Patientin mit allergischer Rhinitis

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34 Praxis Akupunktur bei Allergie – Therapieempfehlungen Patientin mit allergischer Rhinitis Zusammenfassung Hintergrund: Die Allergie stellt als f...

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Praxis

Akupunktur bei Allergie – Therapieempfehlungen

Patientin mit allergischer Rhinitis Zusammenfassung Hintergrund: Die Allergie stellt als funktionelle Erkrankung eine mögliche Indikation für Regulationstherapien dar. Anhand des Fallberichtes einer 25-jährigen Patientin, die als Kind an Ekzemen und einer Rhinitis bei Katzenkontakt gelitten hatte, im Lauf der Zeit jedoch zunehmend auch perenniale Beschwerden im Bereich der Nasennebenhöhlen aufgrund einer zusätzlich aufgetretenen Hausstaubmilben- und Pollenallergie aufwies, soll gezeigt werden, welche Therapiemöglichkeiten und Zugangswege die Akupunktur und verwandte Techniken bieten. Drei Experten zeigen neben den infrage kommenden Akupunkturpunkten und Reiztechniken noch zusätzliche Möglichkeiten auf, positiv auf allergische Erkrankungen einzuwirken. Zielsetzung: Bei allen Patienten mit allergischer Diathese wird neben einer Reduktion der allergischen Beschwerden noch ein Absetzen der lokalen und systemischen Antihistaminika angestrebt, ein etwaiger Etagenwechsel der Symptome (zum Beispiel von einer Rhinitis zum Asthma bronchiale) soll verhindert werden. Methodik: Zehn Akupunkturbehandlungen im Wochenabstand Ergebnisse: Bei der vorgestellten Patientin konnte eine Besserung der Symptomatik um etwa 50 % erzielt werden, die zumindest für die darauffolgenden sechs Monate bestehen blieb. Bei der Patientin liegen keine Langzeitergebnisse vor. Schlussfolgerung: Akupunktur stellt eine Möglichkeit dar, allergische Symptome zu lindern, sollte aber mit einer Änderung und Adaptierung des Essoder Bewegungsverhaltens kombiniert werden. Studien zum Thema weisen inkongruente Ergebnisse auf, Langzeitbeobachtungen in der Akupunkturambulanz des Kaiserin Elisabeth Spitals in Wien lassen den Schluss zu, dass Akupunktur bei Pollenallergie jährlich präsaisonal einmal wöchentlich für zehn Wochen durchgeführt werden sollte.

M. Bijak

Einleitung Patient: Frau V. B., geb. 1981, selbstständig, verheiratet, keine Kinder, kam im Mai 2006 wegen Verschlechterung ihrer schon seit der Kindheit bestehenden Allergie in die Akupunkturambulanz des Kaiserin Elisabeth Spitals.

Anamnese und Krankengeschichte Bei der damals 25 Jahre alten Patientin traten seit der Volksschulzeit Juckreiz und Ekzem bei Kontakt mit Katzen auf. Der Vater und der Bruder litten an einer saisonalen Rhinokonjunktivitis. Da die Patientin regelmäßigen Tierkontakt vermeiden konnte, war der Leidens-

druck bis 2004 nur gering. 2006 traten dann die Ekzeme auch ohne Tierkontakt gehäuft auf, begleitet von verstopfter Nase. Der PRICK-Test ergab neben dem bekannten positiven Befund auf Katzenantigen auch eine starke Reaktion auf Hausstaubmilbe, Baum- und Gräserpollen. Der Patientin wurde eine Wohnungssanierung empfohlen sowie

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symptomatisch Antihistaminika verordnet. Im Sommer 2005 waren erstmals auch Schmerzen im Bereich der Nasennebenhöhlen aufgetreten, die sich bei Zugluft und Klimaanlagenexposition noch verschlechterten. Die Patientin war sonst sehr gesund, sportlich aktiv, fuhr täglich mit dem Fahrrad mehrere Kilometer. Außer einer Appendektomie gab es keine Operationen.

Weitere Beobachtung und Befragung Die Schmerzen blieben das ganze Jahr über bestehen, wurden durch einen Wohnungswechsel im Herbst noch verstärkt. Orale Antihistaminika und diverse Nasensprays brachten keine Besserung. Morgens wachte die Patientin oft schon mit verstopfter Nase auf, nieste häufig und klagte über eine Verschleimung im

Rachen. Die Symptome verstärkten sich noch durch Kälte, aber auch Hitze im Sommer, trockene Heizungsluft im Herbst und Winter führten zu einer Schmerzverstärkung und vermehrter Sekretion. Außer einer Dysmenorrhoe gab es keine weiteren anamnestischen Auffälligkeiten. Befragt nach ihrer psychischen Grundstimmung meinte die Patientin, dass sie oft ohne erklärbare Ursache traurig und weinerlich wäre, sich über alles viele Gedanken und Sorgen mache. Die Zunge zeigte einen normal großen Zungenkörper, auffällig war nur der etwas verstärkt vorhandene gelbliche Belag im basalen bis mittleren Zungenbereich.

