Über das vorkommen von positiven blutkulturen, positiven urinkulturen und hohen antikörper-titern bei infektionen mit enteritis-salmonellen

Über das vorkommen von positiven blutkulturen, positiven urinkulturen und hohen antikörper-titern bei infektionen mit enteritis-salmonellen

o' ZbI. Bakt. Hyg., I. Abt, Ori A 249 , 215-219 (19Rl) Aus der Abteilung fur infektiose Krankheiten des Medizinischen Zentrums in Pula, jugoslawien ...

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ZbI. Bakt. Hyg., I. Abt, Ori A 249 , 215-219 (19Rl)

Aus der Abteilung fur infektiose Krankheiten des Medizinischen Zentrums in Pula, jugoslawien und der Mikrobiologischen Abteilung des Hygiene-Institurs in Pula, Jugoslawien

Uber das Vorkommen von positiven Blutkulturen, positiven Urinkulturen und hohen Antikorper-Titem bei Infektionen mit Enteritis-Salmonellen Enteric Infections by Salmonella: Occurrence of Positive Blood Cultures, Positive Urine Cultures and High Antibody Titres

ZVONIMIR MARETIC, RAGlE ZEKIC, MARTIN BUJANt, VERENA GOLOBIC und ROMANITA ROJNIC

Eingegangen am 21. Juli 1980

Abstract In the last two decades the classic typhoid and paratyphoid A and B became rare also in Istria being substituted by infections of salmonellas of the "minor group". Basing on observations on 418 patients (1970-1979) it was established that in 48.5% of them a significant increase of titers of antibodies, not only for group antigens but also for phasis antigens developed. This, together with positive hemocultures and urine cultures in a number of them, did lead the authors to the conclusion that the invasitiviry of these salmonellas (e.g. S. enteritidis, typhi murium, hadar, agona, abony) is greater than previously presumed and that the diagnosis "Salmonella-Fever" or "Paratyphoid" also in infections of these salmonellas is more justified.

Zusammenfassung In den letzten zwei ]ahrzehnten wurden klassischer Bauchryphus sowie Paratyphus A und Bauch in Istrien selten und wurden durch Infektionen mit Salmonellen der "MinorGruppe" ersetzt. Auf Grund der Beobachtungen an 418 Kranken (1970-1979) wurde festgestellt, daB bei 48,5% eine signifikante Zunahme der Antikorpertirer nicht nur fur Gruppenantigene, sondern auch fur Phasenantigene erfolgte. Das zusammen mit positiven Blutund Harnkulruren bei einer Zahl der Faile berechtigte den Schlufi, daB die Invasivitar dieser Salmonellen (z.B. S. enteritidis, typhi murium, hadar, agona, abony) groger ist, als man fniher im allgemeinen annahm, und daf die Diagnose "Salmonella-Fieber" oder "Paratyphus" bei diesen Salmonellosen ofrers gerechtfertigt ist,

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Zi Maretic, Ri Zekic, M.Bujan, V.Golobic und RiRojnic

Heute schaut man die Rolle der Salmonellen der "Minor-Gruppe" anders an als vor einigen Jahrzehnten, nicht nur ihrer grolsen Verbreitung und der grofen Zahl der neu entdeckten Arten wegen, sondern auch infolge neuer Erkenntnisse iiber ihre Invasivitat, Wahrend friiher die Meinung herrschte, daiS das SalmonellaFieber hauptsachlich durch S. typhi abdominalis sowie S. paratyphi A und B hervorgerufen wird, wissen wir heute, daf nicht so selten Erreger des SalmonellaFiebers und des Paratyphus auch Salmonellen der "Minor-Gruppe" sein konnen, Obschon auch nach der klassischen Einteilung der Salmonellosen bekannt war, daiS im Prinzip jede Salmonella Salmonella-Fieber, Salmonella-Sepsis und Salmonella-Enteritis hervorrufen kann, herrschte doch die Meinung, daf die Salmonellosen der "Minor-Gruppe" vorwiegend Salmonella-Enteritis verursachen. Obwohl bekannt war, daiS auch bei Salmonella-Enteritis ein Eindringen der Erreger in den Kreislauf erfolgen kann, wurde selten an eine Systemerkrankung gedacht, und der behandelnde Arzt begniigte sich gewohnlich mit Stuhlkulturen, ohne an Blutkultur und Widal-Reaktion zu denken. Doch aufgrund der Beobachtungen unserer Kasuistik der letzten Jahrzehnte, in der allmahlich der klassische Bauchtyphus und Paratyphus selten wurden und eine grofSe Verb reitung der Salmonellosen der "MinorGruppe" erfolgte, kamen wir zum Schlufs, daiS auch diese Salmonellen, ofter als friiher gedacht wurde, Salmonella-Fieber oder Paratyphus zu verursachen pflegen.

