JOURNAL
OF NUCLEAR
18 (1966) 149-160.
MATERIALS
0 NORTH-HOLLAND
PUBLISHING
CO., AMSTERDAM
UNTERSUCHUNGEN IM SYSTEM NIOB-STICKSTOFF III.
Kinetik der Entgasung
von Niob-Stickstoff-Mischkristallen
E. GEBHARDT, Max-Planck-Institut
W.
fiir Metallforschung,
Die
Kinetik
der
wurde und
heizung
3 At mit
vorgang
Widerstandes
durch
follow
Hierzu
In
versuche
Entgasungs-
for the rate constants
des
elektrischen
for
der
wurden
Ergebnisse
fi_ir eine
der
Reihe
von
Fiillen
schritten
Geschwindigkeits-
die sowie
die
keitskonstanten
Ausdriicke
und fiir
law
mit
the
Geschwindig-
A
der Entgasung
Gasabgabe
1600” C ein; oberhalb Die Abgabe
bereits nach wenigen
des Stick&offs
2. Ordnung
vierungsenergie
betriigt
der Entgasung fiir
diinne,
haltige
The
degassing
solutions vacuum niobium
+
III
zu
ist
d’azote
Mole-
und die Desorption
3 At
dcr
of
by
von
der
annealing
die
Fakultilt
fiir
Jetzt Firma NUKEM,
Nuklear-Chemie
which which
de-
is valid are
for
thin
but
des solutions solides niobium-
Afin
solid in
recuit
sous haut
de 0,5 mm
de diam&re,
chauff&
continu.
vide
charges
contenant
environ
par effet Joule par passage
La mesure en continu
de la r&is-
de suivre le processus
d’interpr&er
les experiences
et la loi de degazage
de dhgazage,
dormant, les con&antes
de vitesse du degazage
pour Un
& la moitie
divers
degazage
1600” C.
Au
suffisaient
und
pour
und -Metallurgic
determinant
mesurable
dessus que
Geisteswissenschaften
G. Hijrz 149
processus
et les durbes corfurent
2000” C
le
dbgazage
calculees
la vitesse.
commence
de
der
la
ainsi que des expressions
respondant high
Naturvon
par
de dbgazage.
1970” C. Nitrogenated dia, containing about
Doktor-Dissertation
desorption.
temperature
1970” C. Des fils de niobium
y0 N furent
de courant
stickstoff-
niobium-nitrogen
determined
the
rate
tance durant le recuit permettait
angegeben,
geformte
subsequent
shape.
La cinCtique de degazage
vitesse
kinetics
der
bei der Entgasung
Beziehung
at
for
of
in moleku-
gilt.
genehmigten
of arbitrary
1630 et
beliebig
is
atoms
of nitrogen
samples
entre
between 1630 and wires of 0.5 mm
Teil
Stuttgart ++
were
niobium
124 kcal/mol N2. Als geschwin-
eine
sonst
Niobproben
otherwise
Fiir die Temperaturabhgngigkeit
wird
aber
factor
degassing
a 8t& dhterminbe
kiilen an der ?iIetalloberflBche
energy
Minuten
werden,
Stickstoffatomen
an activation
and their
of the
complete by a rate
rate-determining
is quot,ed
azote
von
anzusehen.
The
die Akti-
Schritt
Rekombination
erfolgt
surface
1600” C; above
can be described
with
Nz.
experiments,
to achieve
to be the recombination
metal
to
were computed
above
sufficed
order
relationship
served
sub-processes.
begins
The degassing
nitrogenated
von
kann durchein Geschwindig-
beschrieben
digkeit’sbestimmender
Molekiile
oberhalb
von 2000” C wird eine prakt,isch
Entgasung
larer Form. Die Entgasung keitsgesetz
setzt
degassing
and half-times
minutes
second
pendence
vollst&ndige
die
of
taken
angegeben. merkliche
the
degassing
124 kcal/mole
Teil-
Entgasungs-
die
und Halbwertszeiten
degassing.
Entgasungs-
annealing
laws and also the expressions
rate-determining
Detectable
kontinuierlich
geschwindigkeitsbestimmenden
erreicht.
to interpret
various
by dc. Continuous
during
process.
Der
verschiedenen
Eine
order
2000” C a few
Deutung
gesetze
the degassing
erhitzt.
bei der Gliihtemperatur
Deutschlarul
resistance-heated
measurements
the rate and degassing
Widerstands-
.
Zur
N, were
resistance
mit 0,5 mm Dmr
direkte
Stuttgart,
Messung
Gleichstrom
wurde
verfolgt
durch
fiir Sondermetalle,
3 at%
Niob-Stickstoff-
NiobdrBhte
o/o N
und G. HijRZ
1965 eingegangen
im Hochvakuum
1630 und 1970” C untersucht.
stickstoffhaltige
etwa
von
durch eine Gliihung
zwischen
wurden
Entgasung
Inatitut
14. Juli
Am
Mischkristallen
DGRRSCHNABEL”
im Hochvakuum +
au-dessus
quelques soit
Technischen
de
minutes
complet.
Le
Hochschule
(1965). GmbH,
Wolfgang
bei Hanau (Main), Deutschland.
