzungen für eine Internationalisierungsstrategie zählt daher, dass die Ansätze miteinander verknüpft und gezielt verfolgt werden.

Exporterfolge der Industrie Die medizintechnisch pharmazeutische Industrie ist traditionell international ausgerichtet. Mit einem Exportvolumen von knapp 48 Mrd. Euro im Jahr 2008 exportiert der Sektor etwa 60 Prozent seiner Erzeugnisse. Dabei besteht eine Konzentration von Anbietern in einigen Bundesländern. In absoluten Zahlen ist hier Baden-Württemberg mit rund 14 Mrd. Euro Umsatz Spitzenreiter, gemessen am Anteil des gesamten Bruttoinlandproduktes führt Rheinland-Pfalz mit einem Anteil von 5,7 Prozent die Liste der Bundesländer an (Tabelle 1). Differenziert nach Produktgruppen und Bundesländern zeigen sich unterschiedliche Stärken. Während Baden-Württemberg, Hessen, NRW und Rheinland-Pfalz besondere Stärken in der pharmazeutischen Industrie besitzen, die mit insgesamt gut 20 Mrd. Euro den größten Exportumsatz erzielt, ist Bayern deutlicher Spitzenreiter bei medizinischen Geräten und Zubehör, dem mit 9,1 Mrd. Euro zweitgrößten Exporteur. Rheinland-Pfalz ist dagegen mit Abstand Spitzenreiter im Bereich pharmazeutischer Grundstoffe.

Darüber hinaus verteilen sich beachtliche Umsätze in unterschiedlichen Teilsektoren auf alle 16 Bundesländer (Tabelle 2). Zur Abschätzung der Exportpotenziale lohnt auch ein Blick auf die Zielländer des Exports von medizintechnischen und pharmazeutischen Produkten (Abb. 1). Über die Hälfte der Exporte gehen in die sieben größten Abnehmerländer, bei denen es sich ausschließlich um die Länder der westlich industrialisierten Welt handelt. In die sogenannten BRIC Länder (Brasilien, Russland, Indien, China), in denen fast die Hälfte der Weltbevölkerung lebt und die besonders wachstumsstark sind, werden dagegen lediglich 7,1 Prozent der gesamten Exporte geliefert. Während diese Länder für andere Branchen wie etwa den Automobilsektor, den Maschinenoder den Anlagebau zu den wichtigsten Absatzmärkten zählen, hat die Gesundheitswirtschaft in diesen Ländern noch erheblichen Nachholbedarf. Die Ursache für die relativ geringe Berücksichtigung der wachstumsstarken Schwellenländer ist, wie andere Branchen zeigen, nicht mangelnde Kaufkraft. Der Grund liegt vielmehr in der Komplexität der Produkte, für die in diesen Ländern keine ausreichenden Versorgungsstrukturen und Fachkräfte vorhanden sind. Es reicht hier nicht aus, medizintechnische oder pharmazeutische Einzelprodukte anzubieten, sondern es werden komplette Versorgungslösungen einschließlich des qualifizierten Personals benötigt, die Produkte und Versorgungsdienstleistungen miteinander verbinden. Das Angebot für solche Systemlösungen und Wertschöpfungsketten in der Gesundheitswirtschaft setzt eine enge Kooperation von Herstellern und Dienstleistern voraus. Viele Akteure der Gesundheitswirtschaft konzentrieren sich dabei auf unterschiedliche Teilmärkte. In den BRIC Staaten ist insbesondere Bayern relativ erfolgreich. Allerdings ist auch hier der Umsatz medizintechnischer und pharmazeutischer Produkte mit 754 Mio. Euro gemessen an der potenziellen Größe des Marktes noch relativ gering. Auch Hessen (575 Mio. Euro) und NRW (541 Mio. Euro) liegen in diesen Ländern noch über der Marke von 500

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Tabelle 1. Export medizintechnischer und pharmazeutischer Produkte nach Bundesländern 2008. Bundesland

Export in Tsd. D

Baden-Württemberg Hessen Rheinland-Pfalz Bayern Nordrhein-Westfalen Berlin Brandenburg Schleswig-Holstein Hamburg Niedersachsen Thüringen Sachsen-Anhalt Sachsen Saarland Bremen Mecklenburg-Vorpommern Insgesamt

13.721.044 6.145.827 6.139.062 6.052.168 5.383.397 2.013.085 1.923.113 1.896.452 1.256.549 949.498 835.619 632.037 317.014 299.086 80.894 62.433 47.707.278

% der Gesamtsumme 28,8% 12,9% 12,9% 12,7% 11,3% 4,2% 4,0% 4,0% 2,6% 2,0% 1,8% 1,3% 0,7% 0,6% 0,2% 0,1% 100

Quelle: Statistisches Bundesamt; eigene Berechnung.