Methoden und Material In der Zeitperiode 1947-1979 wurden Haufigkeit und Wandel der durch Salmonellen verursachten Krankheiten in Istrien (Jugoslawien) beobachtet. Von 1970 wurden ofrers Blutkulruren und die Widal-Reaktion systematisch auch bei Fallen von Salmonellosen der "Minor-Gruppe" gepriift. Korrelationen zwischen klinischem Bild sowie Ausfall von Blutkultur und Widal-Reaktion wurden gepriift.

Ergebnisse Bis in die sechziger Jahre herrschten in unserer Pathologie in Istrien hauptsachlich die Bauchtyphus- und Paratyphus-B-Salmonellosen mit durchschnittlich ungefahr je 50 Fallen jahrlich vor (6). Manchmal kam es auch zu grofSeren oder kleineren Epidemien. Ein Beispiel dafiir war die grolie Bauchtyphusepidemie in Rasa 1950 mit 355 Fallen, neben der sich gleichzeitig in einem naheliegenden Dorfe auch eine Epidemie des Paratyphus B mit 31 Fallen abspielte (4). Allmahlich fiel die Zahl der Bauchtyphus- und Paratyphus-B-Kranken in Istrien auf nur einzelne Faile, aber dafiir nahm stark die Zahl der Salmonellosen der "Minor-Gruppe" zu, In dieser Zeitperiode wurden 55 Serotypen dieser Salmonellen in Istrien isoliert. Im Jahre 1970 hatten wir eine grolse Epidemie durch Salmonella enteritidis in Labin und Umgebung mit 289 Fallen (7). In spateren Jahren folgten in Pula und anderen Ortschaften Istriens Epidemien durch folgende Salmonellen: chester (20 Falle), wien (84 faIle), typhi murium (82 Faile), takoradi (19 Faile), hadar (36 Falle) und wieder enteritidis (1979) mit 40 Fallen (1,6, 8). Von der erwahnten Epidemie durch Salmonella enteritidis von Juni 1970 bis Ende Dezember 1979 lagen auf unserer Abteilung fur infektiose Krankheiten in

Infektionen mit Enteritis-Salmonellen

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Tabelle 1. Serotypen cler in Istrien (180000 Einwohner) isoliertenSalmoneIIen der "MinorGruppe" Gruppe B 1. S. abony 2. S. sladun 3. S. wien 4. S. stanley 5. S. duisburg 6. S. java 7. S. saint paul 8. S. chester 9. S. derby 10. S. agona 11. S. essen 12. S. typhimurium 13. S. bredeney 14.S. brandenburg 15. S. heidelberg 16. S. coeln 17. S. haifa Gruppe C\

18. S. oslo 19. S. georgia

20. S. cholerae suis 21. S. Livingstone 22. S. braedenrup 23. S. montevideo 24. S. thompson 25. S. virchow 26. S. infantis 27. S. richmond 28. S. bareilly 29. S. tennessee 30. S. eimsbuettel

Gruppe C, 31. S. muenchen 32.S. bardo 33. S. newport 34. S. kottbus 35. S. takoradi 36. S. blockley 37. S. bovis morbificans 38.S. hadar

Gruppe D 39. S. sendai 40. S. eastbourne 41. S. enteritidis 42. S. dublin 43. S. rostock 44. S. panama 45. S. kapemba 46. S. napoli Gruppe E 47. S. butantan 48. S. muenster 49. S. anatum 50. S. meleagridis 51. S. london 52. S. give 53. S. newington 54. S. senftenberg Gruppe F 55. S. ueneziana

Pula insgesamt 418 Patienten wegen Salmonellosen der "Minor-Gruppe". Bereits in der S. enteritidis-Epidemie 1970 iiberraschte uns die groRe Zahl der Patienten mit signifikanter Zunahme der Titer der Widal-Reaktion (61,60/0) (7). Ahnliche Beobachtungen machten wir auch in den folgenden Epidemien der "MinorGruppe" -Salmonellosen. Aufgrund dessen haben wir von den insgesamt 418 Kranken 203 (48,50/0) als Salmonella-Fieber oder Paratyphus autgefafir. Bei allen diesen war die Dynamik der Widal-Reaktion mit sehr hohen Titerwerten ausgepragt - auch bis 1: 20480. AuRer dem hohen Anstieg des Titers der Antikorper gegen Para BO (iiblich z: B. bei den Infektionen durch S. typhi murium, abony oder agonal oder Ty 0, oft nebst Para BO (bei S. enteritidis - bei 109 Kranken, d. h. bei 53,6°/1) von denen, bei welchen die Diagnose "Paratyphus" oder "Salmonella-Fieber" gestellt wurde), wurden auch Antikorper gegen Phasenantigene gefunden: gm bei S. enteritidis, 1,5 und i besonders bei S. typhi murium. Bei einigen Salmonellosen (S. thompson, blockley, abony, takoradi, hadar und bot/is morbificans} wurde auch die Zunahme des Titers der Antikorper gegen CO gefunden, Sonst wurden erhohte Werte der Titer gegen 1,5 und i auch bei einzelnen durch S. takoradi, thompson, java u. a. Erkrankten beobachtet. Die Erhohung der Titer der Antikorper gegen Phasenantigene war auch bedeutsam, wenngleich nicht so grof wie bei Gruppenantigenen. In einem Faile hatten wir z. B. eine Steigerung des Titers gegen 1,5 von 1: 20 auf 1: 5120.