150
E.
degazage
peut
@tre exprimk
second or&e
du
124 kcal/mole (lst
obtmu
par
W.
une Ini de desse
Bnergie
d’activation
d&erminantj Ia
DtiRRSCHNABEL
dr
la ritessc
recombinaison
tics
it la surface du m6tal et leur d&sorption
von Ga,sen, wie Stickstoff
aus Niob kann einerseits
Aufschmelzen
des Met’a,lles unter
vakuum (z.B. im Elektronenstrahl) seits durch eine Hochvakuumgliihung
durch Hoch-
und andererunterhalb
des Schmelzpunktes 1) erfolgen. Die Vorgange, die bei derart’igen Gliihungen a,blaufen, wurden von Gebhardt, Fromm und Jakob 2) untersucht. Dabei ergab sich. dass der Stickstoff in molekularer Form aus der Probe entweicht, wghrend gelaster Sauerstoff als Oxid abdampft. Eine Stickstoffabga’be erfolgt aber bekanntlich nur dann, wenn der Partialdruck des Stickstoffs im R’ezipienten niedriger ist als der Gleichgewichtspartialdruck des im Niob gel&ten Stickstoffs. Die bei vorgegebenen Temperaturund Druckbedingungen erreichbare Endkonzentration des noch in Lijsung verbleibenden Stickstoffs kann dem dreidimensionalen Druck-Temperat’urKonzentration-Zustandsdiagramm entnommen werden 3). Danach ist z.B. bei 2 x 10-a Torr und 1600” C bestenfalls ein Reststickstoffgehalt VOID 0.1 At, ‘$!;,N. bei demselben Druck und 2400” Ct. jedoch ein solcher van 3.2 x 10-3 At y/oN ZII erzielen 3). Die Geschwindigkeit, der Entgasung wurde bisher lediglich im System Niob-Sauerstoff quantitativ verfolgt 2). Nachfolgend wird nun iiber Untersuchungen berichtet. welche die KineCk der Ent,gasung stickst’offhalt’iger Niob drBht8e im Hochvakuum bei Temperaturen zwischen 1630 und 1970” C zum Ziele hatteii. Fiir eine genauere Betracht,ung des erwghnten Entgasungsvorganges sollen zundchst die fiir die Bruttoreaktion 2 N(ge1) + Ne(Gas) mijglichen Teilschritte Als Elementarvorg%ge s%tzlich in Frage:
TjND
ult&ioure.
Une
dkgazage
cn ford
G.
(1)
n%her untersucht werden. kommcn hierbei grund-
HijRZ
relation
cxprimant
la
ion tic la temp6ratjurc
(‘elkc-i
cst valablc
chargPs
en nzote
pour
\.itc>sso de cst tlonnc:v.
Irs Prhant illons tic niohium
(1~ faiblc
Cpaiwcur
mnis tic formc
arbitrairc.
Die Diffusion
und Grundlagen
Entfernung
und Sauerstoff, das
uno
considPrant
Einleitung Eine
avec
Nn. Le factenr rn
atomrs d’azote
1.
GEBHARDT,
der Gasionen
durch das Xetallgitter
oder Gasatome
ZUPProbenoberfl%che.
Der ubergang der Gasatome aus dem gel&ten in den an der OberfXche a,dsorbierten Zust,and. Die Bildung sorbierten
von Gasmolekiilen Atomen
aus den ad-
und die Desorption
der
Molekiile von der Metalloberfl%che. Die Diffusion der Molekiile in den Gasraum. Fiir die Entgasung im Hochvakuum ist Schrit’t 4 ohne Bedeutung. Die Teilvorgiinge 2 und 3 kiinnen bei Beriicksichtigung des zu Schritt 2 inversen Vorganges durch folgende Reaktionsgleichungen beschrieben werden ’ : (2)
Riickreaktion
n’(gel) + S 4 N-S /C_> N--S --t S -I-N(ge1)
Schritt
2 (N-S)
2
(4)
Schritt
2
3
2 S i-Nz(Gas).
(3)
2 als Reaktion zwischen Dabei wird Schritt gel&ten Stickstoffatomen und aktiven Oberfl$chenpl%tzen S. die Rtickreaktion als Dissoziation der durch den Adsorptionsvorgang (2) gebildet’en Komplexe N-S aufgefasst 4, 5). Der Reaktionsgleichung (4) liegt die Vorstellung zugrunde, class zwei St’ickstoffat’ome nur dann zu einem Molekiil zusammentreten kiinnen. wenn sie vorher auf benachbarten Oberfl%henplfftzen adsorbiert’ sind [Langmuir-Hinshelwood->techanismus “).I Im Gegensat’z hierzu wiirde in Analogie zum liideal-lvIechanismus 4) die Bildung van Gasmolekiilell aus adsorbierten At’omen iuld Atomen der festell Liisung erfolgel~. d.11. die Reaktionsgleichung (4) w,;ire zu erset’zen durch : N(ge1) +N-S
< 8 + Nz(Gas).
(5)
’ lm folgentlen xvcrtlen tlic Thcorien f 6) tk:r Adsorption untl Uesoqdion sowie tlcr OborflCiuhenr[~~lctil)n auf den Entgasungsvorgang
angewantlt .
UNTERSUCHUNGEN
Es sol1 nun ang~nomme~
werden,
IM
SYSTEM
dass eine
NIOB-STICKSTOFF,
schreiben
151
III
ist. Im Fall
3 wird die Reaktions-
homogene Oberflbhe vorliegt und dass dementsprechend alle Adsorptionsplatze dieselbe
ordnung wesentlich durch den Bedeckungsgrad 0 bestimmt. 1st namlich die Rekombination
Aktivitat
der Stickstoffatome an der Probenoberflache der langsamste Schritt bei der Ent#gasung, dann
haben. Fernerhin
werde ideales Ver-
halten des Stickstoffs vorausgesetzt, die Konzentration des im Mis~hkristall gel&ten Stick-
kann angenommen
stoffs mit c bezeichnet
tionsgleichgewicht
und die Konzentration
des adsorbierten Stickstoffs durch den Bedeekungsgrad 8 (d.i. der Bruchteil der Oberf&he,
der mit adsorbiertem
ist) ausgedriickt.
