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Rolf Matthias zurn 80. Geburtstag
Am 10. Mai 1994 vollendete Rolf Matthias, der Begrunder der Praparatorenausbildung, sein 80. Lebensjahr. Er wurde 1914 in Halle/Saale geboren und besuchte ab 1920 die Grund- und Mittelschule, spater die Abendschule und Verwaltungslehrgange, Seine berufliche Ausbildung als Praparator absolvierte er ab 1929 im Lehrmittelinstitut R. Schluter und Dr. Maas in Halle. Urn sich richtig auf dem Gebiet der Anatomie weiterzubilden, trug er sich als Gasthorer im Hallenser Anatomischen Institut ein, urn in der nachfolgenden Zeit 1934/35 im Anatomischen lnstitut der Universitat GieBen tatig zu sein. 1m AnschluB an den Grundwehrdienst ubernahm er 1936 die wissenschaftlich-technische Leitung der Kriegspathologischen Museen an der pathologischen Abteilung der Militararztlichen Akademie Berlin. Als Rolf Matthias 1946 aus dem Krieg heimkehrte, wurde er in den Kaolinbergbau geschickt. Dort arbeitete er sich bis zum ingenieurtechnischen Betriebsleiter hoch. Der Gedanke, fur Praparatoren eine den ingenieurtechni-
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Ann Anat (1994) 176: 301 - 302 Gustav Fischer Verlag lena
schen Berufsbildern angeglichene Ausbildung zu schaffen, lieB ihn nicht los. Bereits 1934 fuhrte Matthias Gesprache mit Beneke in Marburg und 1936 mit Stieve in Berlin. Der Erfolg blieb zunachst versagt. 1950 wandte sich Kurt Alverdes an Matthias und entwickelte Gedanken zur Heranbildung von Praparatoren, wohlwissend, welche groBe Bedeutung die Praparatoren in morphologischen Instituten besitzen und wie wichtig sie vor allem nach der kriegsbedingten Zerstorung der Institute fur den Wiederaufbau der Sammlungen waren. Die Erinnerung an die latente Misere urn diesen Berufsstand diktierte ihm als Aufgabe die Erarbeitung einer Ausbildungkonzeption auf Fachschulniveau. Das erforderte umfangreiche Kleinarbeit, Gesprache mit den wenigen etablierten Kollegen und Unterstutzung durch Anatomen, Pathologen und Gerichtsmediziner. Nach Uberwindung einer Reihe von Schwierigkeiten bewirkte Matthias schliel3lich die Grundung der Abteilung "Medizinisch-morphologische Praparationstechnik" an der Medizinischen Fachschule der Leipziger Universitat, zu deren Leitung er im Januar 1957 berufen wurde. Am 17. Marz 1957 konnte die Ausbildung des 1. Matrikels beginnen. Die Fachschulstudenten waren dabei Gasthorer der Universitat Leipzig. Die theoretische und praktische Ausbildung fand in den Instituten der Medizinischen Fakultat der Leipziger Universitat statt. Die Lehrkrafte waren Hochschullehrer oder wissenschaftliche Assistenten. Als Voraussetzungen fur das Studium an der neugegrundeten Fachrichtung forderte Matthias Abitur, manuelles Geschick, kunstlerische Fahigkeiten und eine gewisse Vorbildung in medizinischen Berufen, urn das kompakte Studienprogramm in einer Jjahrigen Ausbildung erfolgreich bewaltigen zu konnen, Der Absolvent "Medizinischer Fachpraparator" erhielt nach einem sich an die Ausbildung anschlieBenden Praktikumsjahr die staatliche Anerkennung zur Ausubung des Berufes. Es ist das unbestrittene Verdienst von Rolf Matthias, die Fachschulausbildung aus dem Nichts und ohne Vergleichsmoglichkeiten in Deutschland oder in anderen Landern aufgebaut und stan dig unter Anpassung an die Veranderungen in medizinischer Wissenschaft und Lehre weiterentwickelt zu haben. Die Ausbildungsinhalte wurden standig erganzt und zum Teil erweitert. Gemeinsam mit Praparatoren, meist Schuler von Matthias, und interessierten Hochschullehrern konnte er erreichen, daB eine Profilierung zur Ingenieuraus-
bildung moglich wurde. Dazu trugen die durchweg positiven Arbeitscrgebnisse der Absolventen und die nationale und internationale Anerkennung von Rolf Matthias bei. Mit dem Ingenieur wurde dem Wissenschaftler ein wertvoller tcchnischer Mitarbeiter an die Seite gestellt, der in theoretischer und praktischer Hinsicht allseitig ausgebildet und vielseitig einsetzbar ist. Die Pionierarbeit von Rolf Matthias ist gekennzeichnet von ungeheurem Flei/3, selbstlosem Einsatz und einer kompromil3losen Haltung bei der Losung des seit Jahrzehnten anstchenden Berufsproblems. Das Ergebni s seiner intensiven Bemiihungen verdient unsere Anerkennung und unseren Dank .
Neben seiner Lehrtatigkeit und der Leitung der Abteilung fand Matthias Zeit, gemeinsam mit Chemikern das fur die Korrosionstechnik gut geeignete "Piacryl ASM" (spater "Kallocryl M") zu entwickeln und sich uber korrosionstechnische Probleme und spezielle Praparationstechniken in 20 Publikationen und 12 Vortragen zu aufsern, 1979 ging Rolf Matthias in den verdienten Ruhestand. Seit 1981 lebt der Jubilar in Berlin-Marienfelde.
Wolfgang Schmidt, Leipzig Gunter Kunz, Berlin
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