Über die Modifikation des kälte- und lichtinduzierten Blüheffektes bei Zuckerrüben durch Anwendung des Wirkstoffes AMO-1618

Über die Modifikation des kälte- und lichtinduzierten Blüheffektes bei Zuckerrüben durch Anwendung des Wirkstoffes AMO-1618

Flora, Bd. 153, S. 87-89 (1963) (Aus dem Institut fiir Pflanzenziichtung Kleinwanzleben der Deutschen Akademie der Landwirtschaftswissenschaften zu B...

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Flora, Bd. 153, S. 87-89 (1963)

(Aus dem Institut fiir Pflanzenziichtung Kleinwanzleben der Deutschen Akademie der Landwirtschaftswissenschaften zu Berlin, Direktor: Prof. Dr. habil. G. GERDEs)

Uber die Modifikation des kalte- und lichtinduzierten Bliiheffektes bei Zuckerriiben durch Anwendung des Wirkstoffes AM0-1618 Von

P. Curth Mit 2 Abbildungen im Text (Eingegangen am 15. November 1962)

In den letzten Jahren sind iiber die Wirkung der chemischen Verbindung AM0-1618 einige Arbeiten bekannt geworden (CATHEY und STUART 1961, SACHS 1959), die vor allem einen wachstumshemmenden Einflu13 bei einer Reihe von Pflanzen nachweisen. Die festgestellten Wirkungen au13erten sich dabei nicht nur in einer Hemmung von Spro13- und Wurzelwachstum, sondern auch in Internodienverkiirzung und Rosettenbildung. So konnte z. B. der morphotische Einflu13 von AM0-1618 als Antagonismus zu dem des streckungs- und bliihfordernden Gibberellins nachgewiesen werden. Besonders aus diesem Grunde lag die Annahme nahe, daB auch der kalteund lichtinduzierte Bliiheffekt bei Zuckerriiben durch Anwendung des genannten Wirkstoffes modifizierbar sei. Von insgesamt drei zu dieser Frage durchgefiihrten Versuchen ist stellvertretend fiir alle der folgende beschrieben: Material: Stecklinge eines cercospora-resistenten Stammes; Alter 5 Y2 Monate.

Kiiltebehandlung im Kiihlkeiler: 29. 11. 1961 bis 27. 12. 1961; Temperatur + 1 °0, relative Luftfeuchtigkeit etwa 80 %· Weiterzucht im Gewachshaus unter Dauerlichtbedingungen: Tageslicht und ganznachtliches Zusatzlicht von Gliihbirnen (etwa 50 Lux) bis zum Versuchsende. Unterteilung in folgende Varianten der AMO-Tropfchenapplikation: A. B. C. D. E.

AMO-Konze;ntration AMO-Konzentration AMO-Konzentration AMO-Konzentration Aqua-dest.- Kontrolle

l0- 2 10-a 10-4 10-5

je 100 Wiederholungen

(AM 0- Konzentration 10- 3 = 1 g AM 0 in 1 I Aqua dest. gelost) Tropfchenapplikation: 5. 2. 1962 bis 13. 4. 1962. Der erste, fiir siimtliche Pflanzen gleiche Tropfungstermin fiel mit de m Zeitpunkt des Erscheinens der ersten Schosser zusammen. Betropfungsmethode: Jeden Montag, Mittwoch und Freitag mit Pipette auf die SproBvegetationskegel der zu behandelnden Pflanzen.

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Verbrauch bis zum Ende der Triipfchenapplikation bei der Variante 10- 3 : Etwa 591 (hg AM 0 je Pflanze. Diese Menge war auf 30 Tropftermine verteilt. Bei Pflanzen, die bereits vor Ende des Tropfungszeitraumes Bliitenknospen zeigten, wurde die Triipfchenapplikation vorzeitig beendet. Letzte Zahlung der bliihinduzierten Pflanzen: 4. 6. 1962. Ergebnisse s. graphische Darstellung (Abb. 1). 0

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B~einflussung des kdltemduz;?:!rten Bluherfo(qes rJurc/1 den W!rksloff Amo - 7678

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51 !2.2. !9.2 26.2 .f.J 12.3. 79.3 263 ?t,. gt,. 76.4 ?H JO.f 7.5 !ItS 2!5. 28.5.62 Bom!lerungen am Abb. 1. Die Ergebnisse des AMO-Behandlungsversuches.

