Die neue Gibbon-Anlage im NaturZoo Rheine

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ARTICLE IN PRESS Zool. Garten N.F. 78 (2009) 239–255 www.elsevier.de/zooga Die neue Gibbon-Anlage im NaturZoo Rheine The new gibbon enclosure at Nat...

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Zool. Garten N.F. 78 (2009) 239–255 www.elsevier.de/zooga

Die neue Gibbon-Anlage im NaturZoo Rheine The new gibbon enclosure at NaturZoo Rheine

Achim Johann NaturZoo Rheine, Salinenstraße 150, D-48432 Rheine Eingegangen am 15. Oktober 2009

Abstract A new enclosure for White-handed Gibbons was opened at NaturZoo Rheine, Germany, on 6. May 2007. The exhibit design follows the island enclosure type. The enclosure is remarkable by its size of 1.200 m2. The room above this surface is richly structured by poles, stems and ropes up to 8 m high. Additionally there is a lush vegetation of bamboo, bushes, vines and also some living trees. The islands are connected to a house with two indoor-rooms and an off-exhibit outdoor cage. The whole enclosure and the surrounding landscape fit in very well in the natural layout of the zoo-landscape. Some observations on use of the enclosure by the gibbons as well as maintenance experiences are given. Also the responses of the visitors to the new exhibit are commented. A summary on the maintenance of gibbons in zoos in general and in NaturZoo Rheine is added. Keywords: Gibbon; Hylobates lar; Enclosure design; Husbandry; Animal welfare

Am 6. Mai 2007 wurde im NaturZoo Rheine eine neue Anlage fur ¨ Gibbons eroffnet. Damit haben die kleinen Menschenaffen nach 37-jahriger Haltung im ¨ ¨ ’’ Affenhaus ein eigenstandiges Zuhause erhalten, das ihnen vielgestaltigere Verhal¨ tensanreicherungen bietet und den Fokus der Besucher mehr auf sie lenkt. ’’

Tel.: 05971-16148-0; Fax: 05971-16148-20.

E-Mail: [email protected]

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Gibbon-Haltung im NaturZoo Rheine Im Jahr 1970 traf das erste Gibbon-Paar aus dem Zoo Bremerhaven im NaturZoo ein. Bei dem Weibchen handelte es sich aber nicht um – wie bestimmt – einen Weißhandgibbon (Hylobates lar), sondern um einen heute in Zoos sehr seltenen und auf Java hochbedrohten Silbergibbon (Hylobates moloch). Die richtige Artbestimmung war offensichtlich erst 1977 erfolgt, und 1982 wurde das Silbergibbon-WeibTierpark Hellabrunn abgegeben. chen zu einem artgleichen Partner im Munchner ¨ Bis dahin hatte es in Rheine zweimal weiblichen Nachwuchs. Eines dieser Weibchen sorgte mit einem neuen Weißhandgibbon-Mann fur ¨ weiteren Mischlingsnachwuchs, den Tierhandel an eine Tierhaltung in Frankreich bis die gesamte Gruppe 1991 uber ¨ abgegeben wurde. Zwischenzeitlich war 1983 ein junges Weißhandgibbon-Weibchen uber den Zoo ¨ Hannover eingetroffen. Dort war das Tier als illegales Reisemitbringsel abgegeben ’’ worden. Mit einem gleichfalls aus Privathaltung stammenden Gibbon-Mann bestand keine Harmonie. Die Verpaarung gelang aber 1988 mit einem damals sechsjahrigen ¨ geboren und aufgewachsen war. Weißhandgibbon-Mann, der im Tiergarten Nurnberg ¨ Das Weibchen Lissy entspricht der braun-blonden Farbvariante der Weißhand’’ gibbons, der Mann Bert ist schwarz behaart. Das Paar hat bisher vier Kinder ’’ geboren und aufgezogen. Von den 1,3 Nachwuchstieren ist der heute im Tierpark Berlin lebende Mann braun-blond behaart, die beiden an die Zoos Rhenen/Nieder’’

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Abb. 1. Weißhandgibbons Vater und Tochter in der neuen Anlage.

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lande und den Tierpark Hof abgegebenen Weibchen entsprechen mit schwarzem Fell dem vaterlichen Erscheinungsbild, genauso wie die letzte im Jahr 2004 geborene ¨ Tochter Lilli , die im NaturZoo mit ihren Eltern zusammen lebt (Abb. 1). Im Jahr ’’ 2009 konnte nach Geburtskomplikationen ein mannliches Jungtier nur tot zur Welt ¨ gebracht werden. Von Beginn der Haltung an wurden die Gibbons im Affenhaus gehalten. Dieses ’’ bis Anfang der achtziger Jahre einzige fur ¨ Besucher begehbare Tierhaus des NaturZoos beherbergte als Warmhaus seit dem Jahr 1970 (Baubeginn 1967) neben Altund Neuweltaffen auch eine Reihe von Vertretern anderer Saugetierordnungen, wie ¨ z.B. Flughunde, Binturongs und Faultiere sowie Brillenkaimane, Abgottschlangen und verschiedene Land- und Wasserschildkroten, weshalb das Haus auch etwas ¨ ubertrieben als Affen-Tropenhaus tituliert wurde. ¨ ’’ Der Aufbau des Hauses entspricht einer in den spaten funfziger/fr uhen sechziger ¨ ¨ ¨ in kleineren Zoologischen Garten: Um Jahren verbreiteten Form fur ¨ ¨ ¨ Warmhauser ’’ einen zentralen Besucherraum waren erhoht die ¨ auf einem Bodensockel reihenformig ¨ Kafige angeordnet. Die Innengehege fur ¨ ¨ die Affen hatten angeschlossene Außenkafige. Die Ausgestaltung der Affenkafige entsprach dem Badezimmer-Charakter ¨ ¨ ’’ mit farbigen Wandfliesen und einem versiegelten Boden. Die Einrichtung war eher spartanisch mit Sitzbrettern und ein paar Kletterasten. ¨ unterschiedlicher Große eine Im Rheiner Affenhaus waren in funf ¨ ¨ ¨ Kafigeinheiten gleiche Anzahl Affenarten gehalten worden, ja manchmal sogar mehr, wenn es sich um Mischgruppen handelte, die sich aus mehreren Primatenarten zusammensetzten. ’’

