Stil, metapher und pragmatik

Stil, metapher und pragmatik

Volume 28 Lingua International Review of G Linguist:cs Revue Internationale ge Linguistique G~n~rale Editors / Comit~ de Redaction A. J. B, N. Reich...

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Volume 28

Lingua International Review of G Linguist:cs

Revue Internationale ge Linguistique G~n~rale Editors / Comit~ de Redaction A. J. B, N. Reichiing E. M, Uhlenbeck W, Sidney Allen

1971, 1972

HorthoHolland Publishing Company Amsterdam

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verftigen wir fiber eine P,eihe yon Strategien, , i e ' a l s Funktionen pragmatischer Variablen u.a. Stilklassifil:ationen erm6gichen. Solche Strategien sind nicht mehr auI tier Grundlage iener formalen und substantiellen PrAdispositionen zu erkli~ren, die die gTC~ (Katz 1966) a n n i m m t ; es sind vielmehr Strukturierungsprozesse, die jeweils nach erweitertem Erfahrungshorizont revidiert werden.

z.o. Wir woUen das Ziel dies~r 13berlegungen folgendermaBen abstecken: Einmal ~ird die v o n d e r Literaturwissenschaft iisthet~,sch ~nd verabsolutierend bewerte]lde Stillehre kritisch unt~rsucht; zum andern versuchen wir, ffir c iesen Bereich iinguistisch relevante Elemeute sch~rfer zu beieuchten. Ferner wollen wir an einem exemplarischen Beispie! (Metapher) zeigen, dab stilistisch zu bewertende Syntagmen mit Hilfe eines ~eringffigig modifizierten Modells der ben sind. DaB mit dieser Dimensicnierung von vorne herein keine endgiiltigen Ergebnisse, etwa ffir eir~e Definition yon 'Stil' erreicht werden k6nnen, liegt nicht so sehr d~ran, dab wir den Gegenstandsbereich des Stilistischen nicht methodisch in den Griff bekommen, sondern vieln hr daran, dal3 es bis]ler nicht gelang, einen Katalog aller Stilkonstitutiva zu erstellen. Was bisher im wesentlichen an Untersuchungen geffihrt wurde, si:ld Vergleiche zur Wortartverteilung in ve~schiedenen typischen Tcxten (vgl. Michel und Antosch), zur Satzl/~nge und zur Wortschitzvariation (vgl. mehrere Arbeit,~m in Dol~2el und Bailey). Wenn ~vir indessen ein i,~rteil fMlen 'dieser Stil ist typisch f t i r . . . ', dann fin(ien, mehr oder weniger bewul3t gemacht, h~ufig noch folgende Gesichtspunkte Beriicksichtigung: textsemantische und textsyntaktisch,: Konstituenten; aul3ersprachliche und situativ-kontext.uelle Bedi~gungen, unter denen die sprachliche Au~erung stattfindet, wie ,;oziologische und/oder dialektische Voraussetzungen beim Sprech~r der Aul3e~:ung, ebenso soziolektische und dialektische Voraussetzungen beiln H6rer dieser AuBerungen, der also das Stilistische d:eser AuBerungen beurteilt bzw. darauf entsprechend reagiert. Es ~ ird hieraus deutlich, dab de:r Kompetenzbegriff C h o m s k y s - der die Komponenten Syntax, Semantik und Phonologie umfal3t - als S~zstembegriff ffir eine solche oder ~ihnliche komponentielle Struktur ~ficht ausreicht. Da andererseits die rein performantischen Faktore:~ bei der Realisic~'ung der grammatischen Kompetenz wie Ged~chtn! sbegrenztheit, Aufmerksamkeitsschwund

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und Interesseschwund durch Ermfidung, urganische M~ingel beim Produzieren und Perzipieren usw. 1) in diesem Systembegriff keine Rolle spielen, besteht kein Anlal3, auf den Performanzbegriff zu rekurrieren. Wir sprechen demnach von stilistischer Kompetenz; eine eingehendere Begrfindung ffir die Annahme eines solchen Begriffs geben wir in der Folge. Vorauszusetzen ist ebenfalls, dab wir mit den folgenden Beispielen keinesfalls versuchen, den geforderten Katalog von Stilkonstitutiven sowie Interdependenzen zwischen ihnen darzustellen. Wohl aber werden wir darauf eingehen, welche rein grammatischen Kriterien fiber die Wortkategorien hinaus stilkonstituierend sind. z.z.

Fflr eine bestimmte, einflul3reiche Richtung der Literatur-

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unab~ngbare Kfitefien ffir 'guten' Sti! und damit auch (und dieser SchluB ist ffir ~ese Richtung auch umkehrbar!) ffir ein 'Sprachkunstwerk', ffir 'Dichtung' sch]echthin: Das Asthetische einer sprachfichen Darste]]ung und seine absolute Gfi]tigkeit. Nach Seid]er (1970) braucht jede Kunst einen bestimmten Stil, d.h. jede Kunst fordert ihren Stil ;2) das Bemfihen um Stil impliziert das Erkenntnisbemfihen um Kunstkategorien und deren inh~irente Stildiakritika. 3) Bei dieser Charakterisierung bleibt aber eine Menge unklar: Denn offenbar sind zumindest noch zwei Parameter rnit im Spiel, n~imlich einmal die Pr~igungstendenzen eines Stils, die von KrMten wie pers6nlichen Einflfissen, Ironie, Dissoziation, soziolektischer Differenzierung usw. ausgehen, sowie ferner auf einen ~isthetischen Normbegriff, der v o n d e r jeweilig herrschenden gesellschaftlichen Schicht bestimmt wird (der 'hohe' Stil, ciTl(~tn Kunstobjekt yon Nichteingeweihten, Ungebildeten zugesprochen, wird in der Regel ander,; sein als der 'hohe' Stil ffir dasselbe Objekt, gebraucht yon 1) Chomsky (1969 : 13). 2) VVir gehen insbesondere auf die beiden jtingsten Arbeiten yon Seidler ein. Vgl. dazu noch Seidler 'Allgemeine Stilistik'. 2. Auflage 1963 (1. Avflage 1953). Allgemein gilt das :[fir die 'normative' Stilistik, die den relationalen Charakter des Stils v611ig unLeachtet 1/iBt; deutsche Arbeiten hierzu sind Schneider 1925, Reiners 1949, Meyer 3 1913. Dies soil nicht verdecken, dab die Aspekte, die wir hier fiir die linguistische Besch/iftigung mit Stil fiir wesentlich halten, auch bei anderen Autoren Beriicksichtigung gefunden haben. Das gilt fiir die gesamte Voglerschule und Ch. Bally im besonderen. a) Seidler (1970: 1).

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einem ausgebildeten, 'feinsinnigen' Kfinstler). Selbst wenn wir also davon ausgehen k6nnten, dab es so etwas wie objektinh~trente, absolute Stilkons]itutiva gibt, so ist doch jedenfaUs der Beobachter/ Bewerter in sein,~m Urteil eine variable Gr6Be, deren Eingrenzung oder Bestimmung sehr viel fruchtbringender ffir das Problem der Definition von S~:il sein mfiBte. Dabei ist zu betonen, dab nach den allgemein akzep:ierten klassenlogischen Verhiiltnissen in unserer Sprache zwischeJl den Aussagen 'hoher/guter Stil' und 'Kunst' keine 'dann und nur dann'-Beziehung besteht. Wir sprechen von 'gutem Stil' auch bei je, ter Art von 'Sachdarstellung'.4) Seidler betrachtet Pr~dikate wie 'gut/hoch' als aussagenlogische Wahrheitswerte ;sie sind es aber nicht: In der Sprache erweisen sie sich als relatioraie Begriffe, bezogen auf eine Norm ('gut' ist demnach 'besser aJ~ die Nlo..rrn'~.. ~;~r ~ , ~ davon a~-o .... ,~^~. w ~ J t;^~.^..a~ L, llCllk£~, l " eLk, l l sprache' etwa der genannten ]iteraturkritischen Richtung fehlen jegliche interp1etierbaren Hinweise. Diese ]etzte Frage der Re]ationafit~t so]cher Sti]bewertungen ist in einigen Untersuchungen zu dem ganzen Fragmikomplex auch gestellt worden. Unter Berufung auf andere und eigene Tests kommt UMch (1965: 190f.) zu dem Ergebnis, dal3 'sich kein objektives Merkmal finden l~tl3t, das signifikant mit dem Urt,dl 'guter Stil'-'schlechter Stil' korrelieren wfirde'. Es wurde erwogm, dab ffir 'guten' Stil entweder nicht-syntaktische Eigenschaftel bestimmend sind, oder aber dab der 13eobachter/ Beurteiler b~stimmte syntaktische Feinstrukturen, die sich bisher der objektiwm Analyse entzogen haben, nur unbewul3t registriert. J~s gibt al,er noch eine andere M6glichkeit" n~tmlich dab die Insignifikanz ,tes Urteils mit der groBen Streuung der Urteile der Beobachter zusammenh~tngt, d.h. dab zu viele jeweils individuelle Momente z~l einem solchen Urteil zusammensteueln, so dab ein Normergeblds nach relativer H~iufigkeit unwahrscheinlich ist. Wir mfiBten dar.n davon absehen, solch objektive Merkmale zu suchen, und vielme~r im Ans Az unserer pragmatischen Erkllirung andere, nicht-objektinh~,rente Konstituenten zu suchen. 5) Es l~tl3t sich mit einem einfachen Beispiel demonstrieren, dab der Standpunkt der evaluierenden, ~sthetischen Literaturwissenschaft 4) Von SAdler der 'Sprachkunst' polar gegentibergestellt; Seidler (1969:

!35). 5) Vgl. d,e Scheidung zwischen 'objektiven' und '3ubjektiven' Ma~st~iben in der Stilf:age bei Carroll (1960: 288f.).

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nicht nur zu keinem befriedigenden Ergebnis gelangen kann, da ein stilistisches Element von verschiedenen Beurteilern verschieden evaluiert wird, sondern geradezu zu Paradoxen ffihrt. Wenn wir den iisthetischen Standpunkt einnehmen und, etwas verabsolutierend, Stilbewertungen mit der Opposition 'gut/schlecht' durchffihren, so kommen Literaturwissenschaftler etwa ffir einen billigen Groschenroman zu dem Urteil 'schlecht', zu de:m eines anspruchsvolleren Elaborats ebenfalls zu 'schlechto abet besser als das erste'. Wir k~imen also irgendwann zu folgenden Urteilen: 'Der schlechte Roman ist gut', 'Das ansp::uchsvolle Gedicht ist schlecht'. Das Attfibut zum Subjektsnomen bezeichnet die Klasse des zu beurteilenden Elaborats in bezug auf die Erwartung, die wir ffir die.se Klasse haben. Z~eifellos handelt es sich hier nicht um kontradiktorische Urteile und zwar genau deswegen, wie dargelegt wurde, weil die Pr~idikatierung des Subjekts durch ein Adjektiv ('schlecht' oder 'anspruchsvoll') als Argument eine Klasse (des Groschenromans) hat, das (logische) Prlidikat des (grammatischen) Priidikatsadjektivs sich aber auf ein Individuenargument bezieht. Das Problem ist in der Logik 15.ngst und in der (linguistischen) Semantik neuerdings aufgegriffen worden.6) Man vergleiche etwa S~tze wie Der kleine Elephant ist grofl oder Der Dor/trottel ist recht schlau. Bei beiden S~itzen handelt es sich nicht um kontradiktorische Urteile, obwohl klein/grofl und Trottel/schlau Antonyme :;nd bzw. antonymische Merkmaie aufweisen; es liegen vielmehr durchaus synthetische Urteile vor. 7) Seidler w~ihlt als Kriterium fflr Stil ~isthetische Merkmale und 6) Vgl. Katz, J. J . 1964. 'Semantic theory and the meaning of " g o o d " ' The Journal o/Philosophy 61, 739-766. Eben~, ~ierwisch, M., 1969. 'Strukturellc Semantik'. Deutsch als Fremdsprache 2, 66--74. Die Beobachtung der Relationalitiit yon Adjektiven in bezug auf eine inharente Objektnorm geht auf Sapir zuriick. 7) Seidler fragt nicht nach Klassenzuordnungen 'relational/nicht-relational' bzw. 'pragmatisch determinierbar/objektiv wahrheitswertig' seiner Stilpr/idikatierungen. Die Wertgr6Ben 'Menschlichkeit, Gestalthaftigk,:it, Wahrheits6ffnung' (Seidler 1970: 16) sind schwer durchsichtig und nicht verwertbar, da damit 1. keine Universalmerkmale menschlicb_ kognitiver Prozesse vorliegen (jedenfalls w~ire dies erst empirisch nachzuweisen), da 2. ihnen der Cha.rakter von Primitiven fehlt, oder zumindest yon Elementen, die in eine Merkmalhierarchie eingeordnet werden k6nnen, und da 3. nicht klar ist, welchen Einheiten einer zu beurteilenden sprachlichen Struktur diese Merkmale zugesprochen werden sollen.

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das Merknal der Wahrheits6ffnung. 'Das Entscheidende bei der Frage, ok ein Sprachweik Gegenstand literaturwissenschaftlicher Betrachtt,~ h ~ein kSn:~e, ist immer das Vorhandensein ~sthetischer Qualitiitea. Wit haben ihre Gesamtheit als Stil bezeichnet. Der so gefaBte S tilbegriff konstituierte den Gegenstand der Literaturwissensch fft.'8) Asthetische Qualiti~ten k6nnen nun durchaus syntaktischen 5t:~akturen zugeordnet werden; 9) Qualiti~ten der Wahrheits6ffnurg ]~6nnen jedoch zweifellos nut PrAdikate von Aussagen (Urteilcn'~ stin. Man v~.s-.~,~,~ dazu die folgenden Aussagen" W....

(!) Der Himmel erscheint blau dutch die Brechung des Lichts, W ?. . . . . (2) Der Himmel ist blau, W ? ? . . . (3) Die Beethovensonate ist sch6n, W ~?~ . . (4) Der Vietnamkrieg der USA ist gerecht.