Stickstoff
Dann entsprechen
bedeckt
v+ = k-2 8
bzw.
fur
Pa) (34
us= ks 132
(44
vz=ks c 8,
(54
wobei k2, k-2 und ka Geschwindigkeitskonstanten sind. Die Geschwindigkeit der Diffusion, ~1, ergibt sich aus dem 2. Fickschen Gesetz bei Beriicksichtigung der speziellen Randund Anfangsbedingungen. Die Kinetik der Entgasung wird durch den langs~msten der Elenlenta~vorg~,nge 1 bis 3 Die Geschwindigkeitsund Entbestimmt. gasungsgesetze fur verschiedene langsamste Teilvorgange sind in Tabelle 1 (Fall 1 bis 3) zusammengefasst. Aus dieser ZusaInmenstellung geht such die Bedeutung der durch die Gleichung dc/dt = - ki’ cn
(6)
(n = Reaktionsordnung, i = 1, 2, 3) eingefiihrten Geschwindigkeitskonstanten kg*sowie der Halbwertszeit t, fiir die Entgasung zylinderfiirmiger Proben hervor (tt = Zeit, nach der die Konzentration von N(ge1) auf die Halfte abgesunken ist). Die in der let&en Spalte der Tabelle 1 aufgefiihrte Aktivierungsenergie Q ergibt sich aus der Temperaturabhangigkeit von kt’ entsprechend einer Beziehung vom Arrhenius-Typ. ES zeigt sieh, dass im Fall 1 fiir eine hinreichend grosse Zeit t und im Fall 2 fur kleinen Bedeckungsgrad 0 der Entgasungsvorgang durch ein Geschwindigkeitsgesetz 1. Ordnung zu be-
N(gel)+
dass das AdsorpN(ads)
durch
die
nur wenig gestiirt wird und somit die
Bedingung 0
(7)
(Sa)] angenahert
erfiillt
2’2=z1.4 d.h. kz c (1-B)=k_s
den Teil-
prozessen (2) bis (5) folgende Beziehungen die Reaktionsgeschwindigkeit, : vz=k2 c (I-0)
Reaktion
werden,
[siehe Gln. (25~) und
ist. Mit Hilfe dieser Bedingung la& sich der B~deckungsgrad 0 durch die Sticksto~konzentration c ausdriicken (Langmuir-Adsorptionsso dass fur die Entgasungsgeisotherme), schwindigkeit
gilt,
wobei
k$ die Geschwindigkeitskonstante
des langsamen Schrittes und K= kzjk-2 die ~,hermodynamisehe Konstante des Adsorptionsgleichgewichtes ist. Aus Gl. (8) gewinnt man die Grenzfalle v=k3 K2cZ=kc2
fiir 0<=< 1 bzw. Kc<
1,
v=kS
fur 0 m 1 bzw. Kc 3
1. (10)
(9)
Fur den Rideal-Mechanismus der Rekombination, Gl. (5), wiirde an St’elle von Gl. (10) ein Geschwindigkeitsgesetz 1. Ordnung treten. Fur mittlere Werte des Bedeckungsgrades i3 kann Gl. (8) naherungsweise durch v = a,@
(11)
wobei u= Konstante und werden, 0 -cn < 2 ist. Gl. (11) ergibt sich such unmittelber, wenn fur 0 in Gl. (8) nicht die Langmuirsche Adso~tio~lsisotherme, sondern die sog. Freundersetzt
lichsche
Adsorptionsisotherme
e=bP
(12)
ei~~gef~hrt wird (b = Konstante, 0 < nz < 1). Versteht man unter v etwa die pro s von 1 cm2 der Probenoberflache in den Gasraum iibergehende Stickstoffmenge in g, dann gilt
152
E.
GEBHARDT,
W.
DtiRRSCHNABEL
Tabelle Kinetik c=co
des Entgasungsvorganges
fiir
0 < r < TO und t=O
im Metalgitter, Es
bedeut’en
Fall
2 =Adsorption
AR,,
der Adsorption
gelijst’en
gel&tom
Fall
/ I
t hinreichend 1, Ref. 15)
c=o
Zustand, Gases
bzw.
Proben
Fall
mit
ro(cm)
Zustand
mit
1 -Diffusion
und Desorption).
zur Zeit t; kl’, k2’, X.3’,
und Dcsorptjion
(pro mol Nz)
cler
(pro mol Nz);
; t!l=Hedeckungsgracl
N-Atomen.
EntgasungsgesRtz
gesetz
I
(Fall
QL, A, &A, rr:-Akt,ivierungsencrgic
Geschwindigkeits-
I
Radius
3 ==Rekombination
der Rekombination
adsorbierten
vom Schritt
; c=Gaskonzentration
und adsorbiertem
I
Voraussetzungen
zylinderfijrmige
(cmz/s) ; Qn,
Zustand
der Oberfltiche
HiiRZ
1.
fiir
D =Diffusionskoeffizient zwischen
G.
geschwindigkeitsbestimmendem
des gel&ten
aus dem gel&ten
A =Ent,halpiedifferenz
-+ Nz(Gas)
aus dem
: CO =Ausgangskonzentration
kz”, kz”, ko, K =Konstanten; Diffusion,
2N(gel)
bei verschiedenem
UND
gross
fiir ?.~~)‘O
dC/dt = - kl’c
P/CO ==koexp( - kl’t)
D = const 2
r/co 7 ko cxp( -kz’t)
Gl. (2) dc/dt = - ks’
C/C”:-( -ks’/ctr)t J- 1
3 Gl.
(4) dc/dt x - k3’c2
Fall
Geschwindigkeitskonstante
1, Ref. 15) 2 Gl. (2)
Halbwertszeit
k’
co,‘c = kg’co t f 1 Exp.
tl
0,062r02( l/D) Ref. 8)
O,.FOOcoro(
(l/ro)ks”
(3
$ QD
O,693ro( l/kz”)
(l/ro)kz”
Aktivierungsrnergie
:
QL,
A
l/ks”)
3 (11. (4)
(1/To)kz” K”
(ro/co)(
fiir den Zusammenhang zwischen der so de% nierten Reaktionsgeschwindigkeit v und der zeitlichen Anderung der Stickstoffkonzentration dc/dt im Mischkristall Mdc v= - _Fz.
