Zum wert subjektiver dialektgrenzen

Zum wert subjektiver dialektgrenzen

Lingua 21 (I 968) 594--596, © Ncv,,th-Holland Publishing Co., Amsterdam N o t to be reproduced by photoprint or microfilm without written permission f...

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Lingua 21 (I 968) 594--596, © Ncv,,th-Holland Publishing Co., Amsterdam N o t to be reproduced by photoprint or microfilm without written permission from the publisher

ZUM WERT

SUBJEKTIVER

DIALEKTGRENZEN

A. 'kVEIJN E N

Auf dem vom niederllindischen Ausschlufl. ffir Dialektforschung v,.ranstalteten Symposion vom 12. April 1944 habe ich zum erstenreal, u.a. durch Auswertung der Antworten auf Frage 1 des vom genannten Ausschul3 vcrschickten Fragebogens 8 (!939), mit Hi!fe yon Pfeilchen eine Methode entwickelt ffir eine Einteilung der Dia!ekte j. ;~ nach dem Bewul3tsein der Sprecher. Damals wul3te ich noch nicht, dab H. Bfild etwa um dieselbe Zeit gleichfaUs einige S.:hritte in dieser Richtung unternommen hatte. In einer kleinen i~roschfire Het bewustzijn van dialectverschil (1 ~61) i~abe ich auf die unbefriedigenden Ergebmsse yon Bfilds Methode hingewiesen. Die yon mir entwickelte Methode, welche ich der Bequemlichkeit halber die 'F'feilchenmetl~Lode' nennen m6chte, ha be ich spiRer erneut auf da:s Limburgische angewandt. 1) Ihrer bediente sich weiter W. G. Rensink in Mededdingen der Centrale Commissie voor Onderz,,ek van her Nederlandse Voikseigen Nr. 7, 1955, S 20-23. Die Merhode ist kurz fo!gende: rnittels Pfeilchen werden auf der Karte dieienigen Ddalekte miteinander verbunden, zwischen denen naeh Aussage der Gew~ihrsleute eine starke )/,hnliehkeit besteht. Auf diese Weise ergeben sieh gleiehsam dureh Ketten miteinander verbundene Dia!ektkcmplexe und zeiehnen sich Zonen ab, in denen die Verbindungspfeilehen fehlen. Diese Zonen bilden die irn Bewul3tsein des Dialektsprechers lebenden Dialektgrenzen. Verschiedentlieh hat unser japaniseher KoUege W. A. Grootaers erkl~rt, er glaube nicht an den Wert einer Einteilung naeh dem Dialektbewui3tsein der Spreeher: das erste Mal ir,~ einem Artikel: Orzgin and n,~dure o] the :,ubjective boundaries o] dialects, Orbis VIII,

:) Vgl. A Weijncn, Nederlamlse dialectkunde ~., § 40.

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ZUM W E R T S U B J E K T I V E R

DIALEI

TGRENZEN

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S. 355-384. In der obenerw~ihnt,m Brcschfire habe ich darauf reagiert. Grootaers' ablehnender Standpunkt finder seinen Grund nicht in der unterschiedlichen BescLaffenheit de~ Forschungsgebiets. Grootaers, der im Fernen Osten fiber Rensinl:,s Artikel, in dem die von mir entwickelte Methode ffir den ganzen niederl~indischen Sprachraum Anwend,ang gefunden hatte, blol? auf indirektem Wege informiert worden war und racine eigene U~tersuchung gar nicht kannte, muBte auf Grund ein(,r falschen Frage,;tel!ung no*,wendig zu anderen Ergebnissen gelangen als Rensink 1,n~ i~'h. !2, f:agte seine Gewiihrsleute, ob sic stlirkere oder schw~ichere Unterschiede mit den benachbarten Dialekten, die er Stfick ffir Sttick aufzeigle, herausfiihlten Nun, Unterschiede gibt es immer, auch m Japan. 'I for my part was not surpri,;ed that each hamlet felt some difference with its ' neighbor', sagt Grootaers. Seinem Befinden nach betrachteten also die von ihm befragten Japaner jede Dorfgrenze als eine deutliche Dialektgrenze und fungierten auBerdem in ihrem Vorstellungsbereich die alten feudalen Grenzen als Dialektgienzen ffir ganze Gruppen. Zu dieser Fest~s,tellung bemerkte Grootaers, dal3 weder die feudalen Grenzen noch die Dcrfgtenzen einer sprachlichen Realit~it entsprachen. Doch war, wie ich bereits sagte, aeine Fragestellung fal.~ch. Man kann einfache Leute nicht sagen lassen, wo Dialektgrenzen in gr6gerer Entfernung laufen; in einem solchen Fall sind Irrtfimer unvermeidlich. Und da in ihrer n~iehsten Urngebung nun einmal immer Unterschiede bestehen, ist die Vi~ahrsc':~einlichkeit, dab auf die Frage, ob sic Unterschiede Init dera Dialekt des Nachbardorfs heraush6ren, eine bejahende Antwort erfo!gt, e rfahrungs,gem~il3 sehr groB. Ich habe denn auch berei::s 1944 Grootaer~' Ari. der Fragestellung als verfehlt verurteilt. Vielmehr soll man die Leute befragen, wo eben iibereinstimmende Dialekte gesprochen werden. Vor kurzem hat Grootaers sich aufs neue gegen die subjektive lVlethode attsgesproc]hen; Vgl. W. A. Grootaer,;, Les premiers pas ci Ia reche~rche des ur,:itds dialectales, Orbis X l l , S. 361-380 und W. Grootaers, La discussion autour des/rom;~r,.s 4ialectales sub]ectives, Orbis X I I I , S. 380 ,[. Auch im letztgenan~,ten Artikel lehnt er auf Grand in J a p a n du.r.'.:!"..gefiihrter Ennittetungen den Zasammenhang zwischen den subiektiven und objektiven, Grenzen nach wie vor entschieden ab. Dies f~illt um so mehr auf, als sein Kollege Y. Mase, der glei.chfalls in Japan eine Umfrage durch t;~tlntie, in einem Artikel :

Une nouvelle tentative pour tracer les [ronti~,rc~ sut)iec~iw's des dialect.es,

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A. WEIJNEN

Orbis XI I l, S. 357ff., durchaus Zusammenhang hat nachweisen k6nnen. Er heil3t dort n~imlich wSrtlich, 'que la division objective des dialectes coincide presque parfaitement avec le sentiment subjectif des diffdrences dialectales dont les sujets ont cons(zience'. Der Grund, weshalb Y. Mase den Zusammenhang wohl land ur, d Grootaers nicht, leuchtet nun vollkommen ein. Lautete doch Ma-'es Frage, im Jahre 1963: 'Dans quel hameau parle-t-on comme :ici?' Ma~se erkundigte sich also, ganz im Sinne meiner Art der Frage~,,tellung, na,ch den Obereinstimmungen. Grootaers scheint sich nicht ganz bewuBt zu sein, dab dies im Grunde ein,e andere Methode ist als die seine. In Orbis X I I I , S. 3Sl %chreJbt er n~mlich tiber 'les fronti~res subjectives de premier degr~', al~ widerspiegelten sie eine 'r~ponse ii la question~: 'o¢1 parlet-on comme chez vous ?', aber in Wirklichkeit hat er diese Fxage nicht gesteiit,, vieimehr nach etwaigen Unterschieden gefragt. Zu diesem SchluB mul3 man schon gelangen, wenn man in Orbis VIII, 5 356 fol~ende Formulierung findet: 'Does the language spoken in this hamh,t differ in any way from that of the neighboring hamlet ?'. Diese Frage wurde immer mit 'ja' beantwortet. So L;el sein Ergebnis negatif aus; dagegen gelangte Mase, der eine bessere Merhode anwandte, zu positiven Ergebnissen. Selbstverst~n $2"=~: e;iit nacb., wie vor, dab in einer Hi~ lsicht die sog. Pfeilchenmethode n:.:ht ausreicht: Sie verschafft keine zuverl~tssigen Daten fiber die Beziehung zu anderen Dialektgruppen, Sie ist daher stets in den Rahmen einer oigjektiven Methode, namentlich der =,tempclmethode, einzubeziehen.

A nschri/t des A utors: Cura9aoweg, x8, Nimwegen, Die Niederlande