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Praxis
Das in der zweiten Lebenshälfte am häufigsten erkrankte Organ des Mannes ist die Prostata
Neuraltherapie der Prostata – Fallberichte aus der Praxis Prostataerkrankungen erlangen im höheren Lebensalter eine besondere Bedeutung. Sie führen zu lästigen Funktionsstörungen bis hin zu ernsthaften Organerkrankungen. Die häufigsten Erkrankungen sind die Prostatitis, die benigne Prostatahyperplasie und das Prostatakarzinom. Zudem kann eine bestehende oder abgelaufene Erkrankung zu einem Störfeld Prostata werden. Wie kann die Neuraltherapie hier helfen? G. Droß In den letzten 10 Jahren meiner Praxistätigkeit zeigte sich, dass bei den Krankheitsbildern Prostatitis und benigne Prostatahyperplasie sowie beim Störfeld Prostata die Neuraltherapie nach Huneke (NTH) große Erfolge erzielen kann. Dabei stellt sich zunächst die Frage nach der Injektionstechnik. Einerseits besteht die Möglichkeit, indirekt über die suprapubische Injektion an den Plexus Frankenhäuser Einfluss auf die Regulation der Prostata zu nehmen, andererseits ist auf dem pararektalen Weg eine direkte Injektion in die Drüse möglich.
Medizin steht dieser Erkrankung relativ hilflos gegenüber. Grundsätzlich kann man zunächst eine akute von einer chronischen Form der Prostatitis abgrenzen (s. Kasten). Da sie häufig bakteriell bedingt ist, greifen hier die üblichen Antibiotikagaben noch am besten. Die Symptome bleiben jedoch oftmals nach der Therapie bestehen. Die dann sich entwickelnde chronische Verlaufsform kann sowohl bakteriell als auch abakteriell sein. Die Hauptsymptome Prostatitis
Prostatitis Den größten Erfolg verspricht die NTH bei der Prostatitis. Die herkömmliche
• Akut • chronisch bakteriell • chronisch abakteriell • asymptomatisch entzündlich
sind bei allen drei Formen unter anderem ein Druck- und Pfahlgefühl, Harndrang, Pollakisurie und Dysurie. Als vierte Form kann eine asymptomatisch entzündliche auftreten. Alle Verlaufsformen können durch die NTH als alleinige Therapie sehr gut behandelt werden.
Injektionsweg: suprapubisch oder perineal? Zur wichtigen Frage, welche Injektionen am meisten Erfolg versprechen, habe ich folgende Erfahrungen gemacht: Von 1998 bis 2000 führte ich ausschließlich zunächst die suprapubischen Injektionen an den Frankenhäuser-Plexus durch (beidseits je 5 ml Procain 1%). Kam es
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nach der zweiten Therapiesitzung zu keiner deutlichen Beschwerdelinderung, wurden segmental und übersegmental mögliche Störfelder mit angespritzt. Bei weiterer Persistenz der Beschwerden kamen peridurale Injektionen von sakral zur Anwendung. Die folgende Kasuistik bewog mich aber zu einem Umdenken.
Fallbeispiel: chronische abakterielle Prostatitis Am 11.10.2000 suchte mich der damals 70-jährige Patient U.L. auf. Er litt seit seinem 32. Lebensjahr an einer chronischen abakteriellen Prostatitis. Seit fünf Jahren lag ein Stent in der Harnröhre. Die Beschwerden waren Algurie, Pollakisurie, ständiger Harndrang und Schmerz im gesamten Dammbereich. Die Lebensqualität erschien stark eingeschränkt. Spaziergänge oder Stadtbesuche waren unmöglich. An Medikamenten nahm er neben Herz- und Kreislaufmitteln für die Prostata Omnic 0,4 (Tamsulosin, ein α-Blocker) ein. Bis zum 12.02.2001 erfolgten in sechs Sitzungen die o.a. suprapubischen Injektionen unter Einschluss der Störfeldbehandlung von Narben, Tonsillen und Zähnen. Der Behandlungserfolg war nur mäßig. Daraufhin erfolgten im Abstand von 14 Tagen zwei Sitzungen mit perinealen Injektionen von insgesamt 12 ml Procain 1% in die Prostata. Jetzt stellte sich eine deutliche Linderung und Besserung ein. Daraufhin ließ sich der Patient den Stent ziehen. Nach weiteren zwei Sitzungen in der gleichen Weise setzte er, inzwischen völlig beschwerdefrei, das Medikament Omnic ab.
