MECHANICS RESEARCH COMMUNICATIONS Vo1.11(2),129-136, 1984. Printed in the USA, Copyright (c) 1984 Pergamon Press Ltd. 0093-6413184 $3.00 + .OO
ZUR NUMERISCHEN UNTERSUCHUNG DER FORMGENAUIGKEIT IN DER METALLUMFORMUNG*
*** *+ ** und 0. Mahrenholtz , N.L. Dung C. Westerling *c+ Institut fiirMechanik, Universitgt Hannover, Bundesrepublik Deutschland +** Technische Universitgt Hamburg-Harburg, Bundesrepublik Deutschland (Receiwed 0.
3 Nowmbe~
1983;
accep;ted
dotr ptint
15 Uece.mbuz 1983)
Einfiihrung
Die Finite-Element-Methode (FEM) in der Plastizitlitstheorie wurde in den letzten Jahren im Hinblick auf die Berechnung technischer Umformprozesse sehr stark vorangetrieben. Mit der FEM 1113t sich neben der Ermittlung der Spannungen und der Umformkraft die Formgenauigkeit des Werkstiickes besser untersuchen. Die Einflugfaktoren auf die Genauigkeit bei der Massivumformung von Formteilen sind: die Herstellung des Rohteils, das Umformverfahren, die Tribologie, das Werkzeug und die Umformmaschine. In der vorliegenden Arbeit werden diese Einflugfaktoren Umfonntemperatur, Reibung und Werkstoff in einer gekoppelten Analyse erfaBt. Ein Finite-Element-Konzept dazu wird hier vorgestellt. 1.
Finite-Element-Konzept
Die Finite-Element-Methode wird auf der Grundlage einer Starr-plastischen Betrachtungsweise entwickelt. Die Methode basiert auf dem Markovschen Variationsprinzip, wobei die Imkompressibilit8tsbedingung mit Hilfe eines Lagrangeschen Multiplikators
om
implizit erfiillt wird. Beriicksichtigt man die Reibleistung
als eine innere Dissipationsleistung, so ergibt sich ein gquivalentes Variationsprinzip l-IL = j Y: dV - / o;vi dS + 1 amEii dV + \ rjvtIdS=>STAT. V V S SF Die Entwicklung dieser Methode wurde ausfiihrlich in friiherenArbeiten [1,2] dargestellt.
W;ihrend der Umformung wird eine TemperaturerhShung innerhalb der Werkstiickes infolge der Reibleistung und der inneren Umfonnleistung allgemein beobachtet. Sie beeinflust den Verlauf der Umformung, so darj eine Erweiterung des Rechenmodells im Hinblick darauf unbedingt erforderlich ist.
*
Gefijrdert von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) Vorgetragen auf der GAMM-Jahrestagung, Hamburg, M;irz 1983 129
130
C. WESTERLING, N.L. DUNG and 0. MAHRENHOLTZ
2.
Erweiterung des Rechenmodells zur Erfassung der Temperaturerhohung wahrend der Umformune
Die Formanderungsfestigkeit geschwindigkeit
?
Y
ist eine Funktion der Vergleichsform2nderungs-
, der Vergleichsformanderung
E
und der Temperatur
T .
Urn nun den EinfluB der Temperatur auf die Xaterialeigenschaft des Werkstiicks zu erfassen, sol1 dies in einer sogenannten "entkoppelten Analyse" geschehen. Bei der Erfassung des Temperatureinflusses
auf den Umformvorgang konkurrieren
zwei Berechnungsverfahren miteinander: die Finite-Differenzen-Methode und die Finite-Element-Methode
(FDM)
(FEM). Hier kommt die FDM zur Anwendung, da sie
- wie Untersuchungen zeigen - beziiglich der Summe der Rechenoperationen, der Speicherplatzbelegung und dem Konvergenzgrad
(bei gleicher Anzahl von
Elementen) iiberlegen ist [3]. Bei dem Verfahren werden die kontinuierlich
und
gleichzeitig ablaufenden Vorglnge der Warmeentwicklung und der WIrmeleitung in diskrete Zeitschritte
At
aufgeteilt. Der ProzeR der WBrmeentwicklung und der
Warmeleitung wird dabei getrennt voneinander betrachtet. Werkstiick und Werkzeug werden zunlchst mit einem fiktiven Gitternetz iiberzogen, dessen Knotenpunkte die Elementmittelpunkte
des FE-Netzes sind. Den Elementmittelpunkten wird
die den Elementen eigerr:Temperatur T
zugewiesen, und sie sind fiirdie Tempera-
turberechnung die sogenannten "reprasentativen Punkte". es die Linienschwerpunkte
Am Werkstiickrand sind
(s. Bild 1). Die Gesamttemperaturerhahung
ATG
je
Element errechnet sich aus der Warmestrombilanz
Ai2 Entw.
