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DZ A
Letter to the Editor
Akupunktur Deutsche Zeitschrift für
Some years after (1) In der DZA haben über die Jahre viele AutorInnen ihre Ideen, speziellen Ansätze, neue Techniken und Weiterentwicklungen zur Akupunktur und related techniques vorgestellt. Wir haben den AutorInnen nun die Frage gestellt: Was ist daraus geworden? Haben Sie Anhänger gefunden? Haben sich Ihre Ideen durchgesetzt? War die DZA Ihnen ein Sprungbrett? Viele haben geantwortet, teils als Mitteilung an den Chefredakteur, teils mit einem neuen Artikel. In dieser Ausgabe die Antwort von Frau Dr. Sibylle Scheewe aus Sylt. Siehe: Scheewe S, Vogt L, Minakawa S, Welle S, Stachow R, Banzer W. Akupunktur bei Kindern mit Asthma bronchiale – Eine randomisierte kontrollierte Studie. Dt Ztschr f Akup. 2008;51,2:8–12
S. Scheewe
Akupunktur bei Kindern mit Asthma bronchiale Acupuncture in children with bronchial asthma Lieber Herr Ots, Ende des Jahres 2011 ist unsere Forschungsarbeit nun endlich mit einem ganz guten Impactfaktor herausgekommen [1]. Das Ziel dieser Arbeit war es, in einem randomisierten kontrollierten Studiendesign die Wirksamkeit der Akupunktur bei Kindern und Jugendlichen mit Asthma als Add-on-Therapie zu erforschen. Die Kinder waren für vier Wochen stationär in der Rehabilitationsklinik und wurden, nach Einverständnis, zufällig in die akupunktierte und in die nicht-akupunktierte Gruppe verteilt. Wir haben vor und nach der Rehazeit bzw. nach zehn bis zwölf Akupunktursitzungen und dann noch nach vier Monaten geschaut, ob sich die beiden Gruppen unterscheiden. Die Peakflowbögen und die Fragebögen wurden nicht durch die Akupunkteure ausgewertet, die Arzthelferinnen im Lungenfunktionslabor waren verblindet. Die zunächst gesehenen Verbesserungen ggü. der nicht akupunktierten Gruppe bei der Anstrengungskomponente (insbe-
Dr. med. Sibylle Scheewe OÄ der Fachklinik Sylt Steinmannstr. 52–54
D-25980 Sylt/Westerland
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sondere bei den schwer betroffenen Jugendlichen) konnte sich in der Gesamtpatientenzahl (n = 93) nicht bestätigen, allerdings hatten wir prä-post (nach vier Wochen) gegenüber der Kontrollgruppe eine signifikante Abnahme der Peakflow-Variabilität (Zeichen für abnehmende bronchiale Hyperreagibilität) und Abnahme der asthmaspezifischen Angst (STAIC = validierter Angstfragebogen für Kinder); ein schönes Ergebnis, wie wir fanden … und die Redakteure des Journals auch. Wie ich mich durchgesetzt habe, fragen Sie. Die Akupunktur ist ein fester Bestandteil der Therapie in der Fachklinik Sylt. In der Fachklinik Sylt verbringen Kinder ab acht Monaten (bis zu einem Alter von neun Jahren mit Elternbegleitung) bis 18 Jahre einen vier- bis sechswöchigen Rehabilitationsaufenthalt mit den Diagnosen allergische Atemwegs- und Hauterkrankungen (atopische Dermatitis), seltene Hauterkrankungen (Psoriasis im Kindesalter, Ichthyosis, Epidermolysis bullosa), Stoffwechselerkrankungen (Diabetes mellitus Typ 1, Typ 2 und Adipositas) und werden neben der Klimatherapie mit diagnosespezifischer Schulung, medikamentöser Einstellung, psychosozialen Therapiebausteinen und Sport-, Musik- und Entspannungstherapien für ihren Alltag zu Hause gestärkt. TCM-Akupunktur mache ich bei ca. 2 % meiner Patienten, weil es viel Zeit kostet (10-mal ½ Stunde pro vier Wochen Reha), sie bringt aber bei den nicht gut eingestellten Asthmapatienten und Neurodermitispatienten viel, jedenfalls melden das die jugendlichen Patienten zurück. Unser ärztlicher Direktor, Rainer Stachow, findet es gut, dass ich das mache, er arbeitet selbst auch ein wenig TCM-philosophisch, indem er das „motivational interviewing“ in die Versorgung unserer chronischen Patienten mit einbringt. Eine andere Kollegin mit Grundausbildung Akupunktur, Sabine Welle, arbeitet mit mir gemeinsam in der Akupunktur, macht auch Laserakupunktur bei den Kleinen. Bei Neurodermitis piksen wir auch sehr kleine Kinder schon mit dem „Pfab erforschten“ Punkt Di 11, ich wurde jetzt von meiner Geschäftsführung in der drv-Nord (Lübeck) aufgefordert, noch mal ein Forschungsvorhaben zu machen. Ich plane, die allergische Rhinoconjunctivitis und Akupunktur, ein Stiefkind in der Pädiatrie, zu erforschen. Mal sehen, ob ich die Gelder zusammenbekomme.
