Das Aktionsb€undnis Patientensicherheit e. V. wurde im April 2005 als gemeinn€utziger Verein gegr€undet. Es setzt sich f€ur eine sichere Gesundheitsversorgung ein und widmet sich der Erforschung, Entwicklung und Verbreitung dazu geeigneter Methoden. Mehr Informationen finden Sie unter www.aps-ev.de. Quelle: Aktionsb€undnis Patientensicherheit (APS) Pressestelle, Dr. Adelheid Liebend€orfer Tel.: 0711 8931-173, Fax: 0711 8931-167 E-Mail: liebendoerfer@ medizinkommunikation.org www. aktionsbuendnis-patientensicherheit.de
Antibiotika-Resistenzen – der Kampf dagegen wird immer schwieriger - Zeit, Altbew€ ahrtes wieder aus der Schublade zu holen Sind Bakterien gegen Antibiotika resistent, so schreitet die Infektion voran und ein Patient kann mitunter sehr rasch in eine lebensbedrohliche Situation geraten. Wenn Antibiotika nicht mehr wirken, so sind sich viele Experten einig, bricht eine der tragenden S€ aulen der Gesundheitsversorgung weg. Im Kampf gegen Resistenzen ist es deshalb wichtig, auf verschiedenartige Reserve€nnen. €ckgreifen zu ko Antibiotika zuru TargocidR (Teicoplanin) ein Antibiotikum aus der Gruppe der Glykopeptide ist solch eine Substanz. Teicoplanin erreicht bei Patienten mit schwerwiegenden Infektionen wie Herz-, Knochen€ndungen durch oder Lungenentzu grampositive Bakterien – auch MRSA – gute klinische Erfolgsraten. Auch aufgrund seiner Zulassung bei Kindern (ab S€ auglingsalter) und Erwachsenen, seiner vereinfachten Therapie mit der meist einmal t€aglichen Gabe und seiner guten Vertr€ aglichkeit ist Teicoplanin ein wichtiger Vertreter der ReserveAntibiotika.
Eines der Schwerpunktthemen der letzten Monate waren die weltweit zunehmenden Antibiotika-Resistenzen. Schon heute sterben weltweit ca. 700.000 Menschen pro Jahr infolge einer Unempfindlichkeit von Bakterien gegen€uber Antibiotika [5]. Resistenzen erschweren die erfolgreiche Behandlung von Erkrankungen oder machen diese gar unm€oglich [5]. Staphylococcus aureus ist das typische Beispiel eines weit verbreiteten Keimes der rasch in der Lage ist, Resistenzen gegen€uber Antibiotika, wie z.B. Penicillinen, zu entwickeln. Dieser sogenannte Methicillin resistenten Staphylococcus aureus (MRSA) findet sich heute in vielen Krankenh€ausern, medizinischen Einrichtungen und Pflegeheimen. Pro Jahr treten allein in Deutschland ca. 14 000 Krankenhaus-infektionen mit MRSA auf [6].
Teicoplanin gegen multiresistente Keime Im Kampf gegen diese Resistenzen ist es wichtig, auf verschiedenartige ReserveAntibiotika zur€uckgreifen zu k€onnen. Teicoplanin geh€ort zur Gruppe der Glykopeptid-Antibiotika, die das Wachstum der bakteriellen Zellwand grampositiver Bakterien hemmen und so zum Absterben der gef€ahrlichen Krankheitserreger f€uhren. Selbst bei Bakterien, bei denen andere ReserveAntibiotika nicht mehr helfen, wird der Wirkstoff vielfach mit Erfolg eingesetzt [9,2]. Dadurch, dass die MRSA-St€amme in Deutschland noch empfindlich gegen€uber Teicoplanin sind, ist der Wirkstoff eine erfolgreiche Waffe gegen MRSA und andere grampositive Keime [2,3,7].
1x t€ aglich ist ausreichend Teicoplanin ist in Deutschland bei Kindern und Erwachsenen zur Behandlung zahlreicher Infektionen zugelassen [3]. Es wird in der Regel intraven€os oder intramuskul€ar verabreicht, wobei sich die Dosierung an der Schwere der Infektion sowie am K€orpergewicht des Patienten orientiert [3]. Bei einer Einschr€ankung der Nierenfunktion wird die Dosis ab dem 5. Tag je nach H€ohe der KreatininClearance angepasst.