Befunde Der Blutbefund zeigte eine Eosinophilie und eine leichte Cholesterinerhöhung.

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Blutsenkungsgeschwindigkeit und CRP lagen im Normbereich. PRICK und RAST waren positiv auf Katze, Hausstaubmilbe, Gräser, Birke, Esche und kleine Nagetiere.

Diagnose westlich Pollen-, Milben- und Tierhaarallergie An welche Akupunkturpunkte könnte man bei dieser Patientin denken? Wie würden Sie konkret vorgehen?

Nachstehend fi nden Sie die Meinung dreier Experten, die anhand der Anamnese und vorhandenen Befunde ihre Gedanken zur Therapieplanung zu Papier gebracht haben. Der tatsächliche Behandlungsverlauf ist ihnen – wie immer – nicht bekannt gemacht worden.

Antwort von Dr. Raymund Pothmann, Arzt für Kinder- und Jugendmedizin, Neuropädiatrie, Spezielle Schmerztherapie, Akupunktur, Palliativmedizin, Systemische Psychotherapie, D–22297 Hamburg, www.delfin-kids.de Diagnose nach TCM Milz-Qi- und Yang-Mangel, Wind-SchleimHitze-Symptomatik Vorschlag für eine Akupunkturbehandlung: • Stärkung der Milz-Funktion: Mi 3/6, Ma 36 • Ableitung von Blut-Hitze (Pruritus): Mi 10 (Di 11) • Ableitung von Windeinflüssen: Gb 20 • Schleimhaut abschwellend und lokal schmerzstillend: Di 4, 20, alternativ je nach Lokalbefund: Ma 3 • Ohrakupunktur: Allergiepunkt, ACTHPunkt, Nasenpunkt

• Spezifische Hyposensibilisierung: während der Akupunktur kutane Applikation von Katzenhaar, Hausstaub, Gräser und Baumpollen am besten in einem Reagenzglas. Cave: 24 h Karenz des Antihistaminikums vor der Akupunktur. Als Hausstaub sollte möglichst eine eigene Probe verwendet werden, um alle zusätzlichen potenziell bedeutsamen Allergene zu erfassen. Die reine Hyposensibilisierung kann im weiteren Verlauf auch mithilfe eines Akupunktur-Lasers an den Anfangs- und Endpunkten der Leitbahnen des ersten Umlaufs, also Lu 1, 11, Di 1, 20, Ma 2, 45 und Mi 1, 21 durch-

geführt werden (siehe hierzu auch den Grundlagenartikel [1]). Empfohlen werden vier bis sieben Behandlungen im Wochenabstand. Eine „entschleimende“ Ernährung ist als Milz entlastend einzuschätzen und verbessert die Nachhaltigkeit der Akupunkturbehandlung: mindestens mehrwöchiger Verzicht auf Trinkmilch, Kakao, Quark, konfektionierten Pudding, Limonade, Weißbrot, Vollmilchschokolade (als Aufstrich oder Riegel). Roggenbrot und Hirse „entsorgen“ hitzigen Schleim. In hartnäckigen Fällen kann auch eine zehntägige Tee-Kur aus Maisbart, gesüßt mit Birnendicksaft, weiterhelfen.

Antwort von Dr. Karin Stockert, Ärztin für Allgemeinmedizin, Schwerpunkt Akupunktur und Chinesische Arzneitherapie, A–1130 Wien Die Symptome sind typisch für den „Allergiemarsch“ mit zunächst Ekzem und darauffolgender Rhinokonjunktivitis in der Kindheit und dann Fortschreiten der Symptome und Zunahme der Allergene im Erwachsenenalter. Die Schmerzen in der Nasennebenhöhle würde ich als mögliche Nebenwirkung der, wie beschrieben, häufigen Verwendung diverser Nasensprays interpretieren, und TCM-mäßig betrachtet, liegt