Mio. Euro. Der Umsatz in diesen Ländern entspricht aber bei weitem nicht der Morbidität und der entsprechenden Nachfrage. In diesen Ländern herrscht in vielen Regionen trotz erheblichen Wirtschafts- und Kaufkraftwachstums eine dramatische Unterversorgung die ein großes und zunehmendes Potenzial für die Gesundheitswirtschaft bietet.

3,1%

Für einige Regionen stehen die skandinavischen Länder und das Baltikum stärker im Fokus. Während in den BRIC Staaten im Jahr 2008 insgesamt 3,4 Mrd. Euro Exporterlöse erzielt wurden, waren es in der wesentlich kleineren Ostseeregion immerhin 2,1 Mrd. Euro Exportumsatz. Unter den führenden deutschen Exportländern nimmt hier Baden-Württemberg mit 574 Mio.

1,4% 2,1% 1,6%

Euro eine relativ klare Vorreiterrolle ein. Auffällig ist aber auch, dass das Bundesland Schleswig-Holstein hier in der Lage ist, seine regionale Nähe zu nutzen und überdurchschnittliche Umsätze in der Region zu realisieren. Vielfach besteht auch ein starkes Interesse an einem Engagement in den Golfstaaten. Allerdings zeigt sich hier, dass der Umsatz lediglich einen Umfang

Zielländer der bundesweiten Exporte 2008 1,4%

3,3%

19,9%

BRICS-Staaten

3,3% 4,6% 2,8% 5,5% 7,1%

2,1%

5,8% 1,6% 6,2% 0,6% 18,0% 6,4% 10,3% USA

Niederlande

Belgien

Frankreich

Vereinigtes Königreich

Schweiz

Italien

Japan

Spanien

Österreich

Dänemark, Grönland und Faröer

Polen

Kanada

Türkei

Sonsge

Russische Förderaon

China

Brasilien

Indien

Abb. 1. Zielmärkte der Internationalisierung. Quelle: Statistisches Bundesamt; eigene Berechnung. Z. Evid. Fortbild. Qual. Gesundh. wesen (ZEFQ) 105 (2011) 607–615 www.elsevier.de/zefq

609

610 Tabelle 2. Verteilung der Exportumsätze in Tsd. Euro nach Sektoren und Bundesländern 2008.

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1 Schleswig-Holstein 2 Hamburg 3 Niedersachsen 4 Bremen 5 Nordrhein-Westfalen 6 Hessen 7 Rheinland-Pfalz 8 Baden-Württemberg 9 Bayern 10 Saarland 11 Berlin 12 Brandenburg 13 Mecklenburg-Vorpommern 14 Sachsen 15 Sachsen-Anhalt 16 Thüringen Insgesamt

Arzneien/ Therapeutika

Medizinsiche Ausstattung

Pharmazeutische Grundstoffe

Laborbedarf

VerbandZubehör

Medizinische Geräte und Zubehör

Sehhilfen Instrumente

Dialyse

621.209 80.317 426.613 7.870 2.793.023 3.015.167 2.829.289 5.178.074 1.195.566 170.877 1.128.800 1.585.248 20.273 215.187 555.330 494.572 20.317.415

9.096 2.028 38.904 7.475 181.820 17.136 12.610 187.881 110.701 3.105 937 2861 3.135 15.692 884 53.863 645.548

62.809 94.450 129.298 38.985 1.642.075 854.033 3.180.509 595.422 247.279 36.043 118.648 123.914 6.950 22.645 44.791 2.752 7.200.603

41.620 807 78.775 73 56.951 1.159.775 16.013 4.636.273 345.271 536.0 26.657 40.282 4.623 22.6452 17.020 14.497 6.467.159

318.128 82.075 15.830 122 88.068 33.877 45.576 120.179 26.684 20.760 1.039 340 125 1.249 1.116 5.298 760.466

566.271 885.491 124.006 12.939 452.093 814.839 45.212 1.823.740 3.279.915 10.938 679.838 155.667 10.641 20.525 3.188 215.374 9.100.677

6.117 41 2.215 26 10.652 91.349 804 45.320 101.681 16 175 1.173 4

34 48.609 38 2.703 886.688 86.688 25 12.861 6.031 16.108 18.1416 18.141 31 103 5.377 32080 205.343 128.772 26.951 4.483 91 3.067 21 9.286 246 3.015 697 228 4.243 45 347 10.186 308.509 100.67725

Quelle: Statistisches Bundesamt; eigene Berechnung.