Der Wirkstoff kann als Injektion €uber 3-5 Minuten oder als Infusion €uber 30 Minuten verabreicht werden. Durch die lange Halbwertszeit von Teicoplanin muss der Wirkstoff nach der Initialphase auch bei schwersten Infektionen nur 1x t€aglich gegeben werden. Aufgrund der guten Vertr€aglichkeit ist keine € Uberwachung der Spitzenspiegel n€otig. Die Messung der Talspiegel dient der Sicherheit, das Antibiotikum in ausreichender Konzentration eingesetzt zu haben. Oral verabreicht ist Teicoplanin zudem wirksam bei der Behandlung bakterieller Entz€undungen des Darms, hervorgerufen durch das Clostridium difficile. Bei der Behandlung mit Teicoplanin k€onnen leichte Durchf€alle und Hautreaktionen auftreten [2]. Doch Nebenwirkungen, etwa an der Niere, traten unter Teicoplanin deutlich seltener auf als unter anderen Antibiotika, die mitunter alternativ eingesetzt werden. Dies zeigten Studien an €uber 2600 Patienten [2].
Erfolgreiche Behandlung von MRSA-Infektionen Bei vielen mitunter lebensbedrohlichen Infektionen – auch mit MRSA – wie Endokarditis, Osteomyelitis, Lungenentz€undungen, Harnwegsinfekte und andere Erkrankungen ist Teicoplanin aufgrund seiner guten Wirksamkeit gegen€uber diesem Erreger, seiner leichten Handhabung und geringen Nebenwirkungsrate eine gute Alternative. So konnte z.B. in einer retrospektiven Analyse mit 51 Patienten mit MRSA-Endokarditis gezeigt werden, dass sich die Mortalit€atsraten von Teicoplanin und Vancomycin nicht unterschieden. 10 der mit Vancomycin behandelten Patienten wurden aufgrund von Nebenwirkungen auf Teicoplanin umgestellt [8]. Gute Ergebnisse konnten auch bei der Behandlung der Osteomyelitis erzielt werden, einer schweren und vielfach chronisch verlaufenden Infektion des Knochens z. B. in Folge eines offenen Knochenbruches oder einer Knochenoperation. Auch hier konnten Mediziner in mehreren europ€aischen L€andern große Erfolge erzielen. In Studien konnten bis zu 90% der Osteomyelitis-Patienten mit Teicoplanin geheilt werden [1,4,10].
Krh.-Hyg. + Inf.verh. 37 Heft 5 (2015): 220–239 http://www.elsevier.com/locate/khinf
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Quelle: Brand & Scientific Communication Christiane Rick Tel.: + (49) 69 305 - 80784
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Literatur [1] J.P. Borde, W.V. Kern, Dtsch Med Wochenschr 137 (49) (2012) 2553–2557. [2] A.B. Cavalcanti, et al. Cochrane Database Syst Rev 6 (2010) CD007022. [3] Fachinformation Teicoplanin, Stand 07/ 2014. [4] W. Graninger, et al. Drugs 54 (6) (1997) 21–28. [5] http://www.bmg.bund.de/ministerium/ meldungen/2015/ abschluss-des-g7-gipfels-in-elmau.html. [6] http://hygiene.charite.de/service/ haeufig_gestellte_fragen_faq/. [7] https://ars.rki.de/CommonReports/ Resistenzuebersicht.aspx. [8] J.H. Huang, et al. Scandinavial Journal of Infectious Diseases 40 (2008) 462–467. [9] I. Klare, et al. Bundesgesundheitsblatt Gesundheitsforschung Gesundheitsschutz 55 (11–12) (2012) 1387–1400. [10] L. Lazzarini, et al. J Chemother 14 (1) (2002) 71–75.