Das Fr~.gezeichen fiber W bedeutet 'Wahrheit des Urteils in pragmatisch-normatischer Beschr~nkung'. Wit wollen mit dieser Beobachtl~ng folgendes andeuten: Es scheint aufs erste plausibel, das Kriterfitm Wahrheit als konstitutives Stilelement v o n d e r EinschrAn~:ung auf die Dichtung, ffir die Seidler es als notwendiges MeFkmd ausweisen will, loszul6sen und al~ Funktion yon Erfahrungsh,)rizont, Erwartungsnorm bzw. Rollennorm und anderen pragmatisci~en Variablen zu deuten. Dies ist jedenfalls ein vSllig aul3erlinguis~ isches Problem, das mSglicherweise- und zwar nut unter bestim nten eingeschr~nkten Bedingungen 10) - Folgerungen auf StilspezifiI:a erlaubt. Bei Annahme dieser Voraussetzung jedoch und unter Berficksichtig~mg des weiteren Stilbegriffs, mit dem hier argum mtiert wird, I~:LBtsich Wahrheit nicht 1Anger als zweistellige Relati, m aufrecht erhalten. D.h. in der Beziehung W (a, sa)

W . . . Wahrheitsbeziehung a . . . Aussage s a . . Sachverhalt

8) S:idler (1970: 19). ~) X:al Sense (196C; 1969). to) ,'gl. Wunderlichs Kritik an Bernstein und Oevermann, daB die schriftliche AuBerung etwa fiir die Arbeiterklasse eine v611ig anormale )~ul3er.mgsform ist und daher keinen SchluB auf schichtenspezifische Charakteristika des schriftlichen Stils zuliiBt (Wunderlich 1970: 36).

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ist eine weitere Variable einzuffihren, also: a W sa inbezug a,af v, demnach :11)

W (a, s,,, v). x.2. Um Klarheit fiber den Inhalt eines Urteils zum 'Stil einer AuBerung' zu gewinnen, wollen wir eine ParaUele zur 'Grammatikalitiit eines Satzes' ziehen. Wir sprechen von 'grammatischer Korrektheit' oder 'Grammatikalit~it' eines Satzes dann, wenn wir im Regelkorpus, das wir ffir unsere Mt~ttersprache internalisiert haben, eine strukturelle Beschreibung ffir diesen Satz finden. Was wir dam;* *,m, ist einen Vergleich der fraglichen Struktur mit der Menge der abstrakten Repr~isentationen zu ziehen: die wir grammatisch korrekt nennen. Auch beim Urteil fiber Stilkomponente(n) ziehen wir einen Vergleich; das secundum comparationis wird etabliert durch zumindest noch die Partizipation der Komponenten Sprecher s, Angesprochener/H6rer a. 12) Man betrachte zu diesen 13berlegungen vier englische S/itze: (5) He came early, (6) He arrived prematurely, (7) They proved themselves undismayed by menacing predictions of misery, (8) They demonstrated themselves to be unintimidated by minatory vaticinations of catastrophe. 11) G. Klaus (1970: 260) weist diesen Relationsbegriff zufiick. Sein Beispiel: start S I ' "Dieses Tuch ist grtin" ist wahr fiir (die normalsichtige) Helga' korrekterweise S ' l ' D i e normalsichtige Helga hat an diesem Tuch die E m p f i n d u n g griin' zu formulieren scheint nun ein fehi~.~hafter Schlul3 zu sein. Die Beziehung E (Emp/indung gri~n haben) ist nicht nut ftir Helga und Tuch zu relationieren, sondern es besteht auch eine logische und semantische Beziehung zwischen normalsichtig und Emp/indung gri~n haben, die nicht unterdriickt werden darf. 12) Die Einfiihrung dieser beiden Komponenten in ein formales Sprachbeschreibungsmodell - als Kategorien wie als Merkmale - muf3 die Beschreibungsebene durchaus nicht yon dem 16sen, was man - etwa bei Chomsky gralnmatisch nennt. Vgl. dazu Arbeiten wie Abraham (1969), G. Lakoff (1970), u n d Fillmore (1970). Wie noch zu zeigen ist, werden allerdings bier diese K o m p o n e n t e n als S u m m e n pragmatischer Merkmale verstanden, etwa im Sinne yon Wunderlich (1970: 20f.). Es k o m m t uns bier abet nicht auf die VollstXndigkeit und die S t r u k t u r eines solchen Merkmalkatalogs an.

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Die Ausdruckspaare (5) und (6~ bzw. (7) und (8) sind identisch, was die syntakti.';che und die semantische Lbene anbelangt, verschieden hingegen in der !exikalJschen Subkomponente (nach dem Chorasky~hen ModeU 1965), somit auch auf der phonologischen Ebene. Das Problem tritt uns mit diesen Beispielen stark vereinfacht vor Augen. Im allgemeinen sprechen wir yon 'Stil' erst bei einer gewissen H~tufung von Merkmalen in einem gr613eren Korpus yon Aul3erungen, also einem Text. Dies wird auch deutlich in der folgenden Reihe yon Paraphrasen bzw. Quas!iparaphrasen.18) (9) Er fibernahm die Leitung der Redaktion probeweise, (I0) Die Leitung der Redaktion wurde yon ihm probeweise iibernommen, (! I) W a s er probeweise fibernahm, w~,r die l . e i t u n g der Ro~t~ktinn, (12) Seine probeweise 13bernahme der redaktionellen Leit,ang, (!3) Obernahme der redaktionellen Leitung probeweise. Wir wfirden yon einem norninalen Stil nach (12) erst dann sprechen, wenn der Hang zur Nomina.lisierung in einem Textstiick mit einer gewissen (in einem Modellsinn) '~:ypischen' Konsequenz verfolgbar ware. (13) hingegen erkennen wir eo ipso als Titel, Schlagzeile, Artikeltiberschrift. Nur bestimmte HAufungen aller (quasi-)paraphrastischen L6sungen einer sp:mcLlichen Sachverhaltsdars~ellung k6nnen als Repr~sentationstypen l~la3sifiziert werden. Explizit wird bier, was jeder Stilbeurteilung zugrunde liegt" die Zueinanderordnung zweier synonymischer Aul3erungen.14) (Synonymie im weitest~_n Sinne verstanden als Kongruenz aller Informationseinheiten ;ieweils der Kodierung und Dekodierung in einem pragmatischen System. Beide Aul3erungen beschreiben die gleichen Verhaltensweisen von Sprecher und Hi)re,r. Voraussetzung ist natfirlich, d'al3 die Kommunikationspartner eine bestimmte objektive Rollenerwartun~; yon ihrem Partner haben. Mit anderen Worten" Ein(~ Stilbeurteilung kann nttr auf der Grundlage sta'ttfinden, dab der Beurteiler fiber einen Kata!og wm Stilmerkmalen verfiigt, in dem die zu beu,,~eilenden Merkmale enthalten sind. Trifft dies aicht zu, etwa bei zu starker Differenz des Erfahrungshorizonts oder in der ver13) Wit definieren - fiJr die Zwecke hier - Quasiparaphrase mit Identit~t der Propositionen; die modalen Elemente wie verbale Finitheit, Modus usw. bleiben unberticksichtigt. 14) Vgl. Michel (1969: 275ff.).

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balen Kommunikation, wenn der Beurteiler die Mimik des Sprechers nicht in sein Urteil miteinbeziehen kann, dann kann eine Einordnung nicht vorgenommen werden. Auf der Ebene der Stilbeurteilung" Die Einordnung ist falsch, wird vom Beurteiler als mehrdeutig vorgenommen oder sie wird gar nicht m6glich.) x.3. Wir kehren zu den S~itzen (5) bis (8) zurfick. Da verschiedene lexikalische Einheiten identische Kontextbeschr/inkungen aufweisen, die der Theorie Chomskys nac; schon in der Tiefenstruktur vorhanden sind, mfissen die semantischen Interpretationsregeln (Projektionsregeln nach Katz) ffir die Sinnidentit~it der oberfl~ichenstrukturell verschiedenen Siitze verantwortlich sein (d.h. die Tiefenstrukturen sind wohl was die grammatischen Re!ationen und die komplexen Symbole anbelangt, aber nicht in bezug auf die terminalen Elemente identisch). Worin aber jeden~alls noch ein Unterschied liegt, ist der pragmatische Aspekt. D.h. die beiden S/itze werden wahrscheinlich verschiedenen situationellen oder sprachlichen Kontexten angeh6ren, werden in bestimmter Absicht gesprochen bzw. verstanden. Genau auf diesen Aspekt kommt es in Zusamlnenhang mit der Frage nach den Beschreibungskritefi~n des Stils an. Wenn jemand einen Satz wie (5) oder (6) b~w. (7) oder (8) ~iuBert, so sind Reaktionen auf den 'Stil' dieses Ausdrucks (man beachte, dab wir hier nicht mehr von Satz sprechen k6nnen!) als Kombinationen yon folgenden Komponenten zu verstehen : A bewertet (6)B bzw. (8)B B bewertet (5)A bzw. (7)A. D.h. es ist entweder (6) bzw. (8) die 'normale' (zu erwartende) Ausdrucksform von B, aber nicht von A: dann sprechen wir yon einer Ausdrucksform, die ffir A merkmalhaft, ffir B aber merkmallos ist. Wenn wir (5) bzw. (7) als Stiltypus ffir A voraussetzen, dann heiBt dies, dab (5) und (7) 'normale' (zu erwartende) Ausdrucksformen yon A sind; (5) und (7) sind dann merkmallos ffir A jedoch merkmalhaft ffir B. Eine Wertung, in der 5A = 5B, ist dir A wie ffir 13 merkmallos, d.h. sie entspricht dem von beiden er~arteten oder ffir beide zu erwartenden Ausdruck. Man beachte, dab iede Stilbewertung, etwas expliziter nach dem Vorausgegangenen: jedes Urteii fiber dne Ausdrucksform des diskutierten Beispiels, ein System von solchen Komponenten A und B

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voraussetzt. Wenn (6) bzw. (8)ffir A und B merkmallos, !~fir einen Aul3en~L henden C aber merkmalhaft, also nicht normhaft ist, dann ist wieder ein dyadisches System C und D = {A + B} gegeben. Wit gehen also von der Voraussetzung aus, dab jedem Sprecher bzw. jedem H6rer eine sehr komplexe Matrix von idiosynkratischen stilistischen Ausdrucksformen eigen ist. Diese 'Stilmatrix' ist ffir ihn charakteristisch (merkmallos von diesem selben Sprecher/H6rer aus); d.h. es sind Sfilkonstitutiven, die man von ihm erwartet. Wir k6nnen sie auch Erwartungsnorm nennen. Es ist klar, dab diese Erwartungsnorm durch ein bestimmtes (sprachliches) Rollenverhalten des Sprechers nicht realisiert erscheint. Dies ist der Fall,, wenn ein besonderes Assimilations- oder Dissimilationsverhalten des Sprechers vorliegt. Eine stilistische Wertung dieser Verhaltensweisen, d.h. die Beurteiiung als Rollenverhalten, das nicht im Einklang mit der ~diosynkrati!~chen Verha!tensweise steht, muB aber auf diese Erwartungsnorm rekurrieren. z.4. Zu einer plausiblen Strukturierung dieser individuellen Erwartungsnorm innerhalb einer Sprachgemeinschaft (wir nennen diese individuelle Erwartungsnorm stilistische Kompetenz) ist es n6'tig, ein gr6beres Netz von Erwartungsnormen zu betrachten, die ffir bestimmte Teilklassen innerhalb der Klasse alIer Sprecher einer Sprache typisch sind. Die Indexe ffir diese Teilklassen (Typen stilistischer Kompetenz) sind solche wie" Dialekt (Regionalsprache, Umgangssprache, Hochsprache usw.), Soziolekt, Stadien der Kompetenz nach Entwicklungsalter und Ausbildungsstand, Entwickrungs~ustand in zweitsprachlicher oder Fremdwortkompetenz. 15) Es sollte in diesem Zusammenhang kein MiBverst/indnis geben: Mit 'Norm' ist nicht die Umgangssprache gemeint; wir nehmen Umgang.~sprache nicht prinzipiell als statistische Bezugsebene ffir ein pragmatisches System der Stilbeurteilung an. Es gibt verschiedene Normen. Typen yon Verhalten,~weisen, zu denen wir aufgrund von mehr oder weniger intuitiver Strukturierung der Gesellschaft und der l~achv.'clt, mit der sie sich besch/iftigt, kommen. Allerdings bietet sich Umgangssprache ffir die Charakterisierung von stilistischen Ebenen einer !ebenden Sprache besonders gut als Vergleichseben.~: (secundum comparationis) an, weil wir Kenntnis dieser Ebene bei c:iner 3Iajorit~it yon Tr/igem einer Sprache annehmen dfirfen. 15) Eine dil'ferenzierte Ubersicht gibt Wunderlich (1970: 20f.).

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Bei einer toten Sprache, bei der eine umgangssprachliche 13berlieferung nicht vorliegt, schlie0t sich diese Ebene ffir den ~ t i l , ~ - M ~ aus. Nach der These oben ist lmphz.., " "'* da!~ 'Mr den Kompetenzbegriff, der yon Chomsky und Katz in ,tie linguistische Literatur eingeffihrt wurde, folgendermaBen (und ftir diese Zwecke anders als Chomsky) verstehen. Wir wollen hier nur skizzieren" (!) 'Kompetenz' eines Sprechers entscheidet nicht nur tiber Grammatikalitttt, sondern auch fiber stilistische Erwartungsnormen, allgemein fiber Ausdruckformen des sprachlichen Verhaltens, die ftir bestimmte Teilklassen aller Sprecher einer Sprache typisch ,'dnd (typisch = der Erwartung entsprechend). (2) 'Kompetenz' ist nich ~ statisch fixiert, sondern sie ~ndert sich rnit den Sprechern einer Sprache, insbesondere also mit den ffir die oben anged~uteten Teilklassen allel Tr~iger einer Sprache. 16) Dies wird deutlich darin, dab sich die stilistischen Erwartungsnormen innerhalb kurzer Zeit /indern k6np.en. ( 3 ) D i e neueren Bestrebungen in der Spracl~beschreibung gehen dahin, alle semantischen Interpretationen, die Funktionen pragmatischer Bedingungen sind, in diese Besehreibang mitaufzunehmen. Wiewohl nun dies ein wichtiger Schritt in Richtung zu einer Sprachbeschreibung in einem kommunikationstheoretischen Rahmen ist, 17) so fehlt doch ein wesentlicher Asp_k~. Bei der Mehrzahl der mit herk6mmlichen Mitteln (einschlie131ich der generativen Transforrnation~sgrammatik) nicht mehr interpretierbaren Ambiguitaten gibt es solche, 1. 'an die man sofort denkt', 2. solche an die man erst bei st~irkerem Reflektieren denkt, und sehliei31ich 3. solche, 'die einem gar nicht einfallen'. Eine kommunikationstheoretisch motivierte 18) Die L6sung des Kompetenzbegriffs (als Objekt der g r a m m a t i s c h e n Beschreibung) yon der Chomskyschen statischen Fixi~,rung in dem bier er6 r t e r t e n Sinne fordert auch Lieb (1970b: 10ff.); ga~z ahnlich L a b o r (1965). S y s t e m - und d a m i t O b j e k t der Sprachbeschreibung - ist bei Lieb die Menge von Stttzen, die eine Sprache bildet, d e m n a c h langue im Saussureschen Sinne, a b e r nicht K o m p e t e n z im Chomsky~chen; vgl. A b r a h a m (1970). Es soll hier kein Miflverst~tndnis a u f t a u c h e n : Der yon uns entwickelte Begriff der stilistischen K o m p e t e n z stUt..: sich auf die stilistische I n t u i t i o n jedes Sprachtrtigers. Um sich versttindlich h,~,chen zu k6nnen, mu[3 jeder Sprecher einer Sprache fiber eine solche K o m p e t e n z (als Netz yon Verhaltensweisen nach p r a g m a t i s c h e n P a r a m e t e r n ) verftigen. W a s der ¢~rammatik,er d a n n beschreibt - (s)einen Idiolekt oder ein sprachliches S t r a t u m - und wie er das macht, ist eine andere Sache. xv) Vgl. W u n d e r l i c h (~968, 1970); G. Lakoff (1970); R o h r e r (1971).

