Bedeutung und verwendung der progressivform im heutigen englisch

Bedeutung und verwendung der progressivform im heutigen englisch

Lingua 32,277-308.0 North-Holland Publishing Company 1973 BEDEUTUNG UND VERWENDUNG DER PROGRESSIVFORM HEUTIGEN ENGLISCH IM Ekkehard ICONICund Pete...

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Lingua 32,277-308.0

North-Holland Publishing Company 1973

BEDEUTUNG UND VERWENDUNG DER PROGRESSIVFORM HEUTIGEN ENGLISCH

IM

Ekkehard ICONICund Peter LUTZEIER* Universitiit Stuttgart, W. Deutschland Received January 1973

Als Progressivform (progressive form, expanded form (EF), progressive aspect) des Verbs bezeichnet man eine Konstruktion im EngZischen, die aus dem Hilfszeitwort to be und einem Verbstamm mit der Endung -ing besteht. Die Progressivform steht (zumindest in den meisten Fallen) in Opposition zu der einfachen Form (simple form) des Verbs und bildet mit dieser ein System, das oft ah Aspektsystem bezeichnet wird. Das Problem, die Bedeutung und Verwendung dieser Progressivform zu charakterisieren, hat besonders Linguisten fasziniert, deren Muttersprache keine vergleichbare formale und semantische Differenzierung aufweist. Die Abhandlungen zu diesem Thema sind daher sehr zahlreich, und ebenso zahlreich sind die vorgetragenen Auffassungen und Theorien. In diesen Abhandlungen werden zwar eine Menge von verschiedenen Daten diskutiert, die meisten Beschreibungen sind jedoch vage, inexplizit und sogar widerspriichlich. Der Grund dafiir ist darin zu sehen, dass man sich in solchem Beschreibungen kaum Gedanken dariiber macht, welche Ziele eine semantische Beschreibung zu verfolgen hat, und welche Adgquatheitskriterien ftir semantische Besc!lreibungen zu formulieren sind. Das Problem der Adaquatheitskriterien speziell fiir semantische Beschreibungen ist in den letzten Jahren besonders h&fig * Peter Lutzeier war -w&rend der Abfassung des Manuskriptes Mitarbeiter ar, einem von der Deutsche ForschungsGemeinschaft geftrrdertenProjekt iiber ‘Beziehungen zwischen natlirlichen und kiinstlichen Sprachen’. Fiir Anregungen und Kritik sind wir M. Grabski, F. Giinthner und C. Rohrer zu Dank verpflichtet.

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von Logikern diskutiert worden, die an natiirlichen Sprachen interessiert sind, sowie von Linguisten, die sehr stark an der Logik interessiert sind. Anderseits sind such van Logikern (bes. Dana Scott) spezielle Vorschltige fiir die semantische Analyse der Progressivform gemacht worden. Es scheint daher angebracht und niitzlich, einmal die am htiufigsten in verschiedenen linguistischen Beschreibungen vorgetragenen Auf fassungen iiber die Bedeutung der Progressivform im Englischen an den von Logikern und logisch irrteressierten Linguisten formulierten Ad% quatheitskriterien zu messerr und andererseits die Thesen des Logikers Scott mit der Fiille van Datlx und Beispielen zu konfrontieren, die iii iinguistischen Analysi:n normalerweise berticksichtigt werden. 1.

Damit ergibt sich als erste Aufgabe eine kurze SkizI+erting der Auffassungen, die am hgufigsten in verschiedenen linguistischen Beschreibungen in bezug auf die Progressivform vorgetragen werden. Dieser Gberblick sol1 jedoch sehr knapp gehalten werden. Auf Vollsttindigkeit wird kein Wert gelegt, und es ist im Rahmen dieses Aufsatzes such nicht mGglich, die verschiedenen VorschKige im einzelnen zu diskutieren und ihnen vijllig gerecht zu werden. Eine gewisse Vergraberung ist bei einer s&hen Skizze unvermeidbar. Nach einer h&fig vertretenen Auffassung bildet einz dllrch die Progressivform eines Verbs ausgedriickte Handlung einen zeitlichen Rahmen (temporal frame) urn eine andere Handlung. Diese Auffassung ist besonders mit dem Namen Otto Jespersen verkniipft und wird mit Ktlispielen wie den folgenden belegt: ( 1)

When 1 entered the ro#om, he was reading a book.

Diese Analyse ist jedoch - wie Jespersen selbst bemerkt hat - nicht auf Beispiele wie die folgenden ,anwendbar: (2) Bill is working at I?% moment. (3) I have been doing this since Monday. (4) I was sleeping at eight o’clock. * ’ Beiwkle im Perfekt werden hier nicht diskutiert, da bisher nicht klar ist , welche semantische Kategorie dem Perfekt entspricht. Unklar ist such, wieviele Bedeutun,r XI beim Perfekt im Englischen zu unterscheiden sind, und in welchen Bedeutungen das Perfekt mit der EF (expanded form) kombinierbar ist. Eine interessante, wenn such m.E. nicht vijllig Uberzeugende Diskussion des zweiten Problems (wieviele Bedeutungen) ist bei Mccawley (197 1: 103ff.) zu finde n.

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Die Progressivform hatte demnach bei verschiedenen Tempora eine unterschiedliche Bedeutung (cf. (2), (3)). Aber such bei Stitzen wie (4) lage eine andere Bedeutung vor als bei (I), obwohl beide Satze im Prgteritum stehen. Diese Beschreibung ermoglicht es nicht, den Beitrag der verschiedenen Tempora oder Konstruktionen an der Gesamtbedeutung eines Satzes von dem zu trennen, der mit der Wahl eines bestimmten ‘Aspektes’ zusammenhangt. Das gleiche gilt such fur die These Weinrichs (197 I), dir: Progressivform diene - ebenso ,wie das lmparfait im Franziisischen ---zur Reliefgebung. zur Gliederung van Ereignissen nach Vordergrund und Hintergrund. Nach der Auffassung Weinrichs stehen in der einfachen Form des Verbs (im Prateritum) beschriebene Ereignisse im Vordergrund, wallrend in der Progressivform des Verbs beschriebene Ereignisse den Hintergrund dazu bilden. Von den bisher aufget’iihrten Beispielen konnen :nur Beispiele des Typs (1) zur Illustration dieser These Ilerangezogen p 0 -uss eine andere Deutung vorgeschlawerden. Fur die tibrigen BeispiJ, lii gen werden Sehen wir uns einige Beispiele des Typs ( 1) etwas niiher an : My money was stolen while I was trying to make my way towards the door. (6) When I came into the room Bill was packing clothes into a suiicase. (5)

Das, was man in diesen Fallen als Vordergrund und Hintergrund bezeichnen mtisste, korreliert weder mit der Untrrscheidu ng ‘Matrixsatz und eindgebetteter Satz’ noch mit der Unterscheidung ‘thematischer und rhematischer Teil’ des Satzes. Ausserdem ware es n (5) und (6 i nicht miiglich, das Verhaltnis ‘einfache Form --Progressivform’ in den teiden Teilsatzen jeweils umzukehren, was man aufgrund der These Weinrichs erwarten kbnnte. Da Weinrich keine prtizisen !Crilerien daftir angibt, wann man von Hintergrund und wann man van Vordergrund sprechen kann, ist seine These im Grunde leer. Es ist jedoch das Verdienst Weinrichs, bei der Diskussion von sog. Aspektproblemen das Augenmerk auf grijssere Textzusammenhange gelenkt zu haben. Darauf werden wir jedoch sptiter noch einmal zuriickkommen. Am hiiufigsten ist wohl die Auffassung vertreten worden, Idit:EF stelle eine Handlung oder ein Geschehen in ihrem Verlauf dar, ohne Rticksicht auf Anfang und Ende (cf. Erdmann 187 1; Zandvoort 196’3; Ota 1963; Nehls 19?2; etc.). Auf diese Auffassung sind such die Ausdriicke ‘Progressivform’ oder ‘Verlaufsform’ zurtickzufiihren. Dlie einfache

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Form dagegen beschreibt nach dieser Auffassung eine Handlung oder ein Ereignis als Faktum, als ‘komplexives Ganzes’. Diese Formulierung macht jedoch die Interpretation von Beispielen wie den folgenden sehr schwierig (cf. Schopf 8969a: 200ff.): (7) Your coat is lying on the floor. In einem solchzn Fall scheint es wenig sinnvoll, von einer im Verlauf begriffenen Haridlung zu sprechen. Diese Schwierigkeit l&t sich jedoch durch einen an’leren, kaum weniger h&fig gefiusserten Beschreibungsvorschlag verm:iden, wonach die EF (begrenzte) Dauer ausdtickt. Diese Auffassung findet sich u.a. bei Moss& (1938): Palmer (1965), Leech (197 1) etc. Die Formulierung, die EF bezeichne eine begrenzte Dauer, ist jedoch ebensowenig als gegliickt anzusehen. Der Ausdruck ‘begrenzt’ in dieser Formulierung ist trivia!, da die EF nie in ‘zeitlosen’ (a-temporalen oder transtemporalen) Aussagen vorkommt. Auch der Ausdruck ‘Dauer’ ist nicht ganz gliicklich, da in Verbindung mit Zeitadverbien, die eine Dauer bezeichnen, die EF nicht immer stehen muss und in einig,:n Fillen wohl nie vorkommt. So ist z.B. der folgende Satz kaum als iiblich anzusehen: (8) Alec was dancing until the music stopped. Beide zuletzt erwahnten Beschreibungsvorschlsge sind unbefrieldigend, weil die in ihnen verwendeten Begriffe zu vage sind und sich bei einem Versuch der Prizisierung als trivial erweisen oder zu Widersptichen fiihren. Ein wesentlich interessanterer Beschreibungsvorschlag kommt -Jon Joos (1964: 106ff.). lVach Joos driickt die Progressivform tempo&e Giiltigkeit auc., d.l-1.s!ie driickt aus, dass die zugehiirige Aussage in einfather Form xu einem zeitlichen Elezugspunkt giiltig ist, und dass die Wahrscheinlichkeit der Giiltigkeit vor und nach diesem Bezugspunkt allm%hlich abnimmt und sich an Null anntihert. Verdeutlicht wird dies mit einem Gauss-schen Graphen. Diese Ananlyse ist die interessanteste und m.E. beste, die bisher von einem Linguisten in bezug auf die Bedeutung der Progressivform vorgeschlqgen worden ist, und es wird sptiter zu zeigen sein, dass Scotts Vorschlag in vielen Punkten als Prtizisierung und Formalisierung dieser Beschreibung angesehen werden kann. Diese fiinf Beispiele miigen geniigen. Wie die vorangegangenen Bemerkungen gezeigt haben, geniigen die ersten vier Vorschltige z.T. nicht den Anforderungen, die man rein intuitiv an eine linguistische Beschrei.