wahrscheinlich eine unzureichende Transformation der Feuchtigkeit durch die Milz mit daraus resultierender Trockenheit der Schleimhäute einerseits und Entstehung von Schleim andererseits, der sich dann bei dieser Patientin im Rachen festgesetzt hat, vor. Die Trockenheit der Nasenschleimhaut wird im Laufe dieses seit Jahren bestehenden allergisch entzündlichen Problems, chinesisch durch eine jahrelang schwelende Hitze, wahrschein-

lich noch durch ein stetiges Nachlassen der lokal kühlenden Yin-Substanzen, verschlechtert. Ich würde bei dieser Patientin noch mögliche weitere Körperstellen suchen, wo sich eventuell Schleim abgesetzt hat bzw. sich die Milzschwäche zeigt (Ovarialcysten, Fluor, Diarrhö?) – auch der Zungenbelag spricht für Schleimbildung im Mittleren bzw. Unteren Erwärmer.

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Außerdem würde mich die Dickdarmfunktion – Dickdarm als gekoppelter Yangpartner der Lunge – interessieren.

Akupunkturbehandlung Stärkung der Milz: Bl 20, Ma 40, KG 12

Aktivieren und Verbesserung der Zirkulation des Wei Qi und Lungen-Qi: Lu 7, Di 4 Lokal: Di 19, Ma 2 (5 nach Bischko), ExKH 3 (PdM), Bl 2 Eliminierung des pathogenen Faktors Wind: Gb 20, evtl. LG 16

Zusätzlich würde ich die Darmflora untersuchen und die evtl. quantitativ reduzierte, physiologische Darmflora mit Probiotika substituieren bzw. über Probiotika das Gleichgewicht zwischen Th1/Th2Lymphozyten verbessern.

Antwort von Dr. Jose Uy, Facharzt für Chirurgie und Gefäßchirurgie, Schwerpunkt Akupunktur, Qigong/Taiji, Tuina, A-5302 Henndorf am Wallersee, www.uy-tcm.at Bei der oben genannten Patientin zeigte sich bereits in der Kindheit eine allergische Disposition in Form eines Ekzems. Im frühen Er wachsenenalter Verschlimmerung der Symptomatik im Sinne einer allergischen Rhinitis und Sinusitis. Aufgrund des langjährigen Verlaufs der Erkrankung und der Erstmanifestation durch Hautekzeme würde ich von einem Lungen-Qi-Mangel ausgehen. Dies deckt sich auch mit der geäußerten Emotion der Traurigkeit. Durch die Punktekombination von Bl 13 und Lu 9 als Zustimmungs- und Quellpunkt (Yuan) der Lunge wird das Qi des Lungen-Meridians und der Lunge gestärkt und damit auch die Abwehrkraft (wei qi) des Körpers erhöht. Die Nadelung von Di 4 als Fernpunkt, wegen seiner Zugehörigkeit zum Respirationstrakt und seiner Zuständigkeit für Schmerzen im Gesichtsbereich, sowie Di 20 als Lokal- und Endpunkt des Dickdarm-Meridians würde ich wählen aufgrund der Obstruktion der Nase und der Schmerzen im Bereich der Nasennebenhöhlen. Als zusätzlicher „Öffner der Nase“ bietet sich 3E 17 an. In Erwägung ziehen könnte man außerdem Bl 23 als

Zustimmungspunkt der Niere und wegen seiner starken kortikotropen Wirkung. Zur Stärkung des Qi und aufgrund seiner psychisch ausgleichenden Wirkung („göttlicher Gleichmut“) empfehle ich Ma 36. Da Schleim als Transformationsstörung von Feuchtigkeit zu sehen ist, bietet sich Mi 6, der Kreuzungspunkt der drei Yin-Meridiane auf dem Bein, an. Er stärkt nicht nur die Milz, sondern tonisiert auch Niere und Leber. Möglich wäre zusätzlich noch Le 3, da auch eine Dysmenorrhoe besteht und dieser Punkt, vor allem auch in Kombination mit Di 4, bewegend auf Blut und Qi wirkt.

Ohrakupunktur Ohrspitze als Allergiepunkt Rhinopharynxpunkt

Qi Gong Patienten mit Atemwegsproblemen empfehle ich immer auch diverse Übungen aus den vielfältigen Angeboten des Qi Gong. Je nachdem, wie willig ein Patient ist, diese Anregungen auch in der täglichen Routine anzuwenden, zeige ich einige Bewegungsabfolgen, die erfahrungsgemäß über Dehnung von Lun-

ge- und Dickdarmmeridian zu einer Beeinflussung der zugeordneten Organe führen. Aus den „8 Figuren des Lungen Qigong“ nach Prof. Zhang Guan De würde ich dieser Patientin die Selbstmassage aus der ersten Figur „Trockendusche des Yingxiang“ (Di 20) zeigen: Mit gebeugtem Daumenendgelenk massiert man den Punkt Di 20 bds. und streicht insgesamt 7× entlang der Nase zu Bl 1 und wieder zurück, am besten 3× pro Tag.