2 259.575

222.559 108.59 18.271 518 136.576 111.374 8.915 807.384 410.954 25.353 53.833 6.901 63.01 12.829 5.420 38.728 1.981.635

Prothesen

Insgesamt 1.896.452 1.256.549 949.498 80.894 5.383.397 6.145.827 6.139.062 13.721.044 6.052.168 299.086 2.013.085 1.923.113 62.433 317.014 632.037 835.619 47.707.278

von 491 Mio. Euro (ohne Irak und Iran) erreicht und damit relativ gering ist. Erfolge können hier insbesondere Hessen, NRW, Bayern und Baden-Württemberg aufweisen. Allerdings ist hier zu berücksichtigen, dass gerade die Golfstaaten vielfach auch als Sprungbrett in den asiatischen Raum gesehen werden. Dies kann auch die Bedeutung der Arab Health als große Messe der Gesundheitswirtschaft erklären. Insgesamt zeigt die exemplarische Betrachtung der regionalen Verteilung der Exporte der Gesundheitswirtschaft große Ungleichgewichte auf. Faktoren wie räumliche Nähe, Wohlstand oder Marktgröße spielen hier ein Rolle, zeigen aber auch, dass noch erhebliche Marktpotenziale unerschlossen sind und damit große Wachstumschancen im Export zu sehen sind. (Abb. 2)

Gastpatienten als Nischenmarkt Einen wachsenden Markt bildet auch die Behandlung von Gastpatienten. Zwischen 2004 und 2008 stieg die Zahl der ausländischen Patienten, die in deutschen Krankenhäusern behandelt wurden von gut 50.000 auf über 67.000 Patienten an (Tabelle 3). Unterstellt man hier vergleichbare Umsätze pro Fall wie bei deutschen Patienten, so bedeutet dies einen Umsatz von rund 245 Mio. Euro. Verglichen mit den 47 Mrd. Euro Export für medizintechnische und pharmazeutische Produkte ist dies zwar nur ein marginaler Anteil, bezogen auf einzelne Krankenhäuser können daraus aber durchaus anständige Deckungsbeiträge erzielt werden. Zu berücksichtigen ist bei diesen Daten allerdings, dass es sich bei lediglich etwa 20 Prozent der Fälle um elektive Patienten handelt, die gezielt zur medizinischen Behandlung anreisen. 80 Prozent der Fälle sind Notfälle von Besuchern und Touristen in der Bundesrepublik, die während ihres Aufenthalts eine Krankenhausbehandlung in Anspruch nehmen mussten. Dies spiegelt sich auch in der Herkunft der Patienten, deren große Mehrheit aus den Nachbarländern stammen und in den Grenzregionen behandelt wurden.

Aufgrund der geringen Marktgröße ist die Gewinnung von Gastpatenten allerdings meist auch kein regionaler Ansatz, da sich die Krankenhäuser bei kooperativen Strategien die Patienten wechselseitig streitig machen würden. Einzelne Einrichtungen erzielen aber durchaus mit jeweils spezifischen Ansätzen Erfolge. Insbesondere in den grenznahen Regionen bietet sich das Bemühen um grenzüberschreitende Versorgungsangebote an. Einige Einrichtungen haben sich darüber hinaus auf bestimmte Zielländer konzentriert (z.B. Golfstaaten und mittlerweile verstärkt Russland). In wenigen Fällen werden auch hoch spezialisierte Angebote genutzt – allerdings auch immer in Konkurrenz zu anderen Behandlungszentren weltweit.

Ausgewählte Beispiele der Internationalisierung aus Gesundheitsregionen In unterschiedlichen Regionen der Bundesrepublik werden mittlerweile verschiedene und erfolgversprechende Ansätze zur Stärkung der Internationalisierung der Gesundheitswirtschaft erprobt. Diese Beispiele können Hinweise auf gute Praxis liefern und damit die Internationalisierung insgesamt voranbringen.

