Zbl. Bakt. H yg., 1. Abr. Orig . A 252, 230-238 (1982)
Staatl iches MedizinaJuntersuchungsamt Braunschweig
Vergleichende Untersuchungen iiber die Anreicherung von Pseudomonas aeruginosa in Asparagin-, Malachitgriin- und Acetamid-Briihe und die Isolierung auf Cetrimid- und Endo-Agar* Comparative Studies of the Enrichment of Pseudomonas aeruginosa in Asparagine, Malachite Green, and Acetamide Broths and the Isolation on Cetrimide and Endo Agar HANS HELMUT GEUENICH und HANS E. MOLLER
Eingegangen am 12. Januar 1982
Abstract We studied the efficience of the followin g broths for the enrichment of Pseudomonas aeruginosa : asparagine broth, malachit e green broth, acetamide broth I (1% acetamide) and II (0.2% acetam ide). A total of 275 P. aeruginosa containing sewage water samples was investigated . We isolated 784 P. aeruginosa strains. 6.3% of them produced no pyocyane. Until now the acetam ide broth was used only diagnosticly but it can be employed also for enrichment. The acetamide broths had yields of 85.1%, 78.0% respectively. The aspa ragine broth showed a yield of 73.8% and the malachite green broth of 62.9% (Table 1). The comparison of the tw o used agars showed isolation qu ota s of 77.1% on cerrimide agar and of 58.3% on endo agar (T able 1). Incubation at 36 °C during 48 hours yielded more strains in all broths, the most in malachite green broth . However, the acerarnid broth I showed already a decay of some organisms (Table 2).
Zusammenfassung Wir verglichen die Leistungsfahigk eit folgender Briihen zur Anreicherung von Pseudomonas aeruginosa: Asparagin-Briihe, Malachirgrun-Briihe, Aceramid-Briihe I (1 % Acetamid) und II (0,2% Aceramid) . Dazu wurden 275 P. aeruginosa-halt ige Abw asserproben parallel untersucht. Sie enthielten durchschnitdich 50 Keime/ml, Grenzen :1-2500 Keime /mI. Daraus wurden 784 P. aerugin osa-Stamme isoliert, 6,3% da von waren apyoc yanogen. Die besten Ausbeuten erbrachten die bisher nur zur Differentialdiagnose aber nicht als Anreicherungsmedium verwendeten Aceramid-Briihen I und II mit 85,1% bzw. 78,0% Ausbcut e. Die Asparagin-Briihe ergab eine Ausbeute von 73,8% und die M aJachitgriin-Briihe " H erro Prof. Dr . R .-E. Bader zum 70. Ceburrstag.
Anreicherung von Pseudomon as aeruginosa
231
von 62,9% (T ab. 1). Beim Vergleich zwischen Cetrimid- und Endo -Agar erwies sich der Cetr imid-Agar eindeutig besser. Auf Cetrimid-Agar fan den wir 77,7% , auf Endo nur 58,3% der Stamme (T ab. 1). Eine 48-stiindige Bebriitung bei 36 °C fiihrt e bei den vorgegebenen Inokula iiberall zu einer crhohten Ausbeute. Sie war bei der M alachirgriin-Bruhe am meisten erhoht. Bei der Acetamid-Bruhe I kommt es allerdings auch scho n zu einem Absrerben von P. aeruginosa (Tab. 2).
