Zbl. Ba kt. II. Abt. 134 (1979), 480-488
[Aus del' Sektion Pflanzen pro duktion del' Mar t in-Luther-Univer sitat Halle-Wittenberg, Lehrstuhl fiir Bodenkunde und Mikrobiologio, Leiter: Prof. Dr. GEORG MULLER]
Der EinfluB von Strohdiingung auf die Atmungsintensitat einer Lehm-Braunschwarzerde Influence of Straw Manuring on the Biological Activity of a Lessive Chemozem W.
R EISIG
und M.
SEEBQLDT
Mit 7 Ab bildu ngen
Summary I n a l on g-te r m ex periment, the influen ce of st r a w manuring in sp ri ng a nd autumn on t he bio logica l a ctiv ity of a lessive chern ozem soil wa s exam ine d . The q uantity of carbon di oxide, evolve d by t he pl ot s d ur ing May an d J une, sh owed an in crea se in soi l r espiration by st ra w manuring . Increa sing amo unts of nitrogen , given togethe r wit.h str aw, hud no si g ni fica nt infl uen ce on t he quant it y of ca rb on dioxide evolv ed . The base re sp iration, ho wever, show ed in creasing r a tes proportional t o increasi ng a mo unts of n itrogen . The variants m an ur ed with st r a w in a utum n wer e su per ior to those m anured in spr ing. For cov er in g the efficien cy of soil respirat ion, the f iel d method applied does not seem suita ble. W ith high N -supply (200 kg/hal , t he r elative resp iration rates show go od st a bilit y of th e orga nic substance, present in so il. This st a b ili t y is higher with str aw m an ur ing in spr ing than in a utum. Straw su pply in autumn influences the yi eld more fav ourably . D irect relation between the q uantity of ca r bon diox ide evolved and y ie ld cannot be inferred.
Zusammenfassung E s wird del' Einfl uJ3 eine r la ngjahr ig d ur ehg efuhrten Strohdiingung im Fruhjahr und H erbst a uf die biologische Aktivitiit (C0 2-Abgabe) e ine r Leh m- B raun sch warzer de gepriift. Bei del' Erfassung del' a bg ege ben en K ohlend ioxidmenge in den Parzell en des Feldversuches wahr en d del' Monate Ma i bis Juni ko n nt e eine Steigerun g del' Atmungsint en sitat durch Stroh dii n gun g nachgewiesen worden. St eigen de Stickstoffgab en zur Strohd ungung vera breicht , ha t ton hi er keinen signifika nten E in f'luf auf die veratmete Koh lendiox idmenge, Di e Basa latmung weist dagegen entsprechend den gestaffel ten Stickstoffgaben steige n de \,"er te a us, wob ei di e im H erb st mit Stroh gediingten Va ri ante n den en mi t Fruhjah rsdungung uberlegen sin d. Fur d ie Erfa ssung del' R espirat.ionslci stun g des Boden s war die v erw cnd et e F rei landmcthodo weniger gut geeignet. Di e relativen R espiration swerte deuten bei hoher N-Diingung (200 kg/hal auf e ine hohe St.abi litat del' v orh a n den en organi sch en Sub stanz irn Boden hin , wob ei die se St abi liUit bei del' Stroh gabe im Friihjahr h oher is t a ls bei St rohgabe im H er bst. Die St r ohga be im H erbst beeinfl uJ3t den E r t rag giinst iger. Ein direkt er signifikant er Zusam menhang zwi schen a bgegebener Kohlendi ox idmenge un ci d ern Ertrag war n ieh t ableitbar.