Experts in Stroke Rheinland Pfalz Die Gesundheitswirtschaftsinitiative des Landes Rheinland-Pfalz hat einen Masterplan zur Gesundheitswirtschaft entwickelt, der sich insgesamt an der Organisation der Versorgungs- und Wertschöpfungsketten orientiert und durch eine Koordination der Schnittstellen zwischen den Sektoren und Berufsgruppen Innovationen anstoßen will. Dieser Ansatz wurde auch für die Internationalisierungsstrategie genutzt und erprobt und bietet in besonderem Maße Chancen zur Erschließung der weniger entwickelten Gesundheitswirtschaften in den wachstumsstarken Schwellenländern. Am Beispiel der Schlaganfallversorgung wurde hierzu ein Netzwerk von

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Akteuren entlang der Versorgungskette von der Schlaganfallprävention über den Rettungsdienst, die Akutversorgung, Rehabilitation und Organisation von Pflege als Exportangebot organisiert (Abb. 3). Beteiligt sind an der Initiative sowohl kleine Unternehmen aus dem Bereich der Schlaganfallprävention, große Pharmaunternehmen mit Angeboten und Präparaten der Primmär- und Sekundärprävention sowie der Akutversorgung, Vertreter des Rettungsdienstes, der Strok-Units, der Rehabilitation sowie Qualifizierungsanbieter. Zielsetzung ist die Bereitstellung eines abgestimmten Angebots der Schlaganfallprävention und Versorgung auf internationalem Niveau, das in den Zielmärkten modular und flexibel unter Berücksichtigung der jeweiligen lokalen Versorgungsbedingungen implementiert werden kann. Das Konzept wurde als integriertes Angebot erstmals auf einem Stand und durch ein Symposion anlässlich der Arab Health 2010 vorgestellt und stieß dabei auf erhebliche Resonanz. Durch die abgestimmte Versorgungskette können mit dem Modell nicht nur Einzelkomponenten vermarktet, sondern flexible Komplettlösungen je nach Versorgungssituation in den jeweiligen lokalen Kontexten angeboten werden. Damit wird etwa den Bedürfnissen in den BRIC Staaten Rechnung getragen, wo die Infrastrukturen und das verfügbare Fachpersonal es nur bedingt ermöglichen, Einzellösungen zu übernehmen und umzusetzen. Weitere Feinanpassungen und Ergänzungen, die Umsetzung einzelner Module, die regionale und indikationsspezifische Ausweitung des Ansatzes sind in der Bearbeitung und bieten erhebliche Potenziale zur Erschließung internationaler Märkte. Dabei ist das Zustandekommen derart komplexer Konsortien und Angebote aufwändig und bedarf erheblicher Koordinationsleistungen, die in Rheinland-Pfalz durch die Landesregierung erbracht wurden. Nach der erfolgreichen Pilotierung ist das Internatonalisierungskonzept mittlerweile zu einem der Landesleitprojekte der Gesundheitswirtschaftsinitiative geworden.

611

Exporte in BRICs Staaten nach Bundesländern 2008 in Tsd. Euro 754.699

800.000 700.000

88.619

42.430

1.717

77.702

276.422 9.768

220.309

100.000

7.950

80.140

72.083

150.132

200.000

387.790

400.000

114.104

541.457

500.000

300.000

575.221

600.000

ge n

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Th ür in

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0

Exporte in den Ostseeraum nach Bundesländer 2008 in Tsd. Euro 700.000

574.493

600.000 500.000

77.509

100.000

250.536 132.762

200.000

224.564

300.000

230.440

328.080

400.000

74.220 2.229

75.883

58.747

52.416

26.307

4.520

23.525

14.616

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0

Exporte in die Golfstaaten nach Bundesländern 2008 in Tsd. Euro 120.000

87.987

80.000

82.023

88.337

96.046

100.000

22.364

1.972

5.216

662

Sa ch se Sa n ch se nAn ha lt Th ür in ge n

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0

17.182

7.631

6.952

15.822 651

20.000

8.002

9.961

40.000

40.244

60.000

Abb. 2. Ausgewählte Teilmärkte der Gesundheitswirtschaft.

Die rheinland-pfälzische Initiative steht damit für einen Ansatz zur außenwirtschaftlichen Förderung von indikationsspezifischen Systemlösungen

612

und Wertschöpfungsketten, die gezielt Kompetenzen gesundheitswirtschaftlicher Dienstleister und medizintechnischer sowie pharmazeutischer

Unternehmen bündelt. Derartige Lösungen sind besonders anspruchsvoll, bieten aber auch besondere Chancen, da sie den Marktanforderungen in den

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Tabelle 3. Gastpatienten in deutschen Krankenhäusern 2004 bis 2008.