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¨ am alten Affenhaus. Mai 2007. Abb. 2. Gibbon-Kafig

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Bei der letzten baulichen Umgestaltung und Erweiterung im Jahr 1987 wurden die Innenkafige zum Teil durch Zusammenlegung vergroßert, genauso wie die Außen¨ ¨ kafige, die unter Verlegung von Besucherwegen deutlich mehr an Raum gewannen. ¨ Laufgange wurden auch eine 800 m2 große die Besucherwege fuhrende Durch uber ¨ ¨ ¨ Freianlage und ein weiterer Außenkafig angeschlossen. ¨ Der Innenraum der Gibbons war 3,00 m  5,00 m  2,80 m groß. Der rundum mit Maschendraht geschlossene Außenkafig hatte eine Grundflache von ca. 85 m2 ¨ ¨ und eine Hohe von etwa 4,00 m. Der Boden war zu zwei Drittel mit Gras bewachsen. ¨ Kletterholzer und Taue ermoglichten den Tieren eine sehr gute Raumnutzung ¨ ¨ (Abb. 2). Die Zahl der im Affenhaus gehaltenen Arten reduzierte sich in dem Maße, wie fur ¨ gewachsene Affengruppen mehr Platz benotigt wurde, was zu einem bedauerlichen ¨ Artenschwund von zum Teil von sehr seltenen Arten wie Goldbauchmangaben (Cercocebus chrysogaster) und Publikumslieblingen wie Braunen Kapuzinern (Cebus olivaceus) fuhrte, wegen der Anpassung an eine zeitgemaße Tierhaltung unter den ¨ ¨ bestehenden raumlichen Verhaltnissen aber unumganglich war. ¨ ¨ ¨ Schließlich wurden im Jahr 2003 noch eine kleine Gruppe Schopfmangaben (Lophocebus aterrimus), zwei Zuchtgruppen Bartaffen (Macaca silenus) und die Fades Affenhauses gepflegt. milie Weißhandgibbons in den großen Kafigen ¨ ’’ Zu diesem Zeitpunkt wurde erstmals fur ¨ den NaturZoo ein Masterplan aufgestellt, der Prioritaten bzgl. Verbesserungen und Erneuerungen in der Weiterentwicklung ¨ aufzeigt (Johann, 2007). Naturlich galten darin auch dem alten Affenhaus Gedan¨ ken, dessen vollstandiger Ersatz auf mittelfristige Sicht aufgrund der immer mehr ¨ ’’

¨ ¨ Abb. 3. Uberblick uber die neue Gibbon-Anlage. Oktober 2009.

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abgangigen Bausubstanz und unbefriedigender Kompromisslosungen bei einem Er¨ ¨ halt des Baukorpers als unumganglich angesehen wurde. Bis dahin sollte fur ¨ ¨ ¨ die gehaltenen Arten aber nochmals eine Verbesserung der Haltungsbedingungen erfolgen. Dies konnte durch den Auszug der Gibbons ermoglicht werden. Es schien vor ¨ allem unter wirtschaftlichen Aspekten am einfachsten, dass fur ¨ diese Art mehr oder weniger kurzfristig ein neues Zuhause geschaffen werden konnte. In dieser Zeit erhielt der Zoo im Eingangsbereich unvorhergesehen eine Erweiwerden musste, um einen attraktiven Empterungsflache, die umgehend uberplant ¨ ¨ fang und eine Verabschiedung der Besucher zu gewahrleisten. ¨ Hier bot sich dann die Moglichkeit des Baus einer Gibbon-Anlage an (Abb. 3). ¨