(13)
(M = Probenmasse in g, F = Probenoberflgche in cm2, c = Stickstoffkonzentration in gN/gProbe). Gl. (13) ist nur richtig, wenn die Stationaritltsbedingung d0/dt m 0 erfiillt ist. In diesem Fall kannen die Geschwindigkeitsgesetze (9) und (10) integriert werden, wobei sich die
l/ka”K2)
in Tabelle 1 eingetragenen Entgasungsgesetze ergeben. Erwihnt sei noch, dass die scheinbare Geschwindigkeitskonstante Ic in Gl. (9) aus einer kS und wahren Geschwindigkeitskonstanten einer Gleichgewichtskonstanten K zusammengesetzt ist. Demzufolge gilt fiir die aus der log k vs l/T-Darstellung (T = absolute Temperatur) ermittelte experimentelle Aktivierungsenergie Q
Q = .A&., A + &A, G. wobei
ABL, A die
Enthalpiegnderung
(14)
beim
UNTERSUCHUNGEN
Ubergang
IM
von 2 gAt N aus dem gel&ten
adsorbierten
Zustand
und
SYSTEM
in den
&A, o die Aktivie-
rungsenergie des geschwindigkeitsbestimmenden Schrittes (Ubergang des Stickstoffs vom Adsorptionsdie
in den Gaszustand) ist. Q hat somit des Enthalpieunterschiedes Bedeutung
zwischen reaktion
dem
Ausgangszustand
(Stickstoffatome
der Gesamt-
in Niob geliist) und
dem aktivierten Zustand des Schrittes (vgl. hierzu Fig. 4).
langsamsten
NIOB-STICKSTOFF,
ritat
auftrat.
Versuchsdurchfiihrung
Entgaste Niobdrahte von 240 mm Lange und 0,5 mm Dmr. wurden bei 1790” C schrittweise mit Stickstoff begast, homogenisiert und unmittelbar anschliessend zwischen 1630 und 1970” C im Hochvakuum entgast. Dabei wurden die Drahte durch direkte Widerstandsheizung erhitzt. Zur Verfolgung der Entgasungsreaktion wurde der elektrische Widerstand der Proben bei der Gliihtemperatur in Abhangigkeit von der Gliihdauer fortlaufend gemessen. Die Methode der Begasung und die Messung des Widerstandes wurden bereits friiher beschrieben 1). Hier sei lediglich erwahnt, dass Stiirungen der Messungen durch die in wasserKupferelektroden eingespannten gekiihlte Drahtenden dadurch vermieden wurden, dass der Spannungsabfall jeweils am Mittelstuck der Proben iiber diinne Potentialdrahte aus Niob abgegriffen wurde. Urn die Anreicherung des Stickstoffs an einer Elektrode durch Uberfiihrungseffekte zu vermeiden, wurde die Stromrichtung alle 5 min umgekehrt. Die Messungen erstreckten sich jeweils iiber einen Zeitraum von etwa 50 min. Als Mass fiir den momentanen Gehalt der Proben an gel&tern Stickstoff diente die Differenz des elektrischen Widerstandes AR gegentiber dem Wert Ro fiir den entgasten Draht. Die Abhangigkeit des Zusatzwiderstandes AR von der Stickstoffkonzentration c wurde fiir eine radial-homogene Stickstoffverteilung bereits friiher ermittelt 1). Dabei ergab sich ein linearer Zusammenhang bis etwa 2 At o/0 N, wahrend bei hijheren Gehalten eine nur geringfiigige Abweichung von dieser Linea-
Die Ausgangskonzentration
Proben fiir die Entgasungsversuche
der
betrug etwa
3 At o/o N und war somit stets kleiner als die maximale
Liislichkeit
cmax von
Stickstoff
in
Niob bei der Versuchstemperatur [cmax= 4 At y. N bei 1600” C a)]. Zur Ermittlung der Ausgangskonzentration standsmessungen stimmungen Bei rechnet
2.
153
III
wurden
such
Wider-
gasvolumetrische
der Stiokstoffmenge
Entgasungsversuchen werden,
neben
Be-
herangezogen. damit
ge-
dass sich in den Proben
muss
ein
radiales Gefalle der Stickstoffkonzentration
c(r)
einstellt (zylindersymmetrische Konzentrationsverteilung). Es ist daher zunachst zu iiberpriifen, wie in diesem Fall der elektrische Widerstand mit dem Stickstoffgehalt zusammenhangt. Hierzu denkt man sich die Drahtprobe aus konzentrischen Hohlzylindern der Dicke dr aufgebaut, die bei der Widerstandsmessung parallel geschaltet sind. Dann lassen sich Beziehungen fiir die Leitfahigkeit und den Widerstand der Probe ableiten, die aber die Restglieder von Taylorreihen enthalten 7). 1st jedoch fiir jedes r der durch das geliiste Gas der Konzentration c(r) bedingte Zusatzwert des spezifischen elektrischen Widerstandes A@(r) sehr vie1 kleiner als der spezifische Widerstand ~0 des entgasten Drahtes, so kiinnen die genannten Restglieder vernachlassigt werden und es ergibt sich zwischen der gemessenen Widerstandsdifferenz AR und der durch
definierten
F= $
so c(r) 2n rdr
(15)
mittleren
Konzentration
E der ein-
fache Zusammenhang
R=/? E
(16)
(ro = Halbmesser des Versuchsdrahtes, 0
154
E. GEBHARDT,
muss
durch
geschwindigkeit werden,
eine
hinreichend
aus dem Gasraum durch
klein
die
Dieser
Verwendung
wShrend
Dabei
sehr
konnte leistungs-
(Sauggeschwindigkeit S m 20 l/s) erfiillt
lag der Druck
der Entgasung
im Rezipienten
im Mittel
GrBssenordnungen
gewichtspartialdruck
vernach-
Forderung
einer
am Ausgang des Rezipienten werden.
Saug-
des Stickstoffs
mit der Niobprobe
ist.
f%higen Pumpanordnung
zwei
grosse
unter
etwa
dem
um
Gleich-
des noch im Niob gel&ten
Stickstoffs. Die Temperatur
der
DrB;hte
wurde
durch
pyrometrische Messungen sowie such durch Kontrolle der Leistungsaufnahme innerhalb von & 5 bis 10” C geregelt. Niobverluste und dadurch hervorgerufene Widerstands%nderungen der Proben waren nach Vorversuchen im untersuchten Temperaturbereich unmerklich klein. 3.