Abb. 1: Perineale Injektion in die Prostata
mal möglichen 12 ml Procain 1% auf. Ich benutze unabhängig von der Leibesfülle immer die blaue Kanüle 0,6×80 mm, die zunächst noch mit der Umhüllung aufgesteckt wird.
muss dann gegebenenfalls korrigiert werden. Bisher ist es bei ca. 500 derart durchgeführten Injektionen noch zu keiner Penetration des Rektums gekommen. Gibt der Patient einen Schmerz an, ziehe ich die Nadel minimal zurück, gebe eine kleine Menge Procain und warte einen Moment. Meist passiert das, wenn man das Diaphragma urogenitale durchstößt oder an das Centrum tendineum perinei gelangt. Insgesamt benötigt man für den Weg 1–2 ml Procain. Nach leichter Korrektur der Stichrichtung gelangt man mit der Nadel in die Prostata und spritzt ca. 4–5 ml, sodass insgesamt pro Seite ca. 6 ml verbraucht werden. Die andere Seite wird entsprechend behandelt. Bei entspannter Beckenbodenmuskulatur treten allenfalls geringe Schmerzen auf. Der Patient wird darauf hingewiesen, dass bis zum Folgetag Blut im Urin oder Ejakulat auftreten kann.
Wie oft muss injiziert werden? Die Frage, wie oft injiziert werden muss, lässt sich natürlich nicht allgemeingültig beantworten. Entscheidend ist in erster Linie, wie lange die Erkrankung besteht. Am obigen Beispiel konnte gezeigt werden, dass selbst nach 38-jährigem Leidensweg noch Beschwerdefreiheit zu erreichen war, hier mit insgesamt zehn Sitzungen. Die folgende Kasuistik belegt, dass auch eine bakterielle Prostatitis durch die alleinige Neuraltherapie ausheilen kann.
Fallbeispiel: bakterielle Prostatitis
Technik der perinealen Injektion Das Vorgehen bei der perinealen Injektion ist weniger geläufig und soll im Folgenden beschrieben werden. Der Patient liegt mit dem Rücken auf einer normalen Untersuchungsliege. Er zieht die Beine an, dabei stehen die Füße ca. 50 cm auseinander und die Knie fallen nach außen. Diese Stellung ist ausreichend bequem und entspannt. Sie ähnelt der Steinschnitt-Lage auf einem gynäkologischen Stuhl. Der Patient wird nun gebeten, Hoden und Penis selbst nach oben zu halten. Danach wird die gesamte Analregion mit einem Spray desinfiziert. Während der Einwirkungszeit ziehe ich in einer 10 ml Spritze die maxi-
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Auf den Zeigefinger der behandschuhten linken Hand kommt ein Gleitmittel. Bewährt hat sich hierzu Ultraschallgel. Ich setze mich auf das Fußende der Liege, stütze mich mit dem linken Ellenbogen ab und taste mit dem eingeführten linken Zeigefinger die Prostata ab. Die Nadel wird nun ca. 1–1,5 cm von der Anusmitte bei ca. 10:30 und später bei 13:30 Uhr eingestochen und nach Quaddelung mit leichtem Stempeldruck langsam vorgeschoben. Der in der Ampulle liegende Finger spürt, wenn die Nadel dem Rektum zu nahe kommt. Die Richtung der Nadel
Am 20.07.2006 kam der Patient S.D., Jahrgang 1939, zum ersten Mal in meine Sprechstunde. Seit sechs Monaten bestand ein blutiger Ausfluss und Algurie. Der PSA-Wert war bei mehrfachen Kontrollen bis 10 ng/ml erhöht. Verständlicherweise bestand die Angst vor einem Karzinom. Im Computertomogramm waren schollige Kalkeinlagerungen ohne Hinweise auf ein Karzinom erkennbar. Sonographisch war die Drüse auf ca. 58 cm3 vergrößert. Bei der rektalen digitalen Untersuchung tastete ich eine deutlich vergrößerte, eher teigig weiche Prostata mit verstrichenem Sulkus. Der linke Lappen war praller und druckschmerzhaft. Nach insgesamt acht Therapiesitzungen mit perinealen Injektionen von 12 ml Procain 1% in die Prostata im Abstand von ca. 14 Tagen war der Patient völlig be-
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schwerdefrei. Eine Nachuntersuchung am 7.12.2006 ergab einen normalen Tastbefund mit noch fühlbarem Sulkus und ohne Druckdolenz. Der PSA-Wert lag unter 4 ng/ ml. Der Urin war im Combur-9-Test ohne Befund. Sonographisch erschien die Drüse homogen, glatt berandet und ca. 28 cm3 groß. Laut Aussage der Tochter ist der Patient bis heute (Stand Mai 2008) weiterhin völlig beschwerdefrei.
