Chemosphere No. i, pp 5 - i0, 1977.
Pergamon Press.
Printed in Great Britain.
ZUM METABOLISMUS VON PHENYLHARNSTOFF-HERBIZIDEN VI. Geschlossene Kultursysteme ffir die Bilanzierung radioaktiv markierter Pestizide nach A n w e n d u n g b e i
Kulturpflanzen
Ingolf Schuphan Institut fur Pflanzenschutzmittelforschung, Biologische Bundesanstalt,
D 1 Berlin 33, K8nigin-Luise-Str.
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(Received in Germany l September, 1976; received in U.K. for publication 13 Septemberl976.)
Die Verfolgung des Verblelbs und der Umwandlung von Wirkstoffen mit Hilfe der Tracertechnik ist eine gebr~uchllche Standardmethode. Ziel eine Radioaktivit~tsbilanz. 100% wieder zu erfassen,
H~ufig ist das erstrebte
Die Aussicht, die eingesetzte Aktivit~t zu
ist nur dann vorhanden, wenn der Versuch Im vSllig
abgeschlossenen Kultivierungssystem
durchgefUhrt wird, damit auch sich ver-
flGchtigende Anteile radioaktiver Substanzen gemessen werden kSnnen. Relatlv leicht lassen sich solche Versuche in geschlossenen Gef~Ben mit Mikroorganismen (BGden) durchftLhren. Schwieriger gestalten sie sich mit Tieren und Pflanzen. Pflanzenversuche Gber eine Kulturdauer v o n d e r
Aussaat bis zur Ernte in ge-
schlossenen Systemen scheiterten bisher im allgemeinen daran, dass in einem Zeitraum von Wochen oder Monaten die Pflanzen gesund in einem geschlossenen Kultursystem erhalten werden mGssen. Hier werden einige Kulturgef~Be mit der entsprechenden technischen Anordnung beschrieben,
die es erlauben, Bilanzversuche mlt markierten Wirkstoffen in
Pflanzenkulturen durchzuftthren, wobei auch die gasf8rmigen markierten Stoffwechselprodukte
erfasst werden.
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No. 1
Kultur~ef~Be Die Abb. 1 zeigt verschiedene Typen der bereits erfolgreioh erprobten Kultur-
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20cm
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Abb. I Alle Gef~Be bis zu 100 mm ~ sind aus Duranglas von 3 mm St~rke gearbeitet,
die.
jenlgen Uber 100 mm ~ besltzen eine Wandst~rke von 5 mm. Sie k8nnen auf der Drehbank aus GlasrGhren gefertigt* oder z.B. auch aus k~uflichen PlanschliffReaktionsgl~sern
fGr die Versuche zu Kulturgef~Ben ver~ndert werden. Die
Glastechnlsche Werkst~tte,
Rhelnallee 28, 6500 Mainz
**Schott & Gen., 6500 Malnz, Best.Nr. 2438086
No. i
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Volumina
betragen
zwlschen
eignen sich Kulturgef~Se, H~lften bestehen.
3 und 30 i. Zur Kultur von hohen Pflanzen die aus zwei gleichen hohen Planflansch-
Im allgemeinen
driger Form gearbeitet.
Zentral
NS 29 umgeben von weiteren
jedoch ist die Deckel-H~lfte im Deckel beflndet
drei 0ffnungen
In der unteren Kulturgef~Bh~lfte
erweist
sich eine 0ffnung
1 x NS 29, 2 x NS 14,5. es sich als sehr nUtzlich,
in einer H5he von ca. 150 mm Uber der Bodenoberfl~che von 18 mm vorzusehen, Silikonstopfen Spritze
die keinen Normschliff
verschlossen
wird.
gegen den Lochrand mit flexiblem am Gef~Bboden Schraubkappe
tr~gt,
und mit einem
dienen.
Silikon~,mmi
0ffnung,
einer
Die Sprltze wird dabei abgedichtet.
kurz Uber dem Boden der Gef~Se befindet verschliessbare
eine 0ffnung
Sie kann zur EinfUhrung
fur die Wirkstoffapplikation
in nie-
Seitlich
sich eine mlt
um bequem Kondenswasser
ab-
ziehen zu k8nnen.
Kultureins~tze Die Pflanzeneinsaat sioniert
sind,
gef~Bwand
erfolgt
in Glaszylinder-Eins~tze,
dass der Abstand
mindestens
die so dlmen-
zwischen dem Einsatz und der Kultur-
5 mm betr~gt.
Die Zylinder-Eins~tze
haben bei
90 mm ~ eine H~he yon 120 mm, bei 180 mm ~ eine H8he von 220 mm. Am unteren Rand sind sie jeweils mit einer Porzellanslebplatte schlossen.
Zwel dttnne V2A-Rohre
der Siebplatten P~-Schalen
befestigt
und umschliessen
auf, welches
zu d m m Porzellan-
diese lest. Sie nehmen das Sickerwasser von 2 mm Inuenlumen
absaugen
fGhrt vom Boden der Schale durch ein Loch der
entlang der inneren Zylinderwand
im Kulturgef~Bdeckel.
durch RandlGcher
fur die Eins~tze.