Del' EinfluJ3 von Strohdiingung auf die Atmungsintensitat
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Auf Grund der fortschreitenden Spezialisierung und Konzentration von Pflanzenund Tierproduktion kommt es zu einem territorial stark differenzierten Bedarf und Anfall organischer Substanz, die als Diinger in der Pflanzenproduktion einzusetzen ist, Aus okonomiachen Grunden werden die Abprodukte aus Tierproduktionsanlagen vorwiegend auf den Flachen in der Umgebung dieser Anlagen ausgebracht. Die Reproduktion der organischen Substanz auf den weiter entfernt liegenden Flachen muB vorwiegend tiber Ernteruckstande sowie durch die Grun- und Strohdungung erreicht worden. Obwohl die Versorgung der Tierbestande mit hochwertigem Futterund Streustroh absolut vorrangige Bedeutung besitzt, wird sich der Strohanfall fur die Dungung auf Grund der weiteren Ausdehnung des Getreidebaues in der DDR zukunftig noch erhohen (HERMANN u. a. 1975). Durch Untersuchungen tiber die Nahrstoffwirkung von Strohdungung zu unterschiedIichen Kulturpflanzen sind Teilfragen dieser Problematik geklart (KOLBE u. STUMPE 1968). Auch die Auswirkung der Strohdungung auf das biologische Geschehen im Boden war Gegenstand von Untersuchungen (MULLER u. a. 1969, EL-DIN 1970). Der Wirkung der Strohdiingung auf die mikrobiologische Aktivitat, gemessen an der CO2 -Abgabe des Bodens, wurde bisher wenig Beachtung geschenkt (KRAMER 1977). In der vorliegenden Arbeit soll der EinfluB einer seit 1949 jahrlich durchgefiihrten Strohdiingung auf die bodenbiologische Aktivitat uber die Erfassung der Bodenatmung untersucht werden. Dabei wurde sowohl der Versuch unternommen, die freigesetzte Kohlendioxidmenge unter Feldbedingungen zu erfassen, als auch die Intensitiit der Bodenatmung unter Laborbedingungen zu ermitteln. Fur das Ausma13 und die Intensitat der Bodenatmung sind aIle biologisch wirksamen Standortfaktoren, wie Temperatur, Durehluftung, Feuchtigkeit und der Gehalt des Bodens besonders an Ieicht zersetzbarer organischer Substanz, von Bedeutung (MULLER 1965 u. 1978).
Material und Methoden 1. Eeldoersuch. Die Bodenatmung wurde in folgenden ausgewahlten Varianten eines im Jahre 1949 von SCHMAL]'USS (1959) in Halle angelegten und von STUMPE u. a. (1976) standortkundlieh besehriebenen V 81'· suches bestimmt: A) Dungung:
oStroh
50 50 50 50
dt dt dt dt
Strohjha Strohfha Strohjha Strohjha
+ ON + ON + 50 kg Njha + 100 kg Njha + 200 kg Njha
B) Zeitpunkt del' Strohgabe: Stroh im Fruhjahr Stroh im Herbst
2. Meihoden. Die Bodenatmung wurde sowohl unter Freilandbodingungen als auch an Borlcnproben im Labor ermittelt. Die Bestimmung del' Bodenatmung im Feld erfolgte mit del' CO 2·Bestimmungsapparatur nach MULLER·KOMAR. Eine ~enaue Beschreibung del' Apparatur und del' MeJ3methodik findet sich bei MULLER und HElSIG (1973). Die Methodik wurde nul' insofern abgeandert., daf statt del' Lundegardhschen Glocke Sonden aus Plast.dranrohr eingegraben wurden, aus denen zu den jowei ligen MeBterminen die Bodenluft abgesaugt wurde, 32*
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Zur Bes t immung del' R espiration von B odenproben unter Laborbedingungen kam di e von NOVAK u. APFELTHALER (1963) und MULLER (1978) bes chriebene Mcthodik zur Anwendung. Die dabci verwendet e Me13anlage arbeitct nach dem Prinzip des Durchstromens von Bodenschi ehten, d. h . das v on den Bodenmikroorganismen gebildete Kohlendioxid wird mittols e ines Luftstromes aus dem Boden getr iebe n und in Vorlagen mit Bariumhydroxid aufgefangen. Di e Bodeneinwaage in da s Ver su ch sgefaf einer Sofittenwaschflasch e mit seit lic he r Luftzufiihrung betrug 300 g Boden. J edes Gefii13 e rh ielt e ine Zugabe von 200 mg Glukose undjoder 20 mg N in F orm von NH,N0 3 • D ie F euchtigkeit d es Bodenmaterials wurde auf 40 % del' max. WK einges te ll t. Es erga be n si ch pro Diingungsvar iante folg ende R espirationsvarianten, die bei einer 'I'emperatur von 27 °C bobriitet wurden: Basalatmung (E): potentielle Atrnung Glukose (G): potentielle Atmung Sbiek stoff (N) : poten t iell e Atmung Glukose + St ick st off (G N) :
ohne Zusatz 200 mg Glukose 20mg N 200 mg Glukose
+ 20 m g N.
Die Be stirnrnung del' K ohlendi ox idprodukt ion erfolgte in zw eibagigem Ab stand uber einen Mel3zeitrallrn von 14 Tagen.