P. aeruginosa ist zwar schon sehr lange als pathogener Keim bekannt, doch ihr 5tellenwert und ihre Gefahrlichke it als Infektionserreger wurde erst in den vergangenen Jahren immer deutl icher (7, 11, 22, 29). Zwei Fak toren lieBen sie zu einem Problemkeim werd en: Zum einen ihre prim ate Resistenz gegen zahlreiche Antibiotika und zum and eren ihre ubiquitare Verbreitung in der Umwelt des Menschen, die durch ihre geringen N ahr stoffanspriiche bedin gt ist, so daf sie selbst noch unter extremen Augenweltbcdingungen wie etwa in destilliertem Wasser wachsen kann (5, 10). N icht nur die klinische Bakteri ologie, sondern auch die pr avcnt ive H ygiene und hier speziell die Lebensmittel- und Wasserhygiene intere ssiercn sich in zunehmendem M ag fiir den Nach weis von P. aeruglnosa. Doch diesem begrimdeten Interesse steht bis heut e keine allseits ancrkannte und diskussionslos verwendb are Nachweismet hodik zur Verfiigung. 50 werden zur Anreicherung von P. aeruginosa ganz unterschiedliche Fliissigmedien angewandt, in Standa rdvcrfahren ernpfohlen und sogar in gesetzlichen Regelungen fesrgeschrieben, ohne dag Vergleichs- oder Effektiviratsuntersuchungen publi ziert wurden, die Aussagen iiber die Leistungsfahigkeir der verschiedenen Metho den machen. Drei sich prinzipiell unrerscheidend e Prinzipie n werden heme konkurrierend nebeneinander angewandt: - Die nicht-selekrive Fliissiganrei cherun g bzw. Voranr eicherung etwa in Lakto sePept on-Bouillon (23) oder das von der US-Pharmakopoe vorgcschlagene CaseinDigest-Med ium (2) mit nachfolgender Kulrur auf einem Pseudornonas-selektiven Nahrboden wie Cetrimid-Agar (IS, 16, 29). - Die Fliissiganrei cherun g auf der Grundlage selektiv wirkendcr H emrnsubstanzen. H ierher gehorr die bereits 1943 von Habs u. Kirchner beschriebene (12) und seit 1974 von Schubert u. Blum propagierte Malachitgriin-Briihe (24), die inzwischen als Srandard-Verfahren in den deut schen Einheitsmethoden (4) und auch in der T rinkwasser-Verordnung (3) festgeschrieben wurde. Ein anderes Beispiel ist die in der britischen Pharmakopoe (1973) empfohlene Cetrimid-Briihe, die sich bei Vcrgleichsuntersuchungen mit der nicht-selektiven Briihe der US-Pharmakopoe als unterlegen erwies (13). Dariiber hinaus sind noch verschiedene andere P. aeru gin osa selektiv anre ichcrnde Briihen bekannt. Mossel u.lndacochea beschrieben 1971 eine Krist allviolett-Tylosin-Kanamycin-Briihe (19), die sich allerdings nicht sehr bewahrte (18, 20). Wesentlich besser erwies sich cine von Thorn et al. vorgeschlagene Nitrofurant oin-Briihe (18, 20, 28). Und jiingst wurde cine weitere Selektiv-Briihe auf der Basis von 9-Chlor-9-(4-diiithylamin oph enyl)-10phenylacridin (= " C 390") enrwickelt (17). - Auf anderer Basis funktionieren selekriv wirkende Anreicherungsbrii hen, die als einzige Energ ieque lle Substan zen anbieten, welche praktisch nur von P. aeruginosa verwertet werden konnen, wie das etwa die in den "Standard Methods for the Examination of Water and Wastewater" fiir die P. aeruginosa-Bestim-
232
H.H.Geuenich und H.E.Miiller
