innen? Eine Bestandsaufnahme zum Berufsbild anhand von Stellenanzeigen

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ARTICLE IN PRESS

ZEFQ-10429; No. of Pages 7

Z. Evid. Fortbild. Qual. Gesundh. wesen (ZEFQ) xxx (2019) xxx–xxx

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Z. Evid. Fortbild. Qual. Gesundh. wesen (ZEFQ) journal homepage: http://www.elsevier.com/locate/zefq

Wer braucht Versorgungsforscher/innen? Eine Bestandsaufnahme zum Berufsbild anhand von Stellenanzeigen Who needs health services researchers? The occupational profile according to job advertisements in Germany Charlotte Ullrich ∗ , Anna Stürmlinger, Michel Wensing Abteilung Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung, Universitätsklinikum Heidelberg, Heidelberg, Deutschland

a r t i k e l

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Artikel-Historie: Eingegangen: 25. April 2019 Revision eingegangen: 26. August 2019 Akzeptiert: 30. August 2019 Online gestellt: xxx

Schlüsselwörter: Arbeitsmarkt Deutschland Dokumentenanalyse Stellenprofil Qualifikation Versorgungsforschung

z u s a m m e n f a s s u n g Hintergrund: Die Versorgungsforschung ist vor allem durch ihren Forschungsgegenstand gekennzeichnet, weniger durch distinkte Theorien und Methoden. Dennoch lässt sich in den letzten Jahren verstärkt ein spezifischer Bedarf an Personen mit Versorgungsforschungskompetenzen konstatieren. Zum Berufsbild Versorgungsforscher/in liegen bisher nur vereinzelte und meist implizite Erkenntnisse vor, die sich u.a. aus angebotenen Weiterbildungen und Studiengängen ableiten lassen. Vor diesem Hintergrund zielt unsere Untersuchung darauf ab, das ,,Berufsbild Versorgungsforscher/in‘‘ aus Perspektive des Arbeitsmarkts hinsichtlich der angebotenen Beschäftigungen und der nachgefragten Qualifikationen zu beschreiben. Methode: Im Zeitraum von Februar bis August 2018 (sechs Monate) wurden systematisch Stellenangebote in vier großen Jobportalen sowie der Stellenbörse des Deutschen Netzwerks für Versorgungsforschung (DNVF), in denen der Begriff ,,Versorgungsforschung‘‘ zu finden war, gesammelt. Anschließend wurden in einem Volltextscreening Stellenanzeigen ausgeschlossen, die Tätigkeiten beschreiben, die keinen inhaltlichen Bezug zur Versorgungsforschung aufwiesen. In einem dritten Schritt wurden bei allen Stellen, die keine Professuren waren, die Stellen ausgeschlossen, für die primär eine andere akademische Ausbildung Voraussetzung war. Die Datenanalyse zielte auf eine kategorisierende zusammenfassende Ergebnisdarstellung. In einem Analyseverfahren, das deduktive und induktive Schritte verbindet, wurde ein Auswertungsschema mit folgenden Hauptkategorien entwickelt: a) Art der Stellenanbieter, b) Funktionsschwerpunkte, c) Beschäftigungsverhältnisse, d) Tätigkeitsfelder, e) nachgefragte Qualifikationen und f) Bezug zur Versorgungsforschung. Ergebnisse: Im Untersuchungszeitraum wurden zunächst 137 Stellen identifiziert und nach Anwendung der Ausschlusskriterien 113 Stellen in die weitere Analyse einbezogen. Über die Hälfte der Stellen (n = 62) wurden an Universitäten (n = 49) und anderen Hochschulen (n = 13) angeboten. Die weiteren Stellen entfallen auf Unternehmen (n = 37), Öffentlichen Dienst, Selbstverwaltung und Verbände (n = 12) sowie Kliniken (n = 2). Die große Mehrzahl der Stellen lässt sich in vier Funktionsschwerpunkte einteilen: a) Wissenschaft und Forschung (60,2%), b) Interessensvertretung (30,6%), c) Datenmanagement (3,7%) und d) Versorgungsmanagement (1,9%). Interesse oder Erfahrung in Versorgungsforschung wird in 62,6%, Kompetenzen in quantitativen (45,8%) und qualitativen Methoden (18,8%) in zwei Drittel der Stellen nachgefragt. Diskussion: Die exemplarische Bestandsaufnahme zeigt weder ein eindeutiges noch ein konkurrenzloses ,,Berufsbild Versorgungsforscher/in‘‘. Dennoch werden Expertise und Kompetenzen in der Versorgungsforschung am Arbeitsmarkt explizit nachgefragt. Die typische Tätigkeit liegt im Bereich der Forschung, vor allem in Projekten. Zu den zentralen Qualifikationsprofilen gehören vor allem Methodenkompetenzen und Kenntnisse des deutschen Gesundheitswesens.

∗ Korrespondenzadresse. E-mail: [email protected] (C. Ullrich). https://doi.org/10.1016/j.zefq.2019.08.008 1865-9217/

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Schlussfolgerung: Versorgungsforschung wird als Begriff auf dem Arbeitsmarkt genutzt und als Forschungsgebiet mit einer Vielzahl von Studienabschlüssen assoziiert. Zugleich zeigen sich Institutionalisierungstendenzen, die zu einer Verfestigung von Karrieremustern beitragen könnten. Die vorliegenden Ergebnisse geben Hinweise sowohl für die Curriculumentwicklung von Qualifikationsangeboten in der Versorgungsforschung als auch für deren Absolventinnen und Absolventen.

a r t i c l e

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Received: 25 April 2019 Received in revised form: 26 August 2019 Accepted: 30 August 2019 Available online: xxx