Ber€uhrung oder Einatmen und indirekt €uber kontaminierte Oberfl€achen. Das Problem: Viele Arzneimittel k€onnen unter Umst€anden sensibilisierend wirken oder kanzerogene, mutagene oder reproduktionstoxische Eigenschaften (CMR-Eigenschaften) haben. Inwiefern ein Medikament im Pflegealltag Gef€ahrdungen f€ur die Besch€aftigten mit sich bringt, h€angt von der Wirkstoffkonzentration sowie der Expositionsdauer und -h€ohe ab. Allerdings sind die Angaben der Pharmafirmen nicht arbeitsschutzbezogen. Die BGW hat deshalb Arzneistoffe mit Verdacht auf sensibilisierende und CMR-Eigenschaften in einer Liste zusammentragen lassen. Zu finden ist diese unter www. bgw-online.de, Suchstichwort: EP-Akmrs. Weiter gibt die BGW Empfehlungen f€ur den Umgang mit Medikamenten im Pflegealltag. Grunds€atzlich r€at sie: Arzneimittel in einer ruhigen
Arzneimittel in der Pflege sicher handhaben Pflegekr€afte kommen in ihrem Arbeitsalltag mit verschiedensten Gefahrstoffen in Kontakt. Was vielen nicht bewusst ist: Auch der Umgang mit Arzneimitteln birgt Risiken. Darauf weist die Berufsgenossenschaft f€ur Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW) hin. Sie gibt Informationen und Tipps zum sicheren Arbeiten mit Medikamenten. Aktuelle Forschungsergebnisse In einem Forschungsprojekt hat die BGW den Umgang mit €uber 90 g€angigen Antiinfektiva im Pflegealltag nachstellen und analysieren lassen. Untersucht wurden das Ausblistern, Teilen und € M€orsern von Tabletten, das Offnen von Kapseln, das Aufl€osen von Brausetabletten sowie das Vorbereiten und Verabreichen von Infusionen und Einzeldosen-Augentropfen. Ergebnis: Bei s€amtlichen T€atigkeiten wurden Wirkstoffe in die Arbeitsumgebung freigesetzt. Unbeabsichtigt mit ihnen in Kontakt kommen kann man direkt durch
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Arbeitsumgebung ohne st€orende Unterbrechungen zur Applikation vorbereiten: am besten in einem gesonderten, hinreichend beleuchteten Raum Arbeitsfl€achen vor Fl€ussigkeitsspritzern, St€auben oder anderweitigen Kontaminationen sch€utzen Arbeitsfl€achen zus€atzlich regelm€aßig reinigen und desinfizieren Wenn nicht auszuschließen ist, dass Arzneimittel mit den H€anden ber€uhrt werden: grunds€atzlich Einmalhandschuhe tragen Vor dem Bereitstellen von Infusionen, dem Herstellen von Mischinfusionen, dem Aufziehen von Medikamenten und anderweitigen T€atigkeiten mit Kontaminationsgefahr eine hygienische H€andedesinfektion durchf€uhren Bei T€atigkeiten, die einen Hautkontakt der Unterarme mit freigesetzten Wirkstoffen nicht ausschließen lassen, lang€armligen Schutzkittel tragen.
Erg€anzende Sicherheitstipps f€ur konkrete T€atigkeiten mit Arzneimitteln gibt die BGW online unter www.bgw-online.de/ goto/besi-tipps. Weitere Informationen €uber das von der Berufsgenossenschaft gef€orderte Forschungsprojekt zum Thema finden sich unter www. bgw-online.de, Suchbegriff: BESI. Die Berufsgenossenschaft f€ur Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege
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(BGW) ist die gesetzliche Unfallversicherung f€ur nicht staatliche Einrichtungen im Gesundheitsdienst und in der Wohlfahrtspflege. Sie ist f€ur mehr als 7,7 Millionen Versicherte in €uber 620.000 Unternehmen zust€andig. Die BGW unterst€utzt ihre Mitgliedsbetriebe beim Arbeitsschutz und beim betrieblichen Gesundheitsschutz. Nach einem Arbeitsunfall oder Wegeunfall sowie bei einer Berufskrankheit gew€ahrleistet sie optimale medizinische Behandlung sowie angemessene Entsch€adigung und sorgt daf€ur, dass ihre Versicherten wieder am beruflichen und gesellschaftlichen Leben teilhaben k€onnen. Quelle: Berufsgenossenschaft f€ur Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW) Torsten Beckel und Sandra Bieler, Kommunikation Pappelallee 33/35/37, 22089 Hamburg Tel.: (040) 202 07-27 14, Fax: (040) 202 07-27 96 E-Mail:
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Bakterien – von der Haut €rper in den Ko Wie Endoprothetik-Experten Gelenkinfektionen verhindern Pressekonferenz der Deutschen Gesellschaft f€ur Endoprothetik (AE) anl€asslich des AE-Forums Experts meet Experts – Pr€avention Periprothetischer Infektionen Allein auf einer Fingerkuppe befinden sich bis zu 100 verschiedene Keimarten. Dort schaden sie ihrem Wirt – dem Menschen – nicht. In einer Operationswunde entwickeln sich die gleichen Mikroorganismen jedoch zum Infektionsrisiko. Beim €nstlicher Gelenke ist es Einsatz ku daher notwendig, Patienten schon vor dem Eingriff einem ErregerScreening zu unterziehen und Hygieneregeln in der Klinik strikt zu beachten. Darauf wies die Deutsche €r Endoprothetik (AE) Gesellschaft fu auf ihrer Pressekonferenz am 19. Juni in Hamburg hin. Denn eine Infektion des Gelenks belastet den