Eine Hilfestellung zur Abkl€arung, ob ein begr€undeter Ebola-Verdachtsfall vorliegt ist in diesem Supplement zum Epidemiologischen Bulletin auf Seite 2 abgedruckt und unter www.rki.de/ebolaflussschema abrufbar. Hier werden auch Hinweise gegeben, wie eine entsprechende Anamnese sicher erhoben werden kann, was genau einen ,,Kontakt‘‘ zu Ebolafieber-Erkrankten darstellt, und wie man vorgehen sollte, wenn von der erkrankten Person keine Angaben gemacht werden (k€onnen). Medizinisches Personal, das bei einem Patienten einen begr€undeten Verdacht auf Ebolafieber hat, muss sich an das zust€andige Gesundheitsamt wenden, das dann das Kompetenz- und Behandlungszentrum (www.stakob.rki. de) einbezieht. Fragen zum Nachweis von Ebolaviren bei begr€undeten Verdachtsf€allen k€onnen an das Bernhard-Nocht-Institut in Hamburg (BNI (http://www.bnitm.de/)) als Nationales Referenzzentrum f€ur tropische Infektionserreger und das Institut f€ur Virologie der Universit€at Marburg (http:// www.uni-marburg.de/fb20/virologie) als Konsiliarlabor f€ur Filoviren gerichtet werden. Die wichtigste Differenzialdiagnose bei Fieberpatienten mit Reiseanamnese aus Westafrika oder der Demokratischen Republik Kongo, ist die Malaria. Im Sommer werden in Deutschland monatlich 40 bis 50 F€alle von Malaria bei Personen diagnostiziert, die aus Westafrika einreisen. Deren schnelle Diagnose und Behandlung ist unter Umst€anden lebensrettend und sollte bei jedem Reiser€uckkehrer aus MalariaEndemiegebieten mit unklarem Fieber umgehend veranlasst werden. Hinweise zur Diagnose und Interpretation von Malaria-Befunden im Ebolavirus-Kontext stehen auf den RKI-Internetseiten zu Ebola und Malaria zur Verf€ugung, siehe www.rki.de/malariabefunde. Auch weiterhin erscheinen auf der Seite www.rki.de/ebola aktuelle Hinweise zur Vorgehensweise, Diagnostik, zu Schutzkleidung und €ahnlichen Aspekten im Zusammenhang mit den EbolaAusbr€uchen in Afrika. Quelle: Supplement zum Epidemiologischen Bulletin Nr. 35, 1. September 2014
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Dienstkleidung in der ambulanten Pflege? Nachdruck mit Genehmigung des Bibliomed Verlag, Melsungen und der Autoren Isabel Henseler (pro) und Sven Liebscher (contra), aus: Die Schwester Der Pfleger, Heft Juli 2014: 650–651
In Kliniken ist Dienstkleidung f€ur alle Pflegenden selbstverst€andlich. Im ambulanten Bereich existieren hier sehr unterschiedliche Regelungen. Macht eine einheitliche Dienstkleidung bei Pflegediensten Sinn?
pro
Ich bin Pflegeexpertin f€ur außerklinische Beatmung in der P€adiatrie und momentan als Pflegefachkraft in einem der gr€oßten ambulanten Kinderintensivpflegedienst in Berlin t€atig. Ich bin eine starke Bef€urworterin von festgeschriebener Dienstkleidung. Alle Pflegenden sollten sich bewusst sein, dass sie €uber das, was sie tragen, auch unsere Profession repr€asentieren. Insofern sollte die Kleidung eines jeden Mitarbeiters in der Pflege als Dienstkleidung erkennbar sein und professionell wirken. Schließlich w€unschen wir uns als Pflegefachpersonen auch Respekt und Wertsch€atzung von unseren Patienten und Angeh€origen. Mit tief ausgeschnittenen Blusen, Minir€ocken, extrem figurbetonten oder gar unordentlicher beziehungsweise unsauberer Kleidung erlangt man diese meiner Erfahrung nach nicht – ganz im Gegenteil. Auch wenn ich Dienstkleidung €außerst sinnvoll finde, d€urfen die Gegebenheiten und Besonderheiten des jeweiligen Pflegesettings nicht außer Acht gelassen werden. In meinem T€atigkeitsfeld, der ambulanten p€adiatrischen Intensivpflege, w€unschen sich Eltern so viel Normalit€at wie irgend m€oglich. Insofern l€asst sich nat€urlich dar€uber streiten, ob das Tragen eines weißen Kasacks, der sofort Assoziationen mit einem Krankenhaus weckt, Sinn macht. Auch bei den zu pflegenden Kindern kann Dienstkleidung schnell unangenehme Erlebnisse in Erinnerung rufen, was es