Bemerkungen zur Gibbon-Haltung in Zoologischen Garten ¨ Gibbons durften wohl zu den Primatenarten gehoren, die als erste den Weg aus ¨ ¨ einer klassischen Affenhaus-Haltung auf Insel-Anlagen gefunden haben. Moglicher¨ weise fand die erste solche Haltung bei Jean Delacour 1939 in seinem Park in Cleres statt, wo seit 1926 Gibbons auch ganzlich freilaufend gepflegt wurden ¨ (Delacour, 1961). Ihre Scheu vor Wasser und ihr Unvermogen zu schwimmen ¨ werden vielfach erwahnt. Mehr oder weniger großflachige Inseln in naturlichen oder ¨ ¨ ¨ kunstlich angelegten Teichen sind eine sehr haufige Haltungs- und Prasentations¨ ¨ ¨ form von Gibbons. Dabei gibt es eine große Bandbreite von Ausgestaltungen. Flachenm aßig kleine Inseln mit wenigen Kletterstrukturen sind heute genauso zu ¨ ¨ finden wie großflachige Inseln mit Baumbestand und anderer Bepflanzung und ¨ zusatzlichen Kletter- und Hangeleinrichtungen. Nicht in jedem Fall kann man davon ¨ sprechen, dass die Insel-Haltung von Gibbons tatsachlich den Tieren bessere Hal¨ tungsbedingungen als bei einer Unterbringung in einem Affenhaus-Kafig bietet. ¨ Zwar wird die gitterfreie Prasentation vom Zoobesucher als angenehm empfunden, ¨ wenn er subjektiv eine Tierhaltung betrachtet und bewertet, doch bieten viele Frei’’ anlagen – seien es Inseln oder nach oben offene, mit Maschendraht und zusatzlichen Elektrodrahten oder Blechmanschetten umfriedete Gehege – gerade ¨ ¨ den sehr an das Leben in Baumkronen angepassten Primaten weniger Moglichkeiten ¨ der Raumnutzung als ein allseits geschlossener Kafig. ¨ Das Hangeln ist charakteristisch fur lag die Idee, ¨ ¨ die Hylobatidae. Moglicherweise diese Fortbewegungsweise zu stimulieren, der Ausbildung von Anlagen zugrunde, ¨ bei denen mehrere kleinere Inseln uber hoch angebrachte Leitern, Aste oder Seil¨ konstruktionen verbunden sind. Die Gibbons mussen also bei Ortswechseln weitere ¨ Strecken hangelnd uberwinden. Solche Insel-Gehege gab es beispielsweise im Zoo ¨ Hannover und im Zoo Saarbrucken (beide Gehege mittlerweile ersetzt); unter an¨ derem im Zoo Wuppertal und im Zoo Le Pal, Frankreich, sind solche AnlagenTypen zu sehen. Alternativ zu den Inselanlagen findet man Großkafige von zum Teil beeindru¨ ckenden Dimensionen, wie zum Beispiel der aus zwei Ebenen einsehbare Hochkafig ¨ in der Wilhelma Stuttgart, die funktionalen Gehege in Howletts Wild Animal Park, ’’

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England, oder die neue, mit einem Kunststoffnetz bespannte Konstruktion im Burgers Zoo, Arnheim, Niederlande. All diese Gehege-Typen fur ¨ Gibbons sind Außenanlagen. Gleich um welche Arten es sich handelt: Bei der Ausgestaltung und der Dimensionierung der Gehege wird in Zoos deutlich mehr Gewichtung auf die Außenanlagen gelegt. Gibbons – namentlich Weißhandgibbons – gehoren zu den im mitteleuropaischen Klima sehr gut anpas¨ ¨ sungsfahigen Primatenarten, die auch bei kuhleren Temperaturen und dem Vor¨ ¨ handensein von Wetterschutz die Außengehege nutzen, ohne gesundheitliche funktional sein und auch Innenunterkunfte Schaden zu nehmen. Von daher durfen ¨ ¨ ¨ in der Große eine untergeordnete Rolle spielen. Trotzdem: Innenkafige, die manch¨ ¨ nicht als zweckmaßig mal nicht großer als Transportkisten fur ¨ ¨ ¨ ¨ Gibbons sind, konnen anzusehen sein. Wenige Zoos zeigen Gibbons in reinen Innenhaltungen, zumeist in Tropenhausern, wie in der Jungle World im Bronx Zoo, New York, oder im Regenwald ¨ ’’ Haus im Zoo Koln. ¨ lebenden Pflanzen sowohl Erwahnenswert ist die Toleranz von Gibbons gegenuber ¨ ¨ werden so in Außen- als auch in Innengehegen. Die Kappengibbons im Zoo Zurich ¨ Umfeld gehalten, das sich durch von schon seit vielen Jahren in einem grunen ¨ ’’ ¨ außen in die Innenkafige wachsende Ficus-Aste gebildet hat. ¨ Gibbons werden nur selten in Gemeinschaft mit anderen Tierarten gehalten. Einige Vergesellschaftungen von Weißhand-Gibbons mit Orang-Utans sind bekannt, zum Beispiel im Zoo Jersey. In der neuen Anlage Rimba im Zoo Arnheim ’’ gibt es ein Gehege, das sich Siamangs mit Schweinsaffen, Bantengs, Leierhirschen, Schweinshirschen und Muntjaks teilen. In der Jungle World im Bronx Zoo haben Schopfgibbons Kontakte u.a. zu Schabrackentapiren. Betreffend des direkten Umgangs der Tierpfleger mit Gibbons gibt es weit divergierende Erfahrungen bei der Haltung. Wahrend einige Tiere zuverlassig menschen¨ ¨ vertraut und zahm sind und man das Gehege in Anwesenheit der Affen betreten kann, erweisen sich viele andere Gibbons als ausgesprochen aggressiv und somit gefahrlich im Umgang. Dann gilt striktes Absperrgebot, wenn z.B. die Unterkunfte ¨ ¨ gereinigt werden mussen. ¨ ’’

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¨ Uberlegungen zum Haltungs- und Prasentationskonzept ¨ Vor dem Hintergrund der allgemeinen und spezifischen Erfahrungen mit der Gibbon-Haltung und der Gegebenheiten entwickelten wir einen Anforderungskatalog an das neue Gehege.