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bung stellt. Sie verwenden vage und unklare Begriffe. Ausserdem ist es aufgrund dieser Beschreibungsvorschltige LT. nicht miiglich, dell Anieil an der Gesamtbedeutung eines Satzes zu bestimmen, tier mit dx Wahl eines bestimmten ‘Aspektes’ zusammenhtingt. Auf diese Weise bleibt vijllig unklar, welche semantische Kategorie den A,spektclementen ‘einfache Form-Progressivform’ zuzuordnen ist. Eine detaillierte Kritik an den ersten vier Vorschl5gen ergibt sich erst aus den jetzt zu besprechenden AdGquatheitsbedingungen fiir semantische Beschreibungen.

2. Zu dem Problem der Ad~quatheitsbedingungerl fiir :;Fmantische Beschreibungen hat sich mier den iingtiisten in letzter Zeit besonders ausfiihrlich Keenan gefiussert. Aufgabe einer semarrtischen Beschreibung ist es seiner Auffassung nach, die semantischen Relationen zu expiizieren, die zwischen den S5tzen einer Sprache bestehen. 1I.h. die semsntische Reprasentation eines Satzes muss die semantischen Relationen determinieren, die zwischen diesem Satz und anderen Siitzen der betreffenden Sprache bzsi.ehen. In bezug auf diese semantischen Kelationen hat der Sprecher ziner Sprache nach Auffassung Keenans verltisslichere Intuitionen als in bezug auf das Problem der Wohlgeformtheit oder Grammatikalit3t Ccf. Keenan 1970:6ff.). Zu diesen semantischen Relationen gehiiren u.a.: (9) a. logische Folgzrung; b. P&upposition; diktion; etc.

c. Paraphrase; d. Kontra-

Von diesen Relationen interessieren hier nur die beiden ersten, die wir informell folgendermassen festlegen kiinnen (cf. Keenam 1972a):’ (lO)a. Ein Satz T ist eine logische Folgerung eines !jatzes g.d.w. T is: in jeder Situation wahr, in der S wahr ist. b. Ein Satz S pr5sup. poniert einen Satz ‘r g.d.w. S hat in jeder Situation, in der T nicht wahr ist, den Wahrheitswert zerc (Sl ist also in solchel; FUlen weder wahr noch falsch). 2

Bereitsin den

dreissiger Jahren beschtiftigte slch die polnische ILogikerschule intensiv mit hieraus die Modelltheorie. Fiir den IBegriff der logischen Folgerung vemeisen wir auf Tarski (1936). In der Philosophie wird der Begriff der Pr&pposition seit den lfiinlfziger Jahren diskutiert. Stelivertretend sei Strawson (1952) erw%hnt.

smantischen Fragen.Alfred.Tarski entwickelte

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Der noch vage Begriff ‘wrihr in einer Situation’ wird in modelltheoretis&en Anstitzen durch den Begriff ‘wahr in einer Interpretation an einem Kontext’ prfizlsiert. Eine Interpretation ordnet dabei den Symbolen der zur semantischen Reprtisentation verwendeten Sprache Extensionen an Kontexten zu. Der Begriff ‘Kontext’ geht als (undefinierter) Grundbegriff in die ‘Theorie ein. Haufig wird ein Kontext durch ‘Welt’, ‘Sprechzeitpunkt’, ‘Sprecher’, ‘Sprechort‘ usw. rep&en tiert. Urn ein Beispiel fi.ir Folgerungen zu geben, zu der Folgerungsmenge des Satzes (11) gc!h&ren die beiden SBtze (12) und ( 13): (11) Mit Paul Milller haben wir unseren besten Tenor verloren. ( 12) Paul Miiller war unser bester Tenor. ( 13) Wir haben Paul Miiller verloren. Jeder Sprecher des Deutschen wird sofort einsehen, dass, wenn (11) wahr ist, such (12) u:nd ( 13) wahr sein miissen. Die Pr&upposilionen eines Satzes sind nach unserer Festlegung die Stitze, die wahr sein mihssen, damit ein Satz wahr oder falsch, d.h. sinnvoll sein kann. So prfisupponiert z.B. der Satz (14) den Satz (15). d.h. (14) ist sinnlos, wenn (15) nicht wahr ist (Kiparsky and Kiparsky 1970). ( 14) John regrets that he voted Republican. (15) John voted Republican. Urn solche semantische Relationen zwischen Stitzen einer’ natiirlichen Sprache explisieren zu kBnnen, muss man zunachst ein wohldefiniertes Fragment jener natiirlichen Sprache deuten. In dem Fragment werden aus unanalysierten Grundausdrticken mit Hilfe syntaktischer Operationlen die syntaktischen Kategorien - insbesondere die Kategorie der (deklarativen) Stitze -- rekursiv ar!Tgeffillt. Bei der Zuteilung zu einzeln’:n Kategorien, sowie bei der Wah: der syntaktischen Operationen kilnnlzn unter UmsCinden semantischf Gesichtspunkte beriicksichtigt werdl:n. Wie die Festlegung des Begriffs ‘logische Folgerung’ zeigt, muss, damit dieter iiberhaupt sinnvoll ist, jeder Satz unter einer Interpretation 3n einem Kontext genau einen Wahrheitswert erhalten. Deshalb arbeitet man in der Syntax mit einer ‘desambiguierten Sprache’. Ein solches Mittel der Desambiiplierung sind z,B. indizierte Klammerungen oder Baumgraphen, wie sie in der Transformationsgrammatik verwendet werden. So sind semantisch mehrdeutigc Stitze irnmer syntaktisch mehrdeutige Sstze, jedoch nicht umgekehrt.

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Wie ist nun bei dieser Auffassung Jie Semantik zu organisieren? Wir wollen dies in groben Ziigen erlgutern. Die Sernantik hat zungchst r”iir die Ausdriicke der syntaktischen Kategorien semantische Entittiten geeigneten Typs bereitzustellen. Innerhalb des fest vorgeschriebenen Typs besteht dabei ftir die unanalysierten Grundausdriicke --. abgesehen von einigen ‘logische Wijrtern’ - in der Wahl der Entitiit vijllige Freiheit. Es ist dann Aufgabe einer Interpretation, an Kontexten konkretc Zuortinungen fiir diese Grundausdriicke zu leisten. Ausdriicke. die aufgrund syntaktischer Operationen entstanden, sind dagegien anders zu behandeln. Hierbei ist dem wesentlichen Prinzip dieser Stemant& zu gehorthen: die Deutung des komplexen Ausdrucks muss sich aus den Deutungen seiner zum syntaktischen Aufbau benijtigten Teile ergebcn. Nun spieien neben den Grundausd, G’cken a die syntaktisclnen Operationen eine wichtige Rolle. Deshalb ist in der Semantik: fiir jede syntaktische Operation eine semantische Operation zu formulieren. Die effektive Ermittlung der jeweiligen semantischen EntiM bei einlem komplexen Ausdruck beziiglich einer Interpretation an einem Kontext geht dann folgendermassen vor sich: in umgekehrter Reihenf‘olge zum syntaktischen Aufbau bricht man unter Verwendung der semantischen CIperationen den Ausdruck schri‘rtweise auf, bis man zu den Grundausdriicken kommt. Aus den Zuordnungen fi.ir diese Grundausdr&ke 13sst sich dann die semantische Entitst des kompl:
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nicht urn die konkrete Aufstellung van Interpretationen. Fur spezielle Fragestellungen sind noch nicht einmal die Wahrheitsbec?ingungen einfather Stitze erforderlich, sondern es reicht aus, wenn dre Beziehungen zwischen Wahrheitsbedingungen bekannt sind (cf. Keenan 1972b). So ist es bei unserem Beispiel nicht so sehr interessant, welche Wahrheitsbedingungen fur (15) zu formulieren sind. Interessant ist dagegen z.B., wie die Wahrheitsbedingungen fur (14) von dezlen abhtingen, die fii~ (15) zu formulieren sind. Wie bereits erwahnt, kann ( 14) nur dann wahr oder falsch sein, wenn (15) wahr ist. Es ist naheliegend, ein Fragment einer natiirlichen Sprache direkt zu deuten. Die semantische Beschreibung erfolgt dann meist im Rahmen einer durch Symbole ‘angereicherten’ Umgangss_>rache (cf. Montague 1970a). Fur die Erfassung der ‘Prasupposition’ ist eine Menge mit drci Wahrheitswerten (wahr, falsch und zero) not& Die bereits erwahnte Kontextmenge ist ebenfahs zu spezifizieren, sobaid deiktische Ausdriicke (irzdexical expressions, token-reflexive expressiorzs) in die Untersuchung einbezogen werden. Deiktische Ausdriicke sind Ausdriicke, deren ‘Referenz’_nicht unabhangig vom Verwendungskontext bestimmt werden kann. Hierunter fallen naturlich die Personalpronomen, aber such temporale und aspek:tuelle Ausdrticke. Eine solche direkte Deutung ist relativ eng an das spezielle Fragment einer natiirlichen Sprache gebunden, das gerade untersucht wird. Deshalb ist ein anderes Vlorgehen vorzuziehen. Schon in der Anfangsphase eines Logikkurses iibt man sich in der Darstellung von Satzen einer natiirlichen Sprache in einer vorgegebenen Logiksprache. Das geschieht dort mit den1 Ziel, gewisse ‘Unzul5nglichkeiten’ der nattirlichen Sprache wie ‘Mehrdeutigkeir, Vaglheit’ etc. zu tiberwinden. Dieses Verfahren lasst sich jedoch such fur die semantische Beschreibung einer natfirlichen Sprache benutzen. Eine nattirliche Sprache bzw. ein Fragmr:nt dieser Sprache wird dann nicht direkt sondern indirekt gedeutet. Im einzelnen geht man dabei folgendermassen vor: eine Logiksprache etwa die Sprache der Intensionalen Logik (cf. Montague 1970b) ~.nd die Semantik fur diese Logiksprache seien gegeben. Fur die indirekte Deutung des Fragments einer natiirlichen Sprache benotigt man dann noch eine explizite Ubersetzungskomponente. Diese ordnet zunachst jeder syntaktischen Kategorie des Fragments der nattirlichen Sprache eine syntaktische Kategorie der Logiksprache zu. Weiter tibersetzt sie jeden Ausdruck des Fragmentes in emen Ausdruck der Logiksprache der entsprechenden Kategorie. D&e Ubersetzung induziert somit auf einfache

