Die Veränderung innerhalb der japanischen anthropogenen Vegetation1)

Die Veränderung innerhalb der japanischen anthropogenen Vegetation1)

Flora (1988) 180: 191-201 VEB Gustav Fischer Verlag Jena Die Veranderung innerhalb der japanischen anthropogenen Vegetation!) Department of Vegetatio...

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Flora (1988) 180: 191-201 VEB Gustav Fischer Verlag Jena

Die Veranderung innerhalb der japanischen anthropogenen Vegetation!) Department of Vegetation Science, Yokohama National University, Yokohama, Japan

AKIHA MIYAWAKI

Changes in the Japanese Anthropogenous Vegetation Summary Like in other high developed industrial countries in Japan not only the indigenous vegetation but also the industrial anthropogenous vegetation is in a process of changing. In the rice fields the longtime stabilized associations lost a good deal of their characteristical elements. On the other side especially on disturbed industrial places, vigorous neophytes are spreading. Die Umwandlung der anthropogenen Vegetation durch verschiedene menschliche Einwirkungen ist heute auch in Japan sehr auff"allig. Besonders deutlich ist die Tendenz bei den Ackerund Reisfeldwildkrautern sowie bei der anthropogenen Vegetation in der Unigebung neuer Siedluugsgebiete, Industrie- und Verkehrsanlagen in den Ballungsgebieten, die sich in den Tieflagen der immergrlinen Laubwaldzone, dem Camellietea japonicae-Gebiet, ausdehnen.

Japanische natiirliche Vegetation Frtiher waren die japanischen Inseln in ihrer ganzen Lange von 3000 km von Waldern bedeckt. Von Stiden nach Norden und von den Meeresktisten bis zu den Gipfeln der Japanischen Alpen, die Hohen bis tiber 3000 m erreichen, folgen die Zonen bzw. Stufen der Immergrtinen Laubwalder (Camellietea japonicae), der Sommergrtinen Laubwalder (Fagetea crenatae) und die der subalpinen Nadelwalder und der alpinen Wiesen und Weiden aufeinander (MIYAWAKI 1979, 1984; MIYAWAKI et al. 1977). 1m Verlaufe der tiber 2000jahrigen Siedlungsgeschichte sind Standort und Vegetation stark verandert worden; am starksten ist die Veranderung heute nach Qualitat und Quantitat in den Metropolen wie z. B. Tokyo. Hier find en sich weithin lediglich neophytenreiche Gesellschaften geringen N attirlichkeitsgrades. Ein Vergleich der Karten der realen mit denen der potentiell nattirlichen Vegetation zeigt das groBe AusmaB der Ersatzgesellschaften. Dies gilt aber nicht mehr allein fUr das Camellietea japonicae-Gebiet, sondern heute in immer starkerem MaBe auch fUr die montane Stufe, wo im Zuge der sogenannten "Entwicklung" in groBem MaBe monotone Nadelgeholze aufgeforstet und zur touristischen ErschlieBung StraBen und andere Einrichtungen gebaut werden. 1m Vergleich zu Europa und anderen Gebieten ist freilich die japanische Gebirgsvegetation wenigel stark beeintrachtigt. Da in Japan bis vor 100 Jahren kaum Saugerfleisch verzehrt wurde, spielte die Waldweide nie aine Rolle, so daB noch groBe Bereiche aus naturnahen Waldern bestehen. In den Hochlagen gibt es heute noch kaum anthropogene Gesellschaften (MIYAWAKI 1985; MIYAWAKI et al. 1977). 1) Vortrag beim Internationalen Symposium liber "Erfassung und Bewertung anthropogener Vegetationsveranderungen" der Internationalen Vereinigung fUr Vegetationskunde und der Sektion Biowissenschaften der Martin·Luther-Universitat Halle- Wittenberg vom 23.-28. Marz 1986 in Halle (Saale).

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A.