Versuchsergebnisse
3.1.
ENTGASUNGSISOTHERMEN
Der zeitliche Verlauf der Entgasung eines stickstoffhaltigen Niobdrahtes mit 0,5 mm Dmr. und mit einer Ausgangskonzentration von etwa 3 At, y. N geht aus Fig. 1 hervor. Dort ist die
Fig. 2. Abhiingigkeit des Quotienten co,Ic \-on de1 Entgasungszeit fi_irverschiedene Temperaturen T untl Ausgangskonzentrationen CObei der Entgasung van stickstoffhaltigen Xiobdrlhten (0,.5 mm Dmr.). auf den Ausgangswert CO bezogene Stickstoffkonzentration in Abhk;ngigkeit von der Entgasungszeit ftir verschiedene Gliihtemperaturen eingetragen. Auffallend ist die starke Temperaturabhgngigkeit des Entgasungsvorganges. Demnach dauert die Entgasung bei 1600” C viele Stunden, w&hrend oberhalb x-on 2000” C das gel&te Gas in wenigen Minuten vollstgndig abgegeben wird. 3.2.
0
10
UND G. HijRZ
der Pumpe so niedrig gehalten
dass die Riickreaktion
lgssigbar
W. DtiRRSCHNABEL
2!l
30
Entgosuogsml
40
SO
60
in ml!”
Fig. 1. Konzentration-Zeit -1sothermen bei der Ent gasung von stickstoffhaltigen Niobdrkhten (0,5 mm Dmr.) .
ENTGASUNGSGESETZ
des Zusammenhanges Zur Beschreibung zwischen Stickstoffkonzentration c im Niobmischkristall und Entgasungszeit t wurde zun5ichst versucht, die Entgasungsisothermen von Fig. 1 durch eines der in Tabelle 1 angegebenen Entgasungsgesetze wiederzugeben. Hierzu wurde log C/CObzw. der Quotient CO/Cgegen t aufgetragen. Dabei ergaben sich nur in der CO/CVA t-Darst,ellung (Fig. 2) Geraden i.iber die gesamte Entgasungsdauer. Daraus folgt’, dass dem Entgasungsvorgang ein Geschwindigkeitsgesetz 2. Ordnung zugrundeliegt. Es gilt also dc -& = - lcs’ c2
(1’)
UNTERSUCHUNGEN
IM SYSTEM NIOB-STICKSTOFF,
155
III
und somit das Entgasungsgeset’z co/c =ks’cgt+l. In
diesem
Entgasung
Fall
(13)
ist die Halbwertszeit
umgekehrt
gangskonzentration
proportional
co des gel&ten
t, der ZUP Aus-
Stickstoffs :
t, = l/k3’ co. Dieser Zusammenhang Kinetikkurven in Fig. der Entgasung
(19)
liess
sich
an
2 nachweisen,
zwei welche
derselben Probe bei verschiede-
nen Werten von co (3,0 und 2,2 At y0 N), aber derselben Entgasungstemperatur
(1790” C) ent-
Temperafur 104/T in Fig. 3. der
sprechen. 3.3.
Spezifische
Entgasung
GESCHWINDIGKEITSKONSTANTE
Den Steigungen m= ks’ CO der Kurven aus Fig. 2 kann die temperaturabhangige Konstante ks’ entnommen werden. Fiir ks’ gilt nach Tabelle 1 ks’ = ; ks” K2,
(20)
wobei ro der Drahthalbmesser, ka” eine Geschwindigkeitskonstante und K eine thermodynamische Gleichgewichtskonstante ist. Zweckmassigerweise wird die Geometrie der Probe nicht durch den Radius ro, sondern durch das Verhaltnis von Oberflache F zu Masse M beschrieben : kS’ = ;
k.
(21)
In Gl. (21) ist k als die auf die Einheit’ von Stickstoffkonzentration, Probenoberflache und Probenmasse bezogene “spezifische Geschwindigkeitskonstante” definiert. k enthalt die beiden Konstanten kg” und K und hat die Dimension gNb/cms.gNb/gN* l/min, wenn COin gN/gNb, t in min, F in cm2 und M in gNb ausgedriickt wird. Die Probenmasse kann bei den kleinen Stickstoffkonzentrationen der Masse des entgasten Niob gleichgesetzt werden. Fig. 3 zeigt die Temperaturabhangigkeit der durch die Gln. (18) und (21) eingefiihrten Ge-
k bei
Geschwindigkeitskonstante
van
hgngigkeit
l/OK
stickstoffhaltigem von
Niob
in Ab-
der Temperatur.
schwindigkeitskonstanten k. In der log k vs l/T-Darstellung ergibt sich eine Gerade, d.h. es gilt eine Arrhenius-Beziehung k=koexp
(-
&/RT)
(22)
(R = Gaskonstante, T = absolute Temperatur). Fiir die experimentelle Aktivierungsenergie Q des Entgasungsvorganges wurde ein Wert von 124 kcal/mol N2 und fiir die Konstante Lo ein solcher von 5,5 x 101s (gNb)s/gN. cms.min ermittelt, so dass fiir k der Ausdruck folgt: k=5,5
3.4.
x 1013exp
(23)
HALBWERTSZEIT DER ENTGASUNG
Der zeitliche Ablauf der Entgasung lasst sich in anschaulicher Weise durch die EntgasungsHalbwert’szeit t, beschreiben. Diese Griisse ist der spezifischen Geschwindigkeitskonstanten k umgekehrt proportional und hangt von der Probengeometrie sowie der Ausgangskonzentration COab:
(24) Hier bedeutet za die auf die Flachen- und Masseneinheit der Probe sowie die Einheit der Konzentration CO bezogene “spezifische Halbwertszeit”. Fur die Temperaturabhangigkeit
156 der
E.