W&e

eine Deutung fiir das Fragment. Dir &crsetLunp eines AUSt’r nat~rl~~~en Sprache wird in &:r form3lt:n Semnntik geCkS deutet rrnd d3 ie ~~~~~~~~~1~~ 3lS inter~rt~ti.ttioI~SerhsltcImd aI@eSel1eI~ wires, gilt diese Deutunp such fiir den Ausdruck dcr natiirlicht~n S~~r~c~~e.Falls man zwei formale Sprrtchcn mit voneinander unabhtingien Senlantiken hat. b30kann die oben pemachtr, s;ti:ls~lrweigende An31s .~c,tliclunttreitskriteriunl vcrnahmc der ‘Inte~ret,ltiorisert13ltune’ ~ve~~dctwerden (cf. Kamp 1970). Da jedoch fiir gecignct iibers$!tzen zu kBnnen, muss unsere Sprachc im Vokabular Operatoren aufweisen. Die Semantik ist als kontextabhsngige Theoric zu konzipieren; ansonsten gilt fI,ir sie das gleiche, wie bei den vorigen Anmerkungen zur direkten Deutung. Fiir verschiedene nattirliche Sprachen k(‘:,tl!licein und dieselbe Logiksprache zusammen mit ihrer Deutung im Sinntl ainer Universalsprache benutzt werden. Sprachspezifisch wire dagegen die Formulierung dcs Fragments und der ubersetzungskomponente. Neben di\eser Allgemeinheit erzielt man such beim Sprachvergleich mit der Methode der indirekten Deutung Vorteile. lntuitiv erfasste (semantische) Unterschiede zwischen zwei natiirlichen Sprachen kilnnen mit Hilfc d’ur ubersctzung in der ft.ir beide Sprachen zusttindigen Logiksprache ihre exakte Formulierung finden bzw. fiir die durch die Logiksprache gegebene ‘Tiefe der Analyse’ zuriickgewiesen werden. Hier scheint noch ein kurzer Vergleich mit $_er ‘Gl:nerativen Semantik’ lngebracht, wo die Blickrichtung bei der ‘Uberse,tzung’ umgekehrt ist und von formaien Ausdriicken zu Ausdriicken der jeweiligen natiir-

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lichen Sprachen geht. Im Rahmen der ‘Generativen Semantik’ hat man sich besonders mit de:r Formulierung von Regeln beschsftigt, durch die von semantischen RepCisentationen, d.h. Ausdriicken einer formalen Sprache, Ausdrticke einer nattirlichen Sprache abgeleitet werden kennen. Diese Konzeption hat gegentiber der oben skizzierten Konzeption Montagues (1970b) folgenden Nachteil: da die Ausdriicke der formalen Sprache semantische Reprisentationen umgangssprachlicher Ausdriicke Restriktionen sein sollen, mtissen sie bereits die syntaktischen jener Ausdriicke aufweisen.4 Denken wir z.B. an das Problem der Iteration von Tempusoperatoren. Willrend man in der Logiksprache keinen Grund sieht, Iterationen auszuschliessen, erscheint dies fi.ir nattirliche Sprachen - zumindest fur 11>2 - sinnvoll. Ein ahnliches Problem wird spgter bei &r Fragl: zu diskutieren sein, ,wie der progressive aspect fur die sog. ‘zeitlosen’ Sitze ausgeschlossen werden ~011.Eine Logiksprache, die als ,4usgangspunkt fur Oberflachenstrukturen dienen ~011,hat nun in ihrer Syntax solche Restriktionen zu formulieren. In rler formalen Sprache treten somit Eigenheiten der jeweiligen nattirlichen Sprache auf, wodurch der Charakter einer Universalsprache verloren geht. Haufig weist such die semantische Reprtisentation keine grosse syntaktische Ahnlichkeit mit Oberflachenstrukturen auf, da sie eventuell fur syntaktisch verschieden aufgebaute Ausdriicke der nattirlichen SpTache als Rcprasentation dient (‘Paraphrasen’). Da sich jedoch die ‘Generative Seinantik’ in die Intensionale Logik einbetten ltisst (cf. Heidrich 1973). koanen ihre Ergebnisse ohne weiteres fur die von uns bevorzugten Auf.. fassungen verwerte t werden. Schwierigkeiten bei der Methode der indirekten Deutung sind abzusehen, wenn man bei der Syntax einer natiirlichen Sprache auf Restriktionen stosst, die einzig aus semantischen Grtinden erklarbar sinj. Weiter sind sicherlich nicht alle moglichen Interpretationen der Logi’;sprache der jeweiligen natiirlichen Sprache angemessen. Eine Beschrankung der Interpretationen liefern die Bedeutungspostulate. Eine Auswahl furs Englische stellt Montague (1972) zur Diskussion. Nach dieser allgemeinen Diskussion iiber c,ie Ziele von semantischen Beschreibungen und Adaquatheitskriterien fur diese semar,tischen Beschreibungen wollen wir uns wieder unserem eigentlichen Problem, dler

4 Hiersetzen

wir stillschweigend voraus. dass fiir die Festlegung der semontischen Reprsisentationen eine Syntax zu erstellen ist.

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Bedeutung der Progressivform, zuwenden. An dieser Stelle sei jedoch noch bemerkt, dass die soeben formulierten Ziele und Adaquatheitskriterien nur fur die linguistischen Strukturen und Zeichen gelten, die mit der Funktion ‘Darstellung’ im Sinne Btihlers verkntipft sind. Zu diesen Strukturen und Zeichen gehort such die Progressivform, die in Imperativsatzen und performative utterances ja bekanntlich nicht vorkommt.

3. Welche Wahrheitsbedingungen sind nun fur Sstze rnit der Progressivform z~i formulieren ? Fur das Englische Mlt auf, (lass die Progressivform in ‘zeitlosen’ Satzen wie: ( 16) Three squared equals nine ; (17) The sun rises in the east (every morning); (18) Water consists of oxygen and hydrogen, nicht vorkommen kann. Sollen wir nun c ieser Tatsache innerhalb der Syntax oder innerhalb der Semantik Rech nung tragen ? Der Versuch, solche Satze in der Progressivform mit H lfe der Semantik auszuschliessen, bringt folgende Schwierigkeit mit !ich: Satze dieser Art sind semantisch nicht einheitlich zu charakterisieren. Wahrend z.B. ein Satz wie (16’) an allen gewijhnlichen Kontexten wahr ist, sind die Satze ( 17) und (18) wohl nur an Kontexten wahr, die sich auf rnit unserer aktualen Welt physikalisch und chemisch tibereinstimmende Welten hezieherr. So ist einzig der erste Satz im klassischen Sinn 31s Tautolvgie zu bezeichnen. Innerhalb der Syntax sehen wir folgende hlbglichkei?: Satzen wie (16) (17) und (18) ist gemeinsam, dass sie Satze gewisser mathematischer, physikalischer oder chemischer Theorien sind. Diese Theorien werdzn im Idealfall als deduktive Systeme dargestellt, d.h. aus bestimmten spezifischen Axiomen kijnnen mit Hilfe fixierter Ableitungsregeln in jeweils endlich vielen Schritten Jit cmzelnen Theoreme der Theorien rein formal abgeleitet werden. Solche deduktiven Systcme finden innerhalb der Syntax der Logiksprache, in die dat; Fragment der nattirlichen Sprache iibersetzt wird, ihren Platz. Die Ubersetzungen der Satze (I 6), (I 7) und ( 18) stellen sil:h dann als Theoreme entsprechender deduktiver Systeme heraus. i;Jr solche Satze legen wir nun fest, dass die Syntaxregeln, die die Progressivform einftihren, in diesen Fallen nicht anwendbar sind.