Keywords: document analysis health services research job description labor market Germany qualifications

a b s t r a c t Introduction: Health services research is an interdisciplinary field mainly defined by its topic rather than a distinct set of theories and methods. However, a specific demand for health services researchers can be observed. Yet, only few findings on the occupational profile are available, mainly indirectly drawn from educational programs within the field. Our aim was to assess the occupational profile ‘‘health services researcher’’ from the perspective of the labor market in Germany. Methods: A 6-month systematic search for job offers containing the term ‘‘health services research’’ was performed. Afterwards, job offers were excluded that focused on assistance (e. g. no academic degree required) and/or did not contain health services research content. Then all job offers, excepting professorships, were excluded that primarily required another professional degree (e. g. a medical degree). Combining induction and deduction, a coding table was developed containing the following main codes: a) employer type, b) job focus, c) labor relations, d) job profile, e) qualifications required, and f) relation to health services research. Results: Of the 137 job offers identified, 113 remained after applying the exclusion criteria. More than 50 % (n = 62) of the employers are universities (n = 49) or universities of applied sciences (n = 13), followed by corporations (n = 37), public services and related sectors (n = 12), and hospitals (n = 2). The main activities listed were: a) science and research (60.2 %), b) representation of interest (30.6 %), c) data management (3.7 %) and d) healthcare management (1.9 %). Interest or experience in health services research was mandatory in 62.6 % of the job offers, competencies in quantitative and qualitative research methods in 45.8 % and 18.8 %, respectively. Discussion: None of the job offers examined was exclusively directed towards health services researchers. However, specific qualifications related to health services research were sought by employers, mostly in research projects. The main qualifications demanded were research methods skills and knowledge of the German healthcare system. Conclusion: Health services research is a term which is used in job offers on the German labor market and is associated with multiple academic disciplines. At the same time, an institutionalization process can be observed, most prominently within the advertised professorships. This may lead to a consolidation of career paths in the future. The results of this study might inform educational programs in the field of health services research and may be of interest to graduates looking for employment.

Einleitung/Hintergrund Die Versorgungsforschung ist – zumindest wie sie sich zurzeit in Deutschland darstellt –gekennzeichnet durch ihren Forschungsgegenstand: Sie untersucht Strukturen und Prozesse der Gesundheitsversorgung mit der Zielsetzung diese zu verbessern und setzt dabei einen Schwerpunkt auf die Routineversorgung. Versorgungsforschung versteht sich als multidisziplinär und greift hinsichtlich Theorien und Methoden auf unterschiedliche beteiligte Disziplinen zurück [1,2]. Überschneidungs- und Anknüpfungspunkte gibt es neben der klinischen Forschung vor allem mit der Epidemiologie, Ökonomie, Psychologie, Public Health und Soziologie. Tätig sind in der Versorgungsforschung vor allem ausgebildete Gesundheits-, Natur-, Sozialwissenschaftler/innen und Mediziner/innen. Dennoch lässt sich in den letzten Jahren verstärkt ein spezifischer Bedarf an Personen mit Versorgungsforschungskompetenzen feststellen. Dies zeigt sich etwa an einer zunehmenden Institutionalisierung an Hochschulen, prominent markiert durch die Einrichtung von Professuren, mit Versorgungsforschung als Bestandteil der Denomination [3]. Zugleich gibt es vermehrt versorgungsforschungsspezifische Qualifizierungsmöglichkeiten wie etwa Springschools [4], Nachwuchsakademien [5] und seit 2015 auch Masterstudiengänge [6]. Dabei gibt es Hinweise auf einen weiter bestehenden Fortbildungsbedarf: 2012 konstatierte Scherer u.a. deutlich: ,,Trotz einer nennenswerten Förderung können relevante Fragestellungen [der Versorgungsforschung] nicht bearbeitet

werden, weil es an qualifizierten jüngeren Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern fehlt‘‘ [7]. Für 2018 halten Ernstmann et al. ebenfalls einen ,,weitergehenden Fortbildungsbedarf für Versorgungsforscher‘‘ fest [3]. Nicht zuletzt wird die Versorgungsforschung von politischer Seite z.B. durch den Innovationsfonds der Bundesregierung auch finanziell in beachtlichem Umfang unterstützt [8]. Die Versorgungsforschung ist dabei auch aufgrund ihrer Interdisziplinarität – zumindest bisher – ein Feld ohne festes Karrieremuster. Der Weg zum Versorgungsforscher oder zur Versorgungsforscherin lässt sich wie bei vielen akademischen Disziplinen als ,,Karriere ohne Vorlage‘‘ [9] bezeichnen. In einer umfassenden Studie zum Zusammenhang von Hochschulbildung und Beschäftigungen betont Ulrich Teichler [10] vor dem Hintergrund einer Diversifizierung der akademischen Ausbildung: ,,Higher education is not automatically linked to employment. There is a complex process of transition form study to employment, in which various actors play a role‘‘ (ibid.: 12). Zum Berufsbild Versorgungsforscher/in liegen bisher wenige Untersuchungen vor. Erste Rückschlüsse lassen sich aus Qualifizierungsprogrammen ziehen: Bei Bewerber/innen für eine von der DFG geförderten Nachwuchsakademie sind Medizin, Psychologie und Gesundheitswissenschaften im Jahr 2010 bzw. Medizin, Psychologie und Soziologie im Jahr 2014 die am häufigsten vertretenen Fachrichtungen [7,11]. Neben der konkreten Arbeit an Projektskizzen, legen die Nachwuchsakademien einen Schwerpunkt auf inhaltlich-konzeptionelle und methodische

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Lernziele.1 Die jährlich stattfindende Spring-School des DNVF legt ihren Schwerpunkt auf anwendungsbezogene Themen, vor allem qualitative und quantitative Forschungsmethoden sowie den Umgang mit Daten [4]. Die bestehenden Master-Studiengänge in Düsseldorf, Heidelberg, Köln, München und Osnabrück sind breiter angelegt und fokussieren auf die Vermittlung von a) breiten inhaltlichen Kompetenzen in der Versorgungsforschung, b) Kenntnisse des Gesundheitswesens, c) Kenntnisse der Implementierungswissenschaft sowie d) methodische Kompetenzen in qualitativen und quantitativen Forschungsmethoden.2 Auch in programmatischen Texten lassen sich Elemente ableiten: Forderungen nach Institutionalisierung an Hochschulen zeugen vom Bedarf an akademischen Qualifikationen [1,12]. Fortbildungsbedarf wird insbesondere in den Bereichen Fachterminologie, Rahmenmodelle, Kenntnisse von Datenquellen und Auswertungsmethoden sowie Aspekte von Datenschutz und Gesundheitspolitik gesehen [3]. Eine Befragung unterschiedlicher Stakeholder zu Erwartungen an Absolvent/innen eines Masterstudiengangs in der Versorgungsforschung zeigt, dass potenzielle Arbeitgeber eher anwendungsbezogene Kompetenzen priorisieren: Hierzu gehören a) inhaltliche Kompetenzen in Kenntnissen von Konzepten der Versorgungsforschung und des deutschen Gesundheitssystems sowie spezifischer von Implementierungsstrategien und OutcomeParametern sowie b) allgemeine wissenschaftliche Kompetenzen, vor allem Literaturrecherche, Projektorganisation und Präsentationen. Im Vergleich zu Lehrenden spielten Methodenkenntnisse für potenzielle Arbeitgeber/innen eine weniger wichtige Rolle [6]. Vor diesem Hintergrund zielt unsere Untersuchung darauf ab, das ,,Berufsbild Versorgungsforscher/in‘‘ aus Perspektive des Arbeitsmarkts in Deutschland hinsichtlich der angebotenen Beschäftigungen und der nachgefragten Qualifikationen zu beschreiben. So soll ein Beitrag zur Beschreibung der Versorgungsforschung als Forschungsgebiet in der Entwicklung geleistet werden. Diese exemplarische Bestandsaufnahme kann weiterhin dazu dienen, Orientierung sowohl für die Curriculumsentwicklung der Ausbildungsangebote als auch für Absolventinnen und Absolventen dieser zu bieten.