M:!YAWAKI

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Abb.1. Verbreitung der natiirlichen Pinus densiflora-Walder (Davallio-Pinetum densiflorae (unten) und ihre heutigen sekundar vergroJ3erten Areale meist mit Rhododendro ciliataePinetum densiflorae (oben). Praf. Hiroshima und Shimane in West-Honshu (Ausschnitt).

Veranderungen der japanischen anthropogenen Vegetation

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Die Umwandlung der natiirlichen Waldgesellschaften zu Sekundarwaldern ist je nach den menschlichen Einwirkungen und Vegetationsgebieten verschieden (MIYAWAKI 1960, 1964, 1967, 1969, 1979; MIYAWAKI 1980-1982). So finden wir z. B. in SW-Honshu, etwa in der Prafektur Hiroshima, nach Einschlag der natiiIlichen Faguswalder (Lindero umbellatae-Fagetum crenatae und Torreyo-Fagetum japonicae) eine Umwandlung zu Sekundarwaldern des Castaneo-Quercetum crispulae. Besonders auffallig ist die weite Ausbreitung von Pinus densiflora-Waldern (MIYAWAKI et al. 1983). Das natiirliche Vorkommen von Pinus densiflora liegt im Da vallio-Pinetum densiflorae, einer Gesellschaft extremer Standorte, speziell trockener und wechselfeuchter Rucken und Steilhange aus Granitgestein mit nur dunner Bodenauflage (Abb. 1). Durch die lange traditionelle Niederwaldnutzung zur Holzkohlen- und Brennholzgewinnung und durch die Entnahme der Bodenstreu als i:>ungematerial, also durch extensive, regelmaBige anthropogene Einwirkungen, kam es zur Vernichtung der immergriinen natiirlichen Walder und zur Bildung von Ersatzgesellschaften, wie des Rhododendro ciliati-Pinetum densiflorae, so daB heute eine lOOmal groBere Flache von Pinus densiflora- Waldern bedeckt ist, als dies natiirlicherweise der Fall ist. In Mitteljapan (Kanto) mit einer Flache von 32080 km2, wurden im Fagetea crenatae-Gebiet das Corno-Fagetum crenatae und das Fagetum crenato-japonicae durch die sekundaren Gesellschaften Castaneo-Quercetum crispulae und CastaneoQuercetum serratae ersetzt. In der unteren Stufe der Fagetea crenatae und im Camellietea japonicae-Gebiet finden wir an Stelle des lllicio-Abietum firmae und des Quercetum myrsinaefoliae die ebenfalls durch Niederwaldwirtschaft entstandene Castaneo-Quercetum serratae-Gesellschaft und z. T. auch das Rhododendro-Pinetum densiflorae (Abb. 2). Naturliche Waldvegetation

Ersatzgesellschaften

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450m

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Abb.2. Umwandlung der nattirlichen Waldgesellschaften zu Sekundarwaldern unter menschlicher Einwirkung. Beispiel: Nord-Kanto-Distrikt im Hauptstadtumkreis Japans 13 Flora, Bd. 180

A.

194

I

MIYAWAKI

Castanopsis cllspidata var. sieboldii-Persea thunbergii-Forst (Ardisio-Castanopsietum sieboldii, Polysticho-Perseetum thunbergii)

r

Daphno pseudo-mezerii-Quercetum serratae

T Aufforstungl

lm~erata cylindrica var. I Gesellschaft

koenigil-Miscanthus sinensis-

T

.

II'Kalimerido-Artemisietum Principi.sl I

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I

Gesellschaft I

Dlg1tan8

Gesellschaft

I

1

Plantago asiatica-Gesellschaften

I

I

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I

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I

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Pueraria lobata- ~ Humulus japonicll8 Gesellschaft

I!

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I

i

_ .. _- .. Kahlschlag ----+ Tritt

!

: I I

111

I

Crassocephalo crepidioidis-Hrechtitetum hieracifoliae .

- + Natiirliche Sukzession _._.-+ Kultur

I II

!