Abb. 2. Der Entwicklungsunterschied der fiinf Varianten. Von links nach rechts: AMO-Konzentration l0- 2 , lo-a, 10-', 10- 5 , Aqua-dest.-Kontrolle.

Uber die Modifikation des kalte- und lichtinduzierten Bliiheffektes usw.

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Signifikanzermittlung nach den KoLLERschen Tafeln (Differenz zweier Haufigkeiten, KoLLER 1953). Chemische Charakteristik von AM0-1618: (4-hydroxy-5-isopropyl-2-methyophenyl)-trimethyl-ammoniumchlorid-1-piperidin-carboxylat. Bezugsquelle fur AM0-1618: Emeric Mandl, Les Biolays, Collex-Bossy (Geneve), Schweiz.

Abb. 1 veranschaulicht die Ergebnisse des mit vier verschiedenen Konzentrationen durchgeftihrten V ersuches: Gegeniiber der Aqua-dest.- Kontrolle war die Variante 10- 3 in bezug auf die Bliihentwicklung zeitlich in zum gro13en Teil signifikanter Weise benachteiligt, was bei der Behandlungsart mit der starksten Konzentration (10- 2) noch wesentlich deutlicher zum Ausdruck kam. Die Kurve der Variante 10- 4 zeigt einen der Aqua-dest.-Kontrolle sehr ahnlichen Verlauf, wahrend die Behandlungsart mit der starksten Verdiinnung (10- 5) gegeniiber dem mit destilliertem Wasser betropften Versuchsglied zum Teil signifikant gefordert war. Abb. 2 dient t der Veranschaulichung der durch die verwendeten Konzentrationen entstandenen Reihenfolge des Bliihbeginns. Toxische Uberdosierungseffekte traten nur in einigen Fallen bei der Konzentration 10- 2 auf, und zwar in Form von Nekrosen der Spro13vegetationskegel, die ein spateres Austreiben von Seitenknospen zur Folge hatten. Die dargelegten Versuchsergebnisse bestatigen die einleitend geau13erte These der Modifizierbarkeit des kalte- mid lichtinduzierten Bliiheffektes bei Zuckerriiben durch Anwendung der chemischen Verbindung AM0-1618, wobei durch Variierung der Konzentration sowohl eine bliihhemmende als auch eine bliihfordernde Wirkung erzielt werden kann. Eine Deutung des Eingriffs dieser Verbindung in das Geschehen der Bliihauslosung diirfte deshalb besonders schwierig sein, weil AM0-1618 je nach Konzentration synergistisch, indifferent oder antagonistisch wirkt.

Zusammenfassung Es wird ein mit vier verschiedenen AMO-Konzentrationen durc~gefiihrter Versuch zu vernalisierten Zuckerriibenstecklingen beschrieben, die sowohl eine bliihhemmende (Konzentration 10- 2 und 10- 3 ) als auch eine bliihfordernde Reaktion (Konzentration 10- 5 ) zeigten. Die einleitend geauBerte These der Modifizierbarkeit des durch Kalte uud Licht induzierten Bliiheffektes mittels des Wirkstoffes AM0-1618 konnte damit bestatigt werden.

Literatur CATHEY, H. M., and STUART, N. W., 1961. Comparative plant growth-retarding activity of AM0-1618, Phosfon, and CCC. Bot. Gaz. 123, 51-57.- SAcHs, R. M., 1959. The effect ofAM01618 and gibberellic acid on cell division and shoot development. Ref. Plant Physiology 34, XVII. Anschrift des Verfassers: Dr. P. CuRTH, Kleinwanzleben, Institut fiir Pflanzenziichtung der Deutschen Akademie der Landwirtschaftswissenschaften zu Berlin.