Zool. Garten N.F. 80 (2011) 203–211 www.elsevier.de/zooga
Eine Zusammenarbeit zwischen dem öffentlichen und privaten Sektor zur Erhaltung von Biodiversität in der Vogelzucht Public and Private Sector Collaboration to preserve Biodiversity in Aviculture
Peter Karsten Silver Pine Aviaries, 5741 Stranhehill Place, Denman Island, B.C., V0R 1T0, Kanada Eingegangen am 24. Dezember 2010
Abstract More than 12% (2010 IUCN Red List) of the world’s bird species are threatened today. Some species have been secured through ex situ breeding programs and many more must be given that attention. Passerine softbill species are in decline in aviculture. Isolated, single pair breeding aviaries require space which is difficult to provide by a public zoo. A private breeder has good opportunities to produce pekin robins which can become part of a collaborative breeding program between the public and private sector. The resources of a private breeder could be combined with the resources of a zoological garden(s) to develop long term conservation strategies to establish self-sustaining gene pools in aviculture. This initiative requires agreements and protocols to be worked out between the private and public sector to overcome constraints. The collaboration will undoubtedly lead to a better utilization and preservation of bird species in ex situ. Dialogue on this topic is urgent and necessary to take advantage of this promising opportunity in conservation. Keywords: Biodiversität; Vogelzucht; Privat; Öffentlich; Beispiel Leiothrix lutea
Definitionen Öffentliche(r) Sektor/Institute – Zoologische Gärten und Naturschutzzentren, die auf gemeinnütziger Basis arbeiten. Private(r) Sektor/Institute – Vogelzuchtbetriebe in privatem Besitz.
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Privater Züchter – im eigenen Zuhause angesiedelter Vogelzüchter, der nicht von kostendeckender Arbeit abhängig ist
Einleitung ,,Nur die Leidenschaft des Menschen wird die Artenvielfalt in der Vogelzucht erhalten können“ Das heute stattfindene Artensterben ist eine reale Bedrohung, auf die wir mit mehr Programmen zur Arterhaltung in Gefangenschaft reagieren müssen. Ungeachtet dessen zeigen Aufzeichnungen des Zootierbestandes einen abnehmenden Trend der Vogelpopulationen. Dieser Trend spiegelt sich, wenn auch nur schwer statistisch erfassbar, in den privaten Vogelsammlungen wider. Die Gründe hierfür sind unter anderem: • Import-Export-Beschränkungen infolge der Vogelgrippe. • Eine zunehmende Artenzahl unterliegt Import-Export-Beschränkungen durch Verordnungen zu gefährdeten Tierarten. • In Zoologischen Gärten besteht eine Konkurrenz um Raum zur Tierhaltung mit anderen Tierklassen, die eine höhere Schutz-Priorität und/oder ein gröeres Charisma besitzen. • Ökonomische Gründe hindern Zoologischen Gärten am Aufbau von Zuchtprogrammen auerhalb der Ausstellung. • Ein Wandel der Freizeitaktivitäten weg von der Haltung und Zucht von Vögeln im privaten Sektor. • Das Züchten vieler Arten ist arbeitsaufwendig und teuer. Die Kostendeckung durch den Verkauf überzähliger Vögel ist problematisch. Vor diesem Hintergrund ist die Absonderung von neuen Gründern für Erhaltungsprogramme in Gefangenschaft schwierig geworden. Weichfresser sind besonders betroffen. Die meisten Arten benötigen eine arbeitsintensive Haltung, eine spezielle Umgebung für die Zucht und teures Futtermaterial. Es ist undenkbar, dass wir in Zukunft die groe Artenvielfalt in der Vogelzucht, wie wir sie heute noch vorfinden, genieen können, solange wir nicht Neuerungen zulassen, verfügbare Ressourcen miteinander teilen und langfristige Vereinbarungen eingehen. Leidenschaft und Uneigennützigkeit, nicht finanzielle Belohnung, sind die Basis zur Erhaltung der Artenvielfalt in der Vogelzucht. Dieser Artikel soll die Vereinigung der Kräfte des öffentlichen und privaten Sektors zur Gründung einer sich selbsterhaltenden Vogelpopulation anregen. Diversitätsverlust in vielen Gattungen von Sperlingsvögeln Ein Vergleich der Daten des International Species Information System (ISIS) zwischen Juni 1998 und September 2010 zeigt einen deutlichen Verlust der Artenvielfalt in Zoologischen Gärten. Dieser Verlust steht im Gegensatz zu einer Zunahme der Anzahl an Mitgliedsinstitutionen um 37,5% in dieser Zeit (500 bzw. 800) (Flesness, 1998/2010).