Pinellio ternatae-Buphorbi.etum pseudoc.hamaesycis I

I I"" " adscendens--I!: I:

1 I

Ii I

IiI Setaria viridis-

J

Erigeron canadensisErigeron BumatrensisGesellschaft

t

r-z..JO-YS-ia-ja-poLn-ic-a~] l

t

Arundinario chino- 1 Miscanthetum sinensis I

1

I

.......-v+ Pflanzen u. Pflegen

Abb. 3. Gesellschaftsring der Gastanopsis cuspidata var. sieboldii -

Persea thunbergii·Forsten

Die am starksten anthropogen beeinfluBten Vegetationstypen entwickeln sich im Camellietea japonicae-Gebiet. In Mitteljapan sind hier meist Illicio-Quercetalia acutae im Binnenland und Myrsino-Castanopsietalia sieboldii in Ktistennahe anzutreffen. Abb.3 zeigt eine schematische Darstellung der Verbindung der Ersatzgesellschaften mit den nattirlichen Gesellschaften des Ardisio-Castanopsietum sieboldii und des Polysticho-Perseetum thunbergii: Werden diese nattirlichen immergrtinen Laubwalder oder der entsprechende Sekundarwald, das Daphno pseudomezeriiQuercetum serratae, geschlagen, so tritt an ihre Stelle zunachst die annuelle anthropogene Vegetation des Crassocephalo crepidioidis-Erechtitetum hieracifoliae. Unter Tritt entwickeln sich Plantaginetea-Gesellschaften wie das Eleusino indicaeDigitarietum violascentis oder das Eragrostio ferugineae-Plantaginetum asiaticae. Das Pinellio ternatae-Euphorbietum pseudochamaesycis reprasentiert die einjahrige Ackerunkrautgesellschaft; sie wird auf weniger gut gepflegten Ackern und jungen Brachen durch die Erigeron sumatrensis-Erigeron canadensis-Gesellschaft ersetzt (MIYAWAKI et al. 1976). Als nitrophile Wegrandgesellschaften anthropogenen Ursprungs kommen z. B. das Kalimerido-Artemisietum principis, die Glechoma hederacea var. grandis-Boehmeria nippononivea-Gesellschaft oder die Solidago altissima-Gesellschaft vor. Auf ebenem Boden, wo durch Uberstauung Reis kultiviert wird, tritt das Sagittario-Monochorietum als Reisfeldwildkrautgesellschaft auf (MIYAWAKI et al. 1986). Das Quercetum myrsinaefoliae der lllicio-Quercetalia acutae verwandelt sich unter verschiedenen menschlichen Einwirkungen in mehrere Ersatzgesellschaften (Abb. 4). Die Wildkrautvegetationen in Ackern, Reisfeldern und an Wegrandern sind anthropogene Vegetationstypen, die unter extremem menschlichen EinfluB entstehen. Dabei sind gesellschaftsbildende Arten haufig Neophyten, die zu verschiedenen Zeiten nach Japan eingewandert sind. Durch die Insellage bedingt, lassen sich in Japan naturalisierte Arten im Vergleich zu europaischen Landern lelChter erkennen. Bis heute sind tiber 800 Arten als Neophyten aus Europa, China, den USA und anderen Landern beschrieben (OSADA 1972).

II

195

Veranderungen der japanischen anthropogenen Vegetation

l

Quercetum myrsinaefoliae

---.--

.............

i

Typische Subssa.

.. _- ........... __ .... -.- ... _- .... burchforstung

l

, ,,, Subssa.

,

Subass. von Zelkova serrata

von Abies firmae

Durchforstung

-_ .. _---------._._--_._---_._---... __ .. _------------- ----- ------Schlag. Brand

I

Crassocephalum crepidioides-Erechtites hieracifolia-Ass.