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Damit lasst man allerdings immer noch (falsche) Satze wie (19) in der Progressivform zu: (19) Water consists of iron and helium. Die entsprechenden Restriktionen in der Semantik zu formulieren scheint such hier nicht angebracht. Wir schlagen daher vor, unanalysierte Grundausdriicke wie z.B. square als mathematischen Begriff bzw. z.B. oxJ)gen als chemischen Begriff zu kennzeichnen. Die .Ubersetzung van (19) erhalt man aus der ubersetzung von (18) iiber eine Subst itutionsrelation fiir das zugeordnete chemische System. Diese Relation substituiert z.B. die Ubersetzungen der chemischen Begriffe untereinander. Die Syntaxregeln, die die Progressivform einfiihren, werden such fur alle Sstze .~rrOg~s~l~~ CIIIC~~YP ~~\lo~flfi 3Jen, die das Resuitat dieser Substitutionsrelation sind. Deduktive Systeme, die bis zu einem gewissen Umfang syntaktische Gegenstiicke semantischer Relationen liefern k:innen und die man deshalb in der Logiksprache ohnehin haben will, finden auf cliese Weise weitere Anwendung.’ Fur die Progressivform kann in der Logiksprache nach dem Vorschlag des Logikers 13cott ebenso wie t.ur ‘Past’ unti ‘Futur’ ein einstelliger Operator (wir wollen ihn als EF (= e.uparuled f&w) abktirzenj vergesehen werden. Einstellige Operator:n sind syntaktisch leicht zu charakterisieren: die Verkniipfung mit einer Formel liefert wieder eine Formel. Dieser Regel geniigt such EF. Fur die Semantik, bei der uns in erster Linie die Deutungen der einstelligen Operatoren interessieren, mussen wir etwas weiter ausholen: Aussagen, das sind Formeln ohne freie Variable11 und damit im allgemeinen die formalen Gegenstiicke zu Stitzen der Umgangssprache, entsprechen semantisch Propositionen. Unter einer Proposition versteht man eme Menge von Kontexten, als;, eine Teilmeng,e der vorgegeben Kontextmenge. Die einer Aussage zugeordnete Proposition besteht daher intuitiv aus genau denjenigen Kontexten, an denen die Aussage wahr ist. Uber die Proposition einer Aussage zu verfugen heisst somit nichts anderes, als iiber den ‘gtiltigen Gebrauch’ der Aussage Bescheid zu w&en. Bei gewiihnlicher Kontextauffassung en.tspricht z.B. einer Tautol.ogie die Menge aller miiglichen Kontexte (also die vorgegebene Kontextmenge) bzw. einer Kontradiktion die leere Menge Bei der Beschrankung auf die Tempusoperatoren P ’ Innerhalb eines deduktiven Systems I;ieht such Hamblin (cf. 1971: 144) eine m6gliche Expti kation seines Grundbegriffes ‘unmittelbare Folgerung’ (immediute consequence).

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Die Progressivfirrn

irn heutigen e‘nglisch

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(Past) und F (Futur) und den zunichst als Aspelctoperator bezeichneten Operator EF werden fiir unsere Darstellung Zeitpunkte als Kontexte geniigen. Jede Aussage spezifiziert somit semantisch die Menge der Zeitpunkte, an denen sie wahr ist. Die Deutung eines emstelligen Operators an einem bestimmten Zeitpunkt erfordert nun entsprechend der syntaktischen Regel die Festiegung derjenigen Propositionen, auf die der Operator an diesem Zeitpunkt mit Erfolg angewendet werclen kann, d.h. ftlr die die komplexe Aussage - bestehend aus Operator und Aussage - an diesem Zeitpunkt wahr ist. So fallen unter die Deutunp des Past-Operators P am Zeitpunkt t alle Propositionen, die mindestens eincn Zeitpunkt t’ vor t enthalten; d.h. eine Aussage P$ (# sei eine Aussage) ist am Zeitpunkt t wahr, dann und nur dann. wenn 4 an einem Zeitpunkt t’ vor t wahr ist.6 Entsprechend umgekehrt verliuft die Deutung des Futur-Operators F: zur Deutung des Operators F am Zeitpunkt t gf:hbren alle Propositionen, die mindestens einen Zeitpunkt t’ nach f erlthalten. Somit ist eine Aussage F@(# sei eine Aussage) am Zeitpunkt t wahr, dann und nur dann, wenn $ an einem Zeitpunkt t’ nach t wahr ist. Nach Scott lautet die Deutung von EF grob gesagt folgendermassen: im Zeitpunkt t besteht die Deutung von EF aus tier Menge aller Propositionen, die mindestens eine Umgebung von t enthalten. Eine Aussage der Form EF Q,($Jsei eine Aussage) ist auf diese Weise zum Zeitpunkt t wahr. dann und nur dann, wenn $ in einer Umgebung von t wahr ist. d.h., wenn Q zu allen Zeitpunkten dieser Umgebung - und dazu gehart such t - wahr ist. Was erwarten wir aufgrund dieser Deutungtbrl intuiliv an Wahrheitsbedingungen fiir Stitze mit der Progressivform? Da dit: Deutung indirekt erfolgen ~011,formulieren wir damit gleichzeitig gewisse Adsquatheitskriterien fiir die ubersetzungskomponente. Sehen wir uns einige Beispiele an : (20) Bill is sleeping at the moment. (2 1) Bill was sleeping at eight o’clock. (22) When John entered the room Bill was look,ing at a newspaper. Der Satz (20) soil dam zu einem bestimmten Sprechzeitpunkt wahr sein, wenn der Satz: ‘Bill sleeps’ in der Umgebung des Sprechzeitpunkts 6 Bei diesen und den folgenden Eriirterungen dieses Abschnitts l.assen wir die Frage der Prtisuppositionen ausser acht. Hierfiir wtie C#J in seinem syntaktischtm Aufbau zu analysieren.

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Der Zusatz at the moment referiert ftir uns vereinfacht auf den Sprechzeitpunkt der Gesamtaussage und liefert hier damit keine zustitzwahr ist.

lithe Bedingung. Der gleichen Wahrheitsbedingung geniigen die S&e (23) und (24): (23 j Bill is sleeping now. (24) Bill is sleeping. ’ Der Satz (21) sol1 dann zu einem bestimmten Sprechzeitpunkt wahr sein, wenn der Satz ‘Bill sleeps’ in einer Umgebung eines Zeirtpunktes, der mit at eight o’clock genau festgelegt ist, vor dem Sprechzeitpunkt wahr ist. Der Satz (22) unterscheidet sich von (21) dadurch, dass in diesem Fall der Aktionszeitpunkt nicht durch ein Zeitadverb, sondern durch einen Temporalsatz spezifiziert wird. Der Satz (22) sol1 also dann beziiglich einem Sprechzeitpunkt wahr sein, wenn der Satz ‘Bill looks at a newspaper’ in der Umgebung eines Zeitpunktes wahr ist, wobei an diesem Zeirpunkt dey Satz ‘John enters the room’ wahr sein muss. Deshalb liegt dieser Zeitpunkt such VOPdem Sprechzeitpunkt. Diese informellen Bemerkunezn soll!en nun prszisiert werden. Da wir uns jedoch in diesem Aufsatz nur fGr die Progressivform interessieren, werden im folgenden in der Syntax eines Fragmentes ties Englischen, in der Syntax einer Lo&prache und in der ubersetzungskomponente nur die fiir die Progressivform relevanten Regeln formuliert , Auch auf Fragen der Mosphologie gehen wir nicht ein, deshalb kilnnen die Syntaxregeln des Englischen nicht explizit ausformuliert werden. Beispiele fiir deduktive Systeme findet man ix jedem Logikbuch. Syntax der Logiksprache

Im Vokabular sei der einstellige Operator EF zu finden. Dit: formelbildenden Klauseln sind dann urn eine zu erweitern: wenn Q,eine Foime1 ist, dann ist such EF Q eine Formel. Ferner setzen wir deduktive Systeme S, (rl= 1,2,...) mit Substitutionsrelationen Sub, (~2~ I ,2,...) voraus. Die Re?ationen Sub,, (n= 1,2) stellen jeweils zweistelaige RI=lationen zwischen den Theoremen des zugehiirigen Systems S,, (n= 1,2,...) ’ Ivlan sollte jedoch kht glauben, dass dies immer so ist. Zusiitze wie: at the moment u.ndnow erfiillen, falls der Satz mit ihnen in einen Satz mit Zeitoperatoren eingebettet i% eine wichtige Funktion: mit ihrer Hilfe wird jeweils auf den Sprechzeitpunktdes Gesamtsatzes referiert (cf. Kamp 1971).

E. Ktinig, P, Lutteier, 3ie Progressivforrn im heutigen E~~giiscir

291

und Formeln der Logiksprache, die fur dar; jeweilige S;stem spezifische Konstanten enthalten, dar. Diesen Nachbereich der Substitutionsrelationen Sub, (n= 1,2 ,...) wollen wir mit S,, (II=: 1 ,I! ,...) bezeichnen. Semmtik der Logiksprnche

Gegeben sei eine Zcitstruktur

< T, <>, wotrei

(1) T#Q) (T... Menge der Zeitpunkte); (2) < ist eine zweistellige Relation in T I also
und

Die Deutungen der Tempusoperatoren P, F und des Aspektoperators EF werden folgendermassen festgelegt : Sei tET: D(P)(t) = { T’/T’C T und es gibt ein t% T’ mit t’< t} D(F)(t) = { T’/T’(; T und es gibt ein t*ET’ rnit t
aus ist damit EF den Tempusoperatoren

Sei r E {EF,P,F}, teT, $Jeine Aussage. Die Wahrheitsdefinition

lautet:

W(T 6) (t) = 1 g.d.w. { t’/t’ CT’und W(@)(t’) =: 1)(-D(r)(t). Hieraus liest man fur die Formeln (ohne freie Variablen) P$, F$ und EF@ folgende Wahrheitsbedingungen ab: 9 * Der Einfachheit halbes kann man sich unter T die Menk:e der reellen Zahlcn und unter <: die ‘Echt-Kleiner-Beziehung’vorstellen. Dieser Fall sol1 jeweih fur unserc Beispiele gelten. ’ Die fur den ‘Past-Operator’ fornulierten Wahrheitsbedingungen sind im Grunde nicht vijllig adlquat sondern w&en eher fiir eine Bedeutung des Perfekts (‘existential perfect’ bei McCawley) angemessen. Im Englischen. wo Past und Perfekt in keinem Kontext austauschbar sind, unterscheidet sich das Past von einer Bedeutung des ‘Perfekts dadurch, dass der Zeitpunkt auf den Bezug genommen wird, immer durch ein Freigniy, Datum oder Uhrzeit spezifiziert ist.