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Abb. 1. Anzahl der Arten pro ISIS-Mitglied für zehn Gattungen von Sperlingsvögeln in den Jahren 1998 und 2010.
Der Status der Gattungen Minla, Yuhina, “Garrulax”, Parus, Pycnonotus, Zoothera, Erithacus, Chloropsis und der Gruppen der Tangaren (“Tanagers”) und Nektarvögel (“Honey Creepers”) wurde untersucht (Abb. 1). Ein Raum- und Ressourcen-Problem William Conway, Wildlife Conservation Society, New York, warnte uns bereits vor drei Jahrzehnten, dass nicht nur Arten bedroht seien, sondern ebenso der Lebensraum wild lebender Tiere. Im Zusammenhang mit dem Artenschutz umfasst dies sowohl in-situ als auch ex-situ Räume, in öffentlichen sowie in privaten Vogelhaltungen. Begrenzungen von Raum und Ressourcen setzen Grenzen, wenn es um die intensive Zucht eines breiten Spektrums von Vogelarten geht, insbesondere bei der Zucht von Weichfressern. Die Zucht stark territorialer Arten, kombiniert mit der saisonalen Unverträglichkeit von Zuchtpaaren (dies gilt beispielsweise für Mitglieder der Familie Musicapidae), setzen einen hohen Schwellenwert für solche Bemühungen auf dem Zoogelände, da dieses zum Zwecke der Präsentation einer Vielfalt von Vogelarten gestaltet wurde, um so der Bildung und Erholung der Öffentlichkeit zu dienen. Durch die Errichtung von Zuchteinrichtungen auerhalb der Ausstellungen wurden bemerkenswerte Erfolge erreicht. Aber die schiere Anzahl an Arten, die eine solche Zuchteinrichtung auerhalb der Ausstellung und organisierte Zuchtprogrmme benötigen, ist überwältigend. Die Erfordernis mehr Raum für Arterhaltungs- und –erholungsprogramme zugänglich zu machen und zu schaffen, ist offensichtlich. Viele Arten von Papageien und Körnerfressern sind weiterhin gut in der Tierpopulation privater Züchter vertreten. Millionen potentieller Wildschutzräume sind vorhanden; und was bedeutend ist: diese werden allgemein nicht auf einer Kosten-Nutzen-Basis erhalten, sondern auf Basis der Leidenschaft für die gehaltenen Tiere. Die Einnahmen verfolgen einen Kostenausgleich, wobei aber die Kosten der aufgewendeten Arbeit für viele zu Hause angesiedelte Vogelzüchter nicht von primärem Belang sind. (Ich habe 30 Nachkommen der Gattung Leiothrix mit durchschnittlichen Kosten von
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Abb. 2. Zusammensetzung der weltweiten Population von Leiothrix lutea in Einrichtungen von ISIS-Mitgliedern im September 2010.
133 Can$ pro Vogel aufgezogen, die Arbeitskraft ausgeschlossen, bzw. 633 Can$ pro Vogel inklusive der Arbeitskraft. Der aktuelle Marktpreis für diese Arten in Kanada liegt bei etwa 250 Can$.) Es sollte ernsthaft in Betracht gezogen werden, private Züchter, die Schutzzuchtprogramme verfolgen, auch in öffentliche Programme mit einzubinden. Die Zucht von Sonnenvögeln oder Chinesischen Nachtigallen Leiothrix lutea in Zoologischen Gärten Weltweite Situation Die Population in öffentlichen Vogelhaltungen nimmt ab. ISIS-Daten von MitgliedsInstituten: Juni 1998 = 345 Tiere in 46 Instituten (7,7 pro Institut); September 2010 = 318 Vögel in 55 Instituten (5,78 pro Institut). Noch wichtiger ist die Anzahl nachgezüchteter Tiere: im Juni 1998 gab es 21 Tiere, die in den vergangenen zwölf Monaten in Gefangenschaft geschlüpft waren, im September 2010 waren es 25. Obwohl die Anzahl der in Gefangenschaft geborenen Sonnenvögel leicht zunahm, ist deren Population weiter geschrumpft. Die weltweite ex-situ Population von ISIS-Mitgliedern wird in einem zu geringen Umfang für die Zucht genutzt. Beinahe die Hälfte der aufgelisteten Tiere sind unbekannten Geschlechts. Darüber hinaus gibt es eine Reihe von einzeln oder unverpaart gehaltenen Vögeln in den Vogelsammlungen (Abb. 2). Die Situation in Nordamerika Die nordamerikanische Ex-situ-Population weist einen deutlich höheren Anteil an paarweise gehaltenen Vögeln auf, die brüten könnten (Abb. 3). Trotz dieser Tatsache erlebte die nordamerikanische Population von 1998 bis 2010 eine drastische Abnahme (ISIS-Daten der Mitglieds-Institute: Juni 1998 = 201 Tiere, September 2010 = 70 Tiere: s.). Die Anzahl der jährlich nachgezüchteten Tiere nahm ungefähr proportional ab (Juni 1998 = 18 Vögel, die in den letzten zwölf Monaten schlüpften (0,07 Nachkommen pro Vogel); September 2010 = 5 Vögel, die in den letzten zwölf Monaten schlüpften (0,09 Nachkommen pro Vogel)) Tabelle 1.