Ergebnisse und Diskussion 1. Die i m Freiland ermittelte Atmungsintensitat
Da die vom Boden abgegebene Kohlendioxidmenge unter natiirlichen Bedingungen einer Vielzahl von Einfluflgrofsen unterliegt, wie herrschende Witterung, Luftdruck, Bodenfeuchtigkeit, CO2-Partialdruck, Bodenstruktur, sollten bei der Erfassung und Deutung der Bodenatmung unter Feldbedingungen diese okologischen Merkrnal e eine Berucksichtigung erfahren. Hier wird deshalb nur die Gesamtmenge des wahrend der :Mel3periode Mai bis Juni erfaflten CO2 ins Verhaltnis zur unbehandelten Variante gesetzt und global gewertet (Abb . 1). Eine St eigerung der Atmungsintensitat, die gleichbedeutend fur eine erhohte biologische Aktivitat ist, konnte bei allen Varianten nachgewiesen werden, unabhangig davon, ob das Stroh im Friihjahr oder Herbst eingearbeitet wurde. Diese Befunde decken sich mit den auf Staugley ermitteIten Werten (MULLER u. HEISIG 1973).
D
14 0
bS3
Stroh - Fri,hjah r St roh - H erb st
120
o
50
100
200
Abb. 1. COz·Produktion im Verhal t.nis zur unbeh andel ten Variant e bei Strohdiingung irn Fruhjahr und Herbst sowic ver schieden h ohen N-Gaben im Freiland. .
Der EinfluI3 von Strohdiingung auf die Atmungsintensitat
483
Eine deutliche Beeinflussung der abgegebenen Kohlendioxidmenge durch zusatzIich zum Stroh verabreichte Stickstoffgaben konnte wahrend der MeBperiode mit dieser Methode nicht festgestellt werden. Lediglich eine Stickstoffgabe von 200 kg/ha senkte bei der Variante "Stroh im Herbst" die veratmete Menge an Kohlendioxid deutlich. Das im Herbst eingearbeitete Stroh wird bei dieser hohen N-Gabe sehr rasch mineralisiert, so daB ein spurbarer Ruckgang der zum MeBzeitpunkt ermittelten Kohlendioxidmenge gegenuber der Variante, die keine zusatzliche N-Gabe erhalten hatte, feststellbar ist. Die mit der Herbststrohgabe zugefuhrte Substanz wird wahrscheinlich auf Grund des hohen Stickstoffangebotes schon im Herbst ab- bzw. zu stabilen Humussubstanzen umgebaut. 2. Die Respiration von Bodenproben unter Laborbedingungen Die Ergebnisse der Bestimmung der Basalatmung zeigen einen zum Teil anderen EinfluB der Dungungsvarianten auf die gebildete Kohlendioxidmenge (Abb. 2) als die im Freiland ermitteIten. Bei den strohgedungten Varianten ist mit einer steigenden Stickstoffgabe bis zu 100 kg/ha eine Steigerung der Kohlendioxidproduktion zu verzeichnen. Dies gilt fur die Fruhjahrs- und besonders fur die Herbststrohgabe. Es kann angenommen werden, daB die Intensitat der Mineralisation des Strohes weitgehend vom Gehalt des Bodens an durch die Mikroorganismen verwertbarem Stickstoff beeinfluBt wird. Durch eine Einengung des C/N-Verhaltnisses verbessern sich die Lebensbedingungen fur die durch die Strohdungung besonders geforderten zellulolytischen Mikroorganismen (C;EtANDRA 1972). HElSIG (1974) hat bei der Ermittlung der zellulolytischen Aktivitat ahnliche Feststellungen gemacht. Die Varianten mit einer Stickstoffgabe von 200 kg/ha zeigen dagegen eine deutlich niedrigere Bodenatmung. Bei strohgabe im Fruhjahr liegt diese sogar unter dem Niveau der ungedungten KontroIIvariante. Diese Feststellung deckt sich mit den im Freiland ermitteIten Befunden,
20 0
D ~
Stroh - Fruhjahr Stroh - Her b st
15 0
100 +----,---1f--"""""---'---'-----"=----........-=-.......::L-----r---f-=.L--.. unbehandelt
80
o
50
100
200
kg I ha N
Abb.2. CO2-Produktion im Verhal tnis zur unbehandelten Variante wahrend oiner 14tagigen l\JIeI3periode im Labor.
