Geschlechtsspezifische unterschiede der serumproteine bei erwachsenen und einfluss der oralen hormonellen kontrazeptiva auf das serumeiweissbild

Geschlechtsspezifische unterschiede der serumproteine bei erwachsenen und einfluss der oralen hormonellen kontrazeptiva auf das serumeiweissbild

C&zica Chimica Acta, 44 (1973) 0 Elsevier Scientific Publishing 431-435 Company, Amsterdam - Printed in The Netherlands 431 CCA5490 GESCHLECHTS...

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C&zica Chimica Acta, 44 (1973) 0 Elsevier Scientific Publishing

431-435

Company,

Amsterdam

- Printed in The Netherlands

431

CCA5490

GESCHLECHTSSPEZIFISCHE BE1 ERWACHSENEN KONTRAZEPTIVA

D. DOTCHEV*, (Eingegangen

EINFLUSS

DER

DER

SERUMPROTEINE

ORALEN

HORMONELLEN

AUF DAS SERUMEIWEISSBILD

N. LIAPPIS

Univevsitiits-Kinderklinik,

UNTERSCHIEDE

UND

UND

H. HUNGERLAND

5300 Bonn, Adenauerallee II~ (B.R.D.)

am 13. Oktober,

1972)

SCMMARY

Sex-Specijc Diferences of Serum Proteins in Adults Contraceptives on Serum Protein Cona~osition

and In$uence

of Oral Hormonal

With the aid of the radial immundiffusion method were determined quantitatively in the serum of fasting blood of 37 healthy men (aged 25-50 years) and 50 women (aged 17-50 years) the following proteins: praealbumin, albumin, crl-seromucoid, cr,antitrypsin, Gc-globulin, coeruloplasmin, qHS-glycoprotein, p-lipoprotein, haemopexin, haptoglobin, cr,-macroglobulin, p,A-globulin, B,E-globulin, transferrin, j& glycoprotein I, IgG, IgA, IgM and IgD. 17 of the women were taking oral hormonal contraceptives. Compared with the male group, the 33 females not taking oral hormonal contraceptives showed a statistically significant lower value in the /I-lipoprotein; the 17 females taking oral hormonal contraceptives had statistically significant lower values in the average concentrations of a,-seromucoid, ,!?,A-globulin, ,!I,-glycoprotein I, #$Eglobulin and a significantly higher value in the concentration of IgM. Compared with the female group not taking oral hormonal contraceptives, the female group taking oral hormonal contraceptives showed statistically significantly lower values in the concentration of the following proteins: cc,-seromucoid, &Aglobulin, pg,-glycoprotein I and IgA.

Die in der letzten Zeit entwickelte Methode der radialen Immundiffusion zur Bestimmung von einzelnen Serumproteinen ermoglicht die Entdeckung und Untersuchung zahlreicher angeborener und erworbener Stoffwechselstorungen des menschlichen Eiweisses. Es ist bekannt, dass die Konzentration der einzelnen Serumproteine durch verschiedene Hormone beeinflusst wirdl-3. Veranderungen des Proteinmusters im Serum werden such bei Frauen wahrend der Schwangerschaft beobachtet4. Die * Stlndige Adresse von Dr. med. D. Dotchev: ten, Bulgarische Akademie der Wissenschaften

Forschungsgruppe fiir Herz- und Geflsskrankhei(Direktor: Prof. Dr. A. Puchlev), Sofia, Bulgarien.

DOTCHEV

432

et d.

metabolische Wirkung der Steroidhormone wurde schon vor einigen Jahren untersucht5~6. Die Untersuchungsergebnisse dieser Autoren geben begriindeten Anlass zu der Vermutung, dass geschlechtsspezifische Unterschiede in der Konzentration der einzelnen Serumproteine bestehen. Auch die in der letzten Zeit nachgewiesenen geschlechtsspezifischen Unters chiededer freien Aminosauren im Serum untersttitzen diese Vermutung718. MATERIAL

UND METHODIK

Die Bestimmung der 19 Proteine im Niichternserum wurde bei insgesamt 37 Mannern (Alter 25 bis 50 Jahre) und 50 Frauen (Alter 17bis 50 Jahre), bei denen fur Leberschaden und Stoffwechselstorungen keine Anhaltspunkte bestanden, durchgeftihrt. Die weiblichen Normalpersonen wurden in die Gruppe ohne Einnahme von oralen hormonellen Kontrazeptiva (n = 33) und in die Gruppe mit Einnahme von oralen hormonellen Kontrazeptiva (n = 17) aufgeteilt. Die Bestimmung erfolgte durch radiale Immundiffusion nach der von Mancini et al. entwickelten Methode mit Partigen-Immundiffusionsplatten der Fa. Behring/ Marburg a.d. Lahn. Als Standard wurde Standard-Humanserum stabilisiert fur immunologische Plasmaproteinbestimmungen der Fa. Behring (Op. Nr. 570) benutzt.

TABELLE

I

VERHALTEN (X

=

DER

50).