Forschungsdesign, Material und Methode Suchstrategie Zur Vorbereitung der Erhebung wurden zunächst relevante Jobportale und Websites identifiziert, auf denen Stellenanzeigen für Versorgungsforscher/innen veröffentlicht werden: Hierzu wurden Stellen, in denen ,,Versorgungsforschung‘‘ vorkommt, in a) großen generischen Jobportalen, b) zentralen Institutionen des Gesundheitswesens (z.B. BZgA, DNVF, GBA, IQTiG) sowie c) exemplarisch den öffentlich zugänglichen Stellenausschreibungsportalen der Universitäten und der Universitätskliniken Heidelberg und Köln, da dort jeweils seit 2015 ein entsprechender Masterabschluss angeboten wird, gesucht. Ergebnis dieser Vorphase war, dass die überwiegende Mehrzahl der Stellenanzeigen immer auch in mindestens einem der Jobportale Stepstone, die ZEIT/Academics, Indeed und Xing zu finden waren. Eine Ausnahme bildet die Stellenbörse DNVF, auf welcher Stellen inseriert wurden, die nicht in den Jobportalen zu finden waren.

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Entsprechend wurde die Suchstrategie für die eigentliche Erhebung konzipiert: Im Zeitraum von Februar bis August 2018 wurden sechs Monate lang einmal pro Woche systematisch offene Stellenangebote in den vier genannten Jobportalen sowie der Stellenbörse des DNVF, in denen der Begriff ,,Versorgungsforschung‘‘ zu finden war, gesammelt und in die Untersuchung eingeschlossen. Dabei wurden Duplikate vermerkt und für die Analyse nur einmal aufgenommen. Anschließend wurden in einem Volltextscreening Stellenanzeigen ausgeschlossen, deren Hauptaufgabe in der Zuarbeit zur Versorgungsforschung (z.B. kein Studienabschluss erforderlich) lag und/oder in denen die Stellen selbst keinen inhaltlichen Bezug zur Versorgungsforschung (z.B. grundsätzliche Kooperation des Arbeitgebers mit Versorgungsforschungsinstitutionen, aber ohne Berührungspunkte mit der ausgeschriebenen Stelle) aufwiesen. In einem dritten Schritt wurden bei allen Stellen, die keine Professuren waren, die Stellen ausgeschlossen, für die primär eine andere akademische Berufsausbildung Voraussetzung war (z.B. Medizin- oder Psychologiestudium) und der Versorgungsforschungsbezug randständig und optional war. Bei den ausgeschriebenen Professuren wurde dieser dritte Schritt nicht angewandt, da hier eine deutlich weniger klare und ausschließende Trennung der Schwerpunkte der Aufgaben erkenntlich war. Datenextraktion und Analyse Die Datenanalyse zielte auf eine kategorisierende zusammenfassende Darstellung der Art der Stellenanbieter, der angebotenen Funktionen und Tätigkeiten sowie nachgefragten Qualifikationen des Berufsbildes Versorgungsforscher/in. Um die zentralen Aspekte identifizieren zu können wurde in einem Verfahren, das deduktive und induktive Schritte verbindet [13], ein Auswertungsschema entwickelt: Aus einer vorherigen Analyse zu Erwartungen von unterschiedlichen Gruppen an Personen mit einem Masterabschluss in Versorgungsforschung und Implementierungswissenschaft [6] konnten Anforderungen und typische Tätigkeiten im Bereich Versorgungsforschung bestimmt werden, die als Kategorien für die Analyse genutzt werden konnten. Aus einer älteren ähnlich angelegten Untersuchung zum Stellenprofil von Soziologinnen und Soziologen wurden ebenfalls Anregungen übernommen [14]. Darüber hinaus wurden weitere Kategorien induktiv aus den zu untersuchenden Stellen gebildet. Dafür wurden zunächst exemplarisch Stellenanzeigen aus verschiedenen Branchen auf typische Anforderungen und Tätigkeiten untersucht. Aus dieser Vorgehensweise konnte ein Kategoriensystem gebildet werden, das sich wie folgt zusammensetzt: a) Arbeitgebertypen, b) Beschäftigungstypen, c) Beschäftigungsverhältnisse, d) Tätigkeitsprofile, e) nachgefragte Qualifikationen und f) Bezug zur Versorgungsforschung (s. Tabelle 1). Nicht ausgewertet wurden allgemeine Anforderungen an die Bewerber/innen, die für den Untersuchungsbereich Versorgungsforschung nicht spezifisch waren, sondern generell häufig in Stellenanforderungen zu finden sind. Dazu zählen unter anderem: Teamfähigkeit, Fähigkeit zum selbstständigen und strukturierten Arbeiten, Verantwortungsbereitschaft und Flexibilität. Tabelle 1 Die Zuordnung zu den Kategorien erfolgte gruppenweise nach Arbeitgebertypen unabhängig von zwei Personen (AS, CU). Alle Ausschlüsse und Uneindeutigkeiten wurden diskutiert und gemeinsam gelöst. Ergebnisse

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Vgl. auch Kurspläne der bisherigen DFG-Nachwuchsakademien Versorgungsforschung: https://www.dfg.de/foerderung/grundlagen rahmenbedingungen/fachwis senschaften/lebenswissenschaften/themen/versorgungsforschung/nachwuchsaka demien/index.html 2 Vgl. Onlinepräsenz und Modulhandbücher der jeweiligen Studiengänge (Stand 04/2019).