HOfWiilderJ

Aphananthe asperaCornus controversaGesellschaft

1 I

AUfforstun1 Rodung Unkraut vernichtung Diingung

Kahlschlag alle 15':"25 jahre

Quercetum acutissimo-serratae Subsss. von Pinus densiflora

A_ _ Pflege

Phyllostachys heterocycla

Cryptomeria !aponica Chamaecypans obtusa- Forst

var. pubescens. P. bambusoides-Bestand

1

I" /[

I

A_ _ u. Pflege

Robinia pseudoacacia-Forst

Pinus densiflora- Forst

1m Jahr je!einmal mahen

l

j4=

Arundinario chino-Miscanthetum sinensi's Pflanzung und landwirtschaftlichE Pflegen

Mahd

l

J

I

Zoysia japonica-

Gesellschft

Tritt

1

Obstgarten

\

I

Pueraria lobata-Humulus scandens-I Ass. u. a. Pfliigen und landwirtschftliche Pflege

[PineliiO ternatae-EuPhorbii etum pseudochamaesycis

~

Tritt

Eragrostetum multico-ferrugineae

I

l

Brachliegen

Erigeron canadensis-E. sumatrensis-Gesellschaft

lMiillablage

Solidago altissima-Artemlsia princeps-Gesellschaft

J

1

Aufragung u. Entferung des Mutterbodens

I

Nackter Boden

Abb. 4. Gesellschaftsring des Quercetum myrsinaefoliae.

:

Ii 'I

I I I , I

Heute unterliegt die anthropogene Vegetation starken Veranderungen. MAEKAwA (1943) hat kulturhistorischen Gesichtspunkten folgend, fruh eingeschleppte Arten als "prahistorische naturalisierte Pflanzen" bezeichnet, dazu gehoren z. B. die schon vor 2000 Jahren in der Yayoi-Steinzeit (4000 v. u. Z.-3000v. u. Z.) zusammen mit der Reiskultur aus dem tropischen Asien eingewanderten Annuellen wie Digitaria adscendens, Vandellia angustifolia, H edyotis diffusa. Mit Weizen und Gerste kamen meist annuelle Wildkrauter wie Oapsella busa-pastoris, Poa annua, Stellaria media oder Lamium amplexicaule aus Nordchina und Zentralasien. Diese in der Friihzeit eingewanderten Archaeophyten wachsen heute in Japan auf Ackern und Reisfe1dern mit intensiver und rege1maBiger Bodenbearbeitung in eigenen Assoziationen. Solche Dauergesellschaften, hervorgerufen durch die mensch1iche Aktivitat, bilden den Hauptanteil der Vegetation in der Kulturlandschaft. 13*

196

A. MIYAWAKI

Tabelle 1. Verarmungstendenz der Kennarten des Pinellio ternatae-Euphorbietum pseudochamae3

3

5

6

7

85

89

70

79

55

II I r I

II II r

III I I I

III I r I

III r I II

I r

Kenn- und Trennarten d. Cypero-Mollugion strictae: IV 0YPf-rus microiria II Oentipeda minima III M ollugo stricta

IV II Il

V II

IV IV II

V II III

III III I

V II III

Kenn- u. Trennarten d. Commelinetalia communis: III Portulaca oleracea III Stellaria media II Ohenopodium album III Polygonum longisetum III Oommelina communis

III IV II IV IV

III II III III

IV II III III IV

II III II IV IV

IV IV III III III

III I I IV III

Trennarten d. Ostasiatischen Ausbildung: Acalypha australis Oxalis maritima

IV II

III I

III

IV I

IV

II

III I

Kennarten d. Chenopodietea albi: Digitaria sanguinalis Oxalis corniculata Amaranthus ascendens Echinochloa crus-galli Setaria viridis

V III III II II

V III III II I

V III III III I

V III II II II

V Il III I I

V III II III III

V III ill II I

Laufende Nr.: Datum der Aufnahmen: Zahl der Aufnahmen:

2 1 vor 1969 90 90

Kennarten der Ass.: Pinellia ternata Euphorbia pseudochamaesyce Sonchus asper Eragrostis multispicula

II I I r

r

Nachweis d. Vegetationsaufnahmen: Lfd. Nr. 1-7: MIYAWAKI 1969 (Tab. 1 auf Honshu, Shiko et al. 1974 (Chiba), 11, 12: FUJI und SAND 1976 (Hino), 13: MIYAWAKI et al. 1984 (Kinki), 14: OKU17: MIYAWAKI et al. 1972 (Yokohama), 18: MIYAWAKI et al. 1977 (Sakura).

