Wirkung eines Nitrifizidzusatzes zu Harnstoff auf Mikroorganismen und Nitrifikation im Fichtenrohhumus

Wirkung eines Nitrifizidzusatzes zu Harnstoff auf Mikroorganismen und Nitrifikation im Fichtenrohhumus

Zentralbl. Mikrobiol. 141 (1986), 523-533 VEB Gustav Fischer Verlag Jena [Aus der Sektion Forstwirtschaft, Wissenschaftsbereich Bodenkunde und Technis...

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Zentralbl. Mikrobiol. 141 (1986), 523-533 VEB Gustav Fischer Verlag Jena [Aus der Sektion Forstwirtschaft, Wissenschaftsbereich Bodenkunde und Technischen Universitiit Dresden]

Standort~lehre

der

Wirkung eines Nitrifizidzusatzes zu Harnstoff auf Mikroorganismen und Nitrifikation im Fichtenrohhumus The Effect of Nitrificide Addition to Urea on Microorganisms and Nitrification in Spruce Rawhumus HILDEMARA MAl und HANS JOACHIM FIEDLER Mit 6 Abbildungen

Summary The effect of urea with addition of the nitrificide l-carbamoyl-3(5)-methyl pyrazole (CMP) was compared with that of urea and lime ammonium nitrate when applying it superficially in a spruce stand. Urea enhanced microbial activity to a higher degree than lime ammonium nitrate. Under the conditions of high acidity and high humus content the nitrificide strongly lowered the number of nitrifying bacteria. In addition to this the germination numbers of bacteria, ureolytic microorganisms and actinomycetes were slightly reduced for a certain time. The ammonium nitrogen content and the pH value were temporarily increased and the nitrate contents, which are low by nature in the spruce rawhumus, were lowered. The effect of the preparation depends upon the time needed for its infiltration into the humus layer. For 15-30 d it is strongly pronounced and ess for ~ 70 d.

Zusammenfassung Did Wirkung von Harnstoff mit Nitrifizidzusatz wurde mit der von Harnstoff und Kalkammonsalpeter bei oberfliichiger Ausbringung im Fichtenbestand verglichen. Harnstoff forderte die mikrobielle Aktivitat starker als Kalkammonsalpeter. Das Nitrifizid l-Carbamoyl-3(5)-Methylpyrazol (CMP) senkte unter Bedingungen hoher Aziditat und hohen Humusgehaltes die Nitrifikantenzahlen stark. Zusiitzlich wurden die Keimzahlen an Bakterien, ureolytischen Mikroorganismen und Aktinomyzeten voriibergehend schwach reduziert. Der Gehalt an Ammonium-Stickstoff und der pH-Wert waren zeitweilig erhoht, die von Natur aus niedrigen Nitratgehalte im Fichtenrohhumus gesenkt. Die Wirkung des Praparates ist vom zeitlichen Verlauf seiner Einwaschung in die Humusauflage abhangig; sie ist 15-30 d stark und ~ 70 d schwacher ausgepriigt.

Die Wirkung der Nitrifizide ist bislang nur in Landwirtschaft und Gartenbau eingehender gepriift worden. An Substanzen standen dabei Nitrapyrin (N-Serve, 2-Chlor6-(trichlormethyl)-pyridin), DCD (Dicyandiamid) und in geringerem MaBe AM (2-Amino-4-chlor-6-methylpyrimidin) im Mittelpunkt des Interesses (SLANGEN und KERKHOFF 1984; KONIG 1983). Die Inhibitoren verzogern die Stickstofftransformation innerhalb der Reaktionskette NH4 -7 Hydroxylamin -+ Nitrohydroxylamin -+ N0 2 -+ N0 3 , so z. B. den ersten Schritt im Fall des Nitrapyrins.

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H.

