Zusammenfassung der Diskussion

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Zusammenfassung der Diskussion Donner-Banzhoff (Uni Marburg) fragt, ob – bei aller Kritik am Stand der Wissenschaft - die Entwicklung von Instrumente...

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Zusammenfassung der Diskussion

Donner-Banzhoff (Uni Marburg) fragt, ob – bei aller Kritik am Stand der Wissenschaft - die Entwicklung von Instrumenten zur Wirksamkeits-Bestimmung sich nicht auch dadurch zusammenfassen lässt, dass die Stimme des Patienten wichtiger geworden ist und immer systematischer einbezogen worden ist? Ohmann bejaht dies durchaus, erinnert aber an die noch bestehenden Defizite bei Standardisierung und Validierung. Jürgen Windeler (MDS, Essen) vermisst die Patientenperspektive in der Auswahl von Zielkriterien bzw. Endpunkten (definitorisch zu unterscheiden von Patient Reported Outcomes [PRO]). Roman Görtelmeyer (Merz, Frankfurt) stellt fest, dass sowohl mit vorhandenen standardisierten als auch mit für klinische Programme neu entwickelten Instrumenten immer auch Claims abgesteckt werden. Dies ist ein wichtiger Grund für die oft unerwünschte Vielfalt bzw. Zersplitterung eines Forschungsgebietes. Beate Wieseler (IQWIG, Köln) sieht Publikationsstandards als mögliche Lösung, bei den vorher genannten Instrumenten Transparenz und Einheitlichkeit zu fördern. Umfangsbegrenzungen in referierten Zeitschriften müssen kein Hindernis sein, wenn Studienprotokolle, Analysepläne usw. digital zusätzlich publiziert werden können bzw. müssen. Thomas Kohlmann (Uni Greifswald) erwähnt die ICF-Klassifikation. Diese sei als Ganzes allerdings überhaupt nicht praktikabel. Vielmehr sei die Reduktion auf Core Sets zu begrüßen. Ob ICF in der klinischen Anwendung und Praxis funktioniert, ist nicht geklärt. Hier sind Studien nötig, z.B. der Einsatz von Teilen (Core Sets) in kontrollierten Studien.

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Edmund Neugebauer (Uni Witten-Herdecke) erwähnt das Memorandum III des Dt. Netwerks für Versorgungsforschung; dort sind Regeln niedergelegt, wie man Instrumente zur Erfassung der Lebensqualität einsetzt. Dies bezieht sicher allerdings auf den wissenschaftlichen Bereich. Hier entspinnt sich eine kurze Diskussion darüber, ob sich Endpunkte bei Versorgungsforschungs- bzw. Klinischen Studien (versorgungsnah oder –fern) grundsätzlich unterscheiden (sollen). Ohmann konzediert, dass in sämtlichen Studienarten grundsätzlich dieselben Instrumente zum Einsatz kommen. Unter bestimmten Bedingungen (z.B. Register) hat allerdings die Machbarkeit einen besonderen Stellenwert bei der Auswahl. Man kann komplexe und aufwändige Instrumente nicht flächendeckend anwenden. Dagegen weist Windeler darauf hin, dass dies auch für klinische Studien gelte, das einfachste Instrument sei auch hier das geeignetste. Und wenn es einfach, aber ansonsten wenig reliable/valide ist – was nützt es dann? Zeigt nicht diese Diskussion, dass wir einen falschen Weg in Richtung hochdifferenzierter, aufwändiger Instrumente gegangen sind, statt einfache, relevante und machbare einzusetzen? Ohmann wirft ein, dass die Entscheidung über den Einsatz eines Instrumentes von der spezifischen Fragestellung bzw. dem zu beobachtenden Phänomen abhängig gemacht werden müsse. Dabei, so Hans-Joachim Trampisch (Uni Bochum), sei es dann gleichgültig, ob man sich in der klinischen oder Versorgungsforschung befindet.

Heiner Bucher (Uni-Basel) wirft ein, dass bei einer umschriebene klinischen Fragestellung manchmal feine Unterschiede erfasst werden sollen. Ein generisches Instrument ist hier oft zu grob (Deckeneffekte); deshalb wird auf spezifischere (z.B. krankheitsbezogene) zurückgegriffen. In der Versorgungsforschung kann das generische Instrument für eine andere Fragestellung jedoch sensitiv genug sein.

Zusammenfassende Schlussfolgerung Die Vielfalt von Instrumenten, die für standardisierte Erfassung von Outcomes zur Verfügung stehen, ist ein Segen: ein Instrument kann situationsgerecht entsprechend dem Studienziel eingesetzt werden. Diese Vielfalt kann jedoch auch ein Fluch sein, da sie oft zu Bias und Verwirrung bei Untersuchern und rezipierender (Fach-) Öffentlichkeit führt. Korrespondenzadresse: Prof. Dr. med. Norbert Donner-Banzhoff, MHSc Rapporteur Abteilung für Allgemeinmedizin, Präventive und Rehabilitative Medizin Philipps-Universität Marburg Karl-von-Frisch-Str. 4 35043 Marburg Tel.: +06421 286 5120 Fax: +06421 286 5121 E-Mail: [email protected]

Z. Evid. Fortbild. Qual. Gesundh. wesen (ZEFQ) doi:10.1016/j.zefq.2010.03.024