Der 2. Hauptsatz eines systems mit verschiedener Bahn- und Spintemperatur

Der 2. Hauptsatz eines systems mit verschiedener Bahn- und Spintemperatur

Fick, E. 1961 Physica 27 415-417 LETTER TO THE EDITOR Der 2. Hauptsatz eines Systems mit verschiedener Bahn- und Spintemperatur Ein System von Tei...

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Fick, E. 1961

Physica 27 415-417

LETTER

TO THE EDITOR

Der 2. Hauptsatz eines Systems mit verschiedener Bahn- und Spintemperatur Ein System von Teilchen mit Spin kann in einem Magnetfeld eine Bahntemperatur T, besitzen, die von der Spintemperatur 2‘, verschieden ist, falls die energetische Wechselwirkung zwischen dem Bahn- und Spinsystem der Teilchen vernachllssigbar ist. Vermoge der Symmetrie bzw. Antimetrie der Wahrscheinlichkeitsamplitude bei Teilchenvertauschung ergibt sich jedoch im allgemeinen eine nichtenergetische Kopplung zwischen dem Bahn- und Spinsystem, die bewirkt, da13 sowohl die Besetzungszahlen als such Bahn- und Spinenergie von beiden Temperaturen T, und T, abhfngen 1). Zur phanomenologisch thermodynamischen Beschreibung eines solchen Systems Z, das aus einem Bahnsystem Z, und einem davon energetisch isolierten Spinsystem Z8 besteht, benotigt man A + 2 unabhangige Variable, wenn A ,,BuRere” Variable x8 das mechanisch-elektromagnetische Verhalten von Z erfassen. Die beiden weiteren Variablen sind ,,innere” Variable (z.B. T, und T,). Die 2, bzw. ,?I8 zugefiihrten Arbeiten sind gegeben durch DA, = $X,+x

dxir,

DA8 = % X,, cxdx,,

a=1

(1)

a=1

wobei die ,,KrLfte” X0, a bzw. X,,, von allen A + 2 Variablen abhangen kbnnen. Durch Betrachtung des thermischen Gleichgewichts von zwei Systemen Z’ und Z”, bei denen sich einerseits ZO’ mit x0” und anderseits &’ mit .Z8” im Gleichgewicht befinden, gelangt man, Bhnlich wie in der normalen Thermodynamik, vermoge der Transitivitat des thermischen Gleichgewichts zur therrnodynamischen Definition einer empirischen Bahntemperatur t, bzw. Spintemperatur t,. Der 1. Hauptsatz la& sich fur Zs und & getrennt formulieren: dE, = DA, +

DQo,

dE, = DA, + DQ8.

(2)

Er beinhaltet, wie in der gewohnlichen Thermodynamik, beziiglich adiabatischer Prozesse die Unabhangigkeit der zugeftihrten Arbeiten vom durchlaufenen Weg und ergibt die thermodynamische Definition der Bahnenergie E, und Spinenergie Es. Bei nichtadiabatischen Prozessen liefert der 1. Hauptsatz die Definition der ZO bzw. Zs zugefiihrten wegabhangigen Bahn- bzw. Spinw&rmen /DQO bzw. /Des. Der 2. Hauptsatz lPf3t sich jedoch im allgemeinen nicht fiir die beiden Systeme Z:, und & getrennt anschreiben. Eine solche Formulierung wiirde bedeuten, da13 die Bahn- und Spinadiabaten je auf einer Hyperflache o,, = const bzw. os = const liegen, d.h.

DQo = TOdo,,

DQs = 7sdo,,

(3)

wobei die integrierenden Faktoren rO bzw. 78 i.a. Funktionen aller A f 2 Variablen sind. Damit die Gl. (3) gelten, miissen bekanntlich die durch (1) und (2) gegebenen -

415 -

E. FICK

416 Pfaffschen Ref.

Formen

DQO und DQs Integrabilitstsbedingungen

1 behandelte

hinaus

Beispiel

miiI3ten jedoch

eines idealen

die Gl. (3) such

das aus zwei Systemen erfordern,

erfiillt

werden.

kijnnen

andererseits

die Betrachtung absoluter

Spinentropie Der

ist aus der normalen

zusammengesetzter

im iiblichen

Ijariiber _Z gelten,

(t,,’ = to”, t,’ = ts”) besteht. zusammengesetztes

dcr Boltzmann-NBherung)

Thermodynamik

Systeme

kann

nicht

bekannt,

die Definition

3). Im allgcmeinen

somit

tlalJ crst

von Entropic tine B&n-

untl

und eine

Sinne nicht existieren.

1giWt sich

jedoch

in

folgender

VVeise

formulieren.

1)ie

Total-

DQO = 0, DQs = 0 sollen

als System simultaner l’faffscher Gleichungen die auf einer Hyperflgche 4 = const liegen, besitzen,

Integralmannigfaltigkeit

sodaI

Kontakt

sind.