mung empfohlene Asparagin-Bruhe (21) oder das verwandte Drake'sehe Medium (9) darstellt. Selbstversrandlich lassen sieh nicht-selektive, nahrsroffreiche Briihen, wie sie insbesondere fiir vorgeschadigre Keime Verwendung finden, nieht mit Selektivmedien vergleiehen. Doeh abgesehen davon erseheint es noeh immer unbefriedigend, wenn fur die Anreicherung von P. aeruginosa ganz unterschiedliche Verfahren angewandt, ernpfohlen und teiIweise sogar vorgeschrieben werden, ohne daB iiberzeugende VergIeichsuntersuchungen fur die bevorzugte Methode exisrieren. In der vorliegenden Studie verglichen wir daher die Asparagin-Briihe der "Standard Methods" (21), die Malachirgrun-Briihe nach DIN 38411/8 (Entwurf Januar 1981) (4) und die bisher nur zur Diagnostik eingesetzte Acetamid-Briihe sowohl in der Modifikation der "Standard Methods" als auch der DIN 38411/8 (Entwurf [anuar 1981) (4, 21) und auferdem Cetrimid- und Endo-Agar aIs selektive Festnahrboden. Material und Methodik a) Untersuchungsmaterial Als Untersuchungsmaterial dientcn Wasserproben aus Klaranlagen-Zu- und -Abflussen mit Keimzahlen von P. aeruginosa, die aufgrund von MPN-Bestimmungen und einer oprimierten Anreicherungsmethodik im Mittel bei 50/ml und in Grenzwerten zwischen 1 bis 25000 /ml schwankten. Insgesamt wurden davon 408 Proben untersuchr, 275 waren Pcaeru-
ginosa-positiv. b) Untersuchungsgang
Es wurden jeweils 0,5 ml meist unverdiinnt in 4,5 ml der verschiedenen Anreicherungsbriihen gebracht und 22 bzw, 46 ± 2 Std. bei 36 ± 1 °C bebnitet, Danach wurden die Briihen parallel auf Cetrimid- und Endo-Agar ausgestrichen, um vergleichende Aussagen auch iiber diese beiden Nahrboden machen zu konnen und gleichzeitig die Gesamtausbeute von P. aeruginosa zu steigern.
c) ldentifizierungsreakiionen Zur Identifizierung von P. aeruginosa wurde zunachst auf Cetrimid- bzw. Endo-Agar die Oxidasereaktion durchgefuhrt (26) und die hier positiven Kolonien auf King P- und F- bzw. A- und B-Niihrbaden zur Farbstoffbildung gebracht (26). Bei apyocyanogenen Stammen wurde zusarzlich die Acetamidreaktion in der nach Einheitsverfahren beschriebenen Weise (4) angeschlossen.
d) P. aeruginosa-Anreicherungsbriihen Asparagin-Briihe (nach "Standard Methods" (21)): 3,0 g D,L-Asparagin 1,0 g di-Kaliumhydrogenphosphar, K2HPO j , wasserfrei 0,5 g Magnesiumsulfat, MgSO j • 7 H 2 0 ad II desr, Wasser, pH auf 6,9-7,2 einstellen und bei 121 °C 20 min sterilisieren.
Malachitgriin-Briihe (nach 6.3 der DIN 38411/8, Entwurf Januar 1981 (4)): 15,0 g Pepton 9,0 g Fleischextrakt ad 1 I dest. Wasser, im Dampftopf losen, pH auf 7,3-7,4 einsrellcn und bei 121 °C
Anr eicherung von Pseud om onas aeru ginosa
233
20 min sterilisieren. Danach 4 ml einer Mal achitgriin-Ldsun g zusetzen , die 0,75 g Malachitgriin in 100 ml Wasser enthalt. Diese konzentrierte Losung wird mit weiteren 21 Wasser im Verhalrnis 1: 3 auf Gebrauchsverdiinnung gebracht. Acetamid-Bruhe I (nach "Standard M ethods" (21)): 10,0 g Acetamid 5,0 g Natriumchlorid , NaCI 1,39 g di-Kaliumhydr ogenphosphat, K2HPO ., wa sserfrei 0,5 g M agne sium sulfat , MgSO •. 7 H 2 0 ad 11 dest, Was ser, pH auf 6,9-7,2 einstell en und danach bei 121 °C 20 min sterilisieren. Acetamid-Bruhe II (nach 6.9 der DIN 38411/8, Entwurf Januar 1981 (4)) : Losun g A : 2,0 g Aceramid 0,2 g Natriumchlor id, NaCl 1,0 g di-Kaliumhydr ogenphosphat, K2HPO., wasserfrei 0,2 g Magnesiumsulfat, MgSO •. 7 H 20 ad 900 ml dest. Wass er , auf pH 7,0 einstell en. Losung B: 0,5 g Natriumrnolybdar, Na 2MoO . : 2 H 20 0,05 g Eisen-Il -sulfat, FeSO. : 7 H 20 ad 100 ml dest. Wa sser. Von Losung B wird 1 ml in Losung A gegeben, gut geschiittelt und dana ch wird Lasung A mit dest. Wasser auf 1 I aufgefullt.