Störfeld Prostata Ähnlich häufig wie der gynäkologische Raum bei der Frau kann die Prostata beim Mann zum Störfeld werden. Dies gilt im besonderen Maße für Zustände nach abgelaufener Prostatitis. Auch Traumata oder regressive Veränderungen der Drüse können ein „Störfeld Prostata“ schaffen. Regelmäßig berichten Patienten nach Neuraltherapie der Prostata auch von einer Verbesserung ihres Allgemeinbefindens und gleichzeitigem Nachlassen anderer Beschwerden, vor allem des Rückens und des Darms. Aufmerksam sollte man als Therapeut besonders werden, wenn Patienten berichten, dass sie im Dammbereich sehr empfindlich auf Wetterumschwung oder mechanische Belastungen, z.B. beim Fahrradfahren, reagieren. Das ist ein typisches Zeichen für ein Störfeld Prostata.
21.12.2004 war der Patient zunächst beschwerdefrei. Am 16.06.2005 meldete er sich erneut in der Praxis wegen allmählich stärker werdender Beschwerden wie Dysurie und Pfahlgefühl, die aber das frühere Ausmaß nicht annähernd erreichten. Im C9-Test des Urins fanden sich bis auf einzelne Leukozyten keine pathologischen Befunde. Nach einer einmaligen Therapie in der oben angeführten Weise verschwanden die Beschwerden völlig. Fast 16 Monate später, am 06.10.2006, erschien der Mann erneut in meiner Praxis. Diesmal klagte er über Schwin-
Ein eindrucksvolles Beispiel für ein Störfeld bietet die folgende Kasuistik.
Fallbeispiel: Störfeld Prostata Der Patient S.J., Jahrgang 1956 erschien am 08.11.2004 zum ersten Mal in meiner Praxis wegen einer Prostatitis, die trotz mehrfacher Antibiose fortbestand. Er klagte insbesondere über ständigen Schmerz und Druck im Dammbereich, Harndrang und Schmerzen bei der Ejakulation. Nach dreimaliger perinealer Injektion in der Zeit vom 8.11.2004 bis zum
Es ist lohnenswert, bei schwer fassbaren, therapieresistenten Krankheitsbildern wie Burn out, Depression oder Klimakterium virile an die Möglichkeit eines Störfeldes Prostata zu denken.
P. Dosch berichtet in seinem Lehrbuch zudem von Patienten, bei denen die Prostata ursächlich für Glaukom, Angina pectoris, Ischias, Polyarthritis, Malum coxae senile oder Claudicatio intermittens verantwortlich war [4].
Benigne Prostatahyperplasie
Störfeld Prostata • Es tritt insbesondere auf • nach Prostatitis • nach Trauma • nach Urethritis und/oder Zystitis • nach Hodenentzündungen • nach Prostatektomie (Restgewebe und Prostataloge) • durch Entwicklung eines Prostataadenoms
15.05.2008 erhielt der Patient aus Angst vor einem Rezidiv auf eigenen Wunsch eine neuerliche Behandlung. Es ist lohnenswert, bei schwer fassbaren, therapieresistenten Krankheitsbildern wie Burn out, Depression oder Klimakterium virile an die Möglichkeit eines Störfeldes Prostata zu denken.
