Buchbesprechungen | Book and Media Reviews
Hans-Ulrich Hecker, Kay Liebchen
Aku-Taping – Akupunkturpunkte, viszerale und myofasziale Triggerpunkte (unter Mitarbeit von H. Michael Koch und Ansgar Römer)
Haug, Stuttgart, 2012, 254 Seiten, viele farbige Abb., ISBN: 9783830473244, € 49,99
Inhalt **** Hans-Ulrich Hecker und Kay Liebchen haben das Aku-Taping entwickelt, das eine Verbindung aus dem bekannten Taping, das 1973 vom japanischen Arzt Kenzo Kase entwickelt wurde, und der TCM darstellt, vor allem den Akupunktur-Leitbahnen und -Punkten. Das Buch gliedert sich in fünf Teile: Aku-Taping (22 S.), Muskel-Tapes und myofasziale Triggerpunkte (160 S.), Übersetzung westlicher Diagnosen in chinesische Syndrome (40 S.) Fallbeispiele (15 S.), Schwangerschaft – Geburtshilfe – Nachsorge (11 S.) sowie einen Anhang mit Literaturangaben, Bezugsquellen, Fortbildungsmöglichkeiten etc. Die Autoren schreiben: „Am Beispiel der Behandlung von Kopfschmerzen kann man die unterschiedliche Herangehensweise der unterschiedlichen Taping-Ansätze gut erkennen. Das kinesiologische Taping sucht bei Kopfschmerzen nach gestörten Muskel- und Gelenkfunktionen und trägt die Tapes über den verspannten oder blockierten Arealen auf. Das Aku-Taping schließt zusätzlich noch die diagnostischen und therapeutischen Möglichkeiten der Chinesischen Medizin mit ein … Nach diesen diagnostischen Kriterien werden zusätzliche Tapes über entsprechende Akupunkturpunkte oder über ganze Leitbahnen geklebt.“
noch etwas experimentell. Die „Übersetzung westlicher Diagnosen in chinesische Syndrome“ unter Einbeziehung von Puls und Zunge überreizt m. E. die Einsatzmöglichkeiten des Tapings. Die Autoren sehen diese Bedeutung aber z. B. im Einsatz von Gitter-Tapes über Akupunkturpunkten, vielleicht eine Einsatzmöglichkeit für Berufsgruppen, die aus rechtlichen Gründen nicht akupunktieren dürfen. Aber vielleicht wird die zukünftige Entwicklung des AkuTapings meine gewisse Skepsis widerlegen, dann werde ich den Mut der Autoren für diese Innovationen loben müssen.
Kosten-Nutzen-Relation **** Prof. Dr. Harald Walach
Spiritualität – Warum wir die Aufklärung weiterführen müssen Klein Jasedow: Drachen Verlag. 271 S., Pappband mit Schutzumschlag, ISBN: 978-3-927369-56-6, € 29,80
Inhalt *****
Taping ist in der letzten Zeit etwas in die Kritik geraten. Sichere Forschungsergebnisse seiner Wirksamkeit sind noch rar. Ebenso wenig belegt – weil noch jung – ist das Aku-Taping, das in diesem Buch auch nur einen kleinen Teil einnimmt. Man kann sich aber schon vorstellen, dass Tapes, die den Leitbahnen folgen, eine bestimmte Wirkung auf die Funktionen dieser Leitbahnen ausüben. Ob es sich dabei um eine Leitbahn-, Segment-, oder Muskelfunktionsketten-Wirkung handelt, soll hier nicht diskutiert werden. Das Kapitel 2 ist eine gute Symbiose zwischen Taping, Trigger- und Akupunkturpunkten mit der bekannten Heckerschen Atlas-Qualität. Die Fallbeispiele sind interessant, zeigen die vielfältigen Methoden-Kombinationen der Autoren auf. Kapitel 3 und 5 erscheinen in diesem Buch
Das Buch trägt die Handschrift eines auch unter den Komplementärmedizinern für seinen guten Ruf bekannten Wissenschaftlers, der das immer noch als Tabu geltende Thema „Spiritualität“ auf nüchtern-wissenschaftliche Weise angeht. Es ist in einem Stil verfasst, der sowohl Kundige und belesene Intellektuelle anspricht als auch Laien, die auf der Suche nach Sinn und Antwort auf die Lebensprobleme sind. Der Aufbau des Themas ist konsequent, indem der Autor einen Bogen über diejenigen Randgebiete und Themen zieht, die zum Verständnis von Spiritualität hilfreich sind. Alle Fremdworte werden erklärt bzw. abgeleitet; Begriffe, die für das Thema von Belang sind, wie Religion, Religiosität, Glauben etc. sind in eigenen Kapiteln erläutert. Die Anmerkungen und Begriffserklärungen nehmen einen breiten Platz ein; der Kundige kann sie überlesen; dem Anfänger ist damit sehr gedient. Walach will den aufgeschlossenen Leser zu einer nachvollziehbaren und