e) Selekiiu-Niihrboden Endo-Agar hergestellt nach (26) und als kommerzielles Produkt erh altl icb, z.B. BBL Nr. 11199 ; Fresenius/Instirur Pasteur Nr . 47 ; Merck Nr. 4043 und 4044. Cetrimid-Agar hergestcllt nach 6.2 der DIN 38411/8, Entwurf [anuar 1981 und als kommerziclles Produkt erhaltlich , z.B. BBL Nr. 11554 oder Merck Nr . 5284: 20,8 g Pepton 1,4 g Magnesium chlorid, MgCI. . 6 H 2 0 10,0 g Kalium sulf at, K2 SO. 0,5 g N- Cetyl-N,N,N-trimethylammoniumbromid (C 19H" BrN ) 15,0 g Agar ad 1 I desr. Wasser, nach 15 min Quelle n 10 ml Glycerin. Die M ischung unter Riihren zum Kochcn erh itzcn und dann bei 121 °C 20 min ster ilisiercn.
Ergebnisse lnsgesamt wurden bei den vergleichenden Unter suchungen 784 P. aeruginosaStamme isoliert. Sie waren aUe oxida sepo sitiv, bildeten Fluorescein und bauten Acetamid unt er Ammoniak-Bildung abo 49 Starnme (= 6,3 0/0) waren apyocyanogen. Die Ergebnisse der Vergleichsuntersuchungen an 4 Briihen, die bisher teils als Anreicherungsbriihen scho n Verwendung fan den, wie die Asparagin- und die Ma chitgriin-Briihe, die reils aber nur diagnostisch verwendet wurd en, wie die beiden sich in ihrer Zusammensetzung etwas untersche idenden Acerarnid-Briihen, sind in Tab. 1, Teil A, zusammengefalst.
184 160
7 12
174 = 78,0 %
784
275
223
Acetarnid-Bruhc II
1048
184
173 = 62,9%
234 = 85,1%
275
Malachitgr un-B ruhe
Aceramid-Briihc I
in sgesamt
184
203 = 73 ,8%
Gesamtza hl der a uf Endo-Agar ausgestrichenen Proben
275
da von po sitiv Gesamtzahl der unter suchten und abso lu t in % P. aeruginosa-oosi tive n P roben
Asparagin-Briihe
Un rer suchtc Brii he
Teil A
223 223 223
892
85 = 53,1%
415 = 58 ,3%
131
71,2 %
=
90 = 48,9%
109
223
Gesamtzahl der a uf CetrimidAgar ausgestriche nc n Proben
59,2%
=
davon positiv absolut in %
Teil B
Table 1. Compar ative studies of the en rich ment of P. aeruginosa in broths and of rhe cultur e on agar med ia
Tabellc 1. Vergleichsuntersuch ung en zur Anr eich er un g von P. aerug inosa in Briihcn und zur Kultur au f Aga r
693 = 77,7%
170 = 76,2 %
194 = 87,0%
153 = 68,6 %
176 = 78,9 %
davon positiv absolut in %
N
..-..,
E
~
i"
;:r:
0..
:::
::
;:; 0 ::r'
:::
:: ('D
('D
C)
;:r:
;:r:
1", -l:o.
122
122
122
122
59
59
46 ± 2
22 ± 2
46 ± 2
22 ± 2
46 ± 2
22 ± 2
46 ± 2
Malachitgriin-Briihe
Malachitgrtin-Brtihe
Acetamid-Brtihe I
Aceramid-Brtihe I
Aceramid-Bruhe II
Accramid-Briihe II
3+R 78%
78%
50%
59%
Gesamtausbeute in%
59
59
55
59
59
59
59
59
48
46
55
54
51
46
51
50
O+R
2+R
O+R
I+R
O+R
5+R
O+R
1 + R
81%
93%
86%
86%
Ausgestrichen auf Cetrirnid-Agar CesamtZahl der davon davon P.aerupositiv negativ ausbeute in% ginosapositiven Brtihen
". R isr der Rest der bei dieser Kombination aus Anreicherungsbrtihe und Selektiv-Agar negativ bleibenden Proben.