del, Herzdruck, Stoffwechselstörungen mit der Entwicklung eines Diabetes Typ 2 und Depressionen. Die bisherige Behandlung einschließlich zweier Krankenhausaufenthalte und einer sechswöchigen Kur hatten keinen Erfolg erbracht. Für mich bestand der dringende Verdacht auf ein Störfeld Prostata, das sich trotz der früheren neuraltherapeutischen Behandlung entwickelt hatte. Dieser Vorstellung folgend injizierte ich vom 06.10.2006 bis zum 06.03.2007 insgesamt viermal je 12 ml Procain 1% in die Prostata über den perinealen Weg. Es kam zu einer kontinuierlichen Besserung aller geschilderten Symptome bis zum völligen Abklingen und einem „neuen Lebensgefühl“. Am 06.09.2007 und am
Die Inzidenz der benignen Prostatahyperplasie (BPH) steigt ab dem 50. Lebensjahr stark an. Bei den über 70-jährigen Männern ist bereits mehr als die Hälfte behandlungsbedürftig und mit der ständig steigenden Lebenserwartung nimmt auch die Zahl der Erkrankungen zu. Autopsiestudien ergaben, dass in der neunten Lebensdekade ca. 90% der Männer die histologischen Zeichen einer BPH aufweisen. Sie stellt somit eine Volkskrankheit dar. Erfasst wird die BPH durch die kombinierte Betrachtung von Symptomen, Harnstrahl und Prostatavolumen. Die Drüse vergrößert sich in der Regel langsam im Laufe von Jahren. Das normale Volumen wird mit 20–25 cm3 angegeben. Anatomisch werden vier Bereiche der Drüse unterschieden: die anteriore, die zentrale, die periphere und die transitionale Zone. Bei der BPH kommt es zu einem knotigen Umbau mit Zellvermehrung (Hyperplasie) der Transitionalzone und später zu einer Vergrößerung der gesamten Prostata. Wenn die Urethra durch das wachsende, umliegende Gewebe eingeengt wird, kommt es zur Obstruktion und der Harnstrahl lässt nach. Als nächste Stufen treten Nachträufeln, das Gefühl, die Blase nicht mehr richtig entleeren zu können und Pollakisurie auf. Aber meist
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lässt ein Mann sich erst von einem Arzt untersuchen, wenn er häufiger als einmal in der Nacht zur Toilette muss. Nur ca. 25% unterziehen sich regelmäßig jedes Jahr einer möglichen Vorsorgeuntersuchung. Die Häufigkeit des nächtlichen Urinierens kann zunächst schwanken, pendelt sich dann meist auf eine höhere Frequenz von zwei- bis dreimal pro Nacht ein. Auch höhere Frequenzen kommen vor. Ein Patient hatte zu Beginn der Behandlung eine Nykturie von sieben- bis achtmal. Benigne Prostatahyperplasie (BHP) • Synonyma: benignes Prostatasyndrom, Prostatahypertrophie, Prostataadenom, Prostatafibroadenom • Ursachen: altersbedingt; fraglich: Hormonmangel, Bewegungsmangel, Ernährung • Symptome: Nykturie, Restharnbildung, Pollakisurie, Nachträufeln, verminderter Strahl, rezidivierende Zystitis, Harnverhalt
Die Diagnostik beinhaltet die rektale digitale Abtastung, die Uroflowmessung, die Sonographie mit Bestimmung von Restharnmenge, Prostatagröße und -homogenität sowie die laborchemische Untersuchung inklusive der Prostataphosphatase und des PSA. Dabei geht es um den Ausschluss eines Karzinoms und die Festlegung auf eine der vielen Therapieoptionen. Oftmals wird in gering fortgeschrittenen Stadien von Seiten der Urologen ein kontrolliertes Zuwarten empfohlen. Auch kann eine medikamentöse Therapie noch ausreichend sein. Die Therapie mit Phytopharmaka wie Brennnesselwurzel-, Sägepalmfruchtoder Kürbiskernextrakten ist bei den Patienten beliebt und wird oft angefordert. Der Nachweis ihrer Wirksamkeit ist aufgrund unterschiedlicher Zusammensetzungen bis heute aber nur in kleinen, unzureichenden Studien untersucht worden. Medikamentöse Therapie der BHP • Phytopharmaka: In einigen kleineren Studien keine oder geringe Besserung, eher auf Placeboniveau • α-Rezeptorenblocker (Alfuzosin, Doxazosin, Tamsulosin, Terazosin): Symptomlinderung, aber ungehindertes Fortschreiten der Erkrankung • 5-α-Reduktaseinhibitoren (Dutasterid, Finasterid): Aufschub des Wachstums, evtl. Verkleinerung der Drüse, kaum Symptomlinderung
Patient
Alter (Jahre)
Anzahl Behandlungen
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Nykturie (Anzahl)
Prostatavolumen (ccm)
Vor Therapie
Nach Therapie
Vor Therapie
Nach Therapie
L.F.