MAl

und H. J. FIEDLER

Einige der Nitrifizide beeinflussen zusatzlich die Harnstoffhydrolyse (RANNEY 1978), andererseits wirken auch einige Ureaseinhibitoren auf die Nitrifikation ein (MISHRA et aJ. 1980). Nitrifizide im engeren Sinne sollen vor allem die Aktivitat von Nitrosom'onas (NH4 -» N0 2 ) reduzieren und fur andere Bodenorganismen, insbesondere N1'trobacter, nicht toxisch sein. Eine Einwirkung von Nitrifiziden auf andere Bodenmikroorganismen einschlieBlich Knollchenbakterien laBt sich aber nicht immer ausschlieBen, so wurden konzentrationsabhangig Hemmung, indifferentes Verhalten und Forderung des Wachstums beobachtet (LASKOWSKI et aJ. 1975; GORING 1962a, MULLER und HICKISCH 1979; McKELL und WHALLEY 1964; MORRIS et aJ. 1980). Wahrend Nitrifizide dieautotrophen Nitrifikanten zeitweilig weitgehend ausschalten, ist ihr EinfluB auf heterotrophe Nitrifikanten (z. B. mikroskopische Pilze) vermutlich gering. Da sich verschiedene Genera und Starnme von Nitrifikanten unterschiedlich empfindlich gegen Nitrapyrin erwiesen (BELSER und SCHMIDT 1981) und deshalb nicht aile Nitrifikanten abgetotet werden, kann sich die Nitrifikation einige Zeit nach Anwendung des Praparates erholen (LASKOWSKI und BIDLACK 1977; MULLER und HICKISCH 1979), wobei dieser ProzeB durch den Abbau der Inhibitoren im Boden verstarkt wird. Die Nitrifikation wie auch die Nitrifizide selbst werden durch Bodenfaktoren wie Quantitat und Qualitat der organischen Substanz des Bodens, pH-Wert, Bodenfeuchte und Bodentemperatur sowie Art der StickstoHquelle und Dungerapplikation beeinfluBt. Der gemeinsame Effekt dieser Faktoren laBt sich nur in Freilandversuchen klaren. Urn wesentlich andere Faktorenkombinationen als in Acker- und Gartenboden zu erfassen, wurde die Wirkung eines Nitrifizids auf Bodenmikroorganismen und Nitrifikation im Fichtenhumus untersucht. Das Nitrifizid wurde dabei in Kombination mit Harnstoff als Stickstoffquelle eingesetzt, wobei den Bedingungen einer Bestandesdiingung entsprechend die Ausbringung oberflachlich erfolgte, eine mechanische Einarbeitung in die Humusauflage also unterblieb. Die Untersuchung der Nitrifizidwirkung beschrankt sich dabei auf den Or-Subhorizont. Das Nitrifizid 1-Carbamoyl-3(5)-Methylpyrazol (CMP) (DDR-Patent Nr. 131063, 1978) wurde vom VEB Kombinat Agrochemie Piesteritz fUr diese Untersuchung zur VerfUgung gestellt.

Versuchsanlage und Methodik Der Versuch wurde am 21. 5. 1979 auf dem "Okologischen Me13feld" der Sektion Forstwirtsehaft im Tharandter Wald angelegt. Dort stockt ein etwa 90jahriger Fichtenreinbestand auf der Bodenform Lehm-Podsol-Braunerde tiber Rhyolith. In dem von Dtingungsma13nahmen bisher nicht beeinflu13ten Bestandesteil (Abt. 236 all liegen folgende PrUfglieder mit je 5 Parallelen: ungediingt (0), Harnstoff (U), Harnstoff + 4 % eMP sowie Kalkammonsalpeter (KAS). Die Parzellen sind 3 X 3 m gro13. Diese Gro13e reichte aus, da ertragskundliche Auswirkungen der Diingung nicht zur Untersuchung anstanden. Die Harnstoffmengen in Hohe von 150 kg Njha wurden oberfliichig ausgebracht und nicht eingearbeitet. Am 15.9.1980 wurde die Versuchsflache erneut mit 150 kg Njha wie 1979 behandelt. Die Probenentnahme erfolgte stets aus dem Of-Horizont. Die Niederschliige wurden tiiglich auf der benachbarten meteorologischen Station "Wildacker" (WB Hydrologie und Meteorologie der TU Dresden) gemessen.l) Die Feuchtigkeitsgehalte - bezogen auf absolut trockenen Boden - schwankten im Versuchszeitraum von 77 bis 212 % (Abb. 1). Bei der ersten Diingung am 21. 5. 1979 herrschte eine Trockenperiode von mehreren Tagen, so da13 der aufgestreute Diinger erst 6 d spater in die Humusauflage eingewaschen wurde. Wahrend der zweiten Dungerausbringung am 15.9.1980 regnete es, wobei die Dungergranulate sofort aufgeliist, der Harnstoff in die Humusauflage eingewaschen und hydrolysiert wurde. Die Probenentnahmen erfolgten 1979 an 9 Terminen im Zeitraum von Mai bis September, 1980 an 7 Terminen von September bis November. I) Herrn Prof. Dr. habil. PLEISS sei fUr die Uberlassung der Werte herzlich gedankt.