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Tabelle 1. Zuchterfolge in der nordamerikanischen Population von Leiothrix lutea in öffentlichen Instituten (1998 und 2010) und durch einen privaten Züchter (nur 2010). Datum
Anzahl der Institute
Population
Nachwuchs [in den letzten 12 Monaten]
öffentliche Institute
06/98 09/10
26 18
41.31.129 32.31.7
201 70
18 5
7 9
Privater Züchter
09/10
1
30
18
60
16.11.3
Nachwuchs [% der Gesamtpopulation]
Sonnenvögel im privaten Sektor Glücklicherweise können Sonnenvögel von Vogelhaltern mit Hilfe von intensiven und gezielten Zuchtprogrammen gezüchtet werden (Karsten, 2007a). Zuchteinrichtungen auerhalb von Ausstellungen (off exhibit) erzielen sowohl im öffentlichen als auch im privaten Sektor die gröten Erfolge. Obwohl dies durch keine umfassenden Statistiken belegt werden kann, gab es eine drastische Populationsabnahme in den privaten Vogelhaltungen seit die Importe für den kommerziellen Handel 1997 eingestellt wurden, nachdem die Art im CITES Anhang II aufgelistet wurde. Vögel, die vor diesem Datum importiert wurden, werden bald das Ende ihrer Fortpflanzungszeit erreichen (etwa acht Jahre, Erfahrungen des Autors). Die Art verschwindet praktisch vom öffentlich zugänglichen Vogelmarkt. Mit neuen Vögeln aus dem Nachwuchs von in Gefangenschaft gehaltenen Tieren können Sonnenvogelhalter nur vereinzelt rechnen. Der Autor dieses Artikels hielt seit 1999 jährlich etwa 14 Altvögel und zog so bis heute 142 Jungvögel bis zur Eigenständigkeit auf. Über die vergangenen elf Jahre lag die Fortpflanzungsrate bei etwa 93% (Jungvögel in Prozent der Gesamtzahl an Altvögeln zu Beginn des Zuchtjahrs). Jedes Jahr wurden etwa zehn Vögel anderen Züchtern zur Verfügung gestellt. Dies stellt eine gesunde Rate an überschüssigen Tieren dar, mit denen andere Bestände unterstützt werden können. Jedoch führte die intensive Zucht mit nur 19 Gründern bis
Abb. 3. Zusammensetzung der nordamerikanischen Population von Leiothrix lutea in Einrichtungen von ISIS-Mitgliedern im September 2010.
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zur fünften Generation zu dem Dilemma, dass 2010 alle Nachkommen zu einem gewissen Grade miteinander verwandt waren. Für die Zuchtsaison 2011 konnten nur drei unverwandte Gründer in Kanada ausfindig gemacht werden. Dies bedeutet, dass die Zucht der meisten Nachkommen begrenzt werden musste, um die genetische Diversität zu erhalten. Es musste eine Lösung gefunden werden. Zusammenarbeit – ein Weg zum Erhalt der Vogelpopulation in Gefangenschaft Eine Betrachtung der Vorteile und Grenzen von privaten Züchtern und öffentlichen Instituten zeigt ein vielversprechendes Szenario für deren Zusammenarbeit auf, welches die Biodiversität beider Bestände langfristig unterstützen würde. Analyse der Stärken und Schwächen Die Ressourcen eines privaten Züchters können mit denen Zoologischer Gärten kombiniert werden um langfristige Schutzstrategien zu entwickeln, die zur Gründung eines sich selbst erhaltenden Genpools innerhalb der Vogelzucht führen sollen (Karsten, 2007b). Eine solche Zusammenarbeit würde ohne Zweifel zu einer besseren Nutzung und Erhaltung von Vogelarten führen. Parameter
Öffentliches Institut
Privater Züchter
Investitionskosten
hoch
Betriebskosten Instandhaltung der Anlage
hoch und unflexibel hoher Standard und hohe Kosten hoch hoch
niedrig bei eigenem Arbeitseinsatz niedrig und flexibel gering (keine öffentlichen Angebote) variabel und begrenzt gering bis nicht vorhanden hoch für ausgewählte Arten gering gering bis gar keiner, je nach Art gering bis keine (situationsabhängig) problematisch unbegrenzt
Technischer Sachverstand Unterstützung durch Tierärzte/Forschung Verfügbarkeit von Raum
gering
Störungen/gewerbliche Aktivität Zugang zu Gründern
hoch Hoch
Fortdauer der Anlage
Hoch
Reserve-Tierpfleger im Notfall Stundenzahl des Pflegers vor Ort
gut begrenzt
Die Bündelung der Ressourcen beider Sektoren hebt einige der Nachteile und Einschränkungen beider Seiten auf. Mögliches positives Szenario Eine Zuchtgemeinschaft kann zwischen Zoologischen Gärten und privaten Züchtern hergestellt werden.