Eingeschlossene Stellenanzeigen Im Untersuchungszeitraum (sechs Monate) konnten zunächst, mit dem Einschlusskriterium ,,Erwähnung des Begriffs

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Tabelle 1 Analysekategorien zur Auswertung der Stellenanzeigen. a. Art der Stellenanbieter

b. Funktionsschwerpunkte c. Beschäftigungsverhältnis d. Tätigkeitsfelder e. nachgefragte Qualifikationen f. Bezug zur Versorgungsforschung

Universitäten, andere Hochschulen, Unternehmen, öffentlicher Arbeitgeber/Selbstverwaltung/Verbände und Kliniken Wissenschaft und Forschung, Datenmanagement, Interessensvertretung und Versorgungsmanagement Karrierelevel, Umfang, Befristung Lehre/Bildung, Forschung, andere Studienabschluss, Methodenkompetenzen, allgemeine wissenschaftliche Kompetenzen sowie inhaltliche Kompetenzen Erfahrung, Interesse, keine Angabe, Kenntnisse des Gesundheitssystems bzw. bei Professuren: Denomination, Erforderlicher und möglicher Schwerpunkt, Erfahrung, gewünschte Kooperation

Versorgungsforschung‘‘ und nach Ausschluss von Duplikaten, 137 Treffer identifiziert werden. Nach Anwendung der Ausschlusskriterien konnten 113 Stellen eingeschlossen werden, bei denen Versorgungsforschung in der allgemeinen Beschreibung der Stelle, dem Tätigkeitsprofil und/oder dem Anforderungsprofil genannt wurden. Davon konnten fünf Stellenanzeigen nach der ersten Analyse aufgrund eines technischen Fehlers in der Dokumentendarstellung nicht mitberücksichtigt werden. Für die Analyse der Tätigkeitsfelder (s. 3.4) und Anforderungsprofile (s. 3.5) werden die Stellenausschreibung für Professuren aufgrund ihres spezifischen Profils und der geringen Vergleichbarkeit mit den anderen Stellen nicht berücksichtigt, eine Beschreibung erfolgt separat (s. 3.7). Verteilung nach Stellenportalen und Stellenanbietern Indeed ist das Stellenportal in dem mit 69,0% die meisten Suchergebnisse gefunden wurden. Es folgen die OnlineStellen-Börse des DNVF (22,1%) und das Portal Stepstone mit 21,1% der eingeschlossenen Stellenanzeigen. Der Zeit/AcademicsStellennewsletter sowie Xing lieferten jeweils weniger als 4% der Ergebnisse. Die Stellen für wissenschaftliche Mitarbeiter/innen und Professuren waren vor allem auf Indeed (75,8%) und der Website des DNVF (32,3%) zu finden. Bei den Stellenanzeigen von Unternehmen sind Stepstone (48,7%) und Indeed (59,5%) etwa ähnlich wichtig. Bei den öffentlichen Arbeitgebern, Selbstverwaltungen und Verbänden ist neben Indeed (58,3%) sowohl das DNVF als auch Stepstone (je 25,0%) relevant (s. Tabelle 2). Von den insgesamt 113 angebotenen Stellen wurden über die Hälfte (n = 62) an Universitäten (n = 49) und anderen Hochschulen (n = 13) angeboten. Eine trennscharfe Zuordnung von Ausschreibungen für Professuren und wissenschaftliche Mitarbeiterstellen zu Universitätsklinika bzw. medizinischen Fakultäten war nicht immer möglich, diese Stellen werden hier alle unter Universität gezählt. Der zweitgrößte Anbieter waren Unternehmen (n = 37), insbesondere Pharma- und Medizintechnikunternehmen. Die weiteren Stellen entfielen auf den öffentlichen Dienst, Selbstverwaltung und Verbände (n = 12) sowie zwei Kliniken, davon eine Hochschulklinik und ein akademisches Lehrkrankenhaus. Regional sind die Stellenanzeigen breit über Deutschland verteilt, es finden sich Ausschreibungen in insgesamt über 40 verschiedenen Städten. Die meisten Stellen befinden sich in Berlin (n = 24), gefolgt von Köln (n = 7) und Bonn (n = 5). Angebotene Funktionsschwerpunkte Die große Mehrzahl der untersuchten Stellen lässt sich in vier Funktionsschwerpunkte unterteilen: a) Wissenschaft und

Forschung, b) Interessensvertretung, c) Datenmanagement und d) Versorgungsmanagement. Lediglich 3,7% konnten nicht zugeordnet werden und fallen in die Kategorie e) Sonstiges (s. Tabelle 3). 60,2% aller Stellen weisen einen starken Bezug zu Wissenschaft und Forschung auf: Hierzu zählen alle Professuren sowie alle Ausschreibungen für wissenschaftliche Mitarbeiter/innen-Stellen an Universitäten, anderen Hochschulen und Kliniken, aber auch 28,6% der Beratungsunternehmen, bei denen die Stellen dann häufig einen Schwerpunkt in der Auftragsforschung haben. Interessensvertretung macht das Haupttätigkeitsfeld mit 30,6% der Stellen aus: Hierunter fallen Pharmaunternehmen, häufig im Bereich von Marktzugangsanalysen und Managed-Care-Projekten. Bei den Beratungsunternehmen befindet sich knapp die Hälfte im Bereich Interessensvertretung, z.B. der strategischen Beratung ebenfalls für den Marktzugang für Arzneimittel. Beratungsfirmen agieren aber auch im Bereich Forschung, z.B. Evaluation von Präventionsprojekten. Im Öffentlichen Dienst/Selbstverwaltung und Verbänden finden sich 10,0% der Stellenangebote im Bereich Interessensvertretung wieder. Daten- und Versorgungsmanagement sind mit 3,7% bzw. 1,8% der Stellen deutlich weniger Haupttätigkeitsschwerpunkt. Ausgeschriebene Stellen im Bereich Datenmanagement beschäftigen sich beispielsweise mit Analysen von GKV-Routinedaten. Im Bereich Versorgungsmanagement wurden Stellen bei Krankenkassen ausgeschrieben, die zum Beispiel für Selektivverträge und neue Versorgungskonzepte zuständig sind. Angebotene Beschäftigungsverhältnisse Die ausgeschriebenen Stellen unterscheiden sich weiter nach Karrierelevel, Umfang und Befristung (s. Tabelle 4). Karrierelevel Über die Hälfte aller Stellen wird für Personen mit keiner bis wenig Berufserfahrung ausgeschrieben, ein Viertel setzt eine Promotion, 8,0% eine Habilitation oder äquivalente Leistungen voraus. Letzteres sind ausschließlich Professuren an Universitäten. Die Nachfrage nach Promotionen findet sich in etwa gleichen Umfang von 15,6% bei den wissenschaftlichen Mitarbeiter/innen Stellen an Universitäten und Hochschulen sowie dem öffentlichen Dienst und Selbstverwaltung, bei Professuren an Hochschulen (zu 100,0%) und gar nicht bei Unternehmen Umfang Die Hälfe aller Stellen sind als Vollzeitstellen ausgeschrieben, bei einem knappen Viertel liegen keine Angaben vor. Bei den Professuren findet sich eine Stellenausschreibung mit 50%-Stellenanteil und eine Vertretungsprofessur mit 75% der Arbeitszeit. Bei den wissenschaftlichen Mitarbeiter/innen werden jeweils ein Drittel als 100% Stellen und 50% bis 100%-Stellen ausgeschrieben sowie 17,8% als Stellen mit einem Anteil unter 50%. Bei den Unternehmen finden sich in knapp der Hälfte der Anzeigen keine Angaben, die anderen Stellen sind alle als Vollzeitstellen ausgeschrieben. Bei den öffentlichen Arbeitgebern und Selbstverwaltung ist das Bild ähnlich. Befristung Insgesamt sind 48,7% der angebotenen Stellen explizit befristet. Während dies in den Unternehmen 8,1% der Stellen betrifft, sind dies bei öffentlichen Arbeitgebern und Selbstverwaltung 58,3% und in der Gruppe der Universitäten und Hochschulen 69,2%. Betrachtet man die Professuren und wissenschaftlichen Mitarbeiter/innenStellen getrennt, zeigt sich, dass an Universitäten 33,3% und an Hochschulen 12,5% der Professuren befristet ausgeschrieben werden und jeweils über die Hälfte explizit als unbefristet. Bei den wissenschaftlichen Mitarbeiter/innen sind 90,0% der Stellen an Universitäten bzw. 60,0% derjenigen an Hochschulen befristet ausgeschrieben – bei allen anderen findet sich keine Angabe. Bei den Unternehmen hingegen wird bei der überwiegenden Mehrheit der