Bayern Nordrhein-Westfalen Baden-Württemberg Hessen Saarland Niedersachsen Rheinland-Pfalz Berlin Hamburg Brandenburg Schleswig-Holstein Sachsen Mecklenburg Vorpommern Sachsen-Anhalt Bremen Thüringen Insgesamt

2004

2005

2006

2007

2008

11.738 13.806 5.842 3.160 3.116 3.085 2.994 1.533 908 869 1.041 675 396 437 575 508 50.683

12.880 12.543 7.643 3.869 2.991 2.996 3.661 1.847 1.263 881 1.105 660 480 454 379 407 54.059

13.800 12.308 6.863 3.697 3.032 2.980 2.811 2.335 1.205 1.189 986 779 514 428 415 386 53.728

15.440 12.711 8.517 4.077 3.282 3.375 2.651 2.529 1.445 1.074 1.170 815 557 364 341 417 58.765

16.140 13.496 10.700 4.163 3.350 3.574 4.292 2.883 2.857 1.058 1.808 1.052 679 543 384 419 67.398

Quelle: Forschungsdatenzentrum des Bundes und der Länder, eigene Berechnung.

Zielländern besonders gut gerecht werden.

Westdeutscher Stroke Zirkel Ein indikationsspezifischer Ansatz am Beispiel der Schlaganfallversorgung wird auch aus NRW verfolgt. Hier ist der Ausgangspunkt allerdings nicht eine Systemlösung unter Beteiligung von Industrie und Dienstleistern, sondern ein Netzwerk von Stroke Units, welches Versorgungslösungen entwickelt, erprobt und gezielt mit internationalen Partnern für eine Übertragung abstimmt. Damit wird insbesondere dem hohen Aufwand von Internationalisierungsinitiativen Rechnung getragen. Einzelne Anbieter verfügen in der Regel nicht über die Kapazitäten und Ressourcen,

internationale Angebote zu realisieren. Angesichts des hohen internationalen Bedarfs bieten sich hier jedoch Kooperationslösungen an. Bei der Nachfrage steht insbesondere Indien im Fokus, wo zwar hohe neurologische Kompetenz bei einzelnen Anbietern vorhanden ist, die Versorgungslösungen aber nicht ausreichend organisiert sind. Um das deutsche Versorgungsniveau zu erreichen, müssten in Indien mit einer Inzidenz von ca. 1,6 Mio. Schlaganfällen pro Jahr ca. 2.000 Stroke Units aufgebaut werden. Dabei ist die Kooperation mit indischen Partnern eine der wichtigen Voraussetzungen für eine erfolgreiche Internationalisierung. Die gemeinsam entwickelten Angebote reichen dabei von niedrigschwelligen

Maßnahmen in Form von Hospitationsprogrammen für indische Neurologen in deutschen Stroke Units, über die gemeinsame Organisation klinischer Studien insbesondere im Bereich von seltenen Schlaganfallursachen bis zur Unterstützung bei der Umsetzung von Präventionsmaßnahmen, Konzepten der Akutversorgung und Rehabilitationsmaßnahmen. Ein zusätzlicher Ansatz besteht mit einem Schlaganfallregister, das internationale Benchmarks bei der Schlaganfallversorgung ermöglicht. Damit besteht ein Instrument, das es ermöglicht an der Perfomance der Schlaganfallversorgung in anderen Ländern anzusetzen und best practice Ansätze zu übertragen. In derartigen Benchmarkingansätzen anhand konkreter

Abb. 3. Wertschöpfungskette Schlaganfallversorgung der Gesundheitswirtschaftsinitiative Rheinland-Pfalz. Z. Evid. Fortbild. Qual. Gesundh. wesen (ZEFQ) 105 (2011) 607–615 www.elsevier.de/zefq

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Kennzahlen werden erhebliche Chancen gesehen, Versorgungslösungen erfolgreich zu internationalisieren.

Krankenhäusern und Systemlösungen reichen.