GEBHARDT,
Entgasungs-Halbwertszeit
W.
gilt
t,
DtiRRSCHNABEL
UND
wegen
Gl. (23) t:=~~1;Xx10-14e,p(6’25~104). erhalt
hieraus
in
(25) min,
wenn co in gN/gNb, F in ems, M in gNb und T in “K eingesetzt
tt
werden.
Mit Hilfe
von Gl. (25) lasst
wertszeit
der Stickstoffentgasung
geformte
Niobproben
konzentration und
Entgasungs-Halbwertszoit (mm)
Tcmperatur (‘C)
Stickstoff
i 1At
y0
Sauerstoff
/O.lAt.yojlUndO.lAt% I
Stickstoffs
2100
0,25
2,5
0,40
2300
0,037
0,37
0,046
fur Ausgangs-
2
und nach Gl. (25) berechnete stickstoffhaltiger
Halbwerts-
Niobdrahte
und einer Ausgangskonzentration 2,8 At
......... ........ ........ .......
vcrschiedencn
des im Niob gel&ten
zeit der Entgasung
1960 1870 1790.
bci
3,2
Tabelle
2010
Starke
1900
die Sauerstoffentgasung
(“C)
0,2 mm
mit von
y0 N.
’ Entgasungs-Halbwertszeit (min) \ , (
gemessen
0,5 130 2,s /
695
berechnet
/
0,5
I
3,3 10,4
130
fiir
Ausgangskonzentrationen
Ausgangs-
Interessant ist ein Vergleich der Entgasung von Niob-Stickstoffund Niob-Sauerstoff-Mischkristallen. Gebhardt, Fromm und Jakob 2,
Temperatur
van
Halbxert,szoit
bzw. saunrst~offhaltigen
bei gegebener
gangskonzentration von 2,8 At y0 N hervor. Die bei diesen Versuchen beobachteten Werte der Halbwertszeit t, sind zusammen mit den nach Gl. (25) berechneten Werten in Tabelle 2 eingetragen. Wie man sieht, ist die ubereinstimmung bei den hijheren Temperaturen gut. Eine miigliche Erklarung fur die Differenzen bei tieferen Temperaturen wird weiter unten gegeben.
0,s mm Dmr.
eines stick&off-
1700
Gliihtemperatur abschatzen. Die Anwendung dieser Gleichung ist allerdings auf die Entgasung von diinnen Proben beschrankt, bei denen die Diffusion der Stickstoffatome an die Probenoberflache noch hinreichend rasch erfolgt. Die Ntitzlichkeit von Gl. (25) geht aus den Ergebnissen einiger Entgasungsversuche an Niobdrahten mit 0,8 mm Dmr. und einer Aus-
Gemesseno
3
(26) berechncte
beliebig
gegebener
konnten
Xobbleches
sich die Halbfiir
HiiRZ
Tabollo h’ach Cl. (25) bzw. die Entgasung
Man
G.
56
562 32
9x 5,O
konzentrationen CO< 1 At o/0 durch ein Geschwindigkeitsgesetz 1. Ordnung beschreiben, wobei sich fiir die Halbwertszeit
M
t,= F 5,14 X lo-l2 exp (52)
die Beziehung (26)
(tt in min, M in gNb, F in cm2, T in “K) ergab. Diese Beziehung unterscheidet sich von der fiir die Stickstoffentgasung geltenden Gl. (25) wesentlich dadurch, dass sie die Ausgangskonzentration COdes gel&ten Gases nicht enthalt. Zur Veranschaulichung dieser Verhaltnisse wurde die Halbwertszeit t, der Stickstoff- und Sauerstoff-Entgasung eines Niobbleches von 0.2 mm Starke fiir verschiedene Gltihtemperaturen und Ausgangskonzentrationen nach den Gln. (25) und (26) berechnet und in Tabelle 3 zusammengestellt. Daraus ist zu entnehmen, dass die Stickstoffabgabe bei Konzentrat’ionen von etwa 1 At o/ogel&ten Gases rascher erfolgt als die Sauerstoffabgabe, dass die Stickstoffabgabe aber bei niedrigen Konzentrationen wesentlich langsamer vonstatten geht als die Sauerstoffabgabe. Bei sehr kleinen Gehalten wird die Stickstoffentgasung ausserdem zusatzlich durch die Annhherung des Gleichgewicht-Stickstoffpartialdruckes an den Rezipientendruck und die hierdurch merklich werdende R8iickreaktion des gasfijrmigen Stickstoffs mit der Probe verlangsamt. Hieraus folgt eine relativ lange Gesamtgltihzeit fiir die “vollstandige” Entfermmg des im Niobmischkristall gel&ten Stickst,offs bei einer Hochvakuumgltihung.
UNTERSUCHUNGEN 3.5. Der
IM SYSTEM NIOB-STICKSTOFF,
ENTGASUNGSMECHANISMUS bei
Beginn
der
Entgasung
III
157
scheint allerdings bei der weiter oben erwahnten stickstoff-
Entgasung
von stickstoffhaltigen
Niobdrahten
haltiger Niobdrahte beobachtete Druckanstieg im Rezipienten entspricht den Ergebnissen von
mit 0,8 mm Dmr. nicht der Fall zu sein. Eine genauere Analyse der betreffenden Entgasungs-
Gebhardt?
versuche
Fromm
und Jakob 2), wonach
der
fiihrt
ndmlich
zu dem Befund,
dass
sich die Entgasungsisothermen
bei hohen Tem-
Dariiber hinaus ergibt sich aus dem ermittelten
peraturen
durch
Zeitgesetz
schwindigkeitsgesetz
Stickstoff
die Probe
als reines
2. Ordnung,
Gas verlasst
dass als geschwindig-
keitsbestimmender Schritt der Entgasung die Rekombination der adsorbierten Stickstoffatome und
zu Molekiilen die
Desorption
Probenoberflache
an der Probenoberflache der
anzusehen
Molektile
von
der
ist’.