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Stellen (78,4%) keine Angabe zur Befristung gemacht, 13,5% sind explizit unbefristet. Angebotene Tätigkeitsfelder Die Tätigkeitsfelder in den Stellenanzeigen – ohne Professuren – lassen sich in die Bereiche a) Forschung, b) Lehre/Betreuung von Promotionen sowie c) weitere Aufgaben einteilen (s. Tabelle 5). Bei den Stellen für wissenschaftliche Mitarbeiter/innen sind die forschungsbezogenen Tätigkeiten am Wichtigsten: Die Mitarbeit in Versorgungsforschungsprojekten wird fast immer genannt (97,6%), es folgen Publikationen und Vorträge (64,3%) und das Verfassen von Forschungsanträgen (31,0%). Ein Drittel der Ausschreibung beinhaltet Lehre als Tätigkeitsfeld, die Betreuung von Doktorand/innen hingegen nur 7,1%. Die weiteren Kompetenzen spielen keine so große Rolle. In Unternehmen ist die Arbeit im Kontext von Forschungsprojekten mit einer Nennung in etwa über der Hälfte der Stellen etwas weniger relevant (56,8%), Publikationen und Vorträge sind ebenfalls weniger wichtig (29,7%). Forschungsanträge spielen ebenso wenig eine Rolle wie Lehre und Promotionsbetreuung. Im Gegenzug werden aber die weiteren Aufgaben häufiger aufgeführt: Kommunikation und Repräsentation ist in allen Stellenangeboten wichtig. Marketing, Interessensvertretung und Strategieentwicklung in 89,2% der Fälle. Beispiele hierfür sind Marktanalyse und Ausbau strategischer Kooperationen. Des Weiteren werden gesundheitsökonomische Analysen und Evaluationen, wie z.B. Kosten-Nutzen-Analysen oder Markov-Modelle, in 67,6% der Stellen genannt. Bei den Stellen aus dem Bereich öffentlicher Dienst/Selbstverwaltung/Verbände ist die Gewichtung von Forschungsarbeit und weiteren Aufgaben ausgeglichener. Wobei die Arbeit an Forschungsprojekten (50,0%) und Präsentation und Kommunikation (100,0%) am häufigsten aufgeführt werden. Bei einer dieser Stellen gehört die Betreuung von Promovierenden zum Aufgabenprofil (#34)3 , dies stellt aber eine Ausnahme dar. Interessensvertretung ist vor allem für Verbände und Selbstverwaltung, wie beispielsweise die Deutsche Schmerzgesellschaft e.V. und Bundespsychotherapeutenkammer, relevant (40,0%). Nachgefragte Qualifikationen Keine der Stellen richtet sich ausschließlich an Versorgungsforscher/innen. In fast allen Stellen wurde eine Vielzahl von möglichen Fachrichtungen genannt, aus denen ein Hochschulabschluss vorliegen sollte. Genannt wurden Fächer aus den Naturwissenschaften, dem Bereich Mathematik, Informatik, Statistik, aus Medizin, Pharmazie und Psychologie, Gesundheits-, Pflege- und Therapiewissenschaften, Public Health und Epidemiologie sowie Sozialund Wirtschaftswissenschaften und in fünf Fällen auch explizit Versorgungsforschung. Eine weitere Kategorisierung erwies sich im Auswertungsprozess aufgrund der Breite der Fächer und der unscharfen und uneinheitlichen Verwendung von Fachbezeichnungen als nicht umsetzbar. Für die Mehrzahl der Stellen war ein Master- oder vergleichbarer Abschluss ausreichend. Inhaltliche Kompetenzen mit Versorgungsforschungsbezug Kenntnisse des deutschen Gesundheitswesens wurden in etwa der Hälfte aller Stellen als Anforderung formuliert, besonders häufig in denen der Unternehmen (83,8%) (s. Tabelle 6). Knapp zwei Drittel der Stellen erwartet ein Interesse (15,4%) bzw. Erfahrung (47,3%) in der Versorgungsforschung. Letzteres ist stär-

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# verweist auf das konkrete Stellenausschreibungsdokument.