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Sprachbeschreibung muB derartige Priorit/itsverh/iltnisse mitberficksichtigen. Diese Forderung wurde auch von psychologischer Seite erhoben (Campbell und Wales 1970). Der Kompetenzbegriff dieser Konzeption ist also weiter gefaBt als der Chomskys und zwar in Richtung attf Performanzstrategien bin. Er steUt m6glicherweise bei gr6Berer Pr/izisierung ein ~bergangsglied zwischen diesen beiden polaren Begriffen dar. z.5. Nur vorl/iufig sind die Uberlegungen zu Folgendem. Da bisher nicht fiberzeugend klar gemacht worden ist, mit welchen Mitteln eine Normalverteilung eines Textes beschrieben werden kann, erscheint es nicht gerechtfertigt, eine Mittelwertbildung ffir die Typisierang stilistischer Ausdrucksformen vorzunemen. 18) Um ein akzeptiertes Urteil zu einem S t i l t y f , u,~ erkl/iren zu k6nnen ('dieser Stil ist ~y ~ , , ~ , , ffir X', wobei X z.B. ein Text oder eine ~tnepocne sein kann), so haben wir jedenfalls anzunehmen, dab - beim Ausgehen von den R e p r / i s e n t a t i o n e n Aeomparandum und Bseeunclum eomparationis und in deren Merkmalmatrizen von zwei vergleichbaren Merkmalreihen das Urteil fiber eine Klassenzugeh6rigkeit aufgrund dieser Merkmale an gewisse Toleranzen gebunden ist. Es ist also anzunehmen, dab nicht Mittelwerte, sondern Schwerpunkl~sbereiche beim Vergleich zweier Merkmalmatrizen gegenfibergeste]'lt werden. Die Merkmale werden so abgez/ihlt: F/illt der empirische Wert Numb in den Variationsbereich yon A (also: Num. MinimumA ~< NumB ~< Num. MaximumA), so kann man von 'typischer ~ Merkmalgleichheit sprechen. Es ist anzunehmen, dab auch ffir einen intuitiven Stilvergleich solch grobe Variationsbreiten verbindlich sind. Mit den pragrnatischen Komponenten Sprecher und Angesprochener versuchen wir, die Frage nach dem Wesen des Stils wenigstens methodologisch in den Griff zu bekommen. Praktisch ~drd es so sein, dab wir nur mithilfe yon Typen der pragmatischen Komponenten 19) einen Stilkatalog erstellen k6nnen. Zwischen subjektiven und objektiven Stilmerkmalen nach Carroll (1960: 288ff.) unterscheiden wir nicht; es gibt keine objektiven Stilmerkmale nach unseren pragmatischen 13berlegungen. Die Leistung der Statistik ~-ei diesem Ziel liegt im Nachvollzug (zu einem ganz ~ihnlichen SchlaB

z.6.

18) Die umfangreichsten ~3berlegungen dazu stellte Fucks (1955) an. Dort findet sich weitere zahlreiche Literatur. 19) ~,~,runderlieh (1970: 20£).

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kommt Winter 1969: 4), giinstigstenfalls in der Fixierung, der intuitiven Stilbewertung. Es wird aus dem Vorhergehenden auch klar, dab eine Stilbewertung dann kompetenter wird, je reicher ~,,~ " - Merkmalmatrix fiir die einzelnen pragmatischen Komponenten ist. Konkret hei[3t dies nichts anderes, als dab der Erfahrene das kompetentere Stilurteil fMlen kann, Dies steht nur scheinbar z.T. in Widerspruch zu unserer Kritik an der mit vagen Kriterien argumentierenden Stillehre (vgl. 1.1). Was uns unzureichend erscheint, ist das Fehlen jener methodologischen Aspekte, die uns zu dem fundamentalen Dualsystem als Konstitutiv eines Stilu~eiis ftihrten, ist writers ein verabsolutierender Standpunkt, der der pragmatischen Re!ationalitat des Komplexes qtil nicht Rechnung tr~gt. 9

('.~aUMATIKALITXTSGRADE n .

P Au~,~,~,~ EINER S T I L T H E O R I E UND

POETIKTHEORIE

2.L Die folgenden praktischen Beobachtungen fiihren die Thesen des ersten Teils nut teilweise aus. Besonders zu den irn ersten Teil angedeuteten Oberlegungen zur numerischen Darstellung sind noch keine praktischen Untersuchungen vorgenommen worden. Die Klassifikationen, die vorgenommen werden, sind also nur in einem naivintuitiven Sinne 'typisch'; sie sind im besonderen als 'Klassifikationen' (mit der Einschr~nkung oben) eines Sprechers des Wienerdeutschen (eben eines der beiden Autoren) zu verstehen. 2.2. Welche Analogie im Bereich des Sprachlichen zur.a Status des Stils innerhalb einer Sprachbeschreibung auch gezogen wird (etwa zum Dialekt, vgl. Winter 1969), so sehr wir weiters dieses Problem auch etwa auf der Ebene der linguistischen Poetik ('Gra.mmatik der Obertragungen von SelektionsbeschrAnkungen' der 'All tagssprache' auf die Dichtung) einzuschrAnken versuchen (vgl. besonders die letzte zusammenfassende Darstellung von Baumg~irtner 1969), so bleibt eine Frage konstant" K6nnen die Abweichungen yon irgendeinem verbindlichen Parameter (der Standardsprache; den SelektionsbeschrAnkungen einer Grammatik eines kompetenten Sprechers) regelha/t dargestellt werden ? Und vor allem" Wo liegen die Grenzen der AkzeptabilitAt und/oder der grammat'~chen Wohlgeformtheit einer ,~ingegebenen Menge yon AuBerungen? Oder, um die Frage von einer anderen Blickfichtung her aufzurollen" Welche Devianzen t~mten in einem 'modernen Gedicht' nicht auf? Welche

14

W. A B R A H A M

UND

K. B ; R A U N M U L L E R

'Regeln' verletzt auch sehr avantgardistische Poetik nicht ? Welcher Natur sind die verletzbaren Regeln, yon welchcr hierarchischen Ordnung zu einander sind verletzbare und unverletzbare Regularitliten innerhalb des Systems? Es scheint unm6glich zu sein, der Problemkreise fiberhaupt methodisch Herr zu werden, wenn man nicht wenigstens Klarheit darfiber gewinnt, welche Wege zu m6glichen Antworten ffihren k6nnen. Und die bisherigen Beobachtungen zur l i n g u i s t i s c h e n Poetik geben alles andere als Hoffnung, dab Kfitefien ffir 'das Poetische' einer Ausdrucksebene direkt erstellt werden k6nnen. Um das Argument zum Tragen kommen zu lassen, mfissen wir uns innerhalb der D i c h t u n g - als Ebene der extremen Verletzungen von Selektionsbeschr~inkungen- auf Formen beschr~inken, die die phonologischen Regeln nicht verletzen; wir werden hier auch nicht Bezug auf morphophonoiogische Devianzen nehmen, da nicht ganz klar ist, von welcher Tragweite morphophonologische Ve=~st613e in komplexen Strukturen auf die Anwendbarkeit grammatis~'her Kategorienbildung und Segmentierung ist. Man vergleiche etwa poetische Ausdruckskomplexe wie Ai-ps 'klavier klasechs klaacht klazehn das schwatz- und plauderblei im mund •





j

oder das Folgende, das ffir unser Argument konstruiert wurde: her vor Straflen rutschten des; hier handelt es sich nicht nur um Permutationsverletzungen (aus des Straflen rutschten vor reich her), sondern a!!ch um morphophonologische Verst6Be (aus die Strafle rutschte vor mir her; Arno Schmidt 'Das steinerne Herz'). Wenn es nicht aus Beobachtungen zur Alltagssprache schon bestatigt worden ware (Bo~nger 1968), so waren unsere SchluBfolgerungen oben verbindlich daffir, dab der Obergang zwischen grammatischer Regularitat sprachlichen Ausdrucks und grammatischer Irregularititt nicht scha,-f, sondern fliel3end ist ('grammatisch' und 'Grammatizitat' werd2n hier technisch verstanden, und zwar unter Bezug auf das Chomskyscl,~ opi~c~ ~" ~.,-:s~nreloting~modell " "" 1965; alle Modifikationen, dia dieses Modell bisher durch Chomsky erfahren hat, berfthren uns hier nicht, da wir uns nur des Begriffs 'Hierarchie innerhalb der kategorialen Komponente', also der Konstituenten innerhalb eines I C.-Schemas, sowie des Begriffs 'Selektionsmerkmal' bedienen). Wenn wir im folgenden nach einem Vorschlag Chemskys (1964(1961)) den Grad der grammatischen Korrektheit als Malt

STIL,

METAPHER

UND

PRAGMATIK

15

Abweichung dieser AuBemng yon einer AuBerung aus der Menge der vollkommen wohlgeformten S~itze be.~hreiben, ~o ist damit impliziert dab wir imstande sein mfissen, das grammatisch tadellose Gegenstfick zu der zu analysie{enden )~ul3erung herzustellen. Gelingt uns dies nicht, danv versagt die Methode. Wichtig ist aber auch die Erkenntnis, dab wir es dann mit einern trivialen Problem zu tun haben; wenn weder ein Analogon zu grammatischer Korrektheit noch zu lexikalisch-phonologischer Interpretierbarkeit gegebeI: ist, dann sind entweder keine oder doch sehr m a r ~ n a l e Regulariti~ten ffir die Devianzen verantwortlich. Wit wollen uns zu Illastrationszwecken die ersten beiden Zeilen aus Arno Schmidts 'Das steinerne Herz' ansehen" Did Strafle rutschte vor mir her. Ein verweintes Pterd sah reich aus Linsen an. (Ganz offenbar mfiBten wir, wenn m6glich, auch nach textlichen Regularit~iten fragen; dies geschieht hier aber nicht. Immerhin w~iren dadurch Verletzungen der Selektionsmerkmale zu erkl~iren : z.B. Strafle rutschte, wenn von Erdrutsch die Rede. Dies ist aber im Schmidtschen Werk nicht der Fall.) Die Wortartenfolge in diesen beiden Strukturen ist folgende: D-N-V-Pr~i-Pro-Adv bzw. D-A-N1-V-Pro-Prii-N2-Adv. Die Wortartenfolge entspricht durchaus etwa S~ttzen, die wir als 'alltagsprachlich' beurteilen wfirden, etwa: Eine Person/ein Gestand rutschte vor mir her. Ein nasses P/erd sah reich aus seinen Augen/aus dem Stall]enster an. Es ist ganz klar, welche Selektionsbeschr~inkungen verletzt wurden, so dab die von uns empfundenen Abweichungen entstehen. Im ersten Satz bedingt das Verb rutschen ein Subjekt u.a. mit dem Merkmal [ + frei beweglich] (so dab ein Paket, ein K i n d in die Leerstelle eintreten k6nnen); im zw~.iten Fall konstatieren wir einmal eine Abweichung des attributiven Adjektivs zu P/erd; wir wollen sagen, dab auch hier eine Selektionsbeschr~inkung yon weinen hinsichtlich der Subjektstelle vorliegt : weinen verlangt ein Subjekt mit dem Merkmal [ + menschlich]. Was wir damit voraussetzen, ist eine lexikalische Attribuierungstransformation (Ein P/crd-i ein P[erd hat viel geweint + sah reich an). Der zweite 'Widerspruch' betrifft die Selektion entweder (a) des Instrumenta!adverbials aus ( = mit) seinen Augen : aus L i n s e n - die Merkmalverletzung liegt auf der Linie [Teil-von-Subj], [Sehorgan] - o d e r (b) des Lokaladverbials (alas wit hier nicht welter behandeln wollen, da die 'Linsen' Schmidts jedenfaUs die Assoziation 'Augen' wecken).