292

E. Kiinig, P. Lutzeier, Die Progressivform im heutigen Englisch

W (P@)(t)=1 g.d.w. Es gibt ein t’E T mit t’< t und W(4)(t’)=l W (F@)(t)=1 g.d.w. Es gibt ein t’E T mit t Ct’ und W($)(t’)=l W(EF$)(t)=I g.d.w. Es gibt ein offenes Interval1 ICr mit tE1 und W($)(t’)=l fur alle t’E1. -*,! :*+ax des Fragmmres

des Englischen

Wir nehmen an, dass die Regeln zur Ablleitung von einfachen Satzen (d.h. Satzen ohne Tempus- und Aspektkoordinate) gegeben sind. Ihre Ubersetzung in die Formalsprache wollen wir mit 9 bezeichnen. Zur E.infuhrung der Progressivform benijtigen wir drei syntaktische Regeln: wenn ein Ausdruclk der Form ‘NP + VP’ ein einfacher Satz ist und fur seine Ubersetzung b, gilt: $ $ S, (n = 1,2,...) (d.h. 4 gehort nicht zu d.en Theoremen eines deduktiven Systems und entsteht nicht durch Substitution aus diesen Theoremen), Rl. dann ist such ‘Pras(be-ing(NP+VP))’ ein wohlgeformter (Ausdruck; R.2. dann ist such ‘Past(be-ing(NP+VP))’ ein wohlgeformter Ausdruck; R3. Dann ist such ‘Futur(be-ing(NP+VP))’ ein wohlgeformter Ausdruck. ’ * fibersetzungsregeln

Die Ubersetzungen der durch die Regeln Rl-R3 abgeleiteten Ausdticke lauten: TR 1. Pras(be-ing(NP+VP)): EF #; TR2. Past(be-ing(NP+VP)): P EF #; TR3. Futur(be-ing(NP+VP)): F EF #. Urn unsere bisherigen Bemerkungen an einem Beispiel zu illustrieren, betrachten wir den folgenden Satz: (25) Bill was sleeping. Aus der NP Bill und der VP sleep bilden wir den Satz Bill sleep, dessen Ubersetzung mit C#J bezeichnet sei. Mit der Annahme $$S, (n = 1,2,...)

lo Durzh diese Formulierung der Regeln sol1 zum Ausdruck gebracht u~e~den, dass eine Kette her Form ‘bc-ing (NP + VP)’ nicht wohlgeformt ist. Urn aus den oben aufgefiihrten Ausdticken die Oberfliichenstruktur der entsprechenden englischen !%tze abzuleiten, beniitigt man eine Reihe von Traxformationen, deren genaue Formulierung uns hier Gcht interessiert.

E. K&zig, P. Lutzeier,

Die Progressivform

im Sleui’igenEnglisch

293

erhalten wir durch R2: ‘Past(be-ing(Bil1 sleep-)) und durch einige Transformationen den Satz (25). Die zustandige Ubrrsetzungsregel TR2 liefert dann: P EF @. Fur diese Ubersetzung des Satzes (25) k&men sukzessiv folgende Wahrheitsbedingungen formuliert werden: W(P EF #)(t) = 1 g.d.w. g.d.w.

es gibt ein t’ e T mit t’ < t und W(EF $)(t’) = 1 es gibt ein t’ E T mit t’ < t und es gibt ein offenes Interval1 It&T mit t’ E I und W(@)(t”) = 1 I‘iir alle t” E I.

Der Satz (25) ist somit zum Sprechzeitpunkt wahr, wenn es urn einen vor t liegenden Zeitpunkt t’ eine Umgebung gibt, beztiglich der, der Satz Bill sleeps wahr ist. ’ 1 Zeitadverben, wile das in Satz (21) leisten nur eine exakte Festlegung des Zeitpunktes t’. * 2 Wir gehen auf solche Zeitadverben nicht naher ein, da ihre syntaktische und semantische Behandlung fur uns noch nicht vollig klar ist. Die hier vorgetragene Auffassung ermGglic.ht es, die Bedeutung der EF von der Bedeutung anderer Konstituentea in den entsprechenden S5tzen zu trennen. Ausserdem ermoglicht diese Auffassung eine einheitlithe ErklBrung der Bedeutung der EF in alen bisher besprochenen Beispielen.

’ r Wie bereits envahnt, sind diet*e Wahrheitsbedingungen in vielen Beziehungen eine Prazisierung und Formulierung des Bess:hreibungsvorschlages von .loos. Das wird besonders aus der folgenden Formulienmg ersichtlich, (Jo%, 1964: 107): ‘Assur~ing that the predication is completely valid for the tims: principally referred to, then it is 99 percent probably valid... for certain slightly earlier and later times, it 1s 96 percent probably valid for times earlier and later by somewhat more than that, and so on until the probability of its validity has diminished to zero... for times sufficiently earlier and later.’ Die Proxntangaben sind nattirlich zu genau. In diesem Zitat von Joos stecken m.E. jedoch noch weitere Intuf tionen, die in den oben ang :ftihrten Wahrheitsbedingungen nicht formuliert worden slnd. t2 Bei umfangreicheren Fragmenten von nattirlichen Spracllen scheint es allerdings shmvoller zu sein, von Zeitpunkten auf Zeitintervalle Uberzugehen. Zeitpunkte stellen beltanntlich in der Physik eine Idealisierung dar. Wie uns B. Hall Partee persbnlich bestiitigte, bevorzugt such der Logiker M. Bennett im Zusammenhang mit dem Aspektoperator diese Konstruktion. In diesem Fall ergibt sich die Menge T als Menge gewisser Teilmengen einer vorher festgelegten Menge G (G sei etwa die Menge der reellen Zahlen). Einen aImlichen Ansatz fmdet man such in den Modellen von Wunderlich (1970: 298ff.J.

E. K&zig,P, Lutzeier, Die Progressivformim heutigen Englisch

294

4.

Diese im Rahmen eines modelltheoretischen Ansatzes formulierte semantische Beschreibung sol1 nun mit einigen Typen von Daten konfrontiert werden, die in Spezialuntersuchungen zum Problem der Aspekte gewohnlich berticksichtigt werden. Die folgenden Beispiele sind also verschiedenen Darstellungen entnommen, ohne dass dabei in allen Fallen die QueXJeangegeben wird. Wie bereits erwghnt, betonen viele linguistische Untersuchungen tiber die Aspekte im Englischen, dass Satze mit der Progressivform des Verbs ‘begrenzte Dauer’ (limited duration) ausdrticken (cf. Leech 197 1: 15). Die Tatsache der Daur folgt aus den oben beschriebenen Wahrheitsbedingungen. Wenn ein Satz :n der Progressivform dann wahr ist, wenn de!r zugehijrige einfdche Satz an einem Zeitpunkt und dessen Umgebung . eii-,e ge-fl& Da-~er wahr rst, dann folgt daraus, dass die ProgresstffGim ausdriickt. Indem wir bei den Syntaxregeln die bekannte Restriktion fur di4: “zeitlosen” Satze eingebaut haben, kijnnen wir grosstenteils garantieren, dass es sich jeweils urn eine ‘begrenzte Dauer’ handelt. Dies liess sich bereits an allen bisher erwtihnten Beispielen ablesen. Besonders deutlich lasst sich dies duch bei Stitzen mit adjektivischen Pradikaten beobachten: (26) a. John is being very kind. b. John is very kind. Der erste Satz drtickt aus, dass sich John in einem bestimmten Zeitintervall urn den Sprechzeitpunkt herum nett verhalt, dass also wahrend dieses Intervalls der Satz ‘John is very kind’ wahr ist. De; Satz (26b) kann ebenfalls diese Bedeutung haben, wird aber meistens grab gesprothen als Beschreibung einer Charaktereigenscnaft verstanden. Besonders interessant in diesem Zusammenhang ist das folgende Minimalpaar: (27) (28)

was reading from 10 to 11. 11read from 10 to 11. II

Bei Sat;: (28) erwartet man, dass die angegebenen Zeitpunkte den Anfang und das Ende der beschriebenen Handlung darstellen. In Satz (27) kann ‘I read’ dagegen such vor und/oder nach den angegebenen Zeitpunkten wahr sein. Dieser Unterschied hisst ::ich miihelos mit der hier diskutierten Deutung des EF-Operators erkltircn. Der Einfachheit halber nehmen wir an, dass fur das Prateritum und .fie Spezifiziertng auf ein

E. Kiinig, P. Lutzeier, Die Progressivfi-m im heutigen Englisch

295

bestimmtes Interval ([ IO, 111) in der Logiksprache ein einstelliger Operavorhanden ist, der in analoger Weise interpretiert wird. Die f?‘P[lo,lll Ubersetzung von ‘I read’ sei mit 3 bezeichnet, dznn sehen die Ubersetzungen von r2i’) und (28) wie folgt aus: (29)PIlo.

lt,EF#

(3O)P[lO.

111 4

Der Unterschied in der Interpretation der beid:n Ausdriicke ergibt sich aus der Tatsache, dass bei (29) speziell such am Anfangspunkt tt =I 0 und am Endpunkt t, =l 1 ‘EFQ ’ gelterl muss, wiihrend bei IJO) jeweils nur $ zu iiberpriifen ist. D.h. fur (29j muss es such um den Anfangspunkt t, =lO und urn den Endpunkt t,=l 1 ein Interval1 geben, in dem 13wahr ist. Vcrgleichen Sie die 4eiden folgenden Figuren: 4 -,Ti 10

4 -G-G? 11 (29)a.

t.@ 5 __.+_--_.+-+ 10

11 (30)a.

Ein Detektiv, der interessiert st, ob eine Person fur eine bestimmte Zeitspanne ein Alibi hat, ist am Anfang oder Ende der ‘Tatigkeit’ der betreffenden Person wahrend dieser Zeitspanne nicht intcressiert und wird deshalb folgendermassen :‘ragen (cf. Leech 197 1 : 16): (3 1) What were you doing b:tween

10 p.m. and

11

p.m.?