KMU Förderung in Baden-Württemberg

Gesundheitswirtschaft im Ostsee-Raum - Mecklenburg -Vorpommern

Für die Gesundheitswirtschaft in Baden-Württemberg hat die Landesregierung eine Initiative gestartet, Stärken des Landes zu identifizieren und daraus außenwirtschaftliche Strategien abzuleiten. Wie bereits die Exportdaten für Baden-Württemberg zeigen, besteht hier eine sehr gute Basis für eine Internationalisierung der Gesundheitswirtschaft. Dabei unterscheidet sich die baden-württembergische Strategie von den zuvor geschilderten Ansätzen, als weniger von den Zielmärkten als von eigenen Stärken ausgegangen wird. Im Mittelpunkt der badenwürttembergischen Strategie steht dabei die Unterstützung von KMU insbesondere im Bereich der Medizintechnik beim Export. Deren Fokus liegt eher in einer Stärkung der Aktivitäten in den benachbarten europäischen Ländern und den USA, die mit Spezialkompetenzen als Zulieferer bedient werden. Dabei hat eine Unternehmensbefragung ergeben, dass die außenwirtschaftlichen Förderinstrumente bei den Unternehmen wenig bekannt sind und entsprechend Optimierungspotenzial besteht. Die größeren Unternehmen in BadenWürttemberg werden eher als Unterstützer für außenwirtschaftliche Strategien gesehen. Sie können danach dabei helfen, Marktzugänge zu erschließen. Der Schwerpunkt der Initiative liegt allerdings eher auf der Kommunikation der Kompetenzen der KMUs sowie auf der Fachkräftesicherung. Perspektivisch werden auch in Baden-Württemberg Chancen in der internationalen Vermarktung von Wertschöpfungsketten und Systemlösungen gesehen. Dabei soll an bestehende Kompetenzcluster angeknüpft werden, die von technischen Clustern über indikationsspezifische Lösungen bis zu Komplettangeboten beim Aufbau von Infrastrukturen, also der Planung, dem Bau und dem Betrieb von ganzen

In Mecklenburg-Vorpommern hat sich die Gesundheitswirtschaft zu einem der wichtigsten Wirtschaftszweige des Landes entwickelt. Einzelne mittelständische Unternehmen insbesondere aus der Medizintechnik haben sich auf dem europäischen und weltweiten Markt mit ihren Produkten etabliert, jedoch hat die Branche im Export von Gütern und Dienstleistungen erhebliches Entwicklungspotenzial, insbesondere was die absoluten Zahlen anbetrifft. Ein Schwerpunkt der Internationalisierungsbemühungen liegt dabei im Ostseeraum sowie dem angrenzenden Mittel- und Osteuropa. Auf Initiative von Mecklenburg-Vorpommern hat die Europäische Kommission im Oktober 2009 das Flaggschiff-Projekt ,,Gesundheitsregion Ostsee‘‘ in den Aktionsplan der EU-Ostseestrategie aufgenommen. Ziel des Vorhabens ist die Entwicklung des Ostsee-Raums zu einer ,,Modellgesundheitsregion‘‘, deren Stärken in stabilen, gewachsenen Gesundheitsstrukturen sowie einer starken Gesundheitsbranche mit anerkannt hoher Innovationskraft liegen. Für Anbieter aus Mecklenburg-Vorpommern ergibt sich daraus nicht nur die Chance zum Markteinstieg in Skandinavien oder im Baltikum bzw. Osteuropa. Ein ausdrückliches Ziel ist es, überregionale Verbünde oder Konsortien von Anbietern zu formen, die ihre Leistungen über den Ostseeraum hinaus international vermarkten. Das Flaggschiff-Vorhaben ,,Gesundheitsregion Ostsee‘‘ wird von BioCon Valley® , der Landes-Initiative für Life Science und Gesundheitswirtschaft, gemeinsam mit Litauen federführend koordiniert. Als starker Partner konnte die ScanBalt BioRegion gewonnen werden, die mit knapp 70 regionalen Mitgliedern aus dem gesamten Ostseeraum sowie Russland, Norwegen und den Niederlanden mehr als 60 Universitäten, über 2100 Life Science und Biotech Firmen, einschließlich etwa 700