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mg cO
S EEB OL D T
2
20
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- - - Ko nt,o ll e - - - St ~oh Friih ja h ' _ . - ' - S t roh He rbs t 10
5
3
5
4
6
Me llt a g e
Abb . 3. Dynami sche r Verlauf der Bod enat mung bci unt er sch iedl iohem Zeit punkt der Stro hg abe unci 0 kg N fha.
Vergleieht man die a bgegebene K ohlendioxidmenge bei Strohgab e im Fruhjahr mit del' im Herb st , so ist bei allen vier Stiekst offgaben eine Uberlegenh eit del' Herbstdlingung v on St roh zu verzeiohnen. Noeh deutlieher wird dies, wenn del' dy na misehe VerIauf del' Kohlendi oxidproduktion bei den untersehiedliehen Sti ekstoffgab en vergliehen wird . Bei St roh ohn e zusatzliohe N-Gabe liegen die Maximalwerte del' CO2-Produktion a m ersten Tag , wobei die hoch ste Abgabe von den Bodenproben err eicht wird , die Stroh im Herbst erha lten haben (Abb. 3). Bei einer Gabe von 50 kg N zum St roh im Herbst halt das Maximum del' CO2 -Abgabe libel' dr ei MeJ3tage an un d fallt erst da naeh allmahlich ab (Abb. 4). Werden 100 kg N bei Strohga be im Herbst verabreicht, so wird die hochste CO2 Abgab e a m zweiten MeJ3tag erreieht u nd bleibt aueh danaeh deutli eh libel' del' Atmg CO
2
20 - - - Ka nt , aile - - - S tr oh fr uhj a h , _ . - .- St ro h Herbs t 15
10
--.5
2
3
4
5
6
Me ritag e
Abb.4. Dynamischer Verlauf de r Bodenatmung bei unt ersehi edlichem Zei tpunk t der St ro hg abe und 50 k g Nfh a .
Der EinfluB von Strohdiingung auf d ie Atmungsintensibat.
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- -- Ko n tro ll e - - - Stroh Friih ja h r _ . _ ._ Stroh Herb st
20
" 15 .,...."
......... .
<,
10
5
6
4
3
2
MeBt ag e
Abb. 5. Dynamischer Verlauf der Bod enatmung bei unterschiedlichem Zeitpunkt der Strohgabe und 100 kg N fha .
mun gsleistung der anderen Varianten (Abb. 5). Lediglich bei einer verabreichten N· Diingun g von 200 kg/ha ist kein Untersehied zwischen dem Verlauf der Atmungskurven der Varianten "St roh im Fruhjahr" und " Str oh im Herb st" verabreieht feststellbar (Abb. 6). In diesem Boden ist durch die hohe Stickstoffgabe die organische Sub stanz in allen Varianten dureh die Bodenmikroorganismen wahrscheinlich so stark abg ebaut, daB durch eine Optimierung der Wachstumsbedin gun gen fur die Mikroorganismen keine weit ere Erhohung der biologischen Aktivitat erreicht wird. 3. Er gebnisse der Respiration squotienten Da na ch N OVA K (1972) die Aussagekraft der absoluten Testvarianten gering ist, sind durch Quotientenbildung die relativen Respirationswerte er mittelt worden , und zwar fur die Verhaltnisse G : B, N : B und NG : B. Der Quotient G: B wird beeinfluBt von im Boden vorhandenem Stickstoff. Geringe Stickstoffreserven des Bod ens -
mg cO 2
- - Kont ro ll e - - Stro h Fr iih jah r . _. - S t ro h Herb s t
15
10
5
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4
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M e llt ag e
Abb.6. Dynamischer Verlauf de r Bod en a tmung bei unterschiedlich em Zeitpunkt der Strohgabe und 200 kg N fha.
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und M.