-
iLeit
(2)
= A~
mit A6 Entw. = A;R + A9, und,
AT .
A{=c.o+
ist der Warmestrom aufgrund von Reibung, A& aufgrund der dissipierten Umformleistung und
ist der Wlrmestrom
AbLeit
bedeutet der
WSrmestrom aufgrund der Warmeleitung. Die nach einem Zeitschritt
AtK =
HK - HK-l "K
berechnete TemperaturerhBhung temperatur
T
ATG
wird zu der urspriinglichen Element-
addiert und die FlieSspannung
Y = f(i,c,T)
fiirden nlchsten
131
FORMGENAUIGKEIT IN DER METALLUMFORMLJNG
Deformationsschritt neu berechnet. im K-ten Deformationsschritt,und
HK vK
ist die momentane Hijhe des Werkstiicks
istdie momentane Geschwindigkeit der
Werkzeugbahn im K-ten Deformationsschritt.
2. 1
Vorgang der W&meentwicklung
Die TemperaturerhEhung der wlhrend des Zeitintervalls setzten Dissipationsleistung der Umformung
AQ
U
AtK
in W;irme umge-
und der Reibung
AQ,
errechnet
sich wie folgt: Die TemperaturerhBhung
AT
an einem Flachenelement
AA
infolge Reibung zwischen
Werkstiick und Werkzeug ist mit
AQR
=
AwR = FR
l
As = T
l
AA . $0
AtK K
und As = Av , zq
TZrn.Y, 6
In
Gl.
bedeuten
(3)
V
das Volumen des Reibelementes, bestehend je zur
Hllfte aus Werkstiick- und Werkzeuganteil (s. Bild 21, Cws, Cwz bzw. Pws, P,, die spezifischen WIrmekapazititen des Werkstiick- und Werkzeugmaterials bzw. die Dichten
und
Av
ist die Gleitgeschwindigkeit des Reibknotens.
Die TemperaturerhBhung
OQU
AT"
infolge der dissipierten Umformleistung ist mit
= Aw, =n*Y*P*AV 3
AT” = r)
l
l
At._ K
ws
Der Faktor
+
c
n
l
.
Pws
gibt an, wieviel Prozent der Umformleistung in W;irme umgewandelt
wird (0,85 5 n S 0,951, U ist die Vergleichsspannung und
e
die Vergleichsform-
Bnderungsgeschwindigkeit. Die Verbindungslinien der reprgsentativen Punkte bilden nun das FD-Netz fiirdie nachfolgende Temperaturausgleichsrechnung wlhrend des gleichen Zeitintervalls
AtK
bei gleichbleibendem Formgnderungs-
zustand.
2.2
Vorgang der WSnneleitun8
Die partielle Differentialgleichung
der instationsren Wlrmeleitung
(Fouriersche
132
C. WESTERLING, N.L. DUNG and 0. MAHRENHOLTZ
Differentialgleichung)
lautet in Zylinderkoordinaten
(5)
Diese Gleichung llljt sich mit Hilfe der in Bild 2 ersichtlichen Netzgeometrie unter Verwendung zentraler Differenzen umwandeln in eine Differenzengleichung der
Form:
= ! I-aAt;{&
T
+ AZ I
Lo
+ aAt
[
K
fiirTL
1
s ii1
fir.
AzyAz.
T3 + AZ;iiA~.
1
To, T,, T2, Tj
AtK
1+l
TL
,
T1
1
und
T4
+
Si+,
I T” + r.
Ari+,
T2 + 5%
i1
die Anfangstemperaturen
a ' ist die Temperaturleitzahl und
1BRt sich such aus der WPrmebilanzgleichung
die be!achbarten Knoten
v
(6)
’
der Elemente
ist die Temperatur des Elementes "0" nach dem
senkrecht zum Temperaturgradienten.
i
1
r. 1+1
i = 0,1,2,3 und 4 ,
des Elementes
’
1
Darin bedeuten
Zeitschritt
i
ri +-----;Si nr;
‘i+l
’
;+,*AZ.
j
S
ist die Oberfllche
Die gleiche Beziehung fiirden Knoten
i
und
herleiten: T.
z' .i
Kij
(Tj
(t)
-
(7)
.