Wirkung eines Nitrifizidzusatzes zu Harnstoff auf Mikroorganismen

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525

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1980

Abb. 1. Niederschliige und Bodenfeuchte. Die bodenphysikalischen, -chemischen und -mikrobiologischen Parameter wurden wie folgt bestimmt: Bodenwassergehalt durch Trocknung bei 105°C; Gliihverlust durch Ghihen bei 400°C; pH-Werte durch Messung in H 2 0 und 0,1 N KCI mit der Glaselektrode; Kohlenstoffgehalt durch trockene Verbrennung in der Strohlein-Apparatur; Gesamtstickstoffgehalt nach KJELDAHL; Ammonium- und Nitratstickstoffgehalt mit dem Destillationsverfahren nach BREMNER und KEENEY (1965); Keimzahlen der Bakterien, Pilze und Aktinomyzeten nach dem Kochschen Plattengu13verfahren unter Verwendung del' Nahrboden Bodenextraktagar, Biomalzagar und GlyzerinAsparagin-Agar (s. MULLER 1965), ureolytische und nitrifizierende Mikroorganismen im Rohrchentest nach der most-probable-number-Methode (MPN); Zelluloseabbau mittels Gazebeuteltest. Die Pilzarten bzw. -gattungen wurden nach dem Schliissel von GILMAN (1957) bestimmt. Die mikrobiologischen Methoden sind bei FIEDLER und MAl (1973) naher beschrieben. Die Ergebnisse wurden varianzanalytisch ausgewertet (WEBER 1972). Zum Signifikanzvergleich der einzelnen Priifglieder untereinander diente der Duncan-Test. Au13erdem wurden die Zusammenhii;'ge zwischen den Parametern durch KorreJations- und Regressionsrechnungen geprlift. 3~

Zentralhl. Mikrobiol., Bd. 14\

526

H. MAl und H. J.

FIEDLER

Ergebnisse Bodenchemische Parameter Die Kohlenstoffgehalte im Or-Horizont verandern sich durch N-Dlingung nicht signifikant (Tab. 1). Tabelle 1. Chemische Kennwerte fUr den Of-Horizont (Mittelwerte fUr die Untersuchungszeitraume von Mai bis September 1979 und von September bis November 1980) Priifglied

0 U U+ CMP KAS

C (%)

Nt (%)

CjN

x Sig.I)

x Sig.

44,3 45,245,045,1-

1,77 1,921,97+ 1,90-

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NOa-N

(KCl)

(H 2O)

(in mg N je 100 g trock. Bodens)

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x Sig.

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4,3 12 5,0+++ 148+ 5,3+++ 159+ 4,392-

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1) Gesichert gegeniiber Priifglied ,,0" mit P = 5%

nicht gesichert (-)

+ P=l% ++ P = 0,1 % + +

+

Die Mittelwerte des Gesamtstickstoffgehaltes sind in allen N-Prlifgliedern unmittelbar nach der Diingung gesichert angestiegen, nehmen aber spater wieder ab, und zwar bei Kalkammonsalpeter schneller als bei den Harnstoffpraparaten. Die geringfUgige Erh6hung des N-Gehalts im Prtifglied U + CMP gegenliber U ist nicht gesichert. Die mittleren pH-Werte sind in beiden Harnstoffprlifgliedern signifikant gegeniiber der Kontrolle und KAS erh6ht, besonders innerhalb der ersten drei Wochen nach der Dtingung (Tab. 1). Unter der Wirkung des Nitrifizids werden die pH-Werte noch tiber das Niveau der reinen Harnstoffdlingung hinaus erh6ht, was im Fall des in Wasser gemessenen pH-Wertes gesichert ist. Die Mittelwerte fUr Ammoniumstickstoff lassen eine gesicherte Zunahme in den Harnstoffprtifgliedern gegentiber der Kontrolle erkennen (Tab. 1). 1m Prtifglied U + CMP liegt der Gehalt an NH4-N etwas h6her als bei U (s. Abb. 2). Bei der ersten Diingung (1979) tritt im Or-Horizont der h6chste Ammoniumgehalt in den Harnstoffprlifgliedern erst 17 bis 23 d nach der Dtingung auf, da der Harnstoff zunachst mangels Niederschlags nicht in den Boden eingewaschen wurde. Bei der zweiten Dtingung (1980) erreicht, bedingt durch Niederschlage zu Versuchsbeginn, der AmmoniumGehalt im Or-Horizont bereits einen Tag nach der Dtingung in den Prtifgliedern U und U + CMP sein Maximum. Der Nitratstickstoffgehalt steigt zwar durch die Harnstoffdtingung gleichfalls etwas an, er ist aber im Vergleich zu den hohen Werten des Prlifgliedes KAS stets sehr gering (Tab. 1). Flir den Nitratgehalt deutet sich 1980 tiber den Versuchszeitraum von 71 d eine Reduktion durch das Nitrifizid im Vergleich zu reinem Harnstoff an (Abb. 3). Diese Erscheinung ist aber wegen der sehr niedrigen Werte und ihrer starken Streuung nicht gesichert. Bodenmikro biologische Parameter Die Keimzahlen der Bakterien und Aktinomyzeten nehmen nach Dtingung mit reinem Harnstoff gegentiber der Kontrolle zu, wahrend Kalkammonsalpeter wesentlich schwacher wirkt (Tab. 2). Die Pilzkeimzahlen werden durch die N-Diingung nicht gesichert beeinfluBt. Harnstoff mit Nitrifizidzusatz bewirkt eine Reduktion der Bak-