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Private Züchter würden relevante Arten in ihrem Räumlichkeiten züchten, um spezialisierte Zuchtbiotope bereitstellen zu können, hohe Produktionskosten zu verringern und sich auf spezielle Haltungsbedingungen konzentrieren zu können, die einen hohen und konstanten Fortpflanzungserfolg ermöglichen. Tiere, die genetisch übermäig im Bestand vertreten sind und nicht brütende Tiere würden an öffentliche Zoologische Gärten übergeben werden, um dort der Bildung und öffentlichen Ausstellung zu dienen. Der Zoo würde als Genbank dienen, für den Falle das Einzeltiere wieder in das aktive Zuchtprogramm überführt werden müssen. Der Zoo darf als gemeinnützige Einrichtung der Forschung und zur Bildung der Öffentlichkeit Arten importieren, die durch CITES geschützt sind, um neue Gründer in den Genpool einzuspeisen, während dies für einen Privatmenschen mit groen Schwierigkeiten verbunden wäre. Importierte Tiere würden unter Vertrag an die Privatzüchter verliehen werden und Eigentum des Zoos bleiben. Dies würde die Zoos nicht davon ausschlieen auch eigene Bruthabitate zu gestalten, aber es würde die Notwendigkeit verringern, mehrere Volieren für eine Art zu schaffen. Vorteile für die Mitglieder einer solchen Zusammenarbeit wären unter anderem: • Langfristig optimaler Bruterfolg von genetisch verbesserten und verwalteten Populationen. • Hohe Entlohnung für den Züchter und das Institut durch den Naturschutzerfolg. • Gesicherte langfristige Verfügbarkeit relevanter Arten für die Öffentlichkeitsbildung, Forschung und Erholung. • Erhaltung von Brutbeständen durch einen Zoo, um diese an private Haltungen weiterzugeben, für den Fall, dass ein Privatzüchter sein Zuchtprogramm nicht weiter aufrecht erhalten kann. • Möglichkeit gemeinschaftlicher Forschungen in einer Umgebung auerhalb des Ausstellungsgeländes und Austausch von Erfahrungen und Wissen. Einschränkungen und Hindernisse beinhalten: • Die Regelwerke von Zoos und Zoo-Gesellschaften beschränken den Erwerb, Verkauf und Verleih von und den Handel mit Tieren auf anerkannte Organisationen und solche, die eine Institutsmitgliedschaft in einer Gesellschaft aufrechterhalten, um sicherzustellen, dass Haltungsstandards erfüllt werden. • Privatzüchter könnten einen Unabhängigkeitsverlust verspüren. • Es gibt keine Garantie dafür, dass ein Privatzüchter auch auf lange Sicht an einer solchen Zusammenarbeit teilnehmen wird bzw. kann. • Der Aufbau einer Vertrauensbeziehung benötigt Zeit. Vorgeschlagene Manahmen um solche Hindernisse zu überwinden: • Entwicklung einer Form von Zulassungsprozess für private Züchter, die mit zoologischen Instituten zusammenarbeiten möchten. Einrichtung einer assoziierten Mitgliedschaftskategorie für Züchter, die am Erhalt einer Art arbeiten, in der Mitgliedschaftsstruktur von Zoo-Gesellschaften.