16

W. A ~ R A H A M UND K. B R A U N M U L L E R

Zuweilen scheint die Grenze zur lexikalischen Akzeptabilit~it verwischt; trotzdem ist die Forderung nach lexikalischer Erkennbarkeit in dem oben angedeuteten, nicht-trivialen Sinn eine Notwendigkeit. Man betrachte z.B. '~in Hirtengang eiJ~h~rnd~ent in das Laub' (Benn). Aufgrund der Morphologie yon eichh~rnchent und der Wortstellung erkennen wir Funktion und Wortart ohne weiteres als Pr~tdikat bzw V; ffir die lexikalische Bedeutung konjizieren wit etwa: 'bewegt sich wie ein Eichh6rnchen', 'sucht Schlupfpfade wie ein Eichh6rnchen', durchaus vage also, mit einem semantischen Merkmalkomplex, der eigentlich nut auf die Arten der Ti~tigkeit rekurriert, die man dem Nomen(-begriff) EichhSrnchen zuschreibt, wobei eine gewisse (abet nach den verschiedenen Interpretationsm6glichkeiten yon Hirtengang variierende) grobe Spezifikation durch das Subjekt und rdcht nut, wie BaumgArtner (1969) in seiner linguistischen Analyse unterstellt, vom Lokaladverb in das Laub zugeteilt wird. 20) Wit kehren zu den Wortartfolgen oben zurfick. Es lassen sich, grob gesprochen, drei Ebenen einer Kategorienhierarchie aufstellen" K i K,~ . . . K~ bzw. Ci C~ . . . Cs1 ffir die Wortebene; d.h. diese Ebene stellt alle Elemente der Kategorie Wort als gleichrangig dar; Unterschiede zwischen den Strukturen der Dichtersp::ache und den aus der Alltagssprache dazukonjizierten ergeben sich nicht. Die zweite Ebene unterscheidet dann zwischen den einzelnen Wortkategorien, also" K~ = D, K~-- N, K~ = V usw. bzw. C~-- D, C22 = A, C~ = N usw. Auch bier ergibt sich zu den 'Normal'strukturen des Schmidtkorpus noch kein Unterschied, wohl abet ffir den Bennsatz: Der Hirtengang eichh~rnchent in das Laub ; hier itnde:rt sich, wenn ~dr die morphophonologische Komponente als ffir die !exikalische (und damit wortsemantische) AkzeptabilitAt nicht entscheidend aul3er Acht lassen, folgendes: A-(N-N)-V-Pro-D-N-Prli-D-N 20) Baumg/irtners Analyse ist widersprtichlich: Bei seiner Motivation ftir eine Iinguistische Analyse auf Satzdomi/ne geht er davon aus, dab innerhalb des psychologisch-intuitiven und methodisch-linguistischen Prozesses der Merkmaltibertragung das Verb (Priidikat) die zentrale Stellung einnimmt, dessen Merkmale also fest bleiben, wogegen 'Widersprfiche' nur in den anderen Satzgliedern aufgel6st werden miissen. Bei der Analyse des Bennschen Beispiels ' . . . eichh6rnchent in das Laub' geht er ohne Begriindung von diesem Prinzip ab, indem er n~imlich die l~bertragung des Kategorienmerkmals N (ftir das lexikalisierte Eichh6rnchen) zum homonymen, aber nicht lexikalisierten V aus dem ein Richtungsverb konditionierenden Lokaladverbial in das Laub ableitet.

STIL,

METAPHER

UND

PRAGMATIK

17

(wo N-N ffir die Wortzasammensetzung aus zwei N, 'Hirtengang', steht und V-Pro-D-N ffir bewegt sich wie ein Eichhb'rnchen) wird auf der zweiten Ebene, Nso der Ebene der WortklassenzugehSrigkeit zu: A-(N-N)-V-Pro-D-N. Die dritte Ebene sieht eine Subklassifizierung der einzelnen Wortartklassen vor: K~ = N [ + r r e i bewegllch] K~ C3 =

A[+---

C3 =

N[+Tetl-von-Nl],

=

Vintr bzw.

[+mensltch]], [+$ehorgan].

Die Merkmale des poetischen Stils unterscheiden sich von dem der entsprechenden Alltagssprachstrukturen in den hier aufgeffihrten Subkategorien innerhalb der Nominal- und Verbalklassen. Chomsky meint nun, durch eine stete Verfeinerung der Subklassifikation der einzelnen Wortarten weitere Gradebenen der Abweichung oder, wie wir mit Weinreich sagen woUen, der 'widerspriichlichen Markierung' feststellen zu k6nnen. D.h. es miiBten ffir jedes Verb, Nomen usw. hierarchisch geordnete Merkmalindexe erarbeitet und empirisch weiter vervollkommnet und verifiziert werden. Wit sind aber von einem Lexikon mit solch vollst~ndigen Beschreibungen der einzelnen lexikalischen Elemente nicht nur noch weit entfernt, sondern es ist fiberdies fraglich, ob sich eine solche hierarchische Ordnung innerhalb der Merkmalkomplexe fiberhaupt motivierbar vertr~ten l~il3t; :man ist nach Erkenntnissen von Matthews (Chomsky 1965), jedenfalls in der generativen TG sowohl in der Phonologie wie in der Syntax, davon abgegangen, weil sich Querklassifikationen nur mit Hilfe ungeordneter Merkmatkomplexe vermeiden lassen. Der Schlul3 daraus ftir die gesuchte Differenzierung von Strukturen der Alltagssprache und der poetischen Sprache ist der, dal3 wir rein metaphorische Unterschiede hinsichtlich so beschriebener Distanz von alltagssprachlich akzeptierten Strukturen nicht plausibel festlegen k6nnen. Wir k6nnen zwar mit gutem Grund sagen, dab die Opposition [transitiv/intransitiv] eine der h6chsten Subklassen innerhalb der Verbhierarchie ist; wo jedoch [frei beweglich], [Teil-von], [Sehorgan] einzuordnen sind, ist nicht klar, wenn wit z.B. daran denken, dab folgende Querklassifikationen m6glich sind" V

Das Die Das Die

K i n d ltiu/t Uhr l~u/t P]erd schltigt aus B~iume schlagen Knospen aus

-- t r a n s . -- t r a n s . -- t r a n s . + trans.

Subj + + --

frei frei frei frei

beweg. beweg. beweg. beweg.

18

W. A B R A H A M

UND

}

BRAUNMULLER

Als notwendige, aber natfirlich nicht hinreichende (Redundanz-) Bedingung ffir die gesuchte Differenzierung zwischen Alltagssprachstrukturen und anderen Stilebenen k6nnen wir also sagen, dab Semigrammatikalit/it (ira Sinne yon Chomsky (1964(1961)), d.h. Kongruenz aller Klassenelemente auf der Wort- und der Wortartenebene herrscht; ist hingegen nur Kongruenz auf der Wortebene oder nicht einmal diese gegeben, so sprechen wir von 'Nicht-Grammatikalit/it'. Wir haben damit einer evmtuell intuitiv gemachten Feststellung fiber die 'Anomalie' oder die 'Distanz vonder Alltagssprache' von 'poetischen' Ffigungen eine explizite (wenn auch nicht hinreichende) Beschreibung gegeben. Diese Dreierhierarchie 'nicht-grammatisch/ semi-grammatisch/voll-grammatisch' kann nochmals so illustriert werden (.,;yntagmatische Ffigung vorausgesetzt)" vo] 1-gram m. es blitzt v ) n den Starkstror, lleit ungen neue Idee:a kommen selten am Tag dveimal

sem i-gramm. es blitzt aus den SchwAnzen grtine Ideen schlafen selten am Leit~htsinn dreimal

nicht-gramm. es den blitzt Schwgnzen aus selten Ideen grtine schlafen am zurtick dreimal

Es f/illt :~uf, dab die Ffigungen der Mittelspalte durchwegs metaphorisch gebraucht werden k6nnen, die der dritten abet nicht. 2.3. Semi-Grammatikalitdit und Metaphern 2.3.1. Inha!tbezogene Grammatik, strukturelle Semantik, sprachphilosophiscb cwientierte Linguistik sowie die gTG Chomskyscher P r o n g haben sich in den letzten J ahren mit der Problematik der 'Metapher' befaBt. Wiihrend die inhaltbezogene Grammatik ~1) wie auch die struk~mreUe Semantik z2) yon einer bestimmten Sl:rukturierung eine,~ Wort- bzw. Wahrnehmungsfelds ausgehen, geht 2I) Vgl. Ingendahl (1970: 50f.). Er arbeitet mit 'Metaphernstiinden' (anaio~ zu den sog. Wortst~tnden), kann aber keine explizite Beschreikung der yon ihm angeftihrten 'metaphorischen Prozesse' geben. 2~) Vgt. Pet6fi (1969). Bei seiner vorwiegend lexikalischen U n t e r m c h u n g yon Wahrnehmungsfeldern unterteilt er diese in Einheiten, die eia Kommumkationsmodell konstituieren. Da bei Pet6fi das einzelne Lexem nicht durch seine syntaktischen Eigenschaften (wie bei Chomsky 1965), sondern ~lein d u t c h seine Stellung in einem Wahrnehmungsfeld definiert wird, ist eine Integration der lexikalischen Komponente yon Pet6fis A n s a t z in das 'Aspects'-Modelt (Chomsky 1965) nicht m6glich.

STIL, METAPHER

UND PRAGMATIK

19

Schmidt (1968) nicht yon einer lexikalischen Untersuchung aus, sondern arbeitet mit (haufig) nut vage definierten Begfiffen ~uf sprachphilosophischer Grundlage, um die Differenzqualit/iten yon Alltagssprache und Gedichtssprache zu ermitteln. 28) Lieb (1967) argumentiert bei seiner Untersuchung fiber den Begriff Metapher vom Standpunkt der Erkenntnistheorie und beschr~.nkt sich dabei auf die UmfAnge von (historischen) Metapherndefinitionen. Wit vermissen bei diesen Arbeiten, dab ihre Ergebnisse nicht in eine explizit formulierte Grammatiktheorie zu bringen sind und damit nachvollziehbar werden. Seit sich die gTG auch mit poetischer Sprache besch~fligt 24) scheint sich eine L6sung ffir die Beschreibung von metaphor.'.schen Vorg~ngen abzuzeichnen. Wenn man mit Thorne (1971) metapho~,~l-,r~,,,.h¢.. ~,,.~+ .r .i .~. r. h. ~, . . . . ~,,.,,~,. ~ , , ~ , ~. .,.,., ~ , , als semi-grammatische ~o l"l u~u. n. .g.e. n. tvgl. ' " Katz I964) in einem generativen Sprachbeschreibungsmodell erklAren will, kann man yon folgender These ausgehen: 'But although they [the sentences] are deviant they are clearly not meaningless. They can be understood.' (Thorne 1971 : 194). 2.3.2.

G e n e r a t i v - t r a n s / o r m a t i o n e l l e E r k l ~ r u n g von M e t a p h e r n

Da eine Metapher ffir einen kompetenten Sprecher einer Sprache interpretierbar ist, mfissen wit von einer Theorie fiber die Sprache verlangen, dab auch derartige Verstehensprozesse erkllirt werden k6nnen. Chomskys Modell liefert abet nicht ffir alle S~itze einer Sprache, denen ein kompetenter Sprecher-H6rer eine semantische Interpretation zaordnen kann, eine strukturelle Beschreibung, ~;~'~cbweigedenn eine Erkltirung ffir die dabei ablaufenden Verstehensprozesse. Es scheint jedoch, als k6nne man mit einer geringffigigen Modifikation dieser 2.3.2.I.

Kritik

an Chomskys

'Aspects'-Modell.

2a) Schmidt (1968) stellt lest, dab einer der entscheidenden Unterschiede zwischen Alltags- und Gedichtssprache " a u f der Ebene der mit der jeweiligen Sprachverwendung erstrebten W i r k u n g " (288) zu suchen ist, bleibt abet sehr inexplizit, wenn er beschreiben soll, wie diese Wirkung zustande kommt. Zur P r o b l e m a t i k der Metaphern stellt er lediglich fest, " d a b die Metaphorik im Gedicht durch eine verschobene S y n t a x erreicht wird" (297). 34) Es sei hier nur (stellvertretend fiir einige andere Arbeiten) auf die U n t e r s u c h u n g e n yon O h m a n n (1964.), Bierwisch (1965), Thorne (1965. 1970) u n d Bezzel (1970) hingewiesen. Vgl. auch den neuesten kritischen Forschungsbericht yon BaumgRrtner (1969).

20

W. A B R A H A M U N D K. B R A U N M U L L E R

generativen Transformationsgrammatik (gTG) einer solchen Forderung nachkommen. (Chomsky 1961 ; 1965: 148ff). Ein kompetenter Spreeher-H6rer kann aueh semi-grammatiseheS~tze interpretieren, eben weil er die Art dieser Verst6Be erkennt. Die.se Regelverletzungen beeinflussen anscheinend die Interpretierbarkeit yon S~tzen nur in einer bestimmten (in 2.3.4. erlauterten) Weise und in einem bestimmten Ausmal3. Mit anderen Worten: dadurch, dab er solche Phonemketten als S~tze akzeptiert, beweist er, dab solche Phonemfolgen kommunikativ noch effektiv sind, er ihnen also eine Stnakturbeschreibung einer noch n~iher zu be~hreibenden, e ~ T ~ . ~it,~,,, ....... . a ,.,a,,.,.,.,,,n;~;...~,~..~..-... ,,,,u,,,L L ~ I I ~k,]TJ. ~ . .~:l,. l.l l.l l l d , *:, LIJ~ . .~.U.u.I ' U l'I ~-I-i -

z.3.z.z. Clwmskys

drei

Grammatikalit~tsklassen

~AaU~I.aI.L/.~i~;;,I.

kann.

Chomskys Ausffillrungen zu diesem Punkt gehen dahin, dab S~ttze, die Selektionsregeln durchbrechen, oft metaphorisch interpretiert werden k6nnen. Als Weg, wie solche S/~tze zu interpretieren sind, vermutet er eine direkte Analogiebeziehung zu wohlgeformten S/itzen (!96.5 :: 149). Often bleibt dabei die Frage, wie solche Analogien sich ~r, seinem ~[odell darstellen lassen, ganz abgesehen yon der Frage, ob semi-grammatischc Satzbildungen fiberhaupt durch Analogiebeziehungen erkl~rbar sind. Von den drei Haupttypen de r Abweichung (i 53) werden wir uns mit dem 'VerstoB gegen ein Selektionsmerkm'~' befassen, da nur diese Art der Abweichung bei der Metaphernbildung relevant zu sein scheint. W~hrend semi-grammatische S/itze also aus Verst6Ben gegen SeiektiGnsregetn resultieren, so sind ungrammatische Phonemketten ('Satz' ist in ~esem Fall per definitionem nicht zu verwenden) auf tiefenstrukturelle Verletzungen yon Kategoriensymbolen oder MiBachtung der strikten Subkategorisierung zurfickzuffihren. Wir haben in 2.2. gezeigt, weshalb semi-grammatische S~_tze noch interpretierbar sind: die Tiefenstruktur wird typischerweise nicht auf der kategofialen Ebene verletzt, sondern gewisse Selektionsprinzipien innerhalb g!eicber distributioneller Hauptklassen (z.B. N, V, ADJ) werden nicht beachtet, ~ dat3 nach bestimmten tiefenstrukturellen 'Korrekturtrar~formationen' wieder eine Struktur hergesteUt ist. auf der ( ~ n n die ~mantis~che Komponente operieren kann.