 

Das Gehege sollte Teil einer ansprechenden und großzugigen Landschaftsgestal¨ tung sein, die das Konzept NaturZoo weitertragt. ¨ ’’ und Großzugigkeit Auch die Gestaltung des Geheges selbst sollte Naturlichkeit ¨ ¨ ausstrahlen. der bisherigen Die Haltungsbedingungen fur ¨ ¨ die Gibbons sollten gegenuber Unterbringung nochmals deutlich verbessert werden. ’’



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An der Haltung der vorhandenen Weißhandgibbon-Familie sollte beibehalten werden. Aufgrund des schwierigen Umgangs mit der Gibbon-Gruppe, die sich reden gelmaßigem Um- und Einsperren verweigert, und den zum Teil gegenuber ¨ ¨ Tierpflegern sehr aggressiven Charakteren wurden Ideen von einer Kombinationshaltung mit anderen Tierarten verworfen. Thematisch sollten die Gibbons sowohl in den Rundgang Primaten eingebun’’ den werden, als auch durch die Nachbarschaft zu den Sumatra-Tigern beispielhaft stehen. fur ¨ ¨ die bedrohte Tierwelt Sudost-Asiens ’’



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Beschreibung der neuen Gibbon-Anlage Die Freianlage besteht aus zwei Inseln von 700 m2 bzw. 450 m2, die durch einen schmalen, ca. 2,00 m breiten Wasserlauf getrennt sind. Umgeben sind diese von

Abb. 4. Ausblick vom Besucher-Hochstand aus. Mai 2007.

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Abb. 5. Gleicher Ausblick. Oktober 2009.

¨ ¨ Abb. 6. Uber die Baumbrucke gelangen die Gibbons vom Haus auf die Insel. Oktober 2009.

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einem 4,50 m bis 5,00 m breiten Wassergraben mit jeweils 0,60 m breiten SumpfTeiches, in pflanzen-Zonen an beiden Ufern. Es ergibt sich das Bild eines naturlichen ¨ dem diese beiden großen Eilande, sowie auch eine dritte, etwa 50 m2 messende Insel verortet sind. Der von den Ufern sanft bis 1,50 m Tiefe in der Mitte abfallende Wassergraben ist als Folienteich ausgebildet. Die Inseln sind leicht hugelig modelliert und grasbewachsen. Ein vorhandener ¨ Amber-Baum wurde durch Neuanpflanzungen von Platanen und Hainbuchen verschiedene erganzt. Als Unterwuchs wurden eine Vielzahl von Holunderbuschen, ¨ ¨ Bambus- und Hartriegel-Arten angepflanzt. An den Totholzstammen der Klet¨ terbaume wurden verschiedene Ranken (Wilder Wein, Kletterhortensie, Clematis ¨ u.a.) angepflanzt. In den Sumpf- und Uferbereichen findet man unter anderem Rohrkolben, Schwertlilien und Blutweiderich (Abb. 4 und 5). Auf den Inseln ragen bis zu 8 m hohe Robinienstamme empor, die untereinander ¨ mit horizontal und schrag – insgesamt wurden ¨ verlaufenden gleichartigen Stammen ¨ uber 150 Stuck verarbeitet – sowie rund 300 m verspannten Tauen aus Sisal verbun¨ ¨ den sind. In dieser Form ist praktisch die gesamte Flache der beiden Inseln und die ¨ Verbindung zwischen ihnen bis in eine Hohe von etwa 8 m mit Kletter- und Hangel¨ moglichkeiten raumeinnehmend uberbaut. ¨ ¨ ¨ aus Baumstammen haben die Gibbons Zugang zu einem Haus, Uber eine Brucke ¨ ¨ das sie ganzjahrig durchgehend aufsuchen konnen und in dem sie auch gefuttert ¨ ¨ ¨ Sumpfzone und werden (Abb. 6). Die 35 m2 große Sohlplatte kragt mit 1,00 m uber ¨ den Teich aus. Die den Inseln zugewandte Hausseite ist 4,20 hoch und mit einem farbigen Putz verkleidet, der den Tieren keine Haltemoglichkeiten bietet. Von hier ¨

Abb. 7. Gibbon-Haus mit den Besuchereinblicken an der Giebelseite.