Die expanded firm eines Verbs druckt also aus, dass an einem Refcrenzpunkt und in dessen Umgebung etwas der Fall ist. Dieser Refcrenzpunkt ist, wie bereits erwghnt, jeweils der Zeitpunkt, der das Tempus eines Satzes determiniert. Bei Satzen im Prasens ist meist der Sprechzeitpunkt dieser Referenzpunkt. Bei Satzen im Prateritum wird der Referenzpunkt haufig durch ein Zeitadverb spezifiziert. In (1) und (6) wird dieser Referenzpunkt jedoch durch eine Handlung spezifiziert, die durch einen Temporalsatz ausgedruckt wird. In diesen Fallen ist Jespersens Ausdruck temporal frame angemessen. Das Ereignis, das den Referenzpunkt fur ein anderes Ereignis spezifiziert, muss nicht immer durch einen temporalen Nebensatz ausgedrtickt werden. Wie schon oft bemerkt worden ist, kann ein solcher Referenzpunkt fur eine EF such durch einen vorangehenden Hauptsatz spezifiziert werden: (32) a. I raised my head. Bill was looking out of the window. b. Bill tried to catch Susan’s eye. She turned away.

296

E. Kb’nig,P. Lutzeier, Die Progressivformim heutigen Engkh

Wtihrend durch die w:iederholte Verwendung der einfachen Form des Verbs eine Folgebeziehung ausgedriickt wird, wird durch die Kombination ‘.$infache Form-Progressivform’ ein Verhaltnis der Gleichzeitigkcit, Uberlappung oder zeitlicher Umrahmung ausgedrtickt. In zusammenhgngenden Texten mag dabei in einigen Fallen der Eindruck entstehen, die in der EF lberichteten Ereignisse bilden den Hintergrund zu anderen in der einfachen Form berichteten Ereignissen. Ftir eine generelle Charakterisierung der Bedeutung der EF ist der Ausdruck ‘Hintergrtlnd’ jedoch unbrauchbar. An dieser Stelle muss noch angefiigt werden, dass in einigen Fallen nicht von einem Referenzpunkt, sondern van einer Menge von Referelrzpunkten die Rede ist : (33) Whenever I visit him he is mowing the lawn. Diese Erscheinung trat bereits in Satz (27) auf und dort wurce such ,Klar, dass dies die Semantik der EF nicht beriihrt, sondern der Semantik eines einstelligen Operators wie P[ 1 o, 1 1 1 bzw. eines zweistelligen Operators wie whenever zuzusprechen ist. Eine entsprechende Menge von Referenzpunkten unterliegt hgufig selbst gewissen. Beschrankungen: (34) a. I am walking to work this winter. b. I am walking ‘to work until my car is repaired. Hier kann nicht der Satz ‘I am walking to work’ beziiglich der gesamten Menge von Zeitpunklen bewertet werden, die die Zeitraume this winter bzw. until my car is repaired ausschiipfen. Gemeint ist vielmehr, dass es in den jeweiligen Morgenstunden einen Zeitpunkt gibt, an dem der Satz ‘I am walking to work’ wahr ic,t. Die Konsequenz ist ein von Montague (1968 : 110) vorgeschlagenes Verfahren: Die Einfiihrung von sogenannten Standardreferenzpunkten, die natiirlich im allgemeinen von Satz zu Satz vsriieren konnen.

5.

In einem vorangegangenen Abschnitt wurde es als Aufgabe einer semantischen Beschreibung bezeichnet, die semantischen Relationen zu explizieren, die zwischen einem Satz und anderen Sitzen einer Sprache bestehen. Diese Relationen miissen von der semantischen Reprasentation dieses Satzes und den Wahrheitsbedingungen, die fur diese Repra-

E. KCnig, P. Lutzeier, Pit Progressivform im heutigen Englisch

297

sentation definiert sind, determinierr sein. Logische Folgerung (corzsequence) und Prasupposition sind die Relationen, die uns hier besonders interessieren. Die genauen Folgerungen von Sitzen mit der Progressivform hangen jedoch zu einem gewissen Grade mit der Aktionsart der Pradikate in diesem Satz zusammen. Daher sollen jetzt einige Beispiele mit Pradikaten jeweils verschiedener Aktionsart genauer nach ihren Folgerungen untersucht werden. Es ist bisher noch nicht gelungen, den traditionellen Begriff ‘Aktionsart’ prazise zu definieren. Dementsprechend vage sind such die folgenden Bemerkungen. Zwischen verschiedenen Aktionsarten von Pradikaten unter,scheidet man gewohnlich, urn die unterschiedlichen Restriktionen in bezug auf Tempus und (falls vorhaniden) Aspekt sowie die unterschiedlichen Implikationen von bestimmten Pradikaten zu erklaren. Klar ist, dass Aktionsart etwas mit der semantischen Struktur eines Pradikats zu tun hat, d.h. mit der Ereignisstruktur, die durch dieses Verb bezeichnet wird. Auf die Frage: ‘Wieviel Aktionsarten kann man unterscheiden? ’ gibt es im Augenblick keine Antwort, und es scheint, dass die Einteilung, die man vornimmt, zu einem gewissen Grade von den syntaktischen oder semantischen Erscheinungen abhangt, die man beschreiben mijchte. Die Frage kann schon deshalb nicht beantwortet werden, weil es nicht klar ist, wo eine Einteilung nach Aktionsarten aufhort, und wo eine Einteilung nach semantischen Gruppen anWngt. Wir wollen uns zun2chst vier verschiedene Aktionsarten ansehen: ( i) Verben, die eine intentionale Handlung bezeichnen: (a) punktuelle Verben (tap. knock, kick, wink, stub, nnrJ, etc.); (b) nicht-punktuelle (durative) Verben (sing, dance, work, drirrk. play, read, etc.). (ii) Verben der Zustandstinderung: (a) Vorgangsverben, d.h. Verben der Zustandsanderung, wobei die Zustsnde durch graduierbare Adjektive bezeichnet werden kiinnen (widen, thicken, deepen, soften, grow, slow down, change, etc.). Von den meisten dieser Verben gibt es im Englischen gleichlautende Kausativformen, d.h. diese Verben kiinnen sowohl intransitiv als such transitivverwendet werdex (b) ‘Ereignisverben’, d.h. Verben der Zustands5nde:rung, deren Zusttinde durch nicht-graduierbare Adjektive bezeichnet werden kennen (die, drown, stop, land, leave, lose, arrive, fall, etc.). Wir wollen also nach einigen reltvanten logischen Folgerungen von den folgenden Stitzen fragen:

298

E. K&rig, P. Lutzeier, Die Pro&essivform im heutigen Englisch

(35) John is tapping at the window. (36) Bill is warking in the garden. (37) a. The bus is stopping. b. The boy was drowning but we managed to save him. (38) a. The car is slowing down. b. The men are widening the ditch. Der Satz (35) impliziert, dass die durch ‘John taps at the window’ ausgedrtickte Handlung wiederholt, (iterativ) zu einem bestimmten Zeitpunkt und in seiner Umgebung stattfindet. Da ein punktuelles Verb wie tap eine Handlung bezeichnet, die eine sehr geringe ‘Zeitdauer’ in Anspruch nimmt, kann ein Satz mit der Progressivform dieses Verbs nur so sinnvoll interpretiert-werden. Bei solchen punktuellen Verben ist es allerdings angemesse::er, bei der Interpretation mit Zeitpunkten zu arbeiten als mit Zeitintervallen. Mehr als diese vagen Bemerkungen zu machen, ist in bezug auf punktuelle Verben im Augenblick nicht mSglich. We die semantische Struktur dieser Verben zu reprgsentieren ist, ist im Augenb!ick vtillig unklar. Uber 2itze des Typs (36) ist’ nichts weiter zu sagen. Fast alle bisher angefiihrten Beispiele enthielten Verben dieses Typs. Die Satze (37) und (38) enthalten jeweils Verben, die eine Zustandsanderung ausdrticken. Die betreffenden Verben unterscheiden sich jedoch in ihrer semantischen Struktur. Sehen wir uns die unter (37) aufgeftihrten Stitze an. Der erste dieser beiden Satze hat t.olgende Implikation: (39) The bus is stopping. -+ The bus hasn’t stopped (yet). Verben wie stop, die, drown, etc. bezeichnen Zustandstinderungen, bei denen es einen Anfangszustand und einen Endzustand, aber keine Zwischenstufen gibt. Anfangs- und Endzustand kijnnen durch nicht-graduierbare Adjektive bezeichnet werden. Die beiden Verben stop clnd die haben also etwa folgende semantischen Struktur: (40) die (x) - change (alive(x), dead (x)); stop(x) - change (movi;ng(x), w moving (x)). Ein Satz des Typs (37a) ist nach dem Vorschlag von (40) dann (zu sinem bestimmten Zeitpunkt) wahr, wenn etwa der einfache Satz ‘The bus changes from moving to not-moving’ zu einem Referenzpunkt und in seiner Umgebung wahr ist. Daher impliziert ein Satz dieses Typs im Gegensatz zu dem entsprechenden Satz mit der einfachen Form des Verbs, dass der Endzustand nicht erreicht ist.‘Daher. konnen solche Satze so fortgeftihrt werden, wie es in (37b) der Fall ist.