undogmatischen Spiritualität hinführen. Er beschreibt seinen eigenen Weg und Werdegang: Dank seiner Begegnung mit der östlichen Spiritualität, mit der Zen-Meditation, befreite er sich aus der dogmatischen Enge und fand zurück zu einer mystischen Sicht der eigenen Religion: Überzeugter Christ und zugleich Zen-Adept sein ist also möglich. Der Autor analysiert sehr klarsehend den derzeitigen Zeitgeist und das offenkundige Bedürfnis nach einer Erfahrung jenseits des Eingefangenseins vom Weltlich-Materiellen. So geht Walach ausführlich auf die Stress-Situation ein, auch auf die neurophysiologischen Erkenntnisse zur Stress-Antwort des Organismus und macht deutlich, dass viele der heute angepriesenen Entspannungsmethoden für eine tief greifende Sinnfindung nicht ausreichen. Erst innere Erfahrungen, wie übereinstimmend in der östlichen wie der westlichen Mystik beschrieben, führen zur Spiritualität und damit nach Ansicht des Autors zur nachhaltigen Sinn- und Selbstfindung. Die Meditation in ihren verschiedenen Formen bietet bekanntlich im Osten wie im Westen seit Jahrhunderten den bewährten Weg zur Innen-Erfahrung.
DDr. Thomas Ots
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Dr. Jochen Gleditsch
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Lesbarkeit ***** Gut lesbares Anwendungsbuch gemäß des allseits bewährten und von Hecker entwickelten Visuell-didaktischen Konzeptes (Visdak).
Innovation ***** Im Aku-Taping ohne Vorläufer.
Umsetzbarkeit ***** Durch den kurzgehaltenen Text und die vielen Abbildungen sehr rasch umsetzbar.
Meine Meinung
D t Z t s c h r f A k u p. 5 6 , 1 / 2 0 1 3
47
DZA
Akupunktur
DZA
Buchbesprechungen | Book and Media Reviews
Deutsche Zeitschrift für
German Journal of Acupuncture & Related Techniques
Lesbarkeit **** Das Buch macht neugierig, und der Autor versteht es, das Thema aus sehr verschiedenen Blickwinkeln zu beleuchten und zu klären. Dank der logischen und doch sehr behutsamen Hinführung wird auch der gegenüber der spirituellen Thematik kritische Leser angesprochen und eingehend informiert.
Innovation *** Der heute weitverbreitete Trend zu spirituellen Erfahrungen geht oft in einer esoterischen Beliebigkeit unter. Daher erachtet der Autor mit schlüssigen Argumenten die Öffnung für eine undogmatische Spiritualität als dringlich. Eine auf Erfahrungen beruhende Spiritualität ist – so Walach – durch eine konsequente Fortführung der Aufklärung erreichbar, d. h. durch eine Überwindung der rationalen Begrenzungen. Die Aufklärung bliebe laut Walach ohne solch reflektierte, undogmatische Spiritualität fragmentarisch.
Umsetzbarkeit **** Den Weg von der Theorie – und ein Buch bleibt vom Wesen her theoretisch – zur Praxis muss jeder selbst gehen. Doch ein Buch von solcher Klarheit kann für die vielen Sinn-Suchenden eine Bestätigung und Anregung ihres inneren Strebens sein.
Meine Meinung Das Buch entspricht einem dringenden Bedarf: Viele SinnSuchende sind heute unterwegs; und das bunte esoterische Angebot birgt die Gefahr der Abhängigkeit von einem Guru oder einer Sekte. Deswegen darf eine spirituelle Öffnung nicht länger ein Tabu-Thema sein; und auch die rational bestimmten Wissenschaftler sollten – wie es schon viele der großen Physiker vollzogen haben – vorangehen; d. h. sich für eine sinnvolle, undogmatische spirituelle Öffnung engagieren. Die Ratio – als ein Axiom der Aufklärung – ist allerdings von der linken Hirnhemisphäre bestimmt, während für ein holistisches und transmentales Erfassen die rechte kompetent ist. Eine Innen-Erfahrung ist m. E. daher nicht so sehr als ein Fortschreiten der Aufklärung zu sehen, sondern vielmehr als ein Transzendieren, ein Überschreiten, was letztlich eine Wandlung einfordert. Mit überzeugenden Argumenten untermauert Walach seine Hoffnung, ja, seine ansteckende positive Sicht, dass die Spiritualität, wenn sie in vielen Menschen aufbricht, zur Überwindung der verbreiteten inneren Leere wie auch der derzeitigen wirtschaftlichen und politischen Missstände verhelfen kann.