STIL, M E T A P H E R UND P R A G M A T I K

21

2.3.3. Erweiterung der Domiine des 'Aspects'-Modells Bei der folgenden Modifikation dieses Modells soil allen von Chomsky ausgeschlossenen semi-grammatischen S/itzen einer Sprache eine ad/iquate und explizite Strukturbeschreibung zugeordnet werden, damit mit einem erweiterten Regelwerk nun auch rein stilistisch zu bewertende Formen, Idiome25) und Metaphern generiert werden k6nnen. 26) Eine der Hauptschwierigkeiten dfirfte dabei sein, aus performantischen AuBerungen zutreffende aLlgemeine Schlfisse ffir die Kompetenz zu ziehen. Denn die F/~higkeit, semi-grammatische S/itze (S/itze aus einer tiefenstrukturell abweichenden Klasse) zu interpretieren, ist in eine.r Sprachgemeinschaft h6chst unterschiedlich ausgepragt (vgl. besonders Bierwisch 1965: 58-60), was sowohl auf individueU ausgeformte psychologische Mechanismen im kognitiven Apparat des Menschen (vgl. z.B. Mil]er und Isard 1963), wie auf soziale Faktoren (z.B. schichtenspezifische Unterschiede, Sprachbarrieren) zurfickzuffihren ist. 27) 2.3.4. Zur Konstruktion und Wirkungsweise vc,n Metaphern Wit wollen davon ausgehen, dab eine Metapher per definitionem ambig ist und immer dann vorliegt - u m mit Lieb (1967: 47, Anm. 12) zu sprechen-, wenn ein 'Sprachzeichen 'gebraucht' [ist], das heiBt ein fo.-xnal [dem Sprachzeichen] /ihnliches Redezeichen ist hervor-gebracht worden; und dieses Redezeichen bezieht sich auf den zwei.ten 'Begriff' bzw. auf die zweite Klasse von 'Sachen'.' Lieb geht (in ein Schaubild umgesetzt) von folgenden Zuordnungen aus:

25) Zur Idiomatik: Fraser, B., 1970. 'Idioms within a transformational grammar'. Foundations o/ Language 6, 22-42., sowie VVeinreich, U., 1969. 'Problems in the analysis of idioms'. In: J. Puhvel, ed. Substance and st,ucture o/ language. Berkeley-Los Angeles. 23-81. ~e) Diese Erweiterung des Regelwerks brin~jt eine ~eringftigige Korrektur yon Chomskys Grammatiktheorie bei der Definition des Begriffs Tiefens t r u k t u r mit sich (vgl. 2.3.4.2.). 37) Innerhalb unserer sprachtheoretischen Untersuchung vermBgen wir diese pragmalinguistischen Probleme n a t aufzuzeigen, nicht aber zu 16sen. DaB es z.B. keine prinzipiellen Verstehensbarrieren zwischen grammatischen und semi-grammatischen S/itzen (ira Gegensatz zu semi-grammatischen und ungrammatischen) gibt, zeigen u.a. die Versuche yon Miller und Isard (1963): grammatische wie semi-gramme.tische Siitze liegen in ihrer ireproduzierbarkeit fiberraschend eng bei einander.

w. ABRAHAM

UND

K. B R A U N M U L L E R

A

B

LiJwe

Tier

(l..6we)

Held

A'

C

Sprachzeichen

Redezeichen

Beispiel

D ~ Sprachzeichen 'bedeutet den ersten, aber nicht den zweiten 'B~rfff (hat die erste aber nicht die zweite 'Bedeutung')' (Lieb ~967" 47). Wie man sehen "Mrd, liefert unsere Metaphernanalyse ein zu~tziiches Argument ffir den Ansatz, der Liebs Metapherntheofie zugrunde liegt. Im ffinften Abschnitt seines umfassenden Forschungsberichts hat Baumg~rtner (1969) zum ersten Mai den Versuch unternommen zu zeigen, dab es m6glich ~ i n muB, die Wirkungsweise yon Metaphern dutch Simulationsvorg~nge nachzuvollziehen. Auf der Grundlage emer in Ans~tzen aufgeoauten Merkmalgrammatik (im Sinne von Chc, m s k y s ~.~pects I965 und Weinreichs 'Explorations' 1966) zeigt er an drei Beispieten, dab der entscheidende Vorgang bei der Rezep........ ~ie~aph_r u a. auf der Ummarkierung oder Tilgung bestimmter Merkmale beruht. 2s) Es geht hier aber nicht nur darum, %imui~tionsmodelle zu konstruieren ; es erscheint vielmehr plausibel, dutch ,lie oben vorbereitete .M[odifikation des Chomskyschen Kom~ter~zbe~iffs die Intuition des kompetenten Sprecher-H6rers auf der Ethane der Metapherninterpretation zu erkl/iren. AI,~~ h r e i b u n g s m o d e l l w~hlen wir Rosenbaums Version (1967) des '~pects'-Modells. 9-9) Das bedeutet aber nicht, dab unsere

2.3.4z.

2~ Zu e*n~:~ au~fuhrlichen Diskussion der Probtematik von B a u m g k r t n r s e %i~u~at.~on~.rr~ode!!en (Baumg~irtner 1969" 37ff.) siehe Braunmtiller (1970" 2~i R ~ : . n b a u m s 'IB~i Er, giish g r a m m a r II' (1967) ist cine sehr exp!izit a ~ f o r m u l i e ~ e Gramrnazikdar~tei|ung, deren generative Stiirke zumindest .~r e,~ Kerak~.~us• yon zeiativ einfachen eng!ischen S/itzen als erwiesen gilt, d~ z. ~, d~e (~_nerat~onszvklen auf ~hre inhere Konsistenz von einem C o m p u t e r g e t ~ t e t ~ind~ Durch ihre Differenz~ertheit in der Basis ( S e g m e n t s t r u k t u r regeln) und m der trar~formationellen K o m p o n e n t e (zyklische u n d postz y k h ~ h e ~¢ge!n) wird d i e ~ G r a m m a t i k somit zu einem ansehaulichen 3f.~ef~', t~r~de,r~ wenn es sich d a t u m handelt, tiefenstruktureUe Ver-

23

STIL, M E T A P H E X UND P R A G M A T I K

Aussagen von dieser Art der grammatischeI~. Darstellung abhlingen, sondern es gibt Anzeichen daffir, dab unsere Vorschliige im Prinzip auch ffir aUe diejenigen algorithmischen SprachbeschreibungsmodeUe angewendet werden k6nnen, die eine syntaktische oder seman-

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T

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÷T 1 +DEC> !

I I +PRES> I --NEG> | --M) _J

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CS (+V> <+action)

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J

einschlaf-

<+Sg> <-P) <+ concrete) <--human> <+common) <-- animate > <--time) <--place)

(+Masc) Wald

Fig. 1. Dabei gilt: T = Satztypenelement; VB ---- Verbal (umfai3t Verben <+V)) ; CS = komplexes Symbol (vgl. Chomsky 1965).

und

Adjektive

tinderungen~ und im besonderen die Wirkungsweise von Metaphernbildungen zu beschreiben. Da ohne die Hilfe eines Computers eine fehlerfreie Adaption aufs Deutsche nicht gewiihrleistet ist, wurde auf eine Adaption verzichtet. So wird z.B. das flits Deutsche in dieser Form nicht verwendbare Merkmal
24

W. A B R A H A M U N D K. B R A U N M U I L E R

tische Tiefenstruktur, Selektionsregeln und geordnete Transformationsregdn aufweisen.

2.3.4.2.

Anhand der Metapher Der Wald schl~fl einao) soll der Ausgangspunkt des metaphorischen Prozesses erliiutert werden. Wit w~ihlen dazu folgende Strukturbeschreibung (Fig. 1). Die in Fig. 1 dargestellte (noch nliher zu definiereade) Struktur wird im Verlauf tier weiteren Ableitung, aufbauend auf den oben erkennbaren Segmentstrukturen, dutch folgende Transformationen (TR1 fiber Zwischenstrukturen in eine Obeffllichenstruktur fiberffihrt :31) ,'

Zyklu~:

Post-ZyMus

t'repositlo. Segmentalization Pre[~)sition Raising N ~_~mt~:r Asstgnement P~undary Era.~ure

Subject Preposition Deletion Case Marking Type Duplication Article Segmentaliza*.ion Main Agreement Type Deletion Verb Affixation Verb Prefix Changing

Da bei Ro~e'~baunl (1967} die komplexen Symbole (CS) im Verbalkomplex no,:h nicht weiter spezifiziert sind, wollen wir sie vorl~iufig expandierer,, da von der Qua.tit it des komplexen Symbols in <+ VB> di~ tnterprelierbarkeit des, Be.spielsatzes abh~ingt. Rosenbaum begnugte sich mit der Feststellung, dab die Vafiabelen ~, t~, 7 in der Regei /.

VB>

cs /

Nomensegmente sind (R~sen0aum (1967" 9)). Diese bei ihm nicht expandierte Regel soll gew~hrieisten, dab syntaktisch-(semantische) Kongruenz zwischen den Selektionsbeschr~inkungen von VB und den korrespondierenden Segmentstrukturen yon N besteht. Um die nachffAgenden Diagrarnme fiberschatbarer zu machen, werden diese 5elektionsbe~hr~nkungen yon CS in VB am Ende der jeweiligen ,~ie r k m a ~ b u n d e ] eingeffi~. ~"~] ~i~piel yon Baurng~i~ner (1969 38}. ~'~i Die er~glL~men Fazhausdrficke ftir diese T R werden u.a. aus den schon in Anra. ~ dargelegten Grunden nicht ge~indert. Auch wenn neue T R einz - u ~ r _ n si~d (vgl Tcrb prefix changing'), werden sie so formu]iert, dab sie ~ ~ entworfene Konzept voll integriert werden k6nnen.

STIL, METAPHER

UND P R A G M A T I K

25

Ffir die Pestimmung von CS in VB gilt: ,.~ ~,~j dal3 diese Regeln kontextsensitive Subkategorisierungsregeln bzw. Selektionsrege.ln sein mtissen. (b) dab die voll,;t~ndig~ lVlerkmalbeschreibung von CS erst nach dem ersten iexikalischen, also pr~itransformationellen Durchgang eingeffihrt werden kann. da idiosynkratische Selektionsbeschrlinkungen auf andere Weise nicht zu erfassen sind. Vereinfacht hinsichtlich der Merkmalvollst~ndigkeit sieht dann die modifizierte Struktur von Figur 1 aus wie in Fig. l a.

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[5-M>

I

I (+N) (+subject> (+ ) (+DEF> ( -- P R O ) (+count> ( -- case ). (-- refl) (--gen) (-- DMS) (--WH) (+Sg) (--P) ( + concrete) (--human) (+common) (--animate) (--time) ( -- place ) + Masc )

J

(+___>

<+v> ( + action ) (-- perf) m

(+NP.__) (+subject) (+.count> (--case> (-- refl) (--gen) ( -- P)

( + concrete> (~human) (+ common) (+ animate) CS

Wald D

einschlafm

m

Fig. 1a.

Da aber nach dem Einffihren der Selektionsbeschr~inkungen in VB-CS diese BeschrAnkungen dem Merkmalbfindel unter [N]Np w:;.dersprechen (siehe Pfeilo in Fig. l a), gibt es ffir einen Generations-

26

W. A B R A H A M UND K. B R A U N M U L L E R

mechanismus zur Erzeugung yon syntaktischen Strukturen nur diese bin/ire Entscheidungsm6glichkeit: (I) Er blockiert alle weiteren Transformationen, die zur Ableitung derin Figur l a dargestellten Struktur n6tig sind, 3z) da er aufgrund ~ines Regelapparates die Unvereinbarkeit zweier korre!Jerender Merkmale nicht 16s~m kann. Die Folge ware, dab als Output h6chstens der W a l d erscheinen wfirde, sofern dieser Mechanismus das Verb wegen seiner Selektionsbeschr/inkungen (SR) nicht als prim/ir abzuleitend~s Element betrachtet. Andernfalls ware der Output einschla/- und sot, st nichts. Kurz, diesem Satz k6nnte keine Oberfli~chenstruktur zugeordnel: werden. Er wtirde, um es auf den kompetenten Sprecher-H6rer zu fibertragen, yon ihm kraft seiner Kompetenz bei der Dekodier'ang Ms nicht zu seiner Sprache geh6rig ausgeschieden g ..... r~im T f ~ i ~ r a n ~ , r , c * c T a r n l r h t ~d~r n,,r ,~iiw~isP_ phnn~.tl.qah realis~ect werden. D ; es aber eine Tatsache ist, dab solche S~tze in einer Sprache vorkommen und interpretierbar sind, ist nl~r . . . . . ~-r ~.,--.o ~,,~,,,u~, zul/issig,

n~mlich daft (2) dieser AbleitungsprozeB aufgrund eines bestimmten Befehls oder Signals weitergeht, was zur Annahme yon weiteren Regeln, die - wie sich zeigen w i r d - Transformationsregeln sind, an diesem Punkt b erechti~.33) Als erste dieser Transformationen zur Interpretation yon semi-gTammati~hen S~tzen (vgi. 2.3.2.2.) wollen wir eine sog. SEGMENT REPRODUCTION TRANSFORMATION (etwa 'Segmentverctepptungs-TR') einffihren. Sie reproduziert die Merkmale des in VE-CS bezeichneten Segments (hier ( + NP____>) identisch und bildet somit (in unserem Fall) f~r die NP W a l l eine zweite, mit der ersten identische Segment- bzw. Tiefenstruktur, etwa so wie es die Fig. 2 schematisch abzubilden versucht. Hier wird nun die in Abschnitt 2.3.3. (Anm. 26) angedeutete **.odifikation d.h. Erweiter~ang des Begriffs Tiefenstruktur nach Chomsky (!965) n6tig. Chomsky versteht unter Tiefenstruktur eine Straktur, 32) ~">~e :- Aufgabe wdrde im Weinreichschen Modell dem E ~ a l u a t o r zufallen (Weinreich 1966: §3. 43; §3. 52). 3~1 Die genaue Position dieser zus/itzlichea Transformations; egeln unter den ~ s t z y k ! i s c h e n Regetn ist erst nach tier Analyse yon mehr Material zu ermitLe]n. Vgl. ferner die F u n k t i o n des Kalkulators bei Weinreich (1966: § 3 . 5 ! , der im Prinzip auch mit demselben I n p u t arbeitet.

STIL, METAPHER

27

UND PRAGMATIK

# '1 N

i VB

1 <+VB> <+subject> 1 I<+N>

+subject>] cs

j

Fig. 2. Es gilt: a repr/isentiert alle Merkmale unter N.