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• Alle Tierbewegungen zwischen Partnern müssen anhand von unterzeichneten Vereinbarungen dokumentiert werden (Zuchtleihgabe, Ausstellungsleihgabe etc.). • Alle Tiere müssen permanent markiert (dauerhafte Beringung) und in einem Zuchtbuch oder einem ähnlichen Register aufgeführt sein. • Festlegen von Standards für Aufzeichnungen und Versicherung des beiderseitigen Zugangs zu diesen Aufzeichnungen. • Bereitstellung von Privilegien für gegenseitige Standortbesuche und Austausch regelmäiger Statusreporte. Gespräche zu diesem Thema sind dringend notwendig um diese vielversprechende Möglichkeit für den Naturschutz nutzen zu können. Neueste Entwicklungen Ein kanadisches Sonnenvogel-Zucht-Konsortium wurde initiiert. Eine Anzahl privater Züchter hat der Teilnahme an einem solchen kooperativen Zuchtprogramm zugestimmt. Ungefähr 25 Räumlichkeiten zur Vogelzucht wurden identifiziert, die speziell für die Zucht von Sonnenvögeln geeignet sind. Peter Luscomb, Direktor des Zoologischen Gartens von Honolulu, Hawaii, USA, und Tom Mason, der Kurator für Vögel und Invertebraten des Toronto Zoos, haben das genehmigte Sammeln von wild lebenden Sonnenvögeln auf Hawaii und den anschlieenden Transport zum Toronto Zoo initiiert. Die Entnahme von Sonnenvögeln ist erlaubt, da diese Art auf Hawaii eine eingeführte Art darstellt, die mit einheimischen und endemischen Arten konkurriert. Weder Vogelgrippe noch das West Nil Virus stellen in der Herkunftsregion ein Problem für den Export und Import von Vögeln dar. Diese dem Zoo gehörenden Tiere sollen als neue Gründer privaten Züchtern als Leihgabe zur Verfügung gestellt werden. Nachkommen werden zwischen dem Zoologischen Garten und Privatzüchtern ausgetauscht werden. Nachkommen und nicht-brütende Tiere werden an den Toronto Zoo zurück-, oder an andere Zoos weitergegeben, die an dem geplanten Konsortium teilnehmen möchten. Die kanadischen Zoos können überzählige Vögel an weitere Zoologische Gärten in Kanada, den USA und anderen Ländern weitergeben, um weiter an einem Selbsterhalt in Gefangenschaft zu arbeiten. Es wird gehofft, dass diese Initiative als Modell für weitere Vogelzuchtprogramme dienen kann. Fazit Mehr als 12% aller Vogelarten gelten heute als bedroht (Rote Liste der IUCN, 2010). Einige Arten wurden mit Hilfe von Nachzuchtprogrammen in Gefangenschaft gerettet und viele andere Arten sollten auch diese Aufmerksamkeit bekommen. Weichfressende Sperlingsvogelarten zeigen einen abnehmenden Trend in der Vogelhaltung. Isolierte Volieren für Einzelpaare, wie sie zum Brüten benötigt werden, setzen Platz voraus, der nur schwer von einem öffentlichen Zoo bereitgestellt werden kann. Ein privater Züchter kann gute Möglichkeiten für die Zucht von Sonnenvögeln bieten und so Teil eines gemeinsamen Zuchtprogramms zwischen dem öffentlichen und dem privaten Sektor werden. Die Ressourcen eines Privatzüchters könnten mit denen eines Zoologischen Gartens kombiniert
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werden, um langfristige Schutzstrategien zu entwickeln und sich selbsterhaltende Genpools in der Vogelzucht zu schaffen. Diese Initiative setzt die Festlegung von Vereinbarungen und Protokollen voraus, die zwischen dem öffentlichen und dem privaten Sektor abgeschlossen werden müssen, um Hemmnisse zu überwinden. Die Zusammenarbeit wird unzweifelhaft zu einer besseren Nutzung und einem nachhaltigeren Schutz von Vogelarten in Gefangenschaft führen. Der Beginn eines Dialogs zu diesem Thema wird dringend benötigt um diese Chance einer vielversprechenden Naturschutzmöglichkeit nutzen zu können.
Danksagung Zusammenstellung der Daten der Artverzeichnisse in zoologischen Institutionen sowie Übersetzung des Textes ins Deutsche durch Dipl.-Biol. Jana Kuropka, Silver Pine Aviaries, Denman Island, B.C., Kanada.
Schrifttum Flesness, N. (1998/2010). International Species Information System (ISIS). Eagan, USA. Karsten, P. (2007a). Pekin Robins and small softbills: management and breeding. Surrey, B.C., Canada. Karsten, P. (2007b). Public and Private Sector Collaboration - an Opportunity to build and preserve Avian Gene Pools. International Symposium On Breeding Birds In Captivity (ISBBC), Toronto, September 12 to 16, 2007.