(im Innen-~)
man durch einen P~-Schlauch
kann. Dieser Schlauch
kleidet.
und dienen als Grlffe
von 50 mm H5he passen genau
siebplatten
Siebplatte
werden mit Schrauben
ver-
zu einer SchliffSffnung
Aussen wird der Zylinder mit Alumlnlumfolie
um-
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No. i
Absorptionssystem Auf den zentralen Schliff im Deckel wird ein modifizierter Waschflaschenaufsatz gesetzt, dessen Innenrohr his fast auf die Bodenoberfl~che reicht. Die Ein- und Ausg~nge tragen Kugelschliffe KS 13/5. Diese werden mit den KS 13/5-Teflonstutzen von Magnetventilen * verbunden. An den zweiten Kugelschliff des Ausgangsventils schliesst sich eine Folge von sechs Wendelabsorptionsvorlagen bzw. Intensivwaschflaschen an, von denen die Vorlagen eins, drei und fGnf als Sicherheitsflaschen geschaltet sind. Das Volumen der einzelnen Vorlagen betr~gt 15 oder 30 ml bzw. 200 ml. Die FUllung der Vorlage 2 besteht aus ~thylenglycolmonomethyl~ther zur Absorption flUchtiger Anteile des Wirkstoffes und dessen organischer Umwandlungsprodukte, die FUllungen 4 und 6 aus einer Mischung von %thanolamin/%thylenglycolmonomethyl~ther (I/2) zur Absorption von Kohlendioxid (1 ml %thanolamln ist ~ q u i m o l d e r C02-Menge von etwa 600 1 Luft). Durch Hinzuschaltung einer weiteren Vorlage mit ges~ttigter Bariumhydroxid-LGsung kann in Vorver suchen kontr@lliert werden, ob alles Kohlendioxid quantitativ absorbiert wird und wann die ~thanolamln-L~sungen ersch~pft sind.
BelUftung Uber zwei elektrische Schaltuhren werden die Magnetventile zu den Kulturgef~Ben und das Magnetventil zur Regelung der Vakuumpumpe (Wasserstrahl) gesteuert. Der erste Schaltkontakt ~ffnet das Magnet ventil der Wasserstrahlpumpe sowie das Ventil 2 am Kulturgef~8. Bis zum Ventil I hin baut sich ein geringes Vakuum auf. Mit etwa einer Minute VerzGgerung vermittelt die zweite Schaltuhr die Offnung des Ventils I. Dadurch tritt ein Luftstrom knapp Gber dem Boden der Kultur
Typ 50/4/D/164-I, Gebr. MUller, 7119 Griesbach
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No. i
ein und verl~sst unter MitfGhrung gasfGrmiger Stoffwechselprodukte Kulturgef~B,
welche in den Absorptionsvorlagen
Durchflussgeschwindigkeit
das
aufgefangen werden. Die
betr~gt 10 1 Luft/h. Uber den Tag verteilt
wird insgesamt 2 - 10 Stunden belUftet. Die l~ngste BelUftungsphase von z.B. 2 h wird vor die Morgend~mmerung gelegt, um w~hrend der Nacht entstandenes Atmungs-14C02 aus dem Gef~B zu entfernen. Dadurch ist es bei eintretender Lichteinwirkung der Assimilation durch die Pflanzen entzogen. Die AbsorptionslGsungen werden entsprechend der L~nge der Be1Uftungszeiten,
mindestens
jedoch einmal w8chentlich,
erneuert.
Beleuchtung und Temperierung Die Beleuchtung erfolgt mit LeuchtstoffrGhren
(Typ Silvania,
215 W, white
und cool white, kombiniert mit Typ Osram 60 W, Fluora) mit einer Beleuchtungsst~rke
von 20 000 lux in N~he der Pflanzen. Einzelgef~Be
kGnnen mit 9 - 12 Uberelnander angeordneten Leuchtstoffr8hren in Ringform (Typ NL 40 W/25C, white und cool white, Philips,
~ 450 mm) ebenfalls
mit 20 - 22 000 lux 8konomisch beleuchtet werden. Die Beleuchtungsanlagen sind in einem Gew~chshaus installiert,
welches auf 20 ° ~ 3°C gehalten
werden kann. Der W~rmestau an den LeuchtstoffrGhren s~tzlich von Ventilatoren beseitigt. Beleuchtungsphasen
In den Gef~Ben herrscht w~hrend der
eine Temperatur von 24 ° ~ 3°C. Im allgemeinen slnd
die Beleuchtungseinrichtungen 6 -
in Ringform wird zu-
im Zw8lfstundenzyklus geschaltet
(z.B. yon
18 h ) .
Kulturen und untersuchte Wirkstoffe In den beschriebenen Kulturgef~Ben wurden bereits erfolgreich Bilanz studien in Kombination mit Arbeiten zur Aufkl~rung des Metabolismus best£mmter Pflanzenschutzmittelwirkstoffe
in Pflanzen und Boden durchge-
fUhrt. Als Kulturen dienten Kresse, Salat, Spinat, Weizen, Mais, Zuckerruben, Kartoffeln und Delikatessgurken mit elner Kulturdauer v o n d e r
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No. i
Aussaat bls zur Ernte. Der Tab.1 kann man die radioaktiv marklerten Wirkstoffe entnehmen, die in bestimmten Pflanzenkulturen bllanzlert wurden.
14C-Wirkstoff
spezlf.Akt,
appl.Menge
(mCl/mMol)
(dpm.lO 6)
Mcnolinuron14C-phenyl
9,1
Monollnuron1~C-phenyl"
9,1
Kultur
Wiederfindens. rate(%)
41,8
Spinat,Kresse u.Kartoffel als Kulturfolge
Vorauflauf 125
96,2
41,8
Splnat,Kresse u.Kartoffel als Kulturfolge
Vorauflauf 125
95,9
Buturon 14C-phenyl
5,1
48,6
Weizen
Dlallat 14C-carbonyl
5,0
50,5
ZuckerrUbe
Tab.1
Applikationsart, Kulturtage
Nachauflauf Sprthhverfahren 155
Vorauflauf 195
89,1
98,8
14C-Bllanzen von untersuchten Wirkstoffen
FUr dle Hilfe bel den Erprobungsversuchen sei Frau B. Richter, fur geschickte Glasbl~serarbelt Herrn P. Ostendorf herzlich gedankt.