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fallt aus Doppelstegplatten bis 3,00 m an der gegenuber¨ ein Gewachshaus-Pultdach ¨ ¨ liegenden Langsseite ab (Abb. 7). ¨ Der Innenraum ist unterteilt in einen Schaukafig von 21,00 m2 (Abb. 8), einen ¨ 2 und Nebenkafig von 8,00 m und den Pflegerbereich von 4,00 m2. Schaukafig ¨ ¨ Nebenkafig sind durch eine geschlossene Mauer mit zwei Schieberoffnungen (0,50 m ¨ ¨ ¨  0,60 m) abgetrennt. Uber jeweils einen Schieber (gleiche Maße) gelangen die Gibbons von beiden Raumen direkt uber die Baumbrucke zu den Inseln. Zum ¨ ¨ ¨ Pflegergang hin sind die Kafige durch Gitter (Maschenweite 4 cm) und Gitterturen ¨ ¨ ein Gitterlaufgang in 2,00 m Hohe in einen abgegrenzt. Vom Nebenkafig aus fuhrt ¨ ¨ ¨ artigen Außenkafig aus Maschendraht mit den Maßen 5,00 m  3,00 m  ruckw ¨ ¨ ¨ 3,00 m. Mit diesem Raumprogramm ist es sowohl moglich im Winter, wenn der ¨ Teich zugefroren ist, den Gibbons Aufenthalt an der frischen Luft anzubieten, als auch separierte Tiere langerfristig unter adaquaten Bedingungen zu halten. ¨ ¨ Der Boden des Hauses ist mit einer beigefarbenen Acrylbeschichtung versiegelt, die sich seit vielen Jahren in anderen Affenhausern und auch bei Watvogeln im ¨ ¨

Abb. 8. Blick in den Innenraum des Gibbon-Hauses.

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NaturZoo bewahrt hat. Die Wande sind mit großflachigen Fliesen in Sandsteinoptik ¨ ¨ ¨ verkleidet. Die Temperierung auf im Winter etwa 15 1C Raumtemperatur erfolgt uber eine Gastherme mittels einer Wandheizung. Das so erzeugte Raumklima wird ¨ von den Tierpflegern als angenehm empfunden; die Gibbons werden dabei beobachtet, dass sie sich vor allem an den erwarmten Wandflachen anlehnen. Eine ¨ ¨ Beluftung erfolgt uber ein Kippfenster im Pflegergang sowie uber mobile Dachplat¨ ¨ ¨ ten-Segmente, die uber Elektromotoren bedient werden. Zudem ist der Pfleger-Zu¨ gang zum Gibbon-Haus durch eine Doppeltur ¨ ¨ gesichert, wovon eine als Gittertur ermoglicht. ausgebildet ist und somit gegebenenfalls auch eine Beluftung ¨ ¨ In den Innenraumen sind Robinien-Holzstamme horizontal an den Wanden an¨ ¨ ¨ aufgebaut. Zusatzlich sind Taue zum gebracht und als Kletterbaume raumausfullend ¨ ¨ ¨ Schaukeln und Hangeln verspannt. Weitere Hangelmoglichkeiten ergeben sich durch ¨ das Deckengitter, das im Dachverlauf unter der gesamten Stegplatten-Flache ¨ verlauft. ¨ Der Besucher hat in den Schaukafig durch zwei 1,20 m  2,50 m große Fenster ¨ aus 2  6 mm dickem VS-Glas Einblick. Ein ahnlich großes Fenster, das wegen ¨ besserer Reinigungsmoglichkeiten als Glastur ¨ ¨ ausgebildet ist, erlaubt den Tieren Ausblick auf die Inseln. Von einem vorgegebenen Rundweg um den Teich zweigen vier schmale Pfade ab, die den Betrachter nah ans Ufer, zu Aussichtspunkten und zu einem Unterstand fuhren. Diese Beobachtungspfade befinden sich jeweils in einem anderen Niveau zum ¨ Hauptweg und zu dem Teich mit den Inseln: Mal fallen sie zum Ufer hin leicht ab, an

Abb. 9. Landschaftlicher Eindruck. August 2008.

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anderer Stelle steigen sie vergleichsweise stark an, so dass sich anderer Blickperspektiven auf die Tiere und die gesamte Landschaft geben. Die Pfade haben durch ihre Bepflanzung (u.a. verschiedene Bambus-Sorten, Kirschlorbeer, Essigbaum, Straucher) verschiedenen Charakter: Mal entwickelt sich Aralie, saisonal bluhende ¨ ¨ ein kleiner Dschungelpfad , ein anderes Mal sind es die Blutenpflanzen selbst, die ¨ ’’ das Augenmerk der Besucher finden. Eingebunden sind Banke, die zum Ruhen und ¨ Verweilen einladen (Abb. 9). Auf der kleinen dritten Insel ist als landschaftsbildendes Element ein platschernder Wasserlauf angelegt, der im Kreislauf mit dem Teich¨ von einem erhohten wasser bespeist wird. Ein weiterer kleiner Wasserfall fallt ¨ ¨ ’’ Aussichtspunkt aus in den Teich. Dieser erhalt ¨ sein Wasser aus einem DrainageSammelschacht und dient damit auch dem Ausgleich von Wasserverlusten im Teich durch Verdunstung. Als besonderer Aussichtspunkt wurde ein Holz-Hochstand mit zwei Plattformen (Standflachen in 1,20 m und 2,50 Hohe), die uber Treppen zu ¨ ¨ ¨ erreichen sind, errichtet. Somit hat der Besucher bei seinem Rundgang um die Anlage vielfaltige Moglichkeiten, die Gibbons aus sehr verschiedenen Perspektiven ¨ ¨ zu sehen. Durch den Anlagentyp gegeben betragt ¨ die Distanz zwischen Betrachter und Tieren mindestens 5,00 m. Allerdings hat man durch den Einblick in den Innenraum auch die Moglichkeit, die Gibbons von nahem, manchmal, wenn sich die ¨ Tiere unmittelbar an den Scheiben aufhalten, sogar zentimeternah zu studieren. Rund um die Anlage informieren Schautafeln und interaktive Lernspiele, die vom padagogischen Team des NaturZoos konzipiert und konstruiert wurden, uber das ¨ ¨ Sozialverhalten, die spezielle Fortbewegungsweise, die anatomischen Besonderheiten sowie uber die allgemeinen biologischen Daten und den Bedrohungsstatus. Zudem ¨ werden die Gibbons des NaturZoos individuell vorgestellt (Abb. 10). ’’