(A-l) die einer Oberfl~ichenstruktur zugrunde liegt, (A-2) die eindeutig ist und (A-3) die bereits a)le semantische Information ffir die Eingabe in die sem,'mtische Komponente der Grammatik enth/ilt. Unter den ffir die SEG~IENT REPRODUCTION TR geltenden Bedingungen (siehe oben, so,vie die unten stehende Formalisierung) wollen wir mit Tiefenstruktur auch eine solche Struktur bezeichnen, (B-l) die einer Oberfllichenstruktur zugrunde liegt, (B-2) die bereits alle semantische Information ffir die Eingabe in die semantische Komponente der C-~ammatik enth~ilt, (B-3) die ffir alle in der SEGMENTREPRODUCTIONTR bezeichneten Nomina ambige Segmentstrukturen (die Chomskys Subkategorisierungsmerkmalen entsprechen) aufweist und (B-4) die aufgrund der in (B-2) und (B-3) aufgeffihrten Bedingungen auch eine ambige semantische Interpretation ffir die genannten Nomina liefern mul3. Chomskys Definition einer Tiefenstruktur mu[3 also nur an einem Punkt (A-2) durch zwei andere Bedingungen (B-3/4) ersetzt werden, wenn ein Generationsmechanismus semi-grammatische Oberfl~tchenstrukturen erzeugen soll. Formalisiert lautet die SEG M EN T REPRODUCTIONTR so :s4) 34) Dieses Beispiel einer Formalisierung soll zeigen, dab T R dieser Art ohne Schwierigkeiten in Rosenbaums Modell (1967) integriert werden k6nnen, was die Originalnotation deutlich machen soll. Als zus~.tzliche Nota.tionskonvention wird ' + ' dann u n t e r eine Teilkette geschrieben, wenn keine A d j u n k t i o n (nach der Definition von Rosenbaum), sondern eine Tief e n s t r u k t u r (im oben ausgefiib, rten Sinn) darzustellen i st.

28

W. A B R A H A M

UND

K. B R A U N M U L L E R

T.-SEGM. RE;PROD. _

_

-~

/

I

x

L
2 2

Y CS 3 3

_JvB 4 4

+

Bedingung"

(1) ¢ = Mertunalmenge yon N, (2) []~ ¢ V B - - C S , V B - CS muB <+ N t ' ~ > aufweisen.

(.3)

Mit der BeOdngung (3) so~l deutlich gemacht werden, dab diese Transformation nur ffir ~i~Le Strukturen gilt, in denen VB nur eine Erg/inzung verlangt. Ohne Sch,,mierigkeiten lieBe sich diese Transformation auc|, ffir VBs mnschreiben, die mehr als eine Erg/inzung erford~. Nachdem so die tiefen~trukturellen Voraussetzungen ffir die erforderliche (semantisch b~gri~ndete) Kongruenztransformation zwischen E(÷ N; <+ subject>].n und VB-CS erffillt sind, kann eine weitere Transformation, die sog. SECONDARY VB-CS AGREEMENT T ~ S F O ~ A ~ O N (etwa 'zweite VB-CS Kongruenz-TR') diese Aufgabe fibernehmen. 35) Diese Transformation geht davon aus, dab die Selekdonsbeschr/inkungen der Verben dominant wirken.86) Ferner kann und daft die '3ECONDARY VB-CS A G R E E M E N T TR dann und nur dann operieren, wenn zuvor die SEGMENT REPRODUCTION TR eine zweite Tiefenstruktu; (bei einer NP, die von den Selektionsmerkmalen yon VB abhgmgig ist) bereitgestellt hat. An diesem Punkt wird deutlich (wie Fig. 3 zeigt), dab die Ordnung der post-zyklischen ~') '.~e~)ndary' deshaIb, w e i l - wie oben kurz ausgeffihrt - R o s e n b a u m (!9~:,7) keine prim/ire K o n g r u e n z t r a n s f o r m a t i o n kennt, die tiber die syn.. tak'!:~m h (.-semant;,sche) Vertrwglichkeit von [< + N > ( + subject)] ~ und V B CS ~ f m d e t , da er V B - C S u n e x p a n d i e r t liBt. AuSerdem muB an diese,. Stel!e betont w-rden, dab es smh dabei nicht u m da~ b~ndelt, was man gewGhnlich mit g r a m m a t i s c h e r Kongruenz bezeichnet. Die: Voraussetzungen fiir deren morphophonemische l~:ealisierung liefert (nach tier ' T y p e Duplication T R ' ) die 'Main A g r e e m e n t TR'. 2¢) Da{~ uicht nur - wie bei unserem Beispielsatz - Verben, sondern a u c h Adjektive bei metaphorischer I n t e r p r e t a t i o n des sie umgebenden S y n t a g m a s s~ch ~ . e k t i v d o m i n a n t verhatten, zeigt Thorne (1970: 195).

STIL, METAPHER UND PRAGMATIK

29

Transformationen als konstitutives Prinzip jeder Transformationsgrammatik nicht aul3er acht gelassen werden darf. S

(a) T.-SEGMENT

NP

REPROI).

[

a

I

+a>

VP

sx

, -[- X

NP

(b)

VP

l

T,-s~,:c. VB.-(;S .',C;RI.:E.~t. < ~ . / . ~L~C Sx a

NP

(c) T.-SFGM E N

T R E DUCTION

VP

[ 1I I

Fig. 3. (stark schematisJert).

Das Derivationsschema yon Fig. 3 zeigt die Stellung der SECONDARY VB°CS AGREEMENT T R i m Post-Zykius. Wie aus der Segments*~ruktur des Beispielsatzes Der Wald schl~ifl ein zu ersehen ist, operiert diese Kongruenztransformation ~.ur auf bestimmten (semantisch begrfindeten) Nomenmerkmalen (wie 'concrete' 'human', 'common', oder 'animate') - jedenfalls soweit es sich bis jetzt fiberblicken 1/iBt. Vorbedingung ffir die Anweudung dieser Transformation ist (wie auch schon ffir die SEGMENT REPRODUCTION TR) eine Ungleichheit solcher Nomenmerkmale. Sie fibertr/~gt alle im Vergleich zu (hier) < + NP___> konvers markierten VB-CS-Merkmalen auf dic reproduzierte zweite Tiefen.struk~ur, um dann eine Ummarkierung der Vorze~chen der jeweiligen Merkmale (hier yon < + NP >) herbeizufiihren. Daran anschlieBend bewirkt die sog.

30

W, A B R A H A M

UND

K. B R A U N M O L L E R

(etwa 'Segment-Reduzierungs-TR'), dab alle von dieser Merkmalanpassung nicht betroffenen Merkmale (nut beim reproduzierten Segment !) getilgt werden (Fig. SEGMENT REDUCTION TRANSFORMATION

3c). 2.3.4.3. Die nach der SEGMENT REDUCTION TR fibriggebliebenen ummarkierten Merkmale der reproduzierten Tiefenstruktur (vgl. Fig 3c) werden jetzt dutch allgemeine Redundcnzregeln entsprechend den vorliegenden Merkmalen zu einer Lexikoneintragung erg~inzt. 87) Unter diesen lRedundanzregeln sind kontextfreie Subkategorisierungsregeln im Sinne yon Chomsky (1965) zu verstehen, die bei dem Merkmal <+ animate) des vorliegenden Beisp:iels implizite erthalten bzw. vcrgegeben sind. GemliB dieser Redundanzkonvention ist dann etwa [<+ phys. obj> <+ concrete)] zu ergi~nzen, um zu einer vollstttndigen Lexikoneintragung zu gelangen, as) Nachdem sowohl di,_ erste wie auch die zweite Segmentstruktur unter NP lexikalisch realisiert sind, haben vdr folgende Tiefenstruktur fiir den Satz Der Wald schli~/t ein :

sT) Das in Braunmiiller (1970: 5f.) vorgeschlagene 'Zusatzlexikon" hat sich inzwischen als unhaltbar erwiesen, da es ftir eine Aufspaltung der lexikalischen Komponente keine stichhaltigen Argumente zu geben scheint. Besonders das Argumcnt, dal3 Idiome (vgl. Weinreich, zit. in Anm. 25) oder metaphorisch gebrauchte W6rter wegen ihrer syntaktischen Eigenschaften bzw. der Ubertragung yon Bedeutungen sich in ihrer lexikalischen Struktur grundlegend yon den tibrigen lexikalischen Elementen in einem Satz unterscheiden, ist nicht plausibel. ~8) Es wird offengelassen,, ob man die Selektionsbeschritnkungen yon VB--CS (einschla/-) nicht noch (redundant) mit -~ | ( + con,crete> [ [ ,(,+ animate) |

/! I L Lebew"-'seL~ /

(B)

<+ phys. obj >-!

I

<+ concrete > | (<+animate>)[ <+human> | 'Mensch' _J

STIL, METAPHER UND PRAGMATIK

31

S

(a)

NP

_(+animate>] (b)

VP

t~ S

NP

VP

(1) von REDUNDANZREGELN erzeugt

<+ c )ncrete ) /

(2) 'TRANSFORMATIONSMERKMAL' Lebewesen J

(I) -~- (2) LEXIKONEINTRAGUNG

* (wird phonologisch nicht interpretiert) Fig. 4 ~entspricht Fig. 3c).

/~..~..~-~

NP

Wald

m

"~'~,- ~ , . ~

VP

[eins h,a,]

'Lebewesen' Fig. 4c.

Bei diesen mit Hilfe von aUgemeinen Redundanzregeln erzeugten Lexikoneintragungen 89) ist zu fragen, welchen Status sie in einer gTG einnehmen, da sie fiber die vorliegende syn.taktische Charakterisierrmg hinaus keine weitere semantische Interpretation zulassen. Aus dieser Einsicht heraus woUen wir alle durch die S~-G~ENTRED~CTION TR erzeugten Lexikoneintragungen Klassen von Merkmalen nennen. 39) Ob es sich bei dem Beispiel von Fig. 4b/c um eine hir~reichende Beschreibung handelt, miissen weitere Untersuchungen fiber den Aufbau der lexikalischen Komponente ergeben.

32

W. ABRAHAM UND K. B R A U N M O L L E R

Klassen von Merkmalen, weil sic aus (wenn auch semantisch motivierten) syntaktischen Distributionsklassen hervorgegangen sind. 2.3.4.4. Nach eingehenden empirischen Untersuchungen k6nnte sich schlieBlich eine Art 'konventionelle Matrix' ffir diese Klassen yon Merkmalen und die entsprechenden literaturwissenschaftlichen Termini ergeben, deren Ziel es sein k6nnte, die Kriterien der intuitiven, interpretativen Methoden der Literaturwissenschaft zu verifizieren oder doch zumindest transparent zu machen. Wie unser (provisorischer) Vorschlag in dieser Richtung aussieht, zeigt Fig. 5.

~ ~

lit. wiss. ]Kategorien

Klassen

N_

Merkm !e,n---.

Personifizierung

'Belebung'

x

(x)

MENSCH .

LE B.EWESEI~

.

.

.

.

.

(x)

'Verdinglichung'

I

Q

D

•,

x

. . . . . . .

X

DING

Fig. 5.

Ahnliche Korrelate lassen sich auch ffir andere Lexikoneintragungen aufzeigen. So wfirde man dementsprechend Verletzungen des Merkreals <3- kontinuativ) bei Bildungen wie die Mflche als 'Individualisie ung' oder Verst6Be gegen das Merkmal <+ Eigenname> bzw. (--' individuativ> bei die Kl~use (aus Klaus + P1) dann als 'Generalisi rung' kennzeichnen. 2.3.4. 3. Mit dem Ergebnis der in 2.3.4.2. beschriebenen Transforrmtionen l~iBt sich neben der Konstruktion auch die Wirkungs'eise des metaphorischen Beispielsatzes Der Wald schlii/t ein erkltiren. Das Metaphorische an dieser Bildung beruht darauf, dab der durch das sprachliche Zeichen Wald reprtisentierte Gegenstand W a l d spra.chlich 'belebt' wird (vgl. Figur. 5), d.h. durch eine Merkmal40) Die (3berg/inge zwischen Personifizierung und 'Belebung' mit den entsprechenden Klassen y o n Mcrkmalen als Korrelate werden wahrscheinlich fliel3end sein; deshalb (X). Vgl. dazu die grunds/itzlichen ~berlegungen von Anm. 38.

STIL,

METAVHER

UND

PRAGMATIK

33

fibertragung auf der sprachAchen >Lbene die V,~raussetzungen ffir ciie Repr~tsentationen neuer Gc~enst/mde (oder Sachverhalte) gebildet werden. Aul3erdem glauben wir Argumente daffir zu haben, weshalb eine Metapher im Verstehensprozet3 zwischen den beiden Polen de:r (literaturwis,;enschaftlich gesprochen) w6rtliclhen und der metaphorischmt c..a~cr~bertragenen Bedeutung oszilliert, weshalb letzten Endes einem H6rer oder Leser von poetischer Sprache diese 'dichter' oder 'gehaltvoller' erscheint als die nicht-poe~dsche Sprache. Unter Oszillieren ist ein reversibles Dekodieren zwischen zwei lexikalischen Elementen zu verstehen, so dab - wie bei unserem Beispiel - ein kompetenter Sprecher-H6rer einmal Wald mit der Bedeutung Ansammlung von B~iumen, die man sich konkret vorstellen kann, und gleichzeitig mit der Bedeutung eines nur klassenhaft bezeichneten Etwas versteht, dessen bestimmende Eigenschaft die eines Lebewesens ist. Das Gesamtergebnis unserer Untersuchungen deckt sieh insofern mit den Festsiellungen von Lieb (1967" 47), als auch er eine 'fibertragene' Bedeutung eines Lexems ('Redezeichen') annimmt, das eine identisehe phonologische Entsprechung im Ausdruck des 'Spraclhzeichens' hat. Lieb sieht also als konstituierendes Element einer Metapher an, dab einem Ausdruck zwei verschiedene semantische lnhalte zugeordnet werden. Aufgrund welcher Bedingungen dies geschieht, versuchten wir mit den oben dargestellten Transfcrmat!iohen deutlich an machen. Auch Tho',ne (1970) vertritt in seiner neuesten Ver65fen':lichung zu Fragen des Stils die Auffassung, dab bei 'semi-ser, temes' eine gleichzeitige Anwesenheit der w6rtlichen und der fiber:ragenen Bedeutung vorliegt. 41)

2.3.4.6. Eine andere Form von Metapher li~,gt in dem Sat:: Dunkel /riflt Schein vor. 42) Wie die Pfeile in der F i g 6 andeuten, besteht zwischen NP<-subject> und VB-CS eine analoge Unvertraglichkeit (wie in Fig. l a), die auf dieselbe Weise wie beim obigen Bmspiel er4t) Thorne (1970: 196): 'Similarly, in the language of Roethke's pc,e~ pencil, pad, etc. are still the names of pieces of stationary, but at the same t i m e t h e y acquire new meanings because they have (under one reading) a c q u i r e d the selecdonal range of words like e rperience and occas;~,:,'. 42) Beispiel yon B a u m g i i r t n e r {1969: 39). Die in Fig. 6 in der :Segm,.'nts t r u k t u r yon V B - - C S erscheinende gestrichelte Linie ( - - - ) soil als Notationsk o n v e n t i o n aufgelal3t werden, um die beiden Selektionsbeschrfinkungen fur die e n t s p r e c h e n d e n N P s (graphisch) deufiich von einander zu trennen.