Krh.-Hyg. + Inf.verh. 36 Heft 4 (2014): 141–163 http://www.elsevier.com/locate/khinf
selbstverst€andlich zu vermeiden gilt. Deswegen trage ich, wenn ich in der Eins-zu-eins-Betreuung t€atig bin, eine eigene private Dienstkleidung: Jeanshosen oder Jeansr€ocke, Poloshirts und bei Bedarf eine Fleecejacke. Diese Kleidung habe ich f€ur mich gekauft und nutze sie ausschließlich bei der Arbeit. Dass die Kleidung bei 60 Grad waschbar sein muss, versteht sich von selbst. Manchmal bin ich auch in der Wohngruppenbetreuung t€atig. Dann trage ich konsequent Kasacks in hell- und dunkellila, gelb und schwarz, die vom Arbeitgeber auch so vorgeschrieben sind. Bei der Einzelbetreuung haben wir die M€oglichkeit, bedruckte T-Shirts und Strickjacken als Dienstoberbekleidung beim Arbeitgeber zu erwerben. Das ist, finde ich, eine grunds€atzliche gute Sache. Fazit: Ich kann jeder Pflegefachperson im ambulanten Bereich nur dazu raten, einheitliche Dienstkleidung zu tragen. Ein erkenntliches Dienstkleidungsoberteil gen€ugt oft schon, um die eigene Professionalit€at auszudr€ucken und zu verdeutlichen, dass hier eine kompetente und gut ausgebildete Pflegefachperson arbeitet und nicht die beste Freundin.
contra
Die Mitarbeiter unseres Intensivpflegedienstes tragen bei ihrer t€aglichen Arbeit am Patienten ausschließlich Privatkleidung. Dies hat verschiedene Gr€unde: Zum einen ist es so, dass wir kein ambulanter Pflegedienst im klassischen Sinne sind. Wir betreuen ausschließlich Intensivpatienten, die sich beziehungsweise ihre Angeh€origen bewusst dazu entschieden haben, nicht im Krankenhaus, sondern zu Hause gepflegt und versorgt zu werden. Unsere Kunden legen insofern großen Wert auf eine individuelle und nat€urliche Atmosph€are. Diese kann mit Privatkleidung effektiv gef€ordert werden. Pflegende werden von Patienten und Angeh€origen per se als Fremdk€orper wahrgenommen – gerade im h€auslichen Bereich. Dieser Eindruck wird durch vereinheitlichte Dienstkleidung noch verst€arkt. Unsere Klienten haben sich bei einer Befragung ausdr€ucklich daf€ur
ausgesprochen, dass sie von Pflegenden in ihrer privaten Kleidung versorgt werden m€ochten. Diesem Wunsch m€ochten wir gerne nachkommen. Auch unsere Mitarbeiter sch€atzen es, ihre eigene Kleidung bei der Arbeit am Patienten tragen zu k€onnen. Es ist bequemer in der Pflege und entspricht auch am ehesten unseren t€aglichen Arbeitsabl€aufen. Denn die Mitarbeiter kommen bei Dienstbeginn nicht erst ins B€uro und holen etwa Schl€ussel der versorgenden Klienten ab, sondern
fahren direkt zum Patienten und bleiben oft die gesamte Dienstzeit bei ihm. Vor zwei Jahren haben wir einmal einen Versuch gestartet und im Rahmen eines Testlaufs Dienstkleidung mit qualitativ hochwertigen Poloshirts eingef€uhrt. Doch schnell sind wir zur€uckgerudert und haben beschlossen, doch lieber zur bew€ahrten Privatkleidung zur€uckzukehren. Die Mitarbeiter haben sich mit der Dienstkleidung einfach nicht wohl und in ihrer Entscheidungsfreiheit eingeschr€ankt gef€uhlt.
Aus betriebswirtschaftlicher Sicht hat es f€ur einen Pflegedienst nat€urlich auch deutliche Vorteile, wenn von den Mitarbeitern private Kleidung getragen wird. Denn wenn man bedenkt, dass wir jeden unserer 150 Pflegenden mit mindestens drei Poloshirts ausstatten m€ussten, hat das nat€urlich auch eine finanzielle Komponente. Dennoch: Hauptgrund, an der Privatkleidung festzuhalten ist f€ur uns die F€orderung einer angenehmen, individuellen und h€auslichen Atmosph€are.
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