Money makes the world go around!

Money makes the world go around!

DZA Akupunktur Editorial Deutsche Zeitschrift für German Journal of Acupuncture & Related Techniques Editors Thomas Ots (Chefredakteur) Michaela ...

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DZA

Akupunktur

Editorial

Deutsche Zeitschrift für

German Journal of Acupuncture & Related Techniques

Editors Thomas Ots (Chefredakteur) Michaela Bijak Axel Rubach Christian Albrecht

Rubrikenverantwortliche Christian Albrecht (Kurz notiert · News) Jürgen Bachmann (Wissenschaft und Forschung) Michaela Bijak (Klinisches Konsilium) Uwe Siedentopp (Diätetik) Axel Wiebrecht (Chinesische Arzneitherapie)

Freie Mitarbeiter Jochen Gleditsch Michael GerhoId Dominik Irnich Walburg Mari´c-Oehler Oskar Mastalier Alexander Meng Jürgen Mücher Helmut Rüdinger Daniela Stockenhuber

Wissenschaftlicher Beirat Du Jian, Fuzhou (PR China) Richard C. Niemtzow, Maryland (USA) Roland Wanitschke, Mainz Ulrich Warnke, Saarbrücken Adrian Roger White, Exeter (UK) Evemarie Wolkenstein, Wien

Managing Editor Sabine Schmidt Gemeinsames Organ: Deutsche Ärztegesellschaft für Akupunktur e. V. (DÄGfA) Österreichische Gesellschaft für Akupunktur e. V. (ÖGA) Deutsche Gesellschaft für Akupunktur und Neuraltherapie e. V. (DGfAN) Österreichische Wissenschaftliche Ärztegesellschaft für Akupunktur (ÖWÄA) Association Luxembourgeoise des Médecins-Acupuncteurs (ALMA) Dt. Ztschr. f. Akup. 49, 4/2006

Money makes the world go around! Der große Wissenschaftstheoretiker Ludwik Fleck hat vor 70 Jahren beschrieben, wie gewunden und auch zufällig der Pfad der Wissenschaft sein kann. Den beiden diesjährigen Nobel-Preisträgern für Medizin, Fire und Mello, ging es ebenso. Zunächst stolperten sie über Ergebnisse ihrer Genforschungen, die so nicht hätten sein dürfen. Als sie sich aber wiederholten und sie keine Erklärung fanden, kamen sie auf die Idee, in dem, was bislang als unwichtig, ja gar als „Zellmüll“ gegolten hatte, die Ursache zu suchen. So wissen wir heute, dass die bislang verkannten RNA-Gene wichtige Informationen im Zellstoffwechsel steuern und dass die Hoffnung besteht, Gene hiermit „stumm schalten“ zu können. War da nicht schon mal einer gewesen, der in dem, was die anderen als Müll angesehen hatten, etwas Wichtiges entdeckte? In den Präparierkursen wird den angehenden Ärzten beigebracht, all das lockere Bindegewebe zwischen den „eigentlichen Strukturen“, den Muskeln, Sehnen, Nerven, Knochen etc., wegzuschneiden; in der Histologie geht es um die Zelle, nicht um das Drumherum. Doch Alfred Pischinger hat 1953 genau diesen Müll, den er „System des Unspezifischen“ nannte und das wir heute als „System der Grundregulation“ kennen, als wichtig für die Informationsübertragung im Körper erkannt. Er bekam dafür keinen Nobelpreis, vielleicht, weil es sich ja nur um eine Erkenntnis hin zu einer „ganzheitlich-biologischen Medizintheorie“ handelt, die nicht finanziell verwertbar ist. Money makes the world go around! Dieser Logik scheint auch der deutsche G-BA zu folgen. Durch seinen Beschluss, dass die Sieger der Modellvorhaben – die Akupunkturärzte –, jetzt nur noch zwei Indikationen behandeln dürfen, und um dies zu tun, noch 160 Stunden mehr an Fortbildung ableisten müssen, hat er de facto Millionen von Patienten die Akupunktur-Therapie verweigert. Sie müssen jetzt wieder mit Pillen und Spritzen behandelt werden, oder aber sie zahlen die Akupunktur privat. In dieser Ausgabe lesen Sie unter „Kurz Notiert – News“, dass in einer Studie in Großbritannien 95 % der Akupunkturpatienten die Behandlung selbst bezahlen. 87 % waren Akupunktur-Wiederholungstäter. So schlecht können sie die vorangegangene Akupunktur-Behandlung nicht empfunden haben.

Eine Schule in Sommerset, Großbritannien, bietet ihren Schülern Akupunktur an, bei Ängsten und Stress, bei ADHD und bei unkontrollierter Wut („Kurz Notiert – News“), und die Begeisterung der Schüler ist enorm. Na gut! Die guys across the channel sind ja eh als ein wenig seltsam bekannt. Aber wie sieht es in GesamtEuropa aus? Tja, da hat das Europäische Parlament beschlossen, das Thema „Complementary and Alternative Medicine (CAM) als eigenes Thema in das 7. Rahmenforschungsprogramm der EU aufzunehmen („Kurz Notiert – News“). Die deutschen Modellvorhaben untersuchten drei von ca. 50 probaten Indikationen, und auch nur die klassische Körperakupunktur. Die Mikroakupunktursysteme, nahezu ausschließlich außer-chinesische Weiterentwicklungen, blieben außen vor: Ohrakupunktur, Mundakupunktur nach Gleditsch, Schädelakupunktur nach Yamamoto, Koreanische Handakupunktur, ECIWO, NSPO etc. befinden sich noch jenseits der medizin-bürokratischen Wahrnehmungs-Aura. Aber zehntausende diesseitiger Ärzte arbeiten mit diesen Systemen – erfolgreich. Die DZA freut sich, Ihnen in dieser Ausgabe eine erste Mitteilung über die Entdeckung eines neuen Schädel-Areals mit erstaunlicher Wirkung auf das weibliche Hormon-System machen zu können. Weiters berichten wir über Erfolge in der KinderZahnheilkunde mittels der Kombination von Hypnose und Akupunktur bzw. Akupressur. Und erstmals in der DZA befasst sich eine Fortbildung ausgiebig mit Chinesischer Arzneitherapie. Auch hier sprechen die Erfolge für sich. Wann werden akupunktierende Ärzte und Patienten – vielleicht gar gemeinsam? – auf die Straße gehen oder beim Europäischen Gerichtshof eine Klage einreichen? Es geht immerhin um das Menschenrecht auf Gesundheit, das von einer rückständigen Medizinerfraktion dem Mammon geopfert wird. Nichtsdestotrotz: Wir wünschen uns erst einmal ein fröhliches Fest und einen Qi-geladenen Rutsch ins Neue Jahr.

Thomas Ots Chefredakteur

DZA

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