56
12
4
0
?
48
S.W.
75
5
2
0
127
94
K.H.
75
9
8
1–2
71
35
K.H.
65
8
4
0
?
25
G.M.
79
14
3
0
117
77
F.W.
64
5
5
0
?
18
D.J.
64
10
4
0
?
?
D.H.
62
4
2
0
?
?
K.L.
66
8
3
0
?
50
L.H.
72
8
3
0
?
?
W.R.
47
5
2
0
?
?
G.F.
52
3
3
0
60
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Tab. 1: Ergebnisse einer retrospektiven Bewertung: 12 unselektierte Patienten mit BPH vor und nach perinealen Injektionen an die Prostata (?=nicht ermittelt)
Bei den chemischen Pharmaka stehen zwei Stoffgruppen zur Verfügung. Die α-Rezeptorenblocker können wohl die Symptomatik innerhalb von Tagen deutlich lindern, nicht jedoch das allmähliche Wachstum aufhalten. Sie bewirken an α1-Adenorezeptoren in der Prostata und der Harnblase eine Relaxation der glatten Muskulatur. Dagegen kann die Gabe eines 5-α-Reduktaseinhibitors das Zeitfenster für eine der vielen operativen Eingriffsmöglichkeiten erweitern. Sie katalysieren die Umwandlung von Testosteron in Dihydrotestosteron und können so eine über 40 ccm große Drüse um 20–25% verkleinern. Die volle therapeutische Wirkung setzt nach drei bis sechs Monaten ein. Da die Symptome zunächst gar nicht beeinflusst werden, kombinieren manche Kollegen in der Therapie die beiden Substanzen miteinander. Neben den erheblichen Kosten steigen auch die Risiken der Nebenwirkungen und Interaktionen, zumal oft noch andere Pharmaka, z.B. gegen Bluthochdruck oder andere chronische Erkrankungen, eingenommen werden. Zu einem späteren Zeitpunkt, manchmal erst nach Jahren, ist die operative Ver-
kleinerung od er Entfernung der Vorsteherdrüse unumgänglich, um einen drohenden Harnstau bis in die Nieren und ein Nierenversagen zu vermeiden. Kann eine rechtzeitig einsetzende Neuraltherapie diesen nahezu zwangsläufig ablaufenden Prozess stoppen? Dazu der folgende Fall.
Fallbeispiel: benigne Prostatahyperplasie Am 02.08.2007 kam ein 52-jähriger Mann in meine Praxis. Er klagte über Pollakisurie, vermehrten Harndrang, besonders nach Alkohol, Nykturie zwei- bis dreimal und zunehmende Potenzstörungen trotz dreimaliger Testosteroninjektion. Bei der rektalen Untersuchung war die Prostata palpatorisch weich, glatt, der Sulkus war verstrichen. In der Sonographie erschien die Drüse homogen vergrößert auf ca. 60 cm3, glatt berandet und den Blasenboden leicht anhebend. Medikamente nahm der Patient nicht. Bis zum 17.10.2007 erhielt er drei neuraltherapeutische Behandlungen mit perinealen Injektionen in die Prostata. Alle anfangs beklagten Beschwerden sind verschwunden. Das Volumen der Prosta-
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Vorteile der Neuraltherapie bei BHP • Schnelle Symptomverbesserung • Aufhalten des Fortschreitens der Krankheit • geringer Aufwand der Injektion • keine oder geringe Nebenwirkungen • Verzicht auf Dauereinnahme von Medikamenten
ta wird in der Sonographie am 17.10.2007 mit 28 cm3 bestimmt. Am 17.05.2008 treffe ich den Patienten bei einer Feier. Er ist nach acht Monaten weiterhin völlig beschwerdefrei. Lassen sich diese günstigen Ergebnisse auch auf andere Patienten übertragen? Dazu ein weiteres Fallbeispiel.
