13. Internationaler Osteopathie-Kongress 2016: Trauma, ANS und Osteopathie

13. Internationaler Osteopathie-Kongress 2016: Trauma, ANS und Osteopathie

Osteopathische Medizin und beiden dieses Aufeinandertreffen in einer Praxis sichtlich unangenehm war. Leider habe ich damals nicht nach dem Grund gef...

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Osteopathische Medizin

und beiden dieses Aufeinandertreffen in einer Praxis sichtlich unangenehm war. Leider habe ich damals nicht nach dem Grund gefragt. War es schlicht das Gefühl, zugeben zu müssen, ein Leiden zu haben oder war es nur Antipathie? Beim Thema „ältere Herren“ bleibt zu erwähnen, dass die, die mit einer altmodischen Zeitung im Wartezimmer Platz nehmen, auch zu einer Rarität geworden sind. An den ersten Patienten, der seine Morgenzeitung auf dem iPad gelesen hat, kann ich mich noch genau erinnern. Es muss 2010 gewesen sein. Heute haben viele von uns einen eigenen WLAN-Zugang für unsere Patienten eingerichtet, damit sie die Wartezeit optimal nutzen

BERICHT und noch schnell die eine oder andere EMail lesen oder verschicken können, bevor die Behandlung ihnen eine Stunde „Zeit raubt“. Apropos Zeit rauben: Früher war es Mundpropaganda – heute werden auch im Internet Empfehlungen über eine gute Praxis gegeben. Über einen weiteren Wandel in der Osteopathie und in der osteopathischen Literatur wurde auch im Jolandos Newsletter von September/Oktober 2016 berichtet. „Es sei aufgefallen, dass Osteopathie immer häufiger vermischt wird mit anderen Ansätzen wie Kinesiologie, Homöopathie oder Manualtherapie. Auch die zunehmende Spezialisierung, wie z.B. die Golf-Osteopathie, wird ver-

mehrt beobachtet.“ Eine Entwicklung, die auf dem Weg hin zu einem eigenen klar von anderen medizinischen Disziplinen abgegrenzten Beruf sehr bedenklich erscheint. Aber so unterschiedlich sind die Anschauungen und Geschmäcker, Soja-Latte-Karamell ... oder einfach nur pure Bohne. Dem einen oder anderen würde eine Rückbesinnung auf das Wesentliche bestimmt gut tun. Aber Schluss jetzt – ich muss meine Internetpräsenz überarbeiten. Die ist nämlich noch vom letzten Jahrhundert. Schaun ma mal, was die Zeit so mit sich bringt ... Es bleibt spannend. Gabi Prediger, München

13. Internationaler Osteopathie-Kongress 2016: Trauma, ANS und Osteopathie Bereits seit Jahren steht der jeweils zum Jahresende hin ausgerichtete Internationale Osteopathie-Kongress der Osteopathie Schule Deutschland (OSD) als fester Termin in meinem Kalender. Das war auch im November 2016 der Fall, als ich den dreitägigen Kongress in Berlin besuchte. Im zentral gelegenen Veranstaltungszentrum Urania drehte sich alles um das Veranstaltungsthema „Trauma, Autonomes Nervensystem und Osteopathie“. Längst haben sich die Internationalen Kongresse der OSD auch über Europa hinaus als osteopathisches Highlight etabliert. Rund 900 Teilnehmer aus aller Welt sorgten dafür, dass auch dieser Kongress ausgebucht war. Und um es vorweg zu nehmen: Die hohen Erwartungen der Teilnehmer wurden voll und ganz erfüllt. Neben zahlreichen renommierten osteopathischen Experten war auch das Who is Who der Wissenschaftler aus dem Feld des ANS anwesend. Nachdem der Kodirektor der OSD, Cristian Ciranna-Raab, den Kongress eröffnet hatte, begann der wissenschaftliche Vortragsreigen. Den Anfang machte Prof. Dr. Wilfrid Jänig (Inter-

view in diesem Heft). Er begeisterte mit seiner Darstellung zum aktuellen Stand der forschenden Wissenschaft hinsichtlich funktioneller Zusammenhänge des autonomen Nervensystems bei Trauma und bei Stress. Später vertiefte er das Thema in seinen gut besuchten Nachmittagsveranstaltungen. Es folgte Prof. Dr. Winfried Neuhuber, der die funktionellen neuroanatomischen Besonderheiten des ANS aufzeigte. Seinen didaktisch brillanten Vortrag illustrierte er mit aussagestarken Bildern.