In den japanischen Ackerwildkrautgesellschaften find en wir heute 302 Pflanzenarten, von denen aber nur eine, Pleioblastus chino, endemisch ist. Dieser kleine Bambus kann aber in gut gepflegten Ackern nicht gedeihen. In den Reisfeldern gibt es heute 91 Wildkrautarten, darunter nur eine einzige endemische Art, namlich Sagittaria aginashi. Der groBte Teil der heutigen N eophyten wurde in der Edozeit (ab 1620) eingefiihrt, eine neuerliche Einwanderungswelle setzte in der Meiji-Zeit (ab. 1868) ein, als Japan seine "Offnung zum Westen" begann. Nach dem zweiten Weltkrieg kam es durch den Massenverkehr mit Schiffen und Flugzeugen nochmals zu einer Zunahme der Neophyten. Viele der frisch:eingefiihrten Neophyten konnen aber nicht fest FuB fassen und sind bald wieder verschwunden. Nur einige kraftige Arten konnen sich auch heute noch starker durchsetzen. Eine solche Problemart ist Solidago altissima aus Nordamerika. Ungefahr seit 1960 werden in Japan viele Herbizide auf Ackern, besonders aber in Reisfeldern angewendet. Dadurch ist eineauffallende Verarmung der Ackerund Reisfeldkrautvegetation eingetreten. Die Charakterarten Pinellia ternata und Euphorbia pseudochamaesyce des Pinellia ternatae-Euphorbietum pseudochamaesycis, der Ackerunkrautgesellschaft des Camellietea japonicae-Gebiets auf Honshu, Kyushu und Shikoku, sind heute selten geworden (Tab. 1). Auch die Kennarten Sagittaria pygmaea, Monochoria vaginalis, Dopatrium junceum und Sagittaria aginashi der

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Veranderungen der japanischen anthropogenen Vegetation sycis

11

12

13

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17

18

13

10

7

6

4

3

11

3

III

I

I

IV

I

1

V

I I

I

II

I

III II II

I

8 9 10 nach 1977 bis 1985 19 22 7

II I

I

II I

II

II

III

I I

III

II

II

IV

V

III I

II III

II

II

III

II

III

V

II II

IV

III

I I

III

I I

V

III

IV

II

III

V

I

I

III III

III

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I

1

I I

V

II I

IV IV

II

2 2 3 3 1

III

2

IV

2

3

3

1

2

4 3 2 3 2

3 1

V

3 3

4 1 4

II

3

II

III 2

und Kyushu), 8: MIYAWAKI et al. 1985 (Chubu), 9: MIYAMAKI et al. 1981 (Kawasaki), 10: MIYAWAKI TOMI et al. 1975 (Fuchu), 15: MIYAWAKI et al. 1983 (Takahata), 16:MIYAWAKI et al. 1984 (Num!ta),