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forschungsbasierter KMUs, repräsentiert. Mit der Unterzeichnung eines Memorandum of Understanding wurde im Juni 2010 bereits ein halbes Jahr nach seinem Start ein erster wichtiger Meilenstein des Flaggschiff-Projektes ,,Gesundheitsregion Ostseeküste‘‘ erreicht. Die Partner verständigten sich darauf, in den kommenden Jahren Schwerpunkte für die grenzüberschreitende Kooperation zu identifizieren und sich auf eine gemeinsame Strategie zum weiteren Ausbau von Life Science und Gesundheitswirtschaft mit ausgewählten Leitprojekten zu verständigen. Die Strategie soll in einer ,,Roadmap‘‘ mit Empfehlungen für eine ,,Modellgesundheitsregion Ostsee‘‘ münden, die einerseits den Rahmen für die zahlreichen regionalen Aktivitäten im Bereich von Life Science und Gesundheitswirtschaft darstellt und andererseits Eckpunkte für die nächste EU Fördermittelperiode definiert. Das Flaggschiff-Vorhaben ist gleichzeitig ein positives Beispiel für die Zusammenarbeit der norddeutschen Bundesländer im Bereich der Gesundheitswirtschaft. An den diversen Aktivitäten sind neben Mecklenburg-Vorpommern vielfach Akteure aus Hamburg und Schleswig-Holstein und auch dem Berlin-Brandenburger Raum beteiligt. Dabei stellt der seit Jahren erfolgreiche Gemeinschaftsstand der norddeutschen Bundesländer auf der Arab Health, an dem sich unter Federführung von Hamburg Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern beteiligen, ein ,,best practice‘‘-Beispiel für die Bündelung von regionaler Exportunterstützung dar.

Indien-Initiative des NDGR Das Netzwerk Deutsche Gesundheitsregionen hat mit Unterstützung des BMBF eine eigene Initiative zur Erschließung des indischen Marktes auf den Weg gebracht. Dabei ging es insbesondere um die Kontaktanbahnung von Initiativen aus den Gesundheitswirtschaftsregionen mit indischen Partnern. In diesem Kontext wurden in unterschiedlichen Bereichen aufeinander abgestimmte Maßnahmen verfolgt, die

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insbesondere der Bündelung der Exportstrategien dienen. Instrumente für diese Initiative waren insbesondere Veranstaltungen. Workshops und Messeauftritte, bei denen Angebote der deutschen Gesundheitswirtschaft mit potenziellen indischen Partnern ausgetauscht wurden. Der besondere Mehrwert dieser Initiative besteht in der Erschließung von Synergien zwischen den Angeboten aus den Regionen. Exemplarisch wird dies insbesondere durch Initiativen zur Unfall- und Schlaganfallforschung deutlich. Mit der Initiative thinkAUTO, in welcher sich Experten aus der Medizin, Verkehrsunfallforschung, Gesundheitswirtschaft, Verkehrspolitik und Versicherungswirtschaft im Jahr 2009 zusammengeschlossen haben, um Strategien für eine sichere und nachhaltige urbane Mobilität im Schwerpunktland Indien zu entwickeln und umzusetzen besteht ein Kooperationsmodell, bei dem sich insbesondere die Organisation des Rettungswesens mit der Schlaganfallversorgung überschneidet. Die zuvor getrennt verfolgten Ansätze haben daher im Rahmen des NDGRs gemeinsam Angebote zur Organisation des Rettungswesens mit indischen Partnern entwickelt und kommuniziert. Die dazu beitragen können systemische Lösungsansätze für den Export zu nutzen. Die Anbahnung erster Initiativen wurde über Veranstaltungen und Messebeteiligungen in Indien begonnen. Dabei zeigt sich allerdings auch, dass entsprechende Maßnahmen langfristig angelegt werden müssen, um zu nachhaltigen Erfolgen zu führen. Die ersten Ansätze, zu denen auch die Organisation von Unternehmenskooperationen und Möglichkeiten in weiteren Indikationsfeldern wie beispielsweise die Diabetesversorgung in Indien gehören, werde daher weiter verfolgt.

Chancen und Perspektiven der Internationalisierung Die Internationalisierung der Gesundheitswirtschaft verläuft bislang noch

ambivalent. Stärken im Export von medizintechnischen und pharmazeutischen Produkten stehen die Konzentration auf wenige Zielmärkte und noch wenig systematische flächendeckende Exportanstrengungen der Gesundheitsdienstleister gegenüber. Andererseits besteht eine Vielzahl erfolgversprechender Initiativen, die Chancen bei der Erschließung der größten Wachstumsmärkte erwarten lassen. Der hohe Aufwand, der mit Systemlösungen und Angeboten entlang der Wertschöpfungs- und Versorgungsketten verbunden ist, spricht dafür, verstärkt Kooperationslösungen zu verfolgen. Da die Nachfrage in den Wachstumsmärkten die Kapazitäten einzelner Anbieter vielfach überfordert, bestehen in Kooperationen auch große Chancen. Ansatzpunkte bieten dafür vielfältige und erfolgversprechende Lösungen in verschiedenen Regionen der Gesundheitswirtschaft. Gemeinsame und abgestimmte Initiativen können dabei die Erfolgsausichten deutlich steigern.