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Beobachtungen und Erfahrungen Die Gibbon-Familie wurde nach dem Umzug aus dem Affenhaus uber drei Wo¨ chen lang ausschließlich in den Innenraumen an ihr neues Zuhause gewohnt. Die ¨ ¨ Außenanlage konnten sie durch die Fenster sehen. Nach dem O¨ffnen der Schieber zur Baumbrucke dauerte es noch funf ¨ ¨ Tage, bis die Gibbons ihren ersten Ausflug auf die Inseln wagten. Dieser war dafur ¨ die Betrachter umso eindrucksvoller: Die drei ¨ fur Tiere, die praktisch zeitlebens in den oben beschriebenen Kafigen im Affenhaus ¨ gelebt hatten bzw. dort geboren waren, nahmen von der gesamten Insel und allen Selbstverstandnis Besitz. Die Klettermoglichkeiten mit einem absolut verbluffenden ¨ ¨ ¨ ¨ Gibbons hangelten und kletterten an den Asten und Tauen und liefen uber die ¨ Stamme in einer Souveranit ¨ ¨ at ¨ und mit einer Geschicklichkeit, als ob sie fur ¨ diese Vorstellung bis zur Perfektion trainiert hatten. Sowohl die sofortige großraumige ¨ ¨ ’’ Nutzung der Anlage als auch die Bewegungssicherheit waren bemerkenswert. Nur das Weibchen testete den Wassergraben als Reviergrenze aus: Es streckte ein als es keinen festen Halt Bein in die Sumpfzone aus, zog sich aber wieder zuruck, ¨ verspurte. ¨ Eine große Attraktion stellten die lebenden Baume dar, die von den Tieren zu ¨ Bewegungsspielen und als Ruheplatze aufgesucht wurden. ¨ ’’

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¨ interaktive Lerntafeln. Abb. 10. Beispiel fur

Auch wenn die Anlage in ihrer Dimension sehr hohe Maßstabe setzt und kleinere ¨ Gehege ganz sicher die Anforderungen an eine artgemaße Gibbon-Haltung erfullen, ¨ ¨ so lasst sich heute doch objektiv feststellen, dass die Gibbons von dem gesamten ¨ Weibchen angebotenen Raumangebot regelmaßig Gebrauch machen. Das jungere ¨ ¨ lebt dabei deutlicher einen – noch spielerischen – Bewegungsdrang aus als seine Eltern, die die verschiedenen Inselbereiche aus anderen Grunden nutzen, z.B. zum Sonnen¨ baden, Beobachten der Umgebung und Suchen von essbaren Blattern, Krautern und ¨ ¨ Bluten (Abb. 11). ¨ Von Anfang an erlaubten wird den Tieren ganztagig das Aufsuchen der In¨ nenraume, in denen sie auch zweimal taglich gefuttert werden. Wir wollten den ¨ ¨ ¨ Gibbons das Haus als vertrauten Ort und Futterplatz lassen, um sie gegebenenfalls schneller einsperren zu konnen, wenn dies notwendig sein sollte. Unsere Gibbon¨ Familie hatte schon im Affenhaus eine Taktik entwickelt, die einen fast verzwei’’ feln ließ, wenn man die gesamte Gruppe einsperren wollte: Selbst bei Futterungen ¨ kamen nie alle Tiere gleichzeitig in den Innenraum; eines blieb draußen und wurde ’’

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Abb. 11. In der neuen Anlage halten sich die Gibbons fast ausschließlich auf den Kletterstrukturen auf.

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durch ein anderes abgelost , das mit Futter zuruckkehrte. Diese Strategie behielten ¨ ¨ ’’ die Gibbons auch in der neuen Anlage bei. Es erwies sich hier von großem Vorteil, dass im Haus Umsperrmoglichkeiten durch die beiden Innenkafige und den ¨ ¨ artigen Außenkafig bestehen. Besonders hilfreich ist es auch, dass auf Vorruckw ¨ ¨ ¨ schlag der Tierpfleger je O¨ffnung zwischen Haus und Baumbrucke zur Insel zwei ¨ Schieber installiert wurden, von denen einer von innen und einer von außen bedient ¨ , wenn es darum geht, die werden kann. So gelingen dann doch Uberlistungen ’’ Tiere einzusperren. Vielleicht ware ¨ das generell einfacher, wenn die Gibbons unter einer taglichen Einsperr-Routine mit abendlicher Futterung gehalten wurden. Dies ¨ ¨ ¨ widerspricht aber unserem Prinzip, unseren Tieren wenn moglich ganztagig das ¨ ¨ Maximum an Raumangebot und die freie Wahl des Aufenthaltsortes in ihrem Gehege anzubieten. Der Tag fur ¨ die Gibbons beginnt im Sommer um 6.00 Uhr, vielDas sind rund zwei Stunden vor Dienstbeginn der Tierpfleger. leicht noch fruher. ¨ Auch am Abend reicht die Aktivitatsphase bis zu zwei Stunden uber die Arbeits¨ ¨ zeiten hinaus. Zudem wurde ein abendliches Futtern zum Anlocken der Gibbons der ¨ ¨ ’’

