Osteopathische Initiative für Flüchtlinge

Osteopathische Initiative für Flüchtlinge

Osteopathische Medizin BERICHT Osteopathische Initiative für Flüchtlinge Nicht lange reden, sondern einfach handeln und helfen: Nach diesem Motto ha...

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Osteopathische Medizin

BERICHT

Osteopathische Initiative für Flüchtlinge Nicht lange reden, sondern einfach handeln und helfen: Nach diesem Motto hat die Kinderärztin und Osteopathin Dr. med. Christine Bauer kurzerhand beschlossen, hilfsbereite Osteopathen zusammenzutrommeln und Flüchtlinge in einer Unterkunft in München zu behandeln. Nach Gesprächen, die sie im März mit der Leiterin einer Flüchtlingsunterkunft führte, ging dann schnell die Suche nach hilfsbereiten Kolleginnen los, um dort osteopathische Behandlungen anzubieten. Da viele der Frauen, die hier Zuflucht gefunden haben, auf ihrer Flucht Gewalt oder gar Vergewaltigung erleben mussten, war sofort klar, dass hier nur weibliche Therapeuten infrage kommen konnten. Über die E-Mail-Verteiler von ROD und BAO wurde auf die Aktion aufmerksam gemacht und tatkräftige Mitstreiterinnen wurden gesucht. Daraufhin meldeten sich Interessierte bei Frau Dr. Bauer, die bereit waren, die Aktion zu unterstützen. Auf diesem Weg erfuhr sie auch von anderen osteopathischen Hilfsaktionen, wie z.B. von einer Praxis in Köln, in der regelmäßig Bedürftige kostenlos behandelt werden. Der erste Behandlungstag in der Münchner Flüchtlingsunterkunft für Frauen wurde für den 9. April 2016 angesetzt. An jenem Samstag trafen sich fünf Osteopathinnen, um Frauen und Kinder des Flüchtlingsheims in München-Giesing zu behandeln. Betonboden und Wände, an denen die Farbe notdürftig ausgebessert worden war, also ein Raum mit dem Charme einer Garage, das war der Ort, der für die Behandlung zur Verfügung stand, bevor er von den vier Osteopathinnen um Christine Bauer belebt wurde. Die Patientinnen kamen aus Nigeria, Somalia, Eritrea und Afghanistan – ein bunt zusammengewürfelter Haufen der Kulturen, in dem sich die Frauen fern ihrer Heimat zurechtfinden müssen. Dank der guten Organisation der Unterkunftsleitung, konnte die zur Verfügung stehende Zeit bestmöglich am Patienten genutzt werden. So wurden

am ersten Tag 22 Kinder bzw. Säuglinge und Frauen, fünf davon schwanger, behandelt. Die ersten Patientinnen schauten erst einmal vorsichtig hinein, um zu sehen, was sie da wohl erwartet. Bei den Kindern aber sprach es sich wie ein Lauffeuer herum, dass es an diesem trüben Samstag etwas „Neues“ in der Unterkunft gebe und so kamen sie oft schon vor ihren Müttern in den Behandlungsraum. Sie spielten, malten und beobachteten dann, wie die Frauen behandelt wurden. Offensichtlich spürten die Mütter, wie gut ihnen die Behandlungen taten, denn sie legten Wert darauf, dass im Anschluss ihre Kinder ebenfalls therapiert wurden. Die Solidarität unter den Frauen erleichterte erheblich die notwendige Anamnese. Nicht alle sprachen Englisch oder Deutsch, aber es fanden sich immer Frauen oder Mädchen, die dolmetschten. Die angegebenen Beschwerden erstreckte sich hauptsächlich auf Rücken,- Knie- oder Fußprobleme. Die Osteopathinnen stellten weitgehend Läsionen fest, die dem Spektrum ihrer Praxen entsprachen – und das bei Frauen, die in ihrem Leben schon so viel durchmachen mussten. Auffällig waren die Reaktionen und das Verhalten der Säuglinge und der Kinder bei den Behandlungen. Es gab keinerlei Geschrei oder „Genöle“, wie es Osteopathen aus ihren Praxen häufig gewöhnt sind. Beeindruckend war auch die gute motorische Entwicklung der Säuglinge, trotz oder möglicher-

Dr. Christine Bauer bei der Behandlung eines Flüchtlings-Babys

weise auch gerade wegen der fehlenden Förderangebote. Am Ende des Tages waren alle Osteopathinnen äußerst zufrieden, den Frauen und Kindern ein Stück Lebensqualität gegeben zu haben. „Wir haben schon einen geilen Beruf “ war das Resümee von Christine Bauer. Auch am 7. Mai 2016 fand ein weiterer Behandlungstag in dieser Unterkunft statt. Nach dem Erfolg des ersten Tages hatten sich wieder viele Frauen mit ihren Kindern in die Behandlungsliste eintragen lassen. Zwei der Schwangeren vom April stellten ihre Neugeborenen den Therapeutinnen vor. Nachdem dieser zweite Tag wiederum so gut von den Flüchtlingsfrauen angenommen wurde, plant Christine Bauer nun eine Art Notruf in dieser Unterkunft. In Zukunft sollen Frauen, die akute Beschwerden haben, auch während der Woche durch einen Osteopathen Hilfe erfahren. In dieser Flüchtlingsunterkunft sollen Behandlungen jeden ersten Samstag im Monat angeboten werden. Eine Nachahmung anderenorts wäre wünschenswert. So wünscht sich die Leitung des Flüchtlingsheims ein ähnliches ehrenamtliches Engagement in einer weiteren Unterkunft im Münchner Stadtteil Bogenhausen. Dafür werden noch dringend Osteopathinnen gesucht! Interessenten können sich mit Christina Bauer per Mail unter kinderosteopathie. [email protected] in Verbindung setzten. Gabi Prediger, München

Ein Raum im Flüchtlingsheim München-Giesing wurde zum Behandlungsraum umfunktioniert.

17. Jahrg., Heft 2/2016, S. 35, Elsevier GmbH, www.elsevier.com/locate/ostmed

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