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Wirkung eines Nitrifizidzusatzes zu Harnstoff auf Mikroorganismen

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Abb.2. Gehalt an Ammoniumstickstoff (in mg je 100 g trockenen Bodens).

Tabelle 2. Keimzahl von Mikroorganismen und Zellulosezersetzung im Or-Horizont (Mittelwerte fUr die Untersuchungszeitraume von Mai bis September 1979 und September bis November 1980) PrUfglied

o U

U+CMP KAS

Bakterien

Aktinomyzeten (in Mill. je 1 g org. Substanz)

Nitrifikanten

ureolytische ZelluloseMikroorg. zersetzung (in % der (in 1000 je 1 g org. AusgangsSubstanz) mengel

x Sig.

x Sig.

xSig.

x Sig.

x Sig.

x Sig.

1,1 66,8+ 52,5+ 5,4-

0,1 3,02,6+ 0,3-

28 38a541--

0,7 3,8+ 1,41,8-

3,8 22,5+++ 18,4++ 6,6-

36,0 54,068,140,0-

Zeichenerklarung s. Tab. 1 35'

Pilze (in 10000 je I g org. Substanz)

528

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Dungung

Tage nach der Dungung

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Tage nach der Dungung

Abb.3. Gehalt an Nitratstickstoff (in mg je 100 g trockenen Bodens). Tabelle 3. Artenzusammensetzung der mikroskopischen Bodenpilze (in ~iittelwerte aus 8 Terminen 1979 und 7 Terminen 1980) Art

1979

0 Mucorales 5,8 Mucor ramannianus 3,3 MUC01' spec. II 8,9 M ortierella spec. 0,9 Rhizopus nigricans Fungi imperfecti 41,4 Penicillium spec. I 9,9 Penicillium spec. II 9,7 Penicillium spec. III 1,1 Penicillium spec. IV ( chrysogenum) 8,1 Spicaria spec. I 4,9 Spicaria spec. II 1,6 T1'ichoderma vi1ide 1,3 T1'ichoderma lignorum 1,6 Pullularia pullulans 1,5 selten auftretende Arten1 )

%

der Gesamtpilzzahl,

1980 U

KAS

U

+

0

U

CMP

KAS

U

+

CMP

6,1 7,4 4,4 5,0

7,4 3,2 7,8 9,5

9,1 5,7 7,0 1,9

16,1 3,8 3,3 1,5

12,4 5,9 8,4 3,2

9,3 3,7 5,7 4,0

13,7 7,5 3,4 3,1

37,4 5,4 5,3 0,3

29,3 7,1 9,5 4,6

36,5 6,4 7,6 3,1

24,4 16,7 7,9 5,2

38,4 16,8 2,2 0,1

40,1 20,0 4,2 0,6

34,5 21,8 3,2 0,7

13,6 6,5 2,9 2,1 2,8 0,8

4,0 1l,6 1,8 0,8 2,0 1,4

8,7 4,1 2,1 1,3 5,2 1,3

13,3 0 4,0 3,4 0 0,4

4,5 0 3,3 4,1 0,2 0,5

3,4 0,7 4,3 2,8 0,3 0,9

5,4 0 3,7 2,4 0,3 0,3

1) H01'modendrum spec.; Alternaria tenuis; Geotrichum spec.; Zygorrhynchus spec.; Mortierella spec, II; Chaetomium spec.; Cephalosporium spec.; Botrytis spec.; Aspergillus spec.; steriles braunes, steriles weiBes und sterilcs hellgelbes Myzel, 2 nicht bestimmte Arten).

