ARTICLE IN PRESS Programm und Abstracts VI. Akutschmerzkongress / Periop. Med. 1 (2009) 233–256
F3.1. Darmfunktion unter Therapie mit Oxycodon/ naloxon Retard-Tabletten bei geriatrischen- und Palliativpatienten K.E. Clemens Zentrum fu¨r Palliativmedizin, Bonn E-Mail:
[email protected] Einleitung: Obstipation ist eine der ha¨ufigsten und hartna¨ckigsten Nebenwirkungen einer Therapie mit Opioiden, und sie wird von Patienten (P) meist als sehr belastend empfunden. Das Ziel der Studie war zu evaluieren, ob geriatrische (G) und Palliativpatienten (PP) mit mittelstarken bis starken Schmerzen von einer Behandlung mit Oxycodon/Naloxon (OXN) profitieren, im Besonderen Hinblick auf opioid-induzierte Obstipation und Patientenzufriedenheit. Methodik: In dieser prospektiven, nicht-randomisierten Studie, evaluierten wir die Darmfunktion bei G und PP, die mit OXN behandelt wurden. Wa¨hrend der Behandlungsphase wurde OXN bis zum Erreichen einer angemessenen Schmerzreduktion titriert. Die Bristol Stool Form Skala (BSFS) (Typ 1–7) und der Bowel Function Index (BFI) (0–100) wurden zur Erhebung von Stuhlfrequenz und -konsistenz eingesetzt. Die Patientenzufriedenheit wurde mit der Patient Global Impression of Change Skala (PGIC) (1–7) gemessen. Ergebnisse: 70 P wurden in die Studie eingeschlossen; (21 (30,0%) ma¨nnlich). Alter: 74,9711,3 Jahre. Bei Aufnahme litten alle P unter opioid-induzierter Obstipation. Die Tagesdosis von OX/N lag bei 33,1718,5 mg/ 14,675,2 mg. Der BFI verbesserte sich von 72,3714,7 zu 39,8713,1 (p ¼ 0,002); BSFS zeigten eine A¨nderung von Typ 2,170,9 zu Typ 4,771,0 (p ¼ 0,002). Die Darmentleerungen erho¨hten sich sowohl bei G- als auch PP wa¨hrend der Therapie mit OXN: (0,970,6/Woche vs. 3,670,8/Woche) (po0,0001). PGIC bei Entlassung: 1,970,7. Diskussion: Wa¨hrend der Behandlung zeigten P unter der Behandlung mit OXN eine klinisch relevante Besserung der Darmfunktion und eine erho¨hte PGIC.
F3.2. Schmerztherapie bei multimorbiden und betagten Patienten U. Junker Schmerztherapie/Palliativmedizin, Remscheid E-Mail:
[email protected] Altersbedingte physiologische Vera¨nderungen betreffen alle Organe. Bei a¨lteren Menschen kommt es besonders
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bei der Leber, den Nieren, dem Nervensystem, den Verdauungsorganen und den Blutgefa¨ßen zu Funktionsbeeintra¨chtigungen. Vera¨nderungen im Stoffwechsel fu¨hren u.a. zu einer vera¨nderten Zusammensetzung des Blutes, zur Abnahme verschiedener Neurotransmitter und deren Rezeptoren und zu Sto¨rungen im Calciumhaushalt mit entsprechenden Folgen fu¨r die Knochenstabilita¨t. Wie jede Pharmakotherapie, so hat besonders auch die Schmerztherapie diese altersbedingten Faktoren zu beru¨cksichtigen. Mit der zunehmenden Zahl von Erkrankungen kommt es auch zu einer Zunahme von Schmerzen unterschiedlicher Genese, so dass gerade bei a¨lteren Patienten eine angemessene Schmerztherapie besondere Bedeutung gewinnt. Obwohl der Deutschen Schmerzliga zufolge z.B. Tumorschmerzen bei bis zu 95% der Patienten gelindert werden ko¨nnen, haben bis zu 40% der unter Behandlung stehenden Patienten weiterhin Schmerzen. Das in den 1980er Jahren entwickelte und immer noch als Standard geltende Stufenschema der Weltgesundheitsorganisation wird immer noch zu selten beachtet, was die Reserviertheit von Patienten und A¨rzten vor dem Einsatz von Opioiden widerspiegelt. Mit der Weiterentwicklung der Opioid-Therapie tendieren Experten jedoch zunehmend zu einem fru¨hzeitigen Einsatz der Stufe-III-Analgetika ohne zwangsla¨ufig die Reihenfolge des Stufenschemas der WHO zu durchlaufen. Obstipation als wichtigste Nebenwirkung von Opioiden la¨sst sich durch Komedikation mit Laxantien beherrschen.
F3.3. Opioidinduzierte Hyperalgesie – Fiktion oder Realita¨t? U. Junker Schmerztherapie/Palliativmedizin, Remscheid E-Mail:
[email protected] Die diskutierten Entstehungsmechanismen opioidinduzierter Hyperalgesie sind vielschichtig und reichen von einer Downregulation der Opioidrezeptoren u¨ber zentrale Sensibilisierung bis hin zu der Hypothese einer opioidinduzierten Zell-Apoptose von GABA-Neuronen. Ebenso vielgestaltung sind ihre potenziellen Erscheinungsformen wie z.B. die Hypralgesie bei Individuen unter Hochdosis-Opioidtherapie oder bei opioidtoleranten Patienten mit postoperativem Akutschmerz und/ oder Tumorschmerz. In der Therapie des Hyperalgesiesyndrom ist oft ein komplexer Ansatz notwendig, der beispielsweise bei opioidpflichtigem Schmerz auf die niedrigst mo¨gliche Dosis abzielt und je nach Situation mit Regionalverfahren, potenten Nicht-Opioidanalgetika, Ko-Analgetika und auch Ketamin kombiniert.