E. KcYnig,P. Lutzeier, Die Progressivform im heutigen

Englisch

299

Bei Verben der Zustandsanderung wie slow down, widen etc. sind die Zustande nicht durch ‘absolute’, ‘nicht-graduierbare’ Adjektive zu spezifiz!er%xr.Bei Zustands~nderungen dieses Typs gibt es eine arbitrsr grosse Zaiql von Zwischenstufen, die mit der Komparativform eines Mitgliedes eines antonymen Paares wie narrow-wide, slow-fast etc. bezeichnet werden kiinnen. Daher haben die beiden unter (38) aufgefiihrten S5tze folgende Implikationen, wobei der Sp.rechzeitpunkt bei den beiden Sstzen jeweils der gleiche sein muss: (41) The car was slowing down. -+ The car was slower than it WE before. (42) The men are widening the ditch. + The ditch is wider than it was before. Adjektive Gegensatz Adjektiven 1972:note

wie ?rar?‘ow-wwide.shw-jirst sind ‘relative’ Adjektive, d.h. im zu ‘absoluten’ Adjektiven wie reel, rozmf, etc. gilt bei diesen die folgende lmplikation nicht (cf. Bartsch and Vennemann 22):

(43) This is an A N -+ This is A. Die verschiedenen Zustinde, die Satze wie (38) implizieren, lassen sich nicht durch einfache Adjektive, sondern nur durch Komparativformen von Adjektiven beschreiben. Nach einen Vorschlag von Bartsch und Vennemann ( 1972) hat ein Komparativsatz des Typs (A is slower than B) folgende semantische Struktur: (44) f!(A) < e(B)

.

fM ist eine Massfunktion, die einem Illclividuum, einem Objekt einen Wert auf einer Dimension (hier der IIimension S = speed) zuordnet. Formuliert man danach die Wahrheitsbedingung fur den Satz (45) The car slowed down. auf folgende Weise: (45) ist zum Zeitpunkt wahr, wenn zu je zwei aus einer Menge von Standardzeitpunkten herausgel;riffenen Zeitpunkten tt ,t2 mit tt
30’0

I?. Klinig, I?

Lutzeier, Die hcqressivform

im heutigen Englisch

Zustandstinderung vorgenommenen diskreten Darstellungen sind nattirlich insgesam-t unbefriedigend und auf die Dauer wohl mit Mitteln der Differen tialrechnung zu erse tzen.

6. Im folgenden Abschnitt wollen wir uns mit den Selektionsbeschrtinkungen beschsftigen, die zwischen der Progessivform und gewissen Gruppen von Verben bestehen. Die generellste und einfachste Aussage, die man in diesem Punkte machen kann, ist die Aussage, dass die EF nicht mit stat&hen Pradikaten vereinbar ist, d.h. mit Pradikaten, die einen Zustand bezeichnen. Als ‘statisch’ werden dabei die Pradikate bezeichnet, die nicht in den foigenden (intentionaienj Kontexten vorkommen kijnnen (cf. Lakoff 1966): (46) a. *Know the language. b. *He did something in order to know s.th. c. *I persuaded her to know the language. etc. Zu der Gruppt: der statischen Verben gehoren so z.B. die folgenden Untergruppen (cf. Quirk et al. 1972: 96): (a) Verben der Wahrnehmung: J’eel, hear, see, smell, taste, etc. (b) Verben der Kognition: believe, krzow, suppose, perceive, etc. (c) relationale Vlzrben (diese Verben enthalten gleichsam be oder /rave als Komponente): OWII, possess, belorlg, resemble, consist ojl cost, weigh, etc. Diese Aussage fiber die Unvereinbarkeit der Progressivform und der Aktionsart ‘Zustand’ wird meist noch durch den Hinweis erganzt, dass es homonyme Verben verschiedener Aktionsart gibt. So liegen z.B. in den folgenden Satzen drei verschiedene Verbenfeel vor, und nur in den beiden ersten Fallen ist die Progressivform moglich: (47) a. I am feeling the ground with my hand. b. can feel something hard under my foot.

I

am feeling ill. c.

I

Ausserdem ist noch der Zusatz r Btig, dass gewisse Elemente wie more and more, Zess and fess, etc. die Aktionsart des Verbs verandern, oder anders ausgedriickt, in Verbindung mit diesen Elementen haben statische Prtidikate die Aktionsart ‘Zustandsanderung’ und sind daher mit der EF kom binierbar: (48) He is resembling his father more and more as years go by.

E. K&rig, P. Lutzeier, Die Progressivforrn im heutigen Englisch

301

Von der Behauptung, dass statische (statiue) PrVdikate mit de:r Progressivform nicht kompatibel sind, wird meist eine Verbgruppe ausgenommen. Verben der ‘Empfindung’ wie hurt, itch, tickle, ache, etc. kijnnen mit der Progressivform verkniipft werden, wobei in diesem Fall die Progressivform mit der einfachen Form des Verbs in freier Variation ist. Diese Tatsache hangt vermutlich damit zusammen, dass diese Verben tempo&e Zustgnde beschreiben. Als Ausnahmen waren jedoch such Beispiele wie die folgenden zu bezeichnen, die hier z.T. Satzen gegeniibergestellt werden, in denen keine EF moglich ist: (49) a. This word means X. b. When I say X I am meaning .. . (SO) a. Two and two equals four. b. So two and three is equalling four now? (als Antwort auf die Behauptung eines Kindes: two -.,A tLamLx *~,l’llca fm,r 1’ 4 UllU CI‘Ibb cyLI6.a IV&A‘.,

1) a. The town of X lies at the foot of the mountain Y. b. Your coat is lying on the floor. (52) At that time Germany was bordering on Russia.

(5

Die Behauptung, die Progressivform sei mit statischen Pradikaten nicht vereinbar, stimmt also nicht in allen Fallen. Mit einer Aussage dieser Art ist such im Grunde nichts erklart. Selektionsbeschrankungen sind eine Art von Pr&upposition. Urn die distributionellen Eig:nschaften der Progressivform praziser zu beschreiben, miissen wir uns folglich urn eine genaue Cha:ral;terisierung der Prasuppositionen bemiihen, die mit dieser Form assoziiert sind. Urn eine solche Charakterisierung bemtiht sich Schopf (1969a: 200; 1969b), wenn er such den Ausdruck ‘Prasupposit ion’ nicht gebraucht. In seiner Diskussion der Verwendungsbedingungen der EF betonte er, dass ‘die Verwendung der erweiterten Form die Aussage eines zeitweiligen Merkmals an r:iner beharrenden Substanz, die Pradikation eines vdriablen Merkmal- also, voraussetzt’, und diese Bedingung bezeichne: er als notwendig, nicht aber als ‘ausreichend’. Diese m.E. richtige Eixicht kiinnte m.E. folgendermassen prazisiert werden. Dabei ist es uichtig zu betonen, dass es sich hier urn eine Prasupposition handelt:

l4 In einem tihnlichen Kontext w&en such die beiden folgenden SCtze mtiglich: (i) So you are owning Alaska, are you? (Situation: Ein Spiel van Kindern, bei ldembestimmte Besitzvertiltnisse angenommen werden.) (ii) So you are liking ginger bread today, are you ? (Situation: Ein Kind mag ginger bread nomalerweise nicht, und man sagt ihm, dass es inkonsequent ist.)

302

E. KBnig,P. Lutzeier, Die Rogresdvform im heutigen Englisch

(53) W(xIA

6 QWWW~

- Q(xNW(x)~

- Q(x)).

D.h. ein Pradikat (Q) kann dann nicht in der EF vorkommen, wenn es in bezug auf ein Objekt oder Individuum einen Dauerzustand bezeichnet, d.h. wenn dieser Zustand fur ein Individuum immer gilt, solange dieses Objekt oder Individuum existiert (E). Auf &se Weise wird erklart, warum Verben wie itch, etc. mit der EF kombinierbar sind. Erklart werden such Beispiele wie (49)~(52), ebenso wie Verhaltnisse bei Adjektiven. (54) a. *Bill is being fair-haired/nimble. b. *Mary is being tall/fat. (5 5) Bill is being insincere/unkind/frank. Urn die Restriktionen hinsichtlich der Kombinierbarkeit mit Adjektiven zu erklaren, reicht jedoch die oben formulierte Prasupposition nicht aus. Es ist oft festgestellt worden, dass die Progressivform nur dann in adjektivischen Kopulastitzen mijglich ist, wenn das Subjekt belebt ist. (56) *The water is being hot. Ein Ausdruck der Form (57) muss also der Prasupposition niigen: (57) Pras(be-ing(NP (58) NP is animate.

(58) ge-

be Adj))

Beispiele wie (54) lassen jedoch vermuten, dass die unter (53) formulierte Restriktion in bezug auf Adjektive noch weiter ergtinzt werden muss. Die Tatsache, dass die unter (54) aufgeftihrten SBtze ungrammatisch sind, wird durch diese Restriktion nicht vijllig erklart. Eigenschaften wie fair-haired, nimble, tall oder fat kommen einem Individuum nicht zu, solange es existiert, sondern nur von einem bestimmten Zeitpunkt an. Bei Adjektiven kommt es anscheinend darauf an, dass die betreffenden Eigenschaften vom Subjekt manipulierbar sind. Wie diese Restriktionen genau zu formulieren sind, ist im Augenblick noch unklar. ’ 5

’ 5 Im Grunde geni.igt die unter (54) angefiihrte Bedingung nur urn die Restriktion hinsichtlich der Kombinierbarkeit von estar und Adjektiven im Spanischen oder die parallele Restriktion hinsichtlich der Kombinierbarkeit von all und Adjektiven im Englischen in S&en wie Jo/m was all wet zu erkliiren (cf. Bolinger 1972). Fiir die Kombinierbarkeit von Adjektiven mit der EF ist jedoch eine wesentlich stirkere Restriktion zu formulieren.

E. KG:Gg, P. Lu tzeier, Die Progressivform im heu tiger1 Engiisch

303

Auch fur Verben ist die Restriktion (53) nur eine erste AnrGherung. Die Tatsache, warum Verben wie hclong, possess, own, corltuin, think (= cit. &nken, nicht rlachdsnken). etc. nie oder zurnindest so gut wie nit: in der EF vorkommen, wird durch diese Restrik:tion nicht erkljrt. Die oben vorgesehlagene Prazisierung des Ausdrucks ‘Variabilitat eines durch einen Verbalhegriff ausgessgten Merkmals’ (S&opt3 muss daher durch vine umfassendcre Prazisiertlng crsetzt werden.

