Sicher im Krankenhaus – Eine Empfehlung für Patientinnen, Patienten und ihre Angehörigen

Sicher im Krankenhaus – Eine Empfehlung für Patientinnen, Patienten und ihre Angehörigen

Z. Evid. Fortbild. Qual. Gesundh. wesen (ZEFQ) (2014) 108, 37—38 Online verfügbar unter www.sciencedirect.com ScienceDirect journal homepage: http:/...

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Z. Evid. Fortbild. Qual. Gesundh. wesen (ZEFQ) (2014) 108, 37—38

Online verfügbar unter www.sciencedirect.com

ScienceDirect journal homepage: http://journals.elsevier.de/zefq

KURZBERICHT ZUM SCHWERPUNKT

Sicher im Krankenhaus — Eine Empfehlung für Patientinnen, Patienten und ihre Angehörigen Constanze Lessing 1,∗, Claire Bolczek 1, Julia Rohe 2 1 2

Institut für Patientensicherheit (IfPS) der Universität Bonn, Bonn Ärztliches Zentrum für Qualität in der Medizin (ÄZQ), Berlin

Die Arbeitsgruppe Informieren-Beraten-Entscheiden Patientenorientierung und Patientenbeteiligung gehören zu den Grundsätzen, nach welchen das Aktionsbündnis Patientensicherheit e.V. (APS) handelt, um für eine Verbesserung der Patientensicherheit einzutreten. Patienten und Angehörige als aktive Partner zu gewinnen, steht daher im Mittelpunkt zahlreicher APS-Aktivitäten. Dazu zählt auch die Gründung der Arbeitsgruppe ,,Informieren — Beraten — Entscheiden‘‘, in der unter anderem Patienten, Patientenberater und Gesundheitswissenschaftler zusammenarbeiten. Ziel der Arbeitsgruppe, ist es, Patienten und ihre Angehörigen über Themen der Patientensicherheit zu informieren und ihnen Möglichkeiten aufzuzeigen, wie sie die eigene Behandlungssicherheit positiv beeinflussen können. Die Ergebnisse werden als Informationen und Empfehlungen veröffentlicht und stehen Interessierten auf der Homepage des Aktionsbündnis Patientensicherheit zur Verfügung (www.aktionsbuendnis-patientensicherheit.de).



Korrespondenzadresse: Dr. Constanze Lessing, Geschäftsführerin, Institut für Patientensicherheit der Universität Bonn, Stiftsplatz 12, 53111 Bonn. Tel.: +49/ (0)2 28 / 73 83 66; Fax: +49/ (0)2 28 / 73 83 05 E-Mail: [email protected] (C. Lessing).

1865-9217/$ – see front matter http://dx.doi.org/10.1016/j.zefq.2014.01.002

Die Empfehlung ,,Sicher im Krankenhaus‘‘ Ein aktuell abgeschlossenes Projekt ist die Zusammenstellung von Tipps für den Krankenhausaufenthalt. Das Vorbild dazu lieferten Kampagnen aus den USA, Großbritannien, Australien und Dänemark: Mit Broschüren, Flyern, Plakaten und Videos werden Patienten und Angehörige aufgerufen, den Informationsaustausch insbesondere mit Ärzten und Pflegenden eigeninitiativ zu gestalten. Dies beinhaltet, Auskunft über persönliche Risiken zu geben, Verständnisfragen zu stellen, Behandlungsabläufe zu beobachten und das klinische Personal auf eigene Beobachtungen aufmerksam zu machen. Nach Sichtung aller veröffentlichten Kampagnen entschied die Arbeitsgruppe, eine deutschsprachige Empfehlung zu entwickeln, die  zentrale Themen der Patientensicherheit im Krankenhaus adressiert (Arzneimitteltherapiesicherheit, Hygiene, Sturzprophylaxe, sichere Patientenidentifikation, Entlassmanagement)  Patienten und Angehörige eindeutig in ihren Rollen als Verstehende, Informierende und Hinweisgeber anspricht sowie  verlässliche Rahmenbedingungen gewährleistet. D.h. Patienten und Angehörige werden zu aktiven Beiträgen ausdrücklich ermutigt, ohne negative Konsequenzen fürchten zu müssen.

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C. Lessing et al.