System

die Gl. (3) fiir ein solches

(bis auf das Gebiet

ermiiglicht

2. Hauptsatz

adiabaten eine

solcher

Temperatur

z), die fiir das in

erfiillt

fiir ein “zusammengesetztes”

welche

jedoch

geniigen

oder Bose-Gases

Z’ und 2” im thermischen

Die IntegrabilitCLtsbedingungen, System

Fermi-

die Gleichung

d# = 0 eine Linearkombination

der Totaladiabatengleichnngen

ist und also gilt d$ = 1, DQo + & IWs> wobei

die A0 und I, i.a. Funktionen

4 genii@

in den Variablen

(4)

aller unabhgngigen

x&, E,,

Variablen

E, den partiellen

sind.

((1 =- 1, . Sind

diese

Funktionen sind,

von

Gleichungen

dal3 die

(5) linear

System”,

,,vollstgndiges

abhgngig

gilt. Fiir einzelne, erfiillt;

Im allgemeinen

sind.

k,aO

ideale

In den Variablen

yz V,XkJ

Fermi-

--

=

Systeme

Fall ist also (5) unvollstiindig,

es zwvei unabhgngigc fiir die Vollstgncligkeit

untersucht,

ob

ist. Urn eine Funktion einer

erweiterte,

4 zu erhalten,

einzigen

einem vollst%ndigen

partielle

System

Gleichung

Vlz# = 0 lautet.

Die Bedingungen

1) alle Gl. (6) miissen

die Gl. (7) von

Differentialgleichungssystem identisch

konstant sein,

-

nizht erfiillbar.

abhlngig X8,0

und

vollstgndig

ist, muB es durch (5) zu

die ebenfalls

Gl. (4)

4 gibt,

diese Gleichung lauten

damit:

sein, d.h. es muR gelten

X*,?Ja = 0;

(8)

=

(9)

Differentialgleichungssystem

sein,

= 0,

VlZC

0

d.h. X o,@

X,,lZv

-- ~7s,ni3 x0,131.

=

0

(10)

wobei xk.lZy

(5) linear

das System

sei so gewZhlt,dalj

daI3 es eine Funktion

linear

(7)

(6) zu (5) hinzu

(Xlle anderen Funktionen,

dafiir,

o,+ mu13 vollstHndig

0, s)

diesc Integrabilitgtsbedin-

Gleichungen

die nicht

X o,n0 X8.,6 2) das erweiterte

1) sind sind jedoch

Die Bezeichnung

untereinander

(is =

aus (6) zu (5) miiglich

zu erweitern.

sind dann von C#J abhsngig).

li,s heiOt dicxs, daO

d.h. einige der Gl. (6) sind von

Man fiigt die linear unabhgngigen

erfiillen,

gibt

0

oder Bose-Systeme

fiir ,,zusammengesetzte”

dieses

A:~, E,,

F&ck,$

unabhgngig.

Hinzufiigen

so

2). Die Bedingungen

A)

Gleichungen

X

gungen

ein

~$1und ~$2,die ihnen geniigen

Die Funktion

Differentialgleichungcn

=

v,xk.12

-

vlPxk,y

(k =

o, s;

y

=

1, . . . A)

ist.

DER

2. HAUPTSATZ EINES SYSTEMS MIT VERSCHIEDENEN TEMPERATUREN 417

Die Bedingungen (8) und (10) sind - wie eine explizite Rechnung an Hand 1) zeigt such fur ,,zusammengesetzte” Systeme erfiillt, weil die quantenstatistischen Formeln aus der Bedingung extremaler Wahrscheinlichkeit abgeleitet werden, wodurch statistisch a priori die Existenz einer Funktion 4 gewahrleistet ist. Bei Betrachtung ,,zusammengesetzter” Systeme findet man mit uberlegungen, die denen der normalen Thermodynamik 3) weitgehend analog sind, da8 man eine Funktion S = S(4) angeben kann, die die Entropic eines Systems darstellt, weil fiir sie gilt dS=F+DQ,. 0

(11)

T*

Die Funktionen T, und T8 sind dabei reine Funktionen der empirischen Bahn- bzw. Spintemperatur, wodurch man zur Definition der absoluten Bahn- btw. Spintem~eratur gelangt. Die einzelnen Summanden in (11) bilden i.a. keine totalen Differentiale, wohl aber ihre Summe. Eine ausfiihrliche Darstellung dieser Thermodynamik erfolgt an anderer Stelle. E. FICK Institut fur theoretische Physik Technische Hochschule Miinchen Mtinchen, Deutschland Empfangen 6-2-61.

LITERATUR

1) Fick, E., Z. Phys. 157 (1960) 407. 2) z.B. Forsyth, A. R., Theory of Differential Equations, Part I, Cambridge 1890. Carat heodor y, C., Variationsrechnung und partielle Differentialgleichungen erster Ordnung I. Leipzig 1956. C., Math. Annalen 67 (1909) 355. 3) Caratheodory, Born, M., Natural Philosophy of Cause and Chance, Oxford 1949.