Weiterführende Literatur Bandemer, Stephan von/Salewski, Kinga/ Schwanitz, Robert, 2009: Die Internationalisierung der Gesundheitswirtschaft: Was kommt nach Medizintechnik und Pharmaindustrie? Institut Arbeit und Technik, Forschung Aktuell, 11/2009. Bandemer, Stephan, 2009: Die deutsche Gesundheitswirtschaft. Defizite ihrer außenwirtschaftlichen Aktivitäten und wirtschaftspolitische Handlungsoptionen. Expertise im Auftrag des BMWI, Gelsenkirchen 10. 3. 2009. Bandemer, Stephan, 2009: Fokusgruppe Export von Gesundheitsdienstleistungen. Systemlösungen und Wertschöpfungsketten in der Gesundheitswirtschaft. Broschüre, Gelsenkirchen März 2009. Bandemer, Stephan von/Breipohl, Winrich/ Mavis-Richter, Canan, 2009: Internationalisierung der Gesundheitswirtschaft. In: Goldschmidt, Andreas/Hilbert/Josef, Gesundheitswirtschaft in Deutschland. Die Zukunftsbranche. Wegscheid 2009, S. 858-881. Bandemer, Stephan von, 2008: Internationalisierung von Gesundheitsdienstleistungen, in: Bundesarbeitsgemeinschaft der freien Wohlfahrtspflege, Europa sozial managen, Bericht über den

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5. Kongress der Sozialwirtschaft vom 26. und 27. April 2007 in Magdeburg, Baden-Baden, S. 107 – 115. Bandemer, Stephan von, 2006: Focus group for the Export of health services, in: Schmied, Martin/Ganz, Walter (Hrsg.): Exportabiolity and internationalisation of services. Bonn, S. 7 – 12. Bandemer, Stephan von/Dahlbeck, Elke/ Middendorf, Anja-Sophia, 2006: Die Internationalisierung der Gesundheitswirtschaft, Institut Arbeit und Technik, Jahrbuch 2006, S. 9-20. Wolfgang Blank et al, 2007: Top of Europe in Life sciences and Biotechnology – ScanBalt BioRegion in brief, ScanBalt January 2007. Wolfgang Blank et al, 2007: ScanBalt – Top of Europe, Competencies in Life sciences and biotechnology in the Baltic Sea Region (abstract), BioCon Valley January 2007. p. 3 - 28. Wolfgang Blank et al, 2006: ScanBalt CompetenceRegion – A string of Competence Clusters, Mapping report 2006, BioCon Valley, p. 3-30. Wolfgang Blank, Bo Samuelsson, Peter Frank, 2003: ScanBalt BioRegion – a model case for Europe, Journal of Commercial Biotechnology, Journal of Commercial Biotechnology No 2, Vol 10, Dec 2003, p. 147-153. Wolfgang Blank, Börge Diderichsen, Anna Podhajska, Bo Samuelsson, 2003: Borderless Biotech: Europe’s First Meta-Region Taking shape, Euro Biotech News no. 3, vol 2, 2003, p. 22-25. Bo Samuelsson et al, 2006: ScanBalt BioRegion – Europes first Metaregion: Creating a knowledge based Bio-economy, ScanBalt Report 2006, p. 1-29. Bo Samuelsson, 2005: Metaregioner i et Nordisk Perskektiv: ScanBalt BioRegion som modell for Europa, Mot en nordisk biopolitikk?, Rapport fra seminar om bioteknologi og bioetikk, Nordisk Råd, 26 Januar 2005. Communication from the Commission to the European Parliament, the Council, The European Economic and Social Committee and the Committee on the Regions concerning the EU strategy for the Baltic Sea Region, Brussels 10 June 2009 COM(2009) 248 final. Commission Staff Working Document Accompanying the Communication from the Commission to the European Parliament, The Council, The European Economic and Social Committee and the Committee of the Regions concerning the European strategy for the Baltic Sea Region updated version May 2010. Peter Frank, 2009: The EU Baltic Sea Region Strategy, Biotech og Diagnostik 5/2009, p 16. Peter Frank, Tuula Palmén, David Featherston, 2008: ScanBalt promotes Innovation on Top of Europe, Biotech Scandinavia, 6/2008, p. 23.

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