Beate Strittmatter
T Taschenatlas Ohrakupunktur nach Nogier/Bahr Grundlagen – Lokalisationen – Indikationen
Stuttgart: Haug. 5., aktualisierte Aufl., 2013, 415 S., Paperback, IISBN: 9783830476368, € 49,99
Inhalt **** Zum Vergleich liegt mir die erste Ausgabe dieses Buches von 2001 sowie die zweite von 2003 vor. War das erste Buch ein reiDDr. Thomas Ots
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ner Lokalisationsatlas, wurden schon der zweiten Auflage zwei Kapitel hinzugefügt: die Meridiane am Ohr und eine Aufstellung der Indikationen (75 Seiten). Wer die Ausgaben dieser Serie in die Hand nimmt und nicht aus der Nogier-/Bahrschen Schule kommt, wird sich nur begrenzt zurechtfinden. Dieses System ist für den Bewegungsapparat relativ identisch mit dem chinesischen, unterscheidet sich aber erheblich in der Lokalisation der meisten inneren Organe, ist außerordentlich vielfältig und pointiert in der Beschreibung von Punkten des Nervensystems, ganz zu schweigen von vielen Punktekategorien, die das chinesische System nicht kennt: Störherdhinweispunkte, Steuerpunkte der Gewebeschichten, Hinweispunkte auf Vitamine und Spurenelemente nach Bahr, Zonendominante Punkte, Medikamenten-vergleichbare Punkte, letztlich die Abbildung der zwölf paarigen und der zwei unpaarigen Meridiane auf dem Ohr sowie gewisser übergeordneter Punkte, z. B. Schmerzgedächtnispunkt nach Bahr, Meister der Qi-Bewegung nach Bahr, Meister der Regulation nach Bahr, Punkt Überomega nach Bahr und weitere Punkte nach Bahr.
Lesbarkeit ***** Das Buch zeichnet sich durch knappen Text (links) und viele Abbildungen (rechts; ein bis vier pro Seite) aus. Mit dem inzwischen recht ausführlichen Index lassen sich alle Punkte und Indikationen schnell auffinden.
Innovation * Als schnelles und handliches Nachschlagewerk seit zwölf Jahren bekannt. Der eigentliche Sprung fand zwischen erster und zweiter Auflage statt.
Umsetzbarkeit * (für im Bahrschen System Ausgebildete) **** Dieses Buch ist für Ausgebildete der Nogier/Bahrschen Schule geschrieben. Die Kenntnis vieler Punktekategorien, der Lateralität, der Wahl der Gold- und Silbernadeln sowie weiteren Charakteristika dieser Schule wie 3-Volt-Hämmerchen wird vorausgesetzt.
Meine Meinung Ein klares, knappes und übersichtliches Buch zur Ohrakupunktur in der Tradition von Nogier und Bahr. Große Teile des Buches kann ich nicht beurteilen, da ich keine Gelegenheit hatte, viele der angegebenen Punkte – vor allem des Nervensystems und übergeordneter Punkte – zu verwenden. Teils muss ich Punktlokalisationen – vor allem der inneren Organe – aus eigener Erfahrung widersprechen (s. Fortbildung in dieser Ausgabe). Was ich mir somit wünschen würde, wäre eine Auseinandersetzung mit anderen Sichtweisen bzw. den eigenen alten Sichtweisen. Warum sind Organpunkte am Ohr gewandert? Wie konnte man dann früher überhaupt erfolgreich sein? Wie konnten all diese neuen Punkte, die ja teils abstrakte Funktionen beschreiben, gefunden werden? Wie kann man sie unterscheiden, zumal sich viele übereinander projizieren (kein Wunder bei über 400 Punkten)? Dies hätte eine dezidierte Beschreibung der Methodik, zwecks Überprüfbarkeit, notwendig gemacht. Über die Tatsache hinaus, dass zum Auffinden von Punkten und Testung derselben der Nogier-Reflex (RAC bzw. VAS) und Nosoden benutzt werden, findet sich zur Methodik zu wenig.