18. Jahrg., Heft 1/2017, S. 31–32, Elsevier GmbH, www.elsevier.com/locate/ostmed

Weiter ging es mit internationalen Koryphäen: Prof. Robin McAllen aus Australien referierte über die Neurobiologie des peripheren und zentralen Nervensystems, Nathalie Camirand aus Kanada berichtete über die Auswirkungen von Stress auf das neuroendokrine System und Christian Fossum aus Norwegen trug vor zum Thema „Osteopathie und die integrierte Funktion des autonomen Nervensystems“. Diesen Aspekt ergänzte anschließend Eric Prat aus Frankreich mit seinen Ausführungen zu den Schwerpunkten des ANS

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und den entsprechenden Testmöglichkeiten der Osteopathie. Timothy Sparrow aus Belgien beschloss den Vormittag mit dem Thema „Die Behandlung der Multiplen Sklerose – osteopathische Pfade zum ANS“. Am Nachmittag fanden dann verschiedene Workshops statt. Darin wurden die zuvor im Plenum vorgetragenen Themen in kleineren Gruppen vertieft. Am Morgen des zweiten Kongresstages ging es im vollbesetzten Plenum weiter mit hochklassigen wissenschaftlichen Vorträgen: Prof. Hans Georg Schaible referierte zum Thema „Tiefes somatisches Trauma: Integration afferenter und sympathischer protektiver Mechanismen“. Auf ihn folgte Prof. Ralf Baron mit dem Vortrag „Zentrale Mechanismen im Kontext des komplexen regionalen Schmerzsyndroms (CRPS)“. Im Anschluss daran berichtete Dr. Riccardo Cassiani-Ingoni aus Italien von einer somatischen Interventionsstrategie zur unterstützenden Regulation der Hirnaktivität mittels neurogenem Tremor. Nach einer Kaffeepause referierte OSDKodirektor Torsten Liem spannend und praxisnah zum Thema „Osteopathische Behandlung emotionaler Komponenten des somatischen Traumas“. Robert Lever aus England berichtete

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zum Thema „Palpation der multiplen Manifestationsformen des Traumas und deren Konzeptualisierung in der osteopathischen Praxis“. Sein Landsmann Dr. Raymond N. Perrin referierte anschließend zum Thema „Diagnose der autonomen Antwort auf Trauma – ein osteopathischer Ansatz“. Dino Muzzi aus Kanada schloss die wissenschaftliche Sitzung im Plenum mit seinem Vortrag „Emotion als Trauma – Wie können Emotionen den Körper über verschiedene Wege beeinflussen und in welcher Weise lebt er Trauma aus?“ Und auch an diesem Nachmittag fanden Workshops statt. Alle waren durchweg gut besucht. Was wäre ein OSD-Kongress ohne das traditionelle Gala-Dinner mit der legendären Meeting-Friends-Party? Am zweiten Abend war es wieder soweit: Nach dem Essen heizte die bekannte Berliner Partyband Birddogs mit großartig interpretierten Coversongs ein und „The Human Soundsystem” Ram Z aus London lieferte eine mitreißende Performance ab. Und wen es nicht auf die Tanzfläche trieb, der fand irgendwo ein ruhiges Eckchen für interessante Gespräche. Am letzten Kongresstag gab es weitere spannende Vorträge. So brillierte unter anderem Prof. Dr. Frank Willard (USA)

mit seinem Vortrag zum Thema „Allostase und Stress“. In verschiedenen Workshops nutzten viele Teilnehmer noch einmal die Gelegenheit, Wissen zu vertiefen und Kontakte zu knüpfen. Und schließlich, am späten Nachmittag, machten sich dann auch die Letzten auf den Heimweg. Aus Erfahrung gut: Die Organisation und Durchführung des OSD-Kongresses waren erneut hervorragend und die Qualität der Vorträge und Workshops war durchweg hochwertig. Der aktuelle Stand der angewandten Wissenschaft wurde erstklassig transportiert. Die Nutzung und Anpassung durch weitere Forschungsvorhaben sind naheliegend. Doch auch die einfache Anpassung an neues Wissen in der täglichen Praxis wird es uns fortbildungswilligen Osteopathen ermöglichen, zum Nutzen unserer Patienten noch besser zu werden – egal ob wir ärztliche oder physiotherapeutische Osteopathen sind. Vom 17. bis 19. November 2017 wird in Berlin der nächste internationale Kongress der OSD stattfinden, diesmal zum Thema „Osteopathische Philosophie und Modelle in der Praxis“. Der Termin steht bereits jetzt in meinem diesjährigen Kalender. Dr. med. Christoph Bäumer, Hamburg

18. Jahrg., Heft 1/2017, S. 31–32, Elsevier GmbH, www.elsevier.com/locate/ostmed