Ti(t)) = Vi ~
Es gilt fiir
innere Knoten:
K.. = a( 13
und fiir
Randknoten:
K
ij
= a. A.. J 13
,
des zum reprxsentativen Punkt i gehiirenden A.. die Elementoberfl%he 13 Elementes senkrecht zur Richtung des W$rmeflusses in das Element j bedeutet,
wobei
der Abstand der reprgsentativen Punkte der Elemente ij der Warmetibergangskoeffizient ist. L
Wiirde der Koeffizient vor nach dem Zeitschritt *0
AtK
To
aus
Gl.
(6)
i
und
j
und
negativ werden, so ware
a. J
TL
urn so niedriger, je hBher die Anfangstemperatur'
zu Beginn des Zeitschrittes
AtK
war.
Diesist physikalisch nicht mijglich,
133
FORMGENAUIGKEIT IN DER METALLUMPORMUNG At K
so da8 fiir
Cl.
und Konvergenzbedingung):
(8)
I
AtK t
Sollte
muR (Stabilitlts-
gelten
1 a( AyAY.
r +A+AZ. SAri+, 1
I + AZ+,
1
das Deformationszeitinkrement so ist
sein,
(8)
entsprechend
kleinere
AtK
=i SAri)
AtK
fiir
die
grijBer
als
das berechnete
nach
Temperaturausgleichsrechnung At
Zeitintervalle
in
aufzuteilen.
Randbedingungen
Fiir den Fall
des WBrmetiberganges
Wandtemperatur
aus der Wlrmebilanz V.
Volumenelement lugeren
(s.
Wandfllche
3))
sich
die
lirtliche
K6rperoberflliche
fiir
ein
an die
wobei
der
reprlsentative
angrensendes
Punkt “0”
dann der
angehiSrt.
Mit den geometrischen
araAZJTa-To)
Bild
ergibt
am WerkstUckrand
Verhlltnissen
+ XAZi(ra-
= P - c-
nach Bild
3 gilt:
2 AZi*Ar
TL/u,-To
v
0
(*r,-
4
l
AtK
+)
oder 4Cira aAr(2r
a
1
T,+ Ar2(2r
a
des Wzrmeiiberganges
der Kontaktschicht
hiihung aufgrund idealen
der
T2+
’
- $)
Azi
AL+,
sic
bereits
fiir
und
an das Gesenk
(Zunder-,
getroffen
AL_,
To+
1 (9)
1 T3 AZ; Azi _ ,
(a=h/c*p).
sol1
aufgrund
Schmierschichten,
Reibungsmechanismen)
Materialkontaktes
rechnung,wie
Azi
CL= WBrmeiibergangskoeffizient,
a = Temperaturleitzahl
Struktur
+
AziAzi+,
A = WBrmeleitflhigkeitskoeffizient
Fiir den Fall
1
+
-
T3 +
Es bedeuten:
4(r,-
+
mit guter
werden.
das Werkstiick
Dies
der komplizierten
ijrtliche
NPherung die fiihrt
hergeleitet
zu einer wurde.
TemperaturerAnnahme des Wlrmeleitungs-
134
C, WESTERLING, N.L. DUNG and 0. MAHRENHOLTZ
Bild 4 zeigt den stark schematisierten Ablaufplan zur Berechnung eines Umformvorganges mit Beriicksichtigung des Temperatureinflusses.
3. 1. 2. 3. 4.
Literatur N.L. Dung, Forschr.-Ber. VDI-Z. Reihe 2 Nr. 46 (1981) 0. Mahrenholtz, Comp. Methods Appl. Mech. Engg. 33, 453 (1982) W.H. Gray and N.M. Schnurr, Comp. Methods Appl. Mech. Engg. 6, 243 (1975) W.M. Rohsenow and J.P. Hartnett, Handbook of Heat Transfer, McGraw Hill, (1973)
FORMGENAUIGKEITIN DER METALLUMFORMUNG
.&.L.J-.l.i.-.+
berechnung
s
Bild 1 : Finite-Element - Netz und Liniennetz mit reprijsentativen Punkten zur Temperaturberechnung
l
T1
r
Bild 2: Netzgeometrie zur Temperaturausgleichsrechnung des Elementes i
135
136
C. WESTERLING, N.L. DUNG and 0. MAHRENHOLTZ
l
T1
.
-AI--E
al Volumenelement
TO.1
lTo
T3"
2
c
h---l
b) Randgitter
Biid 3: Zur Berticksichtigung des W&me tibergangs am Werksttickrand
St rukturdaten
+ Temperatur vertei lung
-
-
Berechnung *
Fliel3vorganges
Bild 4: Schematisierter
des
Ergebnisse a,v,Z,T
Programmablaufplan
: ,...