Innovationspreis der Osteopathie: Unsere Leser haben entschieden!

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Osteopathische Medizin SPECIAL Innovationspreis der Osteopathie: Unsere Leser haben entschieden! In Heft 2/2015 der Osteopathischen Medizin haben wi...

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Osteopathische Medizin

SPECIAL

Innovationspreis der Osteopathie: Unsere Leser haben entschieden! In Heft 2/2015 der Osteopathischen Medizin haben wir unsere Leser dazu eingeladen, sich am „Innovationspreis der Osteopathie“ zu beteiligen: Aus fünf zuvor von einer Jury bestimmten Konzepten, die wir als Zusammenfassungen vorgestellt haben, konnten unsere Leser die drei interessantesten auswählen. Wir danken allen Lesern, die sich an der Wahl beteiligt haben, und gratulieren jenen, die mit ihrer Teilnahme per Los

Bücher gewonnen haben! Diese drei Konzepte wurden mehrheitlich gewählt und erscheinen nachfolgend als ausführliche Artikel: • „Vascular Dynamics“ von Ralf Vogt • „Balance-Konzept“ von Kilian Dräger • „Kindernöte verstehen“ von Karin Ritter Der „Innovationspreis der Osteopathie“ wurde von Stefan Schöndorfer ausgerufen und will innovative Be-

handlungskonzepte und Herangehensweisen in der Osteopathie fördern. Die Osteopathische Medizin unterstützt den „Innovationspreis der Osteopathie“. Die Wahl des innovativsten Osteopathen erfolgt vom 22. bis 24. April 2016 auf einer eigenen Veranstaltung in Scheidegg im Allgäu. Hier werden die drei Autoren in Tagesworkshops unter Beweis stellen, wie praxistauglich ihre Konzepte sind. Red.

Vascular Dynamics – ein osteopathischer Behandlungsansatz Ralf Vogt

Zusammenfassung Vascular Dynamics ist ein Ansatz, die therapeutische Haltung zu verändern, bevor das Gefäßsystem als Einstieg in die Regulation durch den Körper und seine Steuerungsmechanismen gewählt wird. Da nach der Systemtheorie und der Chaostheorie die schiere Anzahl der Faktoren, die an der Steuerung des menschlichen Körpers beteiligt sind, eine Kontrolle unmöglich macht, ist der Ansatz eher ein Vertrauen auf die Intelligenz der beiden beteiligten Systeme von Therapeut und Patient. Gefäße, Faszien und neurohormonelle Strukturen sollen gleichermaßen wieder in die Funktionalität gebracht werden.

Stichwörter Arterien, Fluiddynamik, osteopathischer Ansatz, Biomechanik, Selbstähnlichkeiten

Abstract Vascular Dynamics is a way of changing the therapeutical attitude while using the vascular system as the door to regulation of the patient’s body and its control mechanisms. Because the system theory as well as the chaos theory suggest, that regarding the

pure mass of involved factors control of the human body-mind-system is impossible. Therefore the idea is basically trusting the smartness of the participating systems of practitioner and client. Vessels, fascia and neuro-hormonal structures shall be guided to functionality.

Keywords Arteries, fluid dynamics, osteopathic approach, biomechanics, self-similarity

Vascular Dynamics – wieso Blutgefäße? Um es vorweg zu nehmen: Vascular Dynamics ist keine neue Technik, es ist eine (vielleicht) neue Haltung. Erstaunlicherweise ist die Behandlung des Gefäßsystems in der Basisausbildung der Osteopathie, wenn überhaupt, nur in geringem Maße vorhanden. Und das, obwohl allen Schülern oft das Zitat von Still vor Augen geführt wird: „The rule of the artery is supreme.“ Häufig ist aber das Verständnis des Gefäßsystems

16. Jahrg., Heft 4/2015, S. 13–16, Elsevier GmbH, www.elsevier.com/locate/ostmed

lückenhaft und veraltet, da viel mit physiologischen Vereinfachungen gearbeitet wird, auch in der Medizin. Nachdem ich die Fluiddynamik im Rahmen meines Studiums der Luftund Raumfahrttechnik kennengelernt hatte, war ich anfangs von diesen Vereinfachungen sehr erstaunt. Auch wenn es mathematisch einfacher ist anzunehmen, Blutgefäße seien kreisrund, die Wände seien glatt, es gebe keine Reibung und es fließe Wasser statt Blut hindurch, so führen diese Vereinfachungen leider zu einem falschen Bild der physiologischen Abläufe. Um die Strömung in einem Gefäß korrekt darzustellen, bedarf es ziemlich komplizierter Mathematik [1]. Blut ist Leben und eines der wichtigsten Merkmale des Lebens ist Wachstum, ein weiteres ist Interaktion mit der Umgebung, ein drittes ist Abgrenzung und (manchmal) Formbildung. Tom Myers weist in seinem Buch „Anatomy Trains“ darauf hin, dass wir all diese Eigenschaften bis hinunter in den Interzellularraum und sogar bis in die Zelle hinein finden: das

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