0+ R
43 46
1 + R
9+R
O+R
13+R
O+R
94
86
61
48
72
10 + R"
122
122
22 ± 2
Asparagin-Briihe
Asparagin-Bruhe
62
Ausgesttichen auf Endo-Agar davon davon Zahl der positiv negativ P.aeruginosapositiven Briihen
Bebrutungsdauer der Brtihein Stunden
Art der Briihe
Table 2. The yield of P. aeruginosa after enrichment in broths and culture on agar after incubation at 36°C during 22 and 46 h
Tabelle 2. Die Ausbeute an P. aeruginosa nach Anreicherung in Bruhen und Kultur auf Agar nach 22 und 46-sttindiger Bebriitung bei 36°C
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236
H. H. Geuenich und H.E. Muller
Hieraus geht hervor, da lS sich die in der Bundesrepublik als Einheitsverfahren angegebene Malachitgriin-Bouillon weniger gut zur Anreicherung von P. aeruginosa eignet als die in den USA empfohlene Asparagin-Briihe. Da Acerarnid von anna he rnd 100 % aller P. aeruginosa-Stiimme aber sonst nur von wenigen Bak rerien arten verwerret werden kann (6, 14, 25, 27), erschien es un s sinnvoll, die Acet amid-Briihe, welche u. W. bisher au sschlielSlich zur Diagnostik vo n P. aerugino sa herangezogen wurde, nun auch als Anreicherungsbriihe in den Vergleich miteinzu beziehen. Wie aus Tab. 1 hervorgeht, sind beide Acet amid-Briihen I und II bessere Anreicherungsmedien als Asparagin- oder Malachitgriin-Bouillon. Die Re zeptur beeinflufst das Ergebnis etwas. Die 1 O/oige Aceramid-Briihe erbrachte erwas bessere Resultate als die 0,2 O/oige. In Tab. 1, Teil B, wird die Effekrivirat der beiden Selektivnahrboden Endo- und Cetrimid-Agar nach Ausstreichen au s den verschiedenen Briihen verglichen. Insgesamt wurden auf Endo-Agar 712 und auf Cetrimid-Agar 892 P. aeruginosahaltige Anreicherungsbriihen ausgestrichen. Unter den gegebenen Verhaltnissen kon nten wir von Endoplatten 58 ,30/0, von den Cetrimidplatten dagegen 77,70/0 aller P. aeruginosa-Stiimme isolieren. Daraus ergibt sich die klare Aussage, daf der Cetrimid-Agar dem End o-Agar iiberlegen ist. Beriicksichtigt m an iiber die rein zahlenmafsig erfafbaren Ergebnisse hin aus auch das Krireriurn qu alit ati v besserer Erkenn- und Ablesebarkeit in den ver schiedenen Fliissig- und Fest -Medien, so ist folgendes festzusrelien: Beim Vergleich der Anreicherungsbriihen ist die Malachirgrim-Bouillon deshalb etwas ungiinstiger zu beurteilen als Acerarnid- und Asparagin -Briihen, weil der Fa rbsto ff Malachitgriin die haufi g bereits in der Prim arkultur auftretende Farbstoffbild ung nicht erkennen liiRt. Beim qualitativen Vergleich de r N ahrboden er wie s sich der Endo-Agar als w eniger spezifisch als der Cetrimid-Agar. Auf Cetrimid-Agar wuchsen fast nur P. aeruginosa -Stiim m e, auf Endo -Agar dagegen aueh eine Vielzahl anderer grarn-nega tiver Keime, so dag hier P. aeruginosa leichter iibersehen werden kann. D ie Ergebnisse un serer Unt ersu chungen iiber die Uberlebensfa higkeir von P. aerugino sa in Abhangigkeit vo n einer auf zwei Tage verlangerten Bebriirungszeit in den ein zelnen Selekti vbriihen sind in Tab. 2 zusarnmengesrellr. W ie man gut erkennr, erhohr sich die Ausbeute bei der M alachitgr iin -Briihe naeh zwe it agiger Bebriitung am mei stcn, weniger stark bei den iibri gen Briihen. Auch bei der Aeetamid-Briihe I erhohte sich die Gesamtzahl der positiven Befunde noch etwas, doch hier ist dann auch schon ein Absterben ein zelncr Starnme zu beobachten . Bei hoheren Inokula ver srarkt sich dieser Effekt ganz wesentlich, so daB nach zweitagiger Bebriitung u. U. nur noch 10-20 Ofo der eingesetzten Starnme wiedergefunden werden konnen (8).