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Z.Maretic, R.Zekic, M.Bujan, V.Golobic und R.Rojnic

Bei 5 von 65 Blutkulturen wurde eine Salmonella isoliert: dreimal S. takoradi und zweimal S. enteritidis. Von 231 Kranken, denen Harnkultur angelegt wurde, hatten 36 einen positiven Befund mit S. wien, S. typhi murium oder S. enteritidis. Stuhlkulturen waren bei allen Kranken positiv. Die Inkubationszeit war kurz, nur bis einige Tage. Das Krankheitsbild begann gewohnlich mit gastroenteritischen Symptomen von ein paar Tagen Dauer, mit Durchfall, der meistens wagrig war, aber manchmal auch Beimischung von Schleim und Blut zeigte, besonders bei S. enteritidis, S. typhi murium und S. abony. Heute kann man oft klinisch eine Salmonellose von einer Shigellose schwerlich unterscheiden. Bei Infektionen durch S. takoradi und S. hadar dauerten die Symptome kiirzer. Bei S. hadar gab es mehr asymptomatische Keimtrager als klinisch erkrankte. Im erwahnten Prozentsatz ging Salmonella-Enteritis in das Bild eines Paratyphus, meistens leichterer Form iiber, Ausnahmsweise sah man ein klassisches schweres Krankheitsbild. Die signifikante Zunahme der Antikorpertiter erfolgte iiblich nach dem zehnten Tage, als die Patienten schon symptomlos waren. Fieber trat bei 188 der 203 Patienten auf: meistens remittent, dauerte es 3-4 Tage, in einzelnen Fallen bis 40 DC steigend, besonders bei den durch S. typhi murium, S. enteritidis und S. takoradi Erkrankten. Hepatosplenomegalie wurde bei 95 Erkrankten festgestellt, Diskussion In unserem Krankengut wurde die Blutkultur relativ seltener gepriifl, aus dem Grunde, weil viele Kranke bereits subfebril oder afebril auf die Abteilung kamen. Doch aus den relativ oft positiven Harnkulturen kann man die Fahigkeit dieser Salmonellen, in das Blut einzudringen, ersehen. Ahnliche Beobachtungen hinsichtlich der Invasivitat der Salmonellen der "MinorGruppe" wurden auch von anderen Autoren gemacht, nur wurden diese Zustande nicht Salmonella-Fieber oder Paratyphus genannt (5, 9), sondern man beniitzte Ausdriicke wie: "Salmonellosis mit Bakteriamie" oder "Septikamie mit nichttyphosen Salmonellen" (3). Obschon man die alleinige Anwesenheit hoher Titer gegen Gruppenantigene in der Widal-Reaktion nicht als Beweis eines Paratyphus betrachten kann, spricht die Dynamik der spezifischen Phasenantigene gm, 1,5 und i doch dafiir, Nach einigen Meinungen sollte man Salmonellosen mit Durchfall, Dynamik der Widal-Reaktion oder positiven Blutkulturen, bei denen das Fieber mehr als 5 Tage dauert, als Salmonella-Fieber klassifizieren; wenn aber allgemeine Syrnptome iiberwiegen, sollte man sie als Paratyphus betrachten (2).

Schlufsfolgerungen Wahrend die Zahl der infektiosen Krankheiten im allgemeinen riicklaufig ist, nimmt jene der Salmonellosen der "Minor-Gruppe" und damit ihre Bedeutung immer mehr zu. Durch Beobachtungen vieler Falle dieser Salmonellosen wurden auch neue Ansichten iiber ihre Epidemiologie, Bedeutung und Eigenschaften, einschlielilich ihrer Invasivitat gebildet, Man sollte sie daher in Fallen mit bakteriologischer, serologischer und klinischer Bestatigung auch Salmonella-Fieber oder Paratyphus nennen.

Infektionen mit Enteritis-Salmonellen

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