34

W. A B R A H A M

UND

K. B R A U N M U L L E R

S #

T "-'~"--['<+'F> ] <+DEC> (+PRES> [(-NEG> J

NP ~'~ N" ] ~+N> [,(+subject

.j i + ....

-~VP VB

NP

I <+VB> <~ ~ > <+V> <+ action', (-- perf> "~+ N P > <+subject) <+ animate > <-- human >

N

J

-<+N>

<+ NP> /--subject> [! # concrete> ! <+

cs fress-

<-- subject) <+ (--DEF> <-- PRO> <-count) < - case > <-- refl > <-- gen> [ <-DMS> I <-- V~TH)

[<+sg> |

I

! <-- concrete) <-- iauman > <+ , ' o m m o n > <--animate) •( -- ,-ime ) <-- ]Mace) <+ Masc> Schein

Fig. 6. Auf eine Darstellung der zyklischen und post-zyklischen T~ansforrna.tionsregeln soil verzichtet werden.

kl~rt werden kann; wir gehen deshalb nicht nlther :larauf ein (vgl. die in den FJiguren 3 a-c abgebildeten Fransformationen). Die Bezeichnung ffir die entsprechende Klasse von Merkmalen lautet da,~:t Ding' als Ko:t-relat zu dem ummarki,.~.rten Merkmal <+ concrete:>. Komplizierter ist die Erkl~rung des Verh~iltnisses yon N P < + sub.jeer> zu VB-CS, sowie das Problem der Generierung einer Tiefen:struktur ffir diese NP, wenn deren syntaktische Kategorie nicht gleich N ist.. Auch bei nicht metaphorischen (sondern eher eUiptischen) Siitzen wie z.B. Lila macht blafl (vgl. Lila (]arbene) Kleider

STIL,

METAPHER

UND

35

PRAGMATIK

machen bla/3), Rot stimmt lr6hlich oder Das Sch6ne beeind;,uckt uns immcr wieder ergeben sich ~hnliche Schwierigkeiten in der gTG.

Diese Beobachtungen lassen folgende Konsequenzen als notwendig erscheinen: (a) Man ffihrt eine Transformation eip init der Aufgabe, in der Tiefenstruktur eine Ummarkierung der R,ttegoriensymbo]e (in den Segmenten) herbeizuffihren. Dieser Weg wfirde sich mit dem yon S

L

~.... ;

2

i VB

N

-<+VB>

-

<+ ~__

~>

-<-! N > ( -+ s u b j e c t

>

, ......... \ i +_

<--V)

"L-- D E F > (+ PRO> ( + c{)unt )

dunkel

(

C&SO,

,(--refI) ;\

"

gen>

,

W[ t >

< ........s p e c >

< +- S g > < -P> •

concrete> hu man ) -- a n i m a t e

',

( ..... I I ,', < .... I ) ( ......t i m e )

< plac(", < ..... M a s c ,

(etv:as) Fig. VP

7. B e i d i e s e r verzichtet.

Zwischenstruktur

Die Segmente

wird

auf eine Expandierung von T und (etwas) werden lexikalisch mcht

fiir (ein) und

realisiert.

36

W. A B R A H A M U N D K. B R A U N M O L L E R

Baumg~trtner (1969: 39f.) decken, wobei nur noch die Bedingungen ffir diese Ur~markierung exakt auszuformulieren w~tren. Oder" (b) Man fal3t Adjektive, die unter (hier) NP allein, d.h. ohne ein N eingeffihrt werden sollen, als yon einer Transformation reduzierte NPs auf. Mit diesem L6sungsweg k6nnte man ohne weiteres auch die oben aufgeffihrten metaphorischen Ausdriicke oder S~ttze erfassen. Da diese Hypothese genereller und mit den bisherigen Ergebnissen der gTG leichter als die L6sungsm6glichkeit (a) zu vereinbaren ist, 4z) wird ihr prinzipiell der Vorzug gegeben. Gegenfiber einem Reduktionsprozel3, der nominalisierte Adjektive transformationell aus [ADJ N]~-r ableitet, gibt es noch die M6glichkeit, diese Adjektive direkt aus der Basis abzuleiten. Eine Reduktionstransformation w~tre zwar die einfachere Operation, st613t jeverffigbaren Grammatikmodelle fiber die Satzgrenzen hinausgehende Referenzbeziehungen nicht (zureichend) beschreiben k6nnen. Diese Art der Ableitung ist fiberhaupt nur m6glich, wenn es einen solchen vorausgehenden Satz mit [ADJ N]~p gibt, der mit der zu reduzierenden NP im folgenden Satz in Relation steht. Da dies aber for den Beispielsatz Du,nkd/rifit Schein nicht der Fall ist, mul3 das nomimflisiert,: Adjekfiv (Dunkel) direkt aus der Basis generiert werden, wie Fig. 7 zeigt.45) Bei diesem Stand der Ableitung werden die SEGMENT REPRODUCTION-, die ~;ECONDARY V B - C S AGREEMENT- und die SEGMENT R E D U C T I O N T R A N S F O R M A T I O N angewandt, und zwar definitionsgem~tl3 nur auf N (neben VB-CS), um die metaphorische Wirkung diese,~ Satzes zu verartschaulichen, die in diesem Fall als 'Belebung* zu bezeichnen ist, da das ummarkierte Merkmal (-t- animate) ist.

4z) Eine d i r e k t e Unmarkiermlg von Kategoriensymbolen, wie Baumgiirtner (1069: 39) sie vornimmt, erscheint uns etwas arbitrlir. In der yon ihm vorgeschlagenen Derivati:,n fehlt naindestens ein Schritt, um hinreichend zu erkl~iren, weshz!b unte:r ganz b e s t i m m t e n Bedingungen ein S c h n t t wie eine Ummarkierung yon Kategoriensymbolen erforderlich sein kann.-- Zur Verletzung yon Wortkategorien vgl. auch Bezzel (1970: 9). 44) E i n ~ila (]arbene,') K l e i d . . . im vorhergehenden Satz wird reduziert zu L i l a . . . im (direkt) nachfolgenden Satz. 45) Auf eine Darstelhmg der E i n b e t t u n g s t r a n s f o r m a t i o n yon ADJ ( D u n k e l ) tiber einen Relativsatz wird aus Grtinden der ~lbersichtlichkeit verzichtet. Vgl. dazu Jacobs und Rosenbaum (1968: 205-208).

STIL,

METAPHER

UND

PRAGMAr|K

37

(Fig. 7)

# ,~ :\ R T >I {e~n!

X

Fig. 8

Einem operationalen Prinzi,~ ~on Postal f1966) folgend soil nun aus der Zwisehenstruktur yon Fig. 7 mitt,?ls einer neu eingeffihrten sog. ADJECTIVE AT'It'ACI:MENT TRANSFOR}tAT1ON (etwa 'AdiektivAnffigungs-TR') eine C~,m~rienmg yon nominalisierten Adjektivvn direkt aus der Basis ern~6glicttt uerden. Das Ergebnis ~lie~,~er"l'ralas~formation stel!t das Diagramel in Fig. 8 dar. 4n) Nach einer ARTICLE DELE'iiON TRANSFORMA'i'ION ( e t w a 'Artikel-

Tilgungs-TR') ist eine hier nicht welter auszu[fihrende m~rFho.phonemische Transformation anzusetzen, an deren Ende das non~io nalisierte Adjektiv (bier ohne Artikel) Dunkel steht. Mit ,tiescm :~,bleitungsprozel3 haben wir sowohl der metaphori~,-!~,,~x lnterl,retat i~,~ (analog zu oben Wald) den Weg bereitet als a t . ~ ~tch~.r ge~,le.ll~, ,la[I das nominalisierte Adjektiv korrekt generiert ~rd~,.

3.3.5. Wic die Beispiele gezeigt haben, handelt ~-~ ~ich t,~-i ,b.~ Regeln, die beim Verstehensprozel3 bzw. bei der Interpreti~.rbarkeit yon semi-grammatischen Strukturen eine Ro~ie ~pi,.l~:i~, i~ich ~ Formationsregeln, sondern um Trans/ormationsregeh~. ~li~: aui ~i,,r Ebene der Segrnentstruktur arbeiten. }lit an~lerer, ~.Vorte,: r~i~:ht 48) TREE PRUNING (etwa 'Tilgung eine~ Ast~ an~ cinem Stam~n~,.~u.~ ) n a c h K o n v e n t i o n . D . h : wird ein K a t e g o r i e n s y m b o l yon einem leeren b~atcg o r i e n s y m b o l dominiert, so wird dieses als r e d u n d a n t getilgt, (t~ei un:~,-retn Beispiel ist es der Ast [[VB]vP]se).

3~

W. A B R A H A M UND K. B R A U N M I J L L E R

Formationsregeln gliedern die Tiefenstruktur von semi-grammatischen S~ktzen welter auf, sondern zwischenstrukturelle Transformationen bewirken diese Merkmalfibertragungen und-anpassungen. Da ni~-ht alle kompetenten Sprecher-H6rer einer Sprache gleichermaBen semi-grammatische Satzbildungen verstehen kSnnen 47) noch sm zu produzieren in der Lage sind, spricht daffir, dab solche Transformationsregeln nur als fakultativ zu betrachten sind. Ihrem grammatischen Status entsprechend geh6ren diese Regeln einer offenen und nicht einer geschlossenen Klasse von Regeln an, deren Umfang individuell in den einzelnen Kompetenzen offensichtlich sehr divergiert. Diese unterschiedlich~ Interpretierf~ihigkeit l~ige dann bestimmt nicht vor, wenn bei der Dekodierung solcher S~itze neue Strukturbeschreibungen, also ganz neue Phrasenmarker, miLtels Formationsregeln erst aufgesteiit werden mfigten, deren zugrundeliegendes Regelkorpus der kompetente Sprecher-HSrer abet beherrschen mfiBte, um grammatisch normale S~itze auch generieren zu k5nnen. An dieser Stelle soll noch :tie Unterscheidung zwi~chen 'lebender' und 'toter' Metapher erwS.hnt werden. In unserer grammatischen Beschreibung werden sog. leben, te Metaphern von den oben beschriebenen Transformationen erfagt, w~ihrend 'tote' Metaphern wie feststehende Syntagmen behandelt werden, die Idiomen gleichkommen und als solche im Rahmen ~i~'~_rgTG zu beschreiben sind. 48) Mit der in 2.3.4. ausgeffihrten Metaphernbeschreibung wurde vermieden, dab (a) eine zustitzliche K.gmpetenz K' einer Sprache ffir 'poetische' Texte ben6tigt wird, die zwar eine, wenn auch lexikalische Teilgleichheit mit der Kompetenz K, also des Standards, aufweist (vgl. Thorne 1965: 54f. ; 58). (b) ein undifferenziertes i
STIL,

METAPHER

UND

PRAGMATIK

39

einer syntaktischer, Beschreibung ausgeschlossen, und dab die Selektionsregeln in S~itzen 'poetischer' Sprache als zu vernachl~issigende Gr613en beiseite gesct,.oben werden. \V:r v'ollen das Problem der Selektionsbeschriinkung, das wir in 2.2 ang~schnitten h a l en, kurz ~aochmals mittels anderer 13berlegungen ver'Olgen. Dazu betrachten wir folgende 'Siitze': (14) Er redete eine lila rede, (is) Er redete eine lila liI'e, Da drfiben ist eine l~ia rede, Dies ist eine lila rede, (18) (Die) mlidchen (die) burschen mit den augen verfolgen, (19) Der giirtner wasser die blumen, (20) Ich sah squaw kfiss~l, m~nn, (21) Haus meines :~st gro!~, ". . . .~[OD, . ~,zz) n a u s das 1St Ich spfire mein Herz in mir schwach pochen, aber mein Herz ist (23) bei dir. TT_

f~

Diese Siitze, die a l ! e - mit Ausnahme von (23) - aus irgend einem Grund v o n d e r Norm abweichen und alltagssprachlich nicht akzeptabel sind, k6nnen wir nun folgendermagen gliedern. (14) und (15) sind wegen lila in der prlinominalen Stellung abweichend. Wenn wir die Klasse von Elementen, die in Er redete e i n e . . . Rede m6glich sind, nach dem Vorschlag von Ziff (1964) mit El bezeichnen, dann wird die vorliegendc Devianz s°) durch die Regel Et -+ lila mit voll gramso) N a c h Liebs Definition ist eine Abweichungsklasse von T e x t e n zu einem T e x t A (Idiolekt) eine Textmenge, die aus den p h o n e t i s c h e n und sem a n t i s c h e n E l e m e n t e n des T e x t e s A bestehen, denc~ ~, abet die Bedeutun,g d u r c h das S y s t e m yon T e x t A nicht zugeordnet wird (Lieb 1970: 16). I)amit l~iBt sich a u c h Stil definieren; d.h. Stil ist d a n n eine Abweichungsklasse zu einer a n d e r e n Klasse von T e x t e n (bei uns: E r w a r t u n g s n o r r n ) ; was bei Lieb a b e r feh!t, ist die K o n z e p t i o n der Stilkompetenz, die realisiert wird dadurch, d a b m a n S t i l e r w a r t u n g e n hat, dab m a n 'in Rollen schltipfen' kann. Das ist g l e i c h b e d e u t e n d damit, d a b m a n Stilregularit~iten wie g r a m m a t i s c h e Regularitiiten, also verschiedene Idiolekte oder, wie wir sagen wfirden, Stilk o m p e t e n z e n beherrscht. Die Regeln sind somit voraussagbar, sie geh6ren zu e i n e m - wenn auch n u r partiellen - E r z e u g u n g s m e c h a n i s m u s . Dies wird pl a u s i b e l d u t c h die G r u n d a n n a h m e , d a b jeder Mensch mehrere Idiolekte (Stilebenen) b e h e r r s c h t u n d sie ]unktio~,dl, d.h. m i t b e s t i m m t e r k o m m u n i k a t i v e r A b s i c h t verwendet.