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ausgepragten Tagaktivitat Futteraufnahme dieser Art entgegen¨ ¨ und ganztagigen ¨ stehen. Zeit im Haus bewirken andererseits aber, dass die Tiere tagsuber Die Futterungen ¨ ¨ Die darin zubringen, in Futtererwartung auch schon vor den Futterungszeiten. ¨ Tierpfleger wirken dem entgegen, indem sie Gemuse ¨ und in der Konsistenz harte ’’ Fruchte uber den Wassergraben auf die Insel werfen, so dass die Gibbons diese ¨ ¨ Stucke dort suchen mussen. ¨ ¨ Nach nunmehr zweieinhalbjahrigem Betrieb der Anlage lasst sich feststellen, dass ¨ ¨ alle Kletterstrukturen von den Tieren in gleichem Maße genutzt werden. Zuvor vereinzelt geaußerte Bedenken, dass die Gibbons nicht mit den dicken Stammen ¨ ¨ Sie laufen nicht nur erwiesen sich als vollkommen unbegrundet. zurecht kamen, ¨ ¨ ’’ auf diesen, sondern konnen daran auch hangeln. Die Baume haben die anfanglich ¨ ¨ ¨ starke Beanspruchung uberstanden – wenngleich mit Ast- und Zweigverlusten. Sie ¨ treiben aber weiter aus und erholen sich. Die Busche, Baumsetzlinge und die Bam¨ bus-Pflanzen sind herangewachsen und vermitteln schon das Bild eines geschlossenen Unterwuchses. Auch die Rankenpflanzen haben mittlerweile Hohen von stellenweise ¨ rund 5 m erreicht und breiten sich weiter aus (Abb. 4 und 5). Durch die Ausgliederung aus dem Bestand des Affenhauses erlangten die Gibbons einen deutlichen Zugewinn an Aufmerksamkeit durch die Besucher. Tatsachlich ¨ wurden sie vielfach erst jetzt als eine eigene Art wahrgenommen: Solange sie im ’’ Affenhaus lebten, waren sie schlichtweg Affen ; jetzt waren sie zu Gibbons ge’’ ’’ worden. Selbst Stammbesucher brachten zum Ausdruck, dass die neuen Affen ’’ eine Bereicherung seien. Die Erklarung, dass die Neuen schon Jahrzehnte im ¨ ’’ Affenhaus lebten, traf auf Unglauben. In dem besonderen Fall im NaturZoo war es aber auch so, dass mit Bartaffen und Schopfmangaben und zwei Drittel der Gib’’ bons durchweg schwarz-graue Primatenvertreter direkt nebeneinander prasentiert ¨ wurden. Leider scheint den Betrachtern eine Unterscheidung von Arten – selbst wenn sie einen langen, einen mittellangen und keinen Schwanz ihr Eigen nennen und sich auch sonst doch vermeintlich eindeutig durch Stirnschopf, Vollbart und uber¨ lange Arme voneinander abzeichnen – auch im unmittelbaren Vergleich nicht immer leicht zu fallen. Fur ¨ die weitere Entwicklung des NaturZoos bedeutet das, dass wir verwandte Tiergruppen doch verteilter im Gelande prasentieren und den Gehegen sowohl durch ¨ ¨ Gestaltung und Benennung – nach den darin gehaltenen Tierarten oder einer Tiergesellschaft – einen eigenstandigen Charakter zuschreiben. Dies scheint sowohl in ¨ Hinblick auf den padagogischen Auftrag als auch zur praktischen Orientierung der ¨ Besucher im Zoo geboten. Die Besucher nahmen die neue Anlage sehr gut an. Die Großzugigkeit und ¨ Naturlichkeit werden von ihnen betont vermerkt. Auch wenn man meint, dass ¨ Wassergraben als Absperrungen zwischen Tieren und Menschen bei den Zoobesu¨ chern verinnerlicht sind – im NaturZoo gibt es ahnliche schon seit vielen Jahren bei ¨ Dscheladas und Bartaffen – so wurde doch mehrfach die Frage an Zoomitarbeiter gerichtet, wieso die Gibbons denn auf der Insel blieben. Dies spricht auch fur ¨ die gelungene landschaftliche Einbindung des Geheges, die eben keine Absperrung offensichtlich werden lasst (Abb. 9). ¨ ’’

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A. Johann  Die neue Gibbon-Anlage im NaturZoo Rheine