Wirkung eines Nitrifizidzusatzes zu Harnstoff auf Mikroorganismen 200

529

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rage nach der DLingung

Abb. 4. Bakterienzahlen (in Millionen je g organischer Substanz).

terien- und Aktinomyzetenzahlen gegenuber reinem Harnstoff, die fUr den Gesamtversuch nicht gesichert ist, wohl aber zu einigen Terminen unmittelbar nach der Dungung. Dieser Ruckgang ist aus Abb. 4 fUr Bakterien im Zeitraum von 1 bis 30 d nach der Dungung des Jahres 1980 ersichtlich. Auch bei den Aktinomyzeten deutet sich eine Hemmwirkung fUr das Jahr 1980 an (Abb. 5). Die Keimzahl der Nitrifikanten erhoht sich in allen N-Dunger-Varianten. Nitrifizidzusatz zu Harnstoff bewirkt jedoch eine signifikante Reduktion im Vergleich zum PrUfglied U (s. Kurvenverlauf fur 1980, Abb. 6). Gegenuber der ungedungten Kontrolle liegen aber die Nitrifikantenzahlen des PrUfgliedes U + eMP meist hoher, so daB keine vollige Ausschaltung dieser Organismen durch den Hemmstoff vorliegt. Die Zahl der ureolytischen Mikroorganismen ist nach Harnstoffdungung signifikant gegenuber ,,0" erhoht. Eine leichte, nicht gesicherte Reduktion durch den Nitrifikationshemmer geht aus den Mittelwerten hervor (Tab. 2). Die Zahlen der ureolytischen Mikroorganismen korrelieren mit denen der Gesamtbakterien. Die Zellulosezersetzung (Tab. 2) nimmt durch Stickstoffdungung zu. Sie ist bei Harnstoff starker als bei KAS ausgepragt und wird durch den Nitrifizidzusatz gefordert. Die Artenzusammensetzung der mikroskopischen Bodenpilze wird durch den Nitrifikationshemmer nicht beeinfluBt (Tab. 3).

530

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Abb.5. Aktinomyzetenzahlen (in Millionen je 1 g organischer Substanz).

Diskussion Die Hydrolyse bzw. Ammonifikation des Harnstoffs lauft im Fichtenrohhumus schnell abo Sie kann durch Ureaseinhibitoren verzogert werden, um bei aviotechnischer Harnstoffausbringung und trockenen Witterungsbedingungen Ammoniakverluste zu vermeiden (MAl und FIEDLER 1985). 1m Gegensatz dazu ist die Nitrifikationsrate im Fichtenrohhumus klein (MAl und FIEDLER 1983). Die Zahl der Nitrifikanten betragt im ungediingten Rohhumus meist weniger als 1000/g Boden und erreicht nur nach Harnstoffdiingung Spitzenwerte von 5000-8000/g Boden, die mit den Keimzahlen in landwirtschaftlich genutzten Boden vergleichbar sind. Durch den Nitrifizidzusatz zu Harnstoff wurde die Nitrifikantenzahl im giinstigen Fall bis zu 30 d unter das Niveau des ungediingten Bodens gesenkt, ohne auf Null zuriickzugehen. Eine Senkung gegeniiber der Keimzahl in der reinen Harnstoffvariante war unter gleichen Bedingungen nach 70 d noch deutlich erkennbar; im ungiinstigen Fall war die Reaktivierung der Nitrifikation im Boden zu diesem Zeitpunkt abgeschlossen. Von den die Wirkung des Nitrifizids beeinflussenden Faktoren kommt dem Witterungsverlauf Z. Z. der Diingung besondere Bedeutung zu, was durch die Ausbringung des Diingers auf der Humusoberflache bedingt ist. Bei trockener Witterung ist mit einer teilweisen Verdunstung des Nitrifids sowie von N~ aus den Prills zu rechnen, doch liegen hierzu keine eigenen Untersuchungen vor.