SEEBOLDT
sind gleichbedeutend mit einem niedrigen Quotienten, da del' Abbau del' Glukose verzogert wird. Analoges gilt fur das Verhaltnis N : B. Bei einem geringen Angebot an leicht abbaubarer organischer Substanz im Boden ist del' Quotient aus N: B niedrig, da del' zur VerfUgung stehende Stickstoff nicht genutzt wird. Das Verhaltnis NG: B stellt schlieBlich eine Optimierung des Mineralisationsverrnogens del' Mikroflora des Bodens dar. Es werden leichtabbaubare Kohlen. stoffverbindungen bei gleichzeitigem Stickstoffangebot zur Verfiigung gestellt. Dadurch kann ein verstarkter Abbau del' im Boden vorhandenen organischen Substanz erfolgen. Del' Quotient NG: B kann nach NOVAK u. APFELTHALER (1963) als ein MaBstab fur die Stabilitat del' organischen Substanz des Bodens dienen. Er ist niedrig beim Vorherrschen von weniger stabilen und hoch bei stabilen organischen Verbindungen im Boden. In Tabelle 1 werden die Werte fur die erwahnten Quotienten vorgestellt. Tabelle 1. Respirationsquotienten einer Lehrn-Braunschwarzerde bei Strohgabe irn Friihjahr Herbst und unterschiedlichen N-Gaben G:B
N:B
NG:B
Stroh irn Friihjahr ON Stroh + Stroh + 50 kg N/ha Stroh + 100 kg N/ha Stroh + 200 kg N/ha
4,6 7,9 8,4 9,6
1l,6 17,8 22,3 28,9
23,8 16,9 19,3 21,6
Stroh irn Herbst ON Stroh + Stroh + 50 kg N/ha Stroh + 100 kg N/ha Stroh + 200 kg N Iha
9,3 12,4 19,8 26,7
18,9 9,8 6,4 6,8
17,6 10,5 10,9 15,4
1170\\.
Bei Strohgabe im Friihjahr ist eine deutliche Verringerung des Quotienten aus G: B gegeniiber del' Strohgabe Herbst zu verzeichnen. Die Wirkung del' gleichzeitig verabreichten gestaffelten Stickstoffgabe bleibt gering. Bei Strohgabe im Herbst ist dagegen eine Wirkung del' gestaffelten Stickstoffgabe auf den ermittelten Quotienten nachweisbar. Da del' Termin fur die Bodenprobenahme Anfang Juni war, bedeutet das, daB im Teilstiick mit Strohgabe im Herbst ein groBeres N-Angebot zur Vel'fiigung stand als im Teilstiick mit Strohgabe im Fruhjahr. Das geringere Stickstoffangebot im Boden bei Strohgabe im Fruhjahr deutet auf eine gewisse Festlegung des vorhandenen Stickstoffs hin. Del' Quotient N: B weist bei Strohgabe im Fruhjahr hohere Zahlen auf als hei Strohgabe im Herbst. Das deutet an, daB das im Fruhjahr verabreichte Stroh noch nicht vollstandig zersetzt ist und noch als abbaubare organische Substanz zur Verfugung steht, wahrend bei einer Strohgabe im Herbst schon ein groBer Teil des Strohes mineralisiert ist. Lediglich bei del' ungediingten Variante ist noch ein groBerer Anteil an leichtabbaubarer organischer Substanz (Ernteriickstande) nachweisbar, Del' Quotient NG: B setzte die hochste potentielle Atmung zur Basalatmung ins Verhaltnis, Diesel' Quotient laBt nach NOVAK (1972) Aussagen iiber die Stabilitat del' im Boden vorhandenen organischen Substanz zu. Demnach weisen die ermittelten Werte auf eine gute Stabilitat del' organischen Substanz in den nul' mit Stroh behandelten Varianten hin. Diese Befunde decken sich mit Ergebnissen von KLEIN;El'EMPEL (1969), wonach mineralisch ungediingte Varianten in Feldversuchen die hochsten Humifizierungszahlen aufweisen. Abel' auch eine gieichzeitig erfolgte Stickstoffgabe in Hohe von 200 kgjha fiihrte in beiden Teilstticken zur Ausbildung einer relativ
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o
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CO 2-Produkt ion
DErtra g 160
140
120
100
+-....J.<::.A._.L..-....LL.<1_.L-_.J.LLL..---l_..LLLl..---l_-...,~+-....L---..,.--,..+-....L-_ _
s F b z w. S H und ON
80
SF
SH
50N
SF
SH
SF
lOON
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200N
Abb. 7. Verhaltnis von Bodenatmung und Ertrag bei Strohgabe im Fruhjahr (SF) und Herbst (SH) sowie gestaffelter N-Diingung (Ertrage x von vier Jahren).