Es muss aber auch erwahnt werden, dass sich die Besucher fragen, warum denn ¨ nur drei Tiere so viel Platz haben. Eine ganze Horde ware ¨ doch sehr viel ’’ ’’ ’’ die Großzugigbesser. Zwar herrscht ungeteilte Zustimmung und Anerkennung uber ¨ ¨ sich offensichtlich doch, dass etwas mehr keit des Geheges, aber man wunscht ¨ Gruppen-Aktivitat ¨ im Gehege stattfande. ¨ ’’ Sehr großen Zuspruch hat die landschaftliche Gestaltung erfahren. Die Verweildauer vor allem von erwachsenen Besuchern ist hoch. Die eingewanderten Wildtiere – darunter Froschlurche, Teichrallen und Reiherenten, die hier auch erfolgreich finden sehr viel Beachtung und laden zum Be– und die Blutenpflanzen bruteten ¨ ¨ obachten und Verweilen ein. Wie an vielen anderen Stellen im NaturZoo werden auch an der Gibbon-Anlage die Schautafeln und Lernspiele viel genutzt. Die Zoopadagogen nutzen bei ihren ¨ Fuhrungen und im Zooschulunterricht Modelle von Gibbon-Handen und Schadel, ¨ ¨ ¨ um Details uber die Tiere zu vermitteln, die uber die Distanz nicht zu erkennen sind. ¨ ¨ Ein Versuch, uber Lautsprecher Gesange von Gibbons abzuspielen und die Tiere ¨ ¨ damit selbst zum Singen und zum Naherkommen zu animieren, zeigte noch keinen ¨ uberzeugenden Erfolg. ¨ Vom tierpflegerischen Aufwand her fallt ¨ bei der neuen Anlage eher weniger Arbeit Haltung im Affenhaus. Die Inseln wurden tatsachlich noch an als bei der fruheren ¨ ¨ nie von den Pflegern betreten, seit die Tiere dort leben. Ein bis zweimal jahrlich ist ¨ eine Pflanzenpflege (Mahen, Ruckschnitte) auf den Inseln notwendig, die vom ¨ ¨ Zoogartner durchgefuhrt wird. Zu diesem Zweck wird aus Leitern und Holzplanken ¨ ¨ eine Brucke gebaut, uber die man auch mit Schiebkarren wechseln kann. Eine Ver¨ ¨ einen Gitterroststeg, der 40 cm unter der Wasseroberflache verlauft, bindung uber ¨ ¨ ¨ erwies sich bisher als nicht wirklich notwendig (zumindest bei den gegebenen Verhaltnissen mit den aggressiven Tieren) und nur eingeschrankt funktional. ¨ ¨ Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass die neue Gibbon-Anlage die bei Zudem bewirkte der Auszug der der Planung gestellten Anforderungen voll erfullt. ¨ Gibbons aus dem Affenhaus eine Verbesserung der Haltungsbedingungen der dort verbliebenen Bartaffen, die mittelfristig als einzige großere Primatenart in diesem ¨ Haus bis zu dessen vollstandigem Ersatz verbleiben sollen. ¨ Die Bauleitung fur ¨ das Projekt oblag der im NaturZoo angestellten BauingenieuDie Kosten fur rin Ina Yuksel. ¨ das Haus incl. Einrichtung und dem angeschlossenen ¨ Außenkafig betrugen 74.500,00 h. Fur ¨ ¨ die Einrichtung der Inseln (Material, Kran und Arbeitsleistung) schlugen 11.000,00 h zu Buche. Der Hochstand und ein Unterstand auf einem erhohten Aussichtspunkt kosteten 14.800,00 h. Die Kosten fur ¨ ¨ den Folienteich und die Ausformung der Inseln sind schwer zu ermitteln, da sie Teile einer weitaus umfangreicheren Landschaftsgestaltung waren, die sich auf 80.000,00 h beliefen. Die Ausfuhrung aller Gewerke erfolgte durch lokale Unternehmen. Die Schlosser¨ arbeiten im Haus, die Einrichtung der Inseln und Innenraume sowie die Anpflan¨ zungen und weitere Landschaftsgestaltungen erfolgten durch Handwerker, Gartner ¨ und Tierpfleger des NaturZoos. Es ist geplant, die separate dritte Insel zu einem spateren Zeitpunkt zur Haltung ¨ einer Lemuren-Art zu nutzen. Hierzu wird der Bau eines weiteren kleinen Warm’’

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der Bereich sowohl von der Attraktivitat hauses notwendig sein. Damit wurde ¨ als ¨ auch von der didaktischen Aussage eine Abrundung erfahren, waren doch dann ¨ Halbaffen und kleine Menschenaffen direkt nebeneinander gestellt. Zusammenfassung Einleitend werden die Haltung von Gibbons im NaturZoo Rheine und in Zoologischen Garten im Allgemeinen umrissen. ¨ Im Jahr 2007 wurde eine neue Gibbon-Anlage im NaturZoo eroffnet. Die Planungen dazu, ¨ die fertige Anlage und Beobachtungen und Erfahrungen beim Betrieb des Geheges sind umfassend dargestellt beschrieben.

Schrifttum Delacour, J. (1961). Gibbons at Liberty. Zool. Garten N.F., 26, 96–99. Johann, A. (2007). Der NaturZoo Rheine – heute und morgen. in: Rheine – gestern, heute, morgen. Zeitschrift fur ¨ den Raum Rheine Bd. 57.