Tabelle 1 Sagen Sie uns, wenn

Vergewissern Sie sich, dass

Beachten Sie vor Entlassung, dass

• Sie Medikamente einnehmen • Sie Nährungsergänzungsmittel einnehmen • Sie eine (Medikamenten)allergie haben • Sie ein Medikament bekommen, dass Sie nicht kennen • Sie sich nach Einnahme eines Medikamentes unwohl fühlen • bereits Komplikationen aufgetreten sind • Sie Hilfe beim Aufstehen oder Gehen benötigen • Sie einen anderen Unterstützungsbedarf haben • Sie das Gefühl haben, nicht Sie, sondern ein anderer Patient ist gemeint • Sie Schmerzen haben • Sie schwanger sind • Sie ein anderes Problem hinsichtlich Ihrer Sicherheit vermuten

• Pflegende und Ärzte/innen Sie kennen • Sie wissen, welche Medikamente Sie einnehmen und welchen Zweck diese haben • Sie medizinische Aufklärungsbögen gründlich gelesen haben • Sie alle wesentlichen Ergebnisse Ihrer Untersuchungen kennen • Wir Hygiene in unserem Krankenhaus ernst nehmen und Hygieneregeln beachten

• Ihnen Ihr Arzt/Ihre Ärztin vor der Entlassung den weiteren Behandlungsplan erklärt • Sie den (vorläufigen) Arztbrief zur Weitergabe an Ihren Hausarzt/Ihre Hausärztin erhalten • Sie, wenn möglich, eine Kopie des Arztbriefes für Ihre persönlichen Unterlagen erhalten

Nach Festlegung dieser Eckpunkte wurde eine Empfehlung entwickelt, welche als Angebot des Krankenhauses und seiner Mitarbeiter an den Patienten und seine Angehörigen verstanden werden will. Gesundheitseinrichtungen, die die Empfehlung einsetzen, sollten dies im Rahmen einer multimodalen Intervention tun. Hierbei sollte sichergestellt sein, dass jeder Patient die Information zu Beginn seines stationären Aufenthaltes persönlich erhält. Die Mitarbeiter, insbesondere Ärzte und Pflegende, sollten zudem geschult werden, Patienten zu aktiven Beiträgen zu ermutigen und mit diesen adäquat umzugehen. Inhaltlich ist die Empfehlung ,,Sicher im Krankenhaus‘‘ in drei Kapitel gegliedert, in denen Patienten nachlesen können, welche Informationen für Ärzte und Pflegende von Bedeutung sind, welche Abläufe sie beobachten sollten und wie sie sich auf das Entlassungsgespräch vorbereiten können (s. Tabelle 1).

Pilotierung und Evaluation Eine erste Pilotierung und Evaluation der Empfehlung erfolgte durch das Institut für Patientensicherheit (IfPS). Im Rahmen einer Abschlussarbeit wurde die Empfehlung in einem Krankenhaus der Maximalversorgung an Patienten verteilt, die nach der stationären Entlassung telefonisch interviewt wurden (n=22). 17/22 der Befragten gaben an, die Empfehlungen künftig anwenden zu wollen. Patienten, die die Empfehlungen bereits anlässlich des Indexaufenthaltes umgesetzt hatten (n=13), stellten vor allem Verständnisfragen an das Personal (n=10). Dass Ärzte und

Pflegende ihrerseits gefragt sind, Patienten anzuleiten und positiv zu unterstützen, zeigen die Antworten derjenigen, die die Empfehlungen noch nicht umgesetzt hatten (n=5). Sie gaben an, das Personal nicht stören zu wollen oder fühlten sich unzureichend informiert, um selbst aktiv zu werden.

Fazit Mit der Empfehlung ,,Sicher im Krankenhaus‘‘ veröffentlicht das APS eine Patienteninformation, die Krankenhäuser nutzen können, um Patienten und Angehörige in eigene Aktivitäten des Risikomanagements gezielt einzubinden. Beiträge von Patienten und Angehörigen umfassen die Auskunft über persönliche Risiken, Verständnisfragen und Beobachtungen zum Behandlungsverlauf.

Danksagung Die Autoren danken den Mitgliedern der Arbeitsgruppe ,,Informieren-Beraten-Entscheiden‘‘ für die engagierten Beiträge, mit denen sie zur Entstehung der Empfehlung beigetragen haben. Unser besonderer Dank geht an Christine Hahnenkamp und Richard Lux, die an der redaktionellen Gestaltung der Empfehlung mitgearbeitet haben. Andreas Kocks und Silja Tuschy (Pflegedirektion des Universitätsklinikums Bonn) gaben wertvolle Hinweise für die Pilotierung und Evaluation. Das IfPS erhielt Projektfördermittel vom Bundesministerium für Gesundheit.