PROTEIN-KONZENTRATIONEN

AUFGETEILT

DIE GRUPPE

IN

MITEINNAHME

DIE

IM

GRUPPE

VON

OHNE

ORALEN

NitCHTERNSERUM

EINNAHME

Albumin

48.8 24.8 50.8

4528.0

4562.0

GESUNDER ORALEN

KONTRAZEPTIVA(&,n

Angaben in mg/1oo ml, bei IgG, IgA und IgM in I.E./ml, chmw. VK = Variationskoeffizient in oh (ref. 9).

Priialbumin

VON

Sauves cc,-Glyko-

=

6

f

s VK

Qn=33

2 s VK

48.7 23.6

?+ n=17

f s VK

36.6 18.4

48.5

50.3

813.7 18.0

642.3 14.1 4136.0 752.8 18.2

33)

FRAUEN

UND

IN

IgD in E/ml,

W = Mittelwert,

ul-Antitrypsin

GcGlobulin

COWdOplasmin

286.0

a,HSGlykoprotein

s =

Standardabwei-

p-Lipoprotein

Hdmopexin

663.8 227.8

95.6 34.5 36.1

341.0 85.7 25.1

40.7 10.5 25.8

33.1 9.9 29.9

531.6 213.8 40.2

90.9 27.2

546.8 190.3 34.8

85.6 18.5 21.6

65.3 34.1 52.2

279.6 111.1 39.7

41.0 31.6

192.9

269.0

116.4

n=33

R s VK

119.2

65.9 24.5

33.7 29.0

?+

R

202.5

n=17

s VK

285.0 70.1 24.6

92.7 31.0

64.3 31.8

UND

33.7 10.3 30.6

213.1 102.6 48.1

61.8

=

42.7 12.2 28.6

R s VK

q-

X

73.1 25.6

cc,-Makroglobulin

6

37)

=

(?-,

45.0 38.7

116.2

Haptoglobin

n=37

(n

17)

protein n=37

MiNNER

KONTRAZEPTIVA

33.4

378.4 120.9 32.0

37.5 12.8 34.1

38.7 9.4 24.3

100.1

38.3 38.3

34.3

64.0 5.8 9.1

29.9

Transfewin

&Glykoprotein I

IgG

JgA

IgM

IgC

32.4 10.4 32.1

318.2 84.2 26.5

32.8

151.1

154.1 72.0

190.9 67.0

23.4 -

29.7 11.2

334.6 82.4 24.6

37.7 23.9 9.9 41.4

350.1 86.5 24.7

10.0

35.7 23.6

46.7

35.1

8.3 26.8

155.0 32.7 21.1

166.6 61.9 37.2

219.7 62.1 28.3

24.: -

25.6 6.1 23.8

142.0 29.6 20.8

120.8 42.2

255.3 96.0

15.: -

34.9

37.6

30.5 31.0

-

-

GESCHLECHTSSPEZIFISCHE SERU&XPROTEINEN

433

ERGEBNISSE UND DISKUSSION

In Tabelle I ist der Mittelwert, die Standardabweichung und der Variationskoeffizient von rg Proteinen im Ntichternserum von 87 erwachsenen, gesunden Normalpersonen aufgeteilt nach dem Geschlecht dargestellt. Bei den Frauen wurde die Einnahme von oralen hormonellen Kontrazeptiva beriicksichtigt. In Abb. I ist der Vergleich der beiden Gruppen der Frauen mit der Gruppe der Manner graphisch bei den untersuchten Serumproteinen dargestellt. Hierbei wurden die Mittelwerte der Protein-Konzentrationen im Serum der Manner mit 100% festgelegt. Aus unseren Untersuchungen ergaben sich folgenden Befunde :

Abb. I. Vergleich der Protein-Konzentrationen im Niichternserum der Frauen ohne und mit oraler Kontrazeptiva mit den MLnnern. Jeweilige Protein-Konzentrationen der MBnner = IOO~/~.

I. Im Vergleich zu den Mannern ist die Konzentration von B-Lipoprotein im Niichternserum der Frauen--ohne Einnahme von oralen hormonellen Kontrazeptiva -signifikant erniedrigt . 2. Im Vergleich zu den Mannem und zu den Frauen ohne Einnahme von oralen hormonellen Kontrazeptiva ist die Konzentration folgender Proteine im Ntichternserum der Frauen mit Einnahme hormoneller Kontrazeptiva signifikant erniedrigt : Saures a,-Glykoprotein, B,A-Globulin und &Glykoprotein I. 3. Signifikant niedriger im Vergleich mit der Gruppe der Manner ist in der

434

DOTCHEV

et cd.

