Osteopathische Medizin
L I T E R AT U R
Osteopathische Sommerlektüre Auch dieses Heft steckt wieder voller Buchempfehlungen. Diesmal ist das Repertoire sehr weit gefächert: Mit der Neuerscheinung von A. Nicholas stellen wir ein umfassendes Grundlagenwerk vor. Im Gegensatz dazu laden wir Sie später ein, mit einer Kurzrezension über einen Patientenratgeber sich einem Randgebiet zu öffnen und mit einer bemerkenswerten Rezension über den „Gründervater“ A.T. Still sich zurück in die Geschichte und die Anfänge der Osteopathie entführen zu lassen.
Carol Trowbridge
Andrew Taylor Still 1828–1917 Eine Biografie des Entdeckers der Osteopathie Jolandos, Pähl 2008 4. Aufl., 233 Seiten ISBN: 978-0943549064, € 29,90 1991 wurde dieses Buch erstmals von der Thomas Jefferson University Press der Northeast Missouri State University veröffentlicht. Als ich es kurz vor Weihnachten 2007 kaufte, hatte ich noch nichts von diesem Buch gehört. Wie jeder Osteopath interessiere ich
Zur Rezension des Buches „A.T. Still“ von Carol Trowbridge möchte ich anmerken: Der belgische Rezensent M. Girardin hat die Rezension auf Englisch verfasst. Meine deutsche Übersetzung kann das „Feuer“ und den Esprit des Rezensenten sprachbedingt leider nicht komplett wiedergeben. Auf Wunsch sende ich Interessenten den englischen Text gerne zu.
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Viel Spaß beim Stöbern! Kerstin Schmidt, Rubrikleitung
mich für die Essenz der Osteopathie: ihre Philosophie und die frühen philosophischen Prinzipien, die zumindest teilweise ihre Anziehungskraft innerhalb der Osteopathie verloren zu haben scheinen. Zwar habe ich alle Bücher von Still im Original gelesen, dennoch verblüffte mich Carol Trowbridges spannendes Buch. Ihr Buch liest sich nicht nur als ein spannender Roman, sondern ist so präzise und gibt so viele Einblicke, dass man, wenn man am Ende angelangt ist, gleich wieder von vorn beginnt. Aber diesmal mit einem Stift in der Hand, um die Ideen, Fakten, Zitate, Einblicke und Referenzen zu markieren. Carol Trowbridge hat nicht nur eine grundlegende historische Studie über Andrew Taylor Still geschrieben, sondern auch ein einzigartiges und klares Bild vom Zeitgeist geschaffen. Sie beschreibt, woher und wie Still seine Ideen der Osteopathie bekam. Als ich um diese Rezension gebeten wurde, habe ich das Buch bereits zum vierten Mal gelesen, seit es in meinem Besitz ist. Wenn Sie sich selbst als echten Osteopathen sehen, dann lesen Sie es und sehen Sie Still in seiner persönlichen Entwicklung zur Wissenschaft Osteopathie. Wie jedes gute Buch beantwortet es viele Fragen durch Aufzählung von Fakten und Zahlen, wirft aber auch tief greifende Fragen auf, die ich mir bis zur Lektüre dieses Buches in dieser Form noch nicht gestellt hatte. Diese Fragen und Ideen waren so bedeutungsvoll, dass ich Carol Trow-
bridge ständig per E-Mail „belästigt“ habe. Sie war so freundlich, meine Fragen zu beantworten und mir tiefe Einblicke in die Essenz der Osteopathie zu vermitteln. Ihr Buch zu lesen und zu verstehen, die Diskussionen mit der Autorin waren der Beginn eines Lern- und Erkenntnisprozesses, der bis heute anhält. Das Buch skizziert die Chronologie und den Hintergrund von Stills Leben und wie er zur Osteopathie kam. Die ersten drei Kapitel handeln von der Familie Still, von Andrew als Jugendlichem und jungem Mann. Sie liefern ein klares Bild der Umgebung, die ihn formte und seinen Charakter bildete. Kapitel 4, 5 und 6 berührten mich am meisten. Hier wird der Einfluss der Evolutionstheorie und von Herbert Spencer in der Genese der Osteopathie klar gezeigt. Spiritismus und Phrenologie sind ebenso wichtige Einflüsse, die in diesen Kapiteln hervorgehoben werden. Aber nichts beschreibt die Chronologie und den Inhalt dieser Kapitel besser als ihre Überschriften: Kapitel 4 – Ein Neubeginn, Kapitel 5 – Eine neue Wissenschaft, Kapitel 6 – Der alte Doktor. Zahlreiche Bemerkungen und Zitate machen das Buch logisch, nachprüfbar und prägnant. In der Zwischenzeit erhielt ich vom A.T. Still National Museum Kopien verschiedener zitierter Originalartikel und kann den Schlussfolgerungen der Autorin nur zustimmen. Es gibt auch einige Lücken im Buch. Diese kann der Leser aber durch Befolgen
10. Jahrg., Heft 2/2009, S. 41–44, Elsevier GmbH – Urban & Fischer, www.elsevier.de/ostmed
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