Zur uberpriifung dieser Folgerung wurde zunachst untersucht, welche Halbwertszeit t, sich ergeben wiirde, wenn als langsamster Teilvorgang die Diffusion der Stickstoffatome durch das Metallgitter zur Probenoberflache angenommen wird. Diese Halbwertszeit wurde nach der Beziehung s) t,= 6,2 x
lo-$
(27)
(t+ in s, D in ems/s, ra in cm) fiir einige Temperaturen berechnet. Dabei wurde der Diffusionskoeffizient D nach Angaben von Albrecht und Goode 9) f iir den interessierenden Temperaturbereich extrapoliert. Die so ermittelten Werte der Halbwertszeit sind urn eine bis zwei Grossenordnungen kleiner als die experimentell gefundenen. Daraus geht hervor, dass die Diffusion schneller verlauft als einer der Folgeprozesse. Demzufolge ist nur ein geringes Konzentrationsgefalle liings des Probenradius zu erwarten. Dies konnte durch Mikrohartemessungen bestatigt werden. Die Diffusion ist also als geschwindigkeitsbestimmender Schritt auszuschliessen. Dies steht such im Einklang mit dem Befund, dass die experimentell erhaltene Aktivierungsenergie von 124 kcal/mol Ns vie1 grosser ist als die Aktivierungsenergie der Diffusion von 77,6 kcal/mol Ns, Ref. 9). Auf Grund der ermittelten Reaktionsordnung n= 2 und den einfiihrenden Angaben kann angenommen werden, dass der Bedeckungsgrad 13 der Oberflache hinsichtlich der adsorbierten Stickstoffatome klein gegen eins ist. Dies
noch
angenahert
2. Ordnung
ein
Ge-
beschreiben
lassen. wahrend sich unterhalb von 1900” C eine Reakt’ionsordnung n < 2 ergibt, wie sie nach den einleitenden grosseren
Ausfiihrungen
Bedeckungsgrad
etwa bei einem
der Oberflache
auf-
treten kann. Eine mijgliche Erklarung fiir das unterschiedliche Verhalten der beiden untersuchten Niobdrahte (0,5 und 0,8 mm Dmr.) kann davon ausgehen, dass die Beschaffenheit der Oberflhche bei den beiden Drahten verschieden war. Hierbei sind die mikroskopische Rauhigkeit der PI&he und die Defektstruktur des Materials zu beriicksichtigen, da sie die Wirksamkeit und Verteilung der aktiven Adsorptionszentren bestimmen 6). Bei dieser Betrachtungsweise kann natiirlich die eingangs gemachte Annahme einer homogenen Oberflache nicht mehr aufrechterhalten werden. Es ist jedoch anzunehmen, dass sich such bei einer inhomogenen Oberfldche mit Adsorptionsplatzen verschiedener Aktivitat die in der Einfiihrung abgeleiteten Gesetze ergeben, da die Rekombination und Desorption praktisch nur an den energetisch giinstigsten Oberflachenpla’tzen erfolgen wird 416).
3.6.
ENERGETISCHEVERH~LTNISSE BEI DER ENTGASUNGSREAKTION
In Fig. 4 sind die energetischen Verhaltnisse bei der Entgasung von Niob-Stickstoff-Mischkristallen schematisch dargestellt. Dabei wurde die bekannte Potentialkurve fur die Chemisorption eines Gases auf einer Metalloberflache 10) fur den Fall der Lijslichkeit der Gasatome im Metal1 modifiziert 11). Die in Fig. 4 parallel zur Ordinatenachse eingezeichnete Gerade markiert die Grenzflache zwischen Metal1 und Gasraum. Die Bedeutung der einzelnen in Fig. 4 eingetragenen Energiegriissen und deren zahlenmassige
158
E.
GEBHARDT,
W-.
DtiRRSCHNABEL _
-1
Werte,
UND
soweit
G.
HijRZ
diese bekannt
sind, gehen aus
Tabelle 4 hervor. In Fig. 4 ist der Energiezustand
der adsor-
bierten Stickstoffatome in Anlehnung an die Verhgltnisse im System Tantal-Stickstoff tiefer gezeichnet
als der Lijsungszustand.
Tantal-System /lH G, A van
Fig.
I_
140 kcal/mol
4.
Energiediagramm
Nz, Ref.
Nach
fiir
die
der Beziehung
Ent,gasung
Niob.
4.
die fiir die Niob-Entgasungsreaktion
2N(gel)
--f Nz(Gas)
I Gr8sse
I”), und
L von - 87 kcal/mol
stickstoffhaltigem Tabelle
Energiegrassen,
dno,
13), angegeben.
Ortskoordmote
Bedeutung
I
von
Bedeutung
kcal je mol N2
I
sind. ‘remp . bereich in “C
Aktivierungsenergie
QD
der Diffusion
von
N im Metallgitter
77,6
9)
800-1600
Aktivierungsenergie
QL, A
fiir den c%ergang
N(ge1) + N(ads)
Akt,ivierungsenergie
QA, G
fiir die Rekombinat’ion und
Desorption
ZN(ads)
--f N2( Gas)
Aktivierungsenergie
Q
fiir die Entgasung
QG,
SN(ge1) --f Nz(Gas)
fiir
die Adsorption
Nz(Gas)
--f 2N(ads)
Dissoziationsenergie
D _
AHG, L A
A
Nz(Gas)
--f fN(ge1)
Nz(Gas)
4
Adsorptionsenthalpie fiir die Reaktion
AHI+
1600-2000
2N(ads)
Adsorptionsenthalpie fi_ir die Reaktion + ++
Eigene Messung. Berechnet .
35++
1600-2000
170 16)
25
173 13)
17”7 I
-S53)
LBsungsenthalpie fiir die Reaktion
AHG,
124+
Akt’ivierungsenergie
A
N(ge1) j
N(ads)
das
wird eine Adsorptionsenthalpie -
eine Lbsungsenthalpie Nz, Ref.