Reisfeldassoziation des Sagittario-Monochorietums sind zuriickgegangen. Insbesondere Dopatrium junceum tritt heute kaum noch auf (Tab. 2). Deshalb konnen die heute aufgenommenen Acker- und Reisfeldwildkrautgesellschaften oft nur als Fragmente der betreffenden Assoziation betrachtet werden (MIYAWAKI et al. 1980-1986). Um den Vergleich innerhalb der Tabellen besser zu verstehen, soUte man folgendes bedenken: fUr die alten Aufnahmen wurden willkiirlich homogene Bestande ausgewahlt und aus diesem Material die Assoziationen bestimmt (M!YAWAKI 1960, 1969). Da aber die Artenzusammensetzung der Acker und Reisfelder seit etwa 1970 immer starker verarmte, werden nun mehr oder weniger absichtlich vielfaltige, artenreiche Bestande fiir die Aufnahmen ausgewahlt. In Wahrheit sind die heutigen Acker- und ReisfeldwildkrautgeseUschaften besonders an Kenn- und Trennarten noch rnehr verarmt. Nur unregelmaBig dominieren an bestirnmten Stellen einige Arten. Diese Erscheinung ist in den Reisfeldwildkrautbestanden besonders auffallig. Dem Riickgang bisheriger "traditioneller" Wildkrauter steht die schnelle Ausbreitung neu eingefiihrter Neophyten gegeniiber, besonders, wenn durch rasche Urbanisierung, Industrialisierung sowie Verkehrsmittel nicht nur die Vegetation verandert, sondern auch Boden in groBem Umfang bewegt werden. An der TokyoBucht (Tokyo, Yokohama, Chiba) und der Osaka-Bucht (Osaka, Kobe, Sakai),

V II II I I III I

Kennarten der Ass: Monochoria vaginalis var. plantaginea Aneilema japonicum Sagittaria pygmaea Ottelia japonica Gratiola japonica Dopatrium junceum Sagittaria aginashi

V IV II III IV V

III III V I I

V III IV I V

V III II V

V III III III IV

II

V II III

III

V III III II

I

V V II

5 2 3 4 nach 1976 bis 1986 9 6 9 6

V V IV IV IV IV 1

4

2 3

4

11

V IV IV I II

7

6

2 3 2

4 2

V III III III IV V

V III

7

4

4

9

8

II

V III I I

1 1

3 2 3

3

3

5

V V

11

10

2 2 2 2

1 1

3 2 3

1 3

3

2

2

13

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2 2 2

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2

14

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Nachweis d. Vegetationsaufnahmen: Lfd. Nr. 1: MIYAWAKI 1960 (auf Honshu, Shikoku und Kyushu), 2, 3: MIYAWAKI et al. 1986 (Kanto), 4:MIYAWAKI 1972 (Yokohama), 5: MIYAWAKI et al. 1981 (Kawasaki), 6, 8, 10, 13: MIYAWAKI et al. 1986 (Kanto), 7: OKUTOMI et al. 1975 (Fuchu), 9: FUJI et SONE 1976 (Hino), 11: MIYAWAKI et al. 1984 (Numata), 12: MIYAMAKI et al. 1977 (Sakura), 14: MIYAWAKI et al. 1983 (Takahata).

Kennarten d. Verbandes, Ordnung u. Oryzetea sativae: V Oryza sativa IV Echinochloa crusogalli var. hispidula I Saggittaria trifolia III Oyperus difformis III Ludwigia epilobioides III Rotala indica

1 vor 1960 85

Laufende Nr.: Datum der Aufnahmen: Zahl der Aufnahmen:

Tabelle 2. Veranderung der Kennarten des SaggitariooMonochorietum (Reisfeldvegetation)

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>1 II> ~ II> i'i

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Veranderungen der japanischen anthropogenen Vegetation

199

Abb. 5. Solidago altissima-Siedlung mit groBen gelben Farbflecken im Herbst (Stadt Sakura bei Tokyo)

