Vorbemerkungen zur Therapie der multiplen Sklerose

Vorbemerkungen zur Therapie der multiplen Sklerose

212 Frank A. Hoffmann Vorbemerkungen zur Therapie der multiplen Sklerose Prinzipiell gibt es für die multiple Sklerose (MS) drei therapeutische Opti...

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Frank A. Hoffmann

Vorbemerkungen zur Therapie der multiplen Sklerose Prinzipiell gibt es für die multiple Sklerose (MS) drei therapeutische Optionen: 1. die Therapie einzelner Symptome, 2. die Therapie des akuten Schubs und 3. die verlaufsbeeinflussende Langzeittherapie (› Abb. C.1). Diese Optionen sind in der Regel in Kombination, und zwar individuell angepasst anzuwenden. Bei der Empfehlung der zum jeweiligen Zeitpunkt für den einzelnen Patienten am besten geeigneten Therapie müssen verschiedene krankheitsimmanen­ te Faktoren berücksichtigt werden: Krank­heits­sta­ dium, Behinderungsgrad, die im Vordergrund ste­ hende Symptomatik, Verlaufsform und Verlaufs­ dynamik, Alter, Geschlecht und Kinderwunsch des Patienten sowie Begleiterkrankungen, Begleit- und Vormedikation. Darüber hinaus gilt es aber auch immer den individuellen Patienten in seiner ganz persönlichen Lebenssituation mit seinen Lebensvor­ stellungen und Therapieerwartungen zu berücksich­ tigen und in die Therapieentscheidungen einzube­ ziehen. Daraus ergibt sich, dass die Therapieempfeh­ lungen immer wieder hinterfragt, aktualisiert und MS-Therapie I.

II.

III.

symptomatische Therapie

Schubtherapie

verlaufsbeeinflussende Langzeittherapie

Abb. C.1  Therapieprinzipien bei MS [L106]

angepasst werden müssen. Insofern ist die Therapie des einzelnen MS-Patienten ähnlich individuell wie der Krankheitsverlauf jedes einzelnen Patienten und stellt für Patient und Arzt eine ständige Herausfor­ derung dar. Auch im Rahmen des medizinischen Fortschritts gibt es immer wieder Anlass, aufgrund neuer und erfolgreicherer Therapien, neuer Er­ kenntnisse oder Expertenmeinungen Änderungen an der Therapie vorzunehmen. Wichtige und inzwi­ schen bewährte Grundlagen zur Entscheidung für eine verlaufsbeeinflussende Langzeittherapie sind die laufend aktualisierten Empfehlungen der aus den Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Neuro­ logie (DGN) und des Kompetenznetzes Multiple Sklerose (KKNMS) zur immunmodulatorischen Stufentherapie der MS (Kap. 18). So bedeutend die Möglichkeiten und Fortschritte der pathophysiologisch ansetzenden Therapie und der verlaufsbeeinflussenden Langzeittherapie sind (› Kap. 18), sollte die symptomatische Therapie doch keinesfalls vernachlässigt werden. Sie ist die Basis des individuell angepassten Therapiekonzepts: Zum einen sind die den Patienten unmittelbar be­ einträchtigenden Beschwerden oft nur durch symp­ tomatische Therapie zu lindern (d. h., nur so ist die bestmögliche Lebensqualität zu erreichen und zu erhalten), zum anderen dient sie der Prophylaxe von Komplikationen der MS wie z.  B. Dekubitus, Kon­ trakturen, HWI, Pneumonien und Thrombosen, die den Patienten u. U. vital gefährden. Deshalb wird die symptomatische Therapie der MS im Folgenden vor der pathophysiologisch ansetzenden Therapie be­ sprochen.