Weitere allgemeine Empfehlungen Als einfache und wirkungsvolle Maßnahmen hat es sich bewährt: • Berufskleidung nicht im Schlafzimmer abzulegen oder aufzubewahren, um ein ständiges Einatmen von Allergenen zu vermeiden. • Abends vor dem Schlafengehen die Haare zu waschen, um die daran festsitzenden Allergene zu eliminieren. • Eine nicht aromatisierte Salbe (z. B. Vaseline) dünn in die Nasenlöcher zu streichen, um die Schleimhäute vor einer direkten Allergenexposition zu schützen.

Wie wurde die Patientin tatsächlich behandelt? Therapie Die Patientin wurde nach der „Dreier-Regel der Akupunktur“ [2] mit folgendem Programm behandelt: Di 4 (Quellpunkt) gemeinsam mit Lu 7 (Durchgangspunkt) reguliert den betroffenen Funktionskreis Lunge – Dickdarm (Öffner: Nase – Rhinitis, Schichte: Haut – Ekzeme). Di 4 entfernt pathogene Faktoren (Wind: Klimaanlage, Zugluft), behandelt zusätzlich alle Schmerzen im Gesicht (Sinusitis), wirkt auf die Schleimhäute [3] und speziell auf die Nase (Meridianverlauf). Zusätzlich wurde vom betroffenen Yin-Organ Lunge der Zustimmungspunkt Bl 13 verwendet. Lokal wurden Ma 2

(5 nach Bischko) und Ex KH 3 (Yintang, PdM) mit 0,2 mm dicken und 15 mm langen Nadeln oberflächlich gestochen. Um auf die von der Patientin anamnestisch verbalisierte und an der Zunge sichtbare Schleimproblematik näher einzugehen, kamen der „Stoffwechselpunkt“ und Alarmpunkt der Milz Le 13 sowie der Durchgangspunkt des Magens Ma 40 zur Anwendung. Alle Punkte wurden beidseits gestochen und ohne weitere Manipulation für 20 Minuten belassen. Bis auf die Punkte im Gesicht wurden Nadeln der Stärke 0,3 mm mit 30 mm Länge verwendet. Im Ohr wurde der „Punkt der Ohrspitze“, der dem All-

ergiepunkt entspricht, mit ASP-Dauernadeln gestochen.

Behandlungsverlauf Bis zur fünften Behandlung wurde die Therapie wie oben erwähnt unverändert belassen. Dann änderte sich die Lokalsymptomatik insofern, dass die Schmerzen im Bereich des Sinus maxillaris nicht mehr vorhanden waren, über dem Sinus frontalis aber nach wie vor bestanden. Daher wurde statt dem Punkt Ma 2 der Punkt Bl 2 genadelt. Als Punkt zum „Stärken von Milz/Pankreas“ kam alternativ zum Le 13 auch der Mi 6 zum Einsatz.

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Bis zur neunten Therapiesitzung im Wochenabstand reduzierte sich der Gesichtsschmerz um nahezu 50 % (VAS vor Akupunktur 5, nach der neunten Therapie 2,6). Antihistaminika und Nasenspray waren nicht mehr notwendig, obwohl die Akupunktur im Sommer zur Zeit der Gräserblüte durchgeführt wurde. Auch sechs Monate später, im Winter, blieb der VAS bei 2,5. Medikamente musste die Patientin weiterhin keine einnehmen.

Diskussion Auch wenn der Begriff „Allergie“ erst Anfang des 20. Jahrhunderts (1906 vom Wiener Kinderarzt Clemens von Pirquet [4]) geprägt wurde, so sind die Symptome schon lange bekannt und neben Akupunkturpunkten sind auch Arzneirezepturen in klassischen chinesischen Schriften erwähnt [5]. Wissenschaftliche Studien zeigen allerdings unterschiedliche Ergebnisse: So kommt eine britische Metaanalyse aus dem Jahr 2006 zu dem Ergebnis, dass von sieben Akupunkturstudien, die der Frage nach der Wirksamkeit der Akupunktur im Vergleich zu einer Sham- bzw. Placeboakupunktur nachgingen, nur zwei eine ausreichend gute Qualität zeigten und