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W. A B R A H A M

UND

K. B R A U N M U L L E R

matischen Strukturen in Beziehung gesetzt werden k6nnen. (16) indessen macht das Vorkommen yon Rede abweichend, also Ej -+ Rede (wobei i :#- j). Die Semigrammatikalit~tt in (17) ist entweder dutch E, ~ lila oder dutch E j - + Rede zu erkliiren. Bei Zugrundelegung des generativen Transformationsmodells Chomskys 1965 treffen wir die Konvention, dab die Abweichung des niederen kategoriellen Knotens zuerst beschrieben wird. Im vorliegenden Fall (17) ist also zuerst die Extension des Adjektivs lila ffir die Devianz verantwortlich zu machen. Rein intuitiv klingen die Ffigungen (14) bis (17) metaphorisch bzw. poetisch; man denke an eine griine Rede im Sinne yon unrei[er Rede, man denke an andere Farbassoziationen in Soziolekten mit oft sehr eingeschr~tnkter Geltung. 51) Was hier vorliegt, ist offenbar eine Erweiterung der Klasse yon W6rtern, die in einem bestimmten, normalsprachiich akzeptierten Rahmen vorkommen. Anders ist dies bei (18). Die normalsprachlich dazustehenden Strukturen sind: (18) (i) (Die) M~tdchen verfolge~, (die) Burschen mit den Augen, (18) (ii) (Die) Burschen verfolgen (die) M~tdchen mit den Augen. Ffir die Normalsprache (-- Alltag:ssprache) ist eine Permutation von (18) (i) bzw. (18) (i2) zu (18) nicht m6glich; ffir die Dichtung halten wir dies ffir m6glich. Zudem klingt die Ffigung wie aus dem Munde eines das Deutsche Radebrechenden; damit ist eine weitere Zuordnung zu einer Stilebene gegeben. Die Abweichung von einer voll grammatischen Oberflachenstruktur ist dutch die Transformation NP1-V-NPz ~ {NP1-NP2-V, NP2-NP1-V} formuliert. Eindeutige Abweichungen liegen in FMlen wie den folgenden vor: (24) Der Bursch das MSdchen kfil3t ~ NP1-V-NP2 (25) Der J~ger das Madchen raubte ~ NP1-NP2-V . . . Inversion Die assoziative Bedeutur~g dieser Strukturen ist die gleiche wie oben" poetisch oder Ausl~nderdeutsch. In diese Klasse expliziter und assoziativ-intuitiver Deutungen geh6rt auch (21); in (22) hingegen 51) F~i~ den W i e n e r Soziolekt eines der beiden A a t o r e n e t w a : b l a u =: der F P O nahc.'stehend, b r a u n = NS-iihnlich, s c h w ~ r z - - d e m K l e r u s bzw. d e r ~ V P v e r p f l i c h t e t , rot = den S o z i a l d e m o k r a t e n a n g e h 6 r i g usw. (Fiir den Bereich der B R D lassen s i c h / i h n l i c h e F a r b a s s o z i a t J o n e n finden, z.B. s c h w a r z = dem K l e r u s bzw. der C D U / C S U n a h e s t e h e n d . )

STIL,

METAPHER

UND

PRAGMATIK

41

liegt eine Inversion vor, die v6Uig nicht-grammatisch ist und keine Zuordnung zu irgend einer Stilebene und damit Ebene einer soziolektischen Akzeptabilit/it erm6giicht. Dies mfiBte in einer Abweichungsgrammatik explizit gemacht werden, etwa durch: Pr~tN-N ~ N-Prfi.N ffir Pr/iN =

@

Q

g

i

G



. . . semigrammatisch [poetisch; Ausl~.nderdeutsch]

--Art Pr~iN-N =~ N-Pr/iN

. . . nicht grammatisch

ffir Pr~N -- (4- Art1 1,

I

. . . .

)

In (20) hingegen liegt eine Vermengung yon Inversion ~md Auslassung vor. Die v611ig grammatische Struktur heil]t" (20) (i) Ich sah die Squaw den/einen Mann kf.ssen Diese Art der Abweichung ist bereits literarisch fixiert worden (Karl May). Die Auslassungs- oder Tilgungsregel, die typisch~rweise den Artikel betritft, sieht so aus" Pr/iN-N :~ N

. . . semigrammatisch

ffir PrfiN typischerweise -- {+ Art} Der konverse Regeltypus wird illustriert durch die (besonders im Ost6sterreichischen nicht seltene) 'falsche Reflexiverung': (26) Ist er sich von Budapest nach Wien gereis~ Neben der Inversion liegt eine semigrammatische A ddierung von sich vor:

Pro-N ~ Pro-N-RPro Der letTte Fall der Beispiels/itze oben (23) - offenbar :egelhaft und dennoch, jedenfalls im streng logischen Sinne, kontradiktorisch ist durch die Begriffsinverse des ersten Regeltypus, der Erweiterung einer Klasse yon W6rter, zu deuten, n/imlich die Kontraktion (hier mehrerer Sinne unter einem Wort) (Nach Ziff 1964: 397f.). l l m den aUgemeinen Regeltypus zu dieser (semantischen) Abweichu~g plausibel zu machen, noch andere beispiele"

42

W. AE, RAHAM U N D K. B R A U N M U L L E R

(27) Das ist eine Maus, aber das andere ist ein Tier, (28) Dieses ist ein Haus, und das daneben ist ein Gebliude. Ziff (1964: 397) bringt noch folgende Beispiele: (29) Josef is a boy, but George is a child, (30) A dog is a dog, but a cat is a cat. 52) Solche (vielleicht etwas verstecktere) Verst613e zu Klassenzugeh6rigkeiten bzw. Klassenverhtiltnisscn begehen vor allem Kinder. Dieser K o o r d i n a t i o n s t y p u s - nicht nar in kopulativen 'ist'-Stttzen - setzt in dem Fall hier die Gegenfiberstellung von Komplement~irmengen/ -klassen oder aber von Individuen mit gleicher Klassenzugeh6rigkeit voraus. Also etwa: (27) (27) (28) (28)

(i) (ii) (i) (ii)

Das ist eine Maus, abet dies ist keine Maus, Das ist eine Maus, aber/urd dies ist ein Hamster, Dieses ist ein Haus, und/aber das daneben ist eine Kirche, Dieses ist ein Haus, und/~,ber das daneben ist kein Haus.

Wir schreiben E als Symbol ffir die Klasse von W6rtern, die in der Umgebung von 'das andere ist e i n . . . ' eintreten k6nnen; dieses E wird dutch die Beschreibung oben ntkher umrissen. Die Aul3erung (27) ist nun insofern deviant, als die Klassenffillung E27 -~ Tier durch die linguistische Koordination mit aber eine falsche Prttsupposition, nttmlich ~E27 --> Maus erhtilt. Dasselbe gilt ffir (28) und (29); wir schreiben nach Ziffs Notierung: "~(E27 -+ Maus) [ E27 -+ Tier

--~(E28 -+ Haus) I E28 --> Geb~iude "~(E23 --> Herz) I E23 -+ Herz D.h. die Klassenffillung durch Tier prtisupponiert in de r ABERKonjunktion, dab die Klassenffillung durch Maus falsch ist. Dieselbe Regel erklttrt aucb die logische Kontradiktion in (23); sie wird nur 52i U.E. ist (29) hiervon auszus,:hliel3en. Es ist wohl motivierter, in (30) einfach einen Fall falscher Morphemidentifikationen (statt und) anzunel-,men; d.h. ein Kind z.B. beherscht die Distribution yon abet gegeniiber u~,d noch nicht. Man beachte, dab unser Argument gesttitzt wird dadurch, dab eine solche falsche Morphemidentifikation fiir (29)(wie ffir (27) und (28)) n i c h t unterstellt werden kann: die und-Substitution ergibt jeweils dieselbe semantische Abweichung.

STIL,

METAPHER

UND P R A G M A T I K

4~

durch die Sinnverschiedenheit des Homographen H e r z aufgel6st. Wir haben damit ffinf Typen yon Abweichungen (Erweiterung, Inversion, Tilgung, Addition, Kontraktion) illustriert und ihren Abweichungscharakter bzw. ihr Verh~iltnis zu grammatisch richtigen Strukturen explizit dargestellt. Zweifellos werden damit nicht al[e Abweichungen erfal3t, wohl aber sehr typische.S3)

NACHSATZ

'Norm' bzw. 'Erwartungsnorm' als Begriffe implizieren, dab sich die Tr~iger (Verwender, Interpreten) solcher Normen gradierter .................. v,,~,~,,s,~o.,~,,,, bewugt sind bzw. vow u~t werden uttd entsprechend reagieren, wenn von diesem Sprachgebrauch abgewichen wird. Man denke in diesem Zusammenhang ~an die sprachlich-grammatischen Klischees, die besonders ffir die ni,:htelaborierten sprachlichen Kodes kennzeichnend sind (Bernstein). Hier kann die Konzeption der stilistischen Abweichung als methodisches Prinzip isoliert angewendet werden. Der Normbegriff impliziert aber ebenso, dab jedes kommunikative Element, dessen AkzeptabilitAt in bezug auf eim- Norm gradiert werden soll, kontextuell (r~icht nur textlich, sondern auch situativ) kontrastiert; dies v611ig notwendig, da (1) ein kommunikatives Element isoliert eben ificht kommunikativ funktionieren kann, ja gar nicht denkbar ist, und (2) 5a) Ziff hat auf den mOglichen Einwand hingewi~,~'n, dab diese Regelt y p e n nicht regul~irer als irgendein anderer willkiirli~ ~,'r, etwa A B C I ) E F G ..... C B A E G D F sei. Es besteht nach den Arbeiten in der gT(; Grund fiir die Annahme, dab Inversion, Tilgung, Addition, Erweiterung und Kontradikti~m von Wortklassen z.U. yon letzterem, willkfirlich gew~ihlten Typus auf die primi~ren Transformationstypen zurtickgehen, dab sie also die Sprachs t r u k t u r ia einem fundamentalen Sektor charakterisieren (Ziff 1964: 398). Es sei hier nur noch eine Anregung angeftigt. Wenn man - unter V(~raussetzung eines referentiellen (pragmatischen) Bedeutungsbegriffs - nachweisen k6nnte, dab Transformationen die pragmatisch-semantische Interpretation in b e s t i m m t e r konsistenter XVeise veriindern (etwa: PassivTR - Focus in einem Text; Schlagen [ + i t e r a t i v ] - Schlag~ [--iterativ]), und wenn sich a u c h nachweisen liege, dab dies universell gfiltig ist, dann wtirde sich ein sehr erfolgversprechendes und vor allem systematisierbares Forschungsfeld er6ffnen. Prinzipiell ist dies allerdings nichts anderes als der Transform a t i o n s t y p , den wir ftir Stilklassifikationen oben illustriert haben,.

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W. A B R A H A M

UND

K. B R A ( I N M U L L E R

'nolmieren' heiBt" 'Kookkurrenzen auf ihre Kontraste hin absuchen und danach einordnen'. Die Grfinde ffir das Scheitern der sog. Deviationsstilistik sind also nicht mit Schmidt (z.T. im AnschluB an Baumgitrtner) darin zu suchen, dab eine 'kontextunabhitngige Norm' der Sprachverwendung nicht gefunden werden kann - 'kontextunabhitngige Norm' ist nach der Interpretation oben eine. analytische Kontradiktion -, sondern dab 'K ontext' kommunikationstheoretisch ungenfigend expliziert wurde. Wenn w i r - wie das in 1.3 und 2.3.5 angedeutet w u r d e - Kontext 'rollenkommunikativ' und als Wohlgeformtheitsbedingungen yon Argumentationstypen definieren k6nnen, dann genfigt der Begriff 'Abweichung yon der Erwartungsnorm' durchaus, ja ist der einzige Anhaltspunkt. Zu diesem Schlul3 kommt Schlnidt - paradoxerweise eine halbe Seite sp/iter im Anschiuil an die Kritik oben (p. 55) - selbst: Zu seiner Typologie yon stilbildenden Strategien geh6ren auch 'Durchbrechen einer Nationalsprache (Jargon, Sondersprache)' und 'Durchbrechen vo:a Erwartungsschemata durck Metaphern'. Auch hier wieder eine Kontradiktion zur Kntik an der 'kontextunabh~tngigen Norm' (p. 54). Wir fassen zusammen: Deviationsstilistik (Abweichungsgrammatik, wie wit hier gesagt haben) ist weiterhin das alleinige Ansatzkonzept zu einer linguistisch (besser: kolnmunikationstheoretisch) interpretierbaren Stiltheorie; Kontext ist hierbei im weitesten (damit aber keineswegs inexpliziten) Sinne als Funktion von Rollenverhalten und Argumentafionstypus in einer kommunikativen Situation zu definieren; sowohl Rollenverhalten wie Argumentationstypus sind zu axiomatisieren (zu kategorisieren) : dies ist kein Trick der Wissens.chaft, damit diese zu Ergebnissen kommt, sondern entspricht dem Strukturierungsbestreben des menschlichen kognitiven Apparates. Wenn man einen Aufsatz nach stilistischen Gesichtspunkten liest, dann etikettiert man mit 'zu kolloquial', 'zu faciasprachlich' oder mit 'Thomas Mannscher Stil; der paBt hier nicht' usw. Dies sin21Normen; jedes Kind hat diese Normen (Grade von AkzeptabilitAten) ebenso zu lernen (psycholinguistisch : auch solche Pfimardaten geh6ren zur Eingabe in seinen Akquisitionsmechanismus und mfissen Jn Form von Wohlgeformtheitsbedingungen verwertbar gemacht werden) wie Normen der Grammatik. Es ist plausibel, dab ein Nichtbeherrschen dieser Bedingungen, d.h. das Fehlen dieser stilistischen Kompetenz (St6rung des Rollenverhaltens, der Axiome fiber Argumentationstypen) zu schweren Kommunikationsst6rungen ffihrt (Wunder!ich

STIL, M E T A P H E R UND P R A G M A T I K

45

1970; Sammelband Sctizophrenie mit Verweisen auf pathologische

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*) Auf die Arbeit von Riffaterre (1960), die in einigen doch wesentlichen P u n k t e n zu unserer stimmt, wurden wir erst durch die Lektfire yon Schmidt (1971) aufmerksam. Die vorliegende Arbeit wurde (nach einer Vorver6ffentlichung yon Abraham 1971 und der unpublizierten Arbeit yon BraunmiJller 1970) im J~nner 1971 zum Druck eingesandt.

46

W. A B R A H A M

UND

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