Gruppe der Frauen mit Einnahme von oralen hormonellen Kontrazeptiva die Konzentration von P,E-Globulin; signifikant erhoht zeigte sich hingegen die IgM-Konzentration. 4. Zusatzlich zu den signifikant niedrigeren Konzentrationen im Serum von saurem a,-Glykoprotein, p,A-Globulin und &Glykoprotein I bei den Frauen mit Einnahme von hormonellen Kontrazeptiva im Vergleich rnit den Mannern, zeigte sich in dieser Gruppe im Vergleich mit den Frauen ohne Einnahme hormoneller Kontrazeptiva such die IgA-Konzentration signifikant erniedrigt. Die Untersuchungsergebnisse beiunseren gesunden Mannern und Frauen stimmten mit den in der Literatur beschriebenen weitgehend tiberein. Ausnahme bildeten die Werte fur /I,-Glykoprotein I und IgM die hiiher lagen. Agostoni et aLI fanden ebenso niedrigere Werte fur &A-Globulin im Serum von Frauen im Vergleich mit Mannern. Ubereinstimmend hohere IgM-Werte bei Frauen berichteten WeekelI und Jensen12. Diese Unterschiede verstarkten sich meistens beim Vergleich mit den Mannern in der Gruppe der Frauen, die orale hormonelle Kontrazeptiva einnahmen. %HSGlykoprotein wurde nur bei den Frauen mit Einnahme oraler hormoneller Kontrazeptiva bestimmt . Die elektrophoretisch bestimmte erhiihte a,-Globulin-Fraktion im Serum der untersuchten Frauen mit Einnahme oraler hormoneller Kontrazeptiva konnte mit der erhiihten cr,-Antitrypsin-Konzentration erklart werden. Fur die erniedrigte Albumin- und die erhijhte a,-Globulin-Konzentration im Serum der Frauen mit Hormoneinnahme sind nach Adlercreutz et aZ.l3 die &trogene verantwortlich. Musa et al.2 erklarten die erniedrigte Albumin-Konzentration im Serum der Frauen nach ijstrogeneinnahme mit einem erhijhten Katabolismus bzw. einer verminderten Eiweiss-synthese. Weekerl bestimmte bei Frauen niedrigere IgA und hohere IgM-Konzentrationen als bei Mannern (nicht signifikant), wahrend bei unseren Untersuchungen eine nicht signifikante Erhohung bei den Frauen ohne Hormoneinnahme bei beiden Immunglobulinen bestand. Unsere Praalbuminwerte im Serum von Frauen mit Einnahme oraler hormoneller Kontrazeptiva zeigten Ubereinstimmung mit den Ergebnissen von Stabilini et a1.14, die erniedrigte Praalbuminwerte im Serum von Frauen vor und nach der Menopause und noch niedrigere Werte wahrend der Schwangerschaft fanden. Diese Ergebnisse sind im Einklang mit den Angaben tiber den Einfluss der Geschlechtshormone auf die maximale Tyroxin-Bindungskapazitat. Nachgewiesen verantwortlich ftir die erhijhte Coeruloplasmin-Konzentration die eine erhohte im Serum sind nach Carruthers et al. I5 die oralen Ovulationshemmer, Coeruloplasmin-Synthese zur Folge haben. Der Vergleich mit den Untersuchungsergebnissen wahrend der Schwangerschaft zeigte, dass zumindest partiell die Gabe von ijstrogenen bzw. und Gestagenen einen gleichen Einfluss auf den Eiweissstofwechsel besitzt3113pr6. Ftir die metabolische Wirkung der oralen hormonellen Kontrazeptiva sprechen such die niedrigeren Konzentrationen der freien Aminosauren, die im Ntichternserum von Frauen mit Hormoneinnahme im Vergleich mit Frauen ohne Hormoneinnahme bestimmt wurden*. Bei der Beurteilung der Konzentrationsanderung der einzelnen Serumproteine sollte der Einfluss der ostrogene auf den Hydratationszustand des Organismus bzw. auf das intravasale Volumen nicht unberticksichtigt bleiben. Zusammenfassend kann berichtet werden, dass geschlechtsspezifische Unter-

GESCHLECHTSSPEZIFISCHE

SERUMPROTEINEN

435

schiede bei den Serumproteinen bestehen, die bei den Frauen mit oraler Einnahme hormoneller Kontrazeptiva noch stCirkerausgeprQt auftreten. DANK

Die Forschungsergebnisse sind mit Unterstiitzung der A. v. Humboldt-Stiftung und der Deutschen Forschungsgemeinschaft erarbeitet worden. LITERATUR I L. 0. PILGERAM UND L. R. PICKART, Proc. Sot. Exp. Biol. Med., 112 (1963) 758. 2 B. U. MUSA, R. P. DOE UND U. S. SEAL, J. C&n. Endocrinol., 27 (1967) 1463. 3 C. B. LAURELL, S. KULLANDER UND J. THORELL, Stand. J. Clin. Lab. Invest., 21 (1967) 337. 4 E. M. Russ UND J. RAYMUNT, Proc. Sot. Exe. Biol. Med., g2 (1956) 465. 5 R. L. LANDAU UND K. LUGIBIHL, Recent Progr. Hormone Res., 17 (1960) 249. 6 F. R. LECOCQ, L. COLONEL, E. M. BRADLEY UND J. W. GOLDZIEHER, Amer. J. Obstet. Gynecol.,

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358. 15 M. E. CARRUTHERS, C. B. HOBBS UND R. L. WARREN, J. Clin. Pathol., Ig (1966) 498. 16 R. P. DOE, G. T. MELLINGER, W. R. SWAIM UND U. S. SEAL, J.CZin. Endocrinol., 27 (1967) 1081.