über die Wirksamkeit einer Verumakupunktur letztlich keine eindeutige Aussage zu treffen wäre [6]. Allerdings wurde mittlerweile eine deutsche Studie publiziert, die anhand einer ausreichend hohen Fallzahl sehr gute Ergebnisse im Hinblick auf die Wirkung der Akupunktur bei der allergischen Rhinitis erzielen konnte [7]. Eine Studie aus Hongkong konnte auch in eindrucksvoller Weise die Wirkung der Akupunktur bei Kindern mit allergischer Rhinitis aufzeigen [8]. Die mittlerweile seit über 15 Jahren laufende, retrospektiv durchgeführte, noch nicht veröffentlichte Ambulanzstatistik der Akupunkturambulanz des Kaiserin Elisabeth Spitals in Wien lässt ebenso auf die gute Wirksamkeit, zumindest bei der saisonalen Rhinokonjunktivitis, schließen. Im Spätwinter und Frühling besteht bei mindestens einem Drittel der hierorts therapierten Patienten eine Pollenallergie. Die meisten dieser Patienten lassen sich prophylaktisch vor Beginn der Blühsaison akupunktieren und können während ihrer Allergiezeit ohne oder mit deutlich reduzierten Antihistaminika ein beschwerdefreies Leben führen. Allerdings zeigt sich bei vielen Patienten, die dann doch ein oder mehrere Jahre mit der Akupunktur pausie-

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ren, wieder eine Verschlechterung der Symptomatik. Daher kann die Akupunktur eine allergische Diathese leider nicht heilen. Obwohl unter den befragten Experten diesmal eine weitgehende Übereinstimmung – die Punkteauswahl betreffend – herrscht, so beschreibt doch jeder von ihnen noch einen anderen Zugang zur Problematik. Vieles spricht für einen vielfältigen Zugang zum Thema Allergie. So sollte nicht die Akupunktur allein durchgeführt werden, sondern mit einer „spezifischen Hyposensibilisierung“ und Ernährungsumstellung [9], einer Darmsanierung [10] oder aber mit speziellen Atem- und Bewegungsübungen im Sinne des Qi Gong [11] kombiniert werden.

Dr. Michaela Bijak Kaiserin Elisabeth Spital der Stadt Wien Akupunkturambulanz Huglgasse 1 A–1150 Wien Tel.: +43 (0) 1 / 9 81 04 57 51 michaela.bijak @wienkav.at

Literatur [1] Pothmann R. Infrarot-Moxibustion in der Hyposensibilisierung bei Allergien. Dt Ztschr f Akup. 2004;43,2:113–5 [2] Meng A. Die „Dreier Regel“ für die Akupunktur und Tuina im Westen. Dt Ztschr f Akup 2005;48,2:31–3 [3] Nissel H, Schiner E. Akupunktur – eine Regulationstherapie. Wien: Facultas, 2000 [4] Huber B. 100 Jahre Allergie: Clemens von Pirquet – sein Allergiebegriff und das ihm zugrunde liegende Krankheitsverständnis. Wiener Klinische

Wochenschrift. 2006,118:573–9 [5] Hempen C-H, Fischer S, Wullinger M et al. Leitfaden Chinesische Rezepturen. München: Elsevier, 2006 [6] Roberts J, Huissoon A, Dretzke J et al. A systematic review of the clinical effectiveness of acupuncture for allergic rhinitis. BMC Complement Altern Med. 2008,22;8:13 [7] Brinkhaus B, Witt CM, Jena S et al. Acupuncture in patients with allergic rhinitis: a pragmatic randomized trial. Ann Allergy Asthma Immunol.

2008;101,5:535–43 [8] Ng DK, Chow P, Ming S et al. A Double-Blind, Randomized, PlaceboControlled Trial of Acupuncture for the Treatment of Childhood Persistent Allergic Rhinitis. Pediatrics 2004;242–7 [9] Pothmann R, von Frankenberg S, Hoicke C et al. Evaluation der klinisch angewandten Kinesiologie bei Nahrungsmittel-Unverträglichkeiten im Kindesalter. Forschende Komplementärmedizin und Klassische Naturheilkunde 2001;8:336–44

[10] Stockert K, Schneider B, Porenta G et al. Laser acupuncture and probiotics in school age children with asthma: a randomized, placebo-controlled pilot study of therapy guided principles of Traditional Chinese Medicine. Pediatr Allergy Immunol 2007;18,2:160–6 [11] Jiao Guorui. Die acht Brokatübungen – Bewegung und Ruhe. Gesundheitsfördernde Übungen der Traditionellen Chinesischen Medizin. Uelzen: Medizinisch literarische Verlagsgesellschaft, 1996