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Wirkung eines Nitrifizidzusatzes zu Harnstoff auf Mikroorganismen

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Dungung rage nach der Dungung

Abb. 6. Nitrifikantenzahlen (in 1000 je 1 g organischer Rubstanz).

Die Wirksamkeit des Nitrapyrins nimmt nach GORING (1962b) im pH-Bereich 7,2-5,8 mit fallendem pH zu. Reaktionsverhiiltnisse urn pH (KCl) 4 standen im vorliegenden Experiment der Wirkung des Nitrifizids nicht entgegen. Die Aussage von GORING (1962b), daB Nitrapyrin mit zunehmendem Humusgehalt (2,7-5,1 %) weniger wirksam wird, muB dahingehend erweitert werden, daB die getestete Verbindung selbst in dem nur aus organischer Substanz bestehenden Or-Horizont bei tiefem pH noch wirksam ist. Da der Rohhumus ein weites C{N-VerhiiJtnis (23-24) besitzt, erganzt dieser Versuch die Feststellung von LEWIS und STEFANSON (1975) fur landwirtschaftliche Boden, wonach bei einem engen C{N-Verhaltnis und etwa neutraler Reaktion die Nitrapyrinwirkung geringer ist als bei Boden mit weitem C{N-Verhaltnis. Der Gehalt von 4 % Inhibitor ist fUr die hier geprufte Anwendung unter extremen Bedingungen eher zu niedrig als zu hoch. Verbindungen, die wie organische Phosphate im Boden leicht hydrolisieren und als Ureaseinhibitor noch einsetzbar sind (MAl und FIEDLER 1985), eignen sich als Nitrifikationshemmer kaum. Der erfaBte Ammoniulll- und Nitratgehalt im Or-Horizont liLBt zwar das insgesamt geringe AusmaB der Nitrifikation sowie wesentliche Unterschiede im N-Angebot zwischen Kontro))e, KAS und Hamstoff erkennen, die angedeutete Erh6hung des NH4 - und Senkung des N0 3 -Gehaltes reicht aber zur quantitativen Beurteilung der Nitrifikationsintensitat nicht aus, da hierzu Bilanzmessungen erforderlich sind. Die Zellulosezersetzung wird durch das erhohte NH4 -Angebot positiv beeinfluBt, die eigentliche Ursache hierfur bleibt offen.

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H. MAl und H. J. FIEDLER

Die Wirkung des Nitrifizids auf die Keimzahl anderer Bodenmikroorganismen als Nitrifikanten ist relativ gering, eine schwache Senkung flir Bakterien einschlieJ3lich ureolytischer Mikroorganismen ist nicht auszuschlieBen, wahrend mikroskopische Pilze zahlen- und artenmaBig nicht beeinfluBt werden. Dieses weitgehend selektive Verhalten des Nitrifizids stimmt mit den Angaben von SAHRAWAT (1980), KOSTOV (1977) sowie MULLER und HICKISCH (1979) iiberein. Aber auch bei HOFLICH (1968) senkte Nitrapyrin die Bakterienkeimzahl in sandigen Boden etwa 2 Wochen lang. Die vorliegenden Versuche haben zunachst gezeigt, daB auch in Fichtenokosystemen eine Beeinflussung der Transformation von Stickstoffverbindungen durch Nitrifizide moglich ist. Zur Zeit wird in Bestandesdiingungsversuchen geklart, ob die verzogerte Nitrifikation sich in einer Verbesserung der N-Ernahrung und Wuchsleistung der Fichte auswirkt, indem z. B. die Verlagerung des N in tiefere, kaum durchwurzelte Bereiche reduziert wird. Versuche im Wassereinzugsgebiet Wernersbach (FIEDLER und KATZSCHNER 1983) haben gezeigt, daB trotz der niedrigen Nitrifikationsrate mit und ohne Harnstoffdiingung ein Nitrataustrag aus Fichtenwaldern besonders auBerhalb der Vegetationszeit stattfindet. In den flachenmaBig verbreiteten Wassereinzugsgebieten der Mittelgebirge kann eine Stickstoffdiingung zur StabilitatserhOhung von Fichtenokosystemen wiinschenswert sein. Hier, wie auch bei der Herbstdiingung von Koniferenbestanden, ware die Auswirkung der Nitrifizide auf die Wasserqualitat zu untersuchen.

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Wirkung eines Nitrifizidzusatzes zu Harnstoff auf Mikroorganismen

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