7. Bcispicl~~ wie den ft>lgencten werden in linguistischen meist gesondert aufgefiihrt :

Beschreibungen

(59) a. I was hoping that you would help me. b. i was wondering whether you could help me. (60) a. Bill is always giving his wife expensive preserlts. b. Bill is always giving people lifts. In diesen Fallen spricht man meist von konnotativer Bedeutung oder besonderen Bedeutungsnuancen, so dass diese Beispiele anders zu analysieren waren a!s die bisher besprochrnen. Wie warden dicse Konnotationen beschrieben ? Bei Satzen wikb(59) wird darauf hingewiesen, dass es sich hier urn Anfragen bzw. Bittin handelt, die unverbindlicher sind als die beiden folgenden: (61) a. I hope that you will help me. b. help me.

1

wonder whether you could

Satze des Typs (60) drticken eine gewisse Missbilligung und ubertreibung aus und unterscheiden sich darin von den entsprechenden Satzen mit der einfachen Form des Verbs: (62) a. Bill always gives his wife expensive presents. b. Bill always gives people lifts. In Satzen wie (62) kiinnte alwcrys ctwa folgendermassen paraphrasiert werden: at all occusions where presents are normally given. Ein Saiz des Types (60a) macht der mit Bill bezeichneten Person den Vorwurf der Masslosigkeit, und fiir always ist in diesem Falle die folgende Paraphrasierung maglich: there is no time where he doesn’t (cf. Leech 197 I : 29). Als deutsche Ubersetzungen waren daher im ersten Fall immer, im zweiten Fall andauernd angebracht.

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E. Ktinig, P. Lutzeier, Die Progressivform im heutigien Englisch

Gber diese Fakten 18sst sich nicht streiten. Wichtig ist in diesem Zusammenhang nur die Frage, ob man bei S&en dieses Typs von besonderen Konnotationen der Progressivform sprechen sollte, von Konnotationen, die in den anderen bisher diskutierten Beispielen nicht anzutreffen sind. Diese Frage ist m.E. zumindest in einem Fall mit ‘nein’ zu beantworten. Sehen wir uns zuntichst die Sitze (59a) und (6 la) an. Aufgrund des eingebetteten Satzes wird durch beide Sgtze indirekt eine Aufforderung ausgedriickt. Satz (16a) ist jedoch insistierender als ein entsprechender Satz mit der EF. Stitze mit der einfachen Form des Verbs hope (wonder, etc.) wie I hope that . . . sind vermutlich als performative utterances und nicht als constative utterances (im Sinne von Austin 1955) aufzufassen. Mit dem Aussprechen eines solchen Satzes nimmt der Sprecher eine Bewertung eines zukiinftigen Ereignisses vor dadurch, dass er sich gleichsarn widns&t, dass dieses Evn;mr:c ..-A 1~1511~-:*+A++ G~IILIILL UIICI -~~‘:~~~ ~~ruljrw~t: AlifXiiaiiven ausgeschlossen bleiben. Ein Satz mit hope in der EF ist dagegen zweifellos als constative utterance aufzufassen. Und genau aus dieser Tatsache ergibt sich, dass ein Satz wie der folgende eine zuriickhaltendere Aufforderung wtire als (6 1a): (63) I am hoping that you will help me. Es ist bereits erwihnt worden, dass die EF nie in performative utterances vorkommen kann. Ein Satz wie (63) ist, was den illokutiven Akt anbelangt, ein Bericht iiber die Einstellung des Sprechers zu ziner Handlung. Noch weniger insistierend und damit noch haflicher und zuriickhaltender wird die indirekte Aufforderung, wenn anstelle des P&ens das Prtiteritum gewghlt wird (cf. (59)). In diesem Fall informiert der Sprecher den HGrer nach unseren Wahrheitsbedingungen, dass zu einem Zeitpunkt in der Vergangenheit und in dessen Umgebung eine bestimmte Einstellung seinerseits bestanden habe, und deutet damit an, dass diese Hoffnung wohl zum Sprechzeitpunkt nicht mehr besteht. Von einer besonderen konnotativen Funktion der EF kann man also m.E. in diesen Ftillen nicht sprechen. Die oben erwtihnten ‘Implikationen’ von SGtzen des Typs (60) bzw. (62) sind schwerer zu erklgren. Die Behauptting, always habe eine unterschiedliche Bedeutung in den beiden Sitzen, scheint jedoch unrichtig zu sein. Always bezieht sich wohl in beiden F&llen auf Standardzeitpunkte, die etwa durch den Ausdruck occasions where presents are normally given angegeben werden kijnncn. Der Unterschied zwischen

E. Kiinig, P. Lrttreier, Die Progressivform im heutigerr Englisch

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(60a) und (62a) ergibt sich unsere Meinung nach aus den tiblichen Wahrheitsbedingungen, die ftir die EF zw formulieren sind. Bei (60a) muss es jeweils urn die Standardzeitpunkte offene Intervalle geben, in denen der Satz BiN gives his wife expensive presents wahr ist. Dabei ist such der Fall eingeschlossen, dass die Intervalle jeweils aneinander anschliessen. SItze des Typs (60) smd deshalb wohl in kaum einer Interpretation wahr und daher hyperbolisch zu verstehen. Dadurch, dass ein Sprecher eines solchen Satzes tibertreibt, drtickt er indirekt seine Missbilligung aus.

8.

Bisher ist noch nichts iiber die Verwendung der Progressivform gesagt warden: in der sie eine ‘futurische’ Bedeutung hat. In dieser Venvendung bezieht sich die Progressivform auf einen Zeitpunkt, d!er auf den Sprechzcitpunkt folgt: (64) a. She is getting married this spring. b. Tomorrow W. Brandt is meeting Mr. Heath. c. We’re having fish for dinner. etc. Im Cegensatz zu Sfitzen mit shaIl/wilZ/Be going TV, etc., die den gleichen Zeitbezug ausdriicken, haben Satze dieses Typs die Implikation, dass das zuktinftige Ereignis aufgrund von Programmen oder sonstigen Vorbereitungen, die zur Zeit des Sprechzeitpunkts bestehen, genau vorhergesagt werden kann (cf. Leech 1971: 57ff.). Aus diesem Grund sind z.B. die beiden folgenden Satze abweichend: (65)a. *The sun is rising at 5 o’clock to,morrow. b. *It is raining tomorrow. Auf Ereignisse dieser Art hat menschliche Plnnung keinen Einfluss. Wie die semantische Reprisentation von Stitzen des Typs (64) auszusehen hat, ist nicht vtillig klar. Klar ist nur, dass sie den Futuroperator (F) enthalten mtissen, denn fiir Satze dieses Typs gelten zunachst einmal die gleichen Wahrheitsbedingungen wie ftir Satze mit will/shall. Damit ist jedoch nicht die oben erwahnte zusatzliche ‘Implikation’ erklart, d.h. die Festlegung eines Ereignisses durch einen zum Sprechzeitpunkt bestehenden Plan oder Programm. Urn such diese ‘Irnplikation’ zu erkhiren, k6nrite man f&- Satze des Typs (64) vorlaufig etwa folgende ubersetzung annehmen:

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E. K&zig, P. Lutzeier, Die Progressivform im heutigen Englisch

(66) F$A EF(@ is arranged) Satz (67) ist als Pr8teritumsfor-m eines Satzes vcm Typ (64) aufzufassen. (67) I was going to the meeting (but I’m no longer going). Dieser Satz ware damit folgendermassen in die Formalsprache zu ubersetzen : (68) P(F$A EF($ is arranged)) Diese Formel drtickt aus, dass es einen Zeiipunkt gab, von dem aus gesehen ein Ereignis C#J eintreten wird, das zu diesem Zeitpunkt und in dessen Umgebung bereits arrangiert war. Der Nachsatz von (67) macht klar, dass das Ereignis @bezogen euf den Sprechzeitpunkt in der Zukunft liegt. Die Ubersetzung des Nachsatzes ware etwa ein negierter Ausdruck der Form (66).

9. Die vorangegangene Analyse hat gezeigt, dass der Vorschlag von Scott eine adaquate Grundlage fur die Erklarung der Bedeutung der Progressivform bietet. Bis auf die im letzten Abschnitt diskutierten Beispiele kann fur alle besprochenen Falle eine einheitliche Bedeutung f!ir die Progressivform angenommen werden. Wie der Vorschlag von Scott in den einzelnen Fallen zu verstehen und z.T. zu ergtinzen ist, wurde in den vers;hiedenen Abschnitten gezeigt. Offengeblieben ist weitgehend die Frage der adayuaten Formulierung von Wahrheitsbedingungen fur Satze ohne Progressivforn;, z.B. von Satzfolgen des Typs (3 1b). Unsere Diskussicn der Restriktionen in der Kombinierbarkeit cler EF und einzelnen Verbgruppen konnte ebenfalls nicht mit einer prtizisen Charakterisierung dieser Restriktionen abgeschlossen werden. Ungeklart blieb such die Frage einer adaquaten Ubersetzung von Adjektiven und Verben verschiedener Aktionsart in die Logiksprache. Zum Abschluss sollen noch einige Bemerkungen zu einem Problem gemacht werden, das ebenfalls offenbleiben musste: die Reihenfolge des Aspektoperators beztiglich anderer Operatoren wie z.B. der Negation. Fur die Tempusoperatoren wurde festgelegt, dass sie jeweils der EF vorausgehen. Beztiglich der Negation scheint in den meisten Fallen ein

E. Knilig, P. Lutzeier, Die Progressivform im heutigen Englisch

Ausdmck der Form ‘EF-9 die adtiquate ubersetzung engiischer Sitzen mit der Progressivform zu sein, z.B.:

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von negierten

(69) I’m not reading the book (I’m just having a look at it). Fiir die ijbcrsetzung einiger wenn such m; 4.ginaler englischer Stitze scheint jedoch die umgekehrte Reihenfolge von Negation und EF (also ‘-EF@‘) die adgquato Dbersetzung zu sein. Ein Beispiel w&-e etwa der folgende Sa tz: (70)

I

wasn’t tapping against the window,

I

tapped (only once).

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