Letter to the Editor
Mit Herrn Gleditsch, der mich im Sommer auf Sylt besuchte, habe ich darüber gesprochen – vielleicht ein Cross-over-Design, nach 14 Tagen Wechsel von Placebo und Verumnadeln, das wäre einfacher für mich wegen der Einverständniserklärungen der Eltern, die uns ja nicht kennen, weil die Kinder von weit her kommen. Aber ob wir neun Akupunkturen in 14 Tagen schaffen und dann noch neun Sitzungen dazu, das überlegen wir gerade. Aufgrund meiner Arbeiten werde ich auf Fachkongressen der pädiatrischen Allergologie und Kinderpneumologie für das Thema „Alternativmedizinische Methoden und ihr wissenschaftlicher Nachweis“ als Dozentin gebucht. Außerdem durfte ich an dem Buch von Herrn Bohlayer „Chinesische Medizin bei Kindern – mit psychosomatischen Aspekten“ (2010 erschienen) mitschreiben, und zwar das Haut- und das Lungenkapitel. Die Zeitschrift Focus hat mich als „Topmedizinerin“ auch wegen
meiner Forschungsarbeit in die Spezialisten-Ärzteliste 2011, die Ende 2011 herauskam, aufgenommen. Ob man darauf stolz sein kann, weiß ich nicht, aber die Patienten können so auch Kontakt aufnehmen. Also, Sie sehen, wir sind noch dabei, leider zu wenig. Ich würde gern noch mehr machen, aber auf die eigenen Kraftreserven zu achten, das gehört ja auch zur TCM … Danke für Ihr Vertrauen Ihre S. Scheewe
Literatur 1. Scheewe S, Vogt L, Welle S et al. Acupuncture in children and adolescents with bronchial asthma: A randomized controlled study. Complement Ther Med 2011, doi: 10.1016/j.ctim.2011.07.002
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Universitäten in England: Alternativmedizin auf dem Rückzug
EU-Projekt in Freiburg: Doktoranden pauken Biostatistik
Wer sich künftig in England in einen Studiengang für Homöopathie, Naturheilverfahren oder Reflexzonenmassage einschreiben will, tut sich schwer. Verschiedene staatliche Universitäten bieten keine Studienabschlüsse für alternativmedizinische Verfahren mehr an. Seit 2007 hat sich die Anzahl der Bachelor- und Master-Studiengänge von über 40 auf 21 halbiert. Die University of Derby etwa schließt 2012 ihre Fakultät für Komplementärmedizin ganz. Die Londoner University of Westminster – vor fünf Jahren mit 14 Studienabschlüssen in sieben Fächern die größte Fakultät für alternative Heilmethoden in Großbritannien – beschränkt sich nun auf zwei Fachrichtungen: Akupunktur und Kräutermedizin.
Im Januar 2012 startete am Institut für Medizinische Biometrie und Medizinische Informatik (IMBI) des Universitätsklinikums Freiburg ein europaweites Netzwerkprojekt zu neuen statistischen Verfahren in der Medizin. Die Europäische Kommission unterstützt „Novel Statistical Methodology for Diagnostic/Prognostic and Therapeutic Studies and Systematic Reviews“ (MEDIASRES) mit insgesamt knapp vier Millionen Euro für vier Jahre, wovon das IMBI eine Million erhält. Das Hauptziel des MEDIASRES-Projekts ist ein gemeinsames Forschungs-Trainings-Programm zu neuen statistischen Verfahren. Es soll Doktoranden eine Plattform bieten, um die grundlegenden theoretischen und angewandten Instrumente der Biostatistik zu erlernen, weiterzuentwickeln und in die klinische Forschung und Praxis zu übertragen.
Quelle: Hanlon M. Lie back and relax: reflexology and aromatherapy degrees are dropped. The Telegraph 2012, Jan 3; www.gwup.de, Nachrichten, Januar 2012
Quelle: www.mediasres-itn.eu; www.aerzteblatt.de, 14.03.2012
Studiengang zum Bachelor of Science in Komplementärtherapie in Frankfurt
Privatambulanz für Naturheilverfahren in Hannover
An angehende und bereits fertig ausgebildete Atemtherapeuten, Kinesiologen, Shiatsu- und TouchLife-Praktiker wendet sich ein neuer Studiengang für Komplementärtherapie in Frankfurt, der mit dem akademischen Titel des Bachelor of Science in Komplementärtherapie abschließt. Die dreijährige berufsbegleitende Ausbildung startete 2011 als Pilotprojekt mit 31 Studierenden und wird getragen vom Institut Körperbezogene Therapien an der Steinbeis-Hochschule Berlin.
Anfang 2012 eröffnete die Medizinische Hochschule Hannover (MHH) eine Privatambulanz für Naturheilverfahren unter der Leitung von Professor Dr. Matthias Fink. Neben München, Essen und Berlin gehört die MHH nun zu den wenigen Universitätskliniken in Deutschland, die komplementäre Diagnose- und Therapiemethoden in ihrem Leistungsspektrum haben. Im Vordergrund stehen Osteopathie, Akupunktur, Chirotherapie und klassische Naturheilverfahren.
Quelle: www.koerperbezogene-therapien.de
Quelle: www.mh-hannover.de, Presseinformation, 17.01.2012
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