aber auch in anderen, neu entwickelten Hafen- und Industriebereichen, bedecken Herden von Solidago alti88ima ganze Flachen. Wo es zur volligen Vegetationsvernichtung, zur ZerstOrung des Oberbodens durch Bulldozer sowie zu starker Eutrophierung durch verschiedene menschliche Einfliisse kommt, bedecken sich p16tzlich ganze Flachen mit den 2 m hohen Solidago alti88ima-Siedlungen, die im Herbst als groBe gelbe Flachen hervortreten (Abb. 5). Die Arealausbreitung und erneute Einschrankung dieser anthropogenen Pionierpflanze ging sehr schnell. Nach dem zweiten Weltkrieg fand sie sich zlierst 1945 beim Flughafen Fukuoka, von wo sie sich iiber Nordkyushu ausbreitete und dann bald Westhonshu besiedelte. Von Hiroshima und Okayama drang S. alti88ima bis Kobe, Osaka und Wakayama im Kinki-Gebiet vor. Schon urn 1960 tritt sie in der mitteljapanischen Kantoebene auf, z. B. in Tokyo und Yokohama. Entlang der Meereskiiste ist die Art inzwischen bis Sendai in Norhonshu vorgedrungen. Aber schon seit etwa 1980 ist z. B. S. alti88ima wie auch Ambro8ia artemi8iaetolia var. elatior verschiedentlich in der Stadtmitte von Tokyo und Yokohama, wo heute keine groBflachigen Standortsveranderungen mehr durchgefiihrt werden und sich die Vegetation mehr oder weniger stabilisiert hat, fast wieder verschwunden. In del Umgebung der Stadte und neuen Vorstadte, wo Ackerland in Siedlungsgebiet iiberfiihrt wird und OberflachenzerstOrungen auftreten, kommen Erigeron canaden8i8, E. annUU8 und E.8umatren8i8 vor sowie auch andere Neophyten wie Ambro8ia artemi8iaetolia und Amaranthu8 viridi8. Diese Pflanzen stehen meist in den Wegrandgesellschaften der Artemisietea principis. Bei menschlichem EinfluB, der mit Bodenbewegungen verbunden ist, bilden nitrophile Neophyten unstabile

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A. MIYAWAKI

Gesellschaften aus, so z. B. im Kanto-Gebiet die Solidago altissima-Gesellschaft, Torilis japonica-Cayratia japonica-Gesellschaft, Lactuca indica var. laciniata-Humulus japonica-Gesellschaft (MIYAWAKI, OKUDA et al. 1977), Ambrosia tri/ida-Gesellschaft, Polygonum chinense var. thunbergianum-Osmorhiza aristata-Gesellschaft (MIYAWAKI et al. 1976), Setaria glauca-Setaria /aberi-Gesellschaft, Avena /atua-Gesellschaft, Erigeron sumatrensis-Festuca arundinacea-Gesellschaft (MIY AWAKI et al. 1973; MIYAWAKI, NAKAMURA 1982 u. a.). Solche gelegentlich unter verschiedenen menschlichen Einfliissen vorkommenden Gesellschaften, in denen plotzlich neu eingewanderte Neophyten auftreten, sind in ihrer Artzusammensetzung nicht fest, so daJ3 wir sie nicht als Assoziation ansprechen und in ein hierarchisches System eingliedern konnen. Diese Bestiinde sind nur als Phasen oder Zwischenstufen einer sekundiiren progressiven oder regressiven Sukzession aufzufassen.

Zusammenfassung 1m Gebiet der Camellietea japonicae, in dem heute iiber 75 % der 120 Mill. zahlenden japa· nischen Bevolkerung siedelt, wurde seit 2000 Jahren Reiskultur betrieben. Hier findet sich noch eine anthropogene Vegetation, in der Archaophyten reichlich vertreten sind. Durch Intensivierung, vor allem durch Herbizideinsatz, ist diese Vegetation aber heute verarmt. Auch nimmt die landwirtschaftliche Nutzflache unter dem Druck der Urbanisierung stark ab, und instabile Neophytengesellschaften breiten sich aus. Diese Erscheinung ist gleichsam eine Information der Vegetation iiber den Stand der Urbanisierung und Industrialisierung. Sie ist Anzeichen der Verarmung und oft sogar des Zerfalls der stabilen Kulturlandschaft.

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Veranderungen der japanischen anthropogenen Vegetation

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1) Japanisch mit deutRcher Zusammenfassung