Diskussion Wie au s den vo rliegenden Ergebnissen her vorgeht, sind d ie drei Briihen mit ihrem selektiv wirkenden Sub srr aran gebor fiir P. aeruginosa der Briihe mit der selektiv wirkenden Hemmsubst anz M alaehitgriin etwas iiberle gen. Da sieh speziell da s Acetamid in zahlreiehen Untersuchungen als fur P. aeruginosa differentialdia gn ostisch besonders selektiv herausgestellr harte (6, 14, 25, 27), lag es nahe, die Selektivitat die ser Substanz au eh fiir die Anreicherung von P. aeruginosa zu iiber-
Anreicherung von Pseudomonas acruginosa
237
priifen . Es ist verst andlich , daS eine Substanz, die als C- und N-Quelle fur P. aeruginosa und sonst nur wenige andere Keime verwertbar ist, auch zur Anreicherung
taugt, Damit kann sie allerdings nicht gleichzeitig auch als differenti aldiagnostische Reakti on dienen. Denn wie Schubert, Easanu und Easanu zeigten (25), konnen auch noch einige andere Pseudomon aden wie P. acidovorans, P. cepacia, P. ~uores cens, P. pseudomallei, P. putida, P. stutzeri u. a. Acetamid utili sieren. Zum Teil bilden sie ebenso wie P. aeruginosa Ammoniak wie P. acidouorans, P. cepacia, P. putreiaciens oder P. stutzeri. Und diese Keimarten rniissen in nachfolgenden Identifiz ierungsreaktionen, etwa der Fluore scein- oder Pyocyanin-Bildung in Verbindung mit der Ammoniak -Bildung aus Acetarnid von P. aeruginosa unterschieden werden. AbschlieSend ist festzu stellen, daS unsere Untersuchun gsergebni sse zu gewissen Zweif eln an der Effektivirat der M alachitgriin-Bouillon berechtigen , die nicht nur in den deutschen Einheits verfahren festgeschrieben wurde (4), sondern in der Trinkwasser-Verordnung in der Bundesrepublik bindend vorg eschrieben ist (3). Immerhin fand die Malachitgriin-Bouillon bisher keinerlei internationale Verbreitung, obwohl das Problem eines empfindlichen P. aeruginosa-Nachweises iiberall besteht, Deshalb sind hier wohl noch weitere intensive Vergleichsuntersuchungen notwendig, urn P. aerugin osa mit einer optimalen und dann auch allseits anerkannten und verwendeten Anre icherungsmethodik nachzuweisen. Die Vielzahl der heute noch ernpfohlenen Methoden ist scho n ein Beweis dafiir, daS sich eine optimale Methode noch nicht durch gesetzt hat . Fiir unsere eigenen Untersuchungen envies sich die Komb ination einer Anreicherun g mit Acetamid-Bruhe I und die nachfolgende Kultur auf Cetrimid-Agar am ergiebigsten . Die Untersuchungen wurden aus Mitteln des BMFT (02 WA 7141 und 02 WA 110) gefo rdert.
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Prof. Dr. Dr. Hans E. Muller, Staatliches Medizinaluntersuchungsamt, Hallestr. 1, D-3300 Braunschweig