Fiir
- 92
17)
1600-2100
von
UNTERSUCHUNGEN
ergibt
sich sodann
AHL, A ein Wert analoge Stickstoff
IM
SYSTEM
fiir die Reaktionsenthalpie
der Drtihte
-53 kcal/mol NT. Eine Rechnung fiir das System Niobkann nicht durchgefiihrt werden, da
die Griisse
Ag,,
von
A hierfiir
nicht
bekannt
NIOB-STICKSTOFF,
ist.
Solche Rechnungen sind ohnedies fragwiirdig, da sich die genannten Literaturwerte der Adsorptionsenthalpie auf Messungen beziehen, die bei Raumtemperatur und darunter an sehr
matischen folgt.
Xlessungen
versuche
Aktivierungs-
energie der Entgasung bei hohen Temperaturen an Hohlzylindern bzw. DrShten ermitt’elt wurden. Auch die Aktivierungsenergie der Rekombination und Desorption &A, G kann im System Niob-Stickstoff aus den bekannten Daten nicht berechnet werden. Dagegen ergibt sich fiir die Aktivierungsenergie der Chemisorption QG, A entsprechend der Beziehung QG, A=Q+A~G,
L
(29)
mit den Angaben der Tabelle 4 ein Wert von etwa 35 kcal/mol Ns, der im Temperaturbereich zwischen 1600 und 2000” C gilt. Die oben erwlihnten Untersuchungen 12) fiihrten unter den beschriebenen andersartigen Versuchsbedingungen in einer Reihe von Metall-Gas-Systemen zu nur sehr kleinen Werten der Aktivierungsenergie. Diese Befunde stehen im Einklang mit der Beobachtung a), dass die Aktivit’lt einer MetalloberflB;che fiir die Adsorption mit zunehmender Temperatur abnimmt. Abschliessend sei noch bemerkt, dass von Gebhardt und Rothenbacher 14) im Falle der Chemisorption von Sauerstoff an Niob bei 1000 bis 1600” C eine Aktivierungsenergie von 9,2 kcal/mol 02 ermittelt wurde. 4.
Zusammenfassung
Zur Untersuchung der Entgasung von NiobStickstoff-Mischkristallen wurden Niobdrshte mit 0,5 mm Durchmesser und einer Ausgangskonzentration von etwa 3 At y0 N bei Temperaturen zwischen 1630 und 1970” C im Hochvakuum entgast. Dabei erfolgte die Erhitzung
Widerstandsheizung
kontinuierlich
Beriicksichtigung
ver-
des bekannten
Zusammenhanges zwischen Stickst’offgehalt und elektrischem J%Yderstand liessen sich aus diesen
der
der
Kompensat’ors
Unter
thermen
und
direkte
mit Gleichstrom. Der Entgasungsvorgang wurde durch Messung des elektrischen Widerstandes bei der Gliihtemperatur mit Hilfe eines auto-
reinen, im Hochvakuum aufgedampften Metallfilmen ausgefiihrt wurden 12), w8;hrend die Werte L6sungsenthalpie
durch
159
III
Konzentration-Entgasungszeit-Iso-
gewinnen.
Zur Deutung
der Ergebnisse
der Entgasungs-
wurden fiir eine Reihe von F&llen mit
verschiedenen geschwindigkeitsbestimmenden Teilreaktionen die Geschwindigkeitsund Entgasungsgesetze sowie die Ausdriicke fti die Geschwindigkeitskonstanten und Halbwertszeiten der Entgasung angegeben. Die Analyse des Entgasungsvorganges fiihrte zu folgenden Ergebnissen : 1. Merkliche Gasabgabe setzt erst oberhalb von 1600” C ein ; bei Temperaturen oberhalb von 2000” C wird eine praktisch vollstSndige Entgasung bereits nach wenigen Minuten erreicht. Die Abgabe des Stickstoffs erfolgt im Temperaturgebiet von 1630 bis 1970” C in molekularer Form. 3. Der Entgasung liegt ein Geschwindigkeitsgesetz 2. Ordnung zugrunde. der temperatur4. Die Aktivierungsenergie abhgngigen Entgasungsreakt8ion betr> 124 kcal/mol NB.
2.
Fti die Temperaturabhgngigkeit der Halbwertszeit’ der Entgasung gilt die Beziehung
5.
t,
(6,25;
lGl>
(tb in min, 2M in gNb, F in cm2, COin gN/gNb, T in “K), wobei z+ die auf die Einheit von Masse M, FlB;che Fund Ausgangs-Stickstoffkonzentration co der Probe bezogene spezifische Entgasungs-Halbwertszeit ist. Diese Beziehung erlaubt die Berechnung der Werte t+ fiir diinne, aber sonst beliebig geformte stickstoffhaltige Niobproben. 6. Die Stickstoffentgasung verl&uft bei einer
160
E.
Konzentration
von
GEBHARDT,
1
IV.
At y0 gel&ten
rascher als die Sauerstoffentgasung. kleinen Konzentrationen gekehrte
DtiRRSCHNABEL
Gases
Bei sehr
liegen jedoch
um-
Geschwindigkeitsverhaltnisse
vor.
7. Als geschwindigkeitsbestimmender Schritt bei der Entgasung von stickstoffhaltigen Niobdrahten
an der Metalloberflache
zu Molekiilen
Dabei
55 (1964)
der Oberflache hinsichtlich Stickstoffatome
55 (1964) Hook
der adsorbierten
*)
Comp.,
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8
8. Aus der Differenz zwischen der experimentellen Aktivierungsenergie des Entgasungsvorganges und dem Betrag der bekannten Losungsenthalpie 3917) ergibt sich die Aktivierungsenergie der Chemisorption im Temperaturbereich von 1600 bis 2000” C zu etwa 35 kcal/mol Ns.
I)
432
3) E. Gebhardt, E. Fromm und D. Jakob, Z. Mctallk.
Pitman
an-
ist der Bedeckungsgrad
HijRZ
6) .J. Rose, Dynamic
und die Desorption
der Molektile von der Metalloberflache zusehen.
G.
2) E. Gebhardt, E. Fromm und D. .Jakob, Z. Metallk.
(0,5 mm Dmr.) ist die Rekom-
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