hohen StabiJitat der organischen Substanz. Da es sich bei dem gepruften Standort um eine Lehm-Braunschwarzerde handeIt, die sich sowohl durch einen hohen GehaIt an organischer Substanz auszeichnet als auch durch das Vorhandensein hohermolekularer organischer Verbindungen, so scheint die angewendete Methode eine Moglichkeit zu bieten, zusatzliche Aussagen iiber die Stabilitat der vorliegenden organischen Substanz zu treffen. Beziehung zwischen Bodenatmung und Ertrag Vergleicht man die Entwicklung der Kohlendioxidproduktion und die der Ertrage bei steigender Stickstoffgabe zur Strohdungung, so ist bis zu 100 kg Njha sowohl eine Steigerung der abgegebenen Kohlendioxidmenge als auch der Ertrage zu erkennen (Abb. 7), unabhangig davon, wann das Stroh in den Boden eingearbeitet wurde. Immer aber sind die Ertrage del" Parzellen mit im Herbst verabreichtem Stroh hoher. Ein direkter Zusammenhang zwischen Kohlendioxidabgabe und Ertrag ist nicht ableitbar. Wahrscheinlich ist es, daB die ErhOhung der Stickstoffmenge auf beide Faktoren gleichermaBen gunstig wirkt. Bei den Strohdungungsvarianten mit zusatzlicher Stickstoffdungung von 200 kgjha tritt, wie schon dargestellt, eine ausgesprochen niedrige Bodenatmung auf. Die Ertrage liegen etwa auf dem gleichen Niveau wie bei Stickstoffgaben von 100 kgjha. Hier bringt also die doppeIte Menge an Stickstoffkeinen wesentlichen Ertragszuwachs. Es ist auf eine begrenzende Wirkung anderer Faktoren, z. B. der des Wassers, zu schlieBen, die die Ausnutzung des hoheren Stickstoffangebotes durch die Pflanzen verhindert.
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Literatur CHANDRA, P.: Mineralization and immobilization with some crop residues as affected by rates of application to soil. Symp. Biol, Hung. 11 (1972). EL-DIN, A.: Die Bedeutung der direkten Unterbringung des Strohs in Verbindung mit Kalkstickstoff fur die mikrobiologische Aktivitat des Bodens, Diss. GieBen 1970. HErsIG, W.: Bodenmikrobiologie und GuIle. FE-Bericht Halle 1974. HERMANN, K., SORGE, R., und BRXNDLE, M.: Varianten zur Strohbergung und Strohdiingung. Agrabuch, Markkleeberg 1975. KLEINHEMPEL, D.: Ein Beitrag zur Theorie des Huminstoffzustandcs als ehemisehes und produktionstechnisches Problem. Habil.-Schrift Leipzig 1969. KOLBE, G., und STUMPE, H.: Die Wirkung von Stallmist- und Mineraldungung auf Pflanzenertrag und Bodeneigenschaften. Ac-Thacr-Aroh. 12 (1968). KRAMER, G.: Zum Problem der Erfassung und Deutung der Kohlendioxid-Dynamik in einem Freilandversuch. Diss., Halle 1978. MULLER, G.: Bodenbiologie, Jena 1965. Referat auf dem XI. Bodenkundl. KongreLl, Ottawa 1978 (in Druck). FORSTER, I., und HICKISCH,B.: Ergebnisse bodenbiologischer Untersuchungen an einem Dauerversuch mit Mineraldunger-, Stroh-, Giille. und Stalldungvarianten. A.-Thaer-Arch. 13 (1969). und HEISIG, W.: Bodenmikrobiologie und Gulle. FE·Bericht Halle 1973. MULLER, G., jun.: Die Bodenatmung, ein Kriterium der Reproduktion der Bodenfruchtbarkeit. Diss. B, Halle 1978. NOVAK, B.: Effect of increasing amounts of nitrogen on the microbial transformation in soil. Symp. BioI. Hung. 11 (1972). - und APFELTHALER, R.: Beitrag zur Methodik des Studiums mikrobieller Umwandlung organischer Stoffe im Boden. A.-Thaer-Arch. 7 (1963). SCHMALFUSS, K., und KOLBE, G.: Feldversuche mit Strohdungung. Dtsch. Landwirtsch. 10 (1959). TIT MPE, H., GARZ, J., und KOLBE, G.: Einfluf langjahrigor Strohdiingung auf Pflanzenertrag und Bodeneigonschafton in Abhangigkeit von der Hohe der mineralisohen N.Dungung. Wiss, Zeitschr. d. Humboldt-Universitat Berlin, math.-nat. Reihe 25 (1976). Anschrift des Verfassers: Dr. \V. HEISIG, Wissenschaftsbereich Standortkunde, 402 Halle (Saale), Weidenplan 14.