Wie lange hält die Symptomverbesserung an? Am 26.10.2005 suchte mich ein 64-jähriger Patient mit den typischen Beschwerden einer BPH wie Pollakisurie und Nykturie (bis zu fünfmal) auf. Bei der rektalen Untersuchung stellte sich die Prostata weich, glatt und deutlich vergrößert dar. Urologischerseits war ein Restharn von 150 cm3 bestimmt worden. An Medikamenten nahm er neben Proscar (Finasterid, ein 5-α-Reduktase-Hemmer) noch Atacant, Norvasc, Dytide H und L-Thyroxin ein. Bis zum 17. 01. 2006 folgten insgesamt fünf neuraltherapeutische Behandlungen in oben angegebener Weise. Nach weiteren vier Monaten, am 22.05.2006, wurde Proscar bei völliger Symptomund Beschwerdefreiheit abgesetzt. Bei einer sonographischen Kontrolle 15 Monate nach Therapie stellte sich die Prostata normal groß und homogen dar. Ein Restharn war nicht festzustellen. Bei den folgenden sporadischen Arzt-PatientenKontakten zeigte sich, dass der Patient über einen Beobachtungszeitraum von mehr als zwei Jahren nach Abschluss der Neuraltherapie symptomfrei ist. Manche Patienten erscheinen zwei bis drei Jahre nach der Therapie zum „Auffrischen“ aus Angst vor einem Wiederauftreten der Beschwerden oder weil sich erste, leichte Symptome wieder einstellen.
BPH: retrospektive Bewertung eigener Fälle In einer retrospektiven Bewertung von zwölf Fällen mit BPH, die in meiner Praxis neuraltherapeutisch behandelt worden sind, kam ich zu folgenden Ergebnissen (Tab. 1): • Das Alter lag bei Behandlungsbeginn zwischen 47 und 79 Jahre. • Die Nykturie als markantestes Symptom trat zwischen zwei- und achtmal auf. Das Volumen wurde sonografisch ermittelt. • Die Anzahl der neuraltherapeutischen Sitzungen betrug zwischen drei- und 14-mal. • In allen Fällen konnte eine deutliche Besserung der Nykturie erzielt werden. Bei elf Männern verschwand die Nykturie völlig. In vier Fällen verringerte sich das Volumen um 30–50%, in 8 Fällen wurde es nicht festgestellt. Die prostataspezifischen Medikamente konnten immer abgesetzt werden. • Der multimorbide und älteste Patient war zufrieden, dass er nachts nur noch ein- bis zweimal statt wie vorher achtmal zur Toilette musste. Ihm blieb die gefürchtete Operation erspart.
Fazit Zusammenfassend habe ich sehr gute Erfahrungen bei folgenden Indikationen gemacht: • Prostatitis • Störfeld Prostata • Benigne Prostatahypertrophie Die Neuraltherapie der Prostata kann bei derart günstigen Ergebnissen nur empfohlen werden. Mein Wunsch ist, dass sie besonders bei den erfahrenen Kollegen eine größere Verbreitung findet. fb
Literatur Dr. med. Gerd H. Droß Markstraße 413 a 44795 Bochum Tel.: (02 34) 9471090 Fax: (02 34) 9471091
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[1] Barop H. Lehrbuch und Atlas der Neuraltherapie nach Huneke. Stuttgart: Hippokrates 1996 [2] Berges R, Dreikorn K, Höfner K. et al. Leitlinien der Deutschen Urologen zur Diagnostik des benignen Prostatasyndroms (BPS). Urologe 2003; 42: 584–590 [3] Berges R, Dreikorn K, Höfner K. et al. Leitlinien der Deutschen Urologen zur Therapie des benignen Prostatasyndroms. Urologe 2003; 42: 722–738 [4] Dosch P. Lehrbuch der Neuraltherapie nach Huneke, 14. Aufl. Heidelberg: Haug 1986 [5] Oelke M. et al. Terminologie und Diagnostik des benignen Prostatasyndroms. Dtsch Ärztebl 2007, 104: 2261 [6] Sökeland J, Schulze H, Rübben H. Urologie, 13. Aufl. Stuttgart: Thieme 2004