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ker ausgeprägt bei den Unternehmen (56,8%) sowie öffentlichen Arbeitgebern und Selbstverwaltung (60,0%). Bei knapp einem Drittel der Stellen wurden zum Bezug zur Versorgungsforschung keine Angaben gemacht. Methodenkompetenzen Kompetenzen in Methoden der empirischen Sozialforschung wurden in 64,6% aller untersuchten Stellen als Kompetenz gefordert. Bei der Spezifizierung dieser Anforderung wurden Kenntnisse quantitativer Methoden (45,8%) und entsprechender Software, meist SPSS und/oder SAS (42,7%) deutlich häufiger genannt als Kenntnisse qualitativer Methoden (18,8%) und entsprechender Software, immer MaxQDA (8,3%). Insgesamt wurden die Methodenkenntnisse bei den Stellen für wissenschaftliche Mitarbeiter/innen (77,8%) und den öffentlichen Arbeitgebern und Selbstverwaltungen (66,7%) deutlich häufiger ausgeführt als bei den Unternehmen (32,4%). Qualitative Forschungskompetenzen werden fast ausschließlich bei den wissenschaftlichen Mitarbeiter/innen nachgefragt, dort bei einem Drittel der Stellen. Allgemeine wissenschaftliche Kompetenzen An weiteren wissenschaftlichen Kompetenzen wurden a) Literaturrecherche, b) Projektmanagement, c) Erfahrung mit wissenschaftlichen Veröffentlichungen sowie d) interdisziplinäre Zusammenarbeit und e) gute Englischkenntnisse erfasst. Über alle Stellenanzeigen wurden als erforderliche Kompetenzen Englisch am häufigsten (63,7%), Projektmanagement am zweithäufigsten (38,5%), und Erfahrung mit wissenschaftlichen Veröffentlichungen am dritthäufigsten (22,0%) genannt. Weniger häufig wurden Literaturrecherche und interdisziplinäre Zusammenarbeit (15,4%) gefordert. Bei den Stellen für wissenschaftliche Mitarbeiter/innen sind die wichtigsten genannten allgemeinen wissenschaftlichen Kompetenzen: gute Englischkenntnisse (59,5%), Erfahrung in wissenschaftlichen Veröffentlichungen (35,7%) sowie Projektmanagement (33,3%). Bei den Stellen in Unternehmen werden ebenfalls Englischkenntnisse (75,7%) und Projektmanagementkenntnisse (51,4%) am häufigsten genannt, alle anderen Kompetenzen liegen bei 5 bis 10% der Nennungen. Bei den öffentlichen Arbeitgebern und Selbstverwaltungen sind Englischkenntnisse ebenfalls am wichtigsten (50,0%), gefolgt von Literaturrecherchekompetenzen (40,0%). Die drei anderen Kompetenzbereiche Projektmanagement, interdisziplinäre Zusammenarbeit und Publikationserfahrung liegen bei jeweils 20,0%. Professuren Insgesamt wurden im Erhebungszeitraum 17 Stellenausschreibungen für Professuren berücksichtigt (s. Tabelle 7). Neun Stellen wurden an Universitäten ausgeschrieben, die alle an medizinischen Fakultäten angesiedelt sind und in den Besoldungsstufen W2 (n = 4) und W3 (n = 5) als Vollzeitstellen ausgeschrieben sind. Vier sind mit Leitungsfunktionen verbunden. Zu den Bewerbungsvoraussetzungen gehört eine Habilitation oder äquivalente Leistung, die Einstellung erfolgt bis auf eine Ausnahme (#84) entweder auf Lebenszeit (n = 5) oder mit Aussicht auf Entfristung (n = 3). Acht Professuren wurden an anderen Hochschulen in Fachbereichen für Gesundheits- (n = 7) bzw. Pflegewissenschaft (n = 1) ausgeschrieben. An den öffentlichen Hochschulen war die Besoldungsstufe W2, in den drei Ausschreibung an der privaten Hochschule der SRH (Stiftung Rehabilitation Heidelberg) gab es hierzu keine Angaben. Zu den Bewerbungsvoraussetzungen gehörten eine Promotion sowie eine mehrjährige Berufspraxis. In einer Ausschreibung sind zwei Stellen à 50% ausgeschrieben, in einer eine Vertretungsprofessur mit 75% der Arbeitszeit.

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Bei den Stellen- und Anforderungsprofilen wurde in den Ausschreibungen der Professuren zumeist auf die jeweiligen Landeshochschulgesetze verwiesen: zum Beispiel in Hinblick auf die erforderlichen Qualifikationen und das Lehrdeputat. Alle Stellen setzen sichtbare Forschungstätigkeit etwa nachgewiesen durch Publikationen oder Forschungsprojekte sowie Lehrerfahrung voraus. Bezug zur Versorgungsforschung Im Titel der Stellenbeschreibung findet sich der Begriff

,,Versorgungsforschung‘‘ bei insgesamt 16 Stellen: bei fünf der Professuren als Bestandteil der Denomination, bei neun wissenschaftlichen Mitarbeiter/innenstellen an Universitäten und anderen Hochschulen, bei einem Beratungsunternehmen sowie bei einer Stelle im öffentlichen Dienst. Bei den 17 ausgeschriebenen Professuren ist der Bezug zur Versorgungsforschung unterschiedlich stark ausgeprägt (s. Tabelle 7): a) am stärksten war dieser in Stellen mit entsprechender Denomination bzw. als erforderliche Forschungsschwerpunkt, b) gefolgt von Stellen, in denen die Versorgungsforschung unter anderem einen möglichen Forschungsschwerpunkt darstellte und/oder Erfahrung erwünscht war bis hin zu c) Stellen, in denen lediglich Kooperationen mit Einrichtungen, die einen Versorgungsschwerpunkt haben, erwünscht war. Bei sieben weiteren Stellen findet sich ein generischer Bezug zur Versorgungsforschung, der über ein spezifisches Projekt oder einer Aufgabe unter vielen, hinausgeht: Dies sind zunächst fünf wissenschaftliche Mitarbeiterinnenstellen an Universitäten: In einer Abteilung für Versorgungsforschung wurden zwei entsprechende Stellen ausgeschrieben: Die eine als Post-Doc-Stelle mit einem Aufgabengebiet, das Methodenberatung in qualitativen Methoden, Drittmittelanträge und Mitarbeit in der Entwicklung eines Masterstudiengangs umfasst (#34). Für die zweite Stelle wird in der Aufgabenbeschreibung als Erstes die ,,Mitarbeit beim Aufbau eines Versorgungsforschungslabors zur Durchführung von quantitativen Fragebogenerhebung bei Patienten und Versorgung‘‘ genannt (#6). Zwei allgemeinmedizinische Institute haben ebenfalls Stellen mit allgemeinerem Charakter ausgeschrieben: zum einen ,,zur Mitarbeit in Projekten zur allgemeinmedizinischen Versorgungsforschung‘‘ (#54) und zum anderen zur Unterstützung des Aufbaus des Instituts im Bereich der Lehrforschung und Versorgungsforschung ausgeschrieben (#40). Fachübergreifender findet sich eine Stellenausschreibung an einem Institut für Medizinische Biometrie, Epidemiologie und Informatik zur ,,Beratung von Antragsstellern der Universitätsmedizin Mainz bei der Planung, Organisation und Durchführung von Studium [sic] im Bereich Versorgungsforschung‘‘ (#44). Außerhalb von Universitäten hat ein Beratungsinstitut eine generischere Stelle für eine ,,Projektleitung im Bereich Versorgungsforschung‘‘ ausgeschrieben (#18). In der Fachgruppe Medizin der DFG wird für eine Stelle im ,,Wissenschaftsmanagement im Bereich Lebenswissenschaften, Medizin‘‘ dezidiert eine Person gesucht, deren Berufserfahrung nach der Promotion ,,idealerweise im Wissenschaftsmanagement, gerne auch in den Bereichen Versorgungsforschung oder Public Health‘‘ liegen soll (#85). Diskussion Versorgungsforschung wird auf dem Arbeitsmarkt vor allem an Universitäten und Hochschulen, aber durchaus auch von Unternehmen und dem Öffentlichen Dienst, Verbänden und der Selbstverwaltung nachgefragt. Die typische Tätigkeit liegt im Bereich der Forschung, vor allem in Projekten. Dabei weisen die Stellen an Hochschulen die üblichen Merkmale von

Stellen im wissenschaftlichen Mittelbau hinsichtlich Stellenumfang, Befristung und Qualifikationsmöglichkeiten auf [15,16]. Wie auch in den existierenden Masterstudiengängen im Bereich der Versorgungsforschung, werden mit der Versorgungsforschung stark Kenntnisse des deutschen Gesundheitssystems verbunden. Während die Studiengänge bezüglich der inhaltlichen Kompetenzen einen Schwerpunkt auf Qualitätsförderung und Evaluation legen, werden in den Stellenanzeigen, vor allem von Unternehmen, gesundheitsökonomische Tätigkeiten angeboten. Kenntnisse in empirischen Forschungsmethoden werden in der Mehrzahl der Stellen nachgefragt. Dies deckt sich mit den bestehenden Qualifizierungsangeboten. Dass die Nachfrage nach qualitativen Methoden und außerhalb von Hochschulen etwas geringer ist, bestätigt Ergebnisse einer bestehende Untersuchungen [6]. Bezüglich allgemeiner wissenschaftlichen Kompetenzen: Hier werden in den Stellenanzeigen Englisch, Projektmanagement, Veröffentlichungen, Literaturrecherche und interdisziplinäre Zusammenarbeit als Kompetenzen nachgefragt. Veranstaltungen zu Veröffentlichungen und Literaturrecherchen werden ebenfalls von Qualifikationsangeboten abgedeckt [4]. Kommunikation und Repräsentation spielt in den Tätigkeitsbeschreibungen eine wichtige Rolle, dies deckt sich mit Erwartungen von potenziellen Arbeitgebern und Lehrenden [6]. Die untersuchten 113 Stellenanzeigen geben einen exemplarischen situativen Einblick in Ausschreibungen, die auch für Versorgungsforscher/innen geeignet sind. Gängige Stellenportale und einschlägige Veröffentlichungsorte wurden vorab getestet und schließlich begründet ausgewählt. Jedoch bleibt die Grundgesamtheit der offenen Stellen im Erhebungszeitraum unbekannt, auch weil viele Stellen nicht öffentlich ausgeschrieben werden. Die Analyse erfolgte nach einem Auswertungsschema, das aufgrund von induktiver und deduktiver Kategorienbildung ermittelt wurden. Zur berücksichtigen ist jedoch, dass insbesondere die Ausschreibungsinhalte wenig standardisiert sind. Insbesondere die Beschreibungen von Stellenprofilen und geforderten Qualifikationen bzw. Bewerber/innenprofilen sind unterschiedlich umfangreich, präzise und aussagekräftig. Bei der Nennung von erforderlichen Studienabschlüssen führt dies beispielsweise dazu, dass diese nicht sinnvoll über alle Stellen hinweg kategorisiert werden konnten. Ebenso ist zu beachten, dass zentrale Anforderungen und Tätigkeiten zum Teil auch nicht explizit aufgeführt werden, weil sie als selbstverständlich gelten. Dies zeigt sich z.B. in Stellenanzeigen ohne Stellenumfangsangaben (vermutlich Vollzeit), Englischkenntnisse oder auch forschungsbezogener Arbeit bei Wissenschaftler/innen wie z.B. Literaturrecherche. Nicht zuletzt ist die Versorgungsforschung ein höchst dynamisches Feld, sodass nicht abgesehen werden kann, inwiefern der Erhebungszeit repräsentativ für vorherige oder nachfolgende Zeitpunkte ist.

Fazit Versorgungsforschung ist, von den Stellenausschreibungen aus betrachtet, durchaus mit distinkten Kompetenzen verbunden. Dabei sind diese mit einer Vielzahl von grundständigen akademischen Studiengängen assoziiert. Zugleich zeigt sich eine fortschreitende Institutionalisierung: Auf Ebene der Professuren sind Stellen an Universitäten an medizinischen Fakultäten angesiedelt, an anderen Hochschulen in den Gesundheits- bzw. Pflegewissenschaften. Auch – wenn auch wenige – weitere Stellen lassen eine Ausrichtung in Richtung Strukturentwicklung im Bereich der Versorgungsforschung erkennen. Dies wiederum könnte zu einer Verfestigung von Karrieremustern sowohl durch eine stärkere Etablierung von Ausbildungsangeboten als auch durch Spezifizierung des Fach- und somit auch von Stellenprofilen beitragen.

Please cite this article in press as: Ullrich C, et al. Wer braucht Versorgungsforscher/innen? Eine Bestandsaufnahme zum Berufsbild anhand von Stellenanzeigen. Z. Evid. Fortbild. Qual. Gesundh. wesen (ZEFQ) (2019), https://doi.org/10.1016/j.zefq.2019.08.008

G Model ZEFQ-10429; No. of Pages 7

ARTICLE IN PRESS C. Ullrich et al. / Z. Evid. Fortbild. Qual. Gesundh. wesen (ZEFQ) xxx (2019) xxx–xxx

Als Voraussetzung für eine Tätigkeit in der Versorgungsforschung wird eine akademische Ausbildung auf Masterniveau gesehen. Die Forschung zu Übergängen von Studium und Beruf zeigt, dass hier vielfältige komplexe Faktoren eine Rolle spielen [10]. Eine unmittelbare Ausrichtung an den Erfordernissen des Arbeitsmarktes wird nicht nur dadurch erschwert, dass diese empirisch schwer zu ermitteln sind und sich wandeln, sondern auch wie Allmendinger [9] es formuliert dadurch, dass – paradoxerweise – die ,,Freiheit von Anwendungszwängen, gepaart mit den dort vermittelten Schlüsselqualifikationen, [. . .] ,Beschäftigungsfähigkeit‘ [sichern]‘‘ (ibid.: 109).. Zu diesen Schlüsselqualifikationen gehören in der Versorgungsforschung – dies zeigen auch die hier beschriebenen Ergebnisse – vor allem Methodenkompetenzen und Kenntnisse des deutschen Gesundheitswesens. So können die hier vorliegende Ergebnisse zwar einerseits Hinweise für Curriculumsentwicklung von Qualifikationsangeboten in der Versorgungsforschung und Orientierungen für angehende Versorgungsforscher/innen geben. Andererseits wäre eine primäre Ausrichtung an den Erfordernissen des Arbeitsmarktes ggf. kontraproduktiv sowohl in Hinblick auf die Fachentwicklung als auch ganz konkret in Hinblick auf spätere Berufschancen. Ob und wie sich die Nachfrage nach bestimmten Qualifikationen realisieren lässt und wie sich die berufliche Tätigkeit konkret gestaltet, lässt sich an Stellenanzeigen nicht ablesen. Umgedreht haben diese auch nur bedingt Aussagekraft darüber, ob und wo Versorgungsforscher/innen Beschäftigung finden. Hierzu können weitere Untersuchungen zur beruflichen Ausbildung und Karrierewegen – etwa im Rahmen von Absolvent/innenstudien – zur Vervollständigung des Bildes vom ,,Beruf Versorgungsforscher/in‘‘ beitragen. Interessenskonflikt Alle drei Autor/innen geben an, keinen Interessenskonflikt zu haben. Danksagung Wir danken den Gutachter*innen und Herausgeber*innen für wertvolle und hilfreiche Anmerkungen zu früheren Versionen dieses Beitrags.

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Appendix A. Zusätzliche Daten Zusätzliche Daten verbunden mit diesem Artikel finden sich in der Online-Version unter: doi:10.1016/j.zefq.2019.08.008. Literatur [1] Hoffmann F, Wolf-Ostermann K. Versorgungsforschung: Licht ins Dunkel bringen – Aber nicht nur mit einzelnen Leuchttürmen. Zeitschrift für Evidenz. Fortbildung und Qualität im Gesundheitswesen 2015;109(8):549–51. [2] Schrappe M and Pfaff H. Einführung in Konzepte und Grundlagen der Versorgungsforschung, in Lehrbuch Versorgungsforschung. Systematik, Methodik, Anwendung., H. Pfaff, et al., Editors. 2017, Schattauer: Stuttgart. p. 1-71. [3] Ernstmann N, Heuser C, Pfaff H. Zur Situation der Versorgungsforschung an deutschen Universitäten, Hochschulen und Fachhochschulen. Gesundheitswesen 2018 (EFirst). [4] DNVF-Springschool: Onlinearchiv. 04.05.2019]; Available from: https://www.netzwerk-versorgungsforschung.de/index.php?page = dnvfspring-school-archiv. [5] Hoffmann F, Wolf-Ostermann K. Versorgungsforschung in der ZEFQ: Wo sollten wir in 2020 stehen? Zeitschrift für Evidenz, Fortbildung und Qualität im Gesundheitswesen 2016;110-111:21–3. [6] Ullrich C, et al. Teaching implementation science in a new Master of Science Program in Germany: a survey of stakeholder expectations. Implementation Science 2017;12(1):55. [7] Scherer M, Lühmann D, Raspe H. DFG-Nachwuchsakademie Versorgungsforschung –Konzept – Ablauf - Teilnehmerrückmeldungen. Zeitschrift für Evidenz. Fortbildung und Qualität im Gesundheitswesen 2012;106(1):46–53. [8] Nellessen-Martens G, Hoffmann W. Versorgungsforschung – eine Disziplin im Aufschwung. Gesundheit und Gesellschaft 2017;17(1):7–15. [9] Allmendinger J, editor. Karriere ohne Vorlage. Junge Akademiker zwischen Studium und Beruf. Hamburg: Körber Stiftung; 2005. [10] Teichler U. Higher education and graduate employment: changing conditions and challenges. Kassel: International Centre for Higher Education Research; 2018. [11] Ernstmann N, Gloede TD, Pfaff H. Wissenschaftliche Nachwuchsförderung in der Versorgungsforschung – Ein Rückblick auf die DFG Nachwuchsakademie Versorgungsforschung 2014. Gesundheitswesen 2015;77(08/09):586–9. [12] Raspe H, et al. DFG-Stellungnahme. Versorgungsforschung in Deutschland: Stand – Perspektiven – Förderung, DFG, Editor. 2010: Bonn. [13] Emerson RM, Fretz RI, Shaw LL. Writing ethnographic fieldnotes. [2nd publ.] ed. Chicago guides to writing, editing and publishing. Chicago [u.a.]: Univ. of Chicago Pr; 2011. [14] Schneider N. Wer braucht Sozialwissenschaftler und Soziologien? Eine Inhaltsanalyse von Stellenanzeigen. Sozialwissenschaften und Berufspraxis 1995;18(1):313–27. [15] Grühn D, et al. Der wissenschaftliche ,,Mittelbau‘‘ an deutschen Hochschulen Zwischen Karriereaussichten und Abbruchtendenzen. di: Berlin: Ver.di; 2009. [16] Kreckel R. Zur Lage des wissenschaftlichen Nachwuchses an Universitäten: Deutschland im Vergleich mit Frankreich, England, den USA und Österreich. Beiträge zur Hochschulforschung 2016;1–2:12–40.

Please cite this article in press as: Ullrich C, et al. Wer braucht Versorgungsforscher/innen? Eine Bestandsaufnahme zum Berufsbild anhand von Stellenanzeigen. Z. Evid. Fortbild. Qual. Gesundh. wesen (ZEFQ) (